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Dienstag, 13. Dezember 2011

Special: DIE BESTEN PLATTEN 2011!



Es ist wieder soweit - ein weiteres Jahr neigt sich immer rasanter dem Ende. Zur Veröffentlichung dieses Beitrages wird das Jahr 2011 sogar in seinen allerletzten Zügen sein. Und so soll hier noch einmal die Musik, genauer genommen die besten Alben, des vergangenen Jahres gewürdigt werden. Hier folgen nun die für mich persönlich besten Platten des Jahres. Aufsteigend von Platz 50, bis zu meiner persönlichen Platte des Jahres auf der Pole Position. Es hat eine Menge Mühe gekostet - aber es macht ja Spaß. ;-)


Also auch allen Lesern viel Spaß bei meinen Favoriten aus 2011!




50. ROXETTE - "CHARM SCHOOL"

Manch ein Leser wird wohl nun ungläubig auf den Bildschirm starren. Ja, Roxette schaffen es in in der Tat in diese Liste. Und das sowohl gut überlegt, als auch absolut verdient. Denn was der erfolgreichste Schweden-Import seit ABBA mit seinem neuen Album "Charm School" leistet, grenzt an ein kleines Wunder. Im Herbst 2002 wurde bei Sängerin Marie Fredriksson ein Hirntumor diagnostiziert, eine schwere Operation folgte, und die Sängerin musste neu gehen und sprechen lernen. Und heute, 10 Jahre nach ihrem letzten (und schwachen) Album "Room Service", kehren sie auf die Bühne zurück - und haben ihr wohl bestes Album seit 20 Jahren im Gepäck. Inklusive ein paar neuer Klassiker: Die großartige Single "Speak To Me", als auch der hymnische Pop-Ohrwurm "Only When I Dream", sind zwei Paradebeispiele dafür. Aber auch andere Songs stechen heraus: Die Ballade "No One Makes It On Her Own", die Singer-/Songwriter-artige Perle "I'm Glad You Called", der beinah beatleske Ohrfänger "Dream On", oder das atmosphärisch-schöne, von einer wundervollen Melodie beseelte "Happy On The Outside". Man kann das alles natürlich trotzdem ganz ätzend finden, wenn man denn will. Oder eben ganz einfach wundervoll. (♪♫♪)



49. PATRICK WOLF - "LUPERCALIA"


Wer seit, sagen wir mal, Patrick Wolf's 2. Album nichts mehr von ihm gehört hat, der dürfte beim ersten Genuss von "Lupercalia", seinem mittlerweile 5. Album, ein wenig erschrecken. Denn wer an der experimentellen und düsteren Seite des jungen Mannes hing, wird hier mit Wohlklang überrascht. Hier ist alles bunter, heller und optimistischer, als man es je von ihm hörte. Doch hat man sich an all diese feierlichen und harmonischen Songs erst einmal gewöhnt, kriegt man irgendwann beinah nicht mehr genug davon. So führt schon "The City" das Album mit einem ungemein lebensbejahenden Pop-Ohrwurm ein. Es folgen das nachdenkliche, aber wohlig harmonsiche "House", die warme und sich majestätisch aufrichtende Pop-Ode "The Future", die herrliche und melodische Single "Time Of My Life", oder das einzig etwas düsterer und elektronischer zu Werke gehende, hübsch prunkvolle "Together". Ein watteweiches und cremig zartes Pop-Album wird uns hier serviert - eine Überdosis kann zwar zum Zuckerschock führen, aber klingt es doch so unwiderstehlich zart und süß, dass man doch immer wieder ein bissschen naschen will. (♪♫♪





48. BEYONCÉ - "4"


Beyoncé's viertes Album "4" ist aus gewisse Weise paradox: Es hat zwar oberflächlich betrachtet nicht die Dichte an Hits ihrer früheren Platten, es geht aber dennoch ohne weiteres als ihr bislang bestes Album durch. Denn sie verzichtet hier auf die bisherige Rezeptur: Ein paar astreine Hits, gestreckt mit einem erschlagenden Überangebot von Füllmaterial. Zudem kommt eine gewisse Entspannung dazu, die das Album geschlossener klingen lässt. Denn sie versucht hier nicht mehr, immer den neuesten Trends hinterher zu hecheln - nur um am Ende dann doch wieder beim RnB von der Stange zu landen. Nein, denn hier gibt es leidenschaftliche Soulballaden wie "1+1=2", geniale, soft-elektronische Soul-Pop-Hymnen wie "I Care", das emotionale, von puckernden Beats untermalte "I Miss You", die famsoe RnB-Pop-Perle "Best Thing I Never Had", die 80s-infizierte, funky Kollaboration "Party" mit Kanye West und André 3000, oder den catchy Soul-Dance-Funk-Kracher "Countdown". Und "Run The World (Girls)" kann man mit seinem Sample von Major Lazer auch nicht lange widerstehen. Ein fabelhaftes RnB-Pop-Album. (♪♫♪)




47. THE FEELIES - "HERE BEFORE"

Wer zum ersten Mal "Here Before" hört, dass neue Album von The Feelies, der wird wohl mit Sicherheit nicht auf die Idee kommen, dass sie ihr letztes Album vor 20 Jahren, und ihr großes unsterbliches Meisterwerk "Crazy Rhythms" sogar schon vor 31 Jahren veröffentlicht haben. Zu frisch und entspannt klingt das was sie uns hier vorsetzen. Nichts hier klingt nach dem verkrampften Comeback einer einst großen Band, die es unbedningt nochmal wissen will. Stattdessen hören wir federleichte und mit wunderbaren Melodien beseelte Songs, die so herrlich unaufgeregt des Weges schreiten, wie sie nur einer Band entspringen kann, die mit sich selbst im Reinen ist. Vom beinah sonnenscheinig relaxten Opener "Nobody Knows", dem warmen und herrlich harmonisch einlullenden "Should Be Gone", oder dem bittersüßen und zeitlosen "Again Today", über das melancholisch schöne und nachdenkliche "Morning Comes", bis hin zum traumhaft folkigen Titelsong "Here Before". Die frische und elektrisierende Energie ihrer frühen Tage können sie zwar nicht mehr ganz reanimieren, aber gelingt ihnen mit "Here Before" dennoch ein stilvolles Comeback. Schön das sie wieder da sind.




46. NOEL GALLAGHER'S HIGH FLYING BIRDS - "NOEL GALLAGHER'S HIGH FLYING BIRDS"

Gut 2 Jahre nach ihrer Trennung, spricht kaum noch jemand von Oasis. Denn richtig weg schienen sie nie zu sein. Nachdem sich Noel Gallagher aus dem Staub machte, machten sein Bruder Liam und der Rest der Band als Beady Eye weiter. Und Noel schob zum Ende diesen Jahres sein Solo-Debüt "Noel Gallagher's High Flying Birds" nach - und machte einmal mehr deutlich, warum er das kreative Zentrum von Oasis war. Man fragt sich nur, wo er nach den vielen Jahren plözlich wieder all diese Hymnen her holt. Denn die großen Melodien gibt es hier serienmäßig. Schon zum Einstieg begrüsst er uns mit "Everybody's On The Run" - einer fulminanten Britpop-Hymne, wie man sie von Oasis lange vermisst hatte. Oder der beatlesque Ohrwurm "Dream On", der mehr Optimismus und 60s-Feeling ins Spiel bringt. "If I Had a Gun" mausert sich zusehends zum potentiellen Klassiker, "The Death of You And Me" ist ein 60s-infizierter Britpop-Hit, "AKA...What a Life" macht als zeitlos melodischer Popsong eine hervorragende Figur, und auch sein kleiner Bruder "AKA...Broken Arrow" geht ohne Anlauf in die Synapsen. Auch wenn hier alles nach derselben Rezeptur zusammen gerührt wurde, wie alles was er bisher germcht hat, sind Noel hier doch wieder einige erstaunliche Melodien eingefallen. (♪♫♪)




45. WILCO - "THE WHOLE LOVE"


War ich in der Vergangenheit nie so richtig mit Wilco warm geworden, so änderte dies ihr neues und mittlerweile bereits achtes Album "The Whole Love". Obwohl auch hier wiederholtes hören empfohlen ist. Aber wenn man den Songs der Band die Chance lässt, so entfalten sie sich zu ein paar echten Kostbarkeiten. Die erste Single "I Might" ging schon mal auf Anhieb als von hübschen 60s-Orgeln durchzogener Indiepop in die Synapsen. Und auch andere vorzügliche Momente gilt es hier zu finden. Ob nun in dem hymnischen 7-Minuten-Epos "Art of Almost", dem zauberhaften und emotionalen "Sunloathe", der tieftraurigen und düsteren Folk-Ballade "Black Moon", dem melodisch folkpopigen Titelsong "The Whole Love", oder der epische 12 Minuten langen Folk-Ballade "One Sunday Morning (Song for Jane Smiley's Boyfriend)". Es ist kein Meisterwerk geworden, kein album das die Konkurrenz weit überstrahlen konnte. Aber es wurde ein mehr als nur solides Album, mit dem Wilco nun endlich auch mich überzeugen konnte. 



44. R.E.M. - "COLLAPSE INTO NOW"


Das das neue Album von R.E.M. hier auftaucht, hat nichts damit zu tun, dass die Band sich vor kurzem auflöste. Das ihr 15. und letztes Studioalbum "Collapse Into Now" hier zu finden ist, ist ausschließlich der Tatsache geschuldet, dass es wohl ihr bestes Album seit mindestens 10 Jahren darstellt. Vielmehr zeigten R.E.M. auf diesem Album deutlich, was nach 31 Jahren Karriere noch immer in ihnen steckte. So wussten sie auch noch zum Ende hervorragend zu rocken, wie sie etwa auf dem famosen Opener "Discoverer" unter Beweis stellen. Aber auch die warmen Momente, die wunderbaren Balladen und die zeitlosen Hymnen beherrschten sie wieder, wie zum letzten Mal höchstens noch auf "Reveal". So zeigt sich das grandiose "Überlin" als einer der letzten All-Time-Classis der Band, und das nachdenkliche "Oh My Heart" gemahnt ebenso an ihre einstige Größe der frühen 90er. "Everyday Is Yours To Win" entpuppt sich als herrliche und melancholische Ballade, und "Me, Marlon Brando, Marlon Brando and I" erweist sich als weiteres Highlight, dass auf Anhieb unter die Haut geht. Ihre Trennung war wohl die konsequenteste Entscheidung welche die Band hätte treffen können. Und so verabschiedeten sich R.E.M. im Jahr 2011 mit einem letzten Album, dass ihrer bisherigen Karriere mehr als würdig ist. (♪♫♪)



43. KATY B - "ON A MISSION"


Im Jahr 2011 ging die gerade einmal 21 Jahre junge Londonerin Katy B mit ihrem Debütlabum "On A Mission": Sie wollte den Post-Dubstep in die Clubs und Wohnzimmer zugleich bringen - jenen Stil, den in diesem Jahr auch James Blake mehr als herausragend mit auf den Weg brachte. Und die in sie gesetzten Hoffnungen wurden nicht enttäuscht. Mit ihrem ersten Werk verordnete sie uns ein tanz- und zugleich träumbares Bündel potentieller Hits. Im famosen "Power On Me" lässt sie Dubstep- und House-Elemente auf eine herrliche Pop-Melodie treffen, "Katy On a Mission" ist und bleibt ein catchy Elektro-Pop-Ohrwurm, "Why You Always Here" bringt 90er-House auf den neusten Stand, "Witches Brew" mausert sich mit flirrenden und wirbelnden Retro-Synthezisern, Dubstep-Anleihen und popiger Melodie zum einfallsreichen Hit, "Broken Record" offenbart sich als fabelhafter Dance-Pop, der im Refrain in den TripHop hinein strahlt, und mit "Lights On" verschafft sie uns einen fetten House-Pop-Ohrwurm. Ein Album das neugierig auf mehr macht - und das mit jedem hören wächst! (♪♫♪)




42. THE DRUMS - "PORTAMENTO"


Es war ja schon eine kleine Sensation, als letztes Jahr die Newcomer The Drums mit ihrem ebenso charmanten wie fulminanten Debüts daher kamen, und einen Hype sondergleichen auslösten. In diesem Jahr folgte auch sogleich das berühmte "schwierige 2. Album". Und Anfangs sollte dies auch wie eine eher schwierige Angelegenheit anmuten. Beim ersten Durchlauf konnten die Songs von "Portamento" fast wie etwas spannungsarme Versionen des Vorgängers wirken. Doch ein paar Durchläufe später, fangen die Ohrwürmer an sich heruas zu schälen. Und davon darf man hier durchaus einige bewundern. Man nehme etwa die erste Single "Money", den von catchy angestaubten Synthesizern unterlegten Ohrwurm "Hard To Love", die fabelhafte und schwebende Synthpop-Perle "Searching For Heaven", das zart psychedelisch dengelnde "Please Don't Leave", das unbeschwerte und melodieverliebte "I Need a Doctor", oder das melancholischer geartete und wunderbare "In The Cold". Zwar können The Drums, die mit diesem Album vom Quartett zum Trio geschrumpft sind, nicht an ihr letztjähriges Debüt anknüpfen - aber sie haben dennoch ein überzeugenden Nachfolger vorlegen können, der sich in Nuancen weiterentwickelt hat. (♪♫♪)




41. COLDPLAY - "MYLO XYLOTO"


Das neue und 5. Album von Coldplay war sozusagen die Liebe auf den zweiten Blick. Man kann"Mylo Xyloto" sogar in gewisser Weise mit einem Disney-Trickfilm vergleichen: Oberflächlich betrachtet bunt, brav und ein wenig naiv. Aber bei genauerer Betrachtung, findet man immer wieder etwas, bei dem einem das Herz aufgeht. Und so erstrahlt es tatsächlich als schillerndes und herrliches Pop-Album. "Hurts Like Heaven" zeigt sich als melodisch aus den Boxen perlender Pop-Ohrwurm, der nach einem sonnigen Herbstnachmittag schmeckt. "Paradise" bleibt zwar ein glattes, süßliches Liedchen, aber diese trotz allem herrliche Melodie kriegt einen doch immer wieder klein, und man möchte es sich als wohlig warme Pophymne ans Herz drücken. "Charlie Brown" erhebt sich zur strahlenden und opulent hymnischen Ode an die gleichnamige Kult-Cartoonfigur. Und selbst wenn man "Every Teardrop Is a Waterfall" hier wiederhört, glaubt man es fast mit einem Klassiker der Band zu tun zu haben. "Major Minus", dass wieder mehr an die früheren Tage der Band gemahnt, bleibt weiterhin eines der Albumhighlights, "Up In Flames" tut sich als himmlische Ballade auf, und nach wie vor überstrahlt ihr Duett mit Rihanna fast das ganze Album: das von flirrenden Synthies untermalte "Princess of China". Am Ende offenbart sich dann "Mylo Xyloto" als herrliches und durchweg verliebenswertes Pop-Album mit hohem Suchtfaktor. (♪♫♪)



40. WU LYF - "GO TELL FIRE TO THE MOUNTAIN"

Es ein gerechter Hype den WU LYF (für "World Unite! Lucifer Youth Foundation") aus den UK dieses Jahr erlebte. Medien lobten sie über den Klee, und auch die Blogger-Szene brannte lichterloh. Doch das ist kein großes Wunder, wenn man sich ihr Debüt "Go Tell Fire To The Mountain" zu Gemüte führt. Atmosphärischer Indie-Rock, der beständig in Psychedelia, Shoegaze und Post-Rock hinein strahlt. Mit düster-raunendem Sprechgesang umgarnen sie die 10 Songs ihres Erstlingswerks, die durchweg überzeugen - und nicht selten ein wenig an Kollegen wie The XX erinnern. Dabei werfen sie auch ein paar wahrhafte 
Hymnen ab: Das psychedelisch umwehte "LYF" , den eindringlichen und atmosphärischen "Cave Song", die erhabene und schwebende Hymne "Such a Sad Puppy Dog", oder den stampfenden, von Orgeln durchwobenen Epos "Dirt" . Doch auch die vielleicht Anfangs unscheinbareren Klänge beweisen viel Tiefe, wie schon die erste und famose Single "Heavy Pop" zeigte. Ein mehr als überzeugendes und nahezu berauschendes Debüt! (♪♫♪)




39. LITTLE DRAGON - "RITUAL UNION"


Die schwedische Elektropop-Band Little Dargon ist der breiteren Masse vielleicht durch ihren Beitrag auf dem letzten Gorillaz-Album "Plastic Beach" ein Begriff. Und eben jene haben in diesem Jahr ihr 3. Studioalbum "Ritual Union" verlöffentlicht. Und wem der Song mit den Gorillaz gefiel, der sollte sich auch das hier nicht entgehen lassen. Denn hier servieren sie uns feinsten Synthpop mit charmanten Melodien, die Sängerin Yukimi Nagano unwiderstehlich in Worte fasst. "Brush The Heart" ist minimalistischer, beatiger und glöckelnder Elektro-Pop mit Langzeitwirkung, "Shuffle a Dream" verbindet 80s-Synthiepop mit Soul-Elementen, "Please Turn" entwickelt sich zum catchy Dance-Pop mit Hang zu den 90ern, "Precious" oder "Nightlight" sind herrlich popmelodische und kreativ arrangierte Ohrfänger, an denen man so schnell nicht vorbei kommt, und das schier phänomenale "When I Go Out" ist der mit Abstand experimentellste Song der Platte - und der beste noch dazu. Aber das fällt bei der auch sonst hohen Qualität der Songs nur minmal auf. Mit "Ritual Union" ist ihnen in jedem Fall ein bezauberndes Album gelungen, dass die Band hoffentlich noch viel mehr Menschen bekannt machen wird. (♪♫♪)





38. ACTIVE CHILD - "YOU ARE ALL I SEE"


Das der amerikanische Musiker Pat Grossi a.k.a. Active Child, in der Vergangenheit bereits als "Hippie hinter Synthesizern betitelt wurde, ist kein großes Wunder. Aber das was er auf seinem Debütalbum "You Are All I See" treibt, hat nur wenig mit der Bewegung der Blumenkinder in den 60ern zu tun. Er verschriebt sich den schwebenden und hypnotischen Elektro-Einflüssen, die er mit allerlei musikalischen Bezügen garniert. So ist das Titelstück "You Are All I See" eine von Harfenklängen umgarnte Chillout-Ballade, die famose Single "Playing House" strahlt hörbar in den RnB hinein, "See Thru Eyes" bezirzt als schwerelose und wunderschön melodische Synthpop-Kostbarkeit, "Way Too Fast" weht auf verchillten Synthies herüber, und "Shield & Sword" bildet mit 80s-infizierter und eher düsterer Atmosphäre eines der Highlgiths des Albums. Pat Grossi ist mit seinem Debüt ein beinah andächtiges Album gelungen, welches das 80s-Revival konsequent auf die nächste Ebene führt. (♪♫♪)



37. CASPER - "XOXO"

Das was der Bielefelder Rapper Casper auf seinem neuen Album "XOXO" so anstellte, wurde im Jahr 2011 von manchen als "Emo.Rap" völlig verkannt. Andere hingegen liebten das was er hier anbot. Und das durchaus zurecht. Natürlich kann man seinen heiseren, rauen Sprechgesang befremdlich finden - doch man hat es schneller schätzen gelernt, als man denkt. Zumal er den deutschzen HipHop aus seiner Leichenstarre heraus reisst - eben indem er HipHop macht, der im Grunde mit HipHop nicht mehr viel zu tun hat. So unterlegt er seine Musik nicht bloß mit fetten Beats, die Texte drehen sich nicht um Kohle, Autos und Bitches. Stattdessen werden hier eher rockige Töne angeschlagen, textlich werden Trauer, Wut, Angst, aber auch Hoffnung groß geschrieben. So strahlt die pathetisch donnernde Hymne "Der Druck Steigt" eine gewisse Punk-Atmosphäre aus, "Auf und davon" paart HipHop mit Melancholic-Rock, der großartige Titelsong "XOXO" zeigt sich als Coldplay nicht unähnlich, und zudem mit Tomte's Thees Uhlmann hinterm Mikro, "Michael X" ist ein tieftrauriger Nachruf, der zu Tränen rührt, und im mitreißenden Hit "So perfekt", lässt er sogar dancige Töne erklingen. Man kann das ruhig weiter Emo-Rap nennen, wenn man ein Idiot ist. Doch in Wirklichkeit hat Capser nicht anderes gemacht, als das beste deutsche HipHop-Album des Jahres. (♪♫♪)




36. DAVID LYNCH - "CRAZY CLOWN TIME"


Das David Lynch einem in seiner Funktion als Regisseur, schon mal ordentlich das gruseln lehren kann, ist kein großes Geheimnis. Und auch musikalisch beschreitet er ähnliche Wege. Man nehme etwa seinen Beitrag zum Meisterwerk "Dark Night Of The Soul" von Danger Mouse und Sparklehorse vor 2 Jahren. Oder seine grandiose Single "Good Day Today", die bereits zu meinen persönlichen Songs des Jahres 2010 zählte. Selbige ist auch auf seinem neuen Album enthalten: "Crazy Clown Time". Und dieses Album unternimmt mit uns eine Reise in die tiefsten Abgründe der Seele. Ein dunkler, zum Teil kaum greifbarer und verstörender, aber stets hypnotischer Trip, der einen langsam aber bedächtig in seinen tiefschwarzen Kern saugt. Der ist dann irgendwo beim Titelsong "Crazy Clown Time" erreicht, einem düsteren und paranoiden Art-Pop-Kunstwerk, bei dem einen vor dem inneren Auge Stephen Kings Horrorclown Pennywise angrinst. Als einzige Gaststimme holte er sich Karen O von den Yeah Yeah Yeahs an Bord, die zum Auftakt im atmosphärischen "Pinky's Dream" singt, ächzt und kiekst. Den Rest bestreitet Lynch allein - und fast durchweg hervorragend. Vom düster schleppenden "So Glad", über das bedrohlich flüsternde und spukig monotone "Noah's Ark", bis hin zum tiefschwarzen und melacholischen "Movin' On". Ein Album wie ein düsterer und beklemmender Trip - aber ein verdammt guter dazu! (♪♫♪)




35. THE VIEW - "BREAD & CIRCUSES"

Der Indie-Rock ist tot - das ist 6 Jahre nach seinem großen Comeback eine traurige Gewissheit. Doch nicht bei The View! Denn wer ein so beherzt nach vorn preschendes, hübsch angerotztes, aber stets hochmelodische Album Zustande bringt, wie es ihnen in diesem Jahr mit "Bread & Circuses" gelungen ist, der nötigt einem dann doch gehörigen Respekt ab. So leidenschaftlich und unverkrampft hörte sich der Indie-Rock schon seit etwas längerer Zeit nicht mehr an. Man nehme nur das eröffnende "Grace", dass einem einen derart hymnischen Refrain um die Ohren schleuidert, dass einem ganz schwindelig werden kann. "Tragic Magic" verdingt sich hervorragend als mitreißender und vielseitiger Ohrwurm mit hohem Suchtfaktor, "Life" legt sich als leidenschaftliche Britpop-Hymne ins Zeug, die anno 1996 ein echter Hit hätte werden können, "Blondie" gibt den unwiderstehlich melodischen Ohrwurm, "Walls" zeigt sich als stark von den 60ern inspiriert, und mit "Best Lasts Forever" machen sie noch eine weitere majestätische Britpop-Hymne klar. Auch wenn ihnen hiermit kein ultimatives Meisterwerk gelungen ist, so klingt bei ihnen der Indierock doch so spannend und frisch wie schon lange nicht mehr. (♪♫♪





34. THE NAKED AND FAMOUS - "PASSIVE ME, AGRESSIVE YOU"

Elektronische Elemente sind in den letzten Jahren in der Indie-Musik keine Neuheit mehr - doch wie die neuseeländische Band mit ihrem Debüt in diesem Jahr daher kam, um auf ihre eigene charmante Weise diese beiden Stile zu vermischen, dass kann einen schonmal begeistern. Sicherlich ist "Passive Me, Agressive You" kein strahlendes Meisterwerk geworden, aber doch weitaus mehr als ein erstes musikalisches Statement. Die Herren und ihre Dame aus Auckland zeigen das sie ernst meinen was sie tun - und das sie es mit Leidenschaft tun. Und das bündeln sie in fabelhaften Songs, die recht vielseitig daher kommen. "Punching In a Dream" zeigt einen astreinen Synthpop-Hit, der mit elektrorockenden Elementen spielt. "Frayed" verliert sich in melachnolisch schwebenden Sphären, die immer von düsteren Gitarrenriffs zerrissen werden. "Young Blood", quasi das Aushängeschild des Albums, ist und bleibt ein famoser Synthpop-Kracher, mit einer Hookline die unwiderstehlich feist ins Ohr geht. "Spank" kommt als schräg psychedelischer Elektro-Rock des Weges, der mit mancherlei wilden Soundbeilagen glänzt. Und mit "Girls Like You" beenden sie ihr Debüt mit einer perfekten Hymne. Keine fulminante Leistung, aber ein mehr als solides Erstlingswerk, dass ziemlich neugierig macht, was da noch kommen könnte. (♪♫♪)





33. BRIGHT EYES - "THE PEOPLE'S KEY"

Conor Oberst hat mit seinen Bright Eyes stilistisch schon ein paar Dinge ausprobert von Singer/Songwriter und Folk, über Americana und Country, bis hin zu elektronischen Ausflügen und waschechtem Pop. Auf dem 7. Album seiner Band, präsentierte der Amerikaner sich in diesem Jahr erneut gewandelt. Außer dem eher elektropopigen Album "Digital Ash In a Digital Urn", hat er sich noch nie so weit von seinen folkigen und country-esken Wurzeln entfernt. Obgleich von dieser alten Stimmung noch eine Menge im fulminanten und wunderschönen Opener "Firewall" zu hören ist, der so gewissermaßen die Brücke vom letzten Album "Cassadaga" zu "The People's Key" schlägt. Die erste Single "Shell Games" überraschte in ihrer Funktion bereits vorweg, als von Synthies ausgeschmückter Indie-Pop mit zwingendem Ohrwurm-Charakter. Und die aktuelle Single "Jejune Stars" begeistert als optimistisch nach vorn gehender und hochmelodischer Indierock. Das exzellente "Aproximate Sunlight" erinnert mit seiner unterschwelligen Elektronik und seiner äußerst düster-melancholischen Grundstimmung, an die Zeiten von "Digital Ash in a Digital Urn". Er ist in gewisser Weise radiotauglicher geworden, die persönlichere Note der früheren Alben wird ein Stück zurück gefahren - aber das wollen wir ihm nicht übel nehmen, solange er so famose Songs schreibt, wie "The People's Key" sie in Hülle und Fülle zu bieten hat. (♪♫♪)





32. GIL SCOTT-HERON & JAMIE XX - "WE'RE NEW HERE"

Jamie XX, kreativer Kopf der 2009er Newcomer The XX, stellte sich in diesem Jahr einem Mammutprojekt: Er nahm sich Gil Scott-Heron's 2010er Meisterwerk "I'm New Here" zur Brust, um es in seinem agnz eigenen Sinne neu zu interpretieren. Bei einer Legende wie Gil Scott-Heron, der maßgeblich den Rap prägte, hätte solch ein Unterfangen leicht nach hinten losgehen können. Doch Jamie "XX" Smith schafft das fast unmögliche: Er drückt den Songs seinen eigenen Stempel auf und leistet dabei meist großartiges. So schon der sphärisch elektronische, und von hochgepitchten Vocals, sowie schleppenden HipHop-Beats unterlegte Opener "I'm New Here". "Home", mutiert zur schwerelos schwebenden Dubstep-Perle. "Ur Soul And Mine" kreuzt er mit dem 2000er House-Classic "Touch Me" von Rui da Silva, "NY Is Killing Me" verwandelt sich in spukigen Elektropop, und "I'll Take Care Of You"  sticht mit seinen hallend im Raum schwebenden Chris-Isaac-Gitarren als ein unbestrittenes Highlight aus diesem Remix-Album heraus. So kann man "We're New Here" weniger als ein Remix-Album sehen, sondern eher wie eine kreative Neuinterpretation eines jungen musikalischen Genies.
(♪♫♪)





31. MODESELEKTOR - "MONKEYTOWN"

Auch die Berliner Elektrokünstler von Modeselektor waren in diesem Jahr wieder mit von der Partie, nachdem ihr letztes und hervorragendes Album "Happy Birthday" nun auch schon 4 Jahre auf dem Buckel hat. Doch das lange Warten hat sich gelohnt. Denn auf ihrem neuen Album "Monkeytown" geben sie dem Affen wieder kräftig Zucker. Und so zappen sie sich durch die unterschiedlichsten Stile und lassen sich dabei immer mal wieder von illustren Namen unterstützen. Wie schon beim letzten Album, ist auch hier wieder Thom Yorke mit an Bord, der das großartige, von triphopig-schwebender Atmosphäre geprägte "Shipwreck", sowie das düster anmutende und hervorragende "This" verdelt, die auch ohne weiteres von seiner Band Radiohead stammen könnten. Und Miss Platinum macht etwa den Elektropop-Ohrwurm "Berlin" zum potentiellen Hit. Und auch sonst geht hier eine Menge: "Blue Clouds" sei als getragener und hypnotischer Elektro-Pop empfohlen, "Pretentious Friend" vereint dröhnende Beats und verzerrte Elektronik mit HipHop, "Evil Twin" gelingt als radikal in den Hirnwindungen kitzlender Elektro-Kracher mit Acid-Einschlag, und "Green Lights" präsentiert eine bezaubernde und verliebenswerte Synthpop-Perle, zusammen mit der australischen Band PVT. "Monkeytown" ist ein fabelhaftes, streckenweise gar berauschendes Album, mit dem sich Modeselektor auch weiterhin eine wichtige Rolle im zeitgenössischen internationalen Elektro sichern können. Beide Daumen nach oben. (♪♫♪)





30. GANG GANG DANCE - "EYE CONTACT"



Schon immer war das New Yorker Künstler-Kollektiv Gang Gang Dance für eher experimentelle Töne bekannt. Und das sollte sich auch auf ihrem diesjährigen und 5. Album "Eye Contact" nicht ändern. Wobei sie dennoch mit herrlichen Melodien jonglieren, und diese immer wieder um 80s-Synthesizer ergänzen und mit mal spinnerter, und mal verstörender, oder einfach nur großartig verspielter Elektronik garnieren. Radiotauglich ist anders - und das ist auch gut so. Denn hier offenbaren sie uns ein Album, dass wie ein Mosaik aus den verschiedensten Bausteinen besteht, aber aus der Entfernung betrachtet ein schlüssiges und großes Gesamtkunstwerk ergibt. Und löst man sich erst einmal von denen Vorstellungen über gängige Songstrukturen, dann erkennt man, dass diese Platte im Grunde vor Hits zu so wimmelt - sie wissen sich nur gut zu verstecken. So etwa der atemberaubende 11-minütige Experimental-Pop-Epos "Glass Jar", der dass Album eröffnet. Dem folgen Highlights wie das atmosphärische und asiatisch geflavourte "Adult Goth", der aberwitzige und experimentelle Elektro-Pop "MindKilla", das herrlich glitzernde "Romance Layers" mit Hot-Chip-Kopf Alexis Taylor, oder der ganz und gar grandiose Closer "Thru and Thru", der in einer besseren Weilt ein Hit wäre. Ein kunterbuntes und stilistisch weltoffenes Stück Pop-Kunst, dass nicht unbeachtet bleiben darf. (♪♫♪)




29. KASABIAN - "VELOCIRAPTOR!"


Nachdem die Band aus Leicester mit ihrem 3. und bislang letzten Album "West Ryder Pauper Lunatic System" mehr als eindrucksvoll zeigte, dass wesentlich mehr in ihnen steckte als okayer Dance-Rock (ihr Debüt "Hot Fuss"), oder Meat-Loaf-Pathos (siehe ihr 2. Album "Empire"), war die Spannung auf ihr 4. Album gewaltig. Und mit "Velociraptor!" schafften sie es, die hohen Erwartungen quasi aus dem Stand zu erfüllen. So jonglieren sie hier bei genauerer Betrachtung mit den unterschiedlichsten Stilen, schaffen aber aus all dem ein von vorn bis hinten überzeugendes und stimmiges Album zu drehen. So eröffnet "Let's Roll Just Like We Used To" das Album mit herrlichem Britpop, der auf einer betörenden Melodie thront. "Days Are Forgotten" kommt als waschechter Rock-Ohrwurm des Weges, "Goodbye Kiss" zeigt sich als bittersüße und melodieverliebte Ballade mit einer Träne im Auge, auf dem hübsch nach vorn rockenden "Velociraptor" zeigen sie kräftig die Zähne, "Acid Turkish Bath (Shelter From The Storm)" empfiehlt sich als psychedelischer Ohrwurm mit arabischem Einschlag, und "Man Of Simple Pleasures" ist und bleibt ein erhabenes Pop-Juwel mit strahlender Melodie. Wieder einmal zeigten die Briten das sie den Dreh raus haben und lieferten ein mehr als überzeugendes Album. Wie heißt es so schön: Der Stärkere überlebt. Und Kasabian arbeiten sich beständig weiter an die Spitze der musikalischen Nahrungskette vor. (♪♫♪)



28. ZOEY VAN GOEY - "PROPELLER VS. WINGS"

Eigentlich ist es doch eine Schandem dass das Trio Zoey Van Goey aus Schottland noch immer zu den Geheimtips gehören. Haben sie doch in diesem Jahr ein derart herrliches 2. Album veröffentlicht, dass einem schier das Herz aufgeht. Und was die 3 Damen und Herren auf "Propeller vs. Wings" so alles buntes und wildes und prächtiges treiben, lässt sich nicht so ohne weiteres ausmachen. Denn Vielseitigkeit schreibt die Band auf dem Zweitwerk groß - und hangelt sich auf höchst verspielte Wesie durch diverse Stile. Da wäre die herzerweichende Pop-Ballade "Mountain on Fire", die das Album genial eröffnet. "The Cake And Eating Eat" empfiehlt sich als catchy ohrwurmiger Indiepop, "Escape Maps" offenbart eine melancholische und zeitlose Pop-Perle von erhabener Schönheit, "You Told The Drunk I Knew Karate" kommt dann als ungemein ansteckender und zwingender Ohrfänger daher, "Island" mutet fast wie ein wundervolles, klischeebefreites und folkiges Update von "Puff, The Magic Dragon" an, und "Robot Tyrannosaur" fliegt uns dann als flottes und fieberndes Indierock-Rumpelstilzchen um die Ohren. (♪♫♪)





27. PETERLICHT - "DAS ENDE DER BESCHWERDE"


Das der deutschsprachige Pop in einer schweren Krise steckt, die man eigentlich schon als künstlerisches Wachkoma bezeichnen kann, ist kein Geheimnis. Noch nicht einmal die in den letzten Jahren stetig wachsende Nachfrage kann darüber nicht hinweg täuschen. Denn spätestens wenn Andrea Berg, Silbermond und Helene Fischer die oberen Chartränge schmücken, sollte auch der letzte kapiert haben, dass katastrophale Zustände in der hiesigen Musikszene herrschen. Doch ein paar wenige Ausnahmen gibt es zu Glück immer noch. Und zu denen zählt definitiv PeterLicht, Singer/Songwriter aus Köln, der in diesem Jahr sein 5. Album "Das Ende der Beschwerde" veröffentlichte. Und damit hatten vor allem die Beschwerden über die deutschsprachige Musik vorerst ein Ende. Denn was der Herr hier für  fabelhafte Songs zu bieten hat, lässt jedes Pop-Herz höher schlagen. Schon die erste Single "Neue Idee" kann sich einen erstklassigen, mit flottem Beat beseelten Ohrwurm nennen, der wohl einen der besten Deutsch-Pop-Songs des Jahres darstellt. Doch ebenso der textlich hervorstechende Titelsong "Das Ende der Beschwerde", die wunderbare und herrlich melodische Pop-Ode "Wir sollten uns halten", der famose Indiepop-Hit "Begrabt mein iPhone® an der Biegung des Flusses", oder die großartige, nachdenkliche Popballade "Schüttel den Barmann" zeigen einem überdeutlich, wie wunderbar der deutsche Pop auch 2011 noch sein kann. Man muss es eben nur richtig machen. Und PeterLicht hat fast alles richtig gemacht.   




26. DILLON - "THIS SILENCE KILLS"


Zwar ist die gebürtige Kölnerin Dominique Dillon de Byington in den vergangenen Jahren schon live aufgefallen, der großen Masse dürfte sie dennoch weniger bekannt sein. Doch das darf und wird sich mit ihrem in diesem Jahr erschienen Debütalbum "This Silence Kills" (hoffentlich) ändern. Was sie uns hier kredenzt, hat nämlich wenig mit dem zu tun, was man von einer deutschen Musikerin gemeinhin erwarten würde. Langweiligen Singalong-Pop á la Lena? Konservatives Mainstream-Gedöns nach Sarah Connor? Sie könnte nicht weiter davon entfernt sein. Die stilistischen Bezugspunkte finden sich hingegen im Ausland: die Namen Björk oder Miss Li fallen, wo man den Namen der Kölnerin liest. Und das zurecht. So verbindet sie auf ihren Stücken chansonartigen Singer/Songwriter-Pop mit zeitgeistigen Elektro-Einflüssen, liegt auch stimmlich nahe dem Kosmos der genannten Kolleginnen, und zieht dabei dennoch ihr ziemlich eigenes Ding durch. Ob nun mit der unendlich charmanten Chanson-Pop-Single "Tip Tapping", durch die wundervolle Ballade "Thirteen Thirtyfive", mittels des elektronisch unterfütterten Art-Pop "__________", der getragenen und gefühlvollen Songperle "Gumache", oder in Form von avantgardistischer Minimal-Techno-Grundierung im famosen "Abrupt Clarity". Eine herausragende Debüt-Leistung, welche die junge Dame hier vorlegt. Und man darf sich sicher sein, dass wir von Dillon noch eine Menge hören werden.




25. ADELE - "21"

Das Jahr 2011 war wohl DAS Jahr für Adele. Im Frühjahr erschien ihr 2. Album "21", dass ungeahnte Wllen schlagen sollte. Medien und Hörer feierten sie ab wo es nur ging - und sie nahm gar verdient auf dem Thron des britischen Retro-Soul Platz. Denn was sich hier tummlt, sind fast ausnahmslos fantastische Soul-Pop-Perlen, denen man ihre berühmten Produzenten gar nicht anhört. So haben etwa Paul Epworth (Bloc Party, Plan B, Florence & The Machine), Ryan Tedder (One Republic) oder Rock-Urgestein Rick Rubin (Red Hot Chili Peppers, Johnny Cash, Gossip) im Hintergrund an den Schrauben gedreht. Heruasgekommen ist aber ein dennoch erstaunlich rundes und geschlossenes kleine Soul-Meisterstück, dass so manches Highlight zu bieten hat. So etwa der grandios mitrießende No.1-Hit "Rolling In The Deep", der fabelhaft einnehmende und swingende Ohrwurm "Rumour Has It", die herzwringende und emotionale Ballade "Turning Tables" , der herrliche Country-Schunkler "Don't You Remember", das soft groovige und jazzige "He Won't Go", oder die wahrhaftig meisterliche und ehrhabene Hymne "Set Fire To The Rain", die eigentlich ein No.1-Hit in mindestens 20 Ländern hätte werden müssen. Ein durchweg stimmiges und tolles Album, dass die Latte für künftige Retro-Soul-Platten höher legt. (♪♫♪)




24. FLEET FOXES - "HELPLESSNESS BLUES"

Was war ihr 2008er Debütalbum "Fleet Foxes" doch für ein wunderschönes und unter die Haut fahrendes Folk-Juwel. Definitiv und mit Nachdruck einst eines der besten Platten des Jahres. Und auch ihr 2. Album schafft den Sprung unter die Creme de la Creme des Jahres 2011. Denn sie tun auf dem Zweitwerk "Helplessness Blues" nahezu das goldrichtige: Sie versuchen erst gar nicht sich selbst zu übertreffen. Sie machen einfach ihre Musik. Und das ist verdammt nochmal auch gut so. So werden uns wieder einmal märchenhafte und warme Folk-Perlen offenbart, die sich mit ihren gleißenden Melodien rasant Richtung Herz graben. Beweise? Der famose Opener "Montezuma", das psychoaktiv daher galoppierende "Sim Sala Bim", das zauberhafte und geschmeidige "Lorelai", der famose und schwindelerregende 8-minütige Folk-Epos "The Shrine/An Argument", oder der warme und harmonische Closer "Grown Ocean". Ein erhabenes Stück Folk-Pop, dass aber natürlich an die überirdische Klasse seines Vorgängers nicht anschließen kann - und dennoch stellt "Helplessness Blues" das wohl beste Nachfolge-Album dar, dass die Fleet Foxes hätten machen können. (♪♫♪)





23. THE HORRORS - "SKYING"

Es war ja schon eine kleine Sensation, als sich die junge Band The Horrors vor 2 Jahren mit ihrem 2. Album "Primary Colours" zurück meldete. Hatte man sie zuvor gern in die Emo-Schublade gestopft, kamen sie nun mit einem Shoegaze-Meisterstück wieder, der die frühen 90er wieder aufleben liess. Ein starkes Stück. Und dem schoben sie nun in 2011 ihr 3. Album nach, dass die Aufgabe haben sollte, gegen den mächtigen großen Bruder zu bestehen. Und die Band setzt hier offenkundig auf das einzige Mittel, dass ihnen womöglich bleibt - die Weiterentwicklung. Zwar schimmern auf "Skying" noch immer Shoegaze-Momente hindurch, die aber vermehrt von Synthezisern und großen, strahlenden Pop-Momenten verdrängt werden. Ohne dabei aber je glatt zu klingen. Und mit dem atmosphärischen Psychedelic-Rocker "Changing The Rain", dem stark an die frühen 90s gemahnenden, psychedelischen Art-Pop-Epos "Dive In", dem von schillernden 80s-Synthies umgarnten New-Wave-Hit "You Said", dem brillanten Indie-Synthpop-Hit "Still Life", oder dem 9-minütigen Psychedelic-Postpunk-Wave-Pop-Epos "Moving Further Away", gibt es hier einige Highlights zu bestaunen. Doch auch der Gesamteindruck ist über jeden Zweifel erhaben. The Horrors haben es wieder einmal geschafft und bleiben auch in Zukunft relevant. (♪♫♪




22. ANNA CALVI - "ANNA CALVI"


Die Herren und Damen vom BBC haben oft schon zum Ende eines jeden Jahres auf dem Radar, was im Verlaufe des kommenden alles hervorstechen wird. Auch Anna Calvi hatten sie mit auf dem Schirm für's Jahr 2011. Und man siehe: Auch bei mir ist die Britin hängen geblieben, die aber auch bereits Brian Eno als glühenden Fan vorweisen kann. Jener legendäre Musiker hat sich ihres Debütsalbums zwar nicht als Produzent angenommen, dafür aber Rob Ellis - welcher zuvor etwa mit PJ Harvey arbeitete. Und dieses Stichwort kommt wie gerufen, orientiert sich Clavi doch vor allem an das Umfeld von PJ Harvey oder Patti Smith. Und das gelingt der 29jährigen hervorragend. "Rider To The Sea" klingt wie ein atmosphärisch-düsterer Western, zu dem Calvi ausgelassen johlt. Das hervorragende, manchmal fast schüchtern anmutend. "Suzanna & I" ist ein dunkler und kühler Ohrwurm, der mit psychedelisch hallenden Gitarren spielt. "First We Kiss" kommt mit einer sagenhaften Melodie des Weges, und wirkt wie eine vergessene Psychedelic-Folk-Perle der späten 60er Jahre."The Devil" schwingt sich gar empor zu tiefschwarzen und hymnischen Ballade. Und "Love Won't Be Leaving" setzt als krönenden Abschluss noch eine epische und leidenschaftliche, von Bläsern, Streichern und Chören untermalte Hymne oben drauf. Diese Dame sollte man dringend im Auge behalten - ihr Debüt zumindest hat Klassiker-Qualitäten. (♪♫♪)





21. OTHER LIVES - "TAMER ANIMALS"

Wem immer schonmal der Sinn nach einem bewusstseinserweiternden Trip durch die endlose Prärie des mittleren Westens stand, der darf "Tamer Animals", das zweite Album der US-Folk-Rock-Band Other Lives, nicht verpassen. Denn was sie uns hier für ein strahlendes und erhabenes Meisterstück in die Ohren gießen, lässt sogar das aktuelle Album der mighty Fleet Foxes hinter sich. Ja, richtig gelesen - und das hat durchaus seine Berechtignug, die schon beim ersten hören von "Tamer Animals" deutlich wird. Schon der Opener "Dark Horse" führt perfekt in diesen wundervollen Psychedelic-Western ein - und auch danach ist hier so manch großartiges los: Man nehme nur das von Tamoburin, und leidenschaftlichen Streichern untermalte, getragene "As I Lay My Head Down"; die in sanfter Melancholie schwebende Folk-Perle "For 12"; den famosen und nachdenklichen Titelsong "Tamer Animals"; oder das bezaubernde und einnehmende "Old Statues". Mit "Tamer Animals" ist der Band ein andächtiges und höchst würdevolles Western-Folk-Album gelungen, dem eine ungemein zeitlose Magie innewohnt, die jeden verzaubert der sich ihr ganz hingibt. (♪♫♪)





20. GORILLAZ - "THE FALL"

Das Album "The Fall" von Damon Alabarn's Kopfgeburt, den digitalen Primaten Gorillaz, sollte es einem mit der Einordnung nicht leicht machen. Zum einen stellt sich die Frage, ob es als reguläres Studioalbum zu werten ist. Es entstand zu weiten Teilen auf einem iPad während ihrer Tournee im vergangenen Herbst (nur wenige Monate nach ihrem letztjährigen Meisterwerk "Plastic Beach), und wurde ursprünglich im Dezember letzten Jahres veröffentlicht - aber nur via Download für Mitglieder ihres Fanclubs. Der Rest der Welt musste bis zum physischen Release im April 2011 warten. Und dieser Umstand katapultiert "The Fall" dann doch in diese Liste. Und das durchaus verdient. Zwar kann es in punkto Hitdichte nicht mit seinen Vorgängern mithalten, seine Gesamtwirkung dafür allemal. Angefangen mit dem genialen und fast hypnotisierenden Instrumental "Phoner To Arizona", führt die Reise hier über das famose, getragen groovige "Revolving Doors", entlang dem schwebenden Soundkosmos von "Shy-town", durch das verstörende und von Acid-Synthesizern durchwobene Soundlabyrinth von "The Joplin Spider", machen einen Abstecher durch die schillernden Landschaften des Synthpop-Kunstwerks "Amarillo", und nach dem wunderbaren und wunderlichen "California & the Setting of the Sun", endet alles in einem kurzen Jodel-Akt unter dem Titel "Seattle Yodel". Es ist ein höchst unkonventionelles Album, im schon gar nicht mal so konventionellen Schaffen von Albarn's Primaten. Und gerade seine experimentelle Atmosphäre macht "The Fall" so unverzichtbar. (♪♫♪





19. THE RAPTURE - "IN THE GRACE OF YOUR LOVE"

Hatte in den vergangenen Jahren noch jemand The Rapture auf dem Plan? Nach ihren spinnertern, aber hervorragenden 2 Alben hatte die Band in der Vergangenheit nicht allzu viel Eindruck bei der breiten Masse machen können. Doch mit ihrem nun 3. Album "In The Grace Of Your Love" kamen sie nahezu vollkommen überraschend aus der Deckung gehüpft, um das Feld von hinten aufzurollen. Kein Wunder, handelt es sich hierbei doch um ihr bislang bestes Album. Die Band versteht ihre Stärken besser zu bündeln und zu dosieren. Zudem arbeiten sie sich hier an einer kunterbunten Mixtur unterschiedlichster Stile ab, die bis zum Ende die Spannung aufrecht erhält. Denn sie hauen uns hier einige aberwitzige Hits um die Ohren. Allen voran schon einmal die erste Single "How Deep Is Your Love", ein discolastiger Dance-Pop-Kracher, der mit Synthie-Piano eine ausgewachsene 90er-Atmosphäre ausstrahlt. "Sail Away" eröffnet das Album als mitreißender Synthpop-Ohrfänger zum niederknien, "Come Back To Me" erweist sich als eine Art shiny Balkan-Pop, der ab der Hälfte zu mininmalistisch spacigem Synthpop mutiert, der Titelsong "In The Grace Of Your Love" macht als schillernder und hypnotischer Elektro-Indiepop eine fantastische Figur, "Never Gonna Die Again" sorgt für eine Extraportion Funk, und auf "Rollercoaster" klingen selbst käsige 80s-Gitarren wie der neueste heiße Scheiß. The Rapture machen hier so gut wie alles goldrichtig und liefern ihre bislang größte künstlerische Leistung ab. (♪♫♪)





18. JUSTICE - "AUDIO, VIDEO, DISCO"

Nachdem ihr Debütalbum "" zurecht abgefeiert wurde, waren die Erwartungen an das französische Duo enorm. Und sie taten das beste, das sie hätten tun können: sie versuchten gar nicht erst den Sound des Vorgängers zu wiederholen. Nachdem sie auf "" quasi den Metal clubtauglich machten, nahmen sie sich auf "Audio, Video, Disco" dem Glam- und Prog-Rock der 70er an. Sie drosselten das Tempo, wurden songorienterter, griffen auf mehr Gastsänger zurück als zuvor, und zeigten sich von einer optimistischeren Seite - aber drücken dennoch allem ihre unverkennbare Handschrift auf. Der instumentale Opener "Horsepower" ist eng verwandt mit dem Debüt-Opener "Genesis", der aber mit Glam-Wurzeln die Brücke zum neuen Sound schlägt. Und auch die Single "Civilization" lässt sich mit seiner elektrorockenden Energie in den bishergien Soundkosmos einordnen. Dann geht's los: "Canon" wird von mittlealterlichem Intro eingeführt, ehe es sich zur catchy Elektro-Prog-Rock-Hymne aufschwingt. "On'n'On" sorgt mit funky und lässig verspielter Melodie für Hittauglichkeit. Das geniale "Brainvsion" erinnert entfernt an "Flash's Theme" von Queen, und im nachfolgenden "Parade" bedienen sie sich des Beats ihres Klassikers "We Will Rock You", um damit ihre eigenen Visionen umzusetzen. Und der Titelsong "Audio, Video, Disco", sowie der dahinter versteckte, grandiose Hidden Track, runden das Album als Closer perfekt ab. Ein herausragendes Zweitwerk, und eine konsequente und gelungene Weitentwicklung. (♪♫♪)





17. NAT BALDWIN - "PEOPLE CHANGES"


Vielleicht hat schon jemand von dem letztjährigen Album "Mount Wittenberg Orca" der Band The Dirty Projectors aus Brooklyn Notiz genommen, dass sie gemeinsam mit Björk aufnahmen. Von der diesjährigen Soloplatte "People Changes" ihres Bassisten Nat Baldwin, werden dagegen wohl weitaus weniger Menschen gehört haben. Und das ist eine Schande. Denn was Baldwin auf den 7 Songs seines neuen Albums so treibt, ist schräg, wunderlich und gnadenlos schön zugleich. Wollte man es einordnen, müsste man es wohl Avantgarde-Indie-Folk-Rock nennen, den Baldwin stets mit seinem für einen hauptberuflichen Bassisten ungewöhnlich hervorragenden Gesang garniert, der sich häufig bis zum Falsett steigert. Mit purer Harmonie will Baldwin aber nichts zu tun haben. Songs wie das beinah an Antony & The Johnsons gemahnende "Real Fakes", oder die herzerweichende Folk-Ode "Lifted", sind auf den ersten Blick scheinbar höchst harmoniebedürftige Songs - würden sie nicht gen Ende zu wilden und schrägen Folk-Rumpelstilzchen mutieren. "What Is There" hingegen macht von der ersten Sekunde an klar, dass es nur eines ist: ein ultimativer Folk-Hirnfick, aber ein verdammt guter. Der Opener "A Little Lost" schwelgt als einziger Beitrag in so etwas wie durchgehender Harmonie. Und "Weights" schwillt während seiner 4 Minuten mindestens zu einem der Songs des Jahres an. Das einzig negative hier ist nur die Tatsache, dass der ganze Spaß schon nach einer halben Stunde vorbei ist. Doch was solls: "People Changes will man sich sowieso immer und immer wieder von vorn anhören. (♪♫♪)




16. FAMILY OF THE YEAR - "OUR SONGBOOK"

Als das Debütalbum "Our Songbook" von der US-Band Family of the Year Anfang diesen Jahres endlich auf das europäische Festland herüber schwappte, war es schon mehr als ein Jahr alt. So erschien es ursprünglich schon 2009 - und der größte Wermutstropfen: Vanessa Long, neben Joe Keefe die zweite Leadstimme und Co-Songwriterin, war zum Zeitpunkt der hiesigen Veröffentlichung bereits kein Teil der Band mehr. So weht mit diesen 15 Songs quasi ein Echo der Vergangenheit zu uns herüber, von einer Band, die so nicht mehr existiert. Doch wir haben ja immerhin dieses Album - und das ist auch verdammt nochmal gut so. Denn hier feiern sie den Pop in seiner schönsten Form. Wenn man sich nur etwa die fulminante Single "Psyche Or Like Scope"  zu Gemüte führt: Ein atmosphärischer Indie-Pop-Hit mit einer Killer-Hookline. Doch auch daneben passiert eine Menge: "Summer Girl" bietet eine direkt zu Herzen gehende Ballade, "Treehouse" präsentiert sich als sommerlich luftiger Ohrwurm, "Charlie Song" ist ein ausgelassener Singalong mit hohem Suchtfaktor, "Intervention (Staple Jeans)" offenbart eine verführerische und bittersüße Pop-Ode, und "I Played Drums On This" bezirzt als emotionale Ballade die unter die Haut geht. Hier wird zwar das Rad nicht neu erfundent, aber der Pop in all seiner Schönheit und Pracht zelebriert. Und allein dafür muss man sich einfach in dieses Album verlieben. (♪♫♪)




15. THE SOFT MOON - "THE SOFT MOON"


Es ist kaum in Worte zu fassen was der Amerikaner Luis Vasquez mit seiner One-Man-Show The Soft Moon in diesem Jahr für ein wunderliches und berauschendes Debütalbum vorgelegt hat. Nachdem er zuvor zwei 7"s veröffentlichte, war es nun an der Zeit für das erste Album, mit dem schlichten Titel "The Soft Moon". Doch was sich dahinter verbirgt ist alles andere als schlicht. So gleitet er von einem Stil in den anderen - ob New Romantic, Post-Punk, Noise-Elemente, Psychedelia oder Dark Wave. Aus all dem baut er hier über 11 Songs eine dunkle, pulsierende und berauschende Einheit, mit der er zeitweilig gar den Geist von Joy Division herauf beschwört. Möge der Mainstream- und Formatradio-Fan sich doch die Zähne daran ausbeißen. Dem Rest von uns wird diese Platte wie ein sonderbarer, mitreißender und bewusstseinserweiternder Trip vorkommen, der einen immer tiefer in seinen Bann zieht. Ein Trip, bei dem man nie weiß, was als nächstes passieren wird. So klingt schon der Opener "Breathe The Fire"  mit seinen klaren Gitarrenakkorden und den trommelnden Beats, als hätte man The Drums in dunkle und atmosphärische Soundsphären gebeamt. "Cirlces"  kommt mit seinen unterkühlten Industrial-Elementen und verzerrt sägenden Gitarren-Attacken, nah an das Level von Portishead. Das grandiose "Out Of Time" behauptet sich als bedrohlich schwebende Dark-Wave-Hymne, das amtosphärische und bedrogte "When It's Over" ist nicht allzu weit von The XX entfernt, "Sewer Sickness" lebt von düster-monotoner Klangstruktur, die von schrillen Gitarren attackiert wird, und "Into The Depths" zeigt sich als von maschinellem Rhythmus begleiteter, gespenstischer Dark-Wave. Ein auf gewisse Weise psychotisches und verstörendes, jedoch zugleich unheilvolll betörendes Meisterstück, dass mit jedem Mal mehr fesselt. (♪♫♪)





14. PEAKING LIGHTS - "936"


Wenn es in diesem Jahr eine Platte gab, dessen Magie und Qualität nahezu unmöglich in würdige Worte zu fassen war, dann war dies "936", das Debütalbum von Peaking Lights, wohinter sich ein Ehepaar aus Wisconsin verbirgt. Viel gibt es über Indra Dunis und Aaron Coyes noch nicht in Erfahrung zu bringen. Und ebenso geheimnisvoll dieses Duo auf den derzeitigen Hörer wirken müssen, so nahezu surreal offenbart sich auch ihre gemeinsame Musik. Das was sie auf den hier vorliegenden 8 Songs so treiben, kann man nur händeringend als avantgardistischen Psychedelic-Lo-Fi-Dub-Pop bezeichnen. Und auch damit ist nur unzulänglich umrissen, was sich hier für Eindrücke eröffnen. So zeichnet sich "Tiger Eyes" mit schleppenden Beats, groovendem Bass und einer bezaubernden Melodie aus, und paart dies alles nochmal  mit ordentlich bedrogtem Psych-Pop-Appeal. "Marshmellow Yellow" kommt mit klöppelnden Elektro-Beats und herrlich verwaschener Soundästhetik daher, "Summertime" und "All The Sun That Shines" sind kunstvoll bekiffte Dub-Sommerhits aus einer anderen Dimension, und im schwindelerregend wunderbaren "Amazing & Wonderful" ist der Songtitel Programm. Man sollte aber nicht zuviel Zeit damit verbringen, diese Musik analysieren oder kategorisieren zu wollen. Man sollte sie einfach nur erfahren, sich in ihr fallen, von ihr tragen lassen. Und selbst wem ihr Debüt anfangs noch zu verkopft erscheinen mag, der wird sich auch irgendwann nicht mehr gegen diese erhabene und unwirkliche Schönheit wehren können. Und vielleicht haben auch jene irgendwann das Glück zu erkennen, dass quasi jeder Song auf "936" ein Hit ist. (♪♫♪)



13. JAY-Z & KANYE WEST - "WATCH THE THRONE"

Das Kanye West stetig für grandiosen HipHop sorgt, muss man wohl fast ebenso wenig erwähnen, wie das die Beatles unfassbar wichtig waren. Jedes Kind weiß es, und wenn doch nicht, besteht dringender Nachholbedarf. Und warum dann nicht gleich mit seinem aktuellsten Werk "Watch The Throne" anfangen, einer Album-Kollaboration mit Kollege und HipHop-Schwergewicht Jay-Z. Und das Mr. West hier so deutlich hervorgehoben werden muss, liegt ganz allein in der Tatsache, der er hier offensichtlich den kreativen Mörderanteil beigesteuert hat.  Und seine Genialität, die im letzten Jahr mit dem HipHop-Meilenstein "My Beautiful Dark Twisted Fantasy" seinen bisherigen Höhepunkt erreichte, ist auch auf "Watch The Throne" keine Grenzen gesetzt. So wirft der geniale Opener "No Church In The Wild" schon mit hervorragenden Samples um sich, ohne das man es merkt.. Doch West soll sein Talent für hervorragend gesetzte Samples noch auf die Spitze treiben. Im famosen Ohrwurm "Otis", ist der hier besungene Otis Redding auch stimmlich allgegenwärtig. Und im großartigen und melancholischen "New Day" macht er sich Nina Simone's unsterblichen Klassiker "Feeling Good" ganz zu Eigen. Und auch sonst passiert hier eine Menge großartiges: Das fabelhafte und ultimativ hitverdächtige "Lift Off" mit Beyoncé Knowles, oder das geniale "Niggas In Paris", dass vom typischen und minimalistischen HipHop urplötzlich in sphärische und nachdenkliche Sphären abtaucht. Und auch Highlights wie das hochgradig eingängige "That's My Bitch", auf dem auch Justin "Bon Iver" Vernon und Elly "La Roux" Jackson zu hören sind. Und so zementiert Kanye West hier wieder einmal seinen verdienten Anspruch auf den HipHop-Thron. Lang lebe der König. (♪♫♪)






12. SON LUX - "WE ARE RISING"

Wer seine Lieblingsmusik nicht vornehmlich im Formatradio findet, der hat im Jahr 2011 durchaus Geschmack an dem Debütalbum "We Are Rising" des US-Künstlers Ryan Lott alias Son Lux finden können. Mehr noch: Man kann dieses Album nahezu lieben. Denn was manchem vielleicht wie ein musikalischer Hirnfick anmuten wird, ist doch in Wirklichkeit vielmehr ein Album voller Hits. Man muss sie eben nur finden. Schon der Opener "Flickers" offenabrt sich als wunderbar melodisches, entrücktes Singer-Songwriter-Juwel, das sich sich in einem elektronisch-akustischen Klangkosmos verliert. Danach vereint er auf "All The Right Things" einen Folkpop-Song mit schleppenden Elektrobeats, schillernden Synthesizern, und eingewobenen Flöten und Bläsern. Doch spätestens der 3. Song sollte einen unmittelbar unter die Decke katapultieren: Die großartige Synthpop-Hymne "Rising", in dem sich Glockenspiel, zarte Streicher, Flöten und sich weit in den Himmel schraubende Synthesizer ausbreiten - und gen Ende genial von einem gegenläufigen Rhythmus sabotiert wird. Auf "Claws" liefern sich melancholisches Pianospiel, Elektro-Beats, und schräge Klangeffekte einen großartigen Schlagabtausch. Und im herausragenden "Let Go", entsteigen hymnische Chöre einem Soundgewand aus Breakbeats, Synthesizern und Klarinetten. Ein fast schon hypnotisches Album - eines in dem man jedes Mal neue Facetten erkennt. "We Are Rising" ist ein Album, dass einen mit Sicherheit noch lange beschäftigen wird. (♪♫♪). 





11. DANGER MOUSE & DANIELE LUPI - "ROME"


Danger Mouse hat es wieder einmal geschafft uns zu überraschen. In der Vergangenheit hatte er Jay-Z und die Beatles auf einen gemeinsamen Nenner gebracht, die Gorillaz hoch in die Charts produziert, oder selbige mit seinen Projekten Gnarls Barkley oder Broken Bells gestürmt. Ganz zu schweigen vom Meisterwerk "Dark Night of the Soul", dass er gemeinsam mit Sparklehorse und der Créme de la Créme des internationalen Indie umsetzte, und letztes Jahr in dieser Liste die Pole Position einnahm. In diesem Jahr tat er sich mit dem italienischen Komponisten Daniele Lupi zusammen, und machte ein Album über die Ewige Stadt Rom - und ließ sich dabei musikalisch vor allem durch Spaghetti-Western á la Ennio Morricone inspirieren. Das ist ihm herausragend geglückt - auch durch die hervorragende Wahl der Gastsänger, die Stücke von "Rome" schmücken. Zum einen Jack White (White Stripes) der etwa das famose und melancholische "The Rose With a Broken Neck", oder den intensiven Psychedelic-Western "The World" vertont. Und als weiblicher Gegenpart steht ihm Norah Jones gegenüber. Bei all ihrem langweiligen Kaffeehaus-Jazz der Vergangenheit, konnte man fast vergessen, was für eine famose Sängerin sie sein kann, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Und das stellt sie auf der herrlichen und zärtlich schwebenden Perle "Season's Trees", oder dem unwiderstehlichen Ohrwurm "Problem Queen" eindrucksvoll unter Beweis. Doch ebenso grandios gelangen auch die instrumentalen Stücke, die das Konzept des Albums so großartig in Szene setzen, das Gesang beinah schon wieder stören würde. Doch am Ende ist es eben das Gesamtwerk, dass einen mit Leib und Seele fesselt. Ein Album das mehr ist, als die Summe seiner Teile. (♪♫♪




10. LADY GAGA - "BORN THIS WAY"

Was Stefanie Germanotta alias Lady Gaga, dieses kunstvoll inszenierte Zwitterwesen aus David Bowie, Andy Warhol und Madonna, mit ihrem Debüt "The Fame" und dem Appendix "The Fame Monster" so anstellte, war schon allerhand. So gilt es vielen gar als das beste Dance-Album der 00er. Die Erwartungen an den Nachfolger waren entsprechend enorm. Und als Gaga in diesem Frühjahr dann endlich das heiß erwartete "Born This Way" nachlegte, war klar: Hiermit haben wir es mit dem bislang besten Dance-Album der neuen Dekade zu tun. Denn bei genauer Betrachtung, kann ihr Zweitwerk sogar das famose Debüt in die Tasche stecken. Ausgereifter, in sich schlüssiger und innovativer klingt das neue Material. Los geht es bereits mit einem Knall: Die neue und 5. Single "Marry The Night" (♪♫♪) gibt den Startschuss als mitreißende Dance-Pop-Hymne, die auf 90s-typischen Synthesizern reitet. Der Titelsong "Born This Way" (♪♫♪) ist ein famsoer Elektropop-Hit, der bewusst die Nähe zu Madonna's "Express Yourself" sucht. Und auch das eher balladeske "Bloody Mary" (♪♫♪) ist deutlich als Verneigung vor der Queen of Pop zu werten. Der Ohrwurm "Judas" liefert ein grandioses Selbstzitat (siehe "Bad Romance"), mit "Scheiße" (♪♫♪) serviert sie uns einen spinnerten und genialen Kracher, der deutsche Textpassagen und technoide Elemente vereint, und "Hair" (♪♫♪) oder "Highway Unicorn (Road to Love)" (♪♫♪) geben potentiell ebenso große Dancefloor-Kracher ab, wie auch das fabelhaft 90s-typische "The Edge of Glory" (♪♫♪) einer ist. Und "Yoü & I" (♪♫♪)  Ein von vorn bis hinten elektrisierendes Dance-Pop-Album, dass ihr endgültig das Anrecht auf den Thron der Queen of Pop sichert.




9. THE STROKES - "ANGLES"


Die Strokes haben eine bewegte Karriere hinter sich. Am Anfang stand das Debütalbum "Is This It", mit dem sie das wohl wichtigste Rockalbum seit "Nevermind" auf die Welt losliessen, um die Vertreter des Nu-Metal in die Löcher zurück zu schicken, aus denen sie einst gekrochen waren. Ihr Zweitwerk "Room On Fire" kam dann auch noch verdammt geil rüber, klang aber doch ein wenig sehr wie...tja...der Vorgänger. Aus dieser Misere wollten sie mit ihrem 3. Album "First Impressions of Earth" ausbrechen - was dann aber doch ein wenig verkrampft und richtungslos anmutete. Als dann Frontmann Julian Casablancas sein Solodebüt "Phrases for the Young" vollkommen gegen die Wand fuhr, traute man bei aller Liebe auch den Strokes nur noch wenig zu. Als sie jedoch in diesem Jahr endlich ihr 4. Studioalbum nachlegten, hätte die Überraschung kaum größer sein können. Auf "Angles" wirkt die Band aus New York plötzlich wie ausgewechselt. So frisch und kreativ waren sie seit ihrem Debüt nicht mehr - und bieten dabei eine größere Stilvielfalt als auf selbigem. Einiges hier geht aber deutlich back to the roots, wie schon die grandios rockende erste Single "Undercover of Darkness" (♪♫♪) zeigt, die auch auf dem Debüt eine gute Figur gemacht hätte. Aber auch das nachdenkliche "Call Me Back" (♪♫♪), oder die hymnisch mitreißende Single "Taken For a Fool" (♪♫♪), passen hervorragend in dieses Konzpet. Doch immer wieder greifen hier neue Stilrichtungen um sich. "Games" (♪♫♪) ist ein getragenes und großartiges New-Wave-Juwel, der Opener "Machu Picchu" verbindet ähnliche Einflüsse mit einem grandios typsischen Strokes-Ohrwurm, und das düstere "Metabolism" (♪♫♪) klingt ein wenig wie Muse in verdammt gut. Und am Ende vereint sich all dies zu einem großartigen Gesamtwerk, dass ihrem Debüt fast auf Augenhöhe begegnet. This is it! 





8. BON IVER - "BON IVER"

Justin Vernon alias Bon Iver ist ein umtriebiger Künstler - auch wenn die wenigstens einen solchen in der Folk-Szene zu suchen pflegen. Denn nachdem er mit seinem Debüt "For Emma, Forver Ago" ein intimes und filigranes Folk-Juwel erschaffen hatte, tat er sich im letzten Jahr mit niemand geringerem als Kanye West zusammen, auf dessen letztjährigen Meisterwerk "My Beautiful Dark Twisted Fantasy" er bei mehreren Songs mitwirkte. Und diese vollkommen anderen musikalischen Erfahrungen, haben sich auch auf sein schlicht "Bon Iver" betiteltes Zweitwerk ausgewirkt. Natürlich steht hier wieder der Folk im Mittelpunkt, in all seinen herzschmelzenden und melancholisch-schönen Variationen. Doch dieser strahlt immer wieder in die unterschiedlichsten Richtungen. So wird der Opener "Perth" (♪♫♪) mit eindringlichen Gitarrenparts und sanften Marschtrommeln zu einem grandiosen Auftakt, der großes erahnen lässt. Das veträumte "Minnesota, WI" (♪♫♪) spielt mit sanft Gitarren Saxophonen und Synthesizern, "Hinnom, TX" (♪♫♪) schwebt als schwerelos atmosphärische Ballade durch den Raum, "Towers" (♪♫♪) strahlt mit seiner erhabenen Melodie eine zeitlose Magie aus, das sich langsam aufbauende "Calagary" (♪♫♪) geht ohne Anlauf direkt unter die Haut, und zum Finale krönt er das alles noch mit "Beth/Rest" (♪♫♪), einer himmlischen und stark 80s-infizierten Ballade. Ein nahezu atemberaubendes Werk ist ihm da mit "Bon Iver" gelungen. In Worten lässt sich das nur überraschend schwer umschreiben - man muss sich nur einmal ganz fallen lassen, in diesen 10 großartigen Songs. Und es wird einem verdammt schwer fallen, sich nicht in sie zu verlieben. Womöglich der größte Folk-Pop-Moment des Jahres!




7. FEIST - "METALS"

Den meisten ist die kanadische Künstleirn Leslie Feist wohl als erstes durch Apple begegnet - als diese vor wenigen Jahren ihren Song "1234" via iPod-Werbung zum Hit machten. Ihr dazugehöriges und letztes Album "The Reminder" bot dazu ein hervorragendes Folk-Pop-Werk, dass Lust auf mehr machte. Doch Feist versuchte nicht, durch ein schnell hinterher geschossenes Album ihren plötzlichen Erfolg zu zementieren - sie legte stattdessen eine Pause ein. Nun 4 Jahre später, als man sie fast schon wieder vergessen hatte, kam sie mit ihrem 4. Studioalbum "Metals" zurück - und man ist ihr mehr als dankbar für diese Entscheidung! Denn wer erst einmal begriffen hat, welch Größe und Erhabenheit ihr neuestes Werk ausstrahlt, der wird sich gewiss sein: etwas besseres hat man von Feist bisher noch nicht gehört. Dabei setzt sie nicht auf Experiemente, sonder auf Beständigkeit. Auf Minimalismus und echte, pure Emotionen. All das besitzt "Metals'" und noch viel mehr. Von dem gravitätischen, folkigen Opener "The Bad In Each Other" (♪♫♪), der klagenden und episch emotionalen Ballade "Graveyard" (♪♫♪), über den stimmungsvollen Folk-Ohrwurm "How Come You Never Go There" (♪♫♪) oder das zauberhafte und warme "The Circle Married The Line" (♪♫♪), bis hin zur melancholischen und traurigen Singer/Songwriter-Perle "Anti-Pioneer" (♪♫♪), oder dem vertäumten Closer "Get it Wrong, Get it Right" (♪♫♪). So machte sie aus "Metals" ein majestätisches und dennoch höchst intimes Album, dass Erinnerung an den Folk der späten 60er und frühen 70er Jahre weckt. Ein klassisches, im besten nur denkbaren Sinne zeitloses Album, dass mit ein wenig Glück uns alle überleben wird. Wunderbar.





6. KATE BUSH - "50 WORDS FOR SNOW"


Wer hätte noch Anfang diesen Jahres gedacht, dass Kate Bush zum Ende des selbigen, mit ihrem ersten neuen Album nach 6 Jahren kommen, und prompt das Feld von hinten aufrollen würde. Wobei man hier differenzieren muss: Viel mehr hätte man nicht erwartet, dass überhaupt ein neues Album erscheinen würde. Das ein neues Werk jedoch von hoher Qualität gesegnet sein würde, hätte wohl niemand bezweifelt, der ihres Schaffens kundig ist. Hatte sie doch 2005 mit "Aerial" erst nach 12jähriger Abstinenz wieder mal ein Meisterstück geschaffen, dass einem heute noch in den Ohren klingt. Dem ließ die Künstlerin nun endlich ihr neuestes Album "50 Words For Snow" folgen. Doch sie liefert hier nicht den großen, pathetischen Auftritt, sondern schöpft ihre Kraft aus der Ruhe. Ein stilles Epos ist ihr neues Album geworden, dass man ohne zu übertreiben als ein weiteres Meisterwerk betiteln kann. Genau genommen ein Konzeptwerk über den Schnee und den Winter. Der wunderbare Titelsong "50 Words For Snow" (♪♫♪) bezieht sich auf den Mythos, dass die Eskimos 50 Wörter für Schnee kennen. Und die reimt sich sich, gemeinsam mit Gaststimme Stephen Fry, selbst zusammen, wobei manch wunderbare als auch wunderliche Wortkreationen entstehen. Die zeitlose und fantastische erste Single "Wild Man" (♪♫♪) zeigt sich als Ode an den Yeti, das 14minütige, intime Pop-Kunstwerk "Misty" (♪♫♪) kündet von einer erotischen Begegnung zwischen einer Frau und einem Schneemann (!), und "Snowed In At Wheeler Street" (♪♫♪) offenbart sich als prachtvolles Duett mit Elton John, dass sich zusehends zur Hymne erhebt. "50 Words For Snow" ist nicht weniger als ein meisterliches Album von entrückter Schönheit, dass uns nicht nur den Winter zu versüßen vermag. Und wenn bis zu ihrem nächsten Werk wieder einmal Jahre vergehen sollten, so werden wir uns bis dahin immer noch dieses stille Pop-Juwel innig ans Herz drücken. 





5. RADIOHEAD - "THE KING OF LIMBS"


Es gibt nur sehr wenige Bands, die über zig Jahre hinweg beständig hohe künstlerische Qualität abliefern. Eine dieser wenigen sind Radiohead - weil sie Musik als eigene Kunstform betrachten, nicht als Mittel zum Zweck. Selten hat man eine Band erlebt, die so radikal die Erwartungen und Traditionen von Hörern und Plattenfirmen sabotierte. Das machten sie auch wieder einmal mit ihrem nunmehr 8. Studioalbum "The King of Limbs" deutlich. Nur 3 Tage vor seinem erscheinen wurde das Album von der Band via Internet angekündigt, mit den schlichten Worten: "Thank you for waiting!" Und mit nur 8 Songs bei einer Spieldauer von gerade einer guten halben Stunde, wurden wohl vor allem im Mainstream beheimatete Kunden noch mehr irritiert. Und damit machten sie eigentlich genau das richtige: Lieber 8 sehr gute Songs, als den Gesamteindruck durch zusätzliches Füllmaterial mindern. So bleibt "The King of Limbs" eine kurze und schlüssige Angelegenheit - und eben eine verdammt gute. Doch nicht die überbordenden Experimente sind es, die ihr neuestes Studiowerk so gleungen machen - der Sound den sie uns hier kredenzen, ist mittlerweile zu einem archetpyischen Sound der Band geworden. Hier macht nicht der Überraschungseffekt den Ausschlag, sondern die Beständigkleit mit der sie uns hier ihr - man muss es so sagen - 7. Meisterwerk in Folge darbieten. Es beginnt mit dem hypnotischen, von organisch kreiselnden Beats unterlegten Pop-Kunstwerk "Bloom" (♪♫♪), führt über das von Stakkato-Gitarren und elektronischen Spielereien geprägte "Morning Mr. Magpie" (♪♫♪), das wunderbar groovige und eingängige Stück Art-Pop "Lotus Flower" (♪♫♪), das erhabene und mit dem "Pyramid Song" eng verwandte, tieftraurige "Codex" (♪♫♪), und die würdevolle und sphärische Ballade "Giving Up The Ghost" (♪♫♪), und endet mit dem famosen Closer "Seperator" (♪♫♪). Radiohead zeigen einmal mehr die Kunstwerdung des Pop und setzen ihre ungebrochene Reihe von herausragenden Alben fort. 




4. JAMIE WOON - "MIRRORWRITING"
Viel wusste man Anfang diesen Jahres nicht von Großbritanniens neuestem "Woonderkind". Was man über ihn wusste: Jamie Woon, 28-jähriger Musiker und Absolvent der renommierten London School For Performing Arts & Technology, von dem schon der ein oder andere Clip über Youtube flimmerte - und vom BBC schon Ende letzten Jahres als einer der Newcomer für 2011 vorhergesehen wurde. Und mit ihm gab es dieses Jahr einen weiteren Newcomer, der dem Post-Dubstep zum Durchbruch verhalf. Das machte er schon im vergangenen Jahr mit der ersten Single deutlich: Der atmosphärisch getragenen Perle "Night Air" (♪♫♪). Doch sie zeigte auch ebenso deutlich, dass er sich nicht einzig dem Dubstep widmet. Auf seinem Debüt "Mirrorwriting" sind die unterschiedlichsten Einflüsse allgegenwärtig. So strahlt etwa "Street" (♪♫♪) mit verträumter Melodie und schwebenden House-Elementen. "Lady Luck" (♪♫♪) gibt formvollendet zu Protokoll, wie der RnB von heute zu klingen hat - und hätte auch Michael Jackson hervorragend zu Gesicht gestanden. Das soft elektronische "Shoulda" (♪♫♪) ist nicht weniger als eine erhabene Art-Pop-Ballade die sich tief ins Bewusstsein gräbt. "Spirit" (♪♫♪) erweist sich mit trommelnden Beats, schwebender Elektronik, Chören und Dubstep-Elementen, als majestätische Pop-Offenbarung. "Spiral" vermischt ätherische Elemente mit Akustikgitarre, und "Gravity" geht als schwerelose Ballade unter die Haut. Es fehlen fast die Worte die Wirkung dieser 12 Songs zu umschreiben - sie strahlen ihre ganz eigene Energie und Atmosphäre aus. Und haben dabei keine schwache Sekunde zu bieten. Wer sich in diese Platte nicht verliebt, der trägt statt eines Herzens einen Stein in seiner Brust.





3. BJÖRK - "BIOPHILIA"

Ein wenig hatte man Björks überschäumende Kreativität, die sie in der Vergangenheit vor allem mit eher an Konzeptalben gemahnenden Werken zeigte, schon vermisst. Das letzte seiner Art in ihrem Backkatalog war "Medulla" aus dem Jahre 2004. Der 2007er Nachfolger und ihr bislang letztes Album "Volta", war indes ein eher zweischneidiges Schwert, dass die Größe seines Vorgängers nicht erreichen konnte. Einige Jahre war es nun recht still um die isländische Pop-Elfe. Doch in 2011 kam sie mit ihrem neuesten Projekt des Weges, dass wieder voll und ganz an die früheren Qualitäten anknüpfen konnte: "Biophilia" offenbarte sich als eine Art audio-visuelles Gesamtkunstwerk, und darf sich stolz das erste "App-Album" der Welt schimpfen. In Zusammenarbeit mit Apple stellt das Album eine Serie von interaktiven Apps dar, auf die der Nutzer selbst eingreifen, und die Songs nach belieben zum Teil auch komplett verändern kann. Doch natürlich gibt es auch das klassische physische Album, dem Björk hiermit nicht den Todestoß versetzen will. Und das ist auch gut so - denn auch wenn die Songs ihrer fabelhaften Apps beraubt sind, verlieren sie nichts von ihrer Magie, Tiefe und Eindringlichkeit. "Moon" (♪♫♪) verzaubert zum Einstieg schon mit zärtlich gezupften Harfen, "Thunderbolt" (♪♫♪) wird von großartig minimalistischen Sequenzern beherrscht, die fantastische Single "Crystalline" (♪♫♪) wird von Celesta-Klängen begleitet, ehe sie von wirbelden Elektrobeats sabotiert wird, die wundervoll glöckelnde Ballade "Virus" (♪♫♪) ist so ansteckend wie ihr Titel, und "Mutual Core" (♪♫♪) wäre in einer besseren Welt ein Hit. Björk ist wieder ganz bei sich, und mit "Biophilia" fügt sie ihrem Backkatalog ein weiteres essentielles Meisterwerk hinzu.






2. PJ HARVEY - "LET ENGLND SHAKE"

Von PJ Harvey war man in der Vergangenheit doch eher gewöhnt, dass sie sich in ihren Texte vorzugsweise um eigenes Seeleheil kümmerte. Auf ihrem 10. Studioalbum "Let England Shake" kümmert sie sich hingegen um ihr - wie der Titel schon sagt - Heimatland England. Ein geschichtsträchtige und stolze Nation, der sie aber hier nicht ein Album voller Lobgesänge widmet. Vielmehr besingt sie eine Nation, die in ihrer Geschichte viel zu lang und zu oft Krieg führte - auch gegen den Terror. Eine Nation, die vor allem eines hinterliess: Waisen. Und wie die Historie Englands es vormachte, kann es auch in den Texten zu ihrem neuen Album schonmal ziemlich blutig werden. Ein Thema wie gemacht für ein so herausragendes Konzerptalbum, wie PJ Harvey es hier schuf. Denn musikalisch setzte sie dies in einem Dutzend großartiger Songs um, die tief im Folk verwurzelt sind, aber immer wieder dem Indie-Pop und dem Singer/Songwriter-Fach die Hand reichen. Der Sound ist nicht mehr so düster wie zuletzt, dafür spürt man das Unheilvolle im Hintergrund lauern, stets verzerrt von wunderbaren Meoldien, die sich aber jederzeit in tief melancholische Abgründe stürzen können. Das zeigt schon der Opener und Titelsong "Let England Shake" (♪♫♪) - eine Art abgedunkelter, aber wunderbar melodischer Psychedlic-Folk-Pop. Das getragene und fast epische "The Glorious Land" (♪♫♪) wird von dem Rhythmus entgegen arbeitenden Trompetenfanfaren begleitet, als würde die Kavallerie zum Angriff blasen. Die grandisoe erste Single "The Words That Maketh Murder" (♪♫♪) kann mit beherzten Handclaps, bedrogten Surfgitarren und softem Bläsereinsaz dienen. Das absolut zauberhafte "On Battleship Hill" (♪♫♪) gibt sich als nahezu berauschende Ballade, und "In The Dark Places" (♪♫♪) bietet melancholisch klagenden, aber dennoch schwungvollen Folk-Rock. PJ Harvey ist mit "Let England Shake" ein wahres Meisterwerk gelungen, dass bei wiederholtem hören immer mehr und mehr an Intensität gewinnt.


1. JAMES BLAKE - "JAMES BLAKE"Schon zu Beginn diesen Jahres wurde hier an anderer Stelle geraten, dass man sich den Namen James Blake merken sollte. Doch das war gar nicht nötig - so konnte sich das Debütalbum "James Blake" des 22jährigen britischen Wunderkindes nicht einfach nur gut halten, viel mehr wuchs es beständig immer weiter über sich hinaus, bis es schließlich alles andere des Jahrgangs 2011 gnadenlos überstrahlte. Und das schafft er mit seiner höchst eigenwilligen, aber wundersam betörenden Mischung aus Post-Dubstep, Electronica, Pop und Soul - getragen von seinen wunderbaren und zerbrechlichen Vocals, die er auch gerne mal mit Effekten verzerrt. Und welche erhabenen Momente er damit immer wieder erreicht, wie er aus all dem ein Anfangs schwer greifbares, aber mit jedem Versuch weiter reifendes Werk erschafft, konnte man in diesem Jahr nirgendwo anders in solchem Ausmaß erleben. The XX, die essentiellsten Newcomer 2009, nennt der Künstler selbst als entscheidenden Einfluss für sein Album - was vor allem in dem Minimalismus und der Intensität seiner Kompositionen seine Berechtigung findet. Und auch darin, dass beide mit ihren Erstlingswerken das jeweils beste Album ihres Jahrganges vorlegten. Doch Blake geht hier vor allem seine ganz eigenen Wege, an weiteren Versuchen der Vergleiche oder der Kategorisierungen, dürften sich selbst erfahrene Musikexperten die Zähne ausbeißen. Man höre nur was er hier alles zaubert. Die Kontraste seines Schaffens zeigt er besonders deutlich in "I Never Learned To Share" (♪♫♪), dass als fragile Acapella-Ballade beginnt, stetig an Intensität und Tiefe gewinnt, und schlußendlich in einem fast verstörend elektronischen Rausch gipfelt. Mit dem Opener "Unluck" (♪♫♪) gibt er eine kunstvolle und wunderbare Ballade zum Besten, die er mit soften Elektrobeats und spärlichen Synthieflächen untermalt. "The Wilhelm Scream" (♪♫♪) offenabrt sich als melancholischer und düster schwebender Electro-Psych-Pop, für den das Wort Meisterstück gerade gut genug ist. Den meisten da draußen wird aber wohl am ehesten die erste Single geläufig sein: sein wundervolles Feist-Cover "Limit To Your Love" (♪♫♪), dass er sich mit wundervoll elektronischen Spielereien ganz und gar zu Eigen macht. Es ist beinah unmöglich das Debütalbum dieses jungen Nachwuchs-Genies zu beschreiben, ohne das Wort "Kunstwerk" in den Mund zu nehmen. Denn es ist eben dieses - ein Mosaik, dass aus einer Vielzahl unterschiedlichster und gegensätzlichster Fragmente besteht, und in seiner ganzen Fülle ein schlüssiges (ja, hier ist es wieder:) Kunstwerk bildet. Ein Album das uns noch beschäftigen wird, wenn vieles anderes nur noch eine ferne Erinnerung ist. Und wenn nicht viel schief geht, dann kann das, was James Blake hier vorlegte, nur eines sein und nichts anderes: eine strahlende Aussicht auf die Zukunft des Pop.