♪♫♪ ...music makes the people come together... ♪♫♪

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Sonntag, 26. August 2012

Besprochen: CHERYL COLE - "A MILLION LIGHTS"

Nach einem gar nicht so unspannenden Start, outet sich Cheryl Cole spätestens mit ihrem neuen Album als eher drittklassiges Pop-Sternchen. Der nächste bitte....

Ach Cheryl Cole gibt es also auch noch. Ihr Debtüalbum "3 Words" vor 3 Jahren war ja wirklich gar nicht mal so übel, wohingegen ihr zweites Album "Messy Little Raindrops" im Jahr 2010 - wie ich unlängst feststellen musste - vollständig an mir vorüber ging. Und nun gibt es gar schon ihr 3. Studioalbum "A Million Lights", welchem wir uns an dieser Stelle widmen wollen - welches mir aber auch nur durch Zufall bekannt wurde. Ein Wunder ist das allerdings nicht, kann man doch auch nicht unbedingt behaupten, dass es bislang eine Single hervor gebracht hätte, die als Zugpferd für dessen Popularität hätte dienen können. Die von Calvin Harris komponierte und produzierte erste Single "Call My Name" etwa, war nun auch nicht mehr als ein ziemlich unspannender Standard, den der mittlerweile bis zum Erbrechen herum gereichte britische DJ und Produzent, wohl noch irgendwo in seinen Schubladen gefunden hat. 


Bei der zweiten Single "Under The sun" (♪♫♪) wirds dann sogar noch schlimmer, und kann sich nur noch als enorm langweilige und ziemlich einfallslose Sommer-Pop-Nummer schlagen, die wohl auch in Zukunft keine größere Aufmerksamkeit auf sich ziehen wird. Aber: vielleicht kann sie ja auf Albumlänge noch was raus reißen? Betrachtet man die Credits von "A Million Lights" ahnt man allerdings zunächst böses: nicht nur das Miss Cole nun nicht gerade als zuverlässig hiterprobtes Pop-Sternchen bekannt ist, wurde auf ihrem dritten Album tatsächlich JEDER einzelne Song von einem anderen Produzenten bearbeitet, was den Verdacht entschieden nährt, dass es sich hier ausschließlich um eine Zusammenfassung verschiedener Songs handelt. Das diese dabei vielleicht wenigstens ansatzweise homogen klingen, liegt dann wohl eher an der Tatsache, dass ihr alle beteiligten hier den derzeit vorherrschenden Dance-Pop-Stil über stülpen - was allerdings zu keinerlei Offenbarungen führt. Sicherlich mag es schlechteres geben, als das von will.i.am in Szene gesetzte "Craziest Things" (♪♫♪), aber das der Black-Eyed-Peas-Mann ihr auch bei dem dritten Album in Folge mit einem Beitrag die Stange hält, mag wohl weniger an der Tatsache liegen, dass er sie für eine wirklich talentierte Musikerin hält, sondern viel mehr an ihren optischen Reizen. Tja....und sonst so? Der Titeltrack "A Million Lights" (♪♫♪) ist eine hörbare Ballade, von der aber auch nicht viel hängen bleibt. "Love Killer" (♪♫♪) ist netter Dance-Pop ohne viel Wiedererkennungswert, "Ghetto Baby" (♪♫♪) verabschiedet sich in vollkommen gleichgültige und melodiebefreite Pop-Abgründe, und bei "Sexy Den a Mutha" (♪♫♪) macht schon der Songtitel deutlich, dass es hier ganz schön gruselig wird. Ein winziger Lichtblick ist dann wohl "Mechanics of the Heart" (♪♫♪) - was aber nicht daran liegt, dass es ein besonders gelungener (wenn aber auch nicht allzu mieser) Song wäre, sondern eher weil es trotz der Mitarbeit von Taio Cruz noch durchaus hörbar ist. Doch wir wissen: auch ein paar zarte Silberstreifchen am Horizont machen noch lange kein gelungenes Album. Aber um "A Million Lights" tatsächlich gut zu finden, ist wohl gar nicht allzu viel nötig: nur ein mittelschweres Desinteresse an wirklich guter Musik. Und davon soll es ja mehr Menschen geben, als einem lieb ist.

 

Freitag, 24. August 2012

Besprochen: ALANIS MORISSETTE - "HAVOC AND BRIGHT LIGHTS"

Auch mit Album No.8 sind von Alanis Morissette leider keine Überraschungen mehr zu erwarten.

Die kanadische Singer/Songwriterin Alanis Morissette kann mittlerweile auch bereits auf eine mehr als 20jährige Karriere zurück blicken. Begann ihre Karriere zwar bereits 1991 mit 2 nur in Kanada veröffentlichten Alben, aber der Durchbruch kam mit ihrem internationalen Debüt "Jagged Little Pill", dass sie 1995 als ihr erstes Album über Madonna's einstiges Label Maverick veröffentlichte. Und dieser Erfolg war berechtigt, ist dieser Klassiker aus der Musikwelt der 90er schlicht nicht mehr weg zu denken. Danach begann eine vielversprechende Karriere, die noch die durchaus geglückten Alben "Supposed Former Infatuation Junkie" (1998) und "Under Rug Swept" (2002) hervor brachte. Und dennoch war immer ein leichter Abwärtstrend zu erkennen, der sich von Album zu Album deutlicher machte. "So-Called Chaos" konnte dann 2004 nicht mehr allzu große Begeisterung wecken, und auch Kritiker schmähten es als ihre kommerziellste Aufnahme. Das letzte Album "Flavors of Entanglement" (2008) ging dann gar bei der Masse recht schnell unter, auch wenn Kritiker sich wohlwollender zeigten, und es wahrhaftig ein kleiner Silberstreifen am Horizont war. Und doch: wenn man genauer darüber nachdenkt, wird einem bewusst, was genau es war, was ihre Platten immer weniger spannend machten. Die Wut, die Verzweiflung und die gewisse künstlerische Unbekümmertheit die noch ihre (internationales) Debüt ausmachte, wurde von Platte zu Platte weniger. Die einst 20jährige war augenscheinlich erwachsen und reifer geworden - etwas was man natürlich niemandem vorwerfen darf. Im Gegenteil. Doch hat sich damit auch die Spannung ihrer Musik minimiert. Nun bringt die Dame dieser Tage ihr neues, und bei  genauer Rechnung 8. Studioalbum heraus: "Havoc And Bright Lights". Seit einigen Wochen/Monaten schwirrt auch bereits die erste Single durch die Medien: "Guardian" heißt diese, mit der das neue Album auch startet. Zwar ein grundsolider Pop-Rock-Song, der auch ohne weiteres gefallen kann und darf. Auch ich erwischte mich schnell beim mitsingen....und doch ähnelt es vermutlich zu sehr ihren früheren Hits um wirklich überzeugend zu sein. 



Doch schafft sie das auf Albumlänge? "Woman Down" versucht sich im von ihr bestens ausgekundschafteten Radio-Pop-Rock, was für schnell mitsingbare Melodie, aber wenig Wiedererkennungswert sorgt. "Empathy" (♪♫♪) ergeht sich an melodischen und leicht verdaulichen Midtempo-Pop, "Lens" rutscht in relativ melodiebefreite und spannungsarme  Bereiche ab, und "Havoc" kann als Ballade wenigstens halbherzig überzeugen. Aber auch sonst bleibt es hier ziemlich gemütlich - zwar versucht sie etwa mit "Celebrity" (♪♫♪) oder "Numb" dem Affen ein wenig Zucker zu geben, was aber auch zu keinen größeren Offenbarungen führt. Alles in allem bleibt "Havoc And Bright Lights" gut bekömmlicher Adult-Orientated-Rock, der wie geschaffen dafür scheint, diverse US-Serien mit ihnen zu bestücken. Einen wirklichen Hit wird es aber nicht abwerfen - soviel ist schon beim ersten Hören des neuen Albums klar. Und zudem macht es auf tragische Weise wieder einmal deutlich, dass von Alanis Morissette wohl keine Überraschungen mehr zu erwarten sind.

Freitag, 17. August 2012

Besprochen: THE DARKNESS - "HOT CAKES"

Selten war der Glam-Hard-Rock in den letzten Jahren so lächerlich wie bei The Darkness - aber er machte auch selten so viel Spaß.

Ich und The Darkness - das Verhältnis zwischen mir und der Band war schon immer von Leidenschatfs- und Emotionslosigkeit geprägt, waren mir die britischen Glam-Hard-Rocker doch immer eine deutliche Spur zu...sagen wir: lächerlich. Was mich dann auch nicht dazu veranlasste, mir musikalisch freilwillg mehr von ihnen anzutun, als mir bereits schon ungefragt an die Ohren drang. Als sich die Band, die Mitte der 00er doch ziemlich gefragt war, 2006 auflöste,quittierte ich dies dann doch nur mit einem müden Schulterzucken. Nun sind wiederum 6 Jahre vergangen und plötzlich kommen The Darkness zurück, und legen nun dieser Tage ihr Comeback-Album vor. "Hot Cakes" nennt sich selbiges - und da stellt sich doch spontan eine Frage - nein, sie drängt sich vielmehr auf: braucht die Welt 2012 wirklich ein neues Album von The Darkness? Die ersten Zeichen standen aber gar nicht so ungünstig, wie es vielleicht zu erwarten gewesen wäre: Denn der erste Vorbote, der bereits vor einem halben Jahr kam, war schon mal gar nicht so ungeil: "Nothings Gonna Stop Us" - so der Titel der ersten Single - wurde in der Tat ein schmissiges und melodieverliebtes Stück Glam-Rock, dass ziemlich in Beine und Hirn gehen kann...wenn man es denn lässt.


Als nächste Single folgte im Frühjahr dann "Every Inch Of You" (♪♫♪), welches auch als Einsteiger in das neue Album dient - keine schlechte, wenn auch nicht unbedingt die beste Wahl, kommt der Refrain doch ein wenig überdreht daher. Zum Glück und vor allem zu meiner Verwunderung kann man aber sagen, dass die Mehrzahl der Songs auf "Hot Cakes" da gelungener ausfallen, als der Opener es vormacht. Aber trotzdem lassen die Briten es sich nicht nehmen, wieder mit voller Leidenschaft aus dem Glam-Rock-Topf zu schöpfen...was hier aber verdammt Spaß macht. Ob nun das hymnisch-melodische "With a Woman", oder etwa der hübsch glammige und mitreißende Ohrwurm "Keep Me Hanging On", der auch wunderbar als Single funktionieren würde. Auf "Livin' Every Day Blind" gibt es etwas gefühlvollere Klänge, ohne dabei aber auf einen leidenschaftlichen und kraftvollen Refrain zu verzichten, der förmlich nur so nach Wunderkerzen schreit. Die neue Single "Everybody Have a Good Time" (♪♫♪) gibt sich als grundsolider Glam-Rock-Schunkler die Ehre, der hübsch vor sich hin gniedelnde Ohrwurm "She'a Just a Girl, Eddie" legt in Sachen Euphorie noch eine Schippe drauf, "Forbidden Love" bietet einen waschechten Schmachter bin blumig kreischenden Hard-Rock-Gitarren, und das dramatisch angehauchte "Concrete", in der Sänger Justin Hawkins sich ganz seinem berühmten Falsettgesang hingibt, macht eines der größten Highlights der Platte aus. Selbst ihr Cover des unnachahmlich großartigen "Street Spirit (Fade Out)" von Radiohead - welches die Band schon seit geraumer Zeit in ihrem Live-Repertoire hat -  ist gelungen, da sie es mit treibenden Hard-Rock-Gitarren und manisch kreischendem Gesang, auf ihre ganz eigene Weise interpretieren. Zwar zitiert sich die Band hier immer wieder quer durch die Musikgeschichte der 70er Jahre, und man weiß auch nicht, ob man das in 2 oder 3 Jahren immer noch hören möchte - aber im Moment macht "Hot Cakes" durchweg Freude. Und das ist es schließlich, worauf es am Ende ankommt.


Donnerstag, 16. August 2012

Record-Deal: JASON MRAZ - "MR. A-Z" (2005)

Im Auftrag eines Blogger-Kollegen, habe ich mich zum ersten Mal mit dem Zweitwerk von Jason Mraz befasst. Und siehe da: es hat sich in der Tat gelohnt! 

Hiermit beginnt nun also eine neue Kategorie, mit dem Titel "Record-Deal". Hintergrund: ich und mein Blogger-Kollege von 'Something you own' machen von nun an öfters einen Deal, der so aussieht, dass jeder dem anderen eine beliebige Platte auf's Auge drücken darf, mit der er sich beschäftigen soll. Diese Platte muss sich der andere dann intensiv anhören und sie auf seinem Blog rezensieren. Nachdem ich ihm nun als erstes "The Velvet Rope" von Janet Jackson angeraten habe, hab ich wiederum "Mr. A-Z" abbekommen - das zweite Album des amerikanischen Singer/Songwriters Jason Mraz. Dazu sei zu Anfang gesagt, dass ich bislang ziemlich wenig mit der Musik des Herren anfangen konnte - zumindest auf das bezogen, was mir bislang von ihm so an die Ohren drang. "Mr. A-Z" ist nun das erste Mal, dass ich Mr. Mraz auf Albumlänge zu hören bekomme. Und der erste Eindruck ist alles andere als ein schlechter. Denn schon der Start ins Album macht verdammt Eindruck: so legt er mit dem Opener "Life is Wonderful" gleich ein kleines Pop-Meisterstück vor, das sich sofort in die Hirnwindungen schmiegt und das Herz im Sturm erobert.


Und von da an purzeln ihm nur so die Highlights aus dem Ärmel: "Wordplay" (♪♫♪) legt als mitreißender und (zum Glück nicht zu) gut gelaunter Pop-Hit los, der einem so schnell nicht mehr aus dem Kopf geht. "Did You Get My Message?" (♪♫♪) zeigt sich als stimmungsvoll beschwingter Ohrwurm im Duett mit Rachael Yamagata, welche u.a. schon mit Bright Eyes oder Ryan Adams arbeitete. "Mr. Curiosity" (♪♫♪) überzeugt auf ganzer Linie als bezaubernde, zu Herzen gehende Ballade, in der er sogar kurz zeigt, das er auch des Operngesanges mächtig ist. Auf "Clockwatching" (♪♫♪) gibt er warmen Singer/Songwriter-Pop zum Besten, der mit einer mehr als fabelhaften Melodie glänzt. Und mit "Bella Luna" (♪♫♪) lässt er dann sogar eine auf äußerst gelungene Weise von lateinamerikanischen Klängen beeinflusste Ballade vom Stapel. "O. Lover" (♪♫♪) gibt einen durchweg gelungenen, melodisch einnehmenden und in sich ziemlich vielseitigen Pop-Song ab, "Please Don't Tell Her" (♪♫♪) verdingt sich als leidenschaftliche und grundsolide Pop-Rock-Ballade, und mit dem melancholisch-schönen und 8 epische Minuten andauernden Closer "Song For a Friend" (♪♫♪), lässt er das Album scheinbar ruhig und beseelt ausklingen - ehe sich Mraz gen Ende nochmal mit ganzer Leidenschaft in den Song wirft. 
Erst ein Album später, und vor allem mit solch furchterregend seichten Liedchen wie "I'm Yours", sollte für Jason Mraz der ganz große Erfolg und die Hits kommen. Aber in Wirklichkeit hätten die meisten Songs von "Mr. A-Z" dies wesentlich mehr verdient. Und was das Album definitiv nicht verdient hat, sind die eher negativen bis gemischten Kritiken, die es seinerzeit erhielt. Denn tatsächlich ist es ein erstaunlich gutes Album, dass ich Jason Mraz so nicht zugetraut hätte.


Mittwoch, 15. August 2012

Besprochen: BLOC PARTY - "FOUR"

 Bloc Party are still Bloc Party: 
Auch auf ihrem vierten Album sind die Londoner wieder das, was sie seit eh und je waren - immer anders und doch ganz sie selbst. 
Ein Triumph!

Führen wir uns zu Beginn dieser Rezension (auch zum besseren Verständnis für jene, die mit Bloc Party noch nicht so vertraut sind) noch einmal das Jahr 2005 vor Augen. Das Jahr in dem England brannte - lichterloh. Und zwar musikalisch. Im gefühlten Wochentakt schien ein weiterer Newcomer aus dem Boden zu schießen und ein fabelhaftes Debüt auf den Markt zu werfen. Die Sperrspitze dieses England-Jahres bildete die Indierock-Band Bloc Party, die mit "Silent Alarm" gleich zu Beginn des Jahres ein Debüt vorlegte, dass alles noch kommende überstrahlen sollte. Fingen danach andere Weggefährten der "Class of 2005" an, sich nach und nach in die Belanglosigkeit zu verabschieden, blieben Bloc Party indessen eine der rar gesäten Band, die auch weit darüber hinaus begeistern konnten: 2007 folgte ihr durchweg gelungener und deutlich dunklerer Nachfolger "A Weekend In The City", mit dem die Band verstärkt auf Elektronik setzte. Und 2008, mit ihrem 3. und bislang letzten Album "Intimacy", suchten sie den Weg zwischen den beiden ersten Platten - das sorgte zwar für kein solch in sich geschlossenes Album-Gefühl wie bei seinen Vorgängern, sondern wirkt(e) eher wie eine Ansammlung unterschiedlicher Songs, ohne dabei aber je ihren ureigenen Stil zu vernachlässigen, der sie von Anfang an unverwechselbar machte. Danach war dann aber erst mal Ruhe im Karton - abgesehen vom  Soloalbum "The Boxer", dass Frontmann Kele Okereke im Jahr 2010 in die Welt setzte. Die Zwischenzeit war aber auch geprägt von Gerüchten: immer wieder um eine angebliche Auflösung der Band, und zuletzt soll gar Sänger Kele ausgestiegen, und die restlichen Mitglieder auf der Suche nach Ersatz gewesen sein. Natürlich nur ein Märchen.  Ein großer Scherz, von der Band selbst in die Welt gesetzt, aber von letzterer gänzlich missverstanden. Schadensbegrenzung für den fehlgeschlagenen Schabernack? Ein Bild der Band in Simpsons-Optik via Facebook, versehen mit dem knappen Satz: "Bloc Party are still Bloc Party." Verdammt - das hat Stil.  Doch spätestens mit der Ankündigung ihres neuen und vierten Studioalbums, sollte es auch der Rest der Welt endlich geglaubt haben.  Mit dem schlichten Titel "Four" ist nun dieses Album versehen, mit dem das Quartett nun ihr Comeback begeht. Und das dies wohl ein Spaziergang für sie werden könnte, deutete schon die Vorab-Single "Octopus" an - ein catchy Indierock-Ohrfänger, der die Band noch immer so dynamisch präsentiert, wie zu ihren Anfangstagen.


Und noch ein weiterer Song ist der Öffentlichkeit bereits im Vorwege an die Ohren gedrungen: das wunderbare "Day Four" (♪♫♪) - eine schwerelos schöne, und zugleich tieftraurige, von sanft gezupften Gitarrenakkorden, und gefühlvollen Streichern begleitete Ballade, die einmal mehr Erinnerungen an die frühen Zeiten der Gruppe herauf beschwört. Wer bei diesen Klängen allerdings eine Rückkehr zum Sound des Debüts erhofft, der hat sich zu früh gefreut. Denn diese Songs sind nicht exemplarisch für den Sound des restlichen Albums. Bloc Party sind zwar auch auf Album No.4 noch immer Bloc Party, lassen diesmal die elektronischen Elemente der letzten Jahre vollständig in der Kiste, und schlagen auf gewisse Weise tatsächlich eine Brücke zum Sound der frühen Tage - aber zum Glück noch weit darüber hinaus. Denn: die Welt braucht kein zweites "Silent Alarm" - nichts wäre als Comeback grauenhafter gewesen als der Versuch, erneut an die Genialität der Anfangstage anknüpfen zu können. Doch die Gefahr besteht hier keine Sekunde, denn Produzent Alex Newport, der in der Vergangenheit schon The Mars Volta oder At The Drive-In betreute, hat der Band den dreckigsten Sound ihrer bisherigen Karriere verordnet.  Auf "Four" klingt die Grundatmosphäre roher, widerborstiger und - trotz der gewohnt Haken schlagenden Dynamik - ungeschliffener als je zuvor.  Das machen sie mit einem fulminanten Start deutlich, der wie ein Paukenschlag alle Gerüchte um die Band wegfegt, und klar macht, dass sie wieder ganz da sind: der Opener "So He Begins To Lie" (♪♫♪) startet mit spröde rockenden Gitarrenriffs, wird von Kele's wie immer fabelhaftem Gesang durchzogen wie Lichtstrahlen, und baut sich zur treibenden Art-Rock-Hymne auf, die in ihrer Rohheit beinah sprachlos macht. Aber nur beinah, denn damit ist der Höhepunkt noch nicht erreicht.  So geht es etwa gleich auf "3x3" mit diabolisch geflüstertem und beinah schmerzlich klagendem Gesang, treibenden Gitarrenwänden und einem epischen Refrain weiter - welche in einer wahrhaft wahnwitzigen Post-Punk-Orgie münden. 



Und das enorm melodische, aber rotzig treibende "Kettling" (♪♫♪), spielt dann sogar mit zu meiner eigenen Überraschung enorm geglückten Nu-Metal-Elementen, während das explosive "Coliseum" (♪♫♪) in guter alter Manier einer eher nachdenklichen US-Singer/Songwriter-Nummer beginnt, und dann bei ziemlich genau 1 Minute Spielzeit urplötzlich zum Galle speienden und brachialen Hard-Rock-Monster mutiert.  Doch auf "Four" gibt es natürlich nicht nur auf die 12 - auch die Balladen beherrschen sie noch immer blind. Und auch hier verzeichnet sich ein leichter Wandel: so ist etwa "Real Talk" (♪♫♪) eine melancholische Indie-Perle von berückender Schönheit, die sich aber in Form von behutsam angeschrammelten Gitarrenakkorden ein paar winzige Ecken und Kanten vorbehält. Das im Midtempo angesiedelte "Truth" (♪♫♪), dass wieder mal eine Bloc-Party-typische Melodie zum dahin schmelzen mit sich bringt, oder die herzwringende Ballade "The Healing" (♪♫♪), hätten wiederum schon auf dem Debüt in der obersten Liga mitspielen können. Da diese beiden Songs den Ausstieg des Albums scheinbar ruhig und in sich gekehrt gestalten, darf der arglose Ersthörer jedoch gewarnt sein - denn zum Finale mit "We're Not Good People" (♪♫♪), fletschen Bloc Party erneut kräftig die Zähne und lassen nochmal ordentlich die Gitarren dröhnen und die Wände wackeln. Und trotz dieser in Worten umschrieben scheinbar deutlichen stilistischen Gegensätze, schaffen sie es mit "Four" wieder ein Album zu kreieren, dass auch tatsächlich wie solch eines klingt.
Dieses Album wird aber dennoch wieder manch einem kräftig vor den Kopf stoßen - und das ist auch verdammt nochmal gut so. Denn mit "Four" hat die Band wieder zu sich selbst gefunden, und klingt dabei so relevant und überzeugend, wie wahrscheinlich seit ihrem Debüt nicht mehr. Es ist ein Album das schmachtet, hypnotisiert und mitreißt, dass Gift spuckt, keift und vor Wut oft nur so rast - es am Ende aber immer nur gut mit uns meint. Ein Triumph auf ganzer Linie!


Montag, 13. August 2012

Ausgegraben: FRANK OCEAN - "NOSTALGIA, ULTRA." (2011)

Wer kostenlose Mixtapes für unwichtig hält, der hat Frank Ocean's letztjähriges Debüt-Mixtape "nostalgia, ULTRA." noch nicht gehört. Ein wahrer Meisterstreich, der den Grundstein für sein fantastisches Debütalbum "channel ORANGE" in diesem Jahr legte - und nun auch endlich hier Erwähnung finden soll!

Der junge US-amerikanische Soul- und RnB-Künstler Frank Ocean ist ja nun wahrlich kein unbeschriebenes Blatt mehr. Kürzlich veröffentlichte er sein Debütalbum "channel ORANGE", dass nicht nur unter amerikanischen Kritikern mit begeistertem Jubel aufgenommen wurde - auch der deutsche Musikexpress machte es zu seiner Platte des Monats, und stellte folgerichtig fest: "Mit dem ersten großen Auftritt des Sängers aus L.A., ändert sich der RnB." Die Betonung liegt hier allerdings auf "groß", denn sein erster Auftritt war dieses Debütalbum nicht. Im vergangenen Jahr veröffentlichte der junge Mann sein erstes Mixtape - eine mittlerweile sehr anerkannte Kunstform, die viele Künstler zu verschiedenen Zwecken nutzen, häufig aber um sich auszuprobieren, zu experimentieren und neue Ideen zu erkunden, ohne dies zwangsläufig auf einem Album tun zu müssen. Oder eben als die ersten musikalischen Gehversuche, und um sich einer breiteren Masse bekannter zu machen. Daher werden sie auch heutzutage häufig kostenlos zum Download angeboten. So auch bei "nostalgia, ULTRA." (man beachte auch die identische offizielle klein-große Schreibweise der Titel seines Mixtapes und seines Debütalbums), mit dem sich Frank Ocean der Öffentlichkeit vorstellte. Doch dieses Mixtape ist nicht wie jedes andere Mixtape. Denn immer wieder hat man das Gefühl, es hier mit einem regulären, vollwertigen Album zu tun zu haben. Das einzige was darauf hindeutet, ist die häufigere Verwendung von Samples, die auch mal ganze Songs umspannen können. Genau dies ist ja der Vorteil bei Mixtapes - da sie (wie auch in diesem Fall) vollkommen unkommerziell sind, dienen Samples als weiteres Instrument, sich kreativ auszutoben. Hier wird man auch gleich zum Einstieg mit so einem begrüßt...obwohl: kann man das noch sampeln nennen, was Ocean da auf "Strawberry Swing" (♪♫♪) so treibt? So nimmt er sich als Grundlage den gleichnamigen Song von Coldplay, inkl. kurzer Gesangssamples von Chris Martin, und macht seine ganz eigene Interpretation daraus. Das könnte man unter Umständen einfallslos schimpfen, würde das Endergebnis in diesem Fall nicht so deutlich besser ausfallen, als das Original auf dem es basiert. Ähnliches begegnet einem dann auch bei "American Wedding" (♪♫♪), dass auf "Hotel California" der Eagels basiert, und dem Original ohne weiteres auf Augenhöhe begegnen kann. So behält er zwar die komplette originale Melodie bei, macht sich den Song aber dennoch vollständig zu Eigen.


Auf "Nature Feels" (♪♫♪) schnappt er sich dann gar fast vollständig MGMT's "Electric Feel", und macht einen weiteren, aber dennoch anderen großartigen Pop-Song daraus, der gleichfalls seine eigene als auch MGMT's musikalische Genialität zur Schau stellt. Und in "There Will Be Tears" (♪♫♪) bedient er sich in ähnlich hervorragender Manier am famosen gleichnamigen Song von Mr.Hudosn - und vermag dem in seiner Fassung durchaus noch etwas hinzuzufügen. Und das im leider nur 22-sekündigen "Bitches Talkin'" (♪♫♪) Radiohead's "Optimistic" aufgegriffen wird, ist dennoch die Erwähnung wert. Denn durch solche Genregrenzen sprengenden Experimente, erweitert er das Jagdrevier des zeitgenössischen Soul und RnB. Zumindest und vor allem für sich selbst. Doch auch was er hier allein - ohne berühmte Samples ausgestattet - auf die Reihe kriegt, ist außerordentlich bemerkenswert. So nehme man etwa die tolle erste Single, das getragene und eher nachdenkliche "Novocane" (♪♫♪), oder die mindestens ebenso gute zweite Single "Swim Good" - ein einnehmender RnB-Pop-Hit der hängen bleibt...und auch mich auf den jungen Mann aufmerksam machte. Des weiteren hervorzuheben sei die von einem zurückhaltenden Flow begleitete und warme Soul-RnB-Perle "We All Try" (♪♫♪), das geniale, von sanftem Piano untermalte und nachdenkliche "LoveCrimes" (♪♫♪), welches Dialoge aus dem Film "Eyes Wide Shut" verwendet, oder dass minimalistische und mit ziemlich geilen, ungeraden Beats und sachte zwitschernden Synthesizern ausgestatte "Dust" (♪♫♪). Ein gänzlich hervorragendes Mixtape, dass sozusagen den Grundstein für das legte, womit er dieser Tage auf seinem Debütalbum "channel ORANGE" den RnB auf den neuesten Stand brachte - und den Besten seit Jahren. Wer "nostalgia, ULTRA." noch nicht für sich entdeckt hat, der sollte dies also dringend nachholen!


Besprochen: EUGENE McGUINNESS - "THE INVITATION TO THE VOYAGE"

Mit seinem zweiten Soloalbum schenkt uns der junge Brite eine herrliche Pop-Wundertüte, der man wohl nur schwer widerstehen kann!

Eugene McGuinness - manch einer kennt den jungen Briten sicherlich noch. 2008 debütierte er mit dem herrlichen Indie-Pop-Album "Eugene McGuinness", doch danach verlor man ihn leicht aus den Augen. Denn das nächste was 2009 folgte, war streng genommen kein Soloalbum wie sein Vorgänger, sondern das Debüt seiner Band Eugene & The Lizards, dass den Titel "Glue" trug. Ein Umstand der vielleicht auch dazu beitrug, dass es etwa an mir vollkommen vorüber ging. Doch nun ist er mit seinem vollwertigen zweiten Soloalbum am Start! "The Invitation To The Voyage" heißt das gute Stück - und "gut" ist in diesem Zusammenhang keine bloße Floskel. Denn vom ersten Song an besticht er mit einer frischen und funky Mischung aus allen möglichen Zutaten von den 70ern bis heute. Und Melodien...diese Melodien: fabelhafte Popsongs, die schon den jungfräulichen Hörer zum Einstimmen verführen, ohne dabei aber vorhersehbar oder beliebig zu klingen. Und auch in Bezug auf Vielseitigkeit lässt sich der junge Mann hier nicht lumpen. Schon der Opener "Harlequinade" (♪♫♪) macht halbwegs sprachlos, der sogleich als krachender Ohrwurm   loslegt, und Erinnerungen an David Bowie weckt.  Doch er kriegt einen dann aller spätestens mit der ersten Single "Lion": einer famosen und psychedelischen, stark 60s-orientierten und mitreißenden kleinen Hymne.


Das opulente und soft elektronische "Concrete Moon" stößt nahezu in die theatralische Erhabenheit eines Rufus Wainwright vor, "Sugarplum" bietet feinsten und euphorisierenden Indiepop, der auch Pulp wunderbar zu Gesicht gestanden hätte, auf dem unwiderstehlichen "Videogame" (♪♫♪) (nicht zu verwechseln mit dem Song "Video Games" von Lana Del Rey) erinnert sein Gesang gar streckenweise sehr an den der Fleet Foxes, "Thunderbolt" (♪♫♪) kommt indes als geschickt konstruierter Pop-Hit daher, "Shotgun" (♪♫♪) lässt auf ziemlich catchy Art und Weise den Britpop erneut aufleben, der zauberhafte Titelsong "The Invititation To The Voyage" schlägt nachdenklichere Töne an, und durch "Japanese Cars" beendet er das Album mit einer tiefen Verneigung vor dem New Wave der 80er. Im Grunde genommen ist "The Invitation To The Voyage" ein Album das voller HITS steckt - die aber wahrscheinlich einfach zu clever sind, um von der Masse kapiert zu werden. Ein schillernde und bunte Pop-Wundertüte, die mit jedem Hören mehr Spaß macht.

 

Mittwoch, 8. August 2012

Besprochen: ELTON JOHN VS. PNAU - "GOOD MORNING TO THE NIGHT"

Sind das noch Remixe? Pnau basteln sich aus Elton John's Songs der 70er eine eigene Disco-Platte. 

Wer sich bei dem neuen Album "Good Morning To The Night" von Elton John und  dem australischen Dance-Duo Pnau neues Material erhofft hat, der wird sicherlich ein wenig enttäuscht sein. Denn bei der neuen Platte, die man wahlweise mit seinen 8 Songs auf knapp 30 Minuten auch als EP sehen kann, handelt es sich um ein Remix-Album. Naja...zumindest sozusagen. So nahmen sich die beiden Herren von Pnau Songs des britischen Schnulzenbarden, und stutzten sie nach eigenen Vorstellungen neu zurecht. Dabei belassen sie es aber nicht bei einzelnen Songs, die hier geremixed wurden. Nein, hier sind pro Track gar immer mehrere Songs von Elton John verarbeitet - genaueren Recherchen zufolge wurde gar bis zu 9 Songs pro Track verarbeitet. Zu viel um sie alle aufzuzählen - oder gar einen Vergleich mit selbigen anzustellen. Denn: das Endergebnis zählt ja nun mal. Und dafür schaffen Pnau eine solide Grundlage, was schon die Wahl der Songs betrifft. Denn sie beschränken sich hier ausschließlich auf Songs der 70er Jahre, was eine durchaus gute Entscheidung ist - war seit den 80ern ja nun wahrlich nicht mehr viel von Elton John zu erwarten, wenn man nicht gerade ein besonderes Faible für staubig-kitschigen Piano-Pop mit einer Überdosis Glitter hat. Aus der Phase seiner Glanzzeiten klaubten sie sich also Songs und Songfetzen zusammen, und kochten daraus ihr eigenes Süppchen. Los geht das zumindest äußerst solide, wenn sie auf "Good Morning To The Night", dass in seinem Herzstück auf "Mona Lisa & Mad Hatters" basiert, einen recht eingängigen Ausflug in 90er-informierten House-Dance-Pop machen, der als Single wohl durchaus funktionieren würde. 



"Sad" (♪♫♪), dass unter anderem "Curtains" und "Sorry Seems To Be The Hardest Word" zitiert, kommt daraufhin als eine fluffige und relaxte Disco-Nummer daher - nicht essentiell, aber auch nicht verkehrt. "Foreign Fields" - das sich größtenteils an "High Flying Bird", aber u.a. auch an "Someone Saved My Life Tonight" bedient - empfiehlt sich als sanft perlende "Disco-Ballade", wenn man das so nennen darf. Und "Telegraph To The Afterlife", dass z.B. das 1973er "Harmony" in sich birgt, erweist sich gar als eine getragene, manchmal beinah schon psychedelische Ballade, die durchweg überzeugt. Hübsch tanzbar wird es dann wieder auf "Phoenix", dass auf Grundlage von Songs wie "Grey Seal" oder "Are You Ready For Love", zu einem hübschen Disco-Feger mutiert. Auch "Karmatron" glänzt in dieser Sammlung, welches u.a. den Klassiker "Madman Across The Water" in eine Art Elektro-Rock-Kontext überführt, zwischendurch aber mit herrlich Queen-eskem Einbruch eine kleine Atempause einlegt. Und mit "Sixty", dass allein 3 verschiedene (Studio- und Live-) Versionen von "Sixty Years On" verwendet, lassen sie dieses kurze, aber durchaus ansehnliche Album enden. Es mag nicht den Gipfel der Kreativität darstellen, aber wie hier der typischen Remix-Falle aus dem Weg gegangen wird, indem aus Bausteinen verschiedenster Songs einfach ein paar neue entstehen, dass ist nochmal ein anspruchsvolleres Level. Und diesbezüglich wurde auf "Good Morning To The Night" durchweg solide Arbeit geleistet, die über 1 oder 2 eher mittelprächtige Momente gut hinweg zu trösten vermag.


Freitag, 3. August 2012

Besprochen: LIANNE LA HAVAS - "IS YOUR LOVE BIG ENOUGH?"

Mit Lianne La Havas erscheint das Debüt einer weiteren britischen Soul-Künstlerin, welche die zeitgenössische Konkurrenz verdammt alt aussehen lässt. Ganz großes Kino!

Es kommt einem ja immer wieder so vor, als würden die USA inoffiziell die Krone des zeitgenössischen Soul für sich beanspruchen, konnten sie doch in der jungen Vergangenheit auch so manchen großen Musiker auftun. Doch der erschlagenden Übermacht britischer Soul-Künstler, kann auch die (noch) amtierende Weltmacht nichts entgegen setzen. Nach zurecht gefeierten Kollegen wie Amy Winehouse, Adele, oder Michael Kiwanuka, setzt nun auch Lianne La Havas zu einer Karriere an. Und das sollte der jungen Engländerin mit jamaikanisch-griechischen  Wurzeln, die unter anderem Kontakte zu Bon Iver pflegt, auch ohne große Mühe gelingen. Denn mit ihrem kürzlich erschienenen Debüt "Is Your Love Big Enough?" reiht sie sich nahtlos in die eben genannte Liste ein, und bringt doch ihren ganz eigenen Sound mit. Mit einer Mischung aus Soul, Folk und Singer-Songwriter-Kunst, lässt sie uns ein warmes, leidenschaftliches und einnehmend gefühlvolles Album angedeihen, dass zum Glück meilenweit vom gleichförmig produzierten RnB-Einheitsbrei vieler ihrer amerikanischen Kollegen entfernt ist. Davon konnte man sich bereits in den letzten Monaten überzeugen, als ihre (bereits dritte) Vorab-Single "Lost & Found" eine breitere Aufmerksamkeit erhielt - und als wunderbare Soul-Folk-Ballade auf Anhieb verzauberte.




Und dies hier kommt - wie beim britischen Soul ja gemeinhin üblich - auch ohne HipHop-Anleihen aus, sondern orientiert sich stärker an dem klassischen Soul, lässt ab und an ein paar sanfte Funk-Krümel fallen, oder schöpft aus Inspirationsquellen des Folk. Das demonstriert hervorragend etwa der Opener "Don't Wake Me Up", dass einen angenehmen Minimalismus an den Tag legt. Deutlich stimmungs- und schwungvoller geht es dann auf dem Titelsong "Is Your Love Big Enough?" (♪♫♪) zu - und spätestens wenn sie zu sanftem Glöckeln von "Ice Cream" singt, wird der Song mindestens so unwiderstehlich wie selbige. Auf dem famosen "Au Cinéma" entwickelt sie einen solch unwiderstehlich sonnenscheinigen Flair, der nahezu an Feist gemahnt. "No Room For Doubt" (♪♫♪) eröffnet uns eine ungemein zärtlich und sanfte, akustische Ballade im Duett mit Willy Mason, die unmittelbar unter die Haut fährt. Das ordentlich groovige "Forget" (♪♫♪) spielt neben Folk- gar auch mit Rock-Einflüssen, die ihr hier zu einem astreinen Hit verhelfen. Auf ganz sanften Pfoten kommt "Elusive" (♪♫♪) daher geschlichen, das sich jedoch mit seiner himmlischen Melodie und zeitlosen Atmosphäre, schnell zu einem Highlight der Platte mausert. Und mit "Everything Everything" (♪♫♪) beschenkt sie uns mit einer wunderschönen und zugleich tieftraurigen Ballade, die mir schon beim ersten Hören das Wasser in die Augen trieb. 
"Is Your Love Big Enough?" ist ein Album der großen Gefühle - aber nicht der großen Gesten! Von der Überproduktion zeitgenössischer Mitbewerber keine Spur. Weniger ist oft mehr - das ist nicht nur eine scheinbar abgedroschene Bauernregel, sondern oft einfach eine Tatsache. Und Lianne La Havas stellt dies mit ihrem Debüt beeindruckend unter Beweis. Eine Platte wie aus der Zeit gefallen - und die das Zeug hat, auch eine lange, lange Zeit zu überdauern.