♪♫♪ ...music makes the people come together... ♪♫♪

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Sonntag, 28. August 2011

Besprochen: DAVID GUETTA - "NOTHING BUT THE BEAT"

Der französische DJ und Produzent legt sein neues und konsequent betiteltes Album vor - denn außer dem Beat kann hier kaum etwas wirklich überzeugen.

Der französische DJ und Produzent David Guetta hat einen doch recht passablen Karrieresprung gemacht. Nachdem sein erstes Album bereits 2002 erschien und er seit 1984 musikalisch aktiv ist, kam der Durchbruch vor allem in den letzten Jahren. Unzählige große Namen hat er bereits produziert und zu Hits verholfen. Und er hat gar den Techno in den USA chartfähig gemacht. Doch all das soll uns nicht zu sehr davon ablenken, dass der Herr vielen da draußen in der Vergangenheit gehörig auf die Nerven gegangen ist. Mit seinen ewig gleich klingenden, stupiden Techno-Dance-Pop-Produktionen, stand schon so manch einer auf dem Kriegsfuß. Und daran erinnert uns auch sein neues Album "Nothing But The Beat". Ob Guetta allerdings weiß, welch Ironie in dem Albumtitel steckt, ist nicht überliefert. Denn bis auf den Beat gibt es hier wirklich nichts, was einem irgendwie den Schalter raushauen könnte. Immerhin fährt er hier mit einigen illustren Gästen auf, die hier sämtliche Songs der ersten CD schmücken. Die machen ihren Job auch meist gar nicht übel und sorgen für die einzigen kleinen Lichtblicke der Platte. Die musikalische Untermalung könnte allerdings eindimensionaler, berechnender und liebloser kaum sein. Nicky Minaj legt sich auf "Turn Me On" (♪♫♪) durchaus kräftig ins Zeug, muss sich allerdings von stupide technoiden Synthiesalven niederwalzen lassen. "Nothing Really Matters" (♪♫♪) mit will.i.am. ist ein vorersehbares RnB-Dance-Pop-Ärgernis, dass höchstens zu gepflegter Langeweile animiert. Prügelknabe Chris Brown kann auch mal wieder einen Hit gebrauchen, und trällert hier bei "I Can Only Imagine" (♪♫♪) mit. Erstaunlicherweise macht gerade er hier seinen Job äußerst solide, aber Monsieur Guetta fährt das Ding dann mit dümmlich ballernden Techno-Anleihen unter Vollgas gegen die Wand. Bei "Crank It Up" (♪♫♪), einer Kollaboration mit dem unvermeidlichen Akon, wird es dann ganz gruselig und zwingt geradezu zum weiter skippen. "I Wanna F" (♪♫♪) mit Afrojack, Timbaland und Dev sägt dann schonmal deutlich weniger an den Nerven und verordnet sich einen angenehmen Minimalismus - aber Dev ist die einzige hier beteiligte, der man wirklich ein gewisses Lob aussprechen kann. Der Rest...bleibt der Rest. Jennifer Hudson gibt auf "Night of Your Life" (♪♫♪) stimmlich alles, die Melodie passt auch, doch Guetta's obligatorische Trance-Salven die schon 2002 out waren, sorgen hier regelmäßig für Würgereflexe. Fast einzig positiv ragt "Sweat" (♪♫♪) heraus - was aber durch die Tatsache relativiert wird, dass es 1. nur ein Remix von Snoop Dogg's "Wet" ist, 2. nur punkten kann da es Felix' Danceklassiker "Don't You Want Me" zitiert, und 3. aber an beide Originale nicht heran reichen kann. Doch die herausragenteste Leistung des Albums liefert hier Sia in "Titanium" (♪♫♪), auf dem in Sachen Melodie und Stimme alles sitzt - wenn sie doch nur nicht immer wieder in wilden Techno-Orgien ersäuft werden würde. Die zweite CD liefert dann nochmal 10 instrumentale Stücke, die man sich dann allerdings auch nicht mehr unbedingt geben muss - oder gar will. Eine höchst ignorierenswerte Platte, die die Welt nicht braucht.





Freitag, 26. August 2011

Besprochen: RED HOT CHILI PEPPERS - "I'M WITH YOU"

Die Red Hot Chili Peppers kommen in diesen Tagen mit ihrem neuen Album daher - und machen es sich im Mittelmaß bequem.

Das John Frusciante einer der besten Gitarristen unserer Zeit ist, ist quasi schon in Schiefertafeln gemeißelt und eine nahezu unumstößliche Pop-Weisheit. Und ohne eben diesen begnadeten Virtuosen müssen die Red Hot Chili Peppers nun auf ihrem neuen und 10. Studioalbum auskommen. "I'm With You" heißt das gute Stück und ist ihr erstes Werk seit dem 2006er (Doppel-) Album "Stadium Arcadium". Auf eben diesem Album zeigten sie sich noch in mehr als solider Form, nur die Masse an Material (28 Songs über gut 2 Stunden Spieldauer) sorgte für eine schnelle Übersättigung. Das neue Album beschränkt sich zum Glück wieder auf die Hälfte der Songs des Vorgängers - nur müssen sie, wie eingangs erwähnt, ohne ihren Stamm-Gitarristen auskommen. Und das merkt man den neuen Songs deutlich an. Schon die erste Single "The Adventures of Rain Dance Maggie" (♪♫♪) enttäuscht als verdammt langweiliger Funk-Rock-Schunkler. Die neue Nr. 2 der Chili Peppers ist nun Josh Klinghoffer, der in der Vergangenheit für Warpaint, Gnarls Barkley oder Beck spielte. Durchaus ein illustrer Werdegang, aber die Lücke die durch den Ausstieg von Frusciante im Jahr 2009 entstanden ist, kann der Neuzugang natürlich nicht ausfüllen. Aber man merkt durchaus, dass die Band ab und an gewillt ist, dies auf anderer Seite auszugleichen. So kann man hier zu gegebener Zeit auch ein paar kleine Stil- und Sound-Experimente wahrnehmen. "Did I Let You Know" (♪♫♪) bringt ein paar schwungvoll erfrischende Latino-Einflüsse ins Spiel, "Dance, Dance, Dance" (♪♫♪) lässt schicke und durchaus gelungene Afrobeat-Anleihen vom Stapel, und "Monarchy of Roses" (♪♫♪) setzt rohe und verschwurbelte Verse einem eingängig melodischen Refrain entgegen. Aber ansonsten machen sie es sich hier mehrheitlich im Mittelmaß bequem und liefern im Grunde das, was man von ihnen erwartete und meist nicht mehr. Das kann dann auch mal durchaus passabel klingen, manchmal aber eben auch nur nach unaufgeregtem Standard. "Brendan's Death Song" (♪♫♪) kann durchaus Eindruck machen, allerdings erst wenn er zum Ende hin mal ein wenig aus dem Quark kommt. "Ethiopia" (♪♫♪) kommt mit relativ zündendem Refrain daher, schmeißt aber sonst nur allzu deutlich mit pfundweise Selbstzitaten um sich. "Annie Wants a Baby" (♪♫♪) ist ein durchaus akzeptabler RHCP-Standard, der eine nette Melodie mitbringt. "Look Around" (♪♫♪) bringt wieder mehr mitreißende Energie ins Spiel, bleibt im Band-Universum aber dann doch recht ideenloser Funk-Rock, der vorgibt ein Hit zu sein. Und "Even You Brutus?" (♪♫♪), benannt nach den angeblich letzten Worten von Julius Cäsar, behauptet sich dann gen Ende nochmal als überraschendes Highlight.
Die Red Hot Chili Peppers haben hier wahrlich nicht viel falsch gemacht - aber eben auch leider nur sehr wenig richtig. Doch wenn man ehrlich ist, hat man bei der Band im Grunde genommen auch gar nichts anderes erwartet. Am Ende ist "I'm With You" ein nett gemeintes, durchweg hörbares Album geworden, dass im Backkatalog der Band allerdings nicht mehr als eine Randnotiz bleiben wird. Schade - aber vorhersehbar!





Montag, 22. August 2011

Besprochen: THE RAPTURE - "IN THE GRACE OF YOUR LOVE"

Lang nicht gesehen und fast nicht wieder erkannt: The Rapture machen sich mit Album No.3 so unverzichtbar wie nie zuvor.

Die breite Masse ist ja bisher gut um The Rapture aus New York herum gekommen. Die Story ging im Jahr 2003 so richtig los, als sie ihr gehörig spinnertes, aber in höchstem Maße elektrisierende Debüt "Echoes" vorlegten. Das konnte einem in seiner ungestümen und radikalen Mixtur aus Dance, Electronica und Post-Punk, kombiniert mit schrägen Vocals, schon ganz schön die Schuhe ausziehen. Mit dem 2006er "Pieces Of The People We Love", legten sie einen würdigen Nachfolger vor, für den sie u.a. Danger Mouse als Produzent gewinnen konnten. 5 Jahre ist das nun her, da kommt das Quartett plötzlich wieder daher und schiebt sein drittes Studioalbum hinterher. Und nachdem sie nun selbst Liebhaber kaum noch auf dem Radar hatten, meldeten sie sich mit einem überraschenden Knall zurück. Und zwar in Gestalt der ersten Single "How Deep Is Your Love" (♪♫♪), einem gnadenlos unwiderstehlichen Piano-House-Stampfer, den man jetzt schon zu einem der Songs des Jahres erklären muss. Doch wer nun dachte, dies sei ein Glücksgriff gewesen, oder mehr könne nicht mehr kommen, der hat sich gewaltig geirrt. Denn was die Band auf ihrem neuen Album "In The Grace Of Your Love" so treibt, soll die vorangegangenen Werke der Band weit in den Schatten stellen. Denn man könnte sagen das die Band auf Album No.3 erwachsen geworden ist. Mit soviel Stil, so hervorragenden Melodien und einer so überschäumenden Kreativität, die in die unterschiedlichsten Genres hineinstrahlt, haben wir The Rapture zuvor noch nicht gehört. So schon auf dem Opener "Sail Away" (♪♫♪), der Indie-Elemente perfekt mit Synthpop-Bombast verschmelzen lässt, und so zu einem betörenden Stück Elektropop wird. "Miss You" (♪♫♪) verbindet einen eingängigen Groove mit zarten Rock-Ansätzen und filigranen Synthiespielereien in bester New-Wave-Manier. Ein besonderes Highlight bildet auch "Come Back To Me" (♪♫♪): Erst eine Art shiny Balkan-Pop mit herrlichen Akkordeon-Samples, ehe es ab der Hälfte zu minimalistisch spacigem, von Beats getragenem Synthpop mutiert. Der Titelsong "In The Grace Of Your Love" (♪♫♪) macht als schillernder und hypnotischer, zum Teil gar psychedelisch geprägter Elektro-Art-Pop mit zwingendem Groove eine fantastische Figur. "Never Gonna Die Again" (♪♫♪) kommt dann mit einer Extraportion Funk- und Jazz-Elementen leichtfüßig daher getänzelt, um sich in einen nahezu dramatisch anmutenden Showdown zu steigern. Und in "Roller Coaster" (♪♫♪) begegnen uns hingegen plötzlich famos jauchzende 80s-Rock-.Gitarren, die sie fachmännisch in einen potentiellen Hit einbauen.
Seine wir mal ehrlich: Man hatte in den letzten Jahren beinah vergessen, dass es The Rapture auch noch gibt. Und dann kommen sie wie aus dem Nichts mit "In The Grace Of Your Love" daher, und zeigen sich auf dem Höhepunkt ihres bisherigen Schaffens. Ein Fall für die Jahresbestenlisten!





Montag, 15. August 2011

Besprochen: OH LAND - "OH LAND"

Was passiert, wenn skandinavische Poptraditionen auf das kreative Ballungszentrum Brooklyn treffen, zeigt Oh Land auf ihrem zweiten Album: Ein kleines Elektropop-Juwel!

Skandinavien ist bekannterweise nicht arm an großen Popmelodien. Viele, viele Hits und Juwelen der populären Musik, wurden dort geboren. Und auch in der Gegenwart geizen sie nicht mit Ohrwürmern. Das derzeitige kreative Ballungszentrum, konzentriert sich jedoch vor allem in Brooklyn, New York City. Nur konsequent das die dänische Künstlerin eben dieses Fleckchen Erde als ihre Homebase auserwählt hat. Das hört man ihrem zweiten und selbstbetitelten Album "Oh Land" streckenweise auch deutlich an. Aber doch schafft sie hier vielmehr einen gelungenen Spagat zwischen Massentauglichkeit und popmusikalischem Anspruch. Die helfenden Hände die sie für ihr Zweitwerk engagierte, hatten selbige in der Vergangenheit schon bei Leuten wie Hot Chip oder Franz Ferdinand, aber auch bei Britney Spears oder Beyoncé im Spiel. Und so schafft es die junge Dame, die mit bürgerlichem Namen Nanna Øland Fabricius heißt, Anhänger verschiedener musikalischer Lager zu mobilisieren. Oberflächlich bleibt sie zwar immer bei der guten alten Tante Pop, im Hintergrund tummeln sich aber immer wieder spannende kleine Soundgimmicks und Klangelemente. Aber unterm Strich gelingt ihr dabei vor allem eins: Fabelhafte Popsongs. Das bestätigt schon das eröffnende "Perfection" (♪♫♪), auf dem sie uns zu einer Art "We Will Rock You"-Beat, federleichten Harfen und schwebenden Streichern, eine wunderbare Pop-Perle angedeihen lässt. Das sie aber auch auch ordentlich den Tanzflächen einheizen kann, zeigt sie mit der Single "Sun of a Gun" (♪♫♪): Einem tanzbar catchy Pop-Ohrwurm, so süß und unwiderstehlich wie mundwarmer Karamellpudding. Mit "Wolf & I" (♪♫♪) setzt sie dem einen sanft glöckelnden Pop-Song, mit melancholisch schwebender Atmosphäre und lieblicher Melodie entgegen. Auf "White Nights" (♪♫♪) reicht sie uns ein sonnenscheinigeres Stück Pop, stellt mit "Human" einen weiteren potentiellen Hit bereit, und zum Abschluss reicht sie uns mit "Rainbow" (♪♫♪) eine hinreißende Ballade mit tollem Arrangement. Sicherlich ist dies nicht der Stoff, aus dem eine Platte des Jahres gemacht ist. Doch neben all dem eintönigen und uninspiriertem Pop-Konsens der die Radios verpestet, macht "Oh Land" eine verdammt gute Figur.





Besprochen: GIL SCOTT-HERON & JAMIE XX - "WE'RE NEW HERE"

Jamie XX wagt das Mammutprojekt, Gil Scott-Heron's neuestes und letztes Werk "I'm New Here" neu zu überarbeiten - und überzeugt dabei auf ganzer Linie!

Es war im vergangenen Jahr ein kleiner Meilenstein, als sich der große Gil Scott-Heron, dessen frühes Schaffen maßgeblich für die Entwicklung des Rap verantwortlich war, aufmachte, sein erstes Studioalbum seit 16 Jahren zu veröffentlichen. So schüttelte er mit "I'm New Here" ein minimalistisches und zeitloses Album von nicht mal 30 Minuten Länge aus dem Ärmel - und ein Meisterstück par excellence. Schnitt zu Jamie XX a.k.a. Jamie Smith, kreativer Kopf der britischen Newcomer-Sensation The XX. Die im Jahr 2009 mit ihrem Debüt "XX" ein grandioses und minimalistisch unterkühltes Juwel auf die Welt losgelassen haben. Und eben dieser jugendliche Newcomer traut sich mit "We're New Here" an das gewagte Mammutprojekt, eben jenes Album des Altmeisters neu zu überarbeiten. Und wo manch anderer wahrscheinlich kläglich scheitern würde, zeigt sich Jamie XX dieser Herausforderung jedoch erstaunlich gewachsen. Mehr noch: Er schafft es den Songs seine ganz eigene Atmosphäre einzuhauchen, ohne sie zu entstellen. So klingt das, was streng genommen ein Remix-Album ist, vielmehr wie ein in sich schlüssiges Werk, das eine Auswahl der Album-Tracks in einem anderen Licht erstrahlen lässt. Dabei sticht vor allem seine grandiose Neubearbeitung von "I'll Take Care Of U" (♪♫♪) heraus, die er mit hallend im Raum schwebenden Chris-Isaac-Gitarren, ganz in seinen eigenen Soundkomsos beamt. Aber hervorragende Leistungen hört man hier an allen Ecken. So etwa in seiner Fassung von "I'm New Here" (♪♫♪), die er genial um schleppende Beats, schillernde Synthie-Effekte und ein hochgepitchtes Gloria-Gaynor-Sample ("Cassanova Brown") ergänzt. Aus der intimen Piano-Soul-Perle "Home Is Where The Hatred Is", wird eine schlicht "Home" (♪♫♪) betitelte, atmosphärisch schwebende und soft dubstepige Angelegenheit. Das tolle "The Crutch" (♪♫♪) reichert er mit treibenden Drum'n'Base-Beats, hochgepitchten Vocalfetzen von Baby Washington und Synthesizern an. Das hohe Niveau des im Original sehr düsteren "Ur Soul And Mine" (♪♫♪) kann er zwar nicht erreichen, kreuzt es aber hervorragend mit dem 2000er House-Klassiker "Touch Me" von Rui da Silva. Und das ursprünglich sehr erdige und minimalistische "NY is Killing Me" (♪♫♪), lässt er hier zu einem leicht spukigen Elektropop mutieren. Zwar kann "We're New Here" nicht gänzlich an die Klasse des Originals heran reichen, zeigt aber was möglich ist, wenn ein junges auf ein altes musikalisches Genie trifft. Und es hätte wahrlich auch großartiges heraus kommen können, hätten die beiden eines Tages vielleicht gemeinsam im Studio gestanden. Doch nur wenige Wochen nach erscheinen dieses Remix-Albums im Februar diesen Jahres, verstarb Gil Scott-Heron im Alter von 62 Jahren. Und so wirkt "We're New Here" heute fast wie eine Hommage und eine tiefe Verbeugung für eine Legende und einen der wichtigsten Wegbereiter des Rap.



Besprochen: TODDLA T - "WATCH ME DANCE"

Mit seinem Zweitwerk erschafft der Brite ein herrlich eklektisches Dance-Vergnügen, dass durch mehrmaliges Hören kontinuierlich gewinnt.

Nachdem bereits das hierzulande so gut wie völlig ignorierte Debüt "Skanky Skanky" (2009) von Toddla T, bei der britischen Presse für viel Lob sorgte, erscheint dieser Tage nun sein Zweitwerk "Watch Me Dance". Hoffen wir, dass der 26jährige DJ, Remixer und Produzent, der gebürtig auf den Namen Thomas Mackenzie Bell hört, nun auch in Deutschland für mehr Aufsehen sorgen wird. Verdient hätte es dies allemal - denn mit "Watch Me Dance" haut er uns nicht weniger als eine famose und höchst eklektische Dance-Platte um die Ohren, auf dem diverse Stile und Elemente ihre Finger im Spiel haben. Das der junge Mann bisher viel mit Rap , Dancehall oder Grime am Hut hatte, merkt man zwar auch dem neuen Album an, aber hier hat ihn vor allem der Dance und Pop der späten 80er bis frühen 90er gleichermaßen sozialisiert, wie man hier aus unterschiedlichen Quellen hören kann. Pate dafür steht bereits die erste und famose Single "Take It Back" (♪♫♪): Ein großartiger, von herrlicher Synthiepiano-Hookline angetriebener Ohrwurm, für den er die in den 90ern erfolgreiche Soulpop-Sängerin Shola Ama reanimierte. Genau genommen eine Schande, dass diese Perle bislang noch nicht in der kollektiven Wahrnehmung der Deutschen angekommen ist. Die zweite Single tanzt dann schon wieder auf einer ganz anderen Hochzeit: "Watch Me Dance" (♪♫♪) zeigt sich ganz von Einflüssen aus Rap, Funk und Disco vereinnahmt, und kann als Gastvokalist mit Roots Manuva auffahren. Das von Roisin Murphy besungene "Cherry Picking" (♪♫♪) macht sich als hervorragende Elektropop-Köstlichkeit, mit allerlei feinen Soundbeilagen einen Namen. "Streets So Warm" liefert allerlei feiste Elektrospielereien, die er äußerst gelungen mit Dancehall-Einflüssen kombiniert. "Badman Flu" (♪♫♪) hört sich mit seiner minimalistischen, aber teilweise gar acid-artigen Elektronik und den rasenden Raps, fast wie ein männlicher Gegenpart zu M.I.A. an. "Lovely Girl" präsentiert sich als verträumt sonnenscheiniger Elektro-Soul-Pop mit Ohrwurm-Faktor, und auf "Do It Your Way" kombiniert er eine famos weiblich besungene, funky und gefühlvolle Soul-Hymne zuerst mit fiepsenden Nintendo-Sounds - um sie ab der Mitte großartig mit triphopigen Elektro-Beats zu zäsieren.
Was der junge Brite hier abliefert, ist ein Dance-Album, dass ungeheuer Spaß machen kann - wenn man ihm denn die Chance dazu lässt. Wer also den Soundtrack für den langsam zu Ende gehenden Sommer 2011 noch nicht gefunden hat, der darf bei "Watch Me Dance" bedenkenlos zugreifen.




Samstag, 13. August 2011

Besprochen: JAY-Z & KANYE WEST - "WATCH THE THRONE"

Die beiden unanfechtbaren Könige des US-HipHop, greifen gemeinsam nach dem Thron - und sichern sich ihre Herrschaft mit dem HipHop-Album des Jahres!

Wenn man den zeitgenössischen US-HipHop betrachtet, könnte man fast das heulen kriegen. Schon seit einigen Jahren herrscht in dieser Sparte ein derartiges Überangebot an uninspirierter Fließbandware, dass man dem Genre am liebsten gänzlich abschwören würde. Wenn es da nicht eine kleine handverlesene Gegenbewegung gäbe, die immer wieder wahrlich einfallsreiches auf die Hörerschaft losließe. Und zu denen zählen zweifellos auch Jay-Z und Kanye West - vielmehr sind sie die beiden unbestrittenen Könige des US-HipHop. Und nachdem sie in der Vergangenheit schon desöfteren gemeinsam arbeiteten (so produzierte Mr. West zahlreiche Songs von Jay-Z, welcher sich öfters mit tollen Features bei ihm revanchierte), scheint es nur konsequent, dass sie nun mit einem ganzen Album gemeinsam nach dem Thron greifen und ihr Königreich untereinander aufteilen. Hatte Jay-Z doch zuletzt eine hervorragende Leistung mit "The Blueprint 3", und West mit "My Beautiful Dark Twisted Fantasy" sogar ein grandiosen HipHop-Meilenstein abgeliefert, bündeln sie nun auf "Watch The Throne" ihre Kräfte - und stampfen dabei ein wahrhaftes HipHop-Juwel aus dem Boden, dass die Messlatte für den HipHop des Jahrgangs 2011 in schwindelerregende Höhen legt. Denn was sie hier soundtechnisch alles wildes treiben, lässt einen schon ganz schön staunen. Da wäre natürlich an knapper erster Stelle der HipHop, dem aber ein hoher Anteil an Pop zur Seite Steht - und regelmäßig mit den unterschiedlichsten, aber stets homogen und hervorragend eingewobenen Elementen von Soul, über Elektro bis hin zu Funk konfrontiert wird. So wird etwa das fabelhafte "No Chruch In The Wild" (♪♫♪) mit einem furztrockenen Glam-Rock-Groove und schwebenden Synthieflächen unterlegt, die die gelungenen Raps und famosen (teils Vocoder-) Gesangspassagen einrahmen. Mit dem ultimativ begeisternden und einfallsreichen "Lift Off" (♪♫♪), hüllen sie HipHop- und Soul-Elemente in einen herrlichen Synthpop-Mantel, in dem vor allem Beyoncé Knowles als Gastsängerin eine verdammt gute Figur macht. "Niggas In Paris" (♪♫♪) bietet feinsten HipHop auf der Basis von minimalistisch fiepsender Synthiehookline und stampfenden Beats, ehe es am Ende in maschinellen Effekten und schwebenden Pianos mündet. "Otis" (♪♫♪) darf sich zurecht als feister und funky HipPop-Kracher abfeiern, der sich glänzend an James Brown, aber vor allem an Otis Redding's "Try A Little Tenderness" bedient. Mit "New Day" (♪♫♪) haben die beiden eine zauberhaft eindringliche Piano-HipPop-Perle im Angebot, die sie nicht weniger als grandios mit Vocalssamples aus Nina Simone's "Feeling Good" verflechten. Mit der wunderbaren und warmherzig-nachdenklichen HipPop-Perle "Made In America" (♪♫♪) liefern sie einen weiteren Höhepunkt, und setzten selbst als Schlusslicht mit "Why I Love You" (♪♫♪) ein Highlight mit hohem Hitfaktor. Doch auch die Deluxe-Edition des Albums sollte sich durchweg lohnen. So versteckt sich etwa hier die nicht weniger als grandiose erste Single "H•A•M" (♪♫♪), auf der sie catchy HipHop mit dramatischem Orchester und epischen Opernarien verschmelzen. Auf "Watch The Throne" kommt einem tatsächlich kaum eine schwache Minute unter, stets zaubern sie irgendeine neue Soundattraktion aus dem Ärmel, nie ahnt man was als nächstes passieren wird. Und in Zeiten, in denen viele da draußen höchstens ein paar passable Singles zustande kriegen, lässt es einen wahrlich staunen, mit welch einer scheinbaren Leichtigkeit sie den Hörer hier bis zum Ende fesseln. Und prompt mit dem Wunsch zurücklassen, die Platte gleich nochmal von vorn zu hören. So steht schon heute nahezu garantiert fest, dass "Watch The Throne" keine geringe Rolle in meiner Jahresbestenliste spielen wird. Lang leben die Könige!




Freitag, 5. August 2011

Diskografie-Special: AMY WINEHOUSE

Im Sommer 2011 sollte eine Ära zu Ende gehen - auch wenn sie nur sehr kurz war. Und wild. Am Nachmittag des 23.Juli diesen Jahres, starb Amy Winehouse im Alter von nur 27 Jahren. Es sollte der Tod eines großen, beliebten und hochbegabten Stars sein. Und ein Tod, der für viele nicht allzu unerwartet kam. Das sie sich mit ihrem exzessiven Alkohol- und Drogenkonsum eines Tages zugrunde richten würde, befürchteten die meisten, die ihre zahlreichen Skandale, Zusammenbrüche, Ausschweifungen oder Entzugsversuche mitverfolgten. Und doch ist es wie bei vielen großen Stars, die plötzlich aus dem Leben gingen - ob nun Jimi Hendrix, Janis Joplin, Michael Jackson oder Kurt Cobain...fast jeder konnte den Abgrund sehen, auf den sie zusteuerten, hoffte aber insgeheim, dass sie vorher doch noch die Notbremse finden würden. Doch sie fanden sie nicht - ebenso wie Amy Winehouse. Doch wollen wir an dieser Stelle nicht über die Umstände ihres Todes mutmaßen - zumindest solange die Todesursache noch unklar ist, wie zum aktuellen Zeitpunkt der Fall. Vielmehr geht es mir hier im speziellen auch nicht darum, ihre Skandale und ihre Ausschweifungen erneut durchzukauen. Die Boulevardpresse wird schon genügend Papier damit verschwenden, all diese einstigen Fehltritte für die nächsten Generationen zu konservieren. Doch hier soll es um etwas viel wichtigeres und vor allem GEwichtigeres gehen, dass sie der Nachwelt hinterlässt: ihre Musik! Denn sie wurde innerhalb nur weniger Jahre zu nicht weniger, als einer DER größten Soulstimmen unserer Zeit. Konkurrentinnen wie Adele mögen ihr durchaus (und zum Teil gar berechtigt) gefährlich geworden sein, aber war es doch Amy, die den klassischen Soul wieder in die Herzen der Menschen zauberte - und eine Schleuse öffnete für viele die es ihr erfolgreich nachmachten. Denn auch eine Adele hätte ohne Amy nicht den Erfolg den sie heute hat. Doch kommen wir nun zu ihrer Musik, welche der Nachwelt immer bleiben wird. Und dazu kann man nur sagen: zum Glück! Denn wer Soul nur im Ansatz zu schätzen weiß, der konnte die Musik von Amy Winehouse nicht ignorieren. Nur 2 Alben und einige weitere Songs sind zu ihren Lebzeiten erschienen. Doch um eben diese soll es nun hier gehen...bei dessen Bewertung ich nicht anders kann, als einen etwas persönlicheren Charakter als hier sonst üblich mit einfließen zu lassen. Doch eines sei klar gestellt: Ihr Tod hat hier keinerlei Einfluss auf meine Bewertung der Musik. Diese bewerte ich ebenso, wie ich es auch sonst getan hätte. Nun aber lasse ich ihre Musik für sich sprechen....



"FRANK" (2003)

Als ich im Januar 2005 zum ersten Mal (durch den Musikexpress) auf das Debütalbum "Frank" von Amy Winehouse aufmerksam wurde, geschah dies durch das Hören des daraus stammenden Songs "Fuck Me Pumps" (♪♫♪). Und diesem erfrischenden, catchy von HipHop-Beats unterlegten Soul-Ohrwurm, konnte ich auf Anhieb nicht widerstehen - dieser im heutigen Showbiz nahezu einzigartigen Stimme, die Erinnerungen an große Souldiven wie Ella Fitzgerald weckte, erst recht nicht. Und so kam es, dass ich tags darauf ihr Debütalbum meine Eigen nannte. Doch was mich auf "Frank", das sie im Alter von nur 19 (!) Jahren aufnahm, erwarten würde, dass war mir zu diesem Zeitpunkt sicherlich noch nicht klar. Doch schon nach dem ersten Hördurchlauf, hatte sie bei mir bereits alle Türen eingerannt. Denn was hier nach und nach aus den Boxen perlte, sollte in seiner Summe nichts geringeres ergeben, als eines der größten und famosesten Soulplatten der 2000er - so ist es etwa auch in meiner hier bereits vor 11/2 Jahren veröffentlichten Liste, der für mich persönlich besten Platten der vergangenen Dekade vertreten. Die Gründe dafür dürften für jeden auf der Hand liegen, der diesem Album aufmerksam lauscht. Es sind die fast ausnahmslos fabelhaften und authentischen Soulperlen und die frische, aber zugleich traditionell soulige Produktion, die dieses album von den meisten anderen seiner Dekade abhob. So etwa wie das jazzig-melodische und leidenschaftliche "Stronger Than Me" (♪♫♪), das gleich zu Beginn ein paar kräftige Sonnenstrahlen durch die Boxen jagt. Und auch das darauf folgende "You Sent Me Flying" (♪♫♪) steht dem mit schleppenden Beats, perlendem Piano und fantastisch eindringlich-mitreißendem Gesang, in nichts nach. Mit zärtlich verspieltem Piano, und sachte eingesetztem, jazzigen Saxofon, gibt sie mit "(There Is) No Greater Love" (♪♫♪) eine wunderbare Soul-Jazz-Ballade zum besten. Auf "In My Bed" (♪♫♪) erwartet uns großartiger und formvollendeter Soul-Pop, mit deutlich oldschooligem HipHop-Flair. Und daneben gibt es dann noch das verträumte und herrliche "Take The Box" (♪♫♪), dass melancholisch anmutende und ganz und gar grandiose "What Is It About Men" (♪♫♪), oder den ziemlich blumigen und lockerflockigen Ohrfänger "Help Yourself"(♪♫♪), der aus heutiger Sicht so wirkt, als hätte sie schon einst eine Botschaft für ihr zukünftiges Ich hinterlassen: "I can't help you if you won't help yourself."
Ein großartiges Retro-Soul-Meisterwerk, dass durch seine stete aber nicht zu aufdringliche HipHop-Ästhetik eine frische Note besitzt, die den klassischen Soul der 60er großartig in das neue Jahrtausend beamte. Ein süchtig machendes und berauschendes Soul-Vergnügen, dass man auch in 20 Jahren noch mit schmelzender Seele auflegen wird.








"BACK TO BLACK" (2006)

Das zweite - und letzte - Album der Amy Winehouse, sollte ihr den endgültigen Durchbruch zum weltweit gefeierten Superstar bringen, zur wohl größten Soulstimme unserer Zeit. Und es war mit einem gewissen Stilwandel verbunden. "Back To Black" sollte eine merkbar melancholischere Facette in ihrem Schaffen darstellen. Für Liebhaber des Debüts konnte allerdings der plötzliche Bläserbombast, den Produzent Mark Ronson seinem neuen Schützling angedeihen liess, aber doch ein wenig befremdlich wirken. So wie auch bei mir einst der Fall. Doch hat man sich erstmal damit abgefunden, kann man sich damit auch schnell mehr als nur anfreunden. Denn gibt man sich diesem Album und all seinem Gefühl voll und ganz hin, dann purzeln die Perlen nur so aus den Boxen. Und in einigen von ihnen, waren ihre Probleme bereits deutlich zu erkennen. Schon der Opener und erste Single "Rehab" (♪♫♪), ein ungemein catchy und mitreißender Soul-Pop-Kracher, kündete von dem Widerwillen der Künstlerin, an einer Entziehungskur teilzunehmen. Das wunderbare "You Know I'm No Good" (♪♫♪) zeigt dann den ersten melancholischeren Moment des Albums - und es soll nicht der letzte bleiben. Denn trotz solch lebensbejahenden Beiträgen, wie etwa dem tollen und schwungvollen Ohrfänger "Tears Dry On Their Own" (♪♫♪), oder der hübsch abgehangenen Soul-Perle "Me & Mr. Jones" (♪♫♪), hat "Back To Black" dennoch einen deutlich dunkleren Anstrich als sein eher optimistischer Vorgänger. Das macht sie vor allem im Titelsong "Back To Black" (♪♫♪) deutlich - einem düsteren und melancholischen Soul-Pop-Juwel, und einer ihrer vielleicht besten Songs. Und auch im nachdenklichen "Wake Up Alone" (♪♫♪), dem herzerweichenden "Love Is A Losing Game" (♪♫♪), oder dem sanft wehmütigen "Some Unholy War" (♪♫♪), setzt sich diese Stimmung fort. "Back To Black" sollte somit zum großen Durchbruch, und zugleich zum letzten künstlerischen Vermächtnis von Winehouse werden. Und eine große Soul-Platte wird sie wohl für immer bleiben. Zwar konnte sie nicht ganz an die große Klasse des Vorgängers "Frank" anknüpfen, kommt aber gefährlich nah heran. Und es wird dennoch das Album sein, auf das die Menschen als erstes zurückblicken werden. Denn "Back To Black" ist zwar nicht ihr bestes Album, aber eines das so sehr ihre Seele und ihren Geist atmet, wie es das kein anderes könnte.







Doch es gab noch mehr Musik von Amy Winehouse, die abseits ihrer 2 einzigen Studioalben veröffentlicht wurde. Am bekanntesten davon wohl der 2007er Hit "Valerie" (♪♫♪), ein zusammen mit Mark Ronson produziertes Cover der britischen Indieband The Zutons. Und im selben Jahr veredelte sie zudem die Solosingle "B Boy Baby" (♪♫♪) vom Ex-Sugababe Mutya Buena . Aber da war noch mehr. Etwa im letzten Jahr ihr Cover des Klassikers "It's My Party" (♪♫♪) von Leslie Gore, welches in Kollaboration mit Quincy Jones entstand. Doch gehen wir noch weiter zu ihren Anfängen zurück: Im Jahr 2004 steuerte sie die liebliche Ballade "Will You Still Love Me Tomorrow" (♪♫♪) zum Soundtrack der erfolgreichen britischen Komödie "Bridget Jones: Am Rande des Wahnsinns" bei. Im Jahr 2005 glänzte sie dann als Duettpartnerin des Newcomers Tylor James, auf der warmen Ballade "Best For Me" (und auf seinem Debütalbum wirkte sie zudem bei 2 weiteren Songs als Co-Autorin mit). Und im Jahr 2008 erschien dann das verträumte "Fool's Gold" (♪♫♪) auf dem Soundtrack zum Kinofilm von "Sex And The City". Aber auch in diesem Jahr wird es noch mindestens einen Song mit ihr zu hören geben: Im September erscheint das Album "Duets II" von Tony Bennett, auf dem sie gemeinsam den 30er-Jahre-Jazz-Klassiker "Body And Soul" interpretieren.
Aber mit Sicherheit wird dies lange noch nicht alles gewesen sein - noch kein großer Künstler blieb nach seinem Tod davon verschont, dass sein musikalischer Nachlass aus den Archiven gegraben und in manchmal wunderlichster Qualität an die hungrigen Massen verfüttert wurde. Eines der berühmtesten Beisspiele dafür ist etwa Jimi Hendrix, dessen Erbe bis heute kräftig ausgeschlachtet wird. Und so wird es mit Sicherheit auch bald Amy Winehouse ergehen, die ja nun neben ihm und weiteren großen Künstlern wie Kurt Cobain, Janis Joplin oder Jim Morrison, dem Club27 angehört - sie alle waren Vollblutmusiker, die ihr Leben unter das Motto "Live Fast, Love Hard, Die Young" stellten. Sie alle wurden nur 27 Jahre alt. Aber sie alle waren Genies.
Auch wenn - realistisch betrachtet - das tragische Ende der Amy Winhouse abzusehen war, so war und ist ihr Tod dennoch für viele ein Schock. Es ist der Tod einer Jahrhundertstimme, die den Kampf mit ihren inneren Dämonen endgültig verloren hat.
Ein gefallener Engel ist nach Hause zurückgekehrt.

Ruhe in Frieden, Amy.

Dienstag, 2. August 2011

Besprochen: TWIN SHADOW - "FORGET"

Mit seinem 2010er Debüt gelang dem Herren aus Brooklyn nicht weniger als ein moderner New-Wave-Meilenstein.

Selbst als erklärter Musik-Nerd, kann man natürlich nicht immer seine Ohren überall haben. Und so rauschen auch manche Perlen durch's Raster, die man dann häufig erst später entdeckt. Wenn überhaupt. Mit Twin Shadow, hinter dessen Pseudonym sich der Musiker George Lewis Jr. aus Brooklyn verbirgt, ist das so ein Fall - auch wenn sein Debütalbum "Forget" erst im November 2010 erschien, und somit noch kein ganzes Jahr auf dem Buckel hat. Allemal früh genug, um diese Perle noch im aktuellen Zustand für sich zu entdecken. Und wer diese Platte noch nicht kennt (was sicherlich nicht wenige sein werden), sollte dies schleunigst ändern. Denn mit seinem musikalischen Einstand, für welchen er Chris Taylor von Grizzly Bear als Produzent verpflichtete, schüttelte ein derart beseeltes und ganz und gar hinreißendes, aus New Wave, Synthie- und Indie-Pop geschmiedetes Meisterstück aus dem Ärmel, dass einem ein wohliger Schauer über den Rücken fährt. Der Opener "Tyrant Destroyed" (♪♫♪) sorgt zu Beginn zwar schonmal für eine recht düstere Atmosphäre, während dann aber schon das nachfolgende "When We're Dancing" (♪♫♪) deutlich sonnigere New-Wave-Momente und einen soft funky Groove mitbringt - und eine Vorstellung davon bietet, wie gut David Bowie in den 80ern hätte klingen können. Doch das ist nicht die einzige Erinnerung an berühmte musikalische Köpfe, die hier hin und wieder aufflammen. Auch das wunderbar unaufgeregte "In Can't Wait", oder das leidenschaftlich melodieverliebte "At My Heels" (♪♫♪) haben ein paar schicke Bowie-Momente zu bieten, während das ganz und gar grandiose "Slow" (♪♫♪) vor allem gesanglich stark an The Smiths gemahnt. Aber vergessen wir die Vergleiche und hören lieber diese fantastischen Songs. Wie das grandiose, elektrobeatige und getragene Meisterstück "Tether Beat" (♪♫♪), das zur famos zurückhaltenden Indie-New-Wave- Hymne anwachsende "Castles In The Snow" (♪♫♪), oder auch der Titelsong, die hinreißende New-Wave-Ballade "Forget" (♪♫♪). Ein schlicht und ergreifend hervorragendes Album, dass sich schon auf Anhieb in die Hirnwindungen schraubt. Ein Album das die Herzen der Menschen im Sturm erobern kann - man muss ihm nur die dazu Chance geben.