♪♫♪ ...music makes the people come together... ♪♫♪

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Sonntag, 19. Februar 2012

Besprochen: PERFUME GENIUS - "PUT YOUR BACK N 2 IT"

Aus düsterer Schönheit und trauriger Hoffnung, schmiedet uns Perfume Genius ein Meisterwerk, welches zeigt, dass auch die Dunkelheit die süßesten Früchte tragen kann. 


Schon mit seinem vor 2 Jahren erschienen Debüt "Learning" konnte Mike Hadreas alias Perfume Genius, für ein wenig Aufmerksamkeit sorgen - und vor allem für ein wundervolles und fragiles Werk, dass bis heute bei jedem nachhallt, der ihm einmal verfallen ist. Das all das so voller Ernst und Trauer intoniert ist, hat auch seine Gründe. Der heute 27jährige hatte keine immer sehr glückliche Vergangenheit. Lange Jahre lebte er als Junkie und landete letztendlich in der New Yorker Gay-Community. Doch nach einem erfolgreichen Entzug, war längst nicht all das bewältigt, was er in seiner Erinnerung trug. So verarbeitet er seine Erfahrungen, sein Leben, seine Ängste und seinen Schmerz in seiner Kunst. Nun erscheint dieser Tage sein zweites Album "Put Your Back N 2 It". Und das was die Magie seines Vorgängers ausmachte, ist auch auf seinem neuen Werk allgegenwärtig - und tatsächlich noch hervorragender auf den Punkt gebracht. Denn noch immmer (und zum Glück!) bleibt das Piano Mike Hadreas' Lieblingsinstrument, begleitet von softer Elektronik und vor allem seinem zerbrechlichen und entrückten Gesang, der geradewegs unter die Haut geht. So erschuf er hier ein beklemmend lyrisches Werk um Missbrauch, Sex und Tod. All das was den Künstler in seinem früheren Leben begleitete. 
"Awol Marine" gibt sich als getragene und tieftraurige Ode, zu der er sich durch einen ungeschnittenen Amateur-Schwulenporno inspirieren ließ. "17" (♪♫♪) schwebt als zu Herzen gehende Ballade auf elegischen Pianoakkorden, auf das kein Auge trocken und kein Herz unberührt bleibt. "Dirge" erweist sich als gravitätische, psychedelisch hallende Ballade, der eine beklemmende Magie innewohnt. "All Waters" (♪♫♪) erhebt sich zu einem majestätischen und zugleich höchst zerbrechlichen Höhepunkt, während sich "Hood" (♪♫♪) behutsam aber sicher zu einer schwerelosen, und dennoch kraftvollen Pop-Kathedrale aufschwingt. "Dark Parts" (♪♫♪) verführt als hoffnungsvolle und träumerische Perle, die aber alsbald in melancholische Tiefen abtaucht, und einem am Ende doch noch eine Träne entlockt. Der Titelsong "Put Your Back N 2 It" erklärt sich als zerbrechliche und schwermütige Ballade die zu Herzen geht, und "Floating Spit" prägt sich als zärtlich getragene, und von soften Beats unterlegte Pop-Großtat ein. Der einzige mögliche Kritikpunkt wäre, dass der ganze "Spaß" schon nach einer halben Stunde vorbei ist. Doch auch hiermit hat er am Ende eine gute Entscheidung getroffen. Denn er hat ein Album geschaffen, dass die volle Aufmerksamkeit des Hörers fordert - ihn aber nicht überfordert. Und wenn eine Platte einen auf so intimer und emotionaler Ebene ergreift, und ohne große Anstrengungen so vollkommen einnimmt, dann schreit es förmlich nach der Höchstwertung. Denn: Was nützt aller Pomp und Pathos, wenn die Musik micht die Seele berührt? Und die Musik auf "Put Your Back N 2 It" tut dies. Ein Werk von dunkler und erhabener Schönheit. 
Doch am Ende vergesse man am besten all diese Worte, höre sich einfach nur dieses Album an....und verliebe sich.

Freitag, 10. Februar 2012

Besprochen: SOAP & SKIN - "NARROW"

Schwere Kost, große Kunst: Anja Plaschg alias Soap & Skin, lässt uns mit ihrem 2. Album keine ruhige Sekunde. Und das ist auch gut so.


Es war doch eine nicht zu verachtende Aufregung um das Debüt "Lovetune for Vacuum" der Anja Plaschg im Frühjahr 2009. Unter dem Namen Soap & Skin und mit diesem herausragend neoklassischen und elektronisch unterstrichenen Album, heimste die einst gerade 19 Jahre junge Österreicherin auch im Ausland reichlich Lorbeeren ein. Und das vollkommen zurecht. 3 Jahre sind nun ins Land gezogen, die die mittlerweile 21jährige dafür nutzte, an ihrem Zweitwerk "Narrow" zu arbeiten, dass dieser Tage in den Läden steht. Manch böse Zunge mag nun meckern, dass die Tracklist "nur" 8 Songs zählt. Doch auch Radiohead haben im vergangenen Jahr deutlich gezeigt, dass solch ein Zug auch heute noch durchaus funktionieren kann - war es in den 60ern und 70ern doch alles andere als eine Seltenheit. Denn hier steht Qualität über Quantität. Und vor allem: bei dem was die Dame hier so alles ausheckt, benötigt sie nicht mehr als diese knapp 30 Minuten, um zu sagen was gesagt werden musste. Denn die Extreme ihres Schaffens stellt sie in manchen Momenten von "Narrow" noch unverblümter zur Schau, als dies auf ihrem Erstlingswerk der Fall war. Schon der Opener "Vater" zeigt dies deutlich: Mit diesem Song, in dem sie den Tod ihres Vaters verarbeitet, wagt sie sich nicht nur erstmalig an ihre deutsche Muttersprache heran. Denn was hier anfänglich als so melancholisch schöne Piano-Ballade beginnt, verfällt zusehends einer Art inneren Getriebenheit - nur um gegen Ende in schwindelerregendem und monolithischem Bombast auszubrechen, der keinen Stein auf dem anderen lässt. Als nächstes vergeht sie sich dann am käsigen 80er-Hit "Voyage, Voyage" von Desireless - und siehe da: wenn sich diese Dame daran macht, alle Schichten des schmierigen 80s-Sounds abzutragen, und sich all das was übrig geblieben ist vollständig einzuverleiben, und mit einer ordentlichen Portion Seele und emotionaler Tiefe neues Leben einzuhauchen, dann eröffnen sich einem auch hier vollkommen neue und tiefgreifende Eindrücke. "Deathmental" bläht sich zur düster martialischen Hymne auf, die sich listig von hinten heranschleicht, und im nächsten Moment Mauern einreißt. "Wonder"  bekennt sich als gedankenverlorene, bezaubernde Ballade mit Klassiker-Qualitäten, die einem noch lange in Fell hängen bleiben wird. Und "Boats Turn Toward The Port" entführt in neblig melancholische Klanglandschaften, zu elektronischen Effekten, Klangfetzen und Anja Plaschg's klangenden Gesang, der weit über allem anderen thront. "Narrow" mag im ersten Moment ein wenig unbequem, und alles andere als konventionell sein. Wahrhaftig ist es keine leichte Kost, was einem hier dargeboten wird. Doch das macht "Narrow" eben auch so unverzichtbar. Ein avantgardistisches Pop-Meisterstück, dass seinem Vorgänger in nichts nachsteht. Einfach ganz große Kunst!  

Mittwoch, 8. Februar 2012

Besprochen: AIR - "LE VOYAGE DANS LA LUNE"

Mit ihrer Vertonug des Stummfilm-Klassikers, reisen Air erneut zum Mond - und sind dabei so relevant wie seit langem nicht mehr.


Wenn man an das französische Ambient-Electro-Duo Air denkt, dann denkt man an "Moon Safari", dieses kleine (na klar:) Ambient-Electro-Meisterstück aus dem Jahr 1998, dass sich so hübsch watteweich und zart cremig in den Gehörgang schmeichelt. Doch was danach kam, war mehrheitlich dasselbe in grün. Stetig schienen sie dem Erfolg und der Klasse dieses Albums nachzueifern. Bis sie in der relativen Belanglosigkeit ihren Platz gefunden zu haben schienen. Als man dann jüngst hörte, dass sie den Stummfilm-Klassiker "Le Voyage dans la Lune" aus dem Jahr 1902 vertonen würden, wurde man hellhörig. Könnte da vielleicht mal wieder etwas wirklich interessantes kommen? Doch bei dem gleichnamigen neuen Album "Le Voyage Dans La Lune", handelt es sich aber keineswegs um einen reinen Soundtrack. Zwar haben Air den 14-minütigen Film mit ihrer Musik neu vertont - aber mit 11 Songs auf ca. 50 Minuten Spieldauer, gibt es hier noch viel mehr zu entdecken. Doch die gesamte Klangatmosphäre ist in sich enorm stimming und wie aus einem Guss - und dennoch nicht eintönig oder belanglos. Im Gegenteil - man will sogar beinah sagen, dass Air lange nicht mehr so relevant klangen wie hier. Vieles hier klingt - im Gegensatz zu ihren bisherigen Sachen - ziemlich organisch. Schon der Opener "Astronomic Club" (♪♫♪) kommt mit Pauken und Orchester-Schnipseln daher, die sich mit allerlei anderen Soundzutaten vermengen - und so einen recht beachtlichen Start hinlegt. Mit "Seven Stars" (♪♫♪) folgt dann eines der Highlights des neuen Albums - ein nahezu hittauglicher, getragen verchillter und zugleich ganz zauberhafter Song, den Victoria Legrand  mit Vocals verziert. "Parade" kommt dann fast schon stimmungsvoll, und mit einer gelungenen Mischung aus Retro-Elektronik und catchy Gitarren-Hookline daher. "Moon Fever" (♪♫♪) gleitet schwerelos vorüber, während "Sonic Armada" (♪♫♪) mehr Groove ins Spiel bringt, und den Geist der 70er Jahre aufleben lässt. Und "Cosmic Trip" (♪♫♪) ist ein fast schon berauschend getragener Song, der genauso klingt wie er heißt. Der ganz große Wurf, der ihnen zu neuem altem Ruhm verhelfen wird, ist "Le Voyage dans la Lune" zwar nicht geworden, aber dennoch eine Entwicklung in die richtige Richtung. Und das wir so schnell nochmal ein wirklich gutes Album von Air zu Ohren bekommen würden, hätte man ja auch nicht wirklich erwartet. Hut ab und Daumen nach oben! 


Dienstag, 7. Februar 2012

Inselplatten: PET SHOP BOYS - "VERY" (1993)

Nach großartigen Leistungen in den 80ern, legten die Pet Shop Boys im Jahr 1993 ihr Meisterwerk vor. Und ein Stück Dance-Pop für die Ewigkeit.


In den 90ern waren die Pet Shop Boys alles andere als ein unbeschriebenes Blatt. Sie hatten bereits eine nahezu beispiellose Karriere hinter sich, und konnten sich als das erfolgreichste Duo im Pop der 80er behaupten - Dank einer Reihe hervorragender Alben, und massiven Hits wie "West & Girls", "It's a Sin" oder "Suburbia". Doch mit ihrem 5. Album - an einem Punkt, an dem manch andere Band in der Regel anfängt zu schwächeln - legten Neil Tannent und Chris Lowe ihr Meisterstück vor, dass es bis zum heutigen Tag auch bleiben sollte: "Very"! So kann man auch sagen, dass dieses Album einen klaren Bruch mit ihrem bisherigen Schaffen bedeutete. Bisher dem Synthpop, und zuletzt eher dem schlichten Pop zugeneigt, verschrieben sie sich auf "Very" der Dance-Musik der frühen 90er Jahre - aber auf derart hervorragende Weise, dass es auch heute noch eine wahre Freude ist. Schon die erste Single - die auch das Album eröffnet - sollte großes verheißen: "Can You Forgive Her" (♪♫♪), ein pompöser und gleichzeitig mystisch getragener Dance-Pop-Klassiker, der mit zum besten zählt, was man von den beiden Engländern bislang zu hören bekam. Eine Hymne, nicht weniger. Doch das soll noch lange nicht alles gewesen sein, denn die Songs auf "Very sind quasi von Hymnen eingerahmt - denn den Schlusspunkt  des Albums bildet der grandiose Dance-Pop-Epos "Go West" (♪♫♪), ihre ureigene Interpretation des ursprünglichen Hits der Village People. Und was dazwischen alles geschieht, kann sich ebenfalls mehr als sehen lassen. So erlebt man hier ein schillerndes, buntes und wunderbares Dancepop-Feuerwerk. "A Different Point of View" (♪♫♪) zeigt sich als nachdenklicher und mitreißender, pulsierender Eurodance-Ohrwurm. "I Wouldn't Normaly Do This Kind of Thing" (♪♫♪) gibt sich als herrlich buntes Dancepop-Kaleidoskop, dass auf Anhieb für gute Laune sorgt. "Dreaming of the Queen" gleitet als melancholische und schwebende Synthpop-Ballade daher, die das britische Königshaus thematisiert. "Yesterday When I Was Mad" (♪♫♪) empfiehlt sich als einnehmender und spaciger Dance-Hit, "The Theatre" liefert eine harmonische bis dramatische Dance-Pop-Darbietung, und hinter "To Speak Is a Sin" (♪♫♪) verbirgt sich eine wunderbare und melancholische Ballade mit einer sehr hübschen Melodie. Und schlussendlich  ist das ganze noch mehr als die Summe seiner Teile. Und man stelle sich  nur einmal einen 13jährigen Jungen im Winter 1993 vor, der zum ersten Mal dieses Lego-artig genoppte, orange Jewel-Case in den Händen hielt, und diese zartschmelzende und einnehmende Dance-Platte hörte - man könnte sagen, dass mir spontan die Kinnlade herunter krachte. Eine kleine Pop-Offenbarung, die bis heute spürbar nachhallt - oder die zarteste Versuchung seit es die Pet Shop Boys gibt!




Samstag, 4. Februar 2012

Besprochen: MADONNA - "GIVE ME ALL YOUR LUVIN'" (Single)

Auf ihrer brandneuen Single klingt Madonna wieder wie sie selbst. Wenn das mal kein Grund zum feiern ist!

Wenn ein brandneuer Song der amtierenden Queen of Pop Madonna auf dem Weg ist, dann bleibt in unserem digitalen Zeitalter natürlich nichts lange geheim. Bereits im vergangenen November sickerte die komplette Demo ihrer neuen Single unter dem Titel "Give Me All Your Love" ins Internet durch. Nicht gerade zur Freude Madonna's und ihrer Produzenten, wie man sich sicherlich denken kann. Seit gestern, dem 3. Februar 2012, ist der fertige Song nun offiziell zu haben: "Give Me All Your Luvin'" (♪♫♪), wie der fertige Song  nun heißt, unterscheidet sich zwar nicht essentiell von der bereits bekannten Demo, aber das kann man der Künstlerin nun wahrlich nicht auf's Brot schmieren, war selbige ja nicht für die Allgemeinheit gedacht. Und dieser Umstand macht den Song natürlich auch keinesfalls schlechter. Klanglich hörbar noch ein wenig ausgereifter und aufgehübschter, und natürlich um die Gastvocals von Nicki Minaj und M.I.A. ergänzt, macht der erste Vorbote ihres im März kommenden neuen Albums "MDNA" eine hervorragende Figur als enorm catchy Dance-Pop-Kracher, der näher an "Music" als an "Hard Candy" dran ist. Das Madonna hier gleich 2 Feature-Gäste mit an Bord hat, rief von Anfang an einige Skeptiker auf den Plan. Doch wie M.I.A. und Nicki Minaj hier so schön Cheerleader-like "L-U-V Madonna, Y-O-U- You Wanna" skandieren, und sich auch sonst fabelhaft in den Song einfügen, sollte selbst die Meckerer überzeugen. Denn Madonna spielt hier definitiv die Hauptrolle - und das ist auch gut so. Man könnte auch den NME zitieren: Madonna klingt endlich wieder wie Madonna - und das ist ein Grund zum feiern. Und warum dann nicht gleich zur neuen Single? Denn soviel Spaß wie hier, hatte man bei einem Song der Queen schon etwas länger nicht mehr. Wie locker aus der Hüfte geschossen, beglückt uns Madonna also nun mit einem Bubblegum-Pop-Hit, der sich mit jedem Durchlauf tiefer in den Gehörgang gräbt. Absolut deluxe!