♪♫♪ ...music makes the people come together... ♪♫♪

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Montag, 28. Februar 2011

Besprochen: AVRIL LAVIGNE - "GOODBYE LULLABY"

Avril Lavigne versucht mit Album No.4 wieder zurück zur Relevanz im Pop-Business zu finden - und schafft dies erstaunlich souverän.

Avril Lavigne, hassgeliebte Poprock-Göre, die einst mit ihrem Debütalbum "Let Go" (2002) einen Grammy einheimste, über ihr zweites Album "Under My Skin" (2004) den Schein noch recht gut wahren konnte, und sich mit dem dritten und bisher letzten Album "The Best Damn Thing" (2007) in fiesesten Girlie-Pop verabschiedete. Eben jene Dame aus Kanada hat nun ganze 4 Jahre später ihr neues Album am Start. "Goodbye Lullaby" heißt das Stück, dessen Produktion sie sich mit Max Martin (Pink, Britney Spears), Butch Walker und Ex-Gatten Deryck Whibley teilt, soll sie nun wieder zurück zur Relevanz im schnelllebigen Pop-Business führen. Anfängliche Skepsis ist da selbstverständlich. Aber sie macht ihre Sache erstaunlich souverän, indem sie uns schon gleich zu Beginn ein paar ordentliche Ohrwürmer um die Ohren knallt. Schon der von perlendem Piano und einer wunderbaren Melodie lebende Opener "Black Star" (♪♫♪) sorgt für einen Aha-Effekt...schade nur, das der Song nach gut 1:30 Minuten schon wieder vorbei ist. Doch das macht sie mit dem wieder gut, was noch kommen soll. Die erste Single "What The Hell" (♪♫♪) geht mit schicken Orgeln, Handclaps und naiv-orhwurmiger Melodie, durchaus als catchy Teilzeit-Hit in Ordnung. Danach legt sie aber qualitativ nochmal eine Schippe drauf. Da hätten wir das warme und herrlich melodische "Push" (♪♫♪), das gute Singlequalitäten mitbringt. "Wish You Were Here" (♪♫♪) kommt ebenfalls auf sanfteren Schritten daher, zeigt sich aber als sehr schöne Pop-Perle. "Smile" (♪♫♪) nimmt dann wieder etwas mehr poprockiges Tempo auf und qualifiziert sich gleich als potentieller zukünftiger Hit. "I Love You" (♪♫♪) klingt weitaus weniger abgeschmackt als sein Titel, und weiß vielmehr als warmer und melodieverliebter Gitarrenpop-Ohrwurm zu begeistern. Und "4Real" (♪♫♪) mausert sich auf unaufdringliche Art und Weise zu einem der Albumhighlights. Am Ende mag man vielleicht das Gefühl entwickeln, das es anfängt ein wenig beliebiger auszutrudeln, aber die Qualität der Songs kann dennoch übezeugen. So ist dem Pop-Herzen ein Hörgenuss bis zum Ende gegönnt.
Sicherlich ist "Goodbye Lullaby" kein kleines Meisterwerk geworden. Aber Avril Lavigne beweist hier mit denen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln, das man sie noch nicht abschreiben sollte.


Samstag, 26. Februar 2011

Besprochen: LYKKE LI - "WOUNDED RHYMES"

Aus Herzblut, Schmerz und viel Seele, hat uns Lykke Li das großartige Zweitwerk geformt, auf das uns Santigold noch immer warten lässt.

Sie hat bereits mit Kleerup, Röyksopp und den Kings Of Leon gearbeitet, Kanye West und Beck verehren sie und Santigold hat sie längst überrundet. Die Rede ist von Lykke Li, Sängerin und Songwriterin aus Schweden. Doch all diese Umstände ändern nichts daran, das die 24 Jahre junge Sängerin ein eher introvertiertes und scheues Wesen ist, deren Songs häufig von Schmerz und Einsamkeit künden. Auf ihrem nun 2. Album "Wounded Rhymes" setzt sie dem mit zu Teil masochistisch geprägten Texten die Krone auf. "I'm your prostitue, come and get some" singt sie etwa in der ersten und fabelhaften Single "Get Some" (♪♫♪). Und im grandiosen, von tribalen Beats angefeuerten Art-Pop-Epos "Jerome", singt sie: "You can get me for nothing". Klare Worte die, wie der Musikexpress folgerichtig erkannte, "Alice Schwarzer zum Riechsalz greifen lassen dürften". Musikalisch versorgt sie uns mit fabelhaftem Indiepop, der eine deutliche nähe zum Blues aufzeigt, aber ganz und gar im Art-Pop seine Wurzeln hat. Das beinah hymnisch-ohrwurmige Formen annehmende "Youth Knows No Pain", sorgt als Opener für einen perfekten Einstieg in die 10 dunkel eingefärbten Songs, von denen jeder einen potentiellen Hit abgeben könnte. Bestes Beispiel folgt gleich darauf mit der neuen Single "I Follow Rivers" (♪♫♪), das sich mit dezent dunkler Atmosphäre jetzt schon zu einem der Songs 2011 mausert. "Rich Kid Blues" geht etwas bluesrockigere Wege, versöhnt sich aber mit einer hübschen Psychedelic-Orgel-Hookline. Und das wundervolle und eindringliche "Sadness Is A Blessing" setzt mit pianolastigem Arrangement auf die Verherrlichung der Traurigkeit, während "Unrequited Love", als filigrane Folknummer die unerwiderte Liebe zum Thema macht.
Ein wunderbares Album hat sie uns da kredenzt, das stilistisch weit in die 60er Jahre zurückstrahlt und auf dem Weg ins Heute die besten Elemente aufgreift, um ein rundes, eindringliches und beinah perfektes Gesamtkunstwerk zu erschaffen. Und an alle die das nicht glauben wollen: Wir sprechen und Ende des Jahres mit "Wounded Rhymes" unterm Arm bei den Jahresbestenlisten wieder!


Donnerstag, 24. Februar 2011

Besprochen: BRUNO MARS - "DOO-WOPS & HOOLIGANS"

Seit Monaten im Ohr und endlich hängen geblieben: Das Debüt der neuen Sänger- und Songwriter-Hoffnung Bruno Mars!

Internetnutzer konnten das Debütalbum von Bruno Mars schon Monate vor seinem Deutschland-Release vor wenigen Wochen hören - in den USA ist "Doo-Wops & Hooligans" bereits im vergangenen Jahr erschienen. Schon das erste Hören im vergangenen Herbst machte neugierig auf diesen talentierten Newcomer. Denn schon der Einstieg in das Album verhieß nur gutes. Und das ist noch untertrieben, wird man zum Auftakt doch gleich mit einer (Achtung!) BOMBE begrüßt: "Grenade" (♪♫♪) ist so etwas, was man allgemein unter einem perfekten Popsong verstehen muss. Eine großartige Hymne, und wohl der beste romantische und zugleich brutale Lovesong seit ... (bitte beliebige Jahreszahl eintragen). Ein Dekaden-Ohrwurm. Punkt. Seine Debütsingle "Just The Way You Are" (♪♫♪) steht dem auch kaum in etwas nach und präsentiert sich als sehnsüchtige Pop-Perle mit toller Melodie. Und "The Other Side" (♪♫♪) zeigt sich als famoses, retrosouliges und mitreißendes Duett mit Cee-Lo Green. Drei mehr als offensichtliche Hits, aber das einzige was nach erstmaligem hören wirklich hängen bleiben wollte. Doch nach dem wiederhören nach ein paar Monaten, sieht das ganze dann schon wieder etwas anders aus. Zugegeben: Das bluesrockige "Runaway Baby" (♪♫♪) will noch heute nicht wirklich zünden, und der etwas schnarchige "The Lazy Song" (♪♫♪) kann als nächste Single nicht gegen seine beiden grandiosen Vorgänger bestehen. Aber es hat sich doch etwas getan. "Our First Time" (♪♫♪) ist ein durchaus stimmungsvoller Song, der für gewisse Stunden zu zweit wie gemacht zu sein scheint. "Talking To The Moon" (♪♫♪) erweist sich als wunderbare Ballade mir viel Soul, "Liquor Store Blues" (♪♫♪) kommt in Begleitung von Damian Marley als vollkommen authentischer und gelungener Raggae-Ausflug daher und "Count On Me" (♪♫♪) ist eine zärtliche, filigrane und warme Pop-Ode.
"Doo-Wops & Hooligans" ist keine Offenbarung und auch kein zeitgenössisches "Thriller" geworden. Aber ein mehr als solides Debütalbum mit mindestens 3 garantierten Hits. Und das kriegt auch nicht jeder hin. Ein junges Talent von dem man noch viel erwarten kann!

Mittwoch, 23. Februar 2011

Besprochen: THE JOY FORMIDABLE - "THE BIG ROAR"

Das dem Retro-Wahn auch gutes entspringen kann, weiss auch das Trio aus London - und holt auf seinem Debüt den Grunge raus aus den Nischen und rauf auf die großen Bühnen. Schön ihn wieder zu haben!

Der Grunge wurde in den frühen 90ern quasi durch Nirvana geprägt - und wurde bald darauf gemeinsam mit Kurt Cobain zu Grabe getragen. Denn danach folgten höchstens leidliche Versuche, dem Genre neues Leben einzuhauchen. Heute, knapp 20 Jahre später, wo die 90er-Retro-Welle so richtig zu rollen beginnt, kommt ein Trio aus London daher denen das gelingt, woran so viele andere kläglich scheiterten: Sie bringen uns den Grunge zurück! Zumindest fast. Doch die Bezüge aus Shoegaze und Vergleiche mit My Boody Valentine passen ja perfekt ins Schema. Allerdings mit weiblichem Gesang hat man derlei nur sehr selten erleben dürfen - was dem ganzen einen hervorragend frischen Charakter verleiht. Die Grundsätze sind auf dem Debüt "The Big Roar" dieselben, wie schon vor 20 Jahren: Dunkel! Episch! Melodisch! Aber dennoch tritt das Trio nicht in die Retro-Falle und klingt bei all den deutlichen Bezügen erstaunlich frisch, druckvoll und zwingend. Das Album startet gleich mit einem Koloss von einem Song, der dem Hörer zeigt wo die Reise hingeht: "The Everlasting Spectrum Of A Lie" (♪♫♪) eröffnet das Spektakel mit einem melodischen Prog-Grunge-Epos von knapp 8 Minuten Spieldauer. Keine leichte Kost, aber nahezu eine Offenbarung. "The Magnifying Glass" gibt dann ordentlich Gas, und erfreut uns mit einem treibenden und mitreißenden Grunge-Rocker, den auch Garbage in den 90ern nicht besser hingekriegt hätten. "I Don't Want To See You Like This" (♪♫♪) verpflichtet sich ebenso dem treibenden Grunge, kriegt aber ein paar mehr Shoegaze-Momente und einen eindringlichen Ohrwurmcharakter verordnet. "Austere" (♪♫♪) lässt noch ein weing die eigene Punk-Vergangenheit aufblitzen, allerdings mit psychedelischen Momenten gewürzt. "A Heavy Abacus" (♪♫♪) hat das Zeug zum episch-melodischen Hit, "Llaw=Wall" (♪♫♪) ist ein hymnischer Kracher der mit männlichem Gesang für eine gelungene Abwechslung sorgt, und "The Greatest Light Is The Greatest Shade" (♪♫♪) schliesst das Album mit einer majestätisch-dunklen Hymne ab.
Aktuelle musikalische Referenzen ignoriert das Trio hier gekonnt und hilft lieber dem Grunge zu neuem und verdientem Ruhm. Zumindest wenn das Ergebnis so mitreißend inzeniert ist, wie das auf "The Big Roar". Die Band zeigt wo sie hin will und wo sie auch in nicht allzu langer Zeit zu finden sein werden: In den Stadien dieser Welt!



Dienstag, 22. Februar 2011

Besprochen: ZOEY VAN GOEY - "PROPELLER VERSUS WINGS"

Noch nie von Zoey Van Goey gehört? Dann sollte man dies mit ihrem wunderbaren zweiten Album, das sich irgendwo zwischen Folk, Indie und Vaudeville platziert, schleunigst ändern. Es lohnt sich!

Schon die Zusammenstellung des Trios Zoey Van Goey klingt äußerst bunt! Die Mitglieder stammen aus Irland, Kanada und England, haben ihre Band-Hombase allerdings in Glasgow/Schottland aufgeschlagen. Ebenso herrlich bunt ist auch das, was die Band in ihren Songs so anstellt. Da können Pop, Folk, Vaudeville, Post-Punk und Indierock so harmonisch nebeneinander existieren, als seien sie füreinander gemacht. Mit männlich-weiblichem Gesang, Gitarren, Flöten, Bläsern, Synthies und allerlei anderen Mitteln, erschaffen sie einen wahnwitzigen Stilmix, den sie aber in hochmelodische und wunderbare Songs gießen. Ihr zweites und brandneues Album "Propeller Versus Wings" zeigt dies nun wieder mal überdeutlich. So bieten sie schon mit dem Opener "Moutain On Fire" einen wunderbaren Auftakt: Eine herrlich zärtlich getragene Indie-Folk-Pop-Perle, die Sängerin Kim Moore mit ihrem wunderbar zerbrechlichen Gesang garniert. Zu deutlich heiterer Laune lädt dann der potentielle Hit "The Cake And Eating It" (♪♫♪) ein, auf dem sie uns zu minimalistisch funky Bloc-Party-Gitarren einen sonnenscheinig beschwingten Ohrwurm trällern. "Sackville Sun" gibt sich als unschuldig-schöner und minimalistischer Folk-Pop, in den sich urplötzlich 80s-Syntheziser einschleichen. Und "My Aviator" (♪♫♪) empfiehlt sich als putziger Vaudeville-Schunkler mit sanfter Bläserunterstützung. Und das waren nur die ersten 4 Songs! Diese überschäumende Kreativität erstrecken sie über das gesamte Album, stets in Tateinheit mit schier großartigen Melodien, die sich nur mit größtem Vergnügen in die Synapsen schmiegen. So erspielt sich "Escape Maps", das Prädikat "perfekter Popsong" mit Leichtigkeit, das zärtliche "Little Island" ist ein quasi kitschbefreites, folkiges Update von "Puff The Magic Dragon", und "Robot Tyrannosaur" (♪♫♪) kommt als eckiges und kantiges Indierock-Rumpelstilzchen des Weges. Allerlei gibt es zu entdecken auf diesem wunderbaren Album, auf dem praktisch jeder Song das Zeug zur Single hätte. Interessant ist, das auch jeder Song hier andere Wurzeln und Einflüsse vorweisen kann, das Endresultat allerdings sehr homogen und rund klingt. Oder um es mit einfachen Worten auszudrücken: Ein Album in das man sich einfach verknallen muss!

Donnerstag, 17. Februar 2011

Besprochen: THE STREETS - "COMPUTERS AND BLUES"

Time To Say Goodbye: Mike Skinner trägt sein Projekt The Streets nach 10 erfolgreichen Jahren zu Grabe - und schiesst zum Abschied nochmal ein paar Hits aus der Hüfte.

Was Mike Skinner mit seiner Kopfgeburt The Streets in den vergangenen 10 Jahren so anstellte, veränderte die Perspektive des britischen HipHop nachhaltig. Kam doch plötzlich einer weißer daher, der schön oldschoolig britischen HipHop mit Garage, Electronica, und Rock-Einflüssen mixte und damit seine eigene musikalische Kunstform gestaltete. Und das mit vollem Erfolg, konnte doch schon sein verhältnismäßig "sperriges" Debüt "Original Pirate Material" den Durchbruch herbei führen. War er in den letzten Jahren nicht mehr ganz im Fokus des öffentlichen Interesses (was seinem künstlerischen Erfolg vor allem in der Heimat keinen großen Abbruch tat), hat er nun wieder die volle Aufmerksamkeit: Mit seinem neuen und 5. Album "Computers And Blues" soll nun endgültig Schluss sein. Er schickt sein Projekt The Streets in Rente - und verdient sich damit einigen Respekt, gibt es doch viel zu viele Musiker da draußen, die nicht einsehen, wann Schluss sein sollte. Doch das hätte im vorliegenden Fall wahrlich nicht Not getan. Dafür ist das neue und letzte Werk ein eindeutiger Beleg. Denn wie er hier scheinbar leichtfüßig einen potentiellen Hit an den anderen reiht, macht es zu einem recht bitteren Abschied. Ein bisschen gelöst wirkt er, wirbelt mit den verschiedensten Bezügen und Elementen um sich, jongliert mit manch tollen Melodien, die er am Ende fast immer zu Ohrwürmern dreht, die erstaunlich inspiriert daher kommen. Da mag der Beginn noch etwas schräg anmuten, was aber nur Tarnung ist. Mit fiesen Synthies und verzerrten Vocals startet er in den Opener "Outside Inside" (♪♫♪), in den er umgehend einen feinen Funkgroove einbaut, der seinen Sprechgesang hervorragend einrahmt. "Going Trough Hell" (♪♫♪), Vorab-Single und einer von 3 Songs für die The Music-Sänger Robert Harvey die Vocals beisteuert, gibt einen ordentlich partytauglichen Hit ab. "Roof Of Your Car" (♪♫♪) kommt mit sonnigem Feeling des Weges getänzelt und mit triphopigen Beats, nachdenklich gestimmter Atmosphäre und der Kernaussage, das Liebe die Antwort ist, macht "Puzzled By People" (♪♫♪) von sich hören. "Blip On A Screen" (♪♫♪) zeigt eine sehr nachdenkliche Seite, der er dann weitere Ohrfänger wie das fabelhafte "Soldiers" (♪♫♪), das im Neo-Disco operierende "Trust Me" (♪♫♪), oder "We Can Never Be Friends" (♪♫♪) entgegen setzt.
Sicher ist dies nicht die Klasse, die etwa sein geniales Debüt ausmachte. Aber bei einer solch gelungenen und runden Zusammenstellung von mutmaßlichen Hits, nimmt man nun doch mit einer Träne im Auge Abschied.

Dienstag, 15. Februar 2011

Besprochen: BEADY EYE - "DIFFERENT GEAR, STILL SPEEDING"

Das mit Spannung (und ein wenig Angst) erwartete Debütalbum von Beady Eye. Oder: Wie Oasis versuchen, auch ohne ihren wichtigsten Mann zu überleben!

Was Noel Gallagher, kreativer Kopf von Oasis, vor nicht allzu langer Zeit sagte, war eine nachgewiesene Tatsache: "Ich kann nicht bei Oasis aussteigen. Ich bin Oasis!" Seinen Hang zur Arroganz hin oder her: Er war es, dem die großen Kracher der Band entsprangen. "Wonderwall", "Don't Look Back In Anger", "Champagne Supernova" - geht alles auf Noels Konto. Erst als er zur Jahrtausendwende auch Kompositionen der restlichen Bandmitglieder zuließ, gaben diese den eh schon strauchelnden Alben den letzten Todesstoß. Und eben diese müssen sich nach dem Ausstieg von Noel nun alleine behaupten. Das es ohne ihren wichtigsten Mann kein Oasis mehr gab, war klar - drum nannte man sich einfach Beady Eye. So muss nun der kleine Bruder Liam Gallagher auf eigenen Füßen stehen. An Selbstbewusstsein mangelt es ihm schonmal nicht. Auf die Frage was er tun wolle, wenn Fans auf Konzerten erwartungsgemäß Oasis-Songs fordern werden, antwortete er: "Die werden gar keine Zeit haben, irgendwas zu fordern. Wir werden die mit einem Kracher nach dem anderen bombadieren." Auch wenn er die prägnante Stimme der Band war, muss er hier doch ein sehr großes Erbe antreten. Waren doch seine eigenen Kompositionen auf Oasis-Alben mehrheitlich an Naivität kaum zu unterbieten. Und das erste Lebenszeichen von Beady Eye standen auch unter keinem guten Stern. Die Vorab-Single "Bring The Light" (♪♫♪) ist ein ignorierenswerter Südstaatenrocker, mit flachem Text und bei den Beatles geklautem Gitarrenriff. Nun war man natürlich gespannt, wie sehr sich die Splitter der einst größten Britpop-Band Englands, auf ihrem Debütalbum zum Horst machen würden. Doch der erwartete Super-GAU bleibt aus. Auch wenn den Songs von "Different Gear, Still Speeding" die großen, allesumschlingenden Melodien fehlen, die nur dem Hirn des abhanden gekommenen Noel entsprangen, versuchen die verblieben Herren ihr bestes, auch alleine zu bestehen. Das äußert sich dann in hörbar besseren Songs, als der bereits erwähnten Fiasko-Single. Mit "Four Letter Word" (♪♫♪) starten sie mit einem satten und selbstbewussten Rocker in das Album, den Liam mit seinem herrlich nöligen Gesang ins gewohnt rechte Licht rückt. Bei "The Roller" (♪♫♪) bedienen sie sich fast schon frech, aber äußerst gelungen bei John Lennon's "Instant Karma". "For Anyone" gefällt als hübsche Schunkelballade. Auf "Beatles & Stones" feiern sie vor rockigem Background ihre Idole ab. "Kill For A Dream" schmiegt sich mit Akustikgitarre und Streichern angenehm in die Gehörgänge. Und "The Beat Goes On" mausert sich als wunderbar melodischer 60s-Pop zu einem der Highlights der Platte. Das sich die memorabelsten Songs dieses "Debüts" sehr eindeutig auf ihre großen Vorbilder beziehen (Led Zeppelin, The Beatles), schmälert das Vergnügen zwar ein wenig, aber dennoch ist ihnen ein äußerst hörbares und unerwartet solides Album gelungen. Mal was anderes, ehe dann in spätestens ein paar Jahren die Reunion von Oasis ansteht. Denn bald schon wird den streitlustigen Brüdern klar werden, das sie so richtig nur in einer Einheit funktionieren. Und wer weiß - vielleicht gibt es dann ja nach einer gefühlten Ewigkeit auch mal wieder ein gutes Oasis-Album.



Montag, 14. Februar 2011

Besprochen: PJ HARVEY - "LET ENGLAND SHAKE"

Statt um ihr eigenes Seelenheil, kümmert sich PJ Harvey auf ihrem 8. Album um ihre Heimat England - in Form einer großartigen Platte aus feinstem Experimental-Folk.

PJ Harvey, Singer/Songwriterin aus England, ist in den Jahren ja stets dafür bekannt gewesen, in ihren Kompositionen vor allem ihr eigenes Seelenheil zu besingen. Doch ist die Dame ebenso berühmt dafür Haken zu schlagen. Auf ihrem 8. Album lässt sie ihr eigenes Inneleben hinter sich und sorgt sich stattdessen um ihre Heimat - ein einst so stolzes und mächtiges Land, das immer mehr vor die Hunde zu gehen droht. Dies begleitet ebenfalls einen Stilwandel, der allerdings von ihrem letzten Album "White Chalk" gelernt hat. Der Hang zur Ballade bleibt auf "Let England Shake", aber die Mittel sind andere. Es geht nicht mehr so düster zu wie noch zuletzt, dafür hört man hier das Unheilvolle wie als Warnung im Hintergrund lauern, was ihrem neuen Werk einen unterschwellig diabolischen Unterton verleiht. Das merkt man schon im Opener und Titelsong "Let England Shake" (♪♫♪), eine Art dunkel gefärbter Psychedelic-Folk-Epos. Und doch kommen immer irgendwo Nuancen dazwischen, die aufpassen das das Ganze nicht in die depressive Richtung abdriftet. So wird die psychedelisch schwebende Perle "The Glorious Land" (♪♫♪) von Trompetenfanfaren begleitet, als würde die Kavallerie zum Angriff blasen. Die großartige Single "The Words That Maketh Murder" (♪♫♪) bietet twangend verkiffte Surfgitarren, zurückhaltende Bläser und saftige Handclaps. Und der zauberhafte Folksong "On Battleship Hill" (♪♫♪) verbindet optimistische The XX mit fernöstlichem Flair. "All And Everyone" (♪♫♪) hingegen bietet eines der dunkelsten Statements der neuen Platte - und vor allem einen wundervollen Song.
Die wiederholte Neuerfindung der Künstleirn zahlt sich hier mehr als aus. "Let England Shake" ist ein weiteres Meisterwerk im Repertoire der Engländerin. Harvey hat es wahrlich nicht mehr nötig, sich in der Musikgeschichte noch nachhaltig etablieren zu müssen. Das hat sie in der Vergangenheit bereits mehr als sicher gestellt. Aber mit diesem hervorragenden 8. Werk, hat sie sich ihren Platz noch einmal für mindestens ein paar weitere Jahrzehnte gesichert.




Special: LADY GAGA - "BORN THIS WAY"

Lady Gaga 2.0: Die mit so selten da gewesener kollektiver Spannung erwartete neue Single von Lady Gaga ist da.

Was Stefanie Germanotta alias Lady Gaga in den vergangenen paar Jahren mit 8 Singles und 11/2 Alben an Erfolgen und Rekorden einfahren konnte, hatte man so schon lange nicht mehr erlebt. Mit ihrer schrillen Kunstfigur eroberte sie die Bühnen und Hitlisten der Welt, und zeigte das auch in den schnelllebigen, von Internet und Castingshows regierten Zeiten von heute, der Traum vom Superstar noch immer möglich ist. Singles und Album gingen weg wie geschnitten Brot, die Presse stürzte sich auf jedes ihrer neuen Outfits und selbst Kritiker abseits des Mainstream konnte sie überzeugen. Denn wo Lady Gaga ist, das kommen Kunst und Kommerz so passgenau zusammen, als würden sie unzertrennlich zueinander gehören. Schon im Herbst letzten Jahres gab sie bekannt, das ihr neues Album im Kasten sei, aber nicht vor Frühjahr 2011 erscheinen werde. Und die Gerüchteküche brodelte. Sie werde rockiger mutmaßten die einen, sie werde beim Dance bleiben, behaupteten andere. Und ihr Produzent Red One ließ gar verlauten, das neue Album werde "schocken, schocken, schocken". Als dann der Release der ersten Single "Born This Way" (♪♫♪), der Titeltrack des neuen Albums, für den 11. Februar diesen Jahres bekannt gegeben wurde, gab es für Fans, Blogger und Presse kein Halten mehr. Von Fans selbst bearbeitete Mixe eines von ihr dargebotenen Live-Vorgeschmacks auf den neuen Song, wucherten im Internet wie Unkraut, angeblich "authentische" Snippets des fertigen Songs wurden angepriesen und unzählige "offizielle" Coverartworks in Umlauf gebracht. Keine Ahnung wie die Verantwortlichen es geschafft haben bis zum Release und zur gleichzeitigen Radiopremiere, den neuen Song geheim zu halten. Ein wahrer Kraftakt in den heutigen Zeiten, in denen ganze Alben zum Teil Wochen vor dem Release im Internet zu finden sind. Und so stieg die kollektive Spannung noch mehr - bis man am vergangenen Freitag endlich Erlösung fand. Und dann hörte man "Born This Way" zum ersten mal. Und das was sich dann bei so manchem einstellte war...eine gewisse Ernüchterung. Schon nett was da aus den Boxen kullerte, aber irgendwie erinnerte einen das ganze doch sehr an Madonna's "Express Yourself" (♪♫♪). Doch man sollte über den Song nicht zu vorschnell urteilen, denn er erweist sich als echter Grower. Zuerst ist es die fein 90s-orientierte, und damit Fest im Sattel des aktuellen Trends sitze Produktion, die flirrenden Synthies, die pumpenden Beats, die sich einem ins Ohr schrauben. Bis einen dann auch der Rest des Songs kriegt, und sich heimlich zum echten Ohrwurm mausert. Im abschließenden Fazit ist "Born This Way" ein mitreißender Dance-Pop-Ohrwurm, der einen noch hungriger auf das neue Album macht. Zwar braucht der Song ein paar Anläufe bis er so richtig in Fahrt kommt, aber oft sind dies doch die Songs die uns dafür umso länger in Hirnwindungen hängen bleiben. Ein Hit, nicht weniger!

Sonntag, 13. Februar 2011

Besprochen: BRIGHT EYES - "THE PEOPLE'S KEY"

"An Apocalyptic Bang": Nach 4-jähriger Plattenpause kommen Bright Eyes zurück und zeigen, warum sie noch immer absolut unentbehrlich sind.

Conor Oberst, Kopf der Band Bright Eyes, hat sich in den vergangenen Jahren mit diversen Projekten verdingt. Auf Solopfaden, als Kopf der Mystic Valley Band oder in der Supergroup Monsters Of Folk machte er von sich reden. Der junge Mann, der spätestens seit dem großen Erfolgsalbum "Lifted Or The Story Is In The Soil, Keep Your Ear To The Ground" (2003) mit seiner Band Bright Eyes, als Wunderkind des Folk gefeiert wurde, widmet sich ihnen jetzt 4 Jahre nach dem letzten Album "Cassadaga" auf's Neue - und zeigt sich wieder mal von seiner besten Seite. Was für ein unerschöpflicher Quell von Kreativität in ihm sprudelt, konnte er stets unter Beweis stellen, auch wenn die letzten Projekte nicht immer so durchgängig hochwertige Werke zu Tage förderten, die man unter seiner Herrschaft bei seiner Stammband so gewohnt war. Doch unter Beihilfe von seinen Kollegen Mike Mogis und Nathaniel Walcott, fährt er mit "The People's Key", dem 8. Album von Bright Eyes, wieder zu Höchstform auf. Er hat auch sein wohl mit Abstand vielseitigstes Album geschaffen, das trotzdem homogen und rund klingt. Die im Country und Americana verwurzelten Einflüsse der Vergangenheit verflüchtigen sich hier komplett, was dem ganzen eine noch modernere und dennoch zeitlose Note veleiht. Da hätten wir das großartige "Shell Games" (♪♫♪), das sich als melodisch folkiger Popsong mit softer Synhtieuntermalung präsentiert. "Jejune Stars" (♪♫♪) zeigt sich von einer druckvoll rockigen, aber nichtsdestrotz hochmelodischen Seite. "Approximate Sunlight" (♪♫♪) erinnert in seiner unterschwelligen Elektronik und der düsteren Grundestimmung, an das 2005er Album "Digital Ash In A Digital Urn". "A Machine Spiritual (The People's Key)" (♪♫♪) liefert die wohl wunderbarste nur denkbare Definition von Arena-Folk. Und der "Ladder Song" (♪♫♪) offenbart sich als zutiefst emotionale und memorable Pianoballade. Arrangements und Melodien sitzen wie angegossen auf diesem Album, mit dem uns Connor Oberst mal wieder ein äußerst feines Werk beschert hat, das uns mit Sicherheit noch lange im Fell hängen bleiben wird. Wenn Inspiration, Eingängigkeit, Authentizität und Kunst in einem gesucht werden, ist Oberst nach wie vor die beste Adresse. Ein kleines Meisterwerk!

Donnerstag, 3. Februar 2011

Besprochen: ROXETTE - "CHARM SCHOOL"

Nach 10 Jahren legt das schwedische Duo sein Comebackalbum vor - und zeigt sich so bestechend, wie seit mindestens 20 nicht mehr!

Roxette sind der wohl erfolgreichste Schweden-Import seit ABBA, und mischten die 80er und vor allem die 90er Jahre mit zahlreichen Hits auf. Sogar die Pole Position der US-Charts konnten sie mehrfach für sich beanspruchen. Nach dem letzten Album "Room Service" in 2001, war dann aufgrund einer Hirntumor-Erkrankung von Sängerin Marie Fredriksson vorerst Schluss. 2004 kam dann zwar schon ein Soloalbum von ihr, und eine neue Roxette-Single zu einer Best-Of gab's zwischendurch auch. Aber ein neues Album des Duos war nicht in Sicht. Nun nach 10 Jahren Plattenpause, wagen sie es erneut. Mit ihren letzten beiden Alben sind ihnen zwar mit Songs wie "Wish I Could Fly", "Stars" oder "Milk And Toast And Honey" veritable bis respektable Hits gelungen, konnten aber auf ganzer Länge weniger überzeugen. Zu viel Füllmaterial, das zwar nicht ärgerte, aber auch nicht hängen bleiben wollte, stand den wenigen memorablen Songs im Wege. Daraus scheinen die beiden nach langer Pause wahrhaft gelernt zu haben. Denn "Charm School" liefert ein Fülle an tollen Melodien, das man glauben könnte, wir schrieben noch immer die 90er - die mit Abstand erfolgreichste und fruchtbarste Phase in ihrer Karriere.
Schon nach der Hälfte der neuen Platte, ist man derart angefixt das man sich fragt, ob dies vielleicht gar ihre beste ist. Oder wenigstens die beste seit mindestens 20 Jahren. Alben von Roxette muss man allerdings meist in Bezug auf ihr Alter betrachten. Häufig waren viele ihrer Songs stark der Zeit verhaftet, in der sie entstanden. Das Duo und ihr Stil sind allerdings sehr gut gealtert, wie man den neuen Kompositionen anhören kann. Die neuen Songs klingen zwar zeitgemäß, können aber auch in Jahren noch durchaus funktionieren. Marie und Per konzentrieren sich hier auf das was sie am besten können: POP! Zwar ignorieren sie den aktuellen Trend nicht und setzten auch ab und an dezente Dance-Elemente ein, biedern sich aber ebensowenig am zeitgeistigen Trend an. Und bei ihren alten Stärken zu bleiben, zahlt sich für sie hier kräftig aus. Man höre nur die Perlen von Songs, die es hier zu entdecken gibt. Mit "Way Out" startet es schonmal in einen für Roxette archetypischen Pop-Rock-Ohrwurm, der allein schon zeigt, das sie zu alter Stärke zurück gefunden haben. Doch danach wird's noch viel besser. Direkt danach hat Marie - die auf der ersten Single, dem bereits bekannten "She's Got Nothing On (But The Radio)" (♪♫♪), nicht so viel zu tun hat - ihren ersten großen Auftritt: In Form der wunderbaren und gefühlvollen Ballade "No One Makes It On Her Own" (♪♫♪), die zarte Country-Elemente aufweisen kann. Der erste richtige Höhepunkt folgt mit "Speak To Me" (♪♫♪), dessen tolle Verse Per bestreitet, um mit Marie's Refrains zu einer kleinen Pop-Hymne aufzustreben. Wenn nicht viel schief läuft, jetzt schon ein sicherer zukünftiger Roxette-Klassiker. Und auch "Only When I Dream" (♪♫♪), ein melodischer und mitreißender, von softem Dance-Groove untermalter Pop-Hit, hat ähnlich hohe Hitchancen. Und sonst so? Hätten wir zum Beispiel das nah am Singer/Songwriter-Fach angelehnte "I'm Glad You Called", die warme und melodische Pop-Köstlichkeit "Dream On", die wundervolle von Piano und sanften Synthies umwobene Perle "Happy On The Outside", oder die sanfte und warme Ballade "Sitting On Top Of The World".
Waren Roxette in den vergangenen Jahren selbst bei einstigen Liebhabern fast schon in Vergessenheit geraten, glaubte man bei einem Comeback wohl eher an ein Nischendasein, das sich aus der alten Stamm-Fangemeinde nähren würde. Doch mit "Charm School" (hier ein Medley aller Albumtracks!) stellen sie eindrucksvoll unter Beweis, das sie ihren Zenith noch lange nicht überschritten haben.
Als wäre heute 1991...wunderbar!



Besprochen: THE SOFT MOON - "THE SOFT MOON"

Wie in einem dunklen Rausch, beschwört das Ein-Mann-Projekt aus den USA auf seinem Debüt den Geist von Joy Division.

Nachdem Luis Vasquez in der Vergangenheit unter dem Namen seiner One-Man-Show The Soft Moon mehrere 7"s veröffentlichte, kommt er nun mit seinem von angefixten Anhängern lang ersehnten Debüt. Und auf diesem vereint er so einige Stile. Ob nun New Romantic, Post-Punk, Noise-Elemente, Psychedelia oder Dark Wave. Doch das was er auf "The Soft Moon" anstellt, auf diese reinen Genrezugehörigkeiten zu differenzieren, wäre vollkommen falsch. Vielmehr baut er aus ihnen eine dunkle, pulsierende, berauschende und rastlose Einheit, mit der er den Geist von Joy Division herauf beschwört. Möge sich der Pop-Fan und gemeine Radiohörer doch die Zähne dran ausbeissen. Dem Rest von uns wird diese Platte wie ein eigenartiger, mitreißender und bewusstseinserweiternder Trip vorkommen, der einen immer stärker in seinen Sog zieht. "Sewer Sickness" (♪♫♪) lebt von düster-monotoner, gar fast paranoider Klangstruktur, die von fies sägenden Gitarren attackiert wird. Passend zum Titel, gibt er sich auf "Into The Depths" (♪♫♪) mit stoischen, motorischen Beats, in der Landschaft hängenden Gitarrenakkorden und gespenstischem Gesang, ganz dem Dark-Wave hin. "Primal Eyes" beginnt mit dunklem New-Wave-Groove, ehe er sich in ein wütendens, verstörendes Noise-Monster verwandelt. "Breath The Fire" (♪♫♪) kommt auf galoppierenden Drumbeats und psychedelisch schwebenden Gitarren daher. Und "Out Of Time" tritt als großartige, atmosphärische und unterkühlte Dark-Wave-Hymne auf. Und "When It's Over" (♪♫♪), mit seinen aus dem Mix wie Echos herausstrahlenden Vocals, könnte fast ein Hit sein. Zumindest in einer besseren Welt. In selbiger wäre der Herr wohl Superstar. Doch was er hier leistet, mutet dem Radiohörer doch einiges zu. Doch eines sei versprochen: Es gibt in all den wirren, psychotischen, verstörenden und betörenden Klängen, eine Menge zu entdecken.



Mittwoch, 2. Februar 2011

Besprochen: FAMILY OF THE YEAR - "OUR SONGBOOK"

Mit reichlich Verspätung kommt das Debüt der US-Folk-Pop-Band Family Of The Year auch in unseren Handel - obwohl sie in dieser Form nicht mehr existiert.

Die Plattenfirmenpolitik, auch gern mal ganz heiße neue Acts erst geraume Zeit nach ihrem Heimatland, auch anderswo zu vermarkten, ist schon lange traurige Tradition. Im Fall der Newcomer Family Of The Year aus dem sonnigen L.A., ist dies doppelt schade. Zum einen, weil das bereits 2009 in den USA erschienene, von lockerflockigen und sonnenscheinig betörenden Melodien nur so strotzende Album, erst jetzt unsere Ohren erfreuen darf. Und hinsichtlich der Tatsache, das Vanessa Long - neben Joe Keefe Leadstimme und Co-Songwriterin des Debüts - zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht mehr Mitglied der Band ist. Sozusagen erreicht uns mit "Our Songbook" nun, mehr als ein Jahr nach seiner ursprünglichen Veröffentlichung, ein Echo aus der Vergangenheit. Aber ein ungemein wunderbares und zum verlieben schönes. Denn wie die einstige Besetzung hier warme Harmonien und herzerwärmende Melodien aus dem Ärmel schüttelte, und sie in formidable Folk-Pop-Perlen übersetzte, in denen Indie-Pop und Americana aus allen Ritzen dringen, lässt wohl niemanden kalt. Das erleben wir dann in solch Perlen wie etwa dem relaxten Opener "Feel Good Track Of Rosemead" (♪♫♪). Im melodischen, von Handclaps und denglenden Gitarren untermalten Folk-Pop-Ohrwurm "Let's Be Honest". Oder im catchy melodischen Indie-Pop-Hit "Treehouse" (♪♫♪), das einen guten Sommerhit 2011 abgeben würde. Und wer sich nicht auf der Stelle mit schmelzender Seele in solch eine kostbare Ballade wie "Summer Girl" (♪♫♪) verknallt, dem ist wahrlich nicht mehr zu helfen. Die Liste der Lieblingslieder wird mit jedem hören immer länger - kaum eine Schwachstelle lässt sich auf "Our Songbook" ausmachen. Hier wird zwar kein Rad neu erfunden, werden keine Grenzen augelotet und keine Experimente gewagt - stattdessen feiert die Band hier den Pop, wie er schöner kaum sein könnte. Die erste Feel-Good-Platte des Jahres...mit Gänsehautgarantie! Hören und verlieben. Es lohnt sich!

Dienstag, 1. Februar 2011

Besprochen: WHITE LIES - "RITUAL"

Nach dem Hype ist vor dem Hype - zumindest dann, wenn man ein so famoses Zweitwerk abliefert, wie es die britischen Newcomer der letzten Saison hier vormachen.

Als 2009 das Debütalbum "To Lose My Life" der britischen Newcomer White Lies erschien, waren die Jubelschreie der Kritiker laut. Nicht das es wenigen Neulingen auf der Insel so ergehen würde. Aber im Fall des Trios aus London, war es ein gerechter Hype. Mit düsterer Aura und hymnischen Melodien, schufen sie ein Album voller dunkel gefärbter Dark-Wave-Indierock-Epen, auf dem jeder Song eine potentielle Single abgab. Sie legten die Latte für ihr Nachfolgewerk enorm hoch - ebenso wie die Erwartungen der Hörer. Auf "Ritual" wagen sie zwar keinen Stilbruch gegenüber dem Vorgänger, sie beharren aber auch nicht sturr auf dessen Erfolgsrezept. Die Hauptzutaten sind weitestgehend gleich geblieben, sie wagen aber den Schritt in manch andere stilistische Gefielde, die sie geschickt in ihren ganz eigenen Sound einflechten. Und da wären wir auch schon bei dem Punkt angelangt, der auch ihr 2. Album von Anfang an zu einem kleinen Erlebnis macht: Ihr Gespür für mitreißende Melodien und waschechte HITS. Und schon mit den ersten 3 Beiträgen, schleudern sie einem selbige um die Ohren, als wären es Bonbons. Der Opener "Is Love" (♪♫♪) steht "Death", dem Gegenstück des Debütalbums, in punkto hymnischer Kraft in nichts nach - auf stoisch voran maschierenden Beats, breiten sie eine immer mehr an Intensität gewinnende Atmosphäre aus, um sich bei 2:28 Minuten in einen großartigen Refrain zu ergießen. Auch das folgende "Strangers" (♪♫♪) empfiehlt sich als Ohrwurm, der neben epischer Melodie mit elektronischem Beiwerk für einen volleren Sound sorgt. Und mit der ersten Single "Bigger Than Us" (♪♫♪) geht's wahrhaft hoch hinaus - ein treibender und erhabener Song, der Liebhaber des Debüts in wahre Begeisterungsstürme versetzen sollte. Danach drehen sie die Geschwindigkeit etwas herunter, aber keineswegs die Hitdichte. So zeigt sich "Peace & Quiet" (♪♫♪) von der ruhigeren Seite, ohne aber auf ein große und eingängige Melodie zu verzichten. "Holy Ghost" (♪♫♪) könnte mit seinen stampfenden Dark-Wave-Beats, den flächigen Gitarren und dem episch-mitreißenden Sound, einen weiteren veritablen Hit abgeben, und das abschließende "Come Down" (♪♫♪) macht klar, das auch der RnB bei der Entstehung von "Ritual" ein Thema gewesen ist. Vielleicht klingt das alles nicht mehr so spannend, wie es auf "To Lose My Life" war. Dessen Titelsong werden sie wohl auch niemals toppen können. Dennoch zeigen die Jungs auf ihrem Zweitwerk, das auch eine Existenz nach dem großen Debüt möglich ist. Und so schlecht machen sie sich wirklich nicht. Daumen nach oben.