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Montag, 26. August 2019

Besprochen: TAYLOR SWIFT - "LOVER"

Auf ihrem neuen Album "Lover" macht Taylor Swift es sich ganz in ihrer persönlichen Komfortzone bequem - und schmückt sie großzügig mit Glitter, Plüsch und Zuckerwatte aus.

Es steht für mich außer Frage, dass Taylor Swift definitiv zu den Guten im (Mainstream-) Pop zählt. Nun, zumindest seit sie von ihrer anfänglichen (und gar nicht mal so kurzen) Country-Pop-Phase Abstand nahm, welche sie für mich vor allem zu so etwas wie einer amerikanischen Helene Fischer gemacht hatte. Doch nachdem sie auf ihrem 2012er Album "Red" bereits ein paar waschechte Pop-Hits versteckte, sollte sie mit dem 2014er Erfolgsalbum "1989" endgültig den Sprung in die Popmusik schaffen - und auch endgültig zum internationalen Superstar aufsteigen. Eine in meinen Augen besondere künstlerische Weiterentwicklung gelang ihr dann auf ihrem letzten und insgesamt sechsten Studioalbum "Reputation". Denn hier emanzipierte sie sich streckenweise doch deutlich von dem recht braven Image der Pop-Prinzessin mit blütenweißer Weste. Stattdessen zeigte sie öfters mal Zähne, gab sich streckenweise deutlich kämpferischer und abenteuerlustiger, und nahm vermutlich zum ersten mal in einem ihrer Songs das Wort "fuck" in den Mund. Doch um das mal gleich vorweg zu nehmen: diesen Kurs setzt sie auf ihrem neuen Album "Lover" definitiv nicht fort. Doch ist das nun gut oder schlecht? Nun, vielleicht ein bisschen was von beidem. Den Einstieg in das Album hatten mir ja schon die ersten Singles zum Teil etwas schwer gemacht. Zumindest die Leadsigle "ME!" (♪♫♪) feat. Brendon Urie...welches zwar fraglos ein gut gelaunter und catchy Ohrwurm ist, für mich aber schon immer eine Spur zu sehr nach Mary Poppins auf einem Zuckerflash klang. Etwas besser klappte es da für mich schon beim Nachfolger "You Need To Calm Down": eine Art LGBT-Hymne mit unaufgeregtem Groove und einer netten Melodie. Aber dennoch haute mir all das auch nicht wirklich den Schalter raus.


Und was dann nun das restliche Album zu bieten hat, lässt mich teilweise doch recht ratlos zurück. Ohne Frage: Taylor meint es auf "Lover" wirklich gut mit uns, und hüllt uns in eine sanfte, warme und flauschige Sound-Decke, während sie uns ein paar schicke Melodien ins Ohr säuselt. Mit der wenigstens relativen Experimentierfreude ihres letzten Albums hat das natürlich nichts zu tun - stattdessen geht Taylor auf "Lover" den Weg des geringsten Widerstands, und wagt dabei den künstlerischen Rückschritt. Vieles hier ist zwar wirklich schön, melodisch und teils fast schon ohrwurmig, wie etwa das in Richtung ihres früheren Hits "Blank Space" schielende "Cruel Summer" (♪♫♪), das getragene und zärtlich schmachtende "Miss Americana & the Heartbreak Prince", oder so lockerflockige und charmante Singalongs wie "Paper Rings" oder "Death by a Thousand Cuts". Aber in seiner Gesamtheit wirkt der Sound irgendwann doch recht gefällig und gleichförmig - was es bei diesem zudem mit 18 Stücken viel zu langen Album deutlich erschwert, manche Stücke überhaupt auseinander halten zu können. Songs, die aus diesem wohligen Gleichklang ein wenig hervor stechen, sind allerdings recht rar gesät. Das wunderbare und sanft hymnische "Afterglow" (♪♫♪) wäre dafür ein gutes Beispiel, ebenso wie die verträumt melodische Synth-Pop-Perle "The Archer" (♪♫♪), oder das mit Steel Drums angereicherte "It's Nice to Have a Friend". Nun...und natürlich auch das Duett "Soon You'll Get Better" mit den Dixie Chicks, sowie der Titelsong "Lover" (♪♫♪) - was aber vor allem der Tatsache geschuldet ist, dass sie hier wieder in alte Country-Pop-Gewohnheiten zurück fällt, aber dabei wenigstens in nicht allzu kitschige Abgründe abdriftet.

Ich mag Taylor Swift wirklich gern, und auch "Lover" versprüht so eine Atmosphäre, dass man es irgendwie unbedingt mögen will: immer wieder erhascht man diese Momente, wo einem eine Melodie die Seele streichelt,  oder einen zum mitsingen verführt. Und auch Taylor selbst kann sich hier des öfteren wieder einmal als hervorragende Songwriterin beweisen. Aber unterm Strich bleibt es dennoch ein recht paradoxes Album. Denn statt wie zuletzt auch ein paar neue Wege zu gehen, und sich ein wenig wandlungsfreudiger zu zeigen, macht sie es sich auf "Lover" ganz und gar in ihrer persönlichen Komfortzone bequem. Dabei schuf sie zwar ein in Teilen wirklich schönes und charmantes, aber letztendlich doch auch zu langes und zu seichtes Album, das musikalisch so gut wie nichts neues und frisches zu bieten hat. Fast jede Melodie und fast jedes Detail dieses Albums, hat man so  oder so ähnlich schon zuvor von Taylor gehört. Irgendwie klingt das alles ein wenig so, als hätte sie ihre früheren Alben "Red" und "1989" in einem Topf zusammen gerührt, und nur noch ein wenig Glitter, Plüsch und Zuckerwatte mit dran getan. Das kann man natürlich alles auch total geil finden. Aber ebenso auch ein wenig banal.