♪♫♪ ...music makes the people come together... ♪♫♪

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Mittwoch, 31. März 2010

Ausgegraben: PAUL KALKBRENNER - "BERLIN CALLING: THE SOUNDTRACK" (2008)

Von chillig bis tanzbar: Mit Film und gleichnamigem Soundtrack, mausert sich der Berliner DJ zum wohl unbekanntesten deutschen Superstar!

Vor ca. 2 Jahren war er plötzlich da, dieser Film, in dem der unbekannte Berliner Techno-DJ Paul Kalkbrenner den (fiktiven) Berliner Techno-DJ Ickarus mimte, der durch Karriere und Drogen langsam den Kontakt zur Welt und zu sich selbst verliert. So lieferte Paul Kalkbrenner auch gleich den gesamten Soundtrack dazu ("Mango" by Sascha Funke ausgenommen). Und nun lässt es schon nicht schlecht staunen, das dieser Film und sein Soundtrack, trotzdem beide von der Presse weitestgehend ignoriert wurden, sich zu einem kleinen Phänomen entwickelten und Kalkbrenner zum wohl unbekanntesten deutschen Superstar machten. Auf dem Soundtrack liefert er Elektro und Minimal-Techno von chillig bis tanzbar, und geht dabei sehr souverän zu Werke. Tatsächlich liefert der Herr hier keinen schranzigen Techno wie man ihn in einschlägigen Großraum-Diskotheken um die Ohren geklatscht bekommt. Auffällig ist hier, wie er tanzbares mit atmosphärischem in minimalistischem Gewand vereint. Und doch gibt es ein sehr eindeutiges Indiz, das der Herr - auch wenn dies nicht nach typischem Techno klingt - eben doch seinen Background im selbigen hat: Das meiste hier bewegt sich im engen und wenig Wandlungsfähigem Rahmen des Genres. Große Überraschungen liefert er hier nur selten und eine gewisse Monotonie muß man manch einem Track ebenso attestieren. Vieles, was im Film womöglich großartig funktioniert, lässt aus diesem Bezug gerissen manchmal dann doch etwas mehr Kreativität vermissen...zumindest wenn man es mit zeitgenössischem Elektro vergleicht: Es hat nicht das Popverständnis und den Funk von Daft Punk, die Verspieltheit von Kraftwerk, die rockende Rotzigkeit von Justice oder die düstere Tiefe von Underworld. Aber dennoch vermag die Platte in ihrer Gesamtheit zu überzeugen. Lässt man sich völlig fallen und diesen Sound-Rausch ganz auf einen Wirken, dann kann man auch in seinen spärlichsten Momenten diesen Song ganz neue Facetten abgewinnen. So seien Stücke hervorgehoben, wie das chillig atmosphärische "Aaron", das verspielte "Queer Flow", das famos großartige "Sky + Sand" (mit Vocals seines Bruders Fritz Kalkbrenner), das bedrogt oldschoolig technoide "Altes Kamuffel", das tanzbar getragene "Revolte" oder das ausnahmsweise sehr kreativ tobende "Gebrunn Gebrunn".
Alles in allem eine erfreuliche Compilation aus dem Techno-Umfeld, das aber vor allem zuhause auf der Couch dann doch ein paar Längen aufweist. Doch wer sich in der richtigen Situation und der richtigen Stimmung ganz in diese Klänge fallen lässt und die Welt um sich herum ausblendet, der kann hier einen wahren kleinen Schartz entdecken.

* * * *1/2

Dienstag, 30. März 2010

Besprochen: MAXIMILIAN HECKER - "I AM NOTHING BUT EMOTION, NO HUMAN BEING, NO SON, NEVER AGAIN SON"

Der stets tiefmelancholische Berliner Barde begibt sich auf seinem neuen Album auf dem Weg zum ernstzunehmenden Singer/Songwriter!

Zu Beginn der vergangenen Dekade nahm man, quasi als Geheimtipp der Szene-Hipster, mit wohlwollen den jungen Berliner Musiker Maximilian Hecker zur Kenntnis, der auf seinen ersten beiden Alben so wunderbar himmelsstürmende Melancholie, Depeche-Mode-artige Elektronik-Spirenzchen und zartschmelzende Melodien auf einen Nenner brachte. Das funktionierte eine Zeit lang wirklich gut. Doch spätestens seit dem 3. Album begann die Fassade langsam zu bröckeln - und der einst traurig-liebenswürdige junge Mann begann immer mehr, sich in schnulzig-weinerlichen Balladenbombast zu ergehen, der so manch eine Kitsch-Grenze locker sprengte. Und just rückte er in der öffentlichen Wahrnehmung in den hintersten, dunkelsten Winkel. Doch mit seinem neuen Album "I Am Nothing But Emotion, No Human Being, No Son, Never Again Son" tritt er aus den Schatten zurück ins Licht - um uns an der Hand zu nehmen und uns in seine dunklen Schatten einzuladen. Doch die malt er in seinen spärlich arrangierten, wunderbaren Kleinoden in solch wunderbaren Farben, das es eine wahre Freude ist. Doch auch die größte Lebensfreude die manch ein Song vielleicht ausstrahlen mag, ist stets nur eine bittersüße - auch hier kündet der junge Barde, der sich mittlerweile einen Vollbat stehen lässt, von den schweren, wehmütigen, hoffnungslosen und traurigen Momenten des Lebens. Doch mit welch einer Schönheit er all das beflügelt, damit hätte man in dieser Kombination nicht mehr gerechnet! Das Album entstand nach einer Schaffenskrise des jungen Mannes, die in einer Wiedergeburt endete. Nach eigener Aussage, habe die Begegnung mit einer japanischen Prostituierten Namens "Nana" ihn inspiriert - und arbeitete dies im gleichnamigen Song auf. Der kitschige Bombast der Vorgänger ist hier nun inspiriertem Songwriter-Pop gewichen, der ganz und gar zu fesseln vermag. Herr Hecker ist auf dem goldrichtigen Weg!!!

* * * *

Montag, 29. März 2010

Besprochen: BROTHERS OF END - "THE END"

Music Of The Night: Mit ihrem wundervollem Folk-Pop-Debüt enthüllen 3 Schweden die Schönheit in der Verzweiflung.

Immer wieder drängte sich eine Frage auf, die auch nun gestellt werden soll: Wo zum Teufel waren in den letzten Jahren eigentlich The Cardigans? Nachdem sie im vergangenen Jahrzehnt einen Neuanfang starteten und mit "Long Gone Before Daylight" (2003) und "Super Extra Gravity" (2005) die besten Alben ihrer Karriere veröffentlichten, wurde es (abgesehen von der Best-Of-Compilation im Jahr 2008) still um die wohl beste schwedische Band der Welt. Doch sie waren im Grunde immer da - auch wenn man es auf den ersten Blick nicht sehen konnte. Sängerin Nina Persson kümmerte sich etwa um ihr Soloprojekt A Camp, mit der sie im vergangenen Jahr ein durchweg sympathisches Album veröffentlichte. Und jüngst hat sie mit dem schwedischen Musiker Nicolai Dunger ein herzerweichendes Duett eingesungen, das auf seinem dieser Tage erschienen neuen Album Platz fand. Doch auch 2 andere Mitglieder der Cardigans machten sich nun flügge, um ihren eigenen Intentionen zu folgen. Keyboarder und Gitarrist Lars-Olof Johansson Ståle sowie der Drummer und Flötist Bengt Lagerberg nahmen sich den Sänger Mattias Areskog zur Seite, gründeten die Band Brothers Of End - und legen nun mit "The End" ihr vollkommen im Alleingang aufgenommenes und produziertes Debüt vor! Was es hier zu hören gibt, ist nicht geringeres als wunderbarer, tiefmelancholischer und manchmal gar lebensmüde düsterer Folk-Pop, voll mehrstimmigen Harmoniegesang, weichem Bass, akustischen Gitarren und warmem Piano - und lassen damit wundervolle kleine Folk-Epen entstehen, die sich ganz im dunklen Bad des Trübsinns und der Hoffnungslosigkeit suhlen. Doch weder das, noch das düstere Albumcover oder der apokalyptische Titel, können über die Schönheit und die Strahlkraft dieser glücklichmachenden Platte hinwegtäuschen. Wer noch mehr Argumente für diesen Folk-Pop-Schatz braucht, der höre den grandios strahlenden Opener "Why", die getragen sehnsüchtige Melancholie von "Wish", das losgelöst lockere "Big Bird", das wunderbare, melancholische und tieftraurige "What's Wrong With That" oder das von soften Beats nageführte "Beats For You". Ein wahrlich schönes Stück Folk-Pop, das die Schönheit in der Verzweiflung enthüllt.

* * * *1/2

Sonntag, 28. März 2010

Besprochen: ARCHIE BRONSON OUTFIT - "COCONUT"

Grundlegend großartiger Garagenrock mit Ahnung von Psychedelia und unterschwelligem Disco-Feeling.

Knapp 4 Jahre sind seit dem letzten Album der Band ins Land gezogen - doch vorweg sei bereits festgestellt: Das warten hat sich gelohnt! Das Trio aus London lässt auf ihrem 3. Album "Coconut" eine interessante Entwicklung erkennen: Dem oft psychedelisch unterfütterten Garagenrock konnte Produzent Tim Goldsworthy (der bereits mit UNKLE, LCD Soundsystem oder Massive Attack arbeitete) ein unterschwelliges Disco-Feeling einbläuen, das oft in kurios interessantem (und allemal sauspannenden) Kontrast zum oft düsteren Grundton des Albums steht. Aus diesem neuen künstlerischen Blickwinkel heraus, entstanden auf "Coconut" wunderbar verschrobene Song-Perlen, die die unterschiedlichsten Formen annehmen können. So startet das Album mit "Magnetic Warrior" famos in einen bedrogten Space-Rock mit Prodigy-Sequenzen, leitet mit der ersten Single "Shark's Tooth" über in psychedelischen Art-Pop, der mit seinem unwiderstehlichen Disco-Groove an die frühen New Order gemahnt, das düster schwebende "Hoola" steht im Kontrast zu seinem flotten Funk-Rhythmus und geht den Weg in Richtung Popwerdung noch weiter, nur um dem Hörer mit "Wild Strawberries" einen glühenden, wahnwitzig dräuenden Noise-Wahnsinn entgegen zu schleudern. "You Have A Right To A Mountain" offenbart sich psychedelischer Space-Krautrock mit höchst halluzinogener Wirkung, das zurückgelehnt groovende "Chunk" ist so Pop as Pop can be und "Harness (Bliss)" bringt eindringlich treibenden Psych-Rock der in Nuancen an David Bowie erinnert. Ein schizophren anmutendes Werk, das versucht Schönheit und Entstellung auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen - und oft genau ins Schwarze trifft.

* * * *1/2

Besprochen: BRIGHT EYES / NEVA DINOVA - "ONE JUG OF WINE, TWO VESSELS"

Die Neuveröffentlichung der Split-EP, mit neuem Bonusmaterial.

Bereits im Jahr 2004 erblickte die Split-EP "One Jug Of Wine, Two Vessels" das Licht der Welt - ein Minialbum, auf dem sich Songs von Conor Oberst's Band Bright Eyes mit Songs der Band Neva Dinova abwechseln. Nun gibt es ein Reissue, das um 4 Bonustracks aus dem späten 2009 erweitert wurde. Das Prinzip einer Split-EP, also einem Quasi-Album auf dem sich in der Regel 2 Künstler die Songs teilen, lässt vielleicht einen Patchwork-Sound vermuten, aber bei solch illustren Musikern wie den hier beteiligten passiert so etwas nicht. Sie beeinflussen sich künstlerisch gegenseitig und bilden hier ein homogenes und vor allem großartiges Ganzes. Mit den 4 neuen Bonus-Tracks auf 10 Songs angewachsen, mag man diese EP gar nicht mehr EP nennen - auch der Umstand, das diese 10 Songs ein solch rundes und wundervoll melancholisch melodisches Werk ergeben, läßt einen dieses Folk-Pop-Bündel als ein "richtiges" Album wahrnehmen. Doch am Ende ist es ja auch immer die Musik die zählt - und die hier geht zu Herzen! Neva Dinova machen ihre Sache großartig und liefern hier etwa das schwungvoll melodische "Rollerskating", das Coldplay das fürchten lehren könnte. Desweiteren verzaubern sie mit dem beherzten und sehnsüchtigen Folk-Pop-Evergreen "Someone's Love" oder der schwerelos melodischen Folk-Perle "Tripped" mit zarten Country-Elementen. Worauf hin dann Bright Eyes gekonnt lässig mit dem grandiosen Folk-Meisterstreich "Happy Accident" kontern, und mit der 60s-inspirierten, verträumten Singer/Songwriter-Kostbarkeit "I Know You" oder der fast schon popigen Großtat "Black Comedy" weitere Argumente für sein unglaubliches Talent bietet. In der finalen, akustischen Ballade "Spring Cleaning" machen sie dann gemeinsame Sache: geschrieben von Bright Eyes, vorgetragen von Neva Dinova. Ein Re-Release der Sinn macht. Einfach wunderbar!

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Besprochen: MADONNA - "STICKY & SWEET TOUR - STUDIO VERSION"

Die komplette Tour-Setlist als "Studioversionen"!

Was es nicht alles gibt: Neben der gerade erschienen Live CD/DVD "Sticky & Sweet Tour" gibt es per Internet ein weiteres kleines Schmankerl zu erwerben, das Fans sicherlich gefallen wird: Das auf das Jahr 2008 datierte "Sticky & Sweet Tour - Studio Version". Es enthält die gesamte Setlist von 24 Songs, in eben den Versionen, wie sie sie live auf ihren Konzerten präsentierte - nur als "Studioversionen", befreit von Nebengeräuschen des Publikums. Besonders bei jenen Songs, die sie Live in einem völlig neuen Gewand präsentierte, macht dies durchaus Sinn. So kann man den 4-Minutes-Mix von "Vogue", den sehr zeitgeistigen Toop-Toop/Jump-Mix von "Into The Groove", das famose Mash-Up "Last Night A DJ Saved My Life/Music" (mit Samples der Band Indeep), und "Rain/Here Comes The Rain" (mit Samples der Eurythmics), die durchaus schicke Edition von "4 Minutes", die extrem gelungene und mitreißende, danicge Neuinterpretation von "Like A Prayer" (wobei der "klassischere" Einwurf in der Mitte nicht ganz so gelungen scheint), eine aufgerockte Version von "Hung Up" , oder den von der Setlist gestrichenen Bonus Mash-Up "Impressive Instant/Burning Up" als Quasi-Studioversionen bewundern. Bei den Songs, die gegenüber den Originalen kaum verändert wurden, macht dies nicht immer Sinn ("Beat Goes On", "Heartbeat",) und endeT manchmal sogar in Grausamkeiten ("Ray Of Light"), entwickelt aber bei manchen Songs einen gewissen Unplugged-Charakter ("Devil Wouldn't Recognize You", "Miles Away", "You Must Love Me"). Im ganzen für Fans eine durchaus interessante Fundgrube mal mehr und mal weniger gelungeneR Versuchen, den Live-Versionen einen Studio-Klang zu verleihen.

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Besprochen: MADONNA - "STICKY & SWEET TOUR"

Die Queen of Pop kredenzt uns erneut ein reichhaltiges Live-Doppelpaket deluxe!

In den ersten mehr als 20 Jahren der Karriere von Madonna, gab es kein einziges offizielles Live-Album der Queen of Pop. Das holte sie erst 2006 nach, als ihr CD/DVD-Pakage "I'm Going To Tell You A Secret" erschien. Hier gab es die gleichnamige Tour-Dokumentation der "Re-Invention-Tour", plus einer Live-CD mit Songs der Tour. Schon im Jahr darauf legte sie dann das Doppelpaket "The Confessions Tour" nach, dem von selbiger Tournee ein Live-Konzert auf CD und DVD beilag. Nun liefert Madonna mit dem soeben erschienen "Sticky & Sweet Tour" ihr bereits 3. Live-Album in weniger als 5 Jahren. Wie gewohnt kommt es in allumfassender CD/DVD-Kombi daher. Auf der Live-CD finden sich 13 Live-Songs, auf denen Madonna wieder einmal unter Beweis stellt, das sie live nicht nur visuell, sonder auch rein akustisch begeistern und überzeugen kann. Immer wieder gerne nutzt Madonna hörbar die Gelegenheit, mit den Songs live kreativ umzugehen und sie häufig gegenüber den Albumversionen mehr oder weniger stark zu verändern. So bekommt "Human Nature" hier eine deutliche Rock-Note, "Vogue" wird mit Samples aus ihrem Hit "4 Minutes" aufgepimpt und "Music" kommt in einer noch elektronischerem Gewand daher. "La Isla Bonita" wird in einer noch deutlich stärker dem Latino-Sound zugewandten Version dargeboten, die an das Original aber nicht herankommt. Doch die dancige Neuinterpretation von "Like A Prayer" stellt einen überraschenden und durchaus guten und gelungenen Kontrast zum famosen Original dar. Doch auch die den Originalen sehr vertrauten Darbietungen sind in der Mehrzahl äußerst gelungen. "Beat Goes On" sitzt bei ihr live wie eine 1, "She's Not Me" kann auch überzeugen, "Devil Wouldn't Recognize You" ist absolut großartig gelungen, "You Must Love" aus dem Musical "Evita" berührt fast ebenso wie im damals im Film und "Give It 2 Me" wird live hier vortrefflich dargeboten.
Die Songs hätten gerne ein paar mehr sein können, denn noch immer fehlt ein komplettes, ungeschnittenes Live-Konzert der Dame auf CD. Bislang hörte man immer eine Auswahl von Songs - so auch hier. Aber das ist auch der einzige wirkliche Kritikpunkt an diesem famosen Paket - naja, ausgenommen vielleicht die etwas blutleere Interpretation des Songs "Candy Shop"...was allerdings auch dem Umstand geschuldet sein könnte, das der Song an sich eher mittelmäßig ist. Wie auch immer: Madonna vermag auch auf ihrem 3. Livealbum zu begeistern und zu überzeugen. Sie war, ist und bleibt die Queen of Pop.

* * * *1/2

Samstag, 27. März 2010

Besprochen: ERYKAH BADU - "NEW AMERYKAH PART 2 (RETURN OF THE ANKH)"

Auch mit ihrem neuen Album positioniert sich die Dame aus Dallas, USA erneut in der Pole Position des modernen Soul.

Im Jahr 2007 erschien Erykah Badu's 4. Studioalbum "New Amerykah Part 1 (4th World War)", auf dem sie mühelos den Sound des modernen Soul definierte. Wurde zwar sein Nachfolger ursprünglich schon ein halbes Jahr nach dem ersten Teil versprochen, dauerte es nun doch fast 3 Jahre, ehe die ersehnte Fortsetzung dieses Soul-Manifests das Licht der Welt erblickte. Nach so einer langen Zeit hat man so richtig Appetit auf neue Musik der 4-fachen Grammygewinnerin. Am liebsten möchte man das Album mit einem Bissen verschlingen - doch was einen davon abhält ist, das man diese Musik geniessen muß. Man muß sie atmen und sich entfalten lassen - den dies hier ist Musik für die Seele! Hier erwartet uns kein auf Hochglanz polierter Designer-Soul der die Radiolandschaften verpestet - dafür ist sich Erykah zu schade. In den Songs steckt Seele und Geist - sie atmen und entwickeln ein Eigenleben. Ursprünglicher und dennoch moderner Soul, der sich am Fundus des Funk, HipHop, Gospel und R&B bedient - und dabei stets ein hohes Qualitätslevel mühelos zu halten vermag. War der erste Teil noch von einem deutlichen Hang zu digitalem Klang geprägt und griff häufig politische Themen auf, so bedient sich die Fortsetzung eher am klassischen Instrumentarium und thematisiert häufig Liebe und Emotionen. Doch bedeutet dies weniger Rückschritt oder Anbiederung, als vielmehr eine famose Rückbesinnung auf ihre Wurzeln. Und trotz dessen lässt sich hier auch eine spannende Stilmischung bestaunen. So steigt das Album ein in den veträumt schwebenden Opener "20 Feet Tall", bei dem sich Amy Winehouse warm anziehen muß. "Window Seat" ist eine zartschmelzende, schwüle Soul-Perle, über der der Geist von "On & On" (1997) schwebt. "Turn Me Away" ist an grooviger Geschmeidigkeit kaum zu überbieten, das famose "Gone Baby, Don't Be Long" spielt mit einem Sample aus "Arrow Through Me" von Paul McCartneys 2. Band Wings, "Umm Hmm" besticht durch samtige Catchyness und "Incense" kommt beinah schwerelos auf Harfen daher geschwebt. Schade nur, das auf der CD-Version des Albums nicht das famos großartige Stück "Jump Up In The Air (Stay There)" feat. Lil Wayne + Bilal enthalten ist. Ursprünglich war es für das Album vorgesehen, doch nachdem es vorweg im Netz auftauchte, nahm sie es von der Tracklist. Jetzt ist es allerdings als iTunes-Bonustrack beim Kauf des Albums zu bekommen. Ein sehr starkes Album, das Mrs. Badu in künstlerischer Höchstform präsentiert - mal wieder!

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Donnerstag, 25. März 2010

Besprochen: MGMT - "CONGRATULATIONS"

Brooklyn is burning: Mit dem heiß ersehnten "schwierigen" 2. Album entwirft das gewiefte Duo ein herausragendes Gesamtkunstwerk.

Wir erinnern uns noch allzu gut an den enormen Hype im Jahr 2008. Seinerzeit erschien das Debütalbum des Brooklyner Duo's um Andrew VanWyngarden und Ben Goldwasser - und die Musikwelt stand Kopf. Mit diesem perfekten Synthie-Psych-Pop begeisterten sie Kritiker und Hörer weltweit, stürmten die Jahres- und Jahrzehnt-Bestenlisten und konnten mit den Singles "Time To Pretend", "Electric Feel" und vor allem "Kids" sogar breite Massen begeistern. Doch die Tage der Radiohits will die Band selbst nun beendet wissen. So liessen sie verlauten, das es auf dem Album keinen Hit wie "Kids" geben wird. Ferner sollen auch keine Singles veröffentlicht werden - trotz der hohen Resonanz auf das gesamte Debüt-Album, nagte dennoch der Umstand an der Band, das sich viele da draußen die Singles herunterluden, aber das Album weitestgehend ignorierten. Mit "Congratulations" wollen sie nun erreichen, das der Hörer das Album als komplettes Gesamtkunstwerk betrachtet, in dem alle Songs aufeinander einwirken.
Und das Konzept geht auf! Mit dem "schwierigen" 2. Album liefert das famose Duo ein wahres Gesamtkunstwerk - und tatsächlich: solche einem geradezu ins Gesicht springende Ohrfänger wie "Kids" sucht man hier vergebens! Doch sollte man gar nicht erst anfangen zu suchen. Denn das versperrt einem lediglich die Sicht auf ein grandioses Album, das seinem Vorgänger in nichts nachsteht. Gleich der Opener "It's Working" outet sich als psychedelischer Surf-Pop der Zukunft, mit Querverweisen an die Beach Boys. Mit dem "Song For Dan Treacy" folgt ein genialer Psychedelic-Pop-Zirkus, mit schillernden Orgeln und einem flotten Beat, der zum New Wave schielt. "Someone's Willing" offenbart sich als herzwringende 70s-Psych-Pop-Ballade, die sich zum Ende in einen fulminanten Beatles-Moment steigert, "I Found A Whistle" überzeugt als psychedelisch verhangene Ballade, die sich zu hymnischen Großtaten aufschwingt - und "Sibirean Breaks" überrascht als 12-minütiges Epos das verschiedene Phasen durchläuft: So beginnt es als psychedelische Ballade, suhlt sich in barocker Leichtigkeit, entwickelt sich zum 80s-informierten Ohrwurm, badet in zeitlos schönen Pop-Entwürfen und streift dabei gar farbenfroh schwebenden Synthie-Pop. "Congratulations" sei eben den Menschen ans Herz gelegt, die noch an die "Kunstform Album" glauben - denn hier gibt es eine fantastische Perle zu entdecken, die man spätestens nach ein paar Hördurchläufen so tief ins Herz geschlossen hat, das man sie nicht wieder hinaus lassen will. Ein Platte die besoffen macht vor Glück.

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Mittwoch, 24. März 2010

Besprochen: THE IRREPRESSIBLES - "MIRROR, MIRROR"

Majestätischer und emotional schwergewichtiger Orchester-Pop in ganz und gar wunderbar!

Bei The Irrepressibles handelt es sich um ein 10-köpfiges Orchesterensemble aus London, um den Komponisten und Sänger Jamie McDermot. Mit Referenzen und Einflüssen von David Bowie über Kate Bush, bis hin zu Antony & The Johnsons, liefern sie mit "Mirror, Mirror" ein Debütalbum aus majestätischem und hochemotionalem Orchester- und Kammer-Pop. Und sie machen ihren Job hier mehr als nur fabelhaft: Dieses Album ist eine Reise in die tiefsten Winkel der Seele - eine Manifest der Schönheit und Verzweiflung, ein zwischen Lebensfreude und Demut oszillierendes Kunstwerk der emotionalen Gegensätze. Mit welch einer spielwütigkeit das Orchester hier die wunderbarsten und schillerndsten Melodien aus dem Nichts entstehen lässt, die Jamie McDermot sogleich mit fulminantem Stimmeinsatz zum Leben erweckt, haut einem geradezu den Schalter raus vor Staunen. Wahre Schätze vermögen hier zu lauern. Ob nun der üppig-barocke Opener "My Friend Jo", das schaurig schöne und verhangene "I'll Maybe Let You", das zärtlich-blumige "In Your Eyes", das emotional tiefgreifende "Forget The Past", der opulente Musical-artige "Knife Song", das verträumte "Nuclear Skies", das bewusstseinserweiternd psychedelische Kinderlied "Splish Splash Spoo", das zutiefst melancholische, resignierende "The Tide" oder das hymnisch famose "In This Shirt" zum krönenden Abschluss des Albums. Eine Platte die man immer wieder hören will, und die einen stets in seinen Bann zieht. Ganz und gar wunderbar!

* * * * *1/2

Dienstag, 23. März 2010

Besprochen: DAVID BYRNE & FATBOY SLIM - "HERE LIES LOVE"

Das denkbar ungleiche Paar erschafft ein verblüffend untypisches und ungewöhnliches Konzeptalbum über die Diktatorenwitwe Imelda Marcos.

Ungleiche Paare gab es in der bisherigen Musikgeschichte reichlich - doch die Kombination aus dem ehemaligen Talking Head-Kopf David Byrne und dem Big Beat-Pionier Norman Cook alias Fatboy Slim, ist schon eine Kategorie für sich. Gemeinsam schufen sie hier ein Konzeptalbum über die ehemalige philippinische First Lady Imelda Marcos - die durch ihr Verschwendungssucht ihren Staat in den Ruin trieb und einst um ein Haar die Beatles hätte verhaften lassen...nur weil diese sich weigerten, mit ihr Tee zu trinken! Doch setzen die beiden sie hier nicht auf die Anklagebank, sondern widmen sich dem Menschen hinter dem Monster. Was dabei am Ende rauskommt, hätte man von diesem gemischten Doppel wohl weniger erwartet: Offenkundig lässig traumtänzeln sie sich hier von RnB, durch Disco und Funk bis hin zu Folklore und New Wave. Doch soll es nicht bei diesen 2 Herren bleiben. Sie bieten hier eine Rige illustrer Gäste, die die 22 Songs des Doppelalbums stimmlich verzieren. So schmückt Florence Welch (Florence & The Machine) den blumigen Titelsong "Here Lies Love", Santigold vereint auf "Please Don't" World-Music-Elemente mit New-Wave, auf der "Solano Avenue" wandelt Natalie Merchant in federleichter Melancholie, Shara Worden und David Byrne höchstpersönlich lassen mit "Seven Years" den Geist alter Hollywood-Klassiker aufleben, Cyndie Lauper und Tori Amos duettieren auf "Why Don't You Love Me" zu einem unwiderstehlichen Disco-Groove, Martha Wainwright kredenzt mit "The Rose Of Tacloban" von Streichern, Bläsern und Flöten verhangenen Folklore, Steve Earle malt "A Perfect Hand" in strahlenden Americana-Farben und Róisín Murphy (Moloko) liefert mit "Don't You Agree" feinsten Disco. Man könnte den mitwirkenden einen leichten Hang zum Gleichklang attestieren, würden sich nicht spätestens beim 3. Hördurchlauf die Vielseitigkeiten in den Details herausschälen. Dieses Album ist wie eine weiche warme Decke voll federleichter Melodien, butterzarte Grooves und zurückgelehnter Atmosphäre - das jedoch das eine oder andere mal auch das Tanzbein schwingt. Manches mag hier und da an einem vorüber tänzeln, denn nicht alles hier ist ein Treffer ins Schwarze. Aber dennoch ist hier alles stilvoll und geschmackvoll in Szene gesetzt und das das künstlerische Gesamtkonzept geht im großen und ganzen auf. Dies ist ein Platte, an die man sich herantasten muß - und die man am Ende ganz einfach lieb haben will...

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Montag, 22. März 2010

Besprochen: STROMAE & DJ PSAR - "MIXTURE ELECSTRO"

Bevor es ein reguläres Album zu hören gibt, liefert Stromae ein Mash-Up/Mix-Album, das mehr ist als nur ein Lückenfüller!

Mit seinem Überraschungshit "Alors On Danse" stürmt der junge Belgier gerade die europäischen Charts - und avanciert schon jetzt zu einem der heißesten Newcomer der Saison 2010! Ein Album des jungen Mannes, der gerade im Begriff ist der Dance-Music der frühen 90er zum Comeback zu vehelfen, gibt es noch nicht. Vorweg gibt es nun erst einmal eine Art Mash-Up/Mix-Album - Songs von Stromae, gemixed von DJ Psar, der bei der Gelegenheit auch ein paar, mal mehr und mal weniger bekannte, aber stets geschmackssichere Samples verarbeitet. Herausgekommen ist dabei ein spannendes und äußerst erfrischendes Mixtape aus überwiegend Remixen und Mash-Up's, das noch umso neugieriger auf ein Album des jungen Talents macht. Der No.1-Hit "Alors On Danse" ist hier auch mit von der Partie - und zwar in einem eleganten Remix, der sich zum Ende hin famos mit C+C Music Factory's "Gonna Make You Sweat" paart. Desweiteren vereinen sie sein "Elecstricien" mit Synthie-Salven der Crookers, "Je M'excuse" bedient sich grandios an "Boom Boom Pow" der Black Eyed Peas, "Jump To It" könnte locker der nächste Über-Hit werden, "Disco Feeling" besitzt selbiges ohne Zweifel und begeistert mit einnehmenden Synthieflächen, "Je M'sens Bien" vereinnahmt sich Calvin Harris' Beitrag zu Dizzee Rascals "Holiday", "Je N'ai Pas De Flow" zitiert Laidback Luke's "Break Down The House", das eh fulminante "Up Saw Liz" liegt hier in einem noch fantastischeren Remix vor und "Encore Un Fois" liefert ebenfalls genügend Argumente zum veritablen Monster-Hit. Von diesem jungen Mann kann man wohl noch eine ganze Menge erwarten - was er uns hier als Appetit-Happen vorwirft, macht verdammten Hunger auf mehr. Hat sein Album-Debüt eine solch überzeugende Wirkung, wie es dieses Mixalbum andeutet, dann haben wir es mit einem Anwärter auf die Bestenlisten 2010 zu tun.

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Mittwoch, 17. März 2010

Besprochen: LIL WAYNE - "REBIRTH"

Der selbsternannte "beste lebende Rapper" feiert sich auf seinem neuen Album als "Most Wanted Rockstar" ab - und scheitert auf ganzer Linie!

Der viel umjubelte Rapper Lil Wayne hat sich in den Jahren, man möchte sagen zurecht, als Schwergewicht in der US-HipHop-Szene etabliert - und wusste so manchen Arsch mit seinen Hits wackeln zu lassen. Doch beim hören des neuen Albums fragt man sich durchaus zurecht, was um Himmels Willen in gefahren sein mag, eine Platte wie "Rebirth" zu veröffentlichen. Auf seinem neuen Album versucht der Rapper, HipHop und Rock zu vereinen - und scheitert dabei auf ganzer Linie. Schon die Idee ist ziemlich alt - und so famos wie es einst etwa die Beastie Boys machten, so gruselig kommt das ganze bei Lil Wayne rüber. Der Herr ächzt und krächzt sich durch die 20 (!) Songs des Albums, die fast komplett mit brachialem, melodiebreiftem und breitbeinigem Hard-Rock-Geschrammel zugekleistert sind. Schnell entsteht hier der berechtigte Verdacht auf Schablonenhaftigkeit. So etwas wie Spannungsbögen, Unvorhersehbarkeit, Originalität oder eingängige Hooklines sucht man hier vergebens. Und wo keine Lärmbelästigung begangen wird, da wird dann eben mal Prince in den Schmutz gezogen ("Die For You", "Get A Life"). Beinah könnte man "Paradice" für gut befinden, würde sich Lil Wayne nicht so hörbar qualvoll durch diesen Lenny-Kravitz-artigen Song kämpfen. Unterm Strich bleibt da nicht viel nach - und nach dem Hören auch nicht viel hängen! Kein Wunder das seine Plattenfirma das Album monatelang zurück hielt. Für Lil Wayne wäre es besser gewesen, wäre es in den Archiven verschollen. Lil Wayne sollte Rockmusik den Leuten überlassen, die sich damit auskennen.
Denn statt der angepriesenen "Wiedergeburt", schaufelt sich der gute Mann hiermit sein eigenes Grab! Eines DER musikalischen Tiefpunkte 2010.

*1/2

Montag, 15. März 2010

Besprochen: THE RUBY SUNS - "FIGHT SOFTLY"

Mit dem wunderbar halluzinogenen und glücklich machenden 3. Album der Ruby Suns, geht im Herzen sprichwörtlich die Sonne auf.

Ryan McPhun, Kopf von The Ruby Shins, stammt gebürtig aus Kalifornien, USA. Doch auch für das 3. Album seiner Band, suchte er sich wieder einmal seine Wahlheimat Neuseeland für dessen Entstehung aus. Mit "Fight Softly" liefern er und seine Band ein Album, das mit üblichem Schema- und Schubladendenken nicht zu erfassen ist. Die Band wirft mit Elementen, Einflüssen und Ideen nur so um sich - doch wollte man versuchen es zu kategorisieren, so würde noch nicht einmal "experimenteller, melodischer, Retro-Elektro-Laptop-Pop" abdecken, was einem hier alles dargeboten wird. Doch es geht hier auch nicht darum, die Songs und Kompositionen dieser Platte in seine Einzelteile aufzuspalten. Solche Gedanken lässt diese Platte erst gar nicht aufkommen: Gleich am Anfang hüllt der Opener "Sun Lake Rinsed" uns in eine warme, digitale Decke und nimmt uns mit in wunderbar von flirrenden Synthezisern ausgemalte Traumlandschaften. "Mingus & Pike" gerät mit packendem Rhythmus und geschickt eingesetzten, tagträumerischen Synthieflächen zum atmosphärischen Ohrwurm. In "Cranberry" verbinden sich unpeinlichste Tropicalia-Elemente und Retro-Synthie-Hookline zu einem veritablen Hit, mit "Closet Astrologer" servieren sie bewusstseinserweiterten und hypnotischen Space-Art-Pop der Extraklasse und das vor Ideenreichtum berstende "Haunted House" feiert den dekonstruierten Dance-Pop der 80er und 90er ab. Hier gibt es vieles zu erfroschen, zu entdecken und zu enträtseln. Doch am besten man lässt sich einfach hinein fallen in dieses kunterbunte, halluzinogene, wilde, unvorhersehbare und glücklich machende Sound-Karussell. Dann wird man eine Platte kennenlernen, die sicherlich nicht so schnell den CD-Player (wahlweise auch mp3-Player, iPod, iPhone, o.ä.) verlassen wird. Den mit diesem Album geht sprichwörtlich im Herzen die Sonne auf.

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Sonntag, 14. März 2010

Besprochen: XIU XIU - "DEAR GOD, I HATE MYSELF"

Das neue Album von Jamie Stewart ist so dunkel wie Zartbitterschokolade - und entwirft den Art-Pop der Zukunft!

Jamie Stewart liefert mit seiner Band Xiu Xiu, dessen Kopf und einziges festes Mitglied er ist, nun das neue Album "Dear God, I Hate Myself" ab - und reserviert sich schon jetzt einen Platz in den Jahresbestenlisten! Dies siebte Album der Band, kredenzt dem Hörer eindringliche Atmosphären, verstörende Noise-Sequenzen, experimentelle Elektronik, absurde Fröhlichkeit und düstere Klangabgründe. Hier wurde vieles mit elektronischen Mitteln besorgt, ohne jedoch einen maschinellen Eindruck zu vermitteln. In den 12 Songs des Albums begegnen sich radikale Abstraktion und makellose Schönheit auf Augenhöhe - ein berauschender, halluzinogener, und verstörend berückender Seelen-Striptease, der mitten hinein führt in ihre dunkelsten Winkel. Die Songs hier können, trotz ihrer einheitlichen Grundstimmung, die unterschiedlichsten Formen annehmen. Der Opener "Gray Death" entthront für den Anfang erst einmal The Cure, "Impossible Feeling" bringt melodramatische Streicher und Pianopassagen in einen experimentell elektronischen Kontext, der Elektro-Art-Pop-Ohrwurm "Chocolate Makes You Happy" zieht sich die Tanzschuhe an, das dunkel-schwebende "House Sparrow" erinnert in Nuancnen an brörk'sche Futuristik, und verpflanzt sie in den Art-Rock, der Titelsong "Dear God, I Hate Myself" stellt sich vor als experimenteller Elektro-Art-Pop mit Ohrwurmqualitäten, "Secret Motel" destilliert das beste der 80er in einem Ohrwurm-Kracher mit verstörender Elektronik, "Falkland Rd." entführt einen in schwebende Klangkosmen, "The Fabrizio Palumbo Retilation" vergeht sich an düster verklärtem Exeprimentalismus und "Cumberland Gap" setzt gar einen folkloristischen Kontrast. Viele verschiedene Klangfarben vereinen sich hier zu einem fantastischen Album, von dem man wohl noch lange zehren kann und wird: Es gibt hier so vieles zu entdecken! Mit einer schier überwältigenden Liebe zum Detail wurde hier, wie bei einem Mosaik, aus vielen kleinen Bausteinen ein großes Gesamtkunstwerk erschaffen. Ein Album, an das man sich wohl noch lange erinnern wird.

* * * * *1/2

Samstag, 13. März 2010

Besprochen: GOLDFRAPP - "HEAD FIRST"

Nachdem Goldfrapp auf ihren vorangegangenen Werken die ästhetischen 80er abfeierten, sind sie auf Album Nummer 5 in den 90ern angekommen.

Vor allem auf den letzten Alben des Duo's um Alison Goldfrapp und Will Gregory, war ein starker Hang zum elektronischen Sound der 80er Jahre zu spüren - nur konsequent, das sie auf ihrem nunmehr 5. Album "Head First" in den 90ern ankommen. Was sie auf den hier vorliegenden 9 Songs feilbieten, ist feinster, melodieseliger und honigsüßer Eurodance-Pop, der sich mitten hinein in das rollende 90s-Revival beamt. Hier hören wir sie wieder, diese famosen Italo-Disco-Syntheziser, die so bezeichnend für den einstigen Dancefloor waren. Heute ist dieses Genre, das vor allem zwischen 1992 und 1995 die Charts dominierte, besser als Eurodance bekannt. Wer diese Zeitspanne selber miterlebt hat, dürfte diese Spielart der Dance-Musik einst entweder wunder- oder grauenvoll gefunden haben. Erstere werden sich gedankenverloren in die Zeit ihrer Jugend zurückversetzt fühlen - und letztere werden das einst verabscheute nun umso mehr lieb haben. So wie die famos herzige Single "Rocket", das melancholisch getragene "Hunt", der ohrwurmige Dance-Pop "Believer", das ausgelassene, von flirrenden Synthies geschwängerte "Alive", die schwebende und einnehmende Dance-Perle "Dreaming" oder der shiny-glossy Ohrwurm "I Wanna Live", das ABBA mit dem Dance der frühen 90er versöhnt. Die Zeit ist nun reif für den zweiten Frühling des Dancefloor. Das haben Madonna ("Celebration"), Bloc Party ("One More Chance") oder Stromae ("Alore On Danse") schon im vergangenen Jahr kapiert. Aber auch Goldfrapp reihen sich noch früh genug ein, um nicht dem Vorwurf zu erliegen, auf der Erfolgswelle mitschwimmen zu wollen. Denn was sie hier vorlegen, ist eine tatsächlich beachtenswerte Weiterentwicklung im Soundkosmos des Duo's. Man könnte auch sagen: Goldfrapp haben mit "Head First" eben DIE Platte aufgenommen, der sich Kylie Minogue stets verweigert.

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Freitag, 12. März 2010

Besprochen: FANFARLO - "RESERVOIR"

Wem The Divine Comedy zu kitschig und Final Fantasy zu klassisch ist, der muss diesen wunderbar indierockenden Orchester-Pop einfach lieb haben.

Ein Jahr hat es gedauert, bis das Debüt der britischen Band nun auch hierzulande offiziell veröffentlicht wurde. Viel zu lange, wenn man bedenkt, was für eine wunderbare Perle da lauerte. Die Band um den schwedischen Sängr Simon Balthazar schenkt uns hier wunderbaren, hochmelodischen und ergreifenden Orchester-Pop, der sich vielleicht am ehesten mit Arcade Fire vergleichen ließe. Wem also The Divine Comedy zu kitschig und Final Fantsy zu klassisch ist, der wird an diesen 11 Songs seine wahre Freude haben. Auf einem grob gestrickten Indierock-Gerüst, nutzt die Band alle Möglichkeiten sich orchestral voll und ganz mit Piano, Celli, Mandolinen, Klarinetten, Bläsern und Handclaps auszubreiten und wunderbare Melodien zu erschaffen, die bis zum Himmel strahlen. Immer wieder warten hier wundebare Hooklines, Bridges oder Refrains, die einen sofort kriegen - stets kommt kommt irgendeine Kostbarkeit um die Ecke geschossen, die direkt ins Herz trifft. Schon der stompende, clappende und leidenschaftliche Opener "I'm A Pilot" liefert großartige Vorarbeit. Dann treten sie mit uns und feierlichen Bläsern die Reise zu den "Ghosts" an, lassen "Luna" mit einem Hauch von Shoegaze daher kommen, malen uns den in bunten Farben strahlenden "Fire Escape", berühren auf "If It Is Growing" mit aufrichtig schwelgender Melancholie oder schenken uns das majestätisch mit Streichern, Gitarren und Mandolinen geschmückte "The Walls Are Coming Down". Das hier ist eine bunte und majestätische Reise, die viel Spaß machen, aber auch zum nachdenken anregen kann. Ein bunter Strauß Glück!

* * * *1/2

Montag, 8. März 2010

Besprochen: GIL SCOTT-HERON - "I'M NEW HERE"

16 Jahre hat die Legende Gil Scott-Heron uns auf ein neues Album warten lassen - und schenkt uns als Entschädigung ein spätes Meisterwerk.

Gil Scott-Heron gilt seit den frühen 70er Jahren mit seinem typisch Rap-ähnlichen Sprechgesang als einer der Wegbereiter für den HipHop. Doch lange Zeit war es um die Legende still geworden. Ganze 16 Jahre nach seinem letzten und gefeierten Album "Spirits", kehrt der mittlerweile 61jährige mit einem neuen Album zurück ins Rampenlicht. "I'm New Here" erscheint auf XL Recordings, auf dem u.a. auch Radiohead, Vampire Weekend, M.I.A. oder Damon Albarn (der hier auch die Keyboards beisteuerte) beheimatet sind, und wurde sogleich von dessen Gründer Richard Russell produziert. Dieser entschied sich glücklicherweise einen ähnlichen Weg zu gehen, wie es einst Rick Rubin bei Johnny Cash tat: Er stellt sie charismatische Stimme und die Texte des Künstlers in den Vordergrund und untermalte sie mit minimalistischem, teils futuristisch anmutendem und teils oldschoolig soundtechnischem Allerlei. So begegnen wir hier einem Blues-Sänger, der Robert Johnsons "Me And The Devil" (♪♫♪) authentisch, düster und voller Inbrunst neu interpretiert, dass der Song einem nur so unter die Haut fährt. In "Your Soul And Mine" gibt er sich als Geschichtenerzähler, umzingelt von düsteren Klangcollagen. Mit "I'll Take Care Of You" liefert er großartigen, dreckigen und melancholischen Soul, auf "New York Is Killing Me" kombiniert er auf großartige Weise verhangenen Soul mit spanischen Handclaps und mit "The Crutch" liefert er lyrischen Quasi-Rap, der von tribalen Beats untermalt wird und sich zum Ende in eine oldschoolige Synthiehookline steigert.

Vieles auf diesem Album mag für manchen halbfertig oder skizzenhaft klingen. Man könnte fast unterstellen, es hier mit nicht fertig produzierten Demo-Tapes zu tun zu haben. Doch wer sich diesem Album einfach hingibt, den wird seine Magie und sein Charisma fesseln. Hier wollte keiner der Beteiligten Radiohits oder Ohrwürmer schaffen - hier steht die Kunst und die Macht der Worte im Vordergrund. Wer dies erkennt, der wird viel mehr in diesem kleinen Stück Kunst entdecken können, als der erste Hördurchlauf preisgibt.
Einziger Kritikpunkt ist, das das ganze nach bereits 29 Minuten ein Ende hat. Aber gerade diese knappe halbe Stunde wird wohl jeder da draußen erübrigen können - warum also nicht, um eine solch verliebenswerte Platte wie diese kennen und lieben zu lernen!? Wer dies versäumt, dem wird wohl ein grandioses Meisterwerk entgehen.


Besprochen: JIMI HENDRIX - "VALLEYS OF NEPTUNE"

Totgeglaubte leben länger: Fast 40 Jahre nach seinem Tod, finden unveröffentlichte Aufnahmen ihren Weg ans Tageslicht.

Am 18. September 1970, starb die Legende Jimi Hendrix - wohl einer der besten und einflussreichsten Gitarristen aller Zeiten - im Alter von nur 27 Jahren. Damit befindet er sich in exklusiver Gesellschaft: Im so genannten "Club 27" befinden sich andere, im Alter von 27 Jahren gestorbene Größen wie etwa Janis Joplin, Jim Morisson oder Kurt Cobain. Nun fast 40 Jahre nach dem Tod von Hendrix, fanden unveröffentlichte Songs des Gitarren-Genies ihren Weg ans Tageslicht. "Valleys Of Neptune" heißt das nun neueste posthum veröffentlichte Album von Jimi Hendrix und enthält 12 unveröffentlichte Stücke des Amerikaners. Dabei handelt es sich um 7 komplett neue Songs, sowie Neuarrangements bekannter Songs. Die Aufnahmen der hier geführten Stücke, sind auf das Jahr 1969 datiert, und schließen somit die Lücke zwischen "Electric Ladyland", dem letzten Album der Jimi Hendrix Experience aus 1968, und dem, aufgrund des Todes von Hendrix nicht fertiggestellten und unveröffentlichten "First Rays Of The Morning Sun" von 1970. Was hier zu hören ist, sind weitere Paradebeispiele für das musikalische Genie des jungen Mannes - und was er für Töne imstande war, aus einer E-Gitarre heraus zu kitzeln. Die Stücke des Albums bewegen sich vor allem im Gefilde des Blues- und Psychedelic-Rock und entfalten schon beim ersten Hördurchlauf eine extrem mitreißende Wirkung. Schon der Opener, eine Neuaufnahme von "Stone Free" (im Original 1966 als B-Seite zu "Hey Joe" veröffentlicht) reißt uns ruckartig hinein in den Kosmos des Jimi Hendrix. Danach folgt schon der erste neue Song: Der Titelsong und erste Single "Valleys Of Neptune" - ein famoser, zurückgelehnter und schweinscooler Blues-Rocker. Desweiteren darf man neu entdeckte Perlen geniessen, wie das energiegeladene, dynamische und mitreißende "Bleeding Heart", das sich im Verlaufe des Songs in ein manisches E-Gitarren-Solo steigert, das großartige Gitarrenarbeit darbietende, instrumentale Cream-Cover "Sunshine Of Your Love", der psychdelische Blues-Rocker "Ships Passing Through The Night", das famos neu in Szene gesetzte "Fire" (im Original 1967 auf dem Album "Are You Experienced?") oder das großartige, elektrisierende Instrumental "Lullaby For The Summer". Zwar sind Posthum-Veröffentlichung immer eine sehr schwierige Angelegenheit, da man nie sicher gehen kann, inwieweit die Songs gegenüber den Original-Bändern nachbearbeitet wurden, oder ob ihre Veröffentlichung im Sinne des Künstlers gewesen wären. Und dennoch geht das Vorhaben in diesem Fall relativ gut auf. Ein paar weitere kleine Schätze aus dem Backkatalog des unsterblichen Genies Jimi Hendrix.

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Sonntag, 7. März 2010

Diskografie: GORILLAZ


Gorillaz - ein kleines Phänomen in der jüngeren Musikgeschichte! Im Jahr 2001 startete die britische Band durch und eroberte die Welt im Sturm. Dabei handelt es sich um eine virtuelle Band! Doch schon sehr bald nach ihrem Durchbruch wurde bekannt, wessen Schöpfung diese außergewöhnliche Formation wirklich war. Niemand geringeres als Damon Albarn, der geniale Brite, der bereits in den 1990er Jahren mit seiner ursprünglichen Band Blur die Musikwelt begeisterte, war der Urheber. 1998 gründete er die Gorillaz gemeinsam mit dem Comiczeichner Jamie Hewlett, der schon das Kultcomic "Tank Girl" aus der Taufe hob. Hier schufen sie also gemeinsam ein Band-Projekt, dem sie 4 virtuelle Mitglieder verpassten, von denen jeder eine spezielle Rolle, Charaktereigenschaften und Biografien besitzt: 2D (Gesang, Keyboards), Noodle (Gesang, Gitarre), Murdoc (Bass) und Russel (Schlagzeug)! Damon Albarn und Jamie Hewlett blieben allerdings die einzigen festen Mitglieder der Band und arbeiten stets mit wechselnden Gastmusikern und Produzenten zusammen, so das es zu den Bandmitgliedern keine realen Alter-Egos gibt. Zu beachten ist auch, das die Schöpfer sich stets von ihren Comic-Charakteren distanzieren und auch keineswegs die realen Personen hinter den Figuren darstellen. Diese Anonymität erlaubte es Damon Albarn, musikalisch und künstlerisch noch kreativer und mit noch unterschiedlicheren musikalischen Stilen und Elementen zu arbeiten, die von Pop über Punk bis hin zu Eletronica, Dub, HipHop, Soul, Blues und Gospel, sowie asiatisch-orientalischen Elementen reichten. Was dabei dem kreativen Geist Albarns entsprang, ließ so manche Kinnlade runterkrachen. Hier folgt nun eine Diskografie, über alle wichtigen Album-Veröffentlichungen der Band:


"GORILLAZ" (2001)
Das famose und umfeierte Debüt!

Schon mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum, das von Dan The Automater produziert wurde, schafften sie im Jahr 2001 den erhofften Durchbruch: Kritiker und Hörer zeigten sich begeistert und hieften die Primaten-Band weltweit hoch in Charts und Bestenlisten. Die Debütsingle "Clint Eastwood" (feat. Del Tha Funky Homosapien), dieser famose, relaxt-schwüle Western-Elktro-HipPop-Ohrwurm, entwickelte sich auf Anhieb zum veritablen Welt- und Kult-Hit! Doch beging Albarn hier nicht den Fehler, einen Monsthit zu schreiben, der das restliche Album überstrahlte! Viel mehr famoses gab es hier zu entdecken. Auffällig ist zwar eine gewisser Hang zum schrägen Lo-Fi-Sound mit allerlei Ecken und Kanten, aber von HördruchlaUf zu Hördurchlauf schälten sich immer mehr Hits, Ohrwürmer und Kostbarkeiten aus diesen 15 Tracks. "Re-Hash" begeistert als melodisch flotter Ohrwurm, "Tomorrow Comes Today" liefert den melancholisch getragenen Gegenentwurf zum Hit "Clint Eastwood", das düster schwebende "New Genious (Brother)" fasziniert mit oldschooligen HipHop-Elementen, "Man Research (Clapper)" kommt im wunderbar schrägen und bekifft getragenen Dub-Mantel daher, "Sound Check (Gravity)" vereint dunklen Dub mit zurückgelehnten HipHop-Samples zu einem wahren Kunststück, die Single "19-2000" überzeugt als relaxt melodischer Ohrwurm, auf dem Tina Weymouth von den Talking Heads sowie die japanische Popsängerin Miho Hatori als Gäste zu hören sind, oder das famose, schleppende, im kubanischen Stil überraschende "Latin Simone", auf dem die kubansiche Legende Ibrahim Ferrer zu hören ist, der etwa das 1997 entstandene Album des "Buena Vista Social Club" produzierte. Eine grandiose Stilmischung bot Damon Albarn auf dem Debüt seines neuen Projekts dar - und doch klingt am Ende alles wie aus einem Guss!
Ein großartiges Album, auf dem es so allerlei zu entdecken gibt!

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"G-SIDES" (2002)
Remix- und B-Seiten-Sammlung - Klappe, die erste!

Kurz nach dem Debüt, legten die Gorillaz auch sogleich "G-Sides" nach - eine Zusammenstellung aus Remixen der Singles, sowie B-Seiten! Und trotzdem funktoniert es doch auch als "Album" auf voller Linie. So erhält etwa "19-2000" im "Soulchild Remix" eine völlig neue Eingängigkeit, die selbst den ungeübtesten Gorillaz-Hörer sofort überzeugt. "Rock The House" ist hier in der kaum veränderten "Radio Edit" enthalten, und "Clint Eastwood" ist mit der "Phi Life Cypher Version" vetreten, die den Überhit gelungen in den HipHop überträgt. Doch vielmehr stechen hier die B-Seiten heraus - so etwa das atmosphärisch getragene "Dracula", der dunkel funkige HipPop-Ohrwurm "The Sounder", der unglaublich coole und hippe Funk-Rocker "Ghost Train" oder das bedrogt getragene, von scheinbar unzähligen Samples und Elementen beflügelte "Hip Albatross"! Eine geniale Compilation, die fast so gut funktioniert wie das Debüt.

* * * *1/2


"LAIKA COME HOME" (2002)
Spacemonkeyz vs. Gorillaz - ein Remixalbum der anderen Art!

Nachdem Spacemonkeyz einen Dub-Remix auf der B-Seite von "Tomorrow Comes Today" geliefert hatten, der den Machern lange nicht aus dem Ohr ging, entschied man sich, das ganze Album von ihnen im Dub-Style remixen zu lassen. Deshalb schon stellt es eine relativ außergewöhnliche Remix-Platte dar, da die Sogs hier von nur einem Remixer bearbeitet wurden. Zudem passt hier jeder Remix perfekt zum anderen. Allerdings fällt die gesamte Angelegenheit ein wenig zu chillig aus. Vieles hier rauscht in einem verchillten und flächigen Guss nahezu an einem vorüber, das wenigste will wirklich hängen bleiben. Höchstens die Beispiele von "Soundcheck (Gravity)" als "Crooked Dub", "New Genius (Brother)" als "Mutant Genius", "Clint Eastwood" als "A Fistful Of Peanuts" oder das sehr strukturierte "M1A1" als "Lil' Dub Chefin" können überzeugen. Der Rest erhält dann seine Existenzberechtigung eher als Hintergrundbeschallung. Doch wer den perfekten Soundtrack für verkiffte Sommertage am Strand sucht, der sollte hier sofort zugreifen.

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"DEMON DAYS" (2005)
Das zweite reguläre Album der Primaten-Band!

4 Jahre nach dem selbstbetitelten Debüt und dem (bis heute) letzten Blur-Album "Think Tank" im Jahr 2003, kehrte Damon Albarn 2005 mit den berühmtesten Primaten aller Zeiten zurück. Zusammen mit Projekt-Kollege und Zeichner Jamie Hewlett, und dem neu engagierten Produzenten Danger Mouse, bildeten sie ein kreatives Dreier-Gespann, das sich mit einer noch größeren Rige an Gastmusikern künstlerisch selbst übertraf. So fanden sich hier Gäste ein, wie Neneh Cherry, MF Doom, Martina Topley-Bird, Ike Turner, De La Soul, Roots Manuva, Shaun Ryder, Bootie Brown oder Dennis Hopper. Und was sie hier anstellten, vermochte das geniale Debüt noch um längen zu toppen. Mit dem famosen Producer Danger Mouse, holten sie gar jemanden ins Boot, der perfekter nicht zu diesem wunderbar spinnerten Projekt hätte passen können. Gemeinsam schuf man hier also ein Monster von einer Platte. Man könnte das nun spielend leicht festmachen an Großartigkeiten wie dem famos griffigen Einstiegs-Ohrwurm "The Last Living Souls", dem auf typische Gorillaz-Manier groovenden Hit "Kids With Guns", dem funky stylishen, von Kinderchor begleiteten Kulthit "Dirty Harry", wohl ohne Zweifel DEM 2005er Sommer-Hit "Feel Good Inc.", dem melancholisch getragenen und atmosphärischen "El Mañana", dem düster-dräuenden und atmosphärischen "Fire Coming Out Of The Monkey's Head", der feisten Disco-Offenbarung "Dare" oder dem schmachtenden Gospel-Pop von "Don't Get Lost In Heaven". Doch selbst bei diesen zahllosen Hits, ist das Gesamtwerk mehr als die Summe seiner Teile. Mit "Demon Days" schenkten die Gorillaz uns eine nahezu perfekte Pop-Platte, die wie wild mit den verschiedensten Stilen - von Elektronica und HipHop, über Soul und Funk bis hin zu Gopsel und Disco - flirtet und fast jeden Song zum potetiellen Hit machen. Ein Album, das jedem wahren Pop-Fan Freudentränen in die Äuglein treibt.

* * * * *1/2



"D-SIDES" (2007)
Remix- und B-Seiten-Sammlung - Klappe, die zweite!

Ebenso wie schon nach dem Debüt "Gorillaz" mit "G-Sides", veröffentlichte die virtuelle Band nach dem 2. Album "Demon Days" nun mit "D-Sides" eine weitere Compilation aus Remixen und B-Seiten bzw. Raritäten. Doch das Paket fällt hier noch deutlich üppiger aus. Wurden einst "G-Sides" nur insgesamt 10 Stücke zugedacht, so gibt es hier gleich mehr als doppelt so viele. Auf Disc 1 finden sich 13 B-Seiten und Raritäten. Besonders hervorhebenswert dabei wären etwa das famose Instrumental "68 State", der funky elektronifizierte Ohrwurm "People", die bezaubernde und gänzlich perfekte, im asiatischen Style überragende Ballade "Hong Kong" (das ursprünglich auf dem WarChild-Charity-Sampler "Help: A Day In The Life" erschienen war), das LSD-geschwängerte und beinah zurückgelehnt beatle-eske "Highway (Under Construction)", der minimalistische Synthie-Pop-Ohrfänger "The Swagga", die grandiose, sanft epische und memorable Pop-Großtat "Stop The Damns" ode die einst neue, 80's-infizierte Ohrwurm-Single "Rockit". So unverzichtbar die 1. Disc ist, so verzichtbar ist dagegen die 2., die mit insgesamt 9 Remixen der Singles aufwartet. Doch auch hier gibt es glücklicherweise Hoffnungsschimmer, die ihre Existenzberechtigung haben. So etwa kann man erleben wie der junge Brite Jamie T den Kulthit "Dirty Harry" gesichtsskalpiert und ihn sich für eine eigene Neuinterpretation einverleibt. Metronomy machen aus "El Mañana" ein kurzweiliges Synthie-Spaßbad und der "Schtung Chinese New Year Remix" bietet eine von asiatischen Gastvokalisten besungene, chinesische Cover-Version von "Dirty Harry". Zwar sind die restlichen Remixe durchaus verzichtbar, aber die Haben-Seite überwiegt hier, wie bei allem was die Gorillaz anfassen.
Eine wieder einmal famose Compilation, die nicht nur Gorillaz-Fans zu empfehlen ist.


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GORILLAZ - "PLASTIC BEACH"
5 Jahre nach "Demon Days" lassen Damon Albarn und Jamie Hewlett endlich wieder die Puppen tanzen - und liefern einen perfekten Pop-Entwurf.

Plastic Beach - das ist ein Haufen Müll der irgendwo im nirgendwo des pazifischen Ozean thront, wie "Ein Schloss im Himmel". Hierhin haben Damon Albarn, der geniale Kopf der Band Blur, und Comiczeichner Jamie Hewlett das Szenario des 3. Gorillaz-Albums verlegt. Denn 5 Jahre nach dem Meisterstreich "Demon Days", lassen die kreativen Köpfe endlich wieder die Puppen tanzen. 2D, Murdoc, Russel und Noodle sind wieder zurück. Wobei: die virtuelle Primaten-Gitarristin Noodle ist seit "Demon Days" verschollen - und wurde nun durch einen aus DNA-Resten gebauten Noodle-Cyborg ersetzt. Ein weiteres Beispiel, für die großartige und konsequente Durchsetzung und Ausarbeitung des Prinzips der virtuellen Comic-Band. Noch immer verweigert Kopf Damon Albarn Interviews zu den Gorillaz - er läßt viel lieber seinen Comic-Primaten für ihn sprechen, die sich nun auf den Haufen Müll "Plastic Beach" zurückzogen, um ihr neues Album aufzunehmen. Zurück in der wirklichen Welt, gingen Albarn und Hewlett diesmal mit einer Rige von Gastmusikern ins Studio, die selbst im gastfreundlichen Kosmos der Gorillaz Maßstäbe setzt. So seien mit Snoop Dogg, Kano, Bobby Womack, De La Soul, Mick Jones oder Paul Simonon (mit dem Albarn auch in der gemeinsamen Supergroup The Good, The Bad & The Queen arbeitet) nur ein Teil der Beteiligten genannt. In dieser erlesenen Gesellschaft, erschuf Albarn einen perfekten Pop-Entwurf! In "Welcome To The World Of Plastic Beach" lässt Snoop Dogg zu catchy synthielastigem Space-Funk relaxte Rhymes über Fische und Meereswogen vom Stapel. "White Flag" hüllt den oldschooligen, von Game-Boy-Sounds angereicherten Grime-HipHop von Kano und Bashy in einen kontrastreichen arabischen Orchester-Mantel. Mit inbrünstigem Einsatz von Bobby Womack gereicht die erste Single "Stylo" zum veritablen Überhit, "Empire Ants" mit Gastvokalistin Little Dragon beignnt als schwebend melancholische Ballade, um sich alsbald zur getragenen Synthiepop-Perle zu wandeln, mit The Fall-Frontmann Mark E. Smith und schräg-schrillen Synthie-Salven wird "Glitter Freeze" zum Elektro-Pop-Wahnsinn par excellence, "Some Kind Of Nature" mausert sich unter Beihilfe von Musikerlegende Lou Reed (The Velvet Underground) zum fulminanten Gorillaz-Klassiker, das wunderbare "On Melancholy Hill" lädt mit nachdenklichem Gesang Albarns und kitschig-schönen Italo-Disco-Synthezisern zum träumen ein und der Titelsong "Plastic Beach" offenbart sich gemeinsam mit Mick Jones und Paul Simonon von The Clash als soft dubbiges Pop-Wunderwerk. Hier sitzt alles an genau der richtigen Stelle - die Gorillaz und die geladenen Gäste auf ihrem "Plastic Beach" kreierten hier ein famoses und feistes Pop-Album. Sie zitieren sich kreuz und quer durch die Musikgeschichte und lassen dabei eines der perfektesten Popalben des neuen Jahrzehnts entstehen. Im Grunde unfassbar, was Damon Albarn, nun auch schon 20 Jahre im Popgeschäft unterwegs, immer noch an frischen und künstlerisch relevanten Ideen aus dem Hut zaubert. Betrachtet man die enorme Eindimensionalität von Oasis, ihren einstigen Konkurrenten der 90er, wird die künstlerische Weiterentwicklung Damon Albarn's noch deutlicher. Wieder einmal macht der gute Mann, was auch immer er anfasst, zu Gold. In diesem Fall zu dem Besten, was man von den Gorillaz je gehört hat. Hut ab - und Daumen nach oben!

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Newcomer-Check 2010 : STROMAE

Stromae (bürgerlicher Name Paul Van Haver) ist ein 23 Jahre junger belgisch-ruandischer Sänger, Songwriter und Produzent von HipHop- und Elektro-Musik.
Seine ersten Erfolge sammelte er in der HipHop-Szene ab dem Jahr 2000 unter dem Künstlernamen Opmaestro, doch wenig später benannte er sich um in Stromae - Maestro mit umgekehrten Silben, was sich auf den sogenannten Verlan bezieht, eine in der französischen Jugendsprache verbreitete Spielsprache.
Unter diesem Namen nun, macht der junge Mann nach nur einem Song bereits gehörig von sich reden. Seine neue Single "Alors On Danse" konnte bereits vergangenen September überraschend Platz 1 der belgischen Single-Charts erreichen und erklomm im Febraur diesen Jahres Platz 1 der deutschen iTunes-Charts. Was er mit diesem Song bietet, ist ein großartiger, eingängig mitreißender, französisch sprechgesungener Euro-Dance-Kracher, irgendwo in der Nähe von Nightcrawlers und Real2Real. Mit anderen Worten: Ein verdammter HIT!!! Die Single ist kürzlich erschienen, und hat es mittlerweile bis auf die Pole Position der deutschen Single-Charts geschafft. Wann ein Album folgt, ist leider noch nicht bekannt. Lange wird es hoffentlich nicht dauern - denn schon mit diesem einen, kleinen Monster-Hit untermauert Stromae bereits die musikalische These des Jahres: 2010 wird das Jahr des 90er-Revivals! Und "Alors On Danse" liefert einen fulminanten Startschuß. To be continued....

Mittwoch, 3. März 2010

Besprochen: GORILLAZ - "PLASTIC BEACH"


GORILLAZ - "PLASTIC BEACH"
5 Jahre nach "Demon Days" lassen Damon Albarn und Jamie Hewlett endlich wieder die Puppen tanzen - und liefern einen perfekten Pop-Entwurf.

Plastic Beach - das ist ein Haufen Müll der irgendwo im nirgendwo des pazifischen Ozean thront, wie "Ein Schloss im Himmel". Hierhin haben Damon Albarn, der geniale Kopf der Band Blur, und Comiczeichner Jamie Hewlett das Szenario des 3. Gorillaz-Albums verlegt. Denn 5 Jahre nach dem Meisterstreich "Demon Days", lassen die kreativen Köpfe endlich wieder die Puppen tanzen. 2D, Murdoc, und Noodle sind wieder zurück. Gitarristin Noodle ist seit "Demon Days" verschollen - und wurde nun durch einen aus DNA-Resten gebauten Noodle-Cyborg ersetzt. Und Drummer Russel ist ihnen gar Abhanden gekommen. Ein weiteres Beispiel, für die großartige und konsequente Durchsetzung und Ausarbeitung des Prinzips der virtuellen Comic-Band. Noch immer verweigert Kopf Damon Albarn Interviews zu den Gorillaz - er läßt viel lieber seine Comic-Primaten für ihn sprechen, die sich nun auf den Haufen Müll "Plastic Beach" zurückzogen, um ihr neues Album aufzunehmen. Zurück in der wirklichen Welt, gingen Albarn und Hewlett diesmal mit einer Rige von Gastmusikern ins Studio, die selbst im gastfreundlichen Kosmos der Gorillaz Maßstäbe setzt. So seien mit Snoop Dogg, Kano, Bobby Womack, De La Soul, Mick Jones oder Paul Simonon (mit dem Albarn auch in der gemeinsamen Supergroup The Good, The Bad & The Queen arbeitet) nur ein Teil der Beteiligten genannt. In dieser erlesenen Gesellschaft erschuf Albarn einen perfekten Pop-Entwurf! In "Welcome To The World Of Plastic Beach" lässt Snoop Dogg zu catchy synthielastigem Space-Funk relaxte Rhymes über Fische und Meereswogen vom Stapel. "White Flag" hüllt den oldschooligen, von Game-Boy-Sounds angereicherten Grime-HipHop von Kano und Bashy in einen kontrastreichen arabischen Orchester-Mantel. Mit inbrünstigem Einsatz von Bobby Womack gereicht die erste Single "Stylo" zum veritablen Überhit, "Empire Ants" mit Gastvokalistin Little Dragon beginnt als schwebend melancholische Ballade, um sich alsbald zur getragenen Synthiepop-Perle zu wandeln, mit The Fall-Frontmann Mark E. Smith und schräg-schrillen Synthie-Salven wird "Glitter Freeze" zum Elektro-Pop-Wahnsinn par excellence, "Some Kind Of Nature" mausert sich unter Beihilfe von Musikerlegende Lou Reed (The Velvet Underground) zum fulminanten Gorillaz-Klassiker, das wunderbare "On Melancholy Hill" lädt mit nachdenklichem Gesang Albarns und kitschig-schönen Italo-Disco-Synthezisern zum träumen ein und der Titelsong "Plastic Beach" offenbart sich gemeinsam mit Mick Jones und Paul Simonon von The Clash als soft dubbiges Pop-Wunderwerk. Hier sitzt alles an genau der richtigen Stelle - die Gorillaz und die geladenen Gäste auf ihrem "Plastic Beach" kreierten hier ein famoses und feistes Pop-Album. Sie zitieren sich kreuz und quer durch die Musikgeschichte und lassen dabei eines der perfektesten Popalben des neuen Jahrzehnts entstehen. Im Grunde unfassbar was Damon Albarn, nun auch schon 20 Jahre im Popgeschäft unterwegs, immer noch an frischen und künstlerisch relevanten Ideen aus dem Hut zaubert. Betrachtet man die enorme Eindimensionalität von Oasis, ihren einstigen Konkurrenten der 90er, wird die künstlerische Weitertentwicklung Damon Albarn's noch deutlicher. Wieder einmal macht der gute Mann, was auch immer er anfasst, zu Gold. In diesem Fall zu dem Besten, was man von den Gorillaz je gehört hat. Hut ab - und Daumen nach oben!

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Montag, 1. März 2010

Ausgegraben: DEERHUNTER - "MICROCASTLE" (2008)

Auf ihrem 3. Album erzählen Deerhunter die Geschichte, wie Noise-Rock zur Psychedelia findet - und zur Erfüllung!

Die Band aus Atlanta/Georgia um den Frontmann Bradford Cox (der Solo auch als Atlas Sound unterwegs ist), agierten auf ihren vorangegangenen 2 Alben eher im Umfeld des Noise-Rock und Post-Punk. Auf ihrem 3. Werk "Microcastle" fanden sie schließlich den Weg hin zur Psychedelia. Und er führte sie zur Erfüllung! Hier glorifizieren sie eine Fusion aus Art-Rock, Noise-Elementen und Psychedelic-Rock, und holten dabei ganz ungezwungen, auf scheinbar völlig natürliche Weise, zu ihrem Meisterwerk aus. Vielleicht mögen sich die Schätze, die dieses Platte zu bieten hat, nicht unmittelbar beim jungfräulichen Hören offenbaren. Es ist vielmehr ein kunstvoll gesponnenes, bewusstseinserweiterndes Knäuel, das entwirrt werden will. Doch wer sich diesem Album voll und ganz hingibt, die Welt da draußen ausblendet und sich ganz in die von der Band hier geschaffene fallen lässt, dem wird sich ihre pure Magie und Seele ganz von alleine öffnen. Und mit jedem mal wird der Sog stärker - immer mehr Perlen schälen sich heraus aus diesem Sound-Mosaik! Ob nun das harmonisch perlende, dengelnde "Agoraphobia", der hoffnungsschimmernde Ohrwurm "Never Stops", das zurückgelehnte und relaxte "Little Kids", die wunderbare Psychedelic-Perle und Titelsong "Microcastle", die herausragend famose und mitreißende Hymne "Nothing Ever Happened", das deutlich vom psychedelischen Blues der Doors beeinflusste "Saved By The Old Times" oder der bewusstseinerweiternde 60's-Rock von "Twilight At Carbon Lake", das in einen mächtigen Wall-Of-Sound mündet.
Das Album wurde stets im Doppelpack veröffentlicht, zusammen mit der Bonus-CD "Weird
Era Cont.". Aufgrund dieses Umstandes, wurde "Microcastle" häufig irrtümlicherweise als ein Doppel-Album wahrgenommen. Aber nichtsdestotrotz, vermögen auch die hier versammelten Songs fast genauso zu begeistern wie es die erste CD tat. "Operation" begeistert als griffiger, oszillierender und groovender Psychedelic-Pop-Ohrwurm, "Dot Gain" überzeugt als bedrogter 60's-Blues und "Vox Humana" gibt sich als strahlende, sprechgesungene Sixties-Kostbarkeit.
Mit "Microcastle" ist der Band ein wahres Kunstwerk gelungen, das mit der famosen Bonus-CD nochmal 13 kaum weniger tolle Songs draufsetzt. Es sei jedem empfohlen, sich dieses Monsterpaket zu gönnen und sich in diese Band zu verknallen!

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