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Samstag, 18. August 2018

Besprochen: ARIANA GRANDE - "SWEETENER"

Immerhin überaus lehrreich: mit ihrer vierten Platte "Sweetener" bietet uns Ariana Grande ein Lehrstück darin, wie man ein Album durch die falsche Produzentenwahl beinahe mit Vollgas gegen die Wand fahren kann!


Wie sehr hatte ich mich doch nach den ersten beiden herausragenden Singles "No Tears Left To Cry" und "God Is a Woman" auf das neue Album "Sweetener" von Ariana Grande gefreut, ja mir sogar eines DER Pop-Alben des Jahres davon erhofft. Das vorab veröffentlichte Material und die Tatsache, dass Grande in den letzten Jahren als Künstlerin spürbar gewachsen ist, ließen eigentlich kaum einen anderen Schluss zu. Nun...da wusste ich allerdings auch noch nicht, dass sie sich für die Hälfte des neuen Albums Pharrell Williams als Produzenten an Bord geholt hat. 
Denn - und nun lehne ich mich mal ganz gewagt aus dem Fenster - Pharrell Williams wird enorm überschätzt. Jedem Hit, den er für andere produziert (und meist auch gleichzeitig komponiert) hat, steht einige Flops und Rohrkrepierer gegenüber. An seiner eigenen musikalischen Karriere lässt sich das auch ganz gut festmachen. Selbst wenn man seine Soloalben und die gemeinsamen Alben mit N.E.R.D. (die immerhin bis zum Jahr 2001 zurückgehen!) zusammen nimmt, fällt einem als einziger Hit doch tatsächlich nur das unfassbar nervige 2014er "Happy" ein. 


Als Songwriter/Produzent hat er sich über all die Jahre quasi in keiner Nuance weiterentwickelt. Und das beweist er auch auf nahezu allen Stücken, die er nun auf "Sweetener" für Ariana Grande verzapft hat. Praktisch immer wenn Williams hier beteiligt ist, latscht sie im gemächlichen Schlenderschritt durch für ihn nur allzu typische und ewig gleiche Klanglandschaften, die sich zumeist vor allem durch gähnende Langeweile auszeichnen. Aber hey: Pharrell ist immerhin konsequent in dem was er tut. Denn ganz kritisch wird es vor allem in den Nummern, die er komplett allein komponiert und produziert hat. So wie das beinahe schon ärgerlich langweilige "R.E.M.", oder aber auch das nervige "Successful", welches auf einem billig hingeklatschten Groove reitet, der höchst penetrante und unangenehme Erinnerungen an das grässliche (und auch von ihm produzierte) "Blurred Lines" von Robin Thicke weckt. Die wenigen besseren Williams-Momente auf "Sweetener" sind wiederum die, wo auch andere außer ihm am Songwriting beteiligt waren. Wie etwa das doch relativ coole "The Light Is Coming" mit Nicki Minaj, das bis auf seine wie vom Pharrell-Reißbrett stammende Produktion durchaus nette "Borderline", sowie der immerhin charmante Titelsong "Sweetener". 
Seine stärksten und auch hittauglichsten Momente erlebt man auf dem Album aber dann, wenn eben die Produzenten ins Spiel kommen, die schon die Singles betreuten: die beiden Schweden Max Martin (Katy Perry, Taylor Swift) und Ilya (Jessie J, Ellie Goulding). die etwa noch die wunderbaren Pop-Songs  "Everytime" und "Breathin" beisteuerten. Und auch die restlichen, überwiegend von Hit-Boy (Beyoncé, Drake) und TBHits (Fifth Harmony, Chris Brown) produzierten Songs "Better Off", "Goodnight  n Go" und "Pete Davidson" sind alles andere als übel, und bewegen sich irgendwo zwischen "solide" und "gelungen".  


Ariana selbst macht ihre Arbeit hier stimmlich sehr gut - umso ärgerlicher irgendwie, dass sie viel von ihrem Talent und Potential an Songs von Pharrell verplempert, die so auch schon vor mindestens 15 Jahren auf diversen R&B/Pop-Platten hätten erscheinen können. Und so ähnlich auch zuhauf erschienen sind. So lässt sie sich in den meisten Songs ein typisches Pharrell-Soundkostüm überstülpen, anstatt auch nur ansatzweise einen eigenen Sound herauszuarbeiten. Mit dem letzten Album "Dangerous Woman" hatte das schon etwas besser geklappt, als sie verstärkt mit Max Martin arbeitete. Auch hier wäre er als Hauptproduzent eine deutlich bessere Wahl gewesen, ist er doch bedeutend vielseitiger, wandlungs- und anpassungsfähiger, als es Pharrell jemals sein wird. Und damit hat er in der Vergangenheit ja auch schon Musikern wie den Backstreet Boys, Britney Spears, Kelly Clarkson, Katy Perry oder Taylor Swift zu ihrem eigenen Pop-Sound verholfen. 

Wenngleich "Sweetener" zweifellos seine Stärken besitzt, so leidet es aber vor allem an seinen prägnanten Schwächen. Besonders halt daran, dass sie durch die Wahl ihres Hauptproduzenten eher dem musikalischen Stillstand huldigt, anstatt etwas neues und frisches zu probieren. In seiner Gesamtwirkung kann man dem Album praktisch vorwerfen, den Weg des geringsten Widerstands zu gehen, und ein bis zum Erbrechen ausgereiztes Erfolgsrezept der letzten anderthalb Dekaden erneut aufzukochen. Und so überwiegt für mich bei "Sweetener" auch trotz einzelner Highlights vor allem ein Gefühl: Ernüchterung!