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Dienstag, 22. Juni 2010

Besprochen: KELE - "THE BOXER"

Zu elektronisch für euch, Indie-Kids: Auf seinem Solodebüt lebt der Bloc-Party-Frontmann seine Vorliebe zum Dance hemmungslos aus!

Die großartige britische Indie-Rock-Band Bloc Party hat sich offiziell eine Bandpause verordnet - nur konsequent, das Frontmann Kele Okereke die Gunst der Stunde nutzt, auf Solopfaden zu debütieren. Es ist keine Neuigkeit, das Kele persönlich eher zum Dance tendiert. Was man an der musikalischen Entwicklung seiner Band mit "Flux", "Ares", "Mercury" oder "One More Chance" deutlich ablesen kann. Hier widmet er sich voll und ganz dieser Leidenschaft und durchstöbert dabei auch die angestaubtesten Kisten der Dance-Geschichte. Neben zeitgenössischen elektronischen Bezügen, veranstaltet er hier jedoch vornehmlich eine Reise in den Dance der 90er Jahre, ohne dabei in die Retro-Falle zu tappen. Die Bloc-Party-Melodien muss man hier nicht schmerzlich vermissen - vieles hier könnten auch verdammt gute Remixe seiner Hausband darstellen, wenn man es nicht besser wüsste. In seinem eigenen Dance-Kosmos ist "The Boxer" auch durchaus vielfältig und siedelt sich an verschiedenen Ufern an - auch wenn es nicht ganz an die spielerische Grandezza von Bloc Party heranreicht. Doch das ist spätestens nach einigen Hörduchläufen völlig egal. Zudem sei jedem angeraten: Dieses Album muss man als CD genießen - nicht als mp3! Erst hier kann sich die detailreiche Produktion in glasklarem und vollem Sound über den Hörer ergießen - und aus so manchem Song deutlich mehr Spannung herauskitzeln. Für Fans seiner Band könnte so manches hier beim ersten hören etwas gewöhnungsbedürftig anmuten: Acid-Synthesizer, House-Anleihen und weibliche Backgroundvocals gehören etwa dazu. Doch hat man sich an dem Material erst einmal warm gehört, ist man plötzlich ultimativ angefixt. Immer mehr schälen sich hier die Perlen heraus. So wirkte der Opener "Walk Tall" anfangs noch so, als wolle Kele gleich zum Auftakt all sein Pulver verschießen, enthüllt sich aber schon bald als apokalyptisch tribaler Acid-Elektro-Kracher. "The Other Side" kriegt einen mit seinen Stakkato-Gitarren und Kuhglockensounds. "Everything You Wanted" verbindet eine herzwringend hymnische Bloc-Party-Melodie mit bratzenden Synthesizern und Synthie-Piano-Untermalung. "Unholy Thoughts" klingt wie ein erstklassiges Outtake seiner Band und passt als einziger Song hier nahezu in den altgewohnten Indie-Rock-Kontext. Und "Rise" begegnet uns als von wunderbar käsigen 90s-Synthesizern und leidenschaftlicher Melodie begleitete Dance-Hymne, und entwickelt sich desweiteren zum ausufernden Elektro-Rock-Monster, das ein wenig an Justice erinnert. Einzig "On The Lam" irritiert ein wenig - zwar ein erstklassig geschmeidiger House-Pop-Ohrwurm, aber Kele's Stimme ist hier praktisch nicht wiederzuerkennen. Für jene eher wertkonservativen Bloc-Party-Liebhaber, die mit jedem neuen Album der Band krampfhaft eine Fortsetzung ihres Debüts "Silent Alarm" erhoffen, wird "The Boxer" wie ein Schlag in die Magengrube sein. Aber diejenigen, die auch den elektronischen und clubtauglichen Wegen folgen konnten, haben hier und jetzt die Gelegenheit, sich in ein nahezu erstklassiges Dance-Album zu verknallen.

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