♪♫♪ ...music makes the people come together... ♪♫♪

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Donnerstag, 9. April 2015

Besprochen: TWIN SHADOW - "ECLIPSE"

 Schon wieder eine 80's-Pop-Platte? Wo einem diese Nachricht sonst eigentlich eher ein müdes Gähnen entlockt, darf bei Twin Shadow geradezu frohlockt werden. Denn auch auf Album No.3 kann man von seinen persönlichen 80's einfach nicht genug kriegen.

Seit einer gefühlten Ewigkeit wird von diversen Musikern ja nur allzu gerne der typische Sound der 80er Jahre wiedergekäut - fast so, als würde die Geschichte der populären Musik keine anderen Bezüge und Inspirationsquellen bereit halten. Obgleich der amerikanische Musiker Twin Shadow diese Zeit selbst nur als Kind erlebte, gehört er dennoch zu jenen Künstlern, die von Anfang an diese musikalische Dekade in den Fokus ihres künstlerischen Wirkens gestellt haben. Angesichts der Tatsache, dass die 80er mitunter ja auch zu einigen Schandtaten bereit waren, die heute noch gewaltig in den Ohren schmerzen, muss sich hier allerdings niemand Sorgen machen. Denn George Lewis Jr. alias Twin Shadow hat bereits in den vergangenen Jahren auf seinen ersten beiden Alben "Forget" (2010) und "Confess" (2012) deutlich bewiesen, dass er sich nur der besten, wertvollsten und reichhaltigsten Elemente besagter Dekade bedient - um sie in  erstaunlich authentischem und dennoch zeitgemäßem Sound ins Heute zu transferieren. Eine wahre Schande, dass die beiden Alben nie die Beachtung gefunden haben, die sie verdient hätten. Denn Twin Shadow leistet nicht nur stimmlich hervorragende Arbeit, sondern ist auch ein ganz fabelhafter Songwriter, dem immer wieder die feinsten Melodien aus den Ärmeln purzeln. Doch es ist noch nicht zu spät, dass er endlich mehr Ohren erreicht - denn sein neues und drittes Studioalbum "Eclipse" in erwartungsgemäß wieder einmal hervorragend und bündelt alle Stärken, die er bereits auf seinen ersten zwei Werken wunderbar zur Schau stellte. Davon konnte man nach den schon vorab veröffentlichten Songs der neuen Platte allerdings bereits ausgehen. 

Twin Shadow - Turn Me Up from Alex Turvey on Vimeo.

Der erste davon war "Old Love/New Love" (♪♫♪), welcher bereits im Spiel "GTA V" zu hören war - und mit seinen tanzbaren Beats, stimmungsvollen Pianos, funky Gitarren und seiner schillernden Elektronik, als einziger Song stärker in den 90ern verwurzelt ist. Danach folgte der wieder deutlich in den 80ern zu verortende und fabelhafte Pop-Ohrwurm "To The Top" (♪♫♪), der mit einem mitreißenden Refrain gesegnet ist. Und die dritte und bislang letzte im Bunde, ist die fantastische aktuelle Single "Turn Me Up": eine wunderbare, von New Wave und R&B beeinflusste Hymne, die bei mir seit Monaten auf heavy rotation läuft. Und dies komplettierte er mit einigen weiteren Stücken nun zu einem fabelhaften dritten Album, das seinen Vorgängern im Grunde in kaum etwas nachsteht. So kann schon der Einstieg mit dem hervorragenden, eher melancholisch gefärbten Opener "Flatliners" (♪♫♪) ein wenig sprachlos machen, wenn Lewis hier voller Inbrunst und Leidenschaft einen fast perfekten Popsong darbietet. Das optimistisch-melodische und von beherzten Streichern untermalte "When The Lights Turn Out" erweist sich daraufhin gleich als der nächste Ohrwurm - dem sich dann auch sofort das wundervolle und eher balladeske, aber dennoch ziemlich hymnische "Alone" hinzu gesellt, das er im Duett mit der Sängerin Lily Elise darbietet. Und auch der soulig atmosphärische und vom Synthpop geküsste Titelsong "Ecplipse" (♪♫♪) überzeugt auf ganzer Linie, ebenso wie der schillernd epische Popsong "Half Life" (♪♫♪) oder das eine Ecke düsterer veranlagte und elektronisch verzerrte "Watch Me Go" (♪♫♪).

Man kann sich ja schon seit Jahren nicht mehr vor Platten voll mit diversen Einflüssen der Musik der 80er Jahre retten. Diesbezüglich kann eine weitere dieser Sorte auch durchaus leicht untergehen. Es wäre aber sehr schade, wenn "Eclipse" dieses Schicksal ereilen würde, fanden doch auch die beiden großartigen Vorgänger-Alben von Twin Shadow schon viel zu wenig Aufmerksamkeit. Und auch "Eclipse" ist einfach wieder einmal zu gelungen, als das man es ignorieren dürfte.



 

Mittwoch, 8. April 2015

Besprochen: THE PRODIGY - "THE DAY IS MY ENEMY"

 Mit ihrem neuen Album "The Day Is My Enemy" servieren uns The Prodigy überwiegend ein solch leidenschaftslos hin geklatschtes ADHS-Big-Beat-Geballer, dass einem der Gedanke kommen kann, dass ihr Feind in Wirklichkeit nicht der Tag, sondern die Musik ist.

Mindestens jene, welche die 90er Jahre bewusst miterlebt haben, könnten auch einst zu der Erkenntnis gelangt sein, dass die britische Elektro-Truppe The Prodigy seinerzeit mitunter ziemlich relevant und fähig sein konnte. Schon bei früheren Hits wie "No Good (Start The Dance)", "Poison" oder "Voodoo People", sowie dem dazugehörigen Album-Klassiker "Music For The Jilted Generation" (1993), war trotz der deutlichen Dance-, Elektro- und Techno-Elemente, immer eine rotzige, kantige und widerborstige Atmosphäre zu spüren - was sie etwa durch geschickt genutzte Industrial- oder Jungle-Einflüsse erreichten. Und dies sollten sie auf ihrem 3. Album "The Fat of The Land" (1997) und mit so mitreißenden Elektro-Rock-Bastarden wie "Firestarter", "Breathe" oder "Smack My Bitch Up" noch auf die Spitze treiben. Und mit diesem Stil, den man dann vor allem seinerzeit gerne Big Beat nannte, hatten The Prodigy nun entscheidenden Anteil daran, die beiden einst verfeindeten Lager Techno und Rock miteinander zu versöhnen. Doch der Siegeszug dieses Genres - dem sich mitunter auch Fatboy Slim oder Appollo 440 auf ihre Weise anschlossen - sollte nicht lange anhalten. So sollte es auch geschlagene 7 Jahre dauern, ehe The Prodigy mit "Always Outnumbered, Never Outgunned" im Jahr 2004 wieder ein Album vorlegten - welches allerdings so uninspiriert, flach und schlichtweg stinklangweilig daher kam, dass die Musikwelt es bis heute wohl schon nahezu verdrängt hat. Doch gerade als man so gar nicht mehr mit ihnen gerechnet hatte, kehrten sie dann im Jahr 2009 mit ihrem bislang letzten Album "Invaders Must Die" zurück - und konnten in der Tat wieder ein wenig musikalischen Boden gut machen. Wirklich neu oder originell klangen sie nicht, aber sie machten ihre Sache wieder hörbar besser, als auf dem ziemlich missratenen Vorgänger. Aber letztendlich blieb auch dieses Album eine gute Ecke hinter dem Niveau ihrer frühen Arbeiten zurück. Und doch wäre man dieser Tage beinahe schon froh darüber, wenn ihr brandneues und nunmehr sechstes Studioalbum "The Day Is My Enemy" wenigsterns diese Klasse erreichen  würde. Sicherlich: Singles wie "Nasty", "Wild Frontier" (♪♫♪) oder das von Martina Topley-Bird besungene "The Day Is My Enemy" (♪♫♪) konnten durchaus kurzweilig bespaßen - und ein klein wenig von den Erinnerungen an ihre guten alten Zeiten reanimieren. Aber eben doch nur ein wenig. Und auch nur kurzweilig.



Denn spätestens in Kenntnis des gesamten neuen Albums, macht sich eine immense Ernüchterung breit. Von Kreativität und Einfallsreichtum findet man hier keine Spur, stattdessen funktioniert alles nach dem Schema F. Zusammen gesetzt aus den ewig gleichen Bestandteilen, schleudern uns The Prodigy hier mehr als ein Dutzend beinahe durchgehend nichtssagender Haudrauf-Songs um die Ohren, die sich zusammen zu einer knappen Stunde fast durchgängiger Langeweile aufblähen. Band-Mastermind Liam Howlett gefällt sich offenbar vor allem darin, die meisten Songs aus stets identisch schmeckenden Zutaten zusammen zu panschen - die sich vor allem auf ballernden Bass, sich selbst (und mitunter auch den Hörer) schwindelig wirbelnde Beats, fadenscheinig heraus gebolzte Gitarrenriffs und die immer wieder eingestreuten Synthesizer-Fanfaren beschränken, die zuletzt ca. Mitte der 90er noch als halbwegs originell durchgehen konnten. Das bandeigene Rumpelstilzchen Keith Flint keift sich zwar auch dieses Mal wieder auf gewohnt herrliche Weise die Seele aus dem Leib, aber begleitet wird er dabei mehrheitlich von recht lieblos hin konstruiertem Gleichklang - der dem Hörer fast immer gleich von Anfang an kräftig auf die Mütze geben will. Hier wird im Grunde nie versucht, auch nur ansatzweise eine Art Spannungsbogen aufzubauen oder auch nur ein paar halbwegs prägnante Höhepunkte zu erzeugen.  

Die wenigen Ausnahmen, wo man auch ein paar kleine erhellende Momente aus dieser musikalischen Einöde mitnehmen kann, beschränken sich dann etwa auf "Beyond The Deathray" (♪♫♪), wo mal das Tempo kräftig herunter gefahren und dem Stück etwas Raum für Melodie gelassen wird - und für etwas, das man ansatzweise Seele nennen könnte. Und auch "Invisible Sun" (♪♫♪) stimmt versöhnlicher, drosseln sie hier doch ebenfalls mal das Testosteron und erschaffen immerhin ein wenig Atmosphäre.  Hier und da gibt es in manch anderen Stücken zwar auch immer wieder recht ansprechende Momente - die dann in der Regel aber alsbald in indifferent daher polterndem ADHS-Big-Beat-Geballer ersaufen. Damals, vor bummelig 20 Jahren, beherrschten sie ihr Handwerk noch mit Raffinesse - heute hingegen wirken The Prodigy nur noch verkrampft und eindimensional. 
So war ich schon im ersten Moment ein wenig erschrocken, als ich las, dass der große und berühmte britische NME dem Album 8 von 10 Punkten gibt - und es zum besten Album der Band seit "The Fat of The Land" erklärt. Aber dann erinnerte ich mich daran, dass derselbe NME ja auch Oasis bis heute für die beste Band seit den Beatles hält...



Montag, 6. April 2015

Diskografie: MADONNA

MUSIC MAKES THE PEOPLE COME TOGETHER!

Bei der Karriere der Madonna Louise Ciccone, kann man zurecht von einer beispiellosen Karriere sprechen. Nachdem sie sich vor über 30 Jahren mit vollem eigenen Einsatz im Musikbusiness hoch gekämpft hatte, entwickelte sie sich zur bis heute amtierenden"Queen of Pop". Denn bis dato ist die Sängerin, Songwriterin, Produzentin, Autorin, Schauspielerin, Regisseurin und Designerin mit weltweit mehr als 300 Mio. verkauften Tonträgern die mit Abstand erfolgreichste Künstlerin aller Zeiten - sowie bis heute eine Institution in der Popmusik. Nachdem sie nun vor wenigen Wochen mit ihrem 13. Studioalbum "Rebel Heart" ihren Anspruch auf den Pop-Thron so entschieden verteidigte, wie schon seit einer ganzen Weile nicht mehr, gibt es hier nun ein grundlegendes Update ihres Backkatalogs, bei dem auch ein paar Bewertungen (sowohl nach oben wie auch nach unten) korrigiert werden mussten!


ALBUMS:



"MADONNA" (1983)

Mit diesem Album sollte in den frühen 80er Jahren alles beginnen - und es sollte ein starkes Fundament für das bilden, was die einst junge Newcomerin Madonna später noch alles darauf aufbauen würde. Und es sollte auch ein erstes Paradebeispiel dafür sein, wie die damalige Mittzwanzigerin schon von Anbeginn ihre eigenen Visionen verfolgte und durchsetzte. Nachdem sie fleißig und unermüdlich durch Clubs und Discotheken tingelte, um ihre Demo-Tapes unter die DJ's von New York zu streuen, ergab sich schlussendlich ein Plattendeal mit Sire Records. Nachdem sie angfänglich mit ihrem einstigen Freund DJ Mark Kamins als Produzent daran arbeitete (welcher auch der war, der als erster Club-DJ ihre Demos spielte und ihr letztendlich einen Plattendeal verschaffte), entschied sie sich nach Unstimmigkeiten jedoch bald, ihn für die weiteren Arbeiten am Album gegen Reggie Lucas auszutauschen, der zum Team ihres Labels zählte. Doch auch dies sollte nicht lange funktionieren, war Madonna doch unzufrieden mit den Endergebnissen mancher Stücke - woraufhin sie kurzerhand John "Jellybean" Bonitez engagierte, mit dem sie in der Zwischenzeit liiert war. Er remixte einige Songs und sollte mit ihr die restlichen soundtechnischen Arbeiten an ihrem Debütalbum "Madonna" vollenden. Doch so kompliziert und schwierig klingt nur seine Entstehungsgeschichte - dem Endprodukt war davon aber nie etwas anzumerken. Wie locker aus der Hüfte geschossen, wirken noch heute die Stücke ihres Erstlings - die bald fast sämtlich zu Klassikern des Synth- und Dance-Pop der frühen 80er Jahre avancieren sollten. Allen voran etwa das sommerliche und locker-flockig aus den Boxen tänzelnde "Holiday" (♪♫♪), gefolgt von anderen Perlen wie dem eingängig-melodischen und funky in die Beine fahrenden Dance-Pop-Ohrwurm "Lucky Star" (♪♫♪), der sentimental-schönen und im Midtempo angesiedelten Pop-Perle "Borderline" (♪♫♪) oder dem stimmungsvoll tanzbaren und von E-Gitarren-Solos durchzogenen Dance-Pop "Burning Up". Dazu gesellen sich aber noch andere Hingucker, wie der einfach gestrickte, aber enorm wirkungsvolle und mitreißende Club-Kracher "Everybody" (♪♫♪) oder der wunderbar naiv-schöne Synthpop-Ohrfänger "I Know It". Mit "Madonna" schuf sie hier ein bis heute herrliches Debütalbum, das dabei half, den Dance-Pop im Mainstream endgültig zu etablieren. Und zugleich sollte es auch die Regeln abstecken, nach welchen selbiger die kommenden Jahrzehnte funktionierte...und es auch heute noch tut. Es prägte und beeinflusste somit von Janet Jackson, über Britney Spears und bis hin zu Lady Gaga eine ganze Heerschar von Musikern und es sollte die musikalische Atmosphäre der Dance- und Club-Kultur der frühen 80er Jahre bis zum heutigen Tage hervorragend konservieren.  








"LIKE A VIRGIN" (1984)

Schon ihr zweites Album "Like a Virgin", sollte Madonna den endgültigen Durchbruch bescheren - und mit einer deutlich erkennbaren künstlerischen Veränderung einher gehen. Natürlich sollte sie nicht plötzlich anfangen, höchst anspruchsvolle Musik zu produzieren - das war von Anfang an nie ihr erklärtes Ziel. Und das war auch gut so. So blieb sie ihren 80s-Pop-Wurzeln definitiv treu, goss ihre Songs aber in noch etwas klassischer popige Formen. Mit neuem Produzenten-Team hinter sich, begann Madonna ihre künstlerische Identität zu verändern und strebte einen neuen Sound an. Dem noch stark an der Dance- und Club-Kultur der frühen 80er orientierten Debüt, stellte sie mit "Like a Virgin" eine noch stärker in Richtung Pop adressierte Platte entgegen, die gar noch radiotauglicher, dabei stilistisch aber auch vielfältiger ausfiel. Der bis heute als Klassiker verehrte Hit und Titelsong "Like a Virgin" (♪♫♪), gab sich zwar als recht naiver Dancepop-Schunkler, der aber in seiner durchweg catchy Interpretation, einen ihrer bis dahin größten Ohrwürmer darstellte. Aber sie ging hier noch weiter. Mit "Angel" platzierte sie hier eine warme und liebliche Synthpop-Ballade, das einem auch heute noch warm um's Herz werden kann. "Material Girl" mag zwar nicht ihr bester Song sein, aber ohne Frage ein catchy-melodischer Hit und 80s-Pop-Klassiker, den wohl heute noch jeder im Ohr hat. Ihr wunderbares Cover der 70er-Soul-Ballade "Love Don't Live Here Anymore" von Rose Royce, stellte hingegen den bis dahin mit Abstand reifsten und zeitlosesten Beitrag in Madonna's Karriere dar - und der vielleicht eine Ahnung davon geben sollte, was in Zukunft noch alles von ihr zu erwarten sein würde. Und dann heißt es anschnallen: denn dann folgt mit "Into The Groove" (♪♫♪) nicht nur einer ihrer bis heute am meisten gefeierten Hits, sondern ein wahres Dance-Pop-Meisterstück, dass einen jedes Mal auf's neue von der Couch bläst. Mit "Dress You Up" (♪♫♪) legt sie sogleich noch eine tadellos mitreißende Synthpop-Perle nach, die bis heute von ihrer Wirkung nichts verloren hat, während sie daraufhin das Album mit dem sehnsüchtigen und herrlich melodischen Pop-Ohrwurm "Stay" ausklingen lässt. All das ergibt ein bis heute wunderbares Pop-Album, welches zwar die Gesamtwirkung ihres Debüts nicht gänzlich reanimieren konnte, aber einen wichtigen Schritt in Madonna's künstlerischer Entwicklung darstellte. 







"TRUE BLUE" (1986)

Manchmal muss man es wagen, mit Konventionen und Erwartungen zu brechen - so ist es vielleicht mal an der Zeit, einer oft wiederholten allgemeinen Annahme zu widersprechen: und zwar der, dass "True Blue" eines der besten Alben von Madonna wäre. In dem Bewusstsein, dass ihr 3. Studioalbum aus dem Jahr 1986 regelmäßig über den Klee gelobt wird und mit mehr als 24 Millionen verkauften Einheiten ihr bis heute erfolgreichstes Studioalbum darstellt, macht es einem aber wahrlich nicht leicht, vom Chor des Lobes abzuweichen. Fest steht allerdings zuallererst: kaum ein Album von Madonna besitzt so eine tatsächlich hohe Hitdichte. Mehr als die Hälfte des Albums besteht aus Hits, die zumeist auch nicht wenig Erfolg einheimsten. So nehme man etwa den unkaputtbaren 80s-Pop-Evergreen "Papa Don't Preach" (♪♫♪), in dem Madonna den schwangeren Teenager mimte - und somit ein Tabuthema der einstigen Gesellschaft mit eingängigem Pop verband. Auch der sinnlich erotische Dance-Pop- Ohrwurm "Open Your Heart" (♪♫♪) stellt einen weiteren Klassiker des Albums dar - ebenso wie die wunderschöne und reflektierende Ballade "Live To Tell" (♪♫♪) oder die famose und legendäre Latino-Pop-Hymne "La Isla Bonita" (♪♫♪). Auch der Titelsong "True Blue" schaffte es zu einem bis heute populären Hit - aber Hand auf's Herz: wer bitteschön konnte schon jemals ernsthaft etwas mit diesem leicht enervierenden und seichten Bubblegum-Pop mit kräftiger Doo-Wop-Schlagseite anfangen, der schon immer viel zu belanglos war, um zum Titelsong des Albums erhoben zu werden? Und auch um die meisten der noch verbleibenden Albumtracks ist es nicht allzu gut bestellt. Als einziges ragt der Synthpop-Ohrfänger "White Heat"  positiv heraus, während man "Where's The Party", "Jimmy Jimmy" und "Love Makes The World Go Round" als ziemlich käsige bis schmerzhaft mittelmäßige 80s-Party-Pop-Liedchen abtun kann, die bei Licht betrachtet höchstens das Zeug zu zweitklassigen B-Seiten gehabt hätten. Man muss natürlich dem Album auf der einen Seite seine Überhits mehr als zugute halten. Doch dieses Niveau konnte Madonna auf den restlichen Nummern definitiv nicht halten, was den Gesamteindruck des ganzen Albums leider empfindlich schmälert. Denn somit wirkt es doch eher so, als hätte man eine Hand voll Hits wahllos mit ein paar anderen Songs zusammen geschmissen, die man noch zufällig in der Schublade liege hatte. Aber ein Album-Feeling will hier einfach ums Verrecken nicht entstehen. 
Zwar hat "True Blue" Madonna endgültig zu dem Status eines Superstars erhoben und stellte einen enormen kommerziellen Erfolg dar, der nicht unwichtig für die weiteren kreativen Möglichkeiten der Amerikanerin waren. Aber eben die Tatsache, dass hier ausschließlich die Singles (bis auf eine) das gesamte Album stemmen müssen, um auch gleichzeitig gegen seine fast ebenso zahlreichen schwachen Nummern zu bestehen, macht "True Blue" in seiner Gesamtheit leider nicht zu einer ihrer besseren Alben. Aber das ist irgendwie auch egal. Denn wer die echten Highlights des Albums auf einer CD hören will, braucht auch einfach nur zu einer gut sortierten Best-Of der Dame zu greifen.








"LIKE A PRAYER" (1989)

Madonna's viertes Studioalbum "Like a Prayer" markierte eine deutliche Zeitenwende im Schaffen der Künstlerin - es sollte gar das Album sein, welches Madonna der Öffentlichkeit zum ersten Mal überhaupt als wahrhafte Künstlerin präsentierte und nicht als Pop-Sternchen. Denn hier war der erste deutliche Wandel zu erkennen. Auf "Like a Prayer" verabschiedete sie sich im Grunde endgültig vom archetypischen 80s-Pop - den sie zwar in der Vergangenheit vorbildlich interpretierte, doch hier und jetzt war nun die Zeit gekommen, um der Welt zu beweisen, dass sie auch ganz anders kann. So ließ Madonna hier deutlich die 80er Jahre ausklingen und öffnete ein Fenster in ihre eigene Zukunft - man konnte einen Blick, eine Ahnung davon erhaschen, was bei ihr in Zukunft noch alles möglich sein würde. Und auch was nicht mehr möglich sein würde - und das war wohl, dass sie nie wieder eine derart perfekte, zeitlos grandiose Pophymne schreiben würde, wie den Titelsong, Opener und Welthit "Like a Prayer" (♪♫♪). Ein Pop-Meilenstein, der in einer ganz eigenen Liga spielt. Was aber nicht bedeuten soll, dass er den Rest des Albums hoffnungslos überstrahlen würde - dafür hatte Madonna auf dieser Platte viel zu viel richtig gemacht. Denn hier lauern noch einige Ohrwürmer, Klassiker und Hits! So geht es nämlich auch gleich weiter mit dem energiegeladenen und enorm catchy Uptempo-Pop-Kracher "Express Yourself" (♪♫♪) - der ultimative Beginn von Madonna's (sexueller) Emanzipation. Und das sich Lady Gaga einst mit ihrem Hit "Born This Way" überdeutlich auf diesen Klassiker bezog, spricht wohl auch für sich. Auf "Till Death Do Us Apart" erleben wir einen fabelhaften und unwiderstehlich melodischen Pop-Ohrwurm, der einen Blick über die Schulter zurück auf den 80s-Pop wirft, aber trotzdem Richtung 90er Jahre schreitet. Mit "Cherish" (♪♫♪) kredenzt sie uns dann gar einen herrlich sonnenscheinigen und sich mühelos ins Ohr schmeichelnden Midtempo-Pop-Hit, "Promise To Try" beeindruckt als die bis dahin vielleicht schönste, reifste und eindrucksvollste Ballade von Madonna und "Dear Jessie" (♪♫♪) verzaubert als grandioses und psychedelisch buntes Kinderlied, das gar mit deutlichen Beatles-Momenten aufwarten kann. In der wundervollen Ballade "Oh Father" (♪♫♪) setzt sie sich mit dem schwierigen Verhältnis zu ihrem Vater auseinander, "Keep It Together" bildet einen tanzbaren Ohrfänger mit Funk- und R&B-Einflüssen und "(Pray For) Spanish Eyes" (♪♫♪) outet sich als leidenschaftliche Latino-Pop-Ballade, bei der Madonna hörbar an die Grenzen ihrer stimmlichen Fähigkeiten ging - und dadurch dem Song noch mehr Authentizität verlieh. Und durch "Act Of Contrition" wird das Album schlussendlich mit einer fast schon avantgardistischen Nummer beendet, welche wie eine Art Reprise auf den Titelsong "Like a Prayer" anmutet.
Gegenüber seinen Vorgängern, hatte sich Madonna auf diesem vierten Studioalbum erheblich weiterentwickelt. Sie streifte endgültig das Popsternchen-Korsett ab und präsentierte sich als eigenständige und gereifte Künstlerin. "Like a Prayer" zählt zudem bis heute zu einem ihrer vielseitigsten Alben, auf dem sie die unterschiedlichsten Stile miteinander verknüpfte - und doch zu einem großartigen Gesamtwerk bündelte, welches einen deutlichen popkulturellen Fußabdruck hinterlassen sollte. Und mit mehr als 15 Millionen verkauften Exemplaren, stellt es auch einen durchaus beachtlichen kommerziellen Erfolg dar. 


 





"EROTICA" (1992)

Ein neues Jahrzehnt hatte begonnen und der voran schreitende Siegeszug von Genres wie Grunge, Techno, TripHop oder HipHop, hatten die restlichen Überbleibsel der 80er Jahre in kürzester Zeit hinweg gefegt. Und auch Madonna, die sich schon Ende der 80er deutlich weiterentwickelte, fing mit den frühen 90ern noch zielstrebiger an, einen Weg in neue Jagdgründe zu erschließen. Was sie 1990 mit den Singles "Vogue" und "Justify My Love" unmissverständlich andeutete, trieb sie auf ihrem fünften Album "Erotica" zur Perfektion. Sie ließ das vergangene Jahrzehnt weit hinter sich und begann ihre sexuelle Revolution, die deutlicher und "radikaler" kaum sein konnte. Denn auf diesem Album entwickelte sie sich nicht nur stilistisch hin zu einem kreativen und sinnlich-erotischen Mix aus TripHop-, Dance-, Funk-, Jazz- und Spoken-Word-Elementen, sie ging auch textlich wesentlich freizügigere Wege. Das fasst schon der Opener und Titelsong zum Beginn famos zusammen: "Erotica" (♪♫♪) präsentiert sich als schleppend beatiger, hocherotischer und eindringlicher Trip-Pop mit New-Jack-Swing-Charakter, in dem sie die Vorzüge von sadomasochistischen Sexspielchen anpreist. Passend zu einem Video, in dem Madonna eine Domina mimte und sich äußerst freizügig zeigte - und damit dem Publikum in aller Welt die Kinnlade herunter krachen ließ. Und was danach auf dem Album noch alles geschieht, lässt einem kaum Luft zum atmen. "Fever", im Original ein R&B-Klassiker aus dem Jahr 1956, führt Madonna hier in einen getragenen und sinnlichen House-Kontext, durch den sie sich den Song vollständig zu eigen macht."Deeper And Deeper" (♪♫♪) offenbart sich als famoser Dance-Pop-Klassiker mit deutlichem House-Einschlag und Latin-Pop-Elementen, in dem sich Madonna - entgegen der Ideale ihrer Eltern - ganz der Lust, dem Tanz und der Liebe hingibt. Zu schwül jazziger Atmosphäre, soften TripHop-Beats und erotisch gehauchten Vocals, huldigt Madonna dann im fabelhaften "Where Life Begins" (♪♫♪) den sinnlichen Verlockungen des Oralverkehrs. Doch nicht nur sexuelle Themen werden hier angesprochen. So übt sie etwa im offensiven, temporeichen und dancigen "Thief Of Hearts" Rache an einer Nebenbuhlerin - aber sie lässt ihr dabei wenigstens noch die Wahl, wenn sie fragt: "Which leg do you want me to break?". Beim erhabenen und getragenen "Waiting" (♪♫♪) verquickt sie hervorragende TripHop- und Jazz-Anleihen zu einer fast sehnsüchtigen Ballade, während "Rain" (♪♫♪) als warmes und bittersüßes Liebeslied verzaubert. Der nachdenkliche und reflektierende Klassiker "Bad Girl" beschreibt eine Frau, die unfähig ist, ihre Beziehung zu beenden und sich auf ungesunde Weise daran fest klammert, während "In This Life" hingegen eine traurige und gefühlvolle Ballade darbietet, in der Madonna den frühen Tod eines Freundes verarbeitete. Und durch das sanfte und avantgardistisch-jazzige "Secret Garden" (♪♫♪), lässt sie das Album mit einem stark autobiografischen Meisterstück ausklingen, dass in wunderbaren Metaphern gebannt den steinigen und hürdenreichen Lebensweg der Sängerin umschreibt - und damit zu einer Art Durchhalte-Hymne avanciert.
"Erotica" sollte das bis dahin rundeste, in sich geschlossenste und wohl auch beste Werk Madonna's sein. Aber paradoxer Weise war es auch ihr bis dahin größter kommerzieller Flop - was aber nicht in seiner Qualität begründet lag. Diese ist nach wie vor über jeden Zweifel erhaben. Vielmehr lag es wohl eher an Madonna's einst sehr sexuellem Image, mit dem sie die breite Öffentlichkeit in den frühen 90ern offenbar massiv überforderte - und gegen das einem ein "50 Shades of Grey" schon damals wie Kindergarten vorgekommen wäre. Schade, dass aufgrund dessen viele in dieser Phase Abstand von Madonna nahmen - stellte sie doch eine ihrer spannendsten Karrierephasen überhaupt dar, welche zudem ja u.a. auch von ihrer Hauptrolle in dem Erotik-Thriller "Body of Evidence" oder ihrem Skandal-Fotobuch "Sex" begleitet wurde. Aber wie viele Revolutionen verlaufen denn schon friedlich? Denn auch wenn "Erotica" einst kein Erfolg war, so wird es doch  nicht umsonst bis heute als eines ihrer besten Alben angesehen. Man darf gar sagen: es ist nicht weniger als ein Meisterwerk.








"BEDTIME STORIES" (1994)

Nachdem Madonna's letztes Album "Erotica" ihre bis dahin künstlerisch größte, aber eben auch leider kommerziell schwächste Leistung darstellte, bemühte sich Madonna auf ihrem nächsten Album "Bedtime Stories" um einen etwas veränderten Sound, der sie offensichtlich auch für die (US-) Charts wieder interessanter machten sollte. Denn gegenüber seinem Vorgänger rückte Madonna hier wieder ein ganzes Stück näher an den Mainstream und schloss sich dem zeitgenössischen RnB-Sound der frühen bis mittleren 90er an - wofür sie sich bereits gut erprobte Hitproduzenten dieses Genres wie Babyface, Dallas Austin, Dave "Jam" Hall oder Nellee Hooper an Bord holte - welche seinerzeit etwa auch Hits für Michael Jackson, Toni Braxton, Mariah Carey, Whitney Houston, Usher oder TLC kreierten. So geriet "Bedtime Stories" weit weniger kontrovers als ihr letztes Album und strahlte eine wärmere und relaxtere, aber allerdings manchmal auch etwas gefälligere Atmosphäre aus. Aber dennoch sparte sich Madonna die Totalausfälle und konnte stattdessen mit ein paar herausragenden Perlen glänzen, die bis heute zu Klassikern der Dame zählen. Allen voran etwa die erste Single "Secret" (♪♫♪), eine großartige, auf Akustikgitarren basierende R&B-Pop-Perle mit hohem Suchtfaktor. Die zart fließende, mit leicht asiatischen Elementen, warmen Streichern und einem soften Calypso-Vibe angereicherte Ballade "Take a Bow" (♪♫♪), stellt ein weiteres Schmuckstück des Albums dar. Ebenso wie auch der lasziv-erotische, mit Dance-Elementen spielende R&B-Ohrfänger "Human Nature" (♪♫♪), oder der deutlich elektronisch geprägte, atmosphärische und experimentelle Titelsong "Bedtime Story" (♪♫♪) - der durchaus merkbar von der isländischen Pop-Märchenfee Björk co-komponiert wurde. Aber auch jenseits der bekannten Songs kann man hier ein paar kleine Schätze auftun. So etwa das leicht jazzig angehauchte "Forbidden Love", die melancholisch-reflektierende Ballade "Love Tried To Welcome Me" oder das getragene und wunderbare "Sanctuary". Ein paar eher durchschnittliche bis öde Beiträge ("Survival", "Don't Stop", "I'd Rather Be Your Lover") muss man hier zwar auch wegstecken, die sich dabei aber dennoch recht gut in die Gesamtatmosphäre einfügen. Aber diese ist - der Qualität so mancher Songs zum Trotz - nun einmal bei weitem nicht so fesselnd, so spannend und auch innovativ, wie dies zuvor noch bei "Erotica" der Fall war. Dennoch ist ihr mit "Bedtime Stories" ein solides Album gelungen, dass ihr auch kommerziell wieder weit größeren Erfolg bescherte.






"RAY OF LIGHT" (1998)

Als Madonna 1998 ihr erstes Album seit 4 Jahren veröffentlichte, sprach alle Welt von einem Comeback, dass im Grunde aber gar keines war. Denn in den Jahren zuvor war sie nie wirklich weg. 1995 erschien ihr sehr populärer Balladen-Sampler "Something To Remember" und 1996 folgte ihre viel gefeierte Hauptrolle in der Musical-Verfilmung von "Evita", inklusive  umfassendem Soundtrack. Nachdem sie nun ihr stark sexuell geprägtes Image der frühen 90er hinter sich gelassen und erfolgreich ein solideres und stilvolleres gewonnen hatte, kam ihr aber glücklicherweise nicht in den Sinn, sich auf selbigem auszuruhen. Und so schrie es förmlich nach einer erneuten Metamorphose, die sie mit ihrem 7. Album "Ray Of Light" vollzog. Anders als beim Vorgänger "Bedtime Stories", wo sie vor allem auf die Hilfe prominenter Produzenten setzte, ging sie hier (wie auch zuvor schon bei "Erotica" oder "Like a Prayer") mit einem bis dahin unbekannten (Underground-) Musiker ins Studio: mit dem britischen Elektro-Tüftler William Orbit. Mit ihm schuf sie ein in sich geschlossenes, ätherisch schwebendes, spirituelles, zum Teil stark psychedelisch bis avantgardistisch-elektronisches und wahrhaft herausragendes Meisterwerk, welches die Welt einst vollkommen überraschen sollte. Denn dies war etwas, was man von Madonna so wohl am wenigsten erwartet hätte. Hier trafen wunderbare Melodien auf deutlich ausgereiftere Lyrics und eine atemberaubende Produktion. So kreativ und abenteuerlustig hatte man die Dame bis dahin noch nicht erlebt, die hier mit ihrer durch "Evita" deutlich gewachsenen Stimme, ganz und gar in den zirpenden, blubbernden und frickelnden Sounds aufgeht, die sich stilistisch irgendwo zwischen Techno, Electronica, Trance, House, Drum & Bass und TripHop einpendeln - und sich dabei famos mit Pop- und Rock-Elementen verbinden. Und wie ja bei fast allen anderen Musikerinnen in dieser Situation der Fall, sollte auch Madonna's junge Mutterschaft (im Jahr 1997 brachte sie ihr erstes Kind - ihre Tochter Lourdes - zur Welt) Einfluss auf das Album haben. Doch keineswegs im sonst so häufig kitschigen Kontext. Im lieblich blubbernden und zirpenden Wiegenlied "Little Star" kommt die Thematik inhaltlich etwa deutlich zum tragen, ebenso wie in der erhabenen und eindringlichen Elektro-Pop-Hymne "Sky Fits Heaven" (♪♫♪), welche eigentlich zum Hit bestimmt gewesen wäre, aber leider nie als Single veröffentlicht wurde. Doch mehrheitlich beschäftigte sich Madonna hier mit anderen Themen, die sie in unkomplizierten Worten ausdrückte, aber zu teils tief greifenden Aussagen formte und in oft gar spektakuläre Klänge und Sounds hüllte. So sind spirituelle Themen sehr prominent vertreten, was deutlich durch ihre einst intensive Beschäftigung mit der Kabbala-Tradition beeinflusst wurde. So ist dies etwa deutlich  im schwindelerregend temporeichen und von deutlichen Techno-, Electronica-, aber auch Rock-Einflüssen bereicherten Titelsong "Ray of Light" (♪♫♪) zu erkennen, ebenso wie im technoiden "Shanti/Ashtangi", dass sich inhaltlich auf ein Hindu-Gebet bezieht und auch soundästhetisch Elemente asiatischer Musik zitiert. Im Opener "Drowned World/Substitute For Love" (♪♫♪) reflektiert sie wiederum über ihr Leben und ihre Karriere, eingerahmt von Ambient-, Jungle- und Drum&Bass-Elementen. Das hypnotische und auf düsteren Streichern und Snythesizern schwebende "Frozen" (♪♫♪) richtet sich an einen kaltherzigen Mann, die wunderbare und soft elektronische Ballade "The Power of Good-Bye" (♪♫♪) besingt die Kraft der Fähigkeit, von einer aussichtslosen Liebe loszulassen zu können und die wunderbare und sanfte Perle "To Have And Not To Hold" beschreibt die selbstzerstörerische Liebe zu einem Menschen, der sich nicht dauerhaft binden will. Ferner kann man den eingängigen und warmen Dance-Ohrwurm "Nothing Really Matters" (♪♫♪) als ein herrliches und tanzbares Liebeslied betrachten, während "Mer Girl" das Album mit einer melancholisch getragenen Ambient-Perle abschließt, welches einmal sehr treffend als eine surreale Meditation über die Sterblichkeit umschrieben wurde.
"Ray of Light" wurde zu einem atemberaubenden Meilenstein in Madonna's Backkatalog und erhob sie auf ihren kreativen Höhepunkt. Es konnte und kann gar streckenweise fast schon unkommerziell anmuten, was sie auf diesem Album alles anstellt - denn diese hier von ihr zelebrierte Ausprägung elektronischer Musik, war einst noch nicht im zeitgenössischen Mainstream etabliert. Erst Madonna sollte dieser musikalischen Spielart mit "Ray of Light" eine breitere Basis schaffen - indem sie Kunst und Pop so nah aneinander rückte, wie man dies bei ihr noch nie zuvor erlebt hatte. Und auch kommerziell schlug die Platte enorm ein: neben mehreren internationalen Hits, gingen über 20 Millionen Exemplare des Albums über die Ladentheken. Und auch ihr Status als "Queen of Pop" wurde hier endgültig zementiert - galt sie ab 1998 auch im "Guinness-Buch der Rekorde" als die erfolgreichste Künstlerin aller Zeiten.  Doch egal ob es nun so ein großer Erfolg gewesen wäre oder auch nicht: "Ray of Light" wäre fraglos so oder eines der hervorragendsten Pop-Meisterwerke der 1990er Jahre. 








"MUSIC" (2000)

Seit Madonna's letztem Album "Ray of Light" sah es um ihre Karriere sowohl künstlerisch als auch kommerziell so gut aus, wie schon seit langem nicht mehr. Sie sollte aber auch in der Phase bis zu ihrem nächsten Album noch nachlegen: 1999 erschien etwa die verdammt catchy und enorm erfolgreiche Non-Album-Single "Beautiful Stranger" - die sie für den Soundtrack des zweiten "Austin Powers"-Films anfertigte. Und im Frühjahr 2000 folgte dann der massive Welthit "American Pie", der wiederum aus dem Soundtrack ihres eigenen Films "Ein Freund zum Verlieben" ("The Next Best Thing") stammte. Letzterer sollte dann immerhin auch auf der deutschen Edition ihres nur wenige Monate darauf veröffentlichten 8. Studioalbums erscheinen. Und dessen Titel sollte ganz schlicht und treffend auf den Punkt bringen, worum es bei Madonna schon immer vor allem ging: "Music". Und mit selbiger hatte sie sich hier erneut eine Menge einfallen lassen. Zwar war auch William Orbit wieder mit dabei, mit dem sie ja bekanntlich auf dem Vorgänger gearbeitet hatte - jedoch nur in ein paar wenigen Nuancen. Denn wieder einmal suchte Madonna nach einem neuen musikalischen Umfeld, in welchem sie sich einer weiteren künstlerischen Verwandlung unterziehen konnte. Und dieses fand sie schlussendlich in dem französischen Underground-Elektro-Musiker Mirwais Ahmadzaï, dem sie für diese Reise die Zügel in die Hand gab - und selbst als Cowgirl ins Rampenlicht trat. Die kreativen Quellen der "Ray of Light"-Ära sprudelten nach wie vor ungezügelt vor sich hin, doch drückte sie diese hier in Form eines eher bunten und tanzbaren Albums aus - das aber dennoch nicht vor Experimenten zurück schreckt. So wirbelt sie eher derartig mit ihnen umher, dass am Anfang erst einmal nichts zusammen zu passen scheint: so wartet hier etwa gleich der schier perfekt in Szene gesetzte Dance-Kracher "Music" (♪♫♪), der wunderbar minimalistisch die 80er Jahre zitiert. Dem folgen weitere Höhepunkte wie der gitarrenlastige und tanzbar melodische Midtempo-Ohrwurm "Don't Tell Me" (♪♫♪), die wahnwitzige und schrill schillernde Dance-Bombe "Impressive Instant" oder der sphärische und merkbar von Orbit produzierte Ohrwurm "Amazing". Ferner aber auch die recht ursprüngliche, sanft elektronisch gewürzte und wundervolle  Ballade "I Deserve It" (♪♫♪), die durchgängig von Vocodergesang gestützte Elektro-Pop-Perle "Nobody's Perfect", die großartige, facettenreiche und experimentierfreudige Elektro-Art-Pop-Hymne "Paradise (Not for Me)" (♪♫♪), oder die warme und melancholische Ballade "Gone" (♪♫♪). Ein stramm geschnürtes Bündel kunterbunter Ohrwürmer, Stile und Elemente - die sich am Ende aber trotz all der vielen unterschiedlichen Zutaten zu einem tollen Pop-Album zusammenfügen, welches auch anderthalb Jahrzehnte später noch immer so viel Spaß macht, wie am ersten Tag.  










"AMERICAN LIFE" (2003)

"American Life" ist wohl das bis heute am meisten unterschätzte und missverstandene Album von Madonna! Doch woran liegt das? Vielleicht daran, das Madonna hier entgegen ihrer Gewohnheit mit keinem neuen Soundtüftler ins Studio ging? So verlängerte sie hier die Zusammenarbeit mit Mirwais Ahmadzaï, der mit ihr bereits das letzte Album "Music" realisierte. Oder ist es vielleicht auch die vollkommen andere Atmosphäre, welche "American Life" ausstrahlt? Denn die mehrheitlich bunte, schillernde und optimistische Ausstrahlung der letzten gemeinsamen Arbeit, wich hier einer fast schon eher düsteren, melancholischen und schattigen Grundstimmung. Es bleibt aber dennoch verwunderlich - zeigte es doch wiederum enorme Stärken...welche aber vermutlich in der Pop-Musik nicht immer allzu gefragt sind: denn wohl noch nie trat Madonna so politisch auf, wie bei diesem Album. Der Militär-Look dieser Phase, sowie die Che-Gevuara-Optik des Albumcovers, stellten dabei die äußerlichen Symptome dar. Viel deutlicher setzte sie ihre Intention etwa gleich im einführenden Titelsong "American Life" (♪♫♪) in Szene, der auch als erste Single diente: ein von Akustikgitarren und kühl-zirpender Elektronik geprägter Ohrwurm, auf dem sie den "american dream" und das Amerika der Bush-Ära ins Visier nahm - und kurzerhand mit Dauerfeuer bestrich, wenn sie ihnen immer wieder ein saftiges "fuck it" entgegen raunte. Und auch wenn die Thematik kein durchgängiges Konzept des Albums darstellt, schimmert sie doch immer wieder durch - so wenn sie sich etwa im elektronisch-gitarrenpopigen Hit "Hollywood" die glitzernde Scheinwelt der Schönen und Reichen vorknöpft oder zum medien- und gesellschaftskritischen "Nobody Knows Me" ein stampfendes und Funken schlagendes Elektro-Pop-Feuerwerk entzündet. Aber das Album hat noch mehr zu bieten. So kann sich die großartige und wunderbar spartanisch arrangierte Elektro-Folk-Pop-Perle "Love Porfusion" (♪♫♪) ein weiteres Highlight der Platte schimpfen, ebenso wie die grandiose und tief unter die Haut gehende Gospel-Pop-Ballade "Nothing Fails" (♪♫♪), die vielleicht als das Herzstück des Albums zu betrachten ist. "Intervention" erweist sich als wunderbarer und soft elektronischer Gitarrenpop, der unterschwellig ein wenig an die Red Hot Chili Peppers erinnern kann. "X-Static Process" (♪♫♪) glänzt dagegen als minimalistische und stark folkig veranlagte Singer/Songwriter-Ballade, das atmosphärische und tief melancholische "Easy Ride" (♪♫♪) weckt gar vage Erinnerungen an ihre "Ray of Light"-Phase und mit dem Hit "Die Antoher Day" verewigte sie hier ihren wenige Monate zuvor veröffentlichten 007-Song - der sich als einziger seiner Art das Recht heraus nahm, überhaupt nicht nach solch einem zu klingen. Doch "American Life" war nie ein großer Liebling von Kritikern und Hörern und stieß vermehrt auf gemischte Gefühle - was sich in manch negativer Kritik und eher geringem kommerziellem Erfolg verdeutlichte. Doch man kann das Album auch ganz anders wahrnehmen: denn mit seiner  distanzierten Ernsthaftigkeit und seiner eher dunklen Grundatmosphäre, prägte Madonna eine weitere wichtige Facette in ihrer Karriere - mit der sie rückblickend betrachtet auch gelungen den düsteren Zeitgeist der Bush-Ära in den Pop einsickern ließ.  




"CONFESSIONS ON A DANCEFLOOR" (2005) 

Nach ihrem letzten und wirklich hervorragenden Album "American Life", hatten allerdings sehr viele Menschen nicht allzu große Hoffnungen in ein neues Werk der Amerikanerin. So stieß dieses bis dahin letzte Album auf eher geteilte Meinungen und bleib auch kommerziell weit hinter den Erwartungen zurück - womit es gar eines der erfolglosesten Platten von Madonna überhaupt darstellte. Nach diesem leider gehörig missverstandenen Album, steckte die "Queen of Pop" für viele in einer ernsthaften Krise - konnte sie doch schon eine ganze Weile keinen wirklichen Hit mehr liefern. Doch davon sollte sich Madonna im Jahr 2005 mit einem Schlag befreien - und stattdessen wieder neue Rekorde aufstellen: mit ihrem 10. Albums "Confessions on a Dancefloor". Denn dies zeichnete sich durch eine Homogenität aus, die sie bislang so nur mit "Ray of Light" erreichte. Nur war "Confessions on a Dancefloor" kein experimentierfreudiger und ätherisch-elektronischer Art-Pop - sondern ein eingängiges, glitzerndes, mitreißendes und unwiderstehliches Disco-Inferno! Und das inszenierte sie nun wieder mit einem frischen und unverbrauchten Produzenten, von dem die Öffentlichkeit bis dahin kaum Notiz genommen hatte: dem britischen Elektro- und Dance-Musiker Stuart Price, der durch die erfolgreiche Zusammenarbeit mit ihr später noch zahlreichen Musikern wie Kylie Minogue ("All The Lovers", "Get Outta My Way"), den Scissor Sisters ("Fire with Fire", "Invisible Light"), The Killers ("Human") oder den Pet Shop Boys ("Vocal") zu Hits verhelfen sollte. Denn das machte erst der durchschlagende Erfolg von "Confessions on a Dancefloor" möglich. Und der war durchweg gerechtfertigt, lieferte sie hier doch wieder ein hervorragendes Album ab, dass direkt auf den Dancefloor zielte, dabei die schicksten und schillerndsten Momente der Disco-Ära der 70er und 80er Jahre aufgriff und mit zeitgenössischem Dance-Pop auf einen Nenner brachte. All das vereinte bereits der Welthit "Hung Up" (♪♫♪) - ein ultimativer Disco-Kracher, der sich die Hookline von ABBA's "Gimme! Gimme! Gimme!" vollständig einverleibte. Noch heute muss ich zuallererst an Madonna und nicht an ABBA denken, wenn mir diese legendäre Hookline an die Ohren dringt. Und von da an hagelt es auch weiterhin nur Hits: so folgen etwa noch der eingängige und unwiderstehlich catchy Floorfiller „Sorry“ (♪♫♪), die wunderbar getragene Dance-Pop-Perle „Get Together“ (♪♫♪) oder das fabelhafte "Future Lovers", welches ganz eindeutig als eine tiefe Verneigung vor Donna Summer's Disco-Klassiker "I Feel Love" zu verstehen ist (und bei der "Confessions-Tour" auch in einer Medley mit ihm dargeboten wurde). Der hübsch in die Beine fahrende und fast schon unverschämt eingängige Dance-Ohrwurm „Jump“ (♪♫♪) erweist sich als weiterer Höhepunkt des Albums, ebenso wie das arabisch-orientalisch geflavourte und getragen dancige „Isaac“, als auch das geniale kleine Disco-Pop-Meisterstück „Push“ (♪♫♪)! Kommerziell war sie mit "Confessions on a Dancefloor" wieder ganz oben: das Album stürmte weltweit auf Platz 1 der Albumcharts, konnte sich bislang mehr als 12 Millionen Mal verkaufen und mit seiner ersten Single "Hung Up" brachte es einen ihrer bis dato größten Hits hervor - welcher einen Eintrag ins "Guinnes-Buch der Rekorde" als No.1-Hit in den meisten Ländern erhielt. Und auch musikalisch ist ihr eine schwindelerregend gute und knallbunte Disco-Platte gelungen, die hier im Nonstop-Mix daher kommt  und dabei sowohl auf dem Dancefloor als auch auf dem heimischen Sofa bestens funktioniert.









"HARD CANDY" (2008)

Mit ihrem 2005er Album "Confessions on a Dancefloor" war Madonna wieder auf den Pop-Olymp zurückgekehrt - doch in den USA blieb weiterhin der ganz große Erfolg aus, was sie seit ihrer Bush-Kritik der "American Life"-Phase wie ein Fluch verfolgte. Auf ihrem elften Studioalbum "Hard Candy", wollte sie dies offensichtlich ändern. Anders ist dieses Album kaum zu erklären. Denn Madonna, die sonst zumeist seinerzeit unbekannte Underground-Producer um sich scharrte (Jellybean, Patrick Leonard, William Orbit, Mirwais Ahmadzai, Stuart Price), nahm nun plötzlich die Hilfe der bereits zur Genüge als Hit-Fabrik erprobten Timbaland, Justin Timberlake und Pharrell Williams an. Denn schon 2008 war man ein wenig übersättigt von den zig Hits der genannten Herren, die seit einigen Jahren die Charts dominierten. Wie sich Madonna hier präsentierte, war nicht die nächste Stufe ihrer künstlerischen Entwicklung - es war viel eher ein marktstrategischer Schachzug, der sie endgültig wieder für den US-Markt interessanter machen sollte. Denn auch die mit der Produzentenwahl einhergehende Sound-Kombination aus RnB, Pop und HipHop, passte zusätzlich in das Klischee. Verstehen wir uns aber nicht falsch: genau betrachtet ist "Hard Candy" gar kein so schlechtes Album. Auch hier finden sich einige Perlen. So etwa die erste Single "4 Minutes" (♪♫♪), ein stimmliches Kräftemessen zwischen Madonna und Justin Timberlake, welches der gute alte Timbaland als Produzent erstklassig in Szene setzte. Das catchy und funky "Dance 2 Night", die warme und getragene Ballade "Miles Away" (♪♫♪), oder das melancholisch-eindringliche "The Devil Wouldn't Recognize You" können sich ebenfalls sehen lassen - und gehen auch auf das Konto von Timbaland. Und bei dem schillernden Elektropop-Ohrwurm "Heartbeat" oder dem genialen "Beat Goes On" mit Kanye West (♪♫♪), konnte Pharrell an den Soundreglern glänzen. Aber dennoch: Es sind gar nicht mal die unnötigen Füller, die dem Album langfristig das Genick brechen. Es ist vielmehr das Gesamtpaket. Madonna biederte sich nach langem wieder an einen bereits vorherrschenden Trend an, und bediente sich derselben Rezepte nach denen schon so viele vor ihr gekocht hatten. Und über das wahrlich scheußliche Cover-Design sprechen wir lieber erst gar nicht. Wenn man es ganz nüchtern betrachtet, liesse sich abschließend sagen, dass "Hard Candy" kein misslungenes oder schlechtes Album ist. Es klingt nur in seinem Gesamtpaket leider etwas seelenlos. Und doch stellt sich einem in Anbetracht der grundsätzlichen Qualität einiger Songs die quälende Frage, was man man hieraus doch alles hätte machen können, hätte sie sich nur andere Produzenten gesucht. 

 






"MDNA" (2012)

Die wahrhaft schwierige Phase in Madonna's Backkatalog sollte auch mit ihrem 12. Album "MDNA" im Jahre 2012 nicht abreißen - auch wenn mir dies in der einst frischen Euphorie noch nicht bewusst war. Wahrscheinlich noch immer ernüchtert von Madonna's "Hard Candy"-Vernebelung vier Jahre zuvor, ließ mich der hier vorgenommene Stilwandel innerlich derart jubilieren, dass ich seine Langzeitwirkung noch nicht erahnte. Denn: noch nie zuvor hatte ich mich so sehr in einem Madonna-Album geirrt. Bekam es einst von mir eine sehr positive Bewertung, relativierte sich dies doch schon ziemlich bald. Ähnlich wie bei "Hard Candy" gilt zwar auch hier für mich: "MDNA" ist streng genommen kein wirklich schlechtes oder misslungenes Album. Aber es ist weder Fisch noch Fleisch. Und irgendwie doch wieder beides zur gleichen Zeit. Im Rückblick betrachtet meint man dem Album anzuhören, dass Madonna sich in einer Übergangsphase befand. Nach der künstlerischen Stagnation des Vorgängers, schien sie um jeden Preis darum bemüht, sich erneut einer Metamorphose zu unterziehen - nur das sie dabei auf halbem Wege stecken geblieben ist. So hat "MDNA" ohne Frage seine Momente. Etwa bei dem fabelhaften "Gang Bang" (♪♫♪), einem recht deutlich an "Erotica"-Zeiten gemahnenden Elektro-Pop-Song, der im Mittelteil mit gelungen gesetzten Dubstep-Elementen flirtet. "Love Spent" (♪♫♪) ist ein weiteres Highlight, dass mit toller Melodie und interessanter Produktion (von William Orbit!) aufwartet, wenn der Song nach der Hälfte plötzlich komplett seinen Kurs wechselt. Und so wundervolle Perlen wie das mit einem Golden Globe ausgezeichnete "Masterpiece", aber auch das wunderbare "Falling Free" konnten sogar als einige der schönsten Balladen glänzen, die man seit Jahren von Madonna vernehmen durfte. "MDNA" scheint auch sonst immer wieder viele Ideen zu haben, nur wurden diese leider viel zu selten konsequent zu Ende gedacht. "Girl Gone Wild" (♪♫♪) ist in jedem Fall ein eingängiger, tanzbarer und geiler kleiner Ohrwurm - der aber leider dennoch nach fast genau demselben Schema funktioniert, wie so vieles anderes aus der Ecke von Benassi, Guetta oder Avicii. Die erste Single "Give Me All Your Luvin'" (♪♫♪) ist ein netter Song und hat mit M.I.A. und Nicki Minaj fähige Gäste mit an Bord, konnte sich aber nie langfristig im Ohr festsetzen (selbst die korrekte Schreibweise des Songtitels will mir ums Verrecken nicht im Gedächtnis bleiben). "I'm a Sinner" spielte bewusst mit Bezügen zu ihrem 1999er Hit "Beautiful Stranger", ohne dabei aber nur annähernd an dessen Größe heran reichen zu können. "Turn Up The Radio" bezieht sich recht deutlich auf die frühen Jahre Madonna's, bleibt aber doch nur ein lauwarmer Aufguss dessen, was sie kanpp 30 Jahre zuvor noch besser beherrschte. Und "Superstar" ist wohl ohne Übertriebung einer der flachsten, ödesten und überflüssigsten Songs, die Madonna seit langem auf einem Album veröffentlicht hatte. Ein äußerst zwiespältiges und in sich zerrissen anmutendes Album, welches zwar ein paar echte und zum Teil auch memorable Perlen mit sich bringt, aber in seiner gesamten Wirkung  wohl tatsächlich die bis heute schwächste künstlerische Leistung Madonna's darstellt. 









"REBEL HEART" (2015)

Es kam fast schon einem Trauerspiel gleich, wie sich Madonna's Karriere in den letzten Jahren entwickelt hatte. Hits waren Mangelware und die letzten zwei Alben der Dame verreckten in einem musikalischen Mittelmaß, wie man es von Madonna so kaum kannte. So schienen dann auch die Zeichen für ihr 13. Studioalbum nicht gerade gut zu stehen, als Madonna die Arbeiten an selbigem Anfang 2014 bekannt gab. Und auch andere widrige Umstände, welche die Wochen und Monate vor dem Release von "Rebel Heart" begleiteten, machten es Madonna nicht unbedingt leichter - angefangen von den Leaks zahlreicher Demos Ende letzten Jahres, bis hin zu ihrem ja fast schon legendären Sturz bei den Brit Awards Anfang 2015. Und doch wurde man letztendlich eines besseren belehrt: denn mit "Rebel Heart" sollte Madonna endlich den längst überfälligen Kurswechsel in ihrem musikalischen Schaffen einläuten, auf den man so lange gewartet hatte - auch wenn sie hier erneut mit bereits bekannten Produzenten zusammenarbeitete (Diplo, Kanye West, Billboard), was in der Vergangenheit (siehe ihre letzten beiden Alben) oft nicht gut ausging. Und auch einem grundlegenden musikalischen Stil lässt sich "Rebel Heart" nicht zuordnen. Es stellt stattdessen eine ihrer mit Abstand vielseitigsten Platten überhaupt dar, auf der sie mit den unterschiedlichsten musikalischen Stilen, Bezügen und Elementen förmlich jongliert. Ganz zu Beginn des Album kredenzt sie uns mit der ersten Single "Living for Love" (♪♫♪) schon mal eine famose und irgendwie zeitlos anumutende Pop-Hymne, die mit House-Anleihen, (von Alicia Keys beigesteuerten) 90's-Pianos und Gospel-Gesängen spielt - und ein fantastisches Musikvideo mitbringt. Die zweite Single "Ghosttown" (♪♫♪) gerät hingegen zur wunderbaren, schwebenden und gleichzeitig epischen Pop-Perle, die vielleicht einen ihrer besten Songs seit der "Ray of Light"-Phase darstellt - und mindestens zum Welthit bestimmt ist. Mit gitarrenlastiger Produktion und ohrwurmiger Melodie, erinnert dann "Devil Pray" (♪♫♪) hörbar an die Zeiten von "Music und "American Life", im großartigen "Unapologetic Bitch" versucht sich Madonna höchst erfolgreich an Dancehall-Klängen und "Illuminati" gelingt mit Produzent Kanye West als geniale Elektro-HipPop-Bombe. Und dann folgen noch so viele Facetten, die man nicht unerwähnt lassen darf. So ist etwa "Joan of Arc" (♪♫♪) eine weitere große Perle der Platte, die sich als wunderschöne und auf Akustikgitarre basierende Ballade zeigt. "Body Shop" kann währenddessen durch folkpopige Elemente und Madonna's ungewohnt scheuen Gesang glänzen und "Holy Water" ist wiederum schon allein durch seine "Vogue"-Samples und die Textzeile "Yeesus loves my pussy best" legendär. Solch hitverdächtige Ohrwürmer wie "Hold Tight" oder "Inside Out" (♪♫♪) hätte eine Gwen Stefani wohl schon unverzüglich als Singles raus gehauen, Songs wie "Messiah" (♪♫♪) oder "Wash All Over Me" erweisen sich dagegen als wundervolle und geradezu klassisch in Szene gesetzte Balladen und der Titelsong "Rebel Heart" (♪♫♪) gibt sich als großartiger und autobiographischer Gitarrenpop-Ohrwurm zu erkennen.
Eine große, bunte Mischung, die aber dennoch das Kunststück schafft, auch als ein geschlossenes Album hervorragend zu funktionieren - und mit diesem Umstand vielleicht ein klein wenig der Atmosphäre von "Like a Prayer" ähnelt. Denn bei "Rebel Heart" merkt man zudem deutlich, dass es Madonna nicht mehr vorranging um fette Sounds und möglichst zeitgemäße Produktion ging - sondern das hier stattdessen das Songwriting, die Melodien und der Gesang stärker im Mittelpunkt stehen. Und damit ist Madonna ihr bestes Album seit mindestens 10 Jahren gelungen.


 









COMPILATIONS, SOUNDTRACKS & LIVE:

"WHO'S THAT GIRL" - OST (1987)

Madonna hatte ja selten ein Händchen für gute Filme - das war seinerzeit auch bei dieser Trashkomödie nicht anders. Dem Film war nur mäßiger Erfolg beschieden, der Soundtrack hingegen konnte große Erfolge verbuchen. Obwohl nur 4 der 9 Beiträge von Madonna stammen, wird diese Veröffentlichung häufig in den Diskografien der Sängerin als vollwertiges Album geführt - ähnlich wie bei Whitney Houston der "Bodyguard"-Soundtrack! Aber diese 4 Songs hatten es in sich: der Titelsong und Latin-Pop-Ohrwurm "Who's That Girl" (♪♫♪), der international die Spitzen der Charts stürmte, das auch als Single erfolgreiche, tanzbar melodische "Causing A Commotion" (♪♫♪), die wunderbare Ballade "The Look Of Love" oder der Party-Kracher "Can't Stop". Mit knapp 5 Mio. an den Mann gebrachten Platten, wurde es zudem zu einem der erfolgreichsten Soundtracks der 1980er Jahre.








"YOU CAN DANCE" (1987) 

Mit dieser Remix-Compilation nutzte Madonna eine einst neue Albumform, um sich in der Clubszene noch präsenter zu positionieren - zudem sah es ihr Label als guten Anlass, um die Wartezeit bis zum nächsten Album zu verkürzen. Im Tracklisting befinden sich vor allem tanzbare Songs von Madonna. So werden hier die Remixes von Songs wie "Holiday", "Everybody", "Physical Attraction" oder "Into The Groove" als Nonstop-Mix dargeboten - dieses Konzept der ineinander übergehenden Songs sollte sie 2005 auf "Confessions On A Dancefloor" wiederholen. Allerdings unterscheiden sich die Remixe der Stücke nur unwesentlich von ihren Originalen. Die Songs sind eher als (in den 80ern sehr beliebte) Extended-Versionen vertreten und meist lediglich durch clubtauglichere Beats, und längere Instrumental-Passagen ergänzt. Mit "Spotlight" (♪♫♪) war allerdings ein neuer, famoser Dance-Pop-Ohrwurm enthalten, der ursprünglich für das Album "True Blue" gedacht war, aber aufgrund seiner Ähnlichkeit zu "Holiday" nicht darauf übernommen wurde. Zwar stellt diese Compilation eher einen Nutzen für Fans von Madonna dar, ist aber dennoch mit 5 Mio. verkauften Exemplaren eines der erfolgreichsten Remix-Alben überhaupt.








 
"I'M BREATHLESS" - OST (1990)

Mit dem 2. Soundtrack ihrer Karriere, überraschte Madonna, nur eine Jahr nach dem Erfolgsalbum "Like A Prayer", ihre weltweite Fangmeinde. Zu dem Film "Dick Tracy" (der bis dahin erfolgreichsten Comicverfilmung aller Zeiten), in dem Madonna neben Warren Beatty und Dustin Hoffman die Clubsängerin Breathless Mahony mimte, veröffentlichte sie dieses Album. Es enthielt 4 Originalsongs des Films - unter anderem "Sooner Or Later" (♪♫♪), das im Jahr darauf mit dem Oscar als bester Originalsong ausgezeichnet wurde - und weitere, nicht im Film enthaltene Songs, die sie (angelehnt an den Film) im Blues- und Swing-Stil der 1930er Jahre präsentierte. Niemand hatte einst solch ein Album von Madonna erwartet. Zudem befand sich hier mit "Vogue" (♪♫♪) ein weiterer neuer und zudem fantastischer Song, der bis heute als einer ihrer größten Klassiker gilt - der sich allerdings vom Stil des restlichen Albums gravierend abhob und wohl eher aus kommerziellen Gesichtspunkten hinzugefügt wurde. Ebenso konnte sich auch dieses Album zu einem beachtlichen Erfolg mausern. Eine erfrischend andere Seite von Madonna, die der großen kommerziellen Wiedergeburt des "Big Band"-Styles aber um gut 10 Jahre zuvor kam.









"THE IMMACULATE COLLECTION" (1990)

Hier präsentierte Madonna nun ihre erste Best-Of, die nach über 30 meist sehr erfolgreichen Veröffentlichungen mehr als gerechtfertigt war. Und so wurden hier ihre größten Erfolge der ersten Dekade ihres Schaffens von 1983 - 1990 verweigt - und mit ihren größten Hits von "Holiday" und "Like A Virgin", über "Papa Don't Preach" und "La Isla Bonita" bis hin zu "Like A Prayer" und "Vogue" bedacht. Diese Zusammenstellung entwickelte sich mit ca. 30 Mio. verkauften Exemplaren zu der bis dato erfolgreichsten Greatest-Hits-Compilation einer Sängerin, und fand noch Jahre später regelmäßig immer wieder seinen Weg in die weltweiten Albumcharts. Trotzdem ist hier leider nicht alles Gold was glänzt. Da die Songs für diese Compilation neu ge-remixed wurden, ärgert es mit so manch argen Edits. Bei den meisten Songs fällt dies glücklicherweise nicht sonderlich ins Gewicht - doch ausgerechnet der Überhit "Like A Prayer" ist hier nur in einem deutlich schwächeren Dance-Remix enthalten - was deutliche Punktabzüge bedeutet. Doch die hohe Qualität der 2 neuen Songs vermag die Enttäuschung zu mildern: der hocherotische und in famoser Zusammenarbeit mit Lenny Kravitz entstandene Klassiker "Justify My Love" (♪♫♪) und der schicke Ohrwurm "Rescue Me" (♪♫♪). Eine gelungene Zusammenstellung, die allerdings mit den Originalversionen deutlich besser gefahren wäre.







"SOMETHING TO REMEMBER" (1995)

Diese Zusammenstellung von alten und neuen Balladen wurde ursprünglich aus einem ganz speziellen Grund veröffentlicht: nachdem sich Madonna mit ihren 2 vorangegangenen regulären Alben "Erotica (1992) und in etwas schwächerer Form auch "Bedtime Stories" (1994) ein skandalumwittertes, sexuelles Image aufgebaut hatte, sollte das Publikum auf ihre im Jahr darauf folgende Rolle als Eva Peron in der Verfilmung des Andrew Lloyd Webber-Musicals "Evita" vorbereitet werden. Und dafür kehrten sie hier nun ihre ruhige, klassischere und gefühlvolle Seite hervor. Ob mit bereits bekannte Balladen wie "Take A Bow", "Live To Tell", "Crazy For You" (♪♫♪) "Something To Remember" oder "Rain", bislang auf Madonna-Alben unveröffentlichten Kostbarkeiten wie "This Used To Be My Playground" (♪♫♪) oder "I'll Remember", und einst brandneuen Großartigkeiten wie "I Want You" (♪♫♪) mit Massive Attack  oder "You'll See" (♪♫♪). So wurde dies mehr als nur ein geglücktes Hilfsmittel zum gewünschten Imagewandel der Sängerin, sondern ein wunderbares Balladen-Album, das sich zudem großer Beliebtheit erfreute!









"EVITA" - OST (1996)
 
Nachdem das Musical "Evita" von Andrew Lloyd Webber und Tim Rice 20 Jahre erfolgreich aufgeführt wurde, wurde 1996 eine hoch gelobte Verfilmung produziert. Für die Hauptrolle der Eva Peron einigte man sich auf Madonna, die damit andere Größen wie Michelle Pfeiffer und Meryl Streep abhängen konnte. Die anfänglichen Zweifel von Tim Rice gegenüber der Sängerin wurden ausgeräumt, nachdem sie 1 Jahr lang intensiven Gesangsunterricht bei einem renomierten Vocal-Coach absolvierte und bald große Fortschritte zeigte. Der Soundtrack zum Musical-Film, in dem neben ihr Jonathan Pryce und Antonio Banderas zu sehen/hören waren, wurde schließlich live mit dem 84-köpfigen London Philharmonic Orchestra eingespielt. Zu hören ist eine brilliante Madonna, die stimlich alle Register zieht, und sich perfekt ins die Musicalwelt integrierte. Der Film wurde einer der erfolgreichsten der 1990er Jahre und Madonna erhielt für ihre Rolle den Golden Globe als beste Hauptdarstellerin. Mit 7 Mio. verkauften Einheiten wurde der Soundtrack zu einem der erfolgreichsten aller Zeiten, erhielt einen Oscar für den besten originalen Filmsong ("You Must Love Me", ♪♫♪) und konnte mit "Don't Cry For Me Argentina" (♪♫♪) oder "Another Suitcase In Another Hall" (♪♫♪) sogar äußerst erfolgreiche reguläre Charthits verbuchen. Absolut großartig!









"GHV2" (2001)

Nach dem äußerst erfolgreichen "The Immaculate Collection" folgte hier Madonnas zweite, daran anknüpfende Best-Of-Compilation, die ihre Karriere von 1992 - 2000 nachzeichnete. Allerdings wurde diese mit durchaus gemischten Gefühlen aufgenommen. Zwar wurden hier hervorragende Perlen von "Erotica" oder "Secret", über "Take A Bow" oder "Frozen", bis hin zu "The Power Of Good-Bye" oder "Music" bedacht, sowie das bis dahin auf keinem Madonna-Album enthaltene "Beautiful Stranger" (♪♫♪). Jedoch könnte man hier auch das Fehlen von Hits wie "Rain", "You'll See" oder "American Pie" bemängeln - aber es passt halt nun mal nicht immer alles auf eine Best-of. Enorm ärgerlich ist hier aber vor allem die stark gekürzte und von ihrem "anstößigem" Inhalt beschnittene Edit von "Human Nature", was hier deutlich negativ ins Gewicht fällt. Zudem kam es zu Streitigkeiten zwischen Madonna und ihrer Plattenfirma, weshalb sie jedwede Promotion für das Album verweigerte. Es diente viel mehr der Erfüllung ihres Plattenvertrages und enthielt deshalb - im Gegensatz zu "The Immaculate Collection" - keine neuen Songs, und auch Album-Cover und Booklet zeigten ausschließlich ältere Fotos der Sängerin. Dadurch werden zwar die enthaltenen Hits und Klassiker der Dame nicht schlechter, der Gesamteindruck dieser Best-of kommt aber eher einer lieblosen Zusammenstellung gleich, die insgesamt die schwächste Best-of-Compiltation Madonna's bildet.








"REMIXED & REVISITED" (2003)

Nach dem weit unter den Erwartungen zurückgebliebenen Erfolg des 2003er Albums "American Life", wurde noch im selben Jahr diese EP veröffentlicht. Sie enthielt 4 rockigere Remixe von Songs ihres einst neuen Albums, sowie den Live-Mitschnitt der "Like A Virgin/ Hollywood Medley" mit Christina Aguilera und Britney Spears. Ferner fand man hier auch noch das mit Missy Elliot produzierte "Into The Hollywood Groove" (ein Mash Up aus Madonna's Hits "Into The Groove" und "Hollywood", der ursprünglich für einen GAP-Werbespot entstand), als auch den bislang unveröffentlichten Song "Your Honesty" (♪♫♪), der aus den Sessions des "Bedtime Stories"-Albums stammte. Sowohl bei Kritikern als auch Fans hinterließ diese EP keinen bleibenden Eindruck, und konnte sich weltweit lediglich 500.000 mal verkaufen. Kein allzu großes Wunder, kann diese EP doch dem Album qualitativ kaum etwas entgegensetzen - und ist unterm Strich höchstens für Fans von Wert.








"I'M GOING TO TELL YOU A SECRET" (2006)

Hiermit erschien nach "In Bed With Madonna" bzw. "Truth or Dare" (1991) die zweite Tourdokumetation der Künstlerin, welche sie sowohl Backstage, im Hotelzimmer, bei den Proben und Vorbereitung, als auch auf der Bühne bei ihrer 2004er "Re-Invention-Tour" begleitete. Neben diesem fantastischen und stimmigen Film auf DVD, liegt dem auch eine CD bei, auf der Live-Aufnahmen von 13 Songs der Tour enthalten sind - und somit die erste Live-CD im Backkatalog der Sängerin darstellt. Zeit wurde dies allemal, da sie nun ohne eine sichtbare Show beweisen konnte, das sie auch stimmlich live überzeugen kann. Besonders interessant ist dabei etwa der Remix von "Hollywood", das wunderbar interpretierte "Lament" aus "Evita", oder die fabelhafte Darbietung des Lennon-Klassikers "Imagine" (♪♫♪). Zudem ist eine bis dahin unveröffentlichte, rockigere Version von "I Love New York" enthalten, welches als Original auf dem 2005er Album "Confessions On A Dancefloor" zu finden ist. Ein famoses Doppelpack, des jedes Fan-Herz höher schlagen lässt!









"THE CONFESSIONS TOUR" (2007)

Madonna schien Gefallen an Live-Alben bekommen zu haben, nachdem sie 2006 ihr erstes in einem Paket mit ihrer zweiten Tour-Dokumentation auf den Markt brachte. Denn ein Jahr darauf schob sie auch sogleich ein weiteres Live-Paket nach: "The Confessions Tour" bietet zum einen die Show ihrer 2006er Tournee gleichen Namens auf DVD - und die ist gewohnt großartig und bietet alles, was man für gute Pop-Unterhaltung braucht - aber ist zudem auch in seinem Mitschnitt von Regisseur Jonas Åkerlund erstklassig in Szene gesetzt. Und dazu gibt es dann noch eine CD mit den Audio-Mitschnitten der Tour - allerdings (und das ist wohl das größte Manko dieser Zusammenstellung) nur Highlights der Show und nicht in der vollen Länge. Und doch machen die 13 hier dargebotenen Songs mächtig Freude. Und besonders hervorzuheben wären hier die etwas stärker in einen Disco-Kontext gerückte Verson von "Like a Virigin" (♪♫♪), die leidenschaftlich und energiegeladen rockige Darbietung von "I Love New York" oder die famose und dance-popige Neuinterpretation von "Erotica" (♪♫♪), die streckenweise komplett neu umgedacht wurde. Ein famoses Live-Paket und ein schillerndes Pop-Vergnügen.








"CELEBRATION" (2009)


Erst mit ihrer 3. Best-Of, die im Jahr 2009 veröffentlicht wurde, sollte Madonna ihre erste voll und ganz zufriedenstellende Hit-Sammlung an den Mann bringen, die (fast) keine Wünsche offen liess. Wichtiges Kriterium bei der Auswahl der 36 Songs, die hier auf 2 CD's zu bestaunen sind: weltweit durften Fans per Internet über die Auswahl abstimmen! Ein umfassender Karriere-Rückblick ist so entstanden, der sich von den Anfängen mit "Everybody" oder "Holiday", über "Like A Virgin", "La Isla Bonita", "Like A Prayer", "Vogue", Justify My Love" "Erotica", "Secret", "Frozen", "Music" und "Hollywood" bis hin zu "Hung Up", "Sorry", "4 Minutes" oder "Miles Away" erstreckte! Zudem sind hier auch Songs ihrer frühen Karriere bedacht, die auf "The Immaculate Collection" keine Beachtung fanden - so etwa "Who's That Girl", "Dress You Up" oder "Burning Up"! Gegenüber ihrer ersten Best-Of, die ja oft mir fiesen Edits der Stücke ärgerte, sind hier alle Songs in ihren Originalversionen enthalten und digital aufpoliert - was selbst ihrer frühesten Ergüsse wieder frisch und knackig aus den Lautsprechern perlen lässt. Zudem befinden sich hier 2 brandneue Songs, die nacheinander als Singles veröffentlicht wurden: der famose Dance-Kracher und Titelsong "Celebration" (♪♫♪), sowie der mit Lil Wayne bestrittene RnB-Pop-Ohrwurm "Revolver" (♪♫♪)! Man könnte nun zwar bemängeln, das andere Hits wie "Deeper And Deeper", "Rain", "Human Nature", "You'll See", "The Power Of Good-Bye" oder "American Life" fehlen - aber diese Mischung ist dennoch absolut glücklich machend und zeichnet die beispiellose Karriere der Queen Of Pop hervorragend nach! Madonna selbst sagte dazu: „Sie sind alle ein Teil von mir. Jeder Song offenbart einen Aspekt meiner Person, oder einen zentralen Moment für mich. Ich weiß bei jedem Song, was in dieser Zeit in meinem Leben los war. Sie sind Wegweiser.“ Eine fantastische Compilation, die verdammt Spaß macht! 








"STICKY & SWEET TOUR" (2010)

3 Jahre nach dem Live-Doppelpack "The Confessions - Tour", wiederholte Madonna selbiges Konzept mit ihrer nächsten Welttournee: der "Sticky & Sweet Tour", die 2008/2009 anlässlich ihres "Hard Candy"-Albums stattfand. Der physische Release funktionerte dann auch nach demselben Prinzip: auf DVD gibt es die komplette Live-Show, die bei ihrem Auftritt in Buenos Aires mitgeschnitten wurde. Die gelieferte Show ist, wie von Madonna gewohnt, höchst  unterhaltsam, wenngleich die Show der "Confessions-Tour" noch etwas elektrisierender, schillernder und spannender ausfiel. Und dem liegt auch wieder eine Live-CD bei - die aber leider wie auch bei dem Live-Vorgänger nur eine Auswahl von 13 Songs des Konzerts bietet. Diese sind zwar alle durchaus solide interpretiert, aber in seiner Gesamtheit eher ein netter Bonus - einzig ragt vielleicht die etwas moderner aufgepimpte Interpretation von "Like a Prayer" (♪♫♪) heraus. Komplett betrachtet ist "Sticky & Sweet-Tour" ein recht solider Konzert-Mitschnitt, den man sich gut und genre mal geben kann - aber ein wirklich essentielles Live-Erlebnis ist es nicht. 







"MDNA WORLD TOUR" (2013)

Wie auch schon zu ihren letzten beiden Welttourneen, sollte auch zur "MDNA World Tour" ein Mitschnitt für zu Hause erscheinen. Und die Ironie dabei: ausgerechnet die Tournee zu ihrem wohl bislang schwächsten Album, sollte das überzeugendste Live-Paket abwerfen. War die Show ihrer letzten "Sticky & Sweet Tour" zwar solide, aber nicht außerordentlich faszinierend, so zog Madonna bei der Show zur "MDNA World Tour" wieder alle Register. Und vor allem gibt es hier zum ersten Mal den kompletten und ungeschnittenen Audio-Mitschnitt des Auftritts in Miami auf CD - nicht nur eine Auswahl. Darunter findet man dann auch ein paar heraus stechende Perlen - so etwa das mit dem baskischen Folklore-Trio Kalakan neu interpretierte "Open Your Heart", die Mixtur aus Erotica" und "Candy Shop" in "Erotic Candy Shop", die Verwandlung von "Like a Virgin" (♪♫♪) in einen melancholischen Walzer oder die leidenschaftliche und balladeske Darbietung von "Love Spent" (♪♫♪). Insgesamt das bisher überzeugendste und essentiellste audio-visuelle Live-Dokument der "Queen of Pop".









 DEMOS, B-SIDES, OUTTAKES & UNRELEASED: 

- "Take Me (I Want You)" (1981) Einer der sehr früher Song von Madonna, mit denen sie einst auf Plattenfirmensuche ging. Doch dieser an Pat Benatar erinnernde Pop-Rock-Sound sollte zum Glück nicht das sein, was sie fortan so treiben würde. (♪♫♪

- "Ain't No Big Deal" (1984) Ein ohrwurmiger 80s-Pop-Song, der das Herz von 80er-Fans höher schlagen lässt. (♪♫♪)

- "Gambler" (1985) Ein schmissig tanzbarer Synth-Pop-Knüller, der als Soundtrack-Beitrag zum Film "Crazy For You" diente. (♪♫♪)

- "Santa Baby" (1987) Wer schon immer mal ein Weihnachtslied von Madonna suchte, der wird immerhin bei dieser Cover-Version des 1953er Klassikers von Eartha Kitt fündig, die 1987 auf dem Sampler "A Very Special Christmas" erschien - wofür u.a. auch Eurythmics, Whitney Houston, Bon Jovi oder Sting Weihnachtslieder beisteuerten. (♪♫♪)

- "I Surrender Dear" Duett mit Jennifer Grey (1989) Zusammen mit der Schauspielerin Jennifer Grey ("Dirty Dancing", "Ferris macht blau") sang Madonna 1989 dieses Lied für den Film "Bloodhounds of Broadway". (♪♫♪)

- "Supernatural" (1989) Diese B-Seite zur Single "Cherish" ist ein mehr als gelungener Popsong, der eine weitere kleine Perle im Backkatalog von Madonna ausmacht. Und eigentlich für eine B-Seite schon immer viel zu schade war. 

- "Goodbye To Innocence" (1992) Eine housig-relaxte, mit Shep Pettibone und Tony Shimkin produzierte Demo, die während der "Erotica"-Sessions entstand. (♪♫♪)



- "Get Over It" (1992) Ein Song des amerikanischen Sängers und Schauspielers Nick Scotti ("Sex & The City"), den Madonna kopmoniert hatte - und auch die Backgroundvocals sang. Diese sind aber so auffällig, dass es fast einem Duett gleich kommt. (♪♫♪)

 - "Love Won't Wait" (1994) Diese Demo des von Madonna und Shep Pettibone komponierten Songs entstand während der Arbeiten an "Bedtime Stories", wurde für die weitere Verwendung aber verworfen. Später gab sie den Song dann Gary Barlow (Take That) - welcher damit als zweite Single seines Solo-Debüts im Jahr 1997 einen Hit landete. (♪♫♪)

- "Has To Be" (1998) B-Seite zur "Ray Of Light"-Single, und eine großartige, schwebende und einnehmende Art-Pop-Perle. (♪♫♪)

- "Revenge" (1998) Eine Demo eines unveröffentlichten Songs, die währened der Arbeiten am "Ray of Light"-Album entstand - und durchaus Potential besaß. (♪♫♪)

- "Be Careful" Duett mit Ricky Martin (1999) Zuammen mit Ricky Martin und ihrem damaligen Stammproduzenten William Orbit, schuf sie hier eine weitere Perle, die nie auf einer Madonna-CD veröffentlicht wurde - stattdessen nur auf einem Album von Ricky Martin. (♪♫♪)

- "Liquid Love" (2000) Ein Outtake aus ihrem "Music"-Album, aber produziert von William Orbit, da es während der Sessions aufgenommen wurde, in denen die von Orbit produzierten Stücke von "Music" entstanden. (♪♫♪)

- "Run" (2000) Und erneut eine hörbar mit William Orbit während der "Music"-Sessions erarbeitete Demo, die ebenfalls nicht weiter verfolgt wurde. (♪♫♪

- "Time Stood Still" (2000) Eine großartige, getragene Ballade die unter die Haut geht. Produziert wurde dieser fantastische Song zum Soundtrack ihres Films "The Next Best Thing)" gewohnt großartig von William Orbit!


- "The Game" (2002/2003) Eine wunderbar spartanisch von Akustikgitarre begleitete Demo eines "American Life"-Outtakes. (♪♫♪)

- "Set The Right" (2002/2003) Ebenfalls eine verworfene Demo der "American Life"-Sessions, die 2010 im Net auftauchte. (♪♫♪

- "Miss You" (2004) Diese wunderbare Akustik-Nummer entstand in der Phase zwischen "American Life" und "Confessions on a Dancefloor" - und war ursprünglich für ein einst gelpnates Musicals namens "Hello Suckers" geplant. (♪♫♪)

- "If You Go Away" (2004) Und auch diese wunderbare Pianoballade war ebenfalls für das Musical "Hello Suckers" gedacht. (♪♫♪)

- "Fighting Spirit" (2005) Ein Outtake vom Album "Confessions On A Dancefloor", das auch auf der Special-Edition des Albums enthalten war. Jedoch wurde dieser catchy Dance-Pop-Ohrwurm nicht vom Album-Produzenten Stuart Price betreut, sondern von Mirwais Ahmadzai, der Madonna auf den Alben "Music" und "American Life" unter die Arme griff. (♪♫♪)

- "History" (2005) / "History (Demo)" (2005) Interessant auch der Song "History", der als B-Seite der "Confessions on a Dancefloor"-Single "Jump" veröffentlicht wurde. In seiner dort vorliegenden Version gab es einen coolen Dance-Song ab, der aber immer wie ein Remix klang. Auch die Demo-Version ist später ans Tageslicht gekommen, die aber nie offiziell veröffentlicht wurde. Diese hingegen wartet mit deutlicheren Songstrukturen und erheblich mehr Gesangspassagen auf - und überflügelt die offizielle Version bei weitem. (♪♫♪)

- "Keep The Trance" (2005) Die Demo einer erneuten Kollaboration mit Mirwais, welche im Rahmen der "Conefessions on a Dancefloor"-Aufnahmen entstand  - und einen ziemlich eurodancigen Sound aufweist. Das interessante hier: der Song blieb zwar unveröffentlicht, aber nicht ungenutzt! Die Lyrics wurden später zum Teil für ihren "Live Earth"-Song "Hey You" verwertet, während die instrumentalen Passagen in einem Song des von Mirwais produzierten Rappers Yas Verwendung fanden. (♪♫♪) 


- "Triggering" (2005) Und auch hier noch mehr unveröffentlichtes "Confessions"-Material, dass ebenfalls von Mirwais produziert wurde. (♪♫♪

- "Hey You" (2007) Diese hymnische, getragene und sehr gefühlvolle Ballade, die zeitweilig sehr an Enya erinnern kann, schuf Madonna für ihre Teilnahme am weltweiten Charity-Konzert "Live Earth", wurde aber nur auf digitalem Wege veröffentlicht. (♪♫♪)

- "Sing" (2007) mit Annie Lennox und anderen Dieser Song war eine Mörder-Projekt von Annie Lennox: zusammen mit 23 berühmten Pop-Damen nahm sie diese Hymne auf. Dazu zählten u.a. Anastacia, Beth Gibbons (Portishead), Céline Dion, Joss Stone, Faith Hill, Fergie, Melissa Etheridge, Pink, Sugababes, Dido oder Shakira. Aber es gab nur eine, die neben Annie Lennox hörbare Solo-Passagen bekam: Madonna! (♪♫♪)

- "Beat Goes On (Early Version)" (2008) Bekannt ist dieser Song ja bereits in seiner endgültigen Fassung mit Kanye West auf ihrem Album "Hard Candy". Doch schon vor dem Album-Release kursierte eine frühe Version des Song als Duett mit Pharrell Williams im Internet. Mit der Endversion hat dieses Stück allerdings so gut wie nichts gemeinsam. Weite Teile wurden komplett überarbeitet und erneuert. Geblieben ist im Grunde nur ein Teil des Refrains. Die Endfassung ist auch die mit Abstand bessere, aber trotzdem ist auch die frühe Variante ein gelungener und eigenständiger Song! (♪♫♪)

- "Across The Sky" featuring Justin Timberlake (2008) Dieser fantastische und absolut single-taugliche, von Timbaland produzierte und mit Justin Timberlake interpetierte HIT, ist ein bislang unveröffentlichtes Outtake des Albums "Hard Candy". Warum es allerdings nicht auf dem Album erschien, ist absolut schleierhaft! 


- "The Beat Is So Crazy" mit Eve & Pharrell Williams (2008) Eigentlich für Madonna's Album "Hard Candy" gedacht, schaffte es der Song aber nicht in die engere Auswahl - drum gaben sie den Song an die Sängerin Eve und fassten dabei eine Kollaboration mit ihr ins Auge. Warum auch immer: letztendlich blieb der Song aber dennoch unveröffentlicht. (♪♫♪)

- "Infinity" (2008) Diese soundtechnisch nicht ganz so sauber klingende Nummer dürfte aufmerksamen Hörern eventuell bekannt vorkommen - ist "Infinity" doch nichts anderes, als eine frühe Rohfassung von der späteren Single "Give It 2 Me" aus dem Album "Hard Candy". (♪♫♪)

- "Latte" / "Pala Tute" (2008) Ebenfalls im Rahmen der "Hard Candy"-Sessions entstanden, diesmal aber wieder mit Timbaland und Justin Timberlake. Gar kein übler Song.

- "Animal" (2008) Wenngleich das Album "Hard Candy" wahrlich nicht zu ihren besten zählte, so warf es dennoch erstaunlich viel interessantes unveröffentliches Material ab. So wie auch diese von Timbaland produzierte Nummer, die das Album wahrlich nicht schlechter gemacht hätte. (♪♫♪)  

- "It's So Cool" (2009) Diesen eingängigen und extrem catchy Dance-Pop-Ohrwurm hat sie mit Mirwais Ahmadzai komponiert und mit Paul Oakenfold produziert. Veröffentlicht wurde er online, als iTunes-Bonus Track des Best-Of-Albums "Celebration"! (♪♫♪) 

- "Broken (I'm Sorry)" (2010) Gemeinsam mit Paul Oakenfold hat Madonna diesen Song während der "Celebration"-Sessions komponiert und produziert, der bislang ausschließlich als Promotional-Single für Mitglieder ihres offiziellen Fanclubs veröffentlicht wurde. (♪♫♪)



- "Bang Bang Boom" (2012) Auch wenn man es dieser sehr, sehr guten Demo nicht anhört: sie ist quasi eine frühe Version des finalen "MDNA"-Tracks "Gang Bang". Aber in dieser Version im Grunde ein vollkommen eigenständiger Song...und ein sehr gelungener dazu. (♪♫♪)

- "Revolution" (2014) Als Ende 2014 eine ganze Reihe neuer Demos von Madonna im Internet auftauchten, war auch diese großartige und minimalistisch-akustische Gitarren-Pop-Nummer dabei. Welche aber für das Album nicht weiter verwendet wurde und bislang auch anderweitig unveröffentlicht blieb.

- "Wash All Over Me (Demo)" (2014) Ende 2014 leakte bekanntlich eine ganze Reihe neuer Madonna-Songs, von denen es einige (in ihren finalen Versionen, versteht sich) auch auf das fertige Album schafften. Welch Metamorphosen manch ein Song dabei durchlaufen kann, machte "Wash All Over Me" deutlich - welches zwar in seiner finalen balladesken Version definitiv zu bevorzugen ist, aber verwunderlicherweise in seiner Demo-Version noch ein stark dance-lastiger Track war, der hörbar von Avicii betreut wurde. (♪♫♪

- "Rebel Heart (Demo)" (2014) Ebenfalls Ende 2014 leakte auch recht prominent eine Demoversion von "Rebel Heart", die allerdings schon ziemlich fertig klang - aber glücklicherweise in seiner finalen Version noch einmal eine deutliche Metamorphose erlebte. Aber dennoch: auch die Demo war nicht übel. (♪♫♪)

- "Queen" (2015) Eine bislang unveröffentlichte und wunderbare Midtempo-Pop-Ballade, die im Rahmen ihres Albums "Rebel Heart" leakte. Und auch hier bleibt es verwunderlich, warum der Song nicht weiter verwendet worden ist. (♪♫♪)