♪♫♪ ...music makes the people come together... ♪♫♪

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Donnerstag, 28. Juli 2011

Besprochen: FOSTER THE PEOPLE - "TORCHES"

Den neuesten Lieblingen der Saison gelingt mit ihrem Debüt ein durchaus solider und vielversprechender Einstand.

Man kann quasi die Uhr danach stellen - pünktlich zu jeder neuen Frühling/Sommer-Saison, spucken Medien und Blogs neue In-Bands aus. Und immer auf's Neue ist es dann angeblich das beste, geilste und neueste auf der Welt. Wenn man sich dieses Musikkarussell länger anschaut, kann einem ganz schwindelig werden. Denn viele dieser groß gehypten Neulinge schaffen es, einen höchstens kurzweilig zu bespaßen. Doch ein paar andere wenige konnten sich als wahrhaft ernstzunehmende Künstler behaupten. Das US-Trio Foster The People, die neuesten Lieblinge der Saison, positionieren sich irgendwo in der Mitte. Der Dreier aus L.A. gibt sich hier hörbar Mühe, einprägsame und einnehmende Melodien zu schaffen, kreuzen dieses mit lockerflockigem Indie-Pop, zeitgeistigen Dance-Elementen, auch mal saftigen Gitarrenriffs und einer extra Portion Sonnenschein. Denn dieser dringt hier durch alle Ritzen, egal welche musikalische Form sie gerade annehmen. Sogar in der nachdenklichen, aber durchweg fabelhaften Indiepop-Hymne "Waste" (♪♫♪), quasi dem Herzstück ihres Debütalbums "Torches". Doch noch deutlichere Beispiele geben da der warme und verträumte Ohrwurm "I Would Do Anything For You" (♪♫♪), der extrem catchy Synthpop-Kracher und Albumopener "Helena Beat" (♪♫♪), der lässige und famose - den ganzen Hype erst auslösende - Hit "Pumped Up Kicks" (♪♫♪), oder das prächtige und discoide "Houdini" (♪♫♪) ab. Das mitreißend melodische "Life On The Nickel" spielt hervorragend mit trommelnden Beats, elektronischem gefrickel und gezirpe, sowie mit eingestreuten Nintendo-Sounds. Und das hervorragende, fast schon psychedelisch-verstörende "Miss You", baut sich zur eindringlichen Elektro-Pop-Hymne auf. Vieles hier ist zwar oft ein bisschen sehr shiny happy, aber dennoch kann die Platte verdammt viel Spaß machen. Am Ende klingt das ganze dann in etwa so, als würden es The Drums mit den Scissor Sisters auf dem Hinterhof der Pet Shop Boys treiben. Aber was zum Teufel könnte daran schon schlecht sein?




Montag, 25. Juli 2011

Besprochen: KELLY ROWLAND - "HERE I AM"

Lang hat sie dafür gebraucht, doch nun ist Kelly Rowland's 3. Album fertig. Und es ist gar nicht mal so gut.

Als ein (ehemaliges) Destiny's Child hat man es schon nicht leicht: So wurden Michelle Williams und Kelly Rowland doch sowohl in der Band, als auch Solo von Beyoncé Knowles stets weit in den Hintergrund gedrängt. Zwar lieferten ihre beiden Exkolleginnen manch handwerklich durchaus gelungenes Material ab, aber sie konnten ihr stimmlich als auch charakteristisch nunmal nicht das Wasser reichen. Und da in den Jahren nach Destiny's Child mit Rihanna oder Lady Gaga, nun auch andere Sternchen am Pop-Himmel aufleuchteten, die den eh bislang nur schwachen Glanz der Kelly Rowland vollends zu überstrahlen drohten, musste die Dame sich etwas einfallen lassen. Ursprünglich war "Here I Am", das dritte Album Rowland's, schon für 2010 geplant, als auch die erste Single "Commander" (♪♫♪) veröffentlicht wurde - ein etwas dröger Dance-Pop-Bastard, der so stumpf ist, dass er im Grunde schon fast wieder originell klingt. Doch die darauf folgenden Singles wie "Rose Coloured Glass" oder "Forever And A Day", die ebenfalls den vorgegebenen Dance-Kurs weiter verfolgten, konnten allerdings keine großen Erfolge verbuchen. Das Ende des konfusen Produktions-Wirrwarrs, führte dann in einen künstlerischen Spagat, der in seiner musikalischen Anbiederung fast schon beispiellos ist. So handelt es sich hier laut Recherche um die US-Version des Albums, dass stärker auf RnB- und HipHop-Einflüssen basiert, und (mit Ausnahme von "Commander") keine der bereits erwähnten Singles enthält. Als nächste offizielle US-Single gab es dann "Motivation" (♪♫♪), einen netten aber nicht gerade außergewöhnlichen RnB-Standard. Und der soll dann auch relativ stellvertretend für den Rest des Albums sein. Sicher, es wird nicht oft so nervtötend wie im stressigen und ziemlich arg peinlichen Opener "I'm Dat Chick" (♪♫♪), bei dem es schon reicht, sich nur den Titel mal auf der Zunge zergehen zu lassen. RnB-Schleicher wie "All Of The Night" (♪♫♪), oder dancigere Stücke wie "Turn It Up" (♪♫♪) und
"Lay It On Me" (♪♫♪) können durchaus ihre Momente haben. Das gesamte Material bleibt aber zu gesichts- und identitätslos, um in irgendeiner Weise einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Aber immerhin eine mehrheitlich gefällige und harmlose RnB-Platte - denn die sprechen in den USA ja eine erschreckend große Käuferschicht an. Laut Recherchen soll später (wann genau ist noch unklar) für den Rest der Welt eine separate International-Edition erscheinen, die den Schwerpunkt auf Dance legt. Und somit auch den europäischen Markt abgedeckt hätte, bei dem in Sachen Dance im Moment ja eine Menge geht. Ziemlich dreist, aber vielleicht auch noch eine zweite Chance: Nach der mehr als mageren US-Version, bleibt nun wenigstens noch ein Funken Hoffnung.




Donnerstag, 21. Juli 2011

Besprochen: PORTUGAL. THE MAN - "IN THE MOUNTAIN IN THE CLOUD"

Auf ihrem neuen Album schreiben die Alaskaner den Pop in Großbuchstaben! Und sie machen ihre Sache mal wieder verdammt gut.

Portugal. The Man, die Band aus Alaska mit dem herrlich spinnerten Namen, haben sich ja schon etwas länger einen guten Namen im Pop gemacht. Im weitesten Sinne zumindest. So kann man ihr künstlerisches Schaffen durchaus nicht nur auf schlichten Pop beschränken. Aber auf ihrem nun 6. Album "In The Mountain In The Cloud", ist dieser so präsent wie nie zuvor. So hört man auf der neuen Platte Bezüge und Elemente von Psychedelia, über Glam- und Progressive-Rock, bis hin zu - genau - POP. In Großbuchstaben. Denn ihren eh schon ausgeprägten Sinn für famose Melodien und Harmonien, haben sie auf ihrem neuesten Werk noch einmal perfektioniert. Und als wenn es nichts normaleres gäbe, schleudert uns das Quartett einen Ohrwurm nach dem anderen um die Ohren. Trotz all der Eingängigkeit, geben sie sich aber nicht dem künstlerischen Ausverkauf hin, indem sie in die musikalisch unterschiedlichsten Ecken und Winkel schielen - und vor allem das meiste hier mit hörbarer Leidenschaft darbieten. Und schon gleich zu Beginn liefern sie mit "So American" (♪♫♪) eine 60s-infizierte und hochgradig ohrwurmige Pop-Perle, die gleich in die Synapsen kriecht - und zu ausgelassenem mitsingen einlädt. "Got It All (This Can't Be Living Now)" (♪♫♪) kommt mit herrlich dengelnden und melodischen Gitarrenriffs des Weges, sowie einer hymnisch gut gelaunten Melodie. "Head Is A Flame (Cool With It)" (♪♫♪) zeigt sich als catchy Pop-Perle, die perfekt den Spagat zwischen Melancholie und ohrwurmiger Eingängigkeit schafft - und durchaus hohe Hitchancen aufweist. "Everything You See (Kids Count Hallelujahs)" (♪♫♪) offenbart sich als melodieverliebtes, von marschtrommelndem Rhythmus, mäandernden Orgeln, und Bläsern begleitetes 60s-Pop-Juwel. Mit weit in den Horizont strahlender Melodie, bedächtigem Piano-Einsatz, softer Synthesizer-Garnierung und ausufernd dynamischem Gitarrenriff, mutet dann "All Your Light (Times Like These) (♪♫♪) beinah ein wenig progressiv an - und fabelhaft sowieso. Und "Once Was One" (♪♫♪) erhebt sich zur großartigen und eindringlichen Psychedelic-Rock-Hymne, mit einer Melodie zum niederknien. Fans der vor allem früheren, experimentelleren Platten der Band, könnte hier eventuell ein wenig irritiert sein. Doch wer ein offenes Ohr für beinah perfekten Pop hat, der wird diese 11 Stücke auf Anhieb ins Herz schließen.


Mittwoch, 20. Juli 2011

Besprochen: SON LUX - "WE ARE RISING"

Auf seinem neuen Album hat Son Lux eine Art strahlendes Zwitterwesen aus Sufjan Stevens und Björk erschaffen. Oder mit anderen Worten: Die vielleicht schönste Art-Pop-Platte des Jahres.

An dem, was man auf "We Are Rising", dem zweiten Album des findigen US-Popkünstler Son Lux (alias Ryan Lott) so hört,werden sich mit Sicherheit die Geister scheiden. Für die einen, die musikalische Höhepunkte vornehmlich im Flachland des Formatradios suchen, wird dies womöglich als ein verstiegener und schrulliger musikalischer Hirnfick anmuten.
Wer sich zu eben dieser Kategorie zählt, der kann hier an dieser Stelle getrost aussteigen. Wer jedoch ein offenes Ohr für experimentellen Seelenstriptease hat, und auch die Schönheit im Abstrakten findet, für den eröffnet sich vielleicht ein Meisterwerk moderner Pop-Kunst. Doch wie kann man in Worte fassen, was der junge Mann hier so alles treibt? Vor dem inneren Auge (oder Ohr?) scheint es fast so, als würden hier Sufjan Stevens und Björk eine organisch-synthetische Verbindung eingehen, und uns allerlei wunderliche und wunderschöne Sounds und Elemente nur so um die Ohren wirbeln, bis uns ganz schwindelig wird vor Glück. So können sich mal aus unverschämt abstrakten Klanggebilden, kunstvoll ausgearbeitete Gänsehaut-Hymnen erheben, und im nächsten Moment kann songgewordener Sternenstaub in ungeraden und gegenläufigen Rhythmen verwehen. Wenn man dann noch weiß, das er diese 9 Song-Kunstwerke innerhalb von nur 28 Tagen kreierte, kann einem ganz schwummerig werden. Denn "We Are Rising" ist das Resultat seines Beitrags zur RPM-Challenge, zu dem ein lokales Musikmagazin alljährlich Musiker einlädt. Und die Regeln schrieben vor, innerhalb des Februars 10 Songs oder 35 Minuten eigens komponierter Musik einzuspielen. Das dabei allerdings ein solch beseeltes Stück Art-Pop herauskommen würde, hätte wohl der Künstler selbst nicht geahnt. Was sich einem hier an glanzvollen und prächtigen Perlen ergießt, macht es einem schwer, nicht zu staunen. So offenbart schon der Opener "Flickers" (♪♫♪) in welche Richtung diese Reise führt, wo sich ein entrücktes und intimes Singer/Songwriter-Juwel in einem strahlenden und elektroakustischen Klangkosmos verliert. "All The Right Things" (♪♫♪) vereint folkpopige Grundierung mit schleppenden Elektrobeats, schillernden Synthies und fabelhaft eingewobenen Bläsern und Flöten. In der großartigen Art-Pop-Hymne "Rising" (♪♫♪) hören wir filigranes Glockenspiel, zärtliche Streicher, verspielte Flöten und sich weit in den Himmel schraubende Synthesizer - ehe das ganze am Ende genial von einem gegenläufigen Rhythmus sabotiert wird. In "Claws" liefern sich melancholisches Pianospiel, stampfende Beats, surrende Synthies und verstörende Klangspielereien, einen fantastischen und erstaunlich homogenen Schlagabtausch. Und das hymnische "Let Go" entsteigt einem fast hypnotischen Soundgewand aus federleichten Klarinetten, Breakbeats und Synthesizern.
Im Grunde könnte man Stunde um Stunde und Zeile um Zeile füllen, um all die Eindrücke zu umschreiben, die im Verlaufe dieser nur 35 Minuten auf einen nieder prasseln. Und doch hätte man noch nicht annähernd die Wirkung eingefangen, die dieses Stück moderner Popkunst entfaltet. Man muss es einfach selbst erleben. Das die wenigsten dort draußen dieser Aufforderung Folge leisten werden, versteht sich leider von selbst. Der wahrscheinlich kleine, überschaubare Rest hingegen, kann hier ein fabelhaftes, feierliches und zugleich fragiles Wunderwerk entdecken, dass einen fesselt und so schnell nicht mehr loslässt.




Samstag, 9. Juli 2011

Besprochen: CASPER - "XOXO"

HipHop für Menschen die keinen HipHop mögen: Auf seinem 2. Album meistert der junge Rapper bravourös den Sprung durch die Genres - und schafft eine mehr als gelungene HipHop-Platte.

Das der HipHop an Kreativitätsmangel von globalem Ausmaß leidet, ist dieser Tage wohl kein großes Geheimnis mehr. Davon ist durchaus auch die deutschsprachige Szene betroffen, die in all den Jahren zuvor ja auch nicht immer den besten Riecher hatte. Doch zugegeben: Mindestens ein Label vermochte doch in aller Regelmäßigkeit deutschen HipHop von hoher Qualität auszuspucken. Vom Label Four Music ist die Rede, die im HipHop-Fach so anständige Namen wie Freundeskreis, Die Fantastischen Vier oder Marteria hervorbrachten. Aber auch andere Genres mit Künstlern wie Joy Denalane, Clueso (der seinen Weg ja bekanntlich auch im HipHop begann), oder Nneka bestückt. Vielleicht färbte das auf den Bielefelder Rapper Casper (bürgerlich Benjamin Griffey), eines ihrer jüngsten Schützlinge, ab. Denn mit dem was er auf seinem 2. Album und Label-Debüt "XOXO" so anstellt, will Casper sich nie so recht in eine Schublade pressen lassen - zumindest ohne das Kopf, Arme und Beine zu allen Richtungen heraus ragen. Denn hier erwarten uns Coldplay-Pianos oder epische Gitarrengewitter à la Kings Of Leon, die Casper's Rap's einrahmen. Und hört man letzteren aufmerksam zu, merkt man, dass der junge Mann durchaus etwas zu sagen hat. Stark melancholisch gefärbt, kreierte er mit "XOXO" ein düsteres Selbstporträt, das zum Nachdenken anregt. Wut, Aggression, Schmerz, aber auch Hoffnung prägen die Texte, ohne das er es dabei nötig hätte, auf die abgeschmackten, peinlichen oder kitschigen Klischees zurückgreifen zu müssen, die ja nicht nur im hiesigen HipHop allzu gerne bedient werden. Und so bringt er aussagekräftige Raps mit kreativer und vielseitiger Produktion zusammen, die alles sind - nur kein HipHop. So schmückt sich schon der famose Opener "Der Druck steigt (Die Vergessenen Pt.1)" (♪♫♪) mit dramatischen Chören, epischen Gitarrenwänden, und einem Hauch Endzeit-Stimmung. Welches dann wiederum nahtlos übergeht in "Blut sehen (Die Vergessenen Pt.2)", dass sich als
mitreißender HipHop-Track vom feinsten in Szene setzt. "Wir liegen lachend in den Trümmern und fühlen uns frei" singt dann im fantastischen und mitreißenden Titelsong "XOXO" niemand geringeres, als Tomte-Sänger Thees Uhlmann, eingerahmt von schillernden Coldplay-Momenten. Im gefühlvollen "Michael X" (♪♫♪), quasi ein Nachruf auf einen verstorbenen Freund, gelingt ihm ein Text und eine Produktion, die wortwörtlich zu Tränen rühren. "Das Grizzly Lied" (♪♫♪) besticht durch warme Atmosphäre und abwechslungsreiche Produktion, die stets neue kleine Entdeckungen zu bieten hat. Und mit hervorragenden Lyrics, einehmendem Dance-Groove und einem Gastbeitrag von Marteria, gelingt Casper eine kleine Hymne, die genauso ist wie sie heißt: "So perfekt" (♪♫♪). Und auch sonst gibt's hier noch eine Menge tolles zu entdecken. Der Junge könnte tatsächlich das Zeug haben, dem deutschen HipHop zu neuem Ruhm zu verhelfen - verdient hätte er es allemal.





Montag, 4. Juli 2011

Besprochen: KAISER CHIEFS - "THE FUTURE IS A MEDIEVAL"

Mit ihrem 4. Album hat die britische Band wieder den richtigen Kurs eingeschlagen - nur das Gas geben fällt ihnen noch etwas schwer.

Das die Kaiser Chiefs seit ihrem 2005er Debüt "Employment" an akuter Einfallslosigkeit litten, sollte allseits bekannt sein. Denn schon "Ruby", erste Single zum zweiten Album, offenbarte als fürchterlicher Freibierzelt-Schunkler den qualitativen Abwärts-Trend. Welchen sie dann beständig bis in die fast völlige Belanglosigkeit ausbauten. Mit ihrem neuen und vierten Album "The Future Is A Medieval", hatten sie aber in puncto Veröffentlichungsstrategie schonmal eine wirklich hübsche Idee: Auf ihrer Website www.kaiserchiefs.co.uk hatte der Fan die Gelegenheit, sich sein eigenes und individuelles KC-Album zu kreieren. Aus 20 zur Verfügung gestellten Songs konnte sich der Hörer die Hälfte aussuchen und sie in beliebiger Reihenfolge und mit eigenem Artwork kompilieren. Und ein weiterer Clou: Kaufte etwa ein Fan die Version eines anderen, bekam dieser £1 pro Download von der Band zurück - und konnte so mit Glück sogar Geld verdienen. Das die Kaiser Chiefs selbiges damit auch taten, steht feilich außer Frage. Aber: Ein offizielles Album mit von der Band ausgewählten 13 Songs gibt es nun dennoch, was die vorangegangene Strategie irgendwie ad absurdum führt. Oder sich eben als berechnende Marktanalyse im Vorfeld outet. Aber ohne ein offizielles Album gehts dann halt wohl auch nicht. Also wie ist es musikalisch bestellt um "The Future Is A Medieval"? Zum Anfang überrascht es schonmal ein wenig. Die erste Single und Opener "Little Shocks" (♪♫♪) kommt recht ernst und mit heulenden und schwurbelnden Gitarren des Weges, was man den Chiefs so nicht zugetraut hätte. Ein Hit ist sicherlich etwas anderes, aber für den Anfang schon mal ein gelungener Einstieg. So wahnsinnig revolutionärer wird es danach aber auch nicht allzu oft. "Things Change" (♪♫♪) kommt zwar gar nicht mal so schlecht, klingt aber unterm Strich doch ein wenig wie Depeche Mode auf komischen (aber nicht unbedingt schlechten) Drogen. "Starts With Nothing" (♪♫♪) liefert mit fast schon psychedelischen Gitarrenwänden die richtigen Ansätze, geht den Weg aber leider nicht konsequent genug zu ende, um einen wirklich einprägsamen Song abzugeben. "When All Is Quiet" (♪♫♪) macht es da mit leichten 60s-Anleihen schon spannender, bleibt aber ein für die Chiefs zwar respektabler, aber einfacher Singalong. Einer der herausstechendsten Momente ist vielleicht "Man On Mars" (♪♫♪), welches zwar keinen Hit darstellt, der einem praktisch ins Gesicht springt, sondern sich viel besser mit einer feinen Melodie und gelungener Produktion, langsam ins Hinterstübchen schleicht. "Heard It Break" (♪♫♪) kommt mit niedlichen Synthies daher, und "Out Of Focus" (♪♫♪) macht als solider Synthierock eine adäquate Figur, während die fast an die Beatles gemahnende, auf Akustikgitarre und Streicher beschränkte Ballade "If You Will Have Me" (♪♫♪), das Album mit einem Highlight abschließt. Sie haben hier nichts wirklich schlecht gemacht und experimentieren mehr mit in die richtigen Richtungen. Aber die zündenden Songs wollen ihnen leider nicht so recht aus den Ärmeln purzeln. Zwar mag man sich unter Kenntnis der restlichen zur Verfügung stehenden Songs fragen, warum es das hübsch energiegeladene "Problem Solved" (♪♫♪), oder das sachte psychedelische "I Dare You" (♪♫♪) nicht auf das Album geschafft haben - aber im großen und ganzen lässt sich darunter sonst auch nicht viel aufregenderes Material finden. Das neue Album ist quasi ein kleiner Silberstreifen am Horizont: Die Kaiser Chiefs haben wieder einen guten Kurs eingeschlagen - jetzt müssen sie nur noch Gas geben. Vielleicht kommt beim nächsten Mal ja die richtige Überraschung und sie kredenzen uns wieder ein wirklich gelungenes Album. Ein solches ist "The Future Is A Medieval" zwar nicht geworden, aber man sollte die Hoffnung vielleicht doch noch nicht aufgeben.