♪♫♪ ...music makes the people come together... ♪♫♪

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Dienstag, 21. Mai 2013

Besprochen: VAMPIRE WEEKEND - "MODERN VAMPIRES OF THE CITY"

 Das bisherige Musikjahr 2013 war ja bereits ein ziemlich starkes - und dann kommen auch noch Vampire Weekend daher, und legen ganz nebenbei ihr bisheriges Meisterwerk vor. Die zarteste Versuchung, seit es Vampire Weekend gibt!

Man muss es sagen wie es ist: bisher musste man die musikalischen Taten von Vampire Weekend bedingungslos respektieren. So hat die Band aus New York zwei durchaus famose Afrobeat-Platten kreiert, die nicht grundlos hoch gefeiert wurden. Aber dennoch muss ich zugeben, dass beide Platten bei mir eine gewisse Anlaufzeit benötigten, ehe sie wirklich saßen. Und im Rückblick hab ich diese Platten - trotz dem Bewusstsein um ihre durchaus hohe Qualität - nur selten wieder aus Gedächtnis und CD-Regal hervor gekramt. Irgendwie war es dann doch dieser sehr deutlich zelebrierte Hang zum erwähnten Afrobeat, der mir die Suppe immer ein klein wenig versalzen hat. Drum war die Trauer meinerseits, um die von diversen Kritikern schon vor Jahren ausgerufene, aber dennoch nahezu komplett ausgebliebene Afro-Beat-Welle nicht gerade groß. Und was sollte einen nun auf dem 3. Album der Jungs erwarten? Wieder einmal eine Variation des Debüts? Das wäre wohl der kreative Todesstoß gewesen, den die Band sich selbst versetzt hätte. Aber nein: "Modern Vampires of the City" ist anders - immer wieder schimmern ihre Wurzeln zwar mal hindurch, aber so kreativ und in die verschiedensten Richtung greifend wie hier, hätte ich ein neues Album von Vampire Weekend nun nicht erwartet. Ein kunterbuntes Paket aus zum Himmel strebenden Melodien, hat das Quartett uns hier geschnürt - und ein Song scheint hier unwiderstehlicher als der andere zu sein. Ganz am Anfang war da ja bereits die famose Vorabsingle "Diane Young" - ein dynamischer, soft elektronischer, melodisch treibender und einfallsreicher Ohrwurm - und ohne Zweifel einer der Songs des Jahres.


Aber auch das restliche Album scheint vor potentiellen Hits nur so zu platzen - hinter jeder Ecke springt ein weiterer neuer Lieblingssong hervor, der von den Gehörgängen prompt in Hirn, Herz und Seele sickert. Es mag schon fast nicht mehr mit rechten Dingen zu gehen, bei dem was ihnen hier für fantastische Melodien aus den Ärmeln purzeln - versehen mit einem so dynamischen, warmen und experimentierfreudigeren Sound, dass die Band lebendiger wirkt als je zuvor. So stellt sich gleich der Opener "Obvious Bicycle" (♪♫♪) als warme und samtige Indiepop-Perle vor, die einen mit seiner herrlichen Melodie freundschaftlich in die Arme schließt. "Step" (♪♫♪) bezirzt als zärtlicher, melodieverliebter, und soft barocker Ohrfänger, der bereits gemeinsam mit "Diane Young" als Single veröffentlicht wurde. Mit stampfenden Beats, schwerfällig atmosphärischen Orgeln, Streichern und einer bestechend fabelhaften Medodie, geht die Reise weiter zu "Don't Lie" (♪♫♪) - einem astreinen Hit! "Hannah Hunt" (♪♫♪) erweist sich als weiteres Highlight, das als melodische und beseelte, aber  in seiner Unaufgeregtheit fast schon unauffällige Indiepop-Ballade beginnt, ehe es gen Ende endgültig zur Hymne empor steigt , in der Sänger Ezra Koenig noch einmal in die Vollen geht. "Worship You" (♪♫♪) kommt als großartiger zukünftiger Klassiker daher galoppiert, und kann mit einem nehazu himmlischen Refrain aufwarten, der dieses Stück endgültig zum Perfetionismus erhebt. Die neue Single "Ya Hey" (♫♪) ist dann nicht nur ein großartiger Song, sondern vielleicht sogar im Herzen der Sommer-Hit 2013. Und "Hudson" (♪♫♪) gelingt ihnen als wahrhaft geniale, betont melancholisch gefärbte Ballade, die mit Bläsern, tribalen Trommel-Beats, und düster-schwebenden Frauenchören, deutlich an den Soundkosmos von Woodkid gemahnt.

Mit "Modern Vampires of the City" ist Vampire Weekend ihr bisheriges Meisterwerk gelungen. Ein vielseitiges, spannendes, buntes, aber dennoch in sich geschlossenes Werk, welches noch weit über sein Entstehungsjahr hinaus strahlen wird. Und hier kann ich ruhigen Gewissens sagen: es ist ihr erstes Album, das mich von Anfang an derart fesselt - und das mir mit Sicherheit noch lange im Fell hängen bleiben wird. Ein Hochgenuss für jeden, der gute Musik zu schätzen weiß. Doch Vorsicht: es besteht akute Suchtgefahr! 

Montag, 20. Mai 2013

Besprochen: DEERHUNTER - "MONOMANIA"

 Auf ihrem neuen Album klingen Deerhunter wieder einmal anders, aber nach wie vor großartig - und haben uns diesmal ein avantgardistisches Rock & Roll-Album mitgebracht.

Die amerikanische Band Deerhunter hat ja in den letzten Jahren ganz famoses geschaffen, auch wenn dies an dem Großteil der Menschen wohl weitestgehend vorüber gegangen sein sollte. Drum hier noch einmal ein kurzer Schnelldurchlauf ihrer letzten Werke: 2008 legten sie mit "Microcastle" und "Weird Era Cont." kurz nacheinander gleich 2 famose Meisterstücke aus Indierock, Noise-Rock, Psychedelia und Shoegaze ab, die mit ein klein wenig Geduld bald nicht mehr aus dem Synapsen heraus zu bekommen waren. 2 Jahre später, im Jahr 2010, legten sie mit dessen Nachfolger "Halcyon Digest" ein Album nach, das noch einen Schritt weiter auf den Hörer zu ging, und vermehrt Dreampop, Ambient und Synthesizer in ihren Sound einbrachte. Doch egal wie: ihre Musik blieb immer ganz großes Kino...wer sie nicht kennt, dem ist einiges entgangen. Ein Grund mehr sich vielleicht gleich ihrem neuen und 5. (oder je nach Zählweise 6.) Album "Monomania" zu widmen. Und auch hier hat die Band erneut an ihrem Sound gefeilt - sie selbst umschreiben ihr neues Album als "a very avant-garde rock & roll record". Und diese Umschreibung trifft sogar erstaunlich gut zu! Immer wieder huscht der Geist der 60er und 70er-Jahre durch den Sound des neuen Albums, umgesetzt mit einer erneut unbändigen Spiel- und Experimentierfreude, die man bei der Band schon lange kennt. Das ganze klingt dann auch wieder eine Spur kantiger und dreckiger als zuletzt, aber immer noch gewohnt großartig. So macht schon der Einstieg süchtig, für den "Neon Junkyard" (♪♫♪) sorgt - ein unwiderstehlich einnehmender, und dabei grandios unperfekter Ohrwurm, der deutlich den Geist der Rock-Ära der 60er Jahre atmet. 


Deerhunter / Blue Agent - Sleepwalking from ps0nics on Vimeo.


"Leather Jackett II" (♪♫♪) hat eine mitreißende Melodie zu bieten, die vollkommen beabsichtigt von einem wahnsinnigen Wall-of-Sound nieder gewalzt wird - wodurch der Song aber noch mehr gewinnt. Aber auch ruhigere Momente gelingen ihnen hier fantastisch, wie sie etwa mit "The Missing" (♪♫♪) beweisen - ein Song der sofort unter die Epidermis krabbelt, und das Zeug zum Klassiker im Übermaß mitbringt. Ein weiteres wunderbares Beispiel wäre auch "Nitebike" (♪♫♪): eine famose und gefühlvolle Singer/Songwriter-Ballade, die ein melancholisch-schönes Lagerfeuer-Feeling ausstrahlt. Mit "Pansacola" (♪♫♪) liefern sie einen genialen Rock'n'Roll-Ohrfänger, der wie ein verschollenes Schmuckstück aus den 70ern anmutet, "Dream Captain" (♪♫♪) kommt als unwiderstehlich rotziger wie auch melodischer Hit daher, der sofort in Hirn und Beine geht, "Blue Agent" gibt eine weitere einnehmende Rock-Kostbarkeit mit melancholischen Ansätzen ab, und "Sleepwalking" überzeugt mit famoser Atmosphäre und soft psychedelischen Zügen.

Und vor allem überzeugt ihre neue Platte wieder einmal durch famose Melodien, maximale Authentizität und überschäumende Leidenschaft - etwas das leider viel zu wenige Musiker dieser Tage zugleich mobilisieren können. Doch "Monomania" ist wieder mal eine der Platten, die aus der Masse heraus stechen - ein kleines Meisterwerk gar. Doch das war bei diesen Urhebern wohl auch gar nicht anders zu erwarten.



 

Mittwoch, 15. Mai 2013

Besprochen: DAFT PUNK - "RANDOM ACCESS MEMORIES"

Nachdem uns Daft Punk auf ihren bisherigen Werken die Zukunft,  sowie die daraus resultierende Gegenwart des Disco kreierten, führen sie uns nun zu dessen Ursprüngen zurück - und zwar auf so berauschend inspirierte Art und Weise, dass einem ganz schwindelig werden kann.

Daft Punk, das französische Elektro-Duo um Thomas Bangalter und Guy-Manuel de Homem-Christo, ist aus der elektronischen Tanzmusik seit mehr als 15 Jahren nicht  mehr weg zu denken. Drum werfen wir zu Anfang dieser Rezension einen kurzen und hastigen Blick zurück: 1997 erschien ihr Debütalbum "Homework", mit dem sie eine Art Disco-Musik der Zukunft kreierten. Mit ihrem 2001er Zweitwerk "Discovery" paarten sie ihren ureigenen Style mit einem deutlichen Plus an Pop-Appeal, während allerdings ihr drittes und bislang letztes reguläres Studioalbum "Human After All" (2005) ein wenig zu verkrampft wirkte in dem Versuch, den kreativen und innovativen Ideen seiner Vorgänger etwas wirkungsvolles entgegen zu setzen. Ganze 8 Jahre hat es seitdem gedauert, bis endlich das neue und 4. Studioalbum des französischen Elektro-Duos erscheinen sollte - aber nun haben sie "Random Access Memories" endlich auf die Welt los gelassen. Zwar erschien erst in junger Vergangenheit ihr Soundtrack zum Film "Tron: Legacy", welcher jedoch ein mehrheitlich orchestrales Stück Langeweile wurde - aber spannende Elektro-Klänge hätte man bei dem Soundtrack zu einem Disney-Film wohl kaum erwarten können. 
Das nun endlich ein neues Album des Duos in den Startlöchern stand, sollte in den letzten Wochen und Monaten sicher an niemandem mehr vorüber gegangen sein. Denn es hat wohl lange keine Plattenfirma mehr ein solch gewaltiges Promotion-Gebilde finanziert, wie dies bei der neuen Platte der Franzosen der Fall war. So wurden etwa verschiedene Clips produziert, in denen die diversen Gäste der neuen Platte zu Wort kamen, und von ihren Eindrücken und Meinungen über die Zusammenarbeit mit Daft Punk ndeten. Jede neue Information darüber schien auf ein breites Medien- und Internet-Echo zu stoßen, was zusätzlich durch die erste Vorabsingle genährt wurde: "Get Lucky" stieß überwiegend auf erwartbare wie verständliche Begeisterung - so ist ihnen hier ein extrem catchy und durchweg genialer Disco-Hit mit Pharrell Williams und Nile Rodgers entsprungen, der nicht ohne Grund von verschiedenen Seiten schon zum Sommerhit 2013 ausgerufen wurde. In diversen Ländern auf dem ganzen Globus schoss er an die Spitze der Charts, und auch in Deutschland platzierte er sich auf Anhieb in den Top 10. Und siehe da: durch die längere Albumversion gewinnt die Nummer nochmal zusätzlich.


Und trotz all seiner herausragenden und zweifellos großen Qualitäten, fällt bei dem neuen Song eines doch durchaus sehr deutlich auf: er klingt wie ein Disco-Song aus eben jener Zeit, als Disco noch nicht mit elektronischen, sondern mit handgemachten Mitteln erzeugt wurde. Manch einer mag sich dabei fragen, wo die ausufernd elektronischen Innovationen der früheren Tage, die wummernden House-Beats, oder die eindringlichen Synthie-Salven hin sind. Doch hat man sich erst einmal mit dem ganzen Album bekannt gemacht, merkt man, dass dies das Grundkonzept ihres neuen Werkes ist. Dieser ursprünglichere Sound zieht sich durch die gesamte Platte - und funktioniert im Gesamtkonzept gelinde gesprochen großartig. Denn hier wird nun endgültig klar, dass ihnen in Wirklichkeit nicht die Ideen ausgegangen sind, sondern das sie selbige einfach auf einen anderen Sound projizieren. Und letzten Endes haben sie sich (und uns) damit eine riesigen Gefallen getan. Denn selbst wer anfänglich den "guten alten Sound" des Duo's vermisste (und Hand auf's Herz: auch ich selber gehörte dazu), dem wird mit der neuen Platte klar, dass Daft Punk hier den einzigen möglichen Weg gegangen sind, um künstlerisch weiterhin relevant zu bleiben. Denn mit den Jahren sind genügend frische Konkurrenten wie Justice hinzu gekommen, die dem Duo das Leben ein wenig schwerer gemacht haben. In Anbetracht eben dieser neuen Mitbewerber, hätte nämlich auch ein vollkommen überambitioniertes Elektro-Rock-Album dabei heraus kommen können, das in seinem unbedingten Versuch die neue Musik von Morgen zu entwerfen, mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit grandios gescheitert wäre. Hier reisen Daft Punk stattdessen an die Wurzeln des Disco zurück,  und holen sich dabei mit Gorgio Moroder oder Nile Rodgers, gleich noch ein paar  prägende Zeitzeugen dieser Ära mit an Bord.

 

"Random Access Memories" klingt anders als alles, was das Duo bisher gemacht hat, aber irgendwie dennoch ganz nach Daft Punk -  dieses Mal war nur die Wahl der Mittel eine andere. Und dabei eine überaus gute. Denn so klingt ihr neues Werk nicht nur erfrischend anders, sondern es haucht der doch mittlerweile recht unterkühlt und schematisch klingenden Dance-Musik, wieder deutlich mehr Leben und Seele ein. Da passt es doch ganz hervorragend, dass der Opener auch gleich "Give Life Back To Music" (♪♫♪) heißt. Und passend zum Titel dringen einem sofort typische Disco-Elemente der prä-elektronischen Ära an die Ohren: Gitarren, Piano, Schlagzeug - und all das gepaart mit dem typisch maschinell verzerrten Gesang von Daft Punk. Danach wird gleich das Tempo gedrosselt, und mit "The Game of Love" (♫♪) eine schwebende und gnadenlos schöne Disco-Ballade vom Stapel gelassen, dass einem ganz kuschelig wird. Mit "Gorgio by Moroder" (♪♫♪) holen sie dann ganz weit aus, und kommen uns mit einem Brocken von 9 Minuten Spieldauer, die sie aber sehr wohl zu füllen wissen. So ist dies doch nichts anderes als eine famose Hommage an Gorgio Moroder, den Vater der elektronischen Disco-Musik: am Anfang steht erst einmal er selbst, der - eingerahmt durch softe Disco-Untermalung - von Erinnerungen aus den Anfängen seiner musikalischen Karriere erzählt. Doch dann schwingt sich der Song zu einer Art gewaltigem Disco-Epos auf, der mit einem soundtechnischen Arsenal aus u.a.  Synthies, Drums, E-Gitarren, Bass und Orchester alles gibt. Ein ähnlich großes (und schickes) Fass machen sie auch bei "Touch" (♪♫♪) auf: nach einem psychedelisch anmutenden, und fast schon düster-schwebenden Intro (muss nur ich hier vage an Pink Floyd denken?), setzt urplötzlich der wunderbare Gesang von Paul Williams ein. Kurz darauf kommen schwungvolle Pianos und Bläser ins Spiel, und überlassen dann immer wieder psychedelischen Einlagen die Bühne, während nebenbei der Blick auf Frauenchöre und von behutsamen Drums begleitete Streicher gelenkt wird - nur um nach einem letzten plötzlichen Break, wieder mit Williams' Gesang zu enden. In der zauberhaften Ballade "Within" (♪♫♪) bekommt das perlende Pianospiel von Chilly Gonzales seinen ganz großen Auftritt, begleitet von Daft Punk's Robotergesängen, die dafür verdammt leidenschaftlich und gefühlvoll klingen. Als potentieller nächster Hit würde sich wohl "Instant Crush" (♪♫♪) anbieten: eine verdammt schicke und melodische, gleichzeitig catchy und verträumte Disco-Synth-Pop-Nummer, die ein wenig bis in die 80er Jahre hinein strahlt - und zudem von Strokes-Frontmann Julian Casablancas besungen wird! Und als ebenfalls durchweg hitverdächtig, gibt sich das funky in die Glieder fahrende "Lose Yourself To Dance" (♪♫♪) zu erkennen, bei dem erneut Pharrell Williams und Nile Rodgers zu Gast sind.

Doch sei hier zudem erwähnt, dass ihr neues Album - trotz sehr hoher Qualität der einzelnen Stücke - als ganzes und geschlossenes Werk genossen werden sollte. Denn nachdem sie zuerst die Zukunft des Disco kreierten, und später dessen selbst geprägte Gegenwart vertonten, nehmen sie uns auf "Random Access Memories" mit auf eine Reise zurück in die Ära, in der alles begonnen hat, verschmelzen selbige mit ihrer ganz eigenen Handschrift, und definieren so die zeitgenössische Dance-Musik zum zweiten Mal in ihrer Karriere neu. Oder in kurzen Worten: ein schillernder und catchy Disco-Mindblower!

 

Samstag, 11. Mai 2013

Besprochen: WESTBAM - "GÖTTERSTRASSE"

 Das neue Album von Westbam bietet nicht nur eine illustre Gästeliste von Iggy Pop bis Kanye West, sondern vor allem anderen oft gähnende Langeweile.

Der deutsche DJ Westbam ist ja nun auch schon 30 Jahre im Geschäft, und kann auf eine damit nicht nur lange, sondern auch höchst erfolgreiche Karriere zurück blicken. Nachdem sein letztes reguläres Studioalbum aber auch schon 8 Jahre zurück liegt, erscheint nun mit "Götterstrasse" sein neuester Streich. Und der hat im Vorfeld ja schon ein wenig Beachtung gefunden - was aber eher der Tatsache geschuldet war, das er hier eine ganze Reihe illustrer Gäste begrüßt, die sämtlichen Stücken des neuen Albums ihre Stimmen leihen. So sind hier u.a. Richard Butler (Psychedelic Furs), Bernard Sumner (New Order), Brian Molko (Placebo), Iggy Pop, Inga Humpe (2raumwohnung), Lil Wayne, und sogar HipHop-Großmeister Kanye West mit dabei. Eine durchaus brauchbare Liste, aus der ein DJ mit einem Erfahrungsschatz wie Westbam eine ganze Menge machen könnte. Nur ist das bei "Götterstraße" leider meist nicht der Fall. Irgendwie mutiert der Herr hier größtenteils zu einer deutschen Antwort auf Moby, und untermalt die Gaststimmen meist nur mit gemächlichen Chill-Out-Klängen, die nur in den wenigsten Fällen ein paar erkennbare Ideen zu bieten haben. Ganz am Anfang stand ja die erste Single "You Need The Drugs" mit Richard Butler - wahrlich kein übler Song, der zwar durchaus kein einprägsamer Überhit ist, aber als einer der wenigen Songs der Platte halbwegs hängen bleibt - was aber vor allem Butler zu verdanken ist.



Und immerhin kann man sagen, dass die Gesamtatmosphäre durchaus stimmig ist - denn hier klingen die Gastvokalisten oft genauso gelangweilt, wie Westbam's Produktionen selbst auch. So kann sich US-Rapper Lil Wayne bei dem lahmen Auftritt von "Kick It Like a Sensei" (♪♫♪) nicht mal zum rappen aufraffen, und labert einfach ein bisschen über die recht banalen Sounds drüber. Wenn man hofft, dass Westbam dann wenigstens bei "Iron Music" (♪♫♪) mit Iggy Pop dem Affen ein wenig Zucker gibt, muss man alsbald feststellen, dass er hier wohl eher zu Schlaftabletten gegriffen hat. "She Wants" mit Bernard Sumner mag zwar noch wirklich gut durchgehen, eröffnet einem aber auch keinerlei Erkenntnisse, die weit über die Länge seiner Spieldauer hinweg andauern würden. Noch nicht einmal mit "Radio Siberia" (♪♫♪), bei dem Kanye West aushilft, kann er das Ruder herum reißen - denn bei so einer nichtssagenden und höchst spannungsarmen Produktion, die nicht mal vorgibt eine Melodie welcher Art auch immer simulieren zu wollen, kann auch der talentierteste HipHop-Großmeister nicht mehr viel retten. Eigentlich fällt hier nur "Sick" (♪♫♪) wirklich auf - denn hier wird das Tempo wenigstens ein bisschen angezogen, und vor allem macht Placebo-Sänger Brian Molko eine erwartungsgemäß fabelhafte Figur. Allerdings bleibt der Song als solcher eher Durchschnitt. Und auch ansonsten hat "Götterstrasse" überwiegend vor allem gepflegte Langeweile zu bieten.

Man möchte sich Westbam am liebsten schnappen, ihn kräftig durch schütteln und ihn dabei unablässig fragen, wie man ein Album mit solch oft hochkarätigen Gästen, nur so frontal gegen die Wand fahren kann. Das Album bietet fast keinen einzigen potentiellen Hit, der Sound so gut wie aller Stücke versackt in gesichtslosem Wohlklang, den jeder talentierte Hobby-DJ zuhause auf dem iPad spannender hin bekommen könnte, und das hohe Potential seiner Gäste wird viel zu oft vollkommen verschenkt. So etwas nennt man dann wohl einen klassischen Griff ins Klo.


Montag, 6. Mai 2013

Besprochen: VARIOUS ARTISTS - "Music from Baz Luhrmann's Film: THE GREAT GATSBY"

 Nach "Romeo & Juliet" und "Moulin Rouge", liefert Baz Luhrmann auch zu seinem neuen Werk "The Great Gatsby" einen erwartbar hervorragenden Soundtrack!

Das der wohl mit am meisten Spannung erwartete Soundtrack der vergangenen Jahre, eben jener zum neuen Film von Baz Luhrmann ist, sollte eigentlich niemanden mehr verwundern. Denn bisher lieferte der australische Regisseur meistens sehr hochwertige musikalische Untermalungen zu seinen Werken. Man nehme etwa "Romeo & Juliet" (1996), dessen Soundtrack mit heutigen Klassikern von Radiohead, Garbage, The Cardigans oder den Butthole Surfers glänzt. Bei dem nachfolgenden "Moulin Rouge" (2001) lag das Augenmerk noch mehr auf der Musik, war es doch immerhin auch ein Musical-Film. Und so konnte man hier neben Songs der Hauptdarsteller Nicole Kidman und Ewan McGregor, oder famosen Beiträgen von David Bowie, Fatboy Slim oder Beck, natürlich auch den Hit "Lady Marmelade" von Christina Aguilera, Lil Kim, Mya & Pink hören. Nun folgt sein neuer Film "The Great Gatbsy" mit Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle (wie ja schon bei "Romeo & Juliet"), und der Soundtrack dazu - soviel war auch schon in den vergangenen Wochen klar - wartet mit der Creme de la Creme der zeitgenössischen Pop-Musik auf. Wobei sich  der Regisseur hier mit der stilistischen Bandbreite einmal mehr vielseitig zeigt. Der erste Beitrag und zugleich erste Single aus dem Soundtrack-Album, sollte ja mittlerweile überall herum gereicht sein, und das ist auch gut so: denn mit "Young & Beautiful" hat Lana Del Rey hier eine weitere wunderbare und zu Herzen gehende Pop-Perle in die Welt gesetzt, die nahtlos an ihre bisherigen jungen Klassiker anknüpfen kann - und dabei eine der schönsten Fragen des bisherigen Musikjahres stellt: "Will you still love when I'm no longer young an beautiful?"




Beim neuen Film- und Musikprojekt  von Baz Luhrmann bemerkt man zudem etwas, das mittlerweile nahezu typisch für den Regisseur ist. Denn ähnlich wie schon bei "Romeo & Juliet" (welches Stück und Sprache von Shakespeare, mit moderner Optik und Musik verband), setzt er auch bei "The Great Gatsby" bewusste Kontraste. Natürlich kenne ich den Film selbst noch nicht, aber diesen behielt Luhrmann den Trailern nach zu urteilen in der Zeit, in der auch der ihm zugrunde liegende Roman von F. Scott Fitzgerald spielt: in den 1920er Jahren - der Jazz-Ära! Und die Musik schlägt nun die Brücke zum Hier und Jetzt: er stellt den Bildern entweder moderne Musik der aktuellen Gegenwart gegenüber, oder von zeitgenössischen Stars vorgetragene Coverversionen von Hits der jüngeren Pop-Geschichte - und das ganze dann auch oft im Jazz-Stil, oder wenigstens von selbigem beeinflusst! Und ohne weiteres kann man sagen, dass es sich dabei um meist hochkarätiges Material handelt. Sehr beachtenswert ist etwa das neue Stück "Together" (♫♪) von The xx - ein wunderbares, und minimalistisch-schönes Stück Indiepop, wie es sich für das Trio nun mal ziemt. Doch als ungewohnt neues Element kommt im Verlaufe des Songs gar ein Streichorchester daher, welches ihnen ganz hervorragend steht. Da merkt man: sogar ein Bond-Song würde dieser Band fabelhaft gelingen. Als weiterer akustischer Hingucker erweist sich auch die Coverversion von Amy Winehouse's "Back To Black" - eigentlich ein perfekter Song, dem es nichts mehr hinzuzufügen gibt. Aber hier wird ihr Song von André 3000 und Beyoncé Knowles so hervorragend, und in keinster Weise vorhersehbar interpretiert, dass es ein wahrer Genuss ist.





Einen neuen Song von Florence & The Machine gibt es auch zu hören. Und wir wissen ja spätestens seit ihrem letzten Werk: auch wenn sie auf Albumlänge manchmal ein klein wenig schwächeln kann, so ist sie in Dosen genossen meist ganz hervorragend - wie sie mit "Over The Love" (♪♫♪) in Gestalt einer für sie mittlerweile typisch gewordenen, mystisch angehauchten kleinen Pop-Hymne erneut unter Beweis stellt. Emeli Sandé trägt währenddessen zusammen mit dem Bryan Ferry Orchestra eine so fabelhaft in die Beine fahrende Jazz-Fassung von Beyoncé's 2003er Hit "Crazy in Love" (♪♫♪) vor, dass man am liebsten gleich den Charlston lernen will. Mit "Kill And Run" (♫♪) lässt uns auch Sia einen neuen, und dabei durchaus schönen Song angedeihen, der bereits mit Adele's "Skyfall" verglichen wurde. Auch wenn das Original von U2 schon ganz großes Kino war, so schafft es Jack White hier seiner Version von "Love Is Blindness" (♫♪) noch eine ganze Ecke mehr Inbrunst und Leidenschaft einzuhauchen, und trotzdem "Hearts a Mess" (♪♫♪) von Gotye schon ein paar Jahre älter ist (er veröffentlichte es bereits 2007 als Single), so ist der Song hier trotz alledem nicht nur sehr passend, sondern auch unverzichtbar - denn so einen famosen Song sollte man nicht versäumt haben.

So ist das meiste nicht nur musikalisch sehr ansprechend gelungen, es ist auch mal wieder eine wahre Wohltat einen Soundtrack genießen zu dürfen, in dem nicht nur wahllos eine Liste von "hippen" Künstlern zusammen gewürfelt wurde. Hier hat sich jemand hörbare Gedanken gemacht, und eine Riege oft sehr famoser Songs zusammen gestellt, die fast sämtlich speziell für diesen Soundtrack aufgenommen wurden (so wie dies ja auch schon zu weiten Teilen bei den Soundtracks zu "Romeo & Juliet" und natürlich "Moulin Rouge" der Fall war). Hier passt (fast) alles: ein Soundtrack randvoll mit großen Namen und potentiellen Hits.