♪♫♪ ...music makes the people come together... ♪♫♪

♪♫♪ ...music makes the people come together... ♪♫♪

Mittwoch, 17. Januar 2018

Besprochen: SHAME - "SONGS OF PRAISE"


Das Beste kommt zum Schluss? Von wegen: denn mit ihrem unerhört fantastischen Debüt "Songs of Praise" haben die Jungs von Shame die Messlatte für das blutjunge Musikjahr 2018 bereits schwindelerregend hoch angelegt.

Ich kann mir nicht helfen, aber so ein ganz klein wenig fühle ich mich mental gerade genau 13 Jahre zurück in die Vergangenheit versetzt - an den Anfang des Jahres 2005: in das einst gerne sogenannte "England-Jahr". Eben das Jahr, in dem so viele neue und spannende Indierock-Bands aus britischem Boden schossen, um gefühlt beinahe im Wochentakt mit kreativen neuen Debütalben die britische Indie-Szene auf den Kopf zu stellen und Musikfans weltweit in Verzückung zu versetzen - sodass sogar der deutsche Musikexpress im Sommer selbigen Jahres auf einer seiner Ausgaben titelte: "England brennt!" Ob 2018 wieder so ein kreatives England-Jahr werden könnte, steht freilich noch genauso in den Sternen, wie es das auch vor genau 13 Jahren tat. Und doch scheint die britische Indie-Szene gerade wieder kräftig Feuer zu fangen - was vor allem der jungen britischen Post-Punk/Indierock-Band Shame und ihrem brandneuen Debütalbum "Songs of Praise" zu verdanken ist. Was selbiges nun gerade mit mir anstellt, ließe sich im Kontext britischer Indie-Musik am besten mit der frischen Begeisterung vergleichen, die ich einst Anfang 2005 für Bloc Party's Debüt "Silent Alarm" empfand. Wenngleich beide grob dem Indie zuzuordnen sind und auch beide auf gewisse Weise den Traditionen alter Helden nachfolgen, mögen sie musikalisch freilich dennoch relativ unterschiedliche Hausnummern sein. Gegenüber den funky tanzbaren und zahlreiche Haken schlagenden Indierock-Klängen von Bloc Party's Erstlingswerk, die sich deutlich an Bands wie Gang of Four orientierten, ist der Sound von Shame doch ein Spur stärker vom Punk beeinflusst - der oft vor allem durch seine treibend mitreißenden Gitartenriffs, seinen hübsch nölenden und teils fast schon Gift spuckenden Gesang, sowie durch seine immer wieder eingestreuten Spoken-Word-Passagen deutlich wird. Das vermag dann und wann gewisse Erinnerungen an die Sex Pistols zu wecken, aber ihr Sound bleibt stets melodisch, zum Teil fast düster-melancholisch und post-punkig genug, das man hin und wieder gar auch in die grobe Richtung von Joy Division denken muss und auch schon Vergleiche zu The Fall gezogen wurden. Davon konnten schon einige der vorab veröffentlichten Songs überzeugen: so wie der catchy und ziemlich cool drein schauende Post-Punk-Ohrwurm "Concrete" (♪♫♪), dessen Vocals von Spoken Word-Einlagen und bis hin zu mal lässigem und mal aggressiv keifendem Gesang reichen, oder das melodisch mitreißende, dabei eine Spur melancholischere, aber vor allem zeitlos großartige "One Rizla".



Wenn eine so junge Band, deren Mitglieder sich alle um das Alter von 20 Jahren herum bewegen, solch großartiges Material vorlegt und sich bereits einen Ruf als hervorragende Live-Band erspielen konnte, weckt dies so einige Erwartungen an das Debüt. Doch die jungen Männer gehen auf ihrem Erstlingswerk mit einer derart ansteckenden Spielfreude und mit einem solch mitreißenden jugendlichen Sturm und Drang zu Werke, dass sie diese Erwartungen mit "Songs of Praise" sogar locker übertreffen können. Schon beim allerersten Kontakt mit dieser Platten sollte bereits der düstere, elektrisierende und nahezu manische Opener "Dust on Trial" deutlich machen, dass hier noch eine ganze Menge spannendes passieren könnte - und das tut es auch! Das famose "The Lick" zum Beispiel, in dessen Versen die Band in lässig-gemächlichem Plauderton durch den Song latscht, nur um dann hin und wieder zu einem beinahe hymnischen Refrain abzuheben. Oder auch der herrlich ohrwurmige und zugleich wunderbar dreckige, keifende und treibend punkige Brit-Rocker "Gold Hole", das melodische, düstere und dynamisch indierockende "Tasteless" oder das fantastische, deutlich atmosphärischere und sich über epische 7 Minuten erstreckende "Angle". 

Ja, bei so etwas darf man ruhig schon mal mächtig staunen. Und mit "Songs of Praise" ist dem jungen Quintett gar ein so mitreißendes, ungestümes, leidenschaftliches und authentisches, aber vor allem so schwindelerregend gutes Album gelungen, das man aus dem Staunen auch gar nicht mehr herauskommen möchte - und das es mir persönlich bei jedem Hördurchlauf aufs Neue mental die Schädeldecke weg bläst. Dank "Songs of Praise" hat das Musikjahr 2018 gleich einen fulminanten Start hingelegt - doch diese herausragende Vorlage von Shame zu toppen, wird sicherlich nicht so einfach.