♪♫♪ ...music makes the people come together... ♪♫♪

♪♫♪ ...music makes the people come together... ♪♫♪

Montag, 24. Oktober 2011

Besprochen: COLDPLAY - "MYLO XYLOTO"

Frisch, bunt, hell und nur ein ganz klein wenig verklemmt: Coldplay können mit Album No.5 tatsächlich überzeugen!

Wie sagt man so schön: Irren ist menschlich! Geirrt habe ich tatsächlich - und zwar im Bezug auf das neue und nunmehr 5. Album "Mylo Xyloto" von Coldplay. Wenn man ehrlich ist, machen sie einem das voreilige Urteilen auch ziemlich leicht. Schon in den letzten Jahren war es immer mal wieder etwas schwierig mit Coldplay geworden. Und hört man dann zum ersten Mal die Songs des neuen Albums, beschleicht einen das Gefühl, dass so ziemlich alles hier arg glatt, massenkompatibel und ein wenig bieder wirkt. Das wäre ein Umstand, der viele da draußen nicht weiter überraschen würde - er ist aber dennoch ein gewaltiger Trugschluss. Denn widmet man sich "Mylo Xyloto" genauer, verhält es sich ähnlich wie bei einem Disney-Trickfilm: Oberflächlich betrachtet brav, schön bunt und ein wenig naiv. Aber sieht man genauer hin, kann man stets etwas finden, bei dem einem förmlich das Herz aufgeht. Wirft man sich einmal ganz unvoreingenommen in die 14 Songs des neuen Albums, nehmen sie einen sachte bei der Hand, und führen den Weg durch ein buntes, oft schillerndes, manchmal auch bittersüßes kleines Wunderland, dass man - hat man einmal endgültig Blut geleckt - so schnell nicht mehr verlassen will. Schon der Einstieg gelingt mit einem kleinen Knall: "Hurts Like Heaven" (♪♫♪) glänzt mit herrlich sonniger Melodie, und führt uns als wunderbar aus den Boxen perlender Pop-Ohrwurm, in die bunte Welt von "Mylo Xyloto" ein. Kaum verhallt, schwebt uns schon die Single "Paradise" (♪♫♪) entgegen - und hat man sich erst einmal mit der Tatsache abgefunden, dass es im Grunde ein einfach gestricktes und süßliches Liedchen ist, kann man es dennoch als strahlende und wärmende Pop-Perle in die Arme schließen. Ihre Ode an die Cartoon-Figur "Charly Brown" (♪♫♪) kommt auf sanften Schritten daher getänzelt, um sich schon bald zur opulenten Pophymne zu erheben. Das schon seit Monaten bekannte, und Anfangs etwas unspektakuläre "Every Teadrop Is A Waterfall" (♪♫♪), begegnet einem hier plötzlich mit einer Wirkung wieder, als handele es sich bereits um einen Band-Klassiker - was sich dann mit dem grandiosen "Major Minus" (♪♫♪) noch einmal wiederholt (wenn man es denn bereits von der "Every Teardrop..."-EP kennt). Als eines der prägnantesten Highlights stellt sich dann '"Princess of China" (♪♫♪) heraus: Im Duett mit Rihanna (!) erschaffen sie hier einen unwiderstehlich melodischen Pop-Ohrwurm, der von flirrenden Synthesizern und kunterbuntem Soundgewand eingerahmt wird. Das Ende der Reise bildet dann "Up With The Birds" (♪♫♪), dass fast wie ein herrlich einlullendes Schlaflied beginnt, nur um sich noch einmal zu voller und farbenprächtiger Größe aufzubäumen - das schillernde Feuerwerk im Nachthimmel inklusive. Und plötzlich betrachtet man "Mylo Xyloto" wie mit völlig anderen Augen, bemerkt Schönheit für die man zuvor blind zu sein schien: fast wie Liebe auf den zweiten Blick!





Bersprochen: JUSTICE - "AUDIO, VIDEO, DISCO"

Mission: Possible! Justice haben das fast Unmögliche möglich gemacht, und ihrem monolithischen Debüt einen würdigen Nachfolger entgegen gesetzt.

Als die beiden Franzosen Gaspard Augé und Xavier de Rosnay alias Justice im Jahr 2007 ihr Debüt "" vorlegten, schufen sie ein radikales, wildes, aber dennoch hochmusikalisches Stück Musik, dass nicht nur die versteiften Hirnwindungen der Elektro-Gemeinde lockerte, sondern zugleich ihre Kollegen von Daft Punk vom französischen Elektro-Thron schubsen sollte. Mit ihrer ordentlich auf die 12 gehenden Mischung aus Elektronik und Rock, zeigten sie den übrig gebliebenen Relikten des einstigen BigBeat der 90er, wie es richtig funktioniert. Man konnte das auch Disco-Metal nennen, was sie dort grandioses ausheckten. 4 Jahre später steht nun endlich ihr lang erwartetes 2. Album in den Startlöchern - und es wird mit Sicherheit für geteilte Meinungen sorgen. Denn Justice machen nicht da weiter, wo sie einst mit "" aufhörten. Haben sie auf ihrem Debüt noch quasi den Metal und Hard-Rock clubtauglich gemacht, vergehen sie sich auf ihrem neuen Werk "Audio, Video, Disco" eher am Glam- und Prog-Rock der 70er Jahre. Und seien wir ehrlich: so mancher hatte beim hören der ersten Vorab-Songs des Albums zwar eine Menge Spaß, aber wohl auch nicht wenige haben den radikalen Style des Erstlingswerkes vermisst. Wobei die erste Single "Civilization" (♪♫♪), die von der Stimme des Sängers Ali Love geschmückt wird, noch am ehesten die Brücke von "" zu "Audio, Video, Disco" schlägt. Und tatsächlich haben Justice auf ihrem neuen Album ein paar Gänge herunter geschaltet - was aber volle Absicht war. Einen neuen Aufguss des Vorgängers wollen wohl die wenigstens so wirklich von einer Band hören. Zumal es auch ein unkluger Schachzug ist, sich als ernst zu nehmender Musiker selbst zu kopieren. Und da diese beiden Herren auch definitiv zu selbigen gezählt werden, hätte man eigentlich einen gewissen Wandel von vornherein erwarten müssen. Und dieser ist ihnen durchweg geglückt. Denn trotzdem die neue Musik des Duo's außerordentlich prägnant mit dem 70s-Rock verbunden ist, hört man doch in jeder Sekunde die typische Handschrift der beiden Elektro-Tüftler heraus. Das macht zu Anfang beinah demonstrativ der grandiose Opener "Horsepower" (♪♫♪) deutlich, der sozusagen in enger Verwandtschaft zum Debüt-Opener "Genesis" steht - nur das er wesentlich optimistischer zur Sache geht, und überdeutlich den 70s-Glam-Rock abfeiert. Nachdem sie zuletzt eher düster zu Werke ginge, kündigten Justice ihr neues Album ja schon im Vorweg als "daytime music" an - und das ist ihnen hier wahrlich gelungen. Ähnlich funktioniert auch die großartige Elektro-Prog-Rock-Hymne "Canon" (♪♫♪), welche vom einem kurzen Mittelalter-Intermezzo eingeleitet wird. Und auch die Querverweise zu 70er-Helden wie Queen sind hier nicht rar gesät. Kenner können dem famosen "Brianvision" (♪♫♪), eine gewisse Ähnlichkeit zu "Flash's Theme" entnehmen, während das überaus famose "Parade" (♪♫♪) sich den Beat von "We Will Rock You" einverleibt. Auch der Einsatz von Gaststimmen fällt auf der neuen Scheibe dominanter aus als noch zuvor. Nach der ersten Single, wäre da etwa das fabelhafte "Ohio" (♪♫♪): Ein fast schon schwebender, aber unterschwellig mit einem funky Groove versehener, und nur soft angerockter Elektro-Pop-Song. Oder die unwiderstehlich feisten Ohrwurm-Kracher "On'n'On" (♪♫♪) und "New Lands" (♪♫♪), bei denen Morgan Phalen hinterm Mikro stand. Das hübsch kunterbunte und herrlich lässige "Helix" (♪♫♪) ist ebenfalls von Gesangspassagen, sowie psychedelischen und funky Momenten durchzogen. Und die abschließende 2. Single "Audio, Video, Disco" (♪♫♪) fügt sich dann so perfekt in den Albumkontext ein, dass es mit dem kurz danach folgenden und grandiosen Hidden Track (♪♫♪), einen würdigen Abschluss für ihr äußerst gelungenes Zweitwerk bildet. Man kann bei "Audio, Video, Disco" durchaus von einer Weiterentwicklung sprechen - so beamen Justice ihre Stärken einfach in ein anderes Genre. Und auch wenn das Ergebnis softer ausfällt als man es bislang von Justice gewohnt war, ist ihnen erneut ein spannendes und kreatives Meisterwerk gelungen, dass auch die Zweifler restlos überzeugen sollte.





Donnerstag, 20. Oktober 2011

Besprochen: FLORENCE & THE MACHINE - "CEREMONIALS"

Übersättigung auf hohem Niveau: Florence Welch meint es auf ihrem neuen Album ein bisschen zu gut mit uns.

Als Florence Welch alias Florence & The Machine vor 2 Jahren ihr Debütalbum "Lungs" veröffentlichte, war die Sensation perfekt. Kritiker als auch Endverbraucher überschütteten sie mit Lob - und das auch durchaus zurecht, konnte sie doch eine Sammlung hervorragender Songs zwischen Indie- und Baroque-Pop, (Art-) Rock und gutem altem POP vorweisen, für die sie sich als Produzenten u.a. James Ford oder Paul Epworth sichern konnte. Nun auf ihrem mit Spannung erwarteten 2. Album "Ceremonials", entschied sie sich ausschließlich für Epworth als Produzenten - was aus Erfahrung (Bloc Party, Maximo Park, Plan B, Adele, Kate Nash) wahrlich keine allzu schlechte Wahl ist! In gewisser Weise kann man sogar sagen, dass das neue Album von Anfang an etwas geschlossener klingt als sein Vorgänger, der doch ab und an einen Patchwork-artigen Eindruck erwecken kann. Wohlgemerkt: KANN! Doch wer genauer hinhörte, oder spätestens das neue Album in den direkten Vergleich stellt, dem fällt vor allem eines auf: gerade diese Vielseitigkeit und Verspieltheit waren es, die dem Debüt so gut getan haben. Doch Paul Epworth wollte als Produzent scheinbar mehr - mehr Hall, fettere Bässe, opulentere Arrangements, und einfach mehr von allem! An den Songs hapert es hier mit Sicherheit nicht - denn davon hat Florence hier wieder ein paar mehr als ordentliche beigesteuert. So gelingt schon der Einstand beinah grandios, indem sie uns mit "Only If For a Night" (♪♫♪) eine einnehmende, fabelhaft melodische und leicht verdunkelte Pop-Hymne um die Ohren haut. Schlechter wird es dann auch nicht, wenn sie uns die zweite Single "Shake It Out" (♪♫♪) präsentiert: ein mitreißender und leidenschaftlicher Pathos-Pop-Ohrwurm, der auf Anhieb ins Schwarze trifft. Auch mit der dann folgenden ersten Single "What The Water Gave Me" (♪♫♪), einem sich langsam aufbauenden Indie-Pop/Rock-Song, kann sie durchaus überzeugen. Und "Never Let Me Go" (♪♫♪) kommt mit etwas mehr leidenden, aber nicht minder leidenschaftlichen und atmosphärischen Pop-Tönen daher. Aber irgendwann dann kommt doch der Punkt, an dem einem hier manches einfach zuviel wird. Das Songmaterial mag sich bis zum Ende noch wacker halten, aber aufgrund der doch recht einheitlich wirkenden Produktion und den beinah vollkommen ausbleibenden Ecken und Kanten (die dem Vorgänger seinen unvergleichlichen Charme verliehen), kommt ein gewisser Gleichklang auf, dem selbst die hymnischen Melodien nur noch selten etwas wirksames entgegen setzen können. So hat man oftmals hier das Gefühl, dass sie weit hinter ihren kreativen Möglichkeiten zurück bleibt, und ihre eigene künstlerische Identität langsam dem immer mehr einheitlichen Pop-Bombast opfert. Denn die richtigen Zutaten ergeben eben nur dann ein wirklich schmackhaftes Gericht, wenn auch die Mengenverhältnisse stimmen.


Dienstag, 18. Oktober 2011

Besprochen: FEIST - "METALS"

Erhabener Folk-Pop, der sich wie honigsüßer Balsam auf unsere Seele legt: Leslie Feist ist zurück und hat alles richtig gemacht.

Was war das vor 4 Jahren doch für eine Aufregung um die kanadische Sängerin Leslie Feist. Zwar hatte die Dame bereits mit zwei vorangegangenen Soloalben und durch ihre Mitgliedschaft im Künstler-Kollektiv Broken Social Scene relative Bekanntheit erlangt - doch ihr persönlicher Durchbruch kam 2007, als ihr 3. Soloalbum "The Reminder" hoch gelobt wurde, und sich Apple ihre Single "1234" für ihre iPod-Werbung vornahmen, und so zum Hit machten. Obwohl Feist dies so gar nicht nötig hatte - und das beweist auch ihr neues Album, dass nun international in den Plattenläden steht. Liebhabern ihres letzten Albums sei vorweg schon einmal gesagt: Feist schafft es auf "Metals" (Songs hier im Stream anhören!), diesen von ihr selbst ausgespielten Trumpf noch zu überbieten. Aber nicht durch Weiterentwicklung oder Mut zum Experiment - die Kanadierin bleibt künstlerisch bodenständig und reduziert sich auf das nötigste. Und das kommt "Metals" in jeglicher Hinsicht zugute. Denn hier stehen nur ihre wunderbare Stimme und die warmen, ganz und gar hervorragend ins Licht gerückten Arrangements im Mittelpunkt. Und vor allem die herrlichen, gravitätischen Melodien, die der 35-jährigen Künstlerin immer wieder auf's neue aus dem Ärmel purzeln, und sich wie honigsüßer Balsam auf unsere Seele legen. Das macht schon der Auftakt des Albums klar. "The Bad In Each Other" erweist sich als erhabenes, warmes und folkloristisches Singer/Songwriter-Juwel, dass einen mit seiner zeitlosen Atmosphäre ganz und gar einnimmt. Und wenn sie danach "Graveyard" anstimmt, sind alle Hemmungen vergessen und man schwelgt in zarter Melancholie zu dieser majestätischen Folk-Ballade - und schon ahnt man, dass man es hier mit einer der Platten des Jahres zu tat. Und auch die folgenden Indizien nähren diesen wunderbaren Verdacht beträchtlich. "Caught a Long Wind" eröffnet sich dem Hörer als zärtliche, höchst emotionale und tief melancholische Ballade, die Erinnerungen an die fragilen und persönlichen Singer/Songwriter-Glanzstücke der späten 60er und frühen 70er Jahre wachruft. Dagegen wirkt die erste Single "How Come You Never Go There" wie ein herrlicher und in seiner minimalistischen Gelassenheit sogar schon enorm cooler Hit, der aber eigentlich keiner sein will. "Bittersweet Melody" kommt dann ebenfalls als wunderbarer Singer/Songwriter-Juwel daher, während sie uns mit "Anti-Pioneer" eine beinah schon tieftraurige, von schwelgerisch melodramatischen Streichern begleitete Folkballade schenkt. "Comfort Me" beginnt ruhig und zurückhaltend, gewinnt aber zunehmend an Struktur und schwingt sich auf zur Midtempo-Folk-Hymne. Und mit "Get It Wrong, Get It Right" lässt sie ihr neues Album mit einer verträumten und melancholisch-schönen Perle ausklingen, die stark zeitlose Züge hat. Doch diese Züge ziehen sich durch das gesamte Album, dass die Dame nach etwas längerer Abwesenheit wieder schlagartig in die Köpfe der Menschen zurück katapultiert. Feist ist zurück und hat verdammt nochmal alles richtig gemacht.


Montag, 17. Oktober 2011

Besprochen: RADIOHEAD - "TKOL RMX 1234567"

Radiohead legen eine Remix-Compilation ihres diesjährigen Meisterstreichs "The King of Limbs" vor - und eröffnen seinen Songs mitunter vollkommen neue Perspektiven.

Mit Remix-Alben ist es oft eine schwierige Angelegenheit. Das sollte man aus Erfahrung bereits gelernt haben. Die wenigsten Beispiele zeigten ein wirklich gelungenes Ergebnis - obwohl es so schwierig gar nicht sein muss: Man muss nur eben für gute Remixe sorgen. Das nahmen sich in diesem Jahr Radiohead vor, die die Tracks ihres diesjährigen Meisterstreichs "The King of Limbs" von diversen Remixern neu bearbeiten ließen. Allerdings ursprünglich in Form von 7 separaten 12"-Vinyl-Singles, die aber auch als Downloads erhältlich sind. Wer einige davon bereits in den vergangenen Wochen und Monaten zu hören bekam, wird sich freuen, dass sie selbige nun auf einer Doppel-CD vereint haben. "TKOL RMX 1234567" nennt sich diese Compilation, auf dem sich so manch illustre Soundarrangeure die Klinke in die Hand geben. Und mitunter erstaunliches leisten! Besonders die Remixe mancher Songs stechen hier deutlich hervor - drum arbeiten wir sie hier nun einmal in der originalen Song-Reihenfolge ab. "BLOOM": Der Opener des Original-Albums ist hier (wie viele Songs) mehrfach vertreten. Während er im "Harmonic 313 Remix" (♪♫♪) gespenstisch schwebend und nahezu Instrumental dargeboten wird, ersetzt der "Mark Pritchard Remix" (♪♫♪) den wirbelnden TripHop des Ausgangsstückes, durch maschinelle Beats, verhalten verstörende Elektronik und zum Ende gar durch orgelnd angedeutete Jahrmarkts-Atmosphäre. Und das Mastermind von The XX holt den Song in seinem "Jamie XX Remix" (♪♫♪) einfach in seinen ganz eigenen, und wundervollen Klangkosmos. "MORNING MR. MAGPIE": Im "Nathan Fake Remix" (♪♫♪) erlebt der Song eine kräftige und großartige Portion elektronischer Klangspielereien, und Modeselektor machen in ihrem fulminanten und stampfenden Remix sogleich "Good Evening Mrs. Magpie" (♪♫♪) daraus. "LITTLE BY LITTLE": Der "Caribou Remix" (♪♫♪) sorgt für ein Highlight, wie man es von dem Urheber auch nicht anders erwartet hatte, und kann mit seiner verschachtelten Produktion, sowie der Hinzunahme von Harfen, dem Original nahezu auf Augenhöhe begegnen. Und im "Shed Remix" (♪♫♪) wird der Song durch allerlei großartige (und zum Teil soft verstörende) Sounds, Effekte und Beats ergänzt - dafür jedoch fast sämtlich vom Gesang befreit, was man aber bei einer solch gelungenen Bearbeitung nicht groß betrauern muss. "FERAL": Das triphopige Original wird in seiner einzigen Neubearbeitung, dem "Lone Remix" (♪♫♪), um House-Elemente, trommelnde und stampfende Beats, als auch strahlend warme Synthesizer ergänzt. "LOTUS FLOWER": Der wohl zugänglichste Song des ursprünglichen Albums wird hier auf zweierlei Weise neu gedeutet. Im "Jacques Greene Remix" (♪♫♪) erstrahlt er in atmosphärisch elektronischen Klangfarben, die nicht weit vom Chill-Wave entfernt liegen; und was im "SBTRKT Remix" (♪♫♪) aus dem Song für ein minimalistisch elektronisches Meisterstück wird, muss man selbst gehört haben. "CODEX": Von dem "Pyramid Song" nicht unähnlichen Jung-Klassiker, ist hier nur ein Remix enthalten. Der "Illum Sphere Remix" (♪♫♪), der die traurig-schöne Ballade in elektronischere Soundsphären beamt. "GIVE UP THE GHOST": Das wunderschöne und strahlende Albumhighlight kommt hier auch ordentlich auf seine Kosten. Der fast hypnotische "Thriller Houseghost Remix" (♪♫♪) verleiht ihm mit flirrender Elektronik und stampfenden Beats eine ungeahnte Tanzbarkeit. Und im herrlichen "Brokenchord Remix" (♪♫♪), wird der Song von einem Soundlabyrinth einverleibt, das ein wenig an die jüngsten Großtaten von Son Lux erinnern könnte. "SEPARATOR": Im "Four Tet Remix" (♪♫♪) ist der Song weitestgehend noch immer seinen ursprünglichen Gesetzen unterworfen, erzeugt aber durch seine minimalistischen, klar strukturierten Beats, und seinem chillig schwebenden Unterbau einen Hauch derselben Atmosphäre, die schon Michael Jackson's "Stranger In Moscow" einzigartig machte. Und im "Anstam Remix" (♪♫♪) werden dem Song kräftige TripHop-Beats, Marschtrommeln und hervorragende Soundwunderwerke verordnet. Da bleibt am Ende nur noch "TKOL (Africe Remix)" übrig, dass aus Elementen sämtlicher Songs des Albums, ein avantgardistisches und elektro-chilliges Klangerlebnis schmiedet.
Neueinsteigern sei zwar nach wie vor zuerst das Original-Album empfohlen, dem auch die zum größten Teil erstklassigen Remixe nicht ganz das Wasser reichen können. Und doch fügt sich diese hervorragende Remix-Compilation als eines der sehr seltenen seiner Art, in die jüngere Musikgeschichte ein. Wer mit Remixen noch nie so wirklich etwas anfangen konnte, der solle diese hier hören und sich eines besseren belehren lassen. Denn wie sagte ich schon zu Anfang: Man muss nur für gute Remixe sorgen. Und dafür wurde hier im Überfluss gesorgt.



Freitag, 14. Oktober 2011

Besprochen: NOEL GALLAGHER'S HIGH FLYING BIRDS - "NOEL GALLAGHER'S HIGH FLYING BIRDS"

Auf Noel Gallagher's Solo-Debüt bleibt alles beim Alten - ein geschmackvolles und grundsolides Album, dass so auch von Oasis hätte kommen können.

Es waren einmal zwei Brüder, die spielten in einer Band Namens Oasis. Zwei konsequente Streithähne, die sich für keinen Skandal zu schade, und nie um einen gehässigen Kommentar über Musikerkollegen verlegen waren. Für kurze Zeit schafften sie es sogar, zur größten Band der Welt zu avancieren. Doch wer hoch hinaus will, fällt manchmal tief. Und das mussten spätestens ab den 2000ern dann auch Oasis kapieren, nachdem der Britpop gemeinsam mit den 90ern unterging. Dennoch schafften sie es mit schwankender Qualität, sich noch bis Ende des neuen Jahrzehnt über Wasser zu halten - ehe ein weiterer Streit einen gewaltigen Keil zwischen die Gebrüder Gallgher trieb. Noel Gallgher, kreativer Kopf der Band, verließ Oasis, welche seitdem wiederum als Beady Eye weitermachten, und in diesem Jahr ein gar nicht so übles Quasi-Debüt vorlegten. Doch der erste Solo-Gehversuch des großen Band-Genies stand noch immer aus. Aber dies soll sich nun ändern, wo endlich das schlicht nach dem Solo-Projekt benannte Debüt "Noel Gallgher's High Flying Birds" in den Läden steht. Also wie steht es nun um den Herren, der eine Zeit lang Hymnen wie am Fließband produzierte, wenn er nun ganz auf sich allein gestellt ist? Der Auftakt ist durchweg vielversprechend: Denn mit "Everybody's On The Run" (♪♫♪), dem Opener seines Solodebüts, ist ihm eine melancholische und atmosphärische Britpop-Hymne gelungen, die beinah nahtlos an die großen Tage von Oasis anknüpfen kann. Und auch danach bleibt es hochinteressant. "Dream On" (♪♫♪) kommt mit ein wenig mehr Optimismus daher und legt sich mit einer guten Portion mehr Schmiss und einer herrlich mitreißenden 60s-Ästhetik, als ein fabelhaft beatlesquer Ohrwurm ins Zeug. Die tolle und warme Britpop-Perle "If I Had a Gun" (♪♫♪) tut sich als neuste und dritte Single des Albums hervor, während dann mit "The Death Of You And Me" (♪♫♪) die erste Single und ein beinah zeitloses Stück Pop folgt, dass Oasis einen ihrer besten Songs seit mindestens 10 Jahren hätte bescheren können. Auch das in äußerst stimmige und niemals kitschige Streicher und Frauenchöre getauchte "(I Wanna Live In a Dream In My) Record Machine" (♪♫♪) kann sich sehen lassen, ebenso wie dann die großartige zweite Single "AKA...What a Life!" (♪♫♪). Und auch das vom Titel verwandte "AKA...Broken Arrow" (♪♫♪) kann als herrlicher und warmer Popsong mit wunderbarer Melodie glänzen. Das beinah legendäre, vor 10 Jahren geschriebene "Stop The Clocks" (♪♫♪) hingegen, das von Noel selbst stets hoch gepriesen wurde und hier erstmals veröffentlicht wird, will dann am Ende des Albums überraschenderweise nicht so recht aus dem Quark kommen. Außerdem kann man konstatieren, dass Noel seine Musik noch immer aus denselben Zutaten rührt, die er schon immer benutzt hat. Von einer Weiterentwicklung fehlt jede Spur. Aber dennoch schafft der Herr es immer wieder, geschmackvolle Produktion mit zum Teil herausragenden Melodien zu paaren. Eine wenig mehr Überraschungseffekte hätte man sich am Ende dann aber doch gewünscht.

Montag, 10. Oktober 2011

Besprochen: JAMES BLAKE - "ENOUGH THUNDER" (EP)

Der Künstler des Jahres bleibt umtriebig, und schickt seinem visionären Debütalbum eine nicht minder brillante EP hinterher.

2011 war ohne Zweifel das Jahr von James Blake - einem gerade einmal 22-jährigen Sound-Wunderkind aus England. Letztes Jahr noch ein für viele unbekannter Name auf der BBC Sound-of-2011-Liste, dieses Jahr ein gefeierter Künstler, der maßgeblich an der Reanimation und Neuinterpretation des Dubstep beteiligt ist. Schon auf seinem grandiosen selbstbetitelten Debüt "James Blake" wurde deutlich, wieviel Soul dieser niedlich-milchgesichtige Musiker doch in seiner Stimme hat. Die stellt er auf seiner neuen EP "Enough Thunder" besonders in den Vordergrund, um sie in gewohnter und hervorragender Manier mit diversen Soundcollagen einzurahmen. Und trotz all seiner nach wie vor zum Teil verstörenden Elemente, ist "Enough Thunder" ein Manifest der Stille. So nutzt der junge Künstler die ästhetischen Mittel der Pausen und des Weglassens so hervorragend, wie derzeit wohl kaum ein zweiter. Kaum glaubt man, dass der Song greifbar wird, schlüpft er einem schon wieder aus den Fingern, verweht im Raum wie flüchtiges Gas, nur um sich im nächsten Moment wieder in voller Größe zu manifestieren - und auch hier ist es wieder diese besondere Spielart, die den erhabenen Reiz seiner Musik ausmacht. "Once We All Agree", der Opener der neuen EP, zeigt schon mit spärlichem Pianoeinsatz, ätherisch schwebenden Soundscapes und seiner fragil-eindringlichem Stimme, dass der Weg genau dort weitergeht, wo er mit "James Blake" im Februar aufhörte. Obwohl bei Blake in den seltensten Fällen etwas ganz aufhört - selbst wenn seine Musik verklungen ist, bahnt sie sich weiter konsequent ihren Weg durch unsere Synapsen, mit jedem Hören kann sich etwas neues eröffnen, dem man zuvor noch nicht auf die Schliche kam. Ein perfekter Kandidat, der den Hörer lange wird beschäftigen und fesseln können, folgt auch sogleich in Form des Song "We Might Feel Unsound": gespenstische Vocalsamples, unablässig puckernde Elektrobeats und verstörend-betörende Klangsphären reichen sich hier die Hand, und verbünden sich zu einer tiefsinnigen, ganz und gar kunstvollen, aber mindestens ebenso wunderbaren Einheit. Einen der weiteren Hingucker (oder "Hinhörer") bildet unzweifelhaft das bereits vor einigen Wochen veröffentlichte "Fall Creek Boys Choir" (♪♫♪) - eine höchst eindringliche Folktronica-Offenbarung, für die er sich mit Bon Iver zusammen tat, dessen mit Autotune-Effekten durchdrungenen Stimme den Song dominiert. Mit "A Case Of You" (♪♫♪), begibt er sich auf ähnliches Terrain, wie einst mit seinem grandiosen Feist-Cover "Limit To Your love" - denn mit dieser herausragend schönen Coverversion des Songs von Joni Mitchell, lässt er ganz und gar seine brüchige und emotionsgeladene Stimme im Vordergrund stehen, begleitet von einem äußerst minimalistischen Klanggewand - und dazu noch (ob man es nun glaubt oder nicht) selbst das famose Original an die Wand spielt. "Not Long Now" (♪♫♪), ein weiterer Vorbote der EP, gibt sich erst als kaum greifbares, aber auf magische Weise eindringlich schönes Art-Pop-Kunstwerk, dass beständig immer weiter zur essentiellen, und auf zärtliche Weise futuristischen Hymne aufstrebt. Und der Titelsong "Enough Thunder" (♪♫♪) beschließt die EP mit einer traurigen und gleichzeitig enorm tröstlichen Pianoballade von zeitloser Schönheit. Man sollte sich dieses Jahr 2011 gut merken - denn es markiert mit James Blake den Siegeszug eines verdienten Ausnahmetalents, von dem wir noch in vielen Jahren hören werden. Mit einem Wort: Atemberaubend!





Sonntag, 9. Oktober 2011

Besprochen: BJÖRK - "BIOPHILIA"

Auf ihrem 8. Album findet Björk wieder ganz zu sich selbst - und zu einem audiovisuellen Gesamtkunstwerk, dass ihr Repertoire um ein weiteres Meisterwerk bereichert.

Björk war schon immer ein Sonderling im Pop. Seit sie 1993 ihre Solokarriere begann, war meist nur eines möglich: sie zu lieben oder zu hassen. Und so etablierte sie sich über die Jahre als eine musikalische Märchenfee, eine wunderliche und experimentierfreudige Popelfe aus einer anderen Welt. So zeigte sie sich immer wieder als höchst eigenwillige Künstlerin, die aber dennoch den Pop so perfekt beherrschte, dass es jedes Mal auf's neue ein Erlebnis war. Vor allem wer schon einmal ihre Alben "Homogenic" (1997), "Vespertine" (2001) oder "Medulla" (2004) gehört hat, dürfte angesichts dieser popmusikalischen Kostbarkeiten und Wunderlichkeiten, kaum aus dem Staunen heraus gekommen sein."Volta" war vor über 3 Jahren das letzte Album, mit dem Björk uns beglückte. Nachdem selbiges zwar immer noch ein gutes bis sehr gutes Album abgab, ließ es dennoch ein wenig die überschäumende Kreativität, und vor allem den rote Faden vermissen, der sich stets durch ihre zuvor genannten Platten zog. Nun steht also endlich ihr brandneues Werk in den Startlöchern - und man kann zurecht behaupten, dass Björk wieder voll und ganz zu sich selbst gefunden hat. Und sie liefert einen weiteren Beleg dafür, wie die Musik der Zukunft aussehen könnte. So darf sich ihre 8. Platte nun stolz als das erste "App-Album" der Welt bezeichnen: In Kollaboration mit Apple entstanden Teile des Albums auf einem iPad, und es wird in Form einer Serie von App's veröffentlicht. Aber dennoch will die Isländerin hier nicht der regulären CD den Todesstoß versetzen, und so ist "Biophilia" natürlich auch als physikalischer Tonträger erhältlich. Aber dennoch leistet Björk hier eine Art Pionierarbeit, indem sie damit beginnt, die kreativen Möglichkeiten der Zukunft auszuloten. Eine kluge Entscheidung, dürfen doch alle jene die ihrem Beispiel folgen werden (und das werden sie), sich mit der Rolle der Trittbrettfahrer zufrieden geben. Denn mit "Biophilia" gibt uns Björk etwas für's Ohr UND für's Auge. Aber auch für's Herz, wenn man sich die Songs der neuen Platte mal so anhört. Natürlich werden hier, wie bei jedem ihrer Alben, mal wieder die Meckerer der verschiedensten Lagern aus ihren Löchern kriechen. Jene denen es einfach nicht avantgardistisch genug sein kann, als auch solche, denen sie im Grunde schon immer zu hoch war. Der Rest von uns kann dann einfach das Album genießen - und das sollte man auch. So schimmern hier die verschiedensten klanglichen Facetten hindurch, verschmelzen im großen Ganzen aber zu einer homogenen und erhabenen Einheit. Schon der Opener "Moon" (♪♫♪) macht das hervorragend deutlich - und präsentiert sich als von Harfenklängen dominierte, bezaubernde Ballade, die eine ganz eigene und strahlende Atmosphäre aufbaut. Und gleich darauf kredenzt sie uns mit "Thunderbolt" (♪♫♪) eine schwebende Art-Pop-Perle, die von herrlich minimalistischen Sequenzern beherrscht wird. Das fantastische "Crystalline" (♪♫♪) basiert auf hypnotischen Celesta-Klängen, ehe es zum Ende in wilde Elektro- und TripHop-Beats ausfranst. Das düster anmutende "Hollow" (♪♫♪) wird dann von hervorragend orgelnden Sounds getragen, zu dem sich später auch softe Elektro-Beats gesellen - während uns das zauberhafte "Virus" (♪♫♪) auf einer Glockenspiel-artigen Basis bezirzt. "Sacrifice" (♪♫♪) offenbart dann einnehmend fernöstliche Elemente, die sie zunehmend mit wirbelnden Elektro-Beats verziert. Und das grandiose "Mutual Core" (♪♫♪) kommt auf minimalistisch oldschooligen Synthesizern daher geschwebt, nur um sich im Refrain zum famosen, von treibenden Beats und verzerrten Sounds umzingelten Elektro-Pop-Ohrwurm zu erheben. Mit "Biophilia" gelingt Björk nicht weniger als ein audiovisuelles Gesamtkunstwerk, dass ihren Backkatalog um ein weiteres Meisterstück bereichert!


Samstag, 8. Oktober 2011

Besprochen: THE HORRORS - "SKYING"

The Horrors wollen noch hoch hinaus - und ihr 3. Album befördert sie geradewegs auf die nächste künstlerische Ebene. Ein Hochgenuss.

Als die britische Band The Horrors im Jahr 2007 ihr Debüt "Strange House" vorlegte, waren noch so manche im Begriff, sie als Emo-Bälger abzutun. Doch spätestens mit ihrem Zweitwerk "Primary Colours" (2009) sollten auch eben jene eines besseren belehrt werden, als die Band uns ein Meisterstück aus Post-Punk und Shoegaze vor die Füße warf. Nun haben sie vor einigen Wochen ihr nunmehr 3. Album nachgelegt. Und mit "Skying", so der Titel des neuen Werkes, gelingt dem Quintett eine erneute künstlerische Weiterentwicklung. Die Einflüsse des Post-Punk-Revival sind hier noch immer allgegenwärtig, die Shoegaze-Elemente weichen hier aber neuen spannenden Klängen - so ergehen sie sich hier stärker an Synth- und Dream-Pop-, sowie deutlichen (Neo-)Psychedelia-Einflüssen. Und was die Jungs daraus für potentielle Hits drehen, lässt das Herz vor Freude hüpfen. Mit "Changing The Rain" (♪♫♪) startet die Band gleich schon mit einem eingängigen und atmosphärischen, äußerst stimmungsvollen Psychedelic-Rock-Ohrwurm, der noch eine leichte Brücke zum Vorgänger schlägt. Und nach diesem schon famosen Start, gehen die 5 jungen Männer erst recht in die Vollen. So legen sie mit "You Said" (♪♫♪) gleich eine großartige New-Wave-informierte Perle nach, die auf schillernden 80s-Synthies durch den Raum schwebt. Auf dem fabelhaften "Endless Blue" (♪♫♪) verquicken sie Post-Punk mit psychedelischen Elementen, und wecken so angenehme Erinnerungen an die 70er Jahre - wenn man will, kann man hier sogar einen Hauch von David Bowie heraus hören. "Dive-In" (♪♫♪) entwickelt sich zu einem großartigen psychedelischen Indie-Juwel, dass stark an die frühen 90er Jahre gemahnt, und die erste Single "Still Life" (♪♫♪) ist dann nicht weniger, als ein veritabler Indie-Synthpop-Hit. Mit der fast 9-minütigen Hymne "Moving Further Away" (♪♫♪), auf dem Post-Punk mit chilliger Psychedelia und New-Wave flirtet, wecken sie gar sachte Erinnerungen an Joy Division. Und lassen das Album durch "Ocean's Burning" (♪♫♪) mit einem eindringlichen, verträumt-melancholischen und psychedelischen Epos von zeitloser Schönheit ausklingen.
The Horrors bleiben auch auf ihrem 3. Album spannend und entwickeln sich kontinuierlich weiter. Die Band will scheinbar noch hoch hinaus - und sie haben verdammt nochmal auch das Zeug dazu. "Skying" ist der Beweis.



Mittwoch, 5. Oktober 2011

Besprochen: GORILLAZ - "THE SINGLES COLLECTION 2001 - 2011"

Damon Albarns Primaten feiern ihren 10. Geburtstag mit ihrer ersten musikalischen Bestandsaufnahme.

10 Jahre soll es nun schon wieder her sein, seit Blur-Frontmann Damon Albarn uns mit seiner kreativen Kopfgeburt zum ersten Mal beglückte: seinen digitalen Primaten 2D, Murdoc, Noodle und Russel alias Gorillaz! Über 3 hervorragende Alben (plus das halb offizielle Album "The Fall", dass hier aber nicht bedacht wird) hinweg zeigte er uns bisher, wie verdammt toll Pop klingen kann, wenn man es nur richtig anstellt. Und das gesamte Bandkonzept war von Anfang an prädestiniert für eine derart magisch bunte Stilmischung, wie er sie mit den Gorillaz stets zur Schau stellte. Denn wer nicht selber in der Öffentlichkeit steht, sondern stattdessen die digitalen Puppen für sich tanzen lässt, inkl. ausgiebigen Biografien und wunderlichsten Abenteuern, dem stehen künstlerisch alle Türen offen. Und wie er das immer wieder in großartigen Pop umsetzte, lässt noch heute staunen. Und den 10. Geburtstag dann mit einer musikalischen Bestandsaufnahme zu feiern, lässt man den digitalen Antihelden absolut durchgehen. Aber der Titel der Compilation nimmt die Ernüchterung gleich vorweg. Denn hier handelt es sich nicht um eine ausgeklügelte Best-of, die neben Singles auch Album- und Schlüsseltracks, sowie B-Seiten und Non-Album-Releases enthalten könnte. Bei all dem hervorragenden Material, dass über ihre Studioalben hinausgeht, hätte eine echte Best-Of-Meisterleistung möglich sein können. Stattdessen gibt es hier die Singles ihrer 3 Studioalben in hübsch chronologischer Reihenfolge. Vom herrlich dunklen Comic-Western-Ohrwurm "Clint Eastwood" (♪♫♪), oder dem schick dubigen Klassiker "19-2000" (♪♫♪), über DEN 2005er Sommer-Hit "Feel Good Inc." (♪♫♪), und das schlicht und ergreifend saucoole und grandiose "Kids With Guns" (♪♫♪), bis hin zum feisten Ohrfänger "Stylo" (♪♫♪), sowie der schwebend wundervollen Synthpop-Perle "On Melancholy Hill" (♪♫♪). Musikalisch oberste Liga, wer die Alben allerdings bereits besitzt, der hat hier wenig Grund zum zugreifen. Einzig vielleicht durch ihre fabelhafte und bisher letzte Single "Doncamatic" (♪♫♪), die hier zum ersten Mal auf einem physischen Album der Gorillaz zu haben ist. Aber soll man sich dafür ein ganzes Album kaufen? Die beiden Remixe von "Clint Eastwood" und "19-2000", die es als Bonus oben drauf gibt, haben bei aller Qualität allerdings auch schon einen Bart - und Fans dürften selbige auch bereits ihr Eigen nennen. Und dann wird dieses Ende November erscheinende Album, dann auch noch passend zum profitablen Weihnachtsgeschäft auf den Markt geworfen. Eine typische und alle Jahre wieder zu bestaunende Plattenfirmen-Tradition, um sich dem potentiellen Käufer förmlich als an den Hals zu werfen - und auf das dieser sie fleißig unter den Weihnachtsbaum werfe. Eine Strategie also, die berechenbarer und noch kommerziell motivierter kaum sein könnte. Schade - ihr 10. Geburtstag hätte ein rauschender, bunter und aufregender Party-Marathon für ihre Fans werden können. Aber am Ende gibt es dann doch nur einen lauwarmen Händedruck - jedoch immerhin unterlegt mit guter Musik. Na dann Prost.

MUSIK:

PRODUKT: