♪♫♪ ...music makes the people come together... ♪♫♪

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Samstag, 26. November 2011

Besprochen: MARY J. BLIGE - "MY LIFE II...THE JOURNEY CONTINUES (ACT 1)"

Mit dem Sequel ihres Erfolsalbums "My Life" verliert sich die RnB-Diva vor allem in solider Langeweile.


Ohne Zweifel hat sich Mary J. Blige seit den frühen 90ern einen guten und verlässlichen Namen in der amerikanischen Black-Music erspielt. Auch wenn sich ihr Kernpublikum damals wie heute wohl am ehesten in ihrer Heimat wieder findet, so konnte sie über die Zeit auch jenseits des großen Teichs immer wieder auf offene Ohren stoßen. Sogar in den letzten Jahren gab es da manch erfreuliches zu hören. "The Breakthrough" war 2005 ein recht gelungenes Album, dass mit "Be Without You" und dem U2-Duett "One" zwei großartige Hits hervor brachte. Und auch der 2007er Nachfolger "Growing Pains" konnte sich sehen und hören lassen. Nachdem dann in der Zwischenzeit ihr letztes Album "Stronger With Each Tear" irgendwie unterging, ist die RnB-Lady nun mit ihrem 10. Studioalbum am Start. Und damit hatte sie scheinbar großes vor. Denn dem Titel nach ist "My Life II...The Story Continues (Act 1)" ein Sequel ihres hoch gelobten zweiten Albums "My Life" aus dem Jahr 1994. Doch waren bei diesem Bezug auf ihr einstiges Erfolgsalbum künstlerische Inspiration, oder doch eher kommerzielle Überlegungen im Spiel? Hört man die erste Single "25/8" (♪♫♪), möchte man an die erste These glauben - denn schafft sie es hier tatsächlich, aus im Grunde unspektakulärem RnB einen echten Hit zu drehen, der einem mit jedem hören etwas länger im Gehörgang hängen bleibt. Bei weiterem Fortschreiten der Tracklist ihres neuen Longplayers, kommt aber doch eine gewisse Ernüchterung auf. Denn wenn man etwas als offizielles Sequel eines umfeierten Werkes anpreist, gibt man sich unmittelbar dem direkten Vergleich hin. Und dem kann "My Life II..." nicht stand halten. Wurde der Vorgänger hauptsächlich von P. Diddy (damals noch Puff Daddy) produziert, was dem Album ein durchgehend roten Faden verlieh, werkelten nun am Nachfolger gleich mehr als ein Dutzend namhafter Produzenten und Songwriter, plus einer obligatorischen Riege von Gastvokalisten. Bis auf das verunglückte und uninspirierte Remake von Chaka Khan's eh schon längst abgenudelten "Ain't Nobody" (♪♫♪), wird es hier auch nie wirklich ärgerlich. Das meiste ist solides RnB-Handwerk - doch das dieser sich in den letzten Jahren massiv verändert hat, haben Mary J. Blige und ihre Macher wohl krampfhaft ausgeblendet. Hin und wieder gibt es hier aber dennoch Grund zur verhaltenen Freude. Die zweite Single "Mr. Wrong" (♪♫♪) zeigt sich etwa als schicker RnB-Schleicher mit filigranen Synthies im Background, und dem derzeit sehr angesagten Drake als Duettpartner.  Und doch gibt es hier vor allem diese konservativen Füller, die vielleicht anno 1996 noch ein paar Menschen hinter dem Ofen hätten hervor locken können. So fiel den beteiligten nichts besseres ein, als Beyoncé ausgerechnet mit "Love a Woman" (♪♫♪) für eine hochgradig langweilige Ballade zu verpflichten, die wohl kaum ein Mensch wirklich braucht. Insgesamt ist "My Life II..." ein solides Album, dass ein paar kleine Lichtblicke, aber noch mehr (gähnende) Langeweile zu bieten hat. Und es zeigt einem wieder sehr deutlich, dass der RnB sein stilistisches Update der letzten Jahre arg bitter nötig hatte. Nun beherrschen Damen wie Beyoncé oder Rihanna das Genre. Und hört man sich nach diesem Album noch einmal die letzten Werke selbiger an, weiß man auch warum das so ist.    







Mittwoch, 23. November 2011

Besprochen: DILLON - "THIS SILENCE KILLS"

 Auf ihrem Debüt bringt die Wahl-Kölnerin charmanten Singer/Songwriter-Pop, fabelhaft mit zeitgeistiger Elektronik zusammen.  


Wenn man dieses Album von der jungen Sängerin Dominique Dillon de Byington zum ersten Mal hört, wird man mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht auf Gedanken kommen, dass derartige Musik aus deutschen Landen kommen könnte. Vor der inneren Weltkarte würde man wohl aus Erfahrung eher in die Richtung Großbritannien oder Skandinavien streben. Zwar ist die in Brasilien geborene und ab dem vierten Lebensjahr in Köln aufgewachsene Musikerin schon in den vergangenen Jahren live aufgefallen, aber die meisten werden sie sicherlich dennoch nicht auf dem Schirm haben. Doch nun, da die Dame ihr in Hamburg aufgenommenes Album "This Silence Kills" vorlegt, wird es höchste Zeit dies zu ändern. Denn man würde wohl andernfalls eines der besten deutschen Platten der letzten Jahre verpassen. Namen wie Björk oder Lykke Li fallen regelmäßig, wenn über Dillon gesprochen wird - und diese Vergleiche sind durchaus nicht aus der Luft gegriffen. Stimmlich spielt sie in einer vergleichbaren Liga, und auch ihre Musik ist charmant und durchdacht zugleich - herrliches und melodisches Songwriting trifft auf Elemente des zeitgenössischen Electronica. Wobei die Singer/Songwriter-Elemente durchaus den Mörderanteil ausmachen. Wunderbar nachzuhören in der verspielt instrumentierten und unwiderstehlichen Single "Tip Tapping" (♪♫♪).


So oder so ähnlich aber auch in der melancholischen und wunderbaren Ballade "Thirteen Thirtyfive" (♪♫♪) oder dem verträumt melodischen "Your Flesh Against Mine". Aber dennoch sind auch die elektronischen Bezüge immer wieder deutlich zu spüren, vor allem in der zweiten Albumhälfte treten sie stärker hervor. So schwebt "__________" (♪♫♪) auf experimentell elektronischen Klangflächen davon, "From One To Six Hundred Kilometers" könnte in manchen Momenten Björk oder Fever Ray gut zu Gesicht stehen, und zum Ende verschmilzt dann auf dem famosen "Abrupt Clarity" (♪♫♪) wunderbarer Pop mit minimalistischem Techno. Ein fabelhaftes Debüt hat die junge Dame da vorgelegt. Es scheint als wenn es nicht mehr lange dauert, bis ihr Name in aller Munde ist. Verdient hätte sie dies allemal.     







Besprochen: RIHANNA - "TALK THAT TALK"

Mit ihrem soliden neuen und 6. Album, wird Rihanna noch mindestens eine weitere Saison auf der Erfolgswelle reiten.


In den letzten Jahren war Rihanna ja ganz schon fleißig. Die Dame aus Barbados sprengte den im Mainstream-Pop so üblichen 2-Jahres-Takt, und legte zuletzt jährlich neues Material vor. Nachdem 2009 ihr wohl bisher gelungenstes Album "Rated R" erschien, legte sie sogleich in 2010 den gut laufenden Nachfolger "Loud" vor - nur um nun ihr neues Album "Talk That Talk" folgen zu lassen. Und erneut versucht Rihanna - die natürlich auch für ihr mittlerweile 6. Studioalbum wieder eine Riege von Hitproduzenten verpflichtete - die verschiedensten Genres abzudecken. Die erste Single und prompter No.1-Hit "We Found Love" (♪♫♪) schmeißt sich bereits mit voller Leidenschaft in den Dance, und wurde passend dazu von Calvin Harris in Szene gesetzt. Einfach aber wirkungsvoll. Und auch der catchy Ohrwurm "Where Have You Been" (♪♫♪) wandelt auf ähnlichen Pfaden, zeigt aber mit Eurodance-Einflüssen und schräger Elektronik noch ein wenig mehr Einfallsreichtum. Aber "Talk That Talk" ist keineswegs ein Dance-Album. Denn Rihanna tanzt auf noch mehr Hochzeiten. So durchstreift sie im sonnigen Opener "You Da One" (♪♫♪) vom Raggae beeinflusste Gefilde, schafft es allerdings nicht an die Klasse ihres Hits "Man Down" vom letzten Album anzuknüpfen. Der Titelsong "Talk That Talk" (♪♫♪) ist durchaus in Ordnung gehender und melodischer HipPop, bei der ihr Jay-Z unter die Arme greift, und "We All Want Love"  ist geschmeidiger Midtempo-Pop mit warmer Melodie. Besonderer Hingucker ist dann "Drunk on Love" (♪♫♪) der auf dem "Intro" (♪♫♪) des 2008er Debütalbums von The XX basiert - und auch in Rihanna's Version tatsächlich einen veritablen Hit abgibt. Ein wirklich durchweg gelungenes Album ist zwar etwas anderes, ein misslungenes Album aber mindestens ebenso. So kann man sagen, dass ihr mit "Talk That Talk" ein solides Mainstream-Album gelungenen ist, dass sicher den einen oder anderen passablen Hit hervorbringen, und Rihanna noch eine weitere Saison auf der Erfolgswelle schwimmen lassen wird. Und das kann doch auch so schlecht nicht sein.







Sonntag, 20. November 2011

Besprochen: MICHAEL JACKSON - "IMMORTAL"

Leichenfledderei oder gelungene Huldigung eines Pop-Genies? Auch Ohr, Kopf und Herz sind sich uneinig. Ein Streitgespräch.


Nun ist es also wieder einmal soweit: Die Vermarktung von Michael Jackson's musikalischem Nachlass geht in die nächste Runde. Nach dem letztjährigen Album "Michael", erscheint dieser Tage nun "Immortal", der Soundtrack zur Show "Michael Jackson: The Immortal World Tour" von Cirque du Soleil. Verwendet wird dort offizielle Musik des verstorbenen King of Pop, verbunden mit einer Show im typischen Stil von Cirque du Soleil. Wenigstens kann man hier sagen, dass es sich diesmal nicht um unveröffentlichtes Material handelt, sondern um Remixe diverser seiner Klassiker. Aber dennoch hat solch eine posthume Veröffentlichung immer den bitteren Beigeschmack, dass man nicht weiß ob der Künstler zu Lebzeiten dafür seinen Segen gegeben hätte. Man ist sich unschlüssig: sowohl Ohr, Kopf und Herz sagen etwas anderes. Also lassen wir sie doch mal selbst zu Wort kommen. Das Ohr hört hier einige der ganz großen und unsterblichen Klassiker des King of Pop. Von "Wanna Be Startin Somethin", über "Beat It", "You Are Not Alone", und "Smooth Criminal", bis hin zu "Jam", "Thriller" oder "I'll Be There", sind fast alle großen Hits von Michael Jackson und den Jackson 5 hier versammelt. Zudem unterscheiden sie sich nur unwesentlich von ihren Originalen. Nun gut, es gibt natürlich manche Medleys zu hören, und auch die Beats sind ab und an mal etwas fetter als bislang. Ein paar eingestreute Synthesizer hier, ein paar Effekte dort. Aber im großen und ganzen klingt das alles doch sehr vertraut. Der Kopf hingegen hinterfragt vor allem das Produkt und die Plattenfirmenpolitik, die man in so einem Fall - vom reinen Vernunft her - abwatschen muss. So sagt einem doch der klare Verstand, dass derlei Projekte meist nur ein einziges Ziel haben: Geld zu verdienen. Und umso mehr die Verantwortlichen diesen Fakt abzustreiten versuchen, umso sicherer kann man sich sein, dass man richtig liegt. Bis hierher eigentlich eine ganz klare Sache - wenn einem dann nur nicht das Herz in die Parade fahren würde. Denn selbiges hüpft vor Freude zu den Klängen von Jacko's  Musik, ohne sie ständig auf Schwachstellen in der ihnen nachträglich aufgezwungenen Veröffentlichungsstrategie abzuklopfen. Und seien wir doch mal ehrlich: Bei solch herausragendem Songmaterial wie seinem, dürfte es schwer fallen einen schlechten Mix abzuliefern. Was aber natürlich allein Jacksons Verdienst ist. Doch die wenigen wirklich heraus stechenden Veränderungen die hier vorgenommen wurden, sind recht geschmackvoll gesetzt und zerstören in keinster Weise die Originale. Man kann es drehen und wenden wie man will: seine Musik als solche war, ist und bleibt fantastisch. Und da sich die drei Parteien einfach nicht einigen können, kommt man nicht umhin, als auch in der Bewertung zu differenzieren. Wie viel Sinn "Immortal" also am Ende wirklich macht, muss wohl jeder für sich allein entscheiden. Obwohl eine Best-of von Jacko letztendlich dann wohl die bessere Alternative wäre, kann "Immortal" rein musikalisch dennoch eine sehr gute Figur machen. Und das ist ein ganz besonderes Kompliment an das Genie des verstorbenen King of Pop: seine Musik ist von einer derartigen Größe und Erhabenheit, dass noch nicht einmal die geldgierigen Aasgeier sie tot kriegen können, die sich nun an dem Kadaver seiner Kunst satt fressen.


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Samstag, 19. November 2011

Besprochen: NICKELBACK - "HERE AND NOW"

Nickelback bleiben konsequent, und nehmen ein und dasselbe Album einfach immer wieder neu auf.

Was wäre nur die Musikwelt ohne jene Bands und Musiker, die man reinen Gewissens aus tiefster Seele verachten kann. So wie auch erst durch die Dunkelheit das Licht umso stärker hervor sticht, desto mehr hebt sich die gute Musik gegenüber der schlechten hervor. Seit 15 Jahren ist die US-Band Nickelback nun in dieser Mission unterwegs. Vor allem in einem Genre, das Wikipedia so schön "Post-Grunge" nennt - man kann sie allerdings auch mit Nirvana vergleichen, wenn man ein Idiot ist. So legt dieses Kasperle-Theater des amerikanischen Mainstream-Rock, nun unter dem an Einfallslosigkeit kaum zu unterbietenden Titel "Here and Now", sein mittlerweile siebtes Studioalbum vor. Und wenn von einer Sache bei Nickelback keinesfalls die Rede sein kann, dann ist das Weiterentwicklung. Und so bleiben sie auch mit "Here and Now" konsequent, und nehmen ein und dasselbe Album einfach mal wieder neu auf. Hier springt sie einem wieder ins Gesicht, diese furchtbar vorhersehbare Mischung aus pathetischem Radio-Gedöns, breitbeinigem Macho-Rock mit zu dicken Eiern, und verkitschten Rock-Balladen die klingen, als hätte man den Backstreet Boys ein paar Gitarren in die Hand gedrückt. Für letzteres ist etwa das wenigstens noch halbwegs erträgliche (aber auch keineswegs positiv hervorstechende) "Lullaby" (♪♫♪), ein Paradebeispiel. Aber auch "Trying Not To Love You" (♪♫♪) passt gut in dieses Schema, klingt aber wie jeder 2. andere Song der Band - und wird wohl vor allem deshalb schnell Einzug in die Playlists einschlägiger Formatradios halten. Auf Stücken wie dem an einer Überdosis Testosteron leidenden Opener "This Means War" (♪♫♪), dem gnadenlos lächerlich betitelten (und auch umgesetzten) "Midnight Queen" (♪♫♪), oder dem arg aufgesetzt wirkenden "Kiss It Goodbye" (♪♫♪), wollen sie dann die ganz harten Kerle heraus kehren, verstricken sich aber zu sehr in dümmlichen Klischees. So krankt das neue Album von Nickelback mal wieder an einer ganz simplen Tatsache, die eine tiefere Beschäftigung mit der Musik im Grunde von vornherein völlig sinnlos macht: "Here and Now" ist schlicht und ergreifend Musik für Menschen, die sich nicht für Musik interessieren. Fazit: 1 Stern für die Musik - und für die paar Sekunden Stille zwischen den Songs, gibts dann noch einen halben Bonus-Stern oben drauf.

Dienstag, 15. November 2011

Besprochen: KATE BUSH - "50 WORDS FOR SNOW"

Kate Bush ist wieder da, um uns ein Album über den Schnee zu singen - und schenkt uns damit ein Meisterwerk von erhabener Schönheit.

Man kann es drehen und wenden wie man will - Kate Bush war von Anbeginn eine der wahrhaft rar gesäten Ausnahmekünstlerinnen im Pop. So schrieb sie schon im Teenager-Alter zeitlose Perlen wie "Wuthering Heights", und stellte von Anfang an die Kunst höher als die kommerziellen Erwartungen. Das zeigte sie in der Vergangenheit vor allem durch hervorragend experimentelle Alben wie "Never For Ever" (1980) oder "The Dreaming" (1982) , als auch mit grandiosen Konzeptwerken wie auf "Hounds of Love" (1985) oder "Aerial" (2005). Zudem aber auch durch ihren vergleichsweise geringen Output. Ihr letztes Album "Aerial" erschien nach 12-jähriger Pause, und seit diesem bislang letzten regulären Studioalbum (ihr in diesem Jahr erschienenes "Director's Cut", dass ausschließlich Neuaufnahmen älterer Songs beinhaltete, ausgenommen) sind auch schon wieder mehr als 6 Jahre ins Land gezogen. Doch auch in dieser Zurückhaltung lag keine Berechnung - die Zeit vergehe einfach so schnell und irgendwie komme ja immer irgend etwas dazwischen, so die Sängerin. Doch 2011 hat Miss Bush wieder etwas Zeit für uns übrig - zum Glück kann man nur sagen. Denn mit ihrem brandneuen Album "50 Words for Snow" steht uns wieder ein solch wundervolles Album ins Haus, wie man es von der Dame nicht anders hätte erwarten können. Hinter dem Titel versteckt sich eine Legende, die besagt, dass die Eskimo über 50 Wörter für Schnee kennen - sicherlich nur ein Mythos, was Kate Bush natürlich auch weiß. Aber dennoch kein Grund nicht trotzdem ein Konzeptwerk über den Schnee und den Winter zu kreieren. Denn in ihrem künstlerischen Kosmos scheint nichts unmöglich, auch Legenden können bei Bush zur Realität werden - selbst wenn dies bedeutet, dass sie sich die 50 Wörter für Schnee im großartigen, atmosphärischen Titelsong "50 Words for Snow" (♪♫♪) selber ausdenken musste - und nebst so manch eigentümlichen und wunderbaren Wortspielereien wie "hunters dream", "shimmerglisten" oder "swans-a-melting", macht sie mit "peDtah 'ej chIS qo'" nicht einmal vor der klingonischen Sprache halt. Doch das letzte und 50. Wort ist dann ganz schlicht und ergreifend: "Snow".
Und so wie hier, verhält es auch auf dem ganzen Album, auf dessen insgesamt 7 Stücken sie mal ein Ode an den Yeti singt, oder von der sexuellen Begegnung zwischen einer Frau und einem Schneemann erzählt: vieles hier erscheint unwirklich, nahezu wie nicht von dieser Welt. Und doch führt die Reise uns am Ende immer wieder zurück in bekanntes Terrain. Dargeboten wird der Titelsong mit Schauspieler Stephen Fry ("Oscar Wilde"), der aber nicht als einziger männlicher Gast zu hören ist. So ist der britische Musiker Andy Fairweather Low in der ersten Single, der unfassbar schönen Pop-Perle "Wild Man" (♪♫♪), an ihrer Seite zu hören. Und mit "Snowed In At Wheeler Street" (♪♫♪) gibt sie eine tiefgründige Ballade im Duett mit Elton John zum Besten, die sich zunehmend zu einer zeitlosen Hymne aufrichtet. Doch die Hauptrolle spielt - natürlich - Kate. Doch die nutzt sie nicht für den großen, gewaltigen und pathetischen Auftritt. "50 Words for Snow" ist viel mehr ein stiller und feierlicher Epos, der seine Kraft aus der Ruhe schöpft. So singt sie im Opener "Snowflake" (♪♫♪) darüber, wie laut die Welt doch ist - und braucht selbst nicht mehr, als ein Piano und ihren wunderbar gefühlvollen Gesang, um Gehör zu finden. "Misty" (♪♫♪) spielt sich in seinen fast 14 zauberhaften Minuten zu einer majestätischen Pop-Ode empor, die keine Sekunde zu lang ausfällt. Und wie sie uns dann zum Ende mit "Among Angels" (♪♫♪) eine wundervolle und zärtliche Ballade ins Ohr gießt, bleibt einem keine andere Wahl, als sich hoffnungslos in diese Platte zu verlieben. Denn auch mit ihrem 9. (oder je nach Zählweise 10.) Studioalbum, bleibt Kate Bush höchst berechenbar, und schenkt uns ein weiteres erhabenes Meisterwerk, das immer weiter und weiter über sich selbst hinaus wächst. Ein nahezu magisches Erlebnis.







Freitag, 4. November 2011

Besprochen: THE BEACH BOYS - "THE SMILE SESSIONS"

Nach 44 Jahren erblickt das am sehnlichsten erwartete Album der Pop-Geschichte endlich das Licht der Welt: Smile! So wird die Musikgeschichte nun nachträglich um ein essentielles Meisterwerk bereichert!

Ursprünglich sollte "Smile" im Jahr 1967 als das 12. Album der Beach Boys erscheinen. Doch dazu sollte es bekanntlich nicht kommen. Für die Gründe gibt es die verschiedensten Meinungen. Die einen geben den Differenzen innerhalb der Band die Schuld, andere führen es auf Vertragsschwierigkeiten mit ihrem Label zurück - und laut einer weiteren Legende soll Brian Wilson, kreativer Kopf der Band, die Flinte ins Korn geworfen haben, nachdem er zum ersten Mal die einst neue Beatles-Single "Strawberry Fields Forever" im Radio hörte. Was auch immer der Grund war, Fakt ist: Auch bedingt durch die Veröffentlichung des Jahrhundert-Meisterwerks "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" der Fab Four, wurden Wilsons Ambitionen scheinbar endgültig zunichte gemacht, sein Lebenswerk "Smile" zu Ende zu führen. Seine Kreativität war gebrochen, und auch durch verstärkte psychische Probleme zog er sich immer mehr aus der Öffentlichkeit zurück. Und von nun an wird es ein wenig kompliziert. Denn verschiedene Songs, die für "Smile" vorgesehen waren, landeten mit der Zeit in zum Teil veränderten Versionen auf anderen Alben der Band, und im Jahr 2004 veröffentlichte Brian Wilson eine von vielen zwiespältig betrachtete Solo-Neueinspielung des Albums als "Brian Wilson presents Smile" - und illegale Bootleg-Ausgaben der einstigen Aufnahmen geisterten über die Jahrzehnten auch immer wieder durch die Landschaften. So mauserte sich "Smile" zu dem wohl berühmtesten unveröffentlichten Album aller Zeiten. Doch nach 44 Jahren ist nun Schluss damit - man kann sagen, das eine Ära zu Ende geht. Denn dieses Jahr setzte sich Wilson endlich hin, um die einstigen Original-Aufnahmen zu vollenden. Das Ergebnis nennt sich "The Smile Sessions" und enthält 2 CDs. Die erste birgt das fertiggestellte Original-Album, inkl. einiger Bonus Tracks. Und "Smile" sollte sich ebenso wie ihr zuvor veröffentlichtes Jahrhundertmeisterwerk "Pet Sounds", vom einst typischen Surf-Pop der Band emanzipieren - und sogar noch einen Schritt weiter gehen. Noch versponnener, noch psychedelischer und noch kreativer sollte "Smile" werden. So wurde für seine Entstehung (ähnlich wie die Beatles es bei ihrem "Sgt. Pepper" taten) auch reichlich mit LSD experimentiert, auf der Suche nach neuen künstlerischen Quellen. Der wohl bekannteste Song des Albums ist bereits seit mehr als 4 Jahrzehnten ein Klassiker, und sollte die Brücke vom alten Sound, zu den neuen Soundsphären schlagen: Der famose Album-Closer "Good Vibrations" (♪♫♪), der fantastischen Psychedelic-Pop mit dem typischen Surf-Pop der Beach Boys verbindet. Doch was davor schon alles auf der Scheibe passiert, lässt einem kräftig die Kinnlade zu Boden krachen. Zu Anfang begrüßt uns mit "Our Prayer" (♪♫♪) die Band mit einem feierlichen Chor, und sorgt für den ersten von vielen magischen Momenten. Mit "Heroes & Villains" (♪♫♪) gehts dann so richtig los - und zwar mit einem herausragenden Stück Psychedelic-Pop, dass aus den verschiedensten und buntesten Fragmenten einen zeitlosen Klassiker schmiedet. Mit "Do You Like Worms (Roll Plymouth Rock)" drehen sie uns ein psychedelischen und bewusstseinserweiternden Trip in die Hirnwindungen, dass einem ganz schwindelig wird vor Freude. "Cabin Essence" (♪♫♪) vezaubert als bedrogter und facettenreicher Psychedelic-Baroque-Pop, dem dann die treffend betitelte Ballade "Wonderful" folgt, welche im gleichen Soundkosmos schwebt. "Surf's Up" (♪♫♪) ist nicht weniger als ein erhabenes und zeitlos großartiges Pop-Juwel, dass den Beatles Konkurrenz machen kann, und das Instrumental "The Elements: Fire" spukt als paranoider Psych-Rock mit Tiefenwirkung umher. Nach dem Album geben dann die Bonus-Tracks, aber vor allem die zweite Disc einen spannenden Einblick in die Entstehung des Albums, anhand von diversen Mixes, Demo-Versionen oder Original-Studio-Sessions. Und doch ist es vielmehr die komplette Atmosphäre des Gesamtkunstwerkes "Smile", die dieses Album so außergewöhnlich macht. Quasi jede Sekunde atmet den kreativen und umtriebigen Geist des "Summer of Love" - und in der Summe bilden all die vielen verschiedenen Klangkonzepte, Samples und Song-Fragmente ein essentielles Stück Pop-Geschichte, dass sogar ihren Vorgänger "Pet Sounds" weit hinter sich lässt. Wäre es wie geplant 1967 erschienen, es würde gewiss bis heute zu den besten Alben aller Zeiten zählen. Höchste Zeit dies nachzuholen, denn "Smile" ist nun auch offiziell das, was man sich über all die Jahrzehnte davon erhofft hat: Ein Meisterwerk par excellence.