♪♫♪ ...music makes the people come together... ♪♫♪

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Donnerstag, 26. April 2012

Besprochen: MARINA & THE DIAMONDS - "ELECTRA HEART"

Auf Album No.2 klingt Marina & The Diamonds ein wenig wie Katy Perry - 
nur mit weniger Hits!

Als vor 2 Jahren das Debütalbum "The Family Jewels" der Britin Marina Diamandis alias Marina & The Diamonds erschien, war das schon einen kleinen Hype wert. Ein fabelhaftes Debüt mit einigen unwiderstehlichen Pop-Ohrwürmern. Nun schiebt die Dame mit griechischen Wurzeln ihr Zweitwerk "Electra Heart" hinterher. Vorweg gab es ja schon ein paar Sachen zu hören. Zuerst kam der dancige Ohrwurm "Radioactive" (♪♫♪), von dem man eigentlich dachte, das er die erste Single des kommenden Albums darstellen würde - nun aber doch nur den Weg auf die Special-Edition des neuen Albums gefunden hat.  Die erste offizielle Single stellt nun doch erst "Primadonna" (♪♫♪) dar, ein ebenfalls ordentlich danciges Stück Pop, dass durchaus Ohrwurm-Charakter besitzt - aber schon etwas einfacher gestrickt ist.


 Was erwartet einen sonst so auf ihrem neuen Album? Der Eindruck der schon vorweg entsteht, scheint sich auch auf Albumlänge nahezu vollkommen zu bestätigen, und Marina versucht offenbar dem derzeit vorherrschenden Dance-Trend und somit Kollegen á la Katy Perry & Co nachzueifern. Das sie sich für die erste offizielle Single dann auch gleich ihren Stammproduzenten Dr. Luke schnappte, wirkt dann fast schon konsequent. Auch auf dem hier enthaltenen "Lies" (♪♫♪) stand er ihr zur Seite, was dem Song nur unschwer anzuhören ist - aber da er bekanntlich auch für Miss Perry überwiegend anständiges Material ausarbeitete, wundert auch hier nicht, dass man einen gelungenen Popsong vorgesetzt bekommt. Als ebenfalls durchaus gelungen stellt sich auch "Starring Role" (♪♫♪) heraus - eine hymnische und melodische Midtempo-Pop-Ballade. "Power & Control" (♪♫♪) lehnt sich deutlich an den Eurodance der frühen 90er an, und weckt durchaus Erinnerungen an Ace of Base - was einem hier nicht ungelegen kommt. Und "Fear & Loathing" (♪♫♪) gibt sich als getragene und wirkliche sehr schön Pop-Perle zu erkennen, die sich im Verlaufe ihrer gut 6-minütigen Spieldauer zum echten Album-Highlight entwickelt. Doch es gibt auch die Kehrseite der Medaille: Songs wie "State of Dreaming" (♪♫♪), "Living Dead" (♪♫♪) oder "Valley Of The Dolls" (♪♫♪) - und eigentlich der gesamte Rest des neuen Albums - sind nette und nicht weiter störende, aber eben auch recht vergessenswerte Pop-Singalongs mit wenig bis gar keinem Wiedererkennungswert. 

Das tut alles nicht weh, und ein paar Highlights sind auch auszumachen - aber das reicht leider nicht für ein wirklich gelungenes Zweitwerk. Ihren eigenen Sound, den sie auf ihrem Debüt zumindest halbwegs gefunden zu haben schien, büßt sie hier fast vollständig ein. Konnte man "The Family Jewels" stellenweise gar unter einem Genre wie Indie-Pop verbuchen, so verschreibt sich "Electra Heart" fast vollständig dem Mainstream-Dance-Pop, der ein wenig klingt wie Katy Perry - nur mit weniger Hits!




Besprochen: DJANGO DJANGO - "DJANGO DJANGO"

Knallbunter und leicht bekloppter Psychedelic-Pop der englischen Art: 
Django Django haben auf ihrem Debüt fast alles goldrichtig gemacht.

In letzter Zeit hört man in den Musikmedien immer wieder den Namen Django Django. Wem das nicht sagt: hinter dem Namen versteckt sich ein britisches Newcomer-Quartett aus Edinburgh, Schottland, das vor einigen Wochen sein selbst betiteltes Debüt "Django Django" auf den Markt geworfen hat. Dem eilte bereits ihre Single "Default" voraus: ein enorm catchy Indiepop-Kracher mit extrem hohem Ohrwurm-Faktor, der sich schon fast DEN Indie-Hit des Frühjahrs 2012 nennen darf. Auf ihrem Debütalbum, dass von der internationalen Presse frenetisch abgefeiert wird, lassen sie uns eine Art psychedelischen, elektronisch unterwanderten und mit Art-Rock-Momenten versetzten Indie-Pop angedeihen. Es gibt hier eigentlich nichts, was man nicht schon mal gehört hätte - doch die Jungs recyceln sich hier fröhlich durch die Musikgeschichte, ohne dabei perfekt klingen zu wollen. Wer etwa beim wundervoll sonnigen und entspannten "Hand of Man" (♪♫♪) denkt, er habe sein Handy zu nah an den Boxen liegen gelassen, der sei beruhigt: die Handy-Störgeräusche mitten im Song gehören so. Und gerade dies kleinen Ecken und Kanten sind es, die "Django Dajngo" einen eigenen Charme verliehen, ohne dabei aber zu sehr aufzufallen. Es sind diese unterbewussten kleinen Macken - die aber natürlich gar nichts wären, würden die Songs nicht stimmen. 


 
"Hail Bop" (♪♫♪) startet - nach dem Interlude - mit einem New-Wave-infizierten Indie-Pop-Schunkler in das Album, der nach einem sonnigen (und vielleicht ein wenig bekifften) Frühlingstag riecht. "Firewater" (♪♫♪) gleitet  hübsch relaxt, aber mit leicht flottem Groove, psychedelischen Effekten, Akustikgitarre und elektronischen Elementen an uns vorüber. Mit "Waveforms" (♪♫♪) offerieren sie uns einen cleveren, psychedelischen und und catchy Ohrfänger, "Zumm Zumm" (♪♫♪) versteht sich als spinnerter, mit hübsch angestaubten und kunterbunten Synthies umher wirbelnder Hit von einem anderen Stern, "WOR" (♪♫♪) gibt sich als eine Art psychedelisch bedrogter Western zu erkennen, und "Life's a Beach" (♪♫♪) klingt so luftig und catchy wie die Drums in noch besser, nur um die gerade geschaffene Atmosphäre mit düster orgelnden Klängen zu sabotieren. Und zum Finale setzen sie dann nochmal kräftig einen drauf, wenn sie mit "Silver Rays" (♪♫♪) einen elektronischen und schillernden Psychedelic-Pop-Zirkus veranstalten, der eine wahre Freude ist! Ein herrlich beklopptes Debüt ist ihnen da gelungen - zum Glück. Denn gerade das macht "Django Django" so gut, so erfrischend und so verdammt authentisch. Von den Jungs möchte man in Zukunft noch viel mehr hören!






P.S.: Manche der verlinkten Videos sind in Deutschland wegen der GEMA nicht verfügbar. Diese Sperre lässt sich aber sicher, legal und kostenlos mit dem Programm "ProxTube" umgehen. Hier findet ihr die Download-Links zu den Programmen, via chip.de: 

für Mozilla Firefox: http://www.chip.de/downloads/ProxTube-fuer-Firefox_52895105.html
für Google Chrome: http://www.chip.de/downloads/ProxTube-fuer-Google-Chrome_53564991.html

Mittwoch, 25. April 2012

Besprochen: DAMON ALBARN - "DR. DEE"

Ein Solo-Album das in Wirklichkeit keines ist: Damon Albarn kredenzt uns einen sakralen und mittelalterlichen Opern-Soundtrack, mit ein paar popigen Elementen. 

Damon Albarn ist ja ein sehr umtriebiger Künstler. Ob nun mit Blur, den Gorillaz, The Good, The Bad & The Queen oder kürzlich mit Rocket Juice & The Moon. Stets sorgte er musikalisch für Vielseitigkeit und Qualität. Und so manche Male auch für Meisterwerke. Was einem nun als sein "Soloalbum" verkauft werden soll, ist eher ein gewisse Mogelpackung. Das Album "Dr. Dee" das im Mai erscheint, lässt sowohl durch seine Betiteltung als Album von Damon albarn, als auch durch sein Cover-Artwork nicht im entferntesten darauf schließen, womit man es hier zu tun hat. Denn streng genommen ist es keine Solo-Platte, sondern eine Oper, die er gemeinsam mit dem Regisseur Rufus Norris kreierte. Die Oper die im Juli vergangenen Jahres seine Uraufführung feierte, dreht sich um das Leben von John Dee, Unversialgelehrter und Berater von Königin Elizabeth I. im 16. Jahrhundert! Und passend zum Konzept des Stückes, überrascht uns Albarn mit höchst pastoralen und sakralen Klängen, als wären sie direkt aus dem 16. Jahrhundert ins unsere Wohnzimmer gebeamt worden - oder fast zumindest. Auch wenn es sich um eine Oper handelt, so doch nicht um eine im konventionellen Sinne. Zwar wird man hier des öfteren mit Chören, Musical-, Tenor- und Sopran-Gesängen konfrontiert, aber auch die Stücke sind vorhanden, in denen Damon ganz im Vordergrund steht. Doch auch diese funktionieren erst beim zweiten Anlauf besser. Zu den zugänglichsten zählen wohl vor etwa das herrliche und melancholische "Apple Carts" (♪♫♪), das sanft hin getupfte und recht bezaubernde Qualitäten entwickelnde "The Moon Exalted" , und "The Marvelous Dream" kann als wohl popigster Song des Albums punkten.


Doch auch das gefühlvolle "Cathedrals", oder das warme und melancholische "The Dancing King " (♪♫♪) sind durchweg zu empfehlen. Wer an "Dr. Dee" allerdings mit den Erwartungen an ein lupenreines Soloalbum Albarns heran geht, der kann zwangsläufig wohl nur enttäuscht werden. Wer es allerdings nur als das sieht was es eigentlich ist, ein Opern-Soundtrack mit ein paar popigen Elementen, der kann durchaus schätzen was es hier zu hören gibt. Mit viel Liebe zum Detail gestaltet er hier einen vagen Einblick in die Klangwelten der 16. Jahrhunderts und setzt dies konsequent und mit authentischen Mitteln um. Das dies aber nicht jedem (und erst recht nicht beim ersten Versuch) gefällt, liegt nun mal in der Natur der Sache. Als Soundtrack einer Oper funktioniert dies mehrheitlich gut - doch für ein Soloalbum, welches hier ja deutlich suggeriert wird, funktioniert "Dr. Dee" nur in ein paar wenigen Momenten. (Hier könnt ihr das komplette Album im Stream hören!)


Besprochen: SIGUR RÓS - "VALTARI"

4 Jahre nach ihrem letzten Studioalbum, liefert die isländische Band ihr neuestes Werk - ein Kunstwerk von zerbrechlicher Schönheit...das nur manchmal ein wenig verschlafen klingt.

Sigur Rós sind ein Faszinosum. Die isländische Band hat es als eine der wenigen Bands überhaupt geschafft, sich international eine breite Fanbase zu sichern, obwohl sie sich beinah immer konsequent der englischen Sprache verweigerten. Zumeist waren ihre Songs stets in isländischer Sprache - abgesehen von ihrem 3. Album "( )", dass sich der von Sänger Jónsi selbst erfundenen Fantasiesprache Vonlenska (Hoffnungsländisch) bediente. Es sollte auch ihr wohl experimentellstes und bestes Album sein. Doch auch was danach folgte, ließ einen aus dem Staunen kaum heraus kommen. Mit ihren folgenden Alben "Takk..." und "Með suð í eyrum við spilum endalaust" war sogar eine deutliche Entwicklung zu spüren, in der sie sich dem Hörer immer weiter öffneten, klarere Songstrukturen verwendeten, und noch zugänglichere Meisterwerke schufen. Auch das sorgte dafür, dass sie einer immer breiteren Hörerschicht bekannt wurden. Und es stellte eine gelungene und erfrischende Entwicklung dar. Doch mit dem neuen Album kommt in gewisser Weise eine Kehrtwende, die dennoch mit einer sanften Weiterentwicklung einher geht. Zwar hat die Band hier nach eigener Aussage mehr elektronische Mittel benutzt, was dem Sound der Band hier allerdings keine größeren Veränderungen diktiert. Vom Aufbau des Albums fühlt man sich hingegen in die Zeit ihres 3. Albums "( )" zurück versetzt: Fast alle der 8 Stücke haben ein Spiellänge zwischen 6 und 8 Minuten, und die Kompositionen symbolisieren eine gewisse Abkehr von der "Eingängigkeit" ihrer letzten Werke - was Frontmann Jónsi auf seiner 2010 erschienenen, erstmals fast komplett auf englisch gesungenen Soloplatte "Go" auf die Spitze trieb. Wer unter starkem Einfluss dieser Platte, oder den letzten beiden Alben von Sigur Rós steht, der wird sich vielleicht erst mal etwas verwundert die Ohren reiben, wenn er ihrem neuen und sechsten Studioalbum "Valtari" lauscht. Nicht das uns die Band hier mit experimentellen Ungeheuerlichkeiten befeuern würde - doch auch die Hits die ihre letzten Platten abwarfen, sucht man hier vergebens. Aber die gute Nachricht: Sigur Rós haben offenkundig gar nicht erst versucht Hits zu schreiben. "Valtari" ist ein Album das Zeit braucht - Zeit sich zu entwickeln, seine Wirkung gänzlich zu entfalten. Es ist eine Platte welche die volle Aufmerksamkeit des Hörers einfordert, und sich nicht mal ansatzweise nach dem erstmaligen hören erschließen lässt. Denn schon zu Beginn des Albums, wird man auf gewisse Weise auf die Probe gestellt. Der Opener "Ég Anda" lässt etwa die Hälfte seiner gut 6-minütigen Spieldauer verstreichen, ehe es langsam aus dem Quark kommt - sich dann aber fast unmerkbar zu einer ätherischen Pop-Kostbarkeit empor schwingt. Und auch das darauf folgende "Ekki Múkk" berieselt einen mit sanften Tönen - aber enthüllt dem offenen Ohr eine wahrhaft bezaubernde Perle.

 
Für besonderes Aufhorchen sorgt das ebenfalls ruhige und sphärische, aber von einer melancholischen und beinah hymnischen Anmut gesegnete "Varúð" - ein Song der einen wieder daran erinnert, was an Sigur Rós so unverzichtbar ist. Die größte Aufmerksamkeit erregt aber wohl "Rembihnútur", auch wenn hier mal wieder die Hälfte des Songs vergeht, ehe selbiger so richtig los geht - sich dann aber zur nahezu formvollendeten Hymne wandelt. "Dauðalogn" offenbart eine beinah sakral anmutende und zärtliche Ballade, die schwerelos und schwermütig zugleich an einem vorüber schwebt. Wenn doch nur die letzten 3 Songs der neuen Platte nicht fast komplett in instrumentalen Ambient-Stücken austrudeln würde, die einem dann doch eine Menge Geduld abfordern - auch wenn die Machart ohne Zweifel von hoher Qualität ist. "Valtari" ist mehr Kunst als Pop - doch wie es schon immer war in der Kunst, so wird auch nicht jeder dieses Werk verstehen. Sie machen es einem ja auch nicht gerade leicht. Auch wenn sie die Eingägigkeit der voran gegangenen Werke einbüßen, und "Valtari" wohl nicht die erste Wahl sein wird, wenn einem mal wieder nach der Musik von Sigur Rós ist, so haben sie hier  doch einiges geleistet. Quasi niveauvolle Kunst von fragiler Schönheit, gemischt mit cremig zarten Wohlklang...den man stellenweise dann aber auch ohne schlechtes Gewissen ein wenig langweilig finden darf.



Sonntag, 22. April 2012

Besprochen: SANTIGOLD - "MASTER OF MY MAKE-BELIEVE"

Santigold legt endlich ihr lang erwartetes Zweitwerk nach. Und wie war es auch anders zu erwarten: es ist ein Hochgenuss.

Es sind nun auch schon wieder 4 Jahre ins Land gezogen, seit uns Santigold (damals noch Santogold) mit ihrem Debüt beglückte. Und man wartet nun auch schon ein Weile gespannt auf den Nachfolger. Denn schon vor einem Jahr erschien die erste und famose Single  "Go" (♪♫♪) feat. Karen O - und dann kam erst mal lange gar nichts. Man hätte fast nicht mehr vermutet, dass es überhaupt mit auf das neue Album kommen würde - doch nun eröffnet es selbiges, dass auf den Namen "Master Of My Make-Believe" hört. Auf diesem hat sie auch eine Menge illustrer und durchweg fähiger Produzenten um sich versammelt. Diplo und Switch sind nach gemeinsamer Arbeit am Debüt wieder mit dabei, zudem geben sich hier auch Dave Sitek von TV On The Radio, und Nick Zinner von den Yeah Yeah Yeahs die Ehre. Das dadurch das Album zu bunt zusammen gewürfelt wirken könnte, bleibt allerdings nicht zu befürchten. Das Gegenteil ist der Fall. Die verschiedensten Produzenten haben das Kunststück geschafft, das Album wie aus einem Guss klingen zu lassen. Doch natürlich wäre Santigold nicht die die sie ist, wenn sie uns nicht dennoch ab und an mit neuen Einflüssen überraschen würde - nur fallen diese eben etwas zahmer aus, als man zuletzt von ihr gewöhnt war. Was aber dem Album keineswegs schadet. Denn natürlich gibt es hier wieder zahlreiche Perlen, die es zu entdecken gilt. Allen voran etwa die aktuelle Single, dass famose "Disparate Youth" (♪♫♪). Zu dieser Riege zählen auch das von Marschtrommeln getragene "God From The Machine" (♪♫♪), oder das fabelhaft produzierte und melancholisch schwebende "This Isn't Our Parade" (♪♫♪). "Pirate In The Water" (♪♫♪) macht sich mit psychedelisch aufgehübschten Raggae-Einflüssen beliebt, die zweite Single "Big Mouth" (♪♫♪) lässt noch einmal sachte ihre "radikalere" Seite aufblitzen, "Fame" (♪♫♪) entfaltet nach mehrmaligem Genuss gar Hitqualitäten, und "The Keepers" offenbart sich als der vielleicht hittauglichste und einnehmendste Song des neuen Werks.


"Freak Like Me" (♪♫♪) kann zwar nicht ganz an das restliche Material anschließen, birgt aber dennoch einen hervorragend produzierten Kracher, der  irgendwie an Gwen Stefani gemahnt. Gewöhnungsbedürftig  ist wohl nur "Look At These Hoes" (♪♫♪), dass zwar soundästhetisch vorbildlich in Szene gesetzt ist, sich aber sonst als überwiegend minimalistischer HipHop erweist - doch eines kann gesagt werden: das Ding wächst, wenn man ihm erstmal die Chance gibt. Und es bildet einen interessanten Kontrast im gesamten Albumkontext. Es ist aber wohl dennoch kein großes Wunder, dass das neue Album knapp vor seinem übermächtigen Vorgänger "Santogold" kapitulieren muss. Wer so etwas großartiges vorlegt, der hat es nun mal schwer an die eigenen Leistungen anzuknüpfen. Doch das kann man Santigold nicht zum Vorwurf machen. Und auch die Vergleiche sollte man sich gleich abschminken. Sie hat mit "Master Of My Make-Believe" nichts anderes als das wohl beste Album gemacht, dass sie in dieser Situation hätte machen können. Denn sie versucht offenbar gar nicht erst ihr Debüt zu toppen. Sie macht ganz einfach nur weiter. Und wenn das dann so fast durchweg hervorragend  klingt wie hier, hat man nicht den geringsten Grund sich zu beschweren. Eine extrem schicke Scheibe, die mit wiederholtem Genuss immer mehr gewinnt.


Besprochen: NORAH JONES - "LITTLE BROKEN HEARTS"

Auf ihrer 5. Platte entflieht Norah Jones mit Hilfe von Danger Mouse dem plüschigen Wohlklang - und legt dabei ihr mit Abstand bestes Album vor!

Wer den Namen Norah Jones nicht kennt, der muss die 00er Jahre komplett verschlafen haben. Natürlich ist sie jedem ein Begriff, hat sie doch in der besagten Dekade Platten verkauft wie geschnitten Brot. Doch wo sie anfänglich neu 
und verführerisch wirkte, verabschiedete sie sich dann doch bald in den belanglosen Wohlklang - was soweit führte, dass schon die US-Sitcom "How I Met Your Mother" sich darüber lustig machen sollte. Doch man mag es glauben oder nicht, denn es ist Fakt: diese Zeiten sind mit ihrem neuen und 5. Album "Little Broken Hearts" vorbei. Denn nach der äußerst fruchtbaren Zusammenarbeit auf seinem letztjährigen Album "Rome", arbeitete die Jazz-Pop-Dame hier mit niemand geringerem zusammen als einem der wohl besten Produzenten unserer Zeit: Brian Burton alias Danger Mouse. Ja, eben jener Herr, der neben seinen eigenen Projekten wie Gnarls Barkley oder Broken Bells, auch als Produzent für die Gorillaz, Beck oder The Black Keys brillierte. Und nun zeigt er der Welt, wieviel großes in Norah Jones steckt, wenn nur eine fähige Hand da ist, die eben dies aus ihr heraus kitzelt. Und ihm ist dies auf beinah überragende Weise gelungen. Denn so relevant, so "schmutzig", authentisch und düster haben wir Jones bislang noch nicht erlebt. Schon das Coverartwork, dass dem Filmplakat von "Mudhoney" nachempfunden ist, deutet einen Wandel an - der mit den Songs auf "Little Broken Hearts" konsequent durchgesetzt wird. Doch auch persönliche Gründe habe sie für diesen Wandel, so die Sängerin. Die schmerzhafte Trennung von ihrem Freund soll ein Auslöser gewesen sein: "I always heard the old stories about how you write better songs when you go through some shit. That sucks, but it's true!", sagte Norah Jones in einem Interview mit dem Rolling Stone. Und das Ergebnis gibt ihr verdammt nochmal recht. Davon bekam man mit der ersten und wunderbaren Single "Happy Pills" bereits einen ersten Vorgeschmack


Doch das Album hat noch viel mehr in petto. Mit dem wunderbaren "Good Morning" begrüßt sie uns auf sanften Pfoten, küsst uns quasi wach mit einer liebevoll gesäuselten Melodie und einer samtigen, aber atmosphärischen Produktion. Zu einer relaxten, aber catchy Hookline und typisch herrlichen Danger-Mouse-Beats, startet sie dann in das erstklassige "Say Goodbye". Mit dem Titelsong "Little Broken Hearts" kredenzt sie uns ein dunkle und wunderbar einnehmende Retro-Pop-Köstlichkeit, dass einem das Wasser in die Augen steigt. "She's 22" offenbart eine bittersüße und sanft abgedunkelte Ballade, wie Lana Del Rey sie bestimmt allzu gerne hinbekommen würde. "Take It Back" verführt als melancholisches und atmosphärisches Songjuwel, das sich gen Ende zur Hymne empor streckt. Das herzzerreißend schöne "After The Fall" spielt mit psychedelischen Elementen, sanftem Danger-Mouse-Groove und schwerelos im Raum hängenden Gitarren. "4 Broken Hearts" erweist sich dann als einer der prägnantesten Highlight, der mit einer zeitlos großartigen Melodie aufwartet - und jetzt schon das Zeug zum Klassiker besitzt. Und "All a Dream" beendet das Album mit einer zärtlichen, aber schwermütigen Pop-Perle, die sich über fast 7 Minuten erstreckt. 

Man mag es kaum glauben, aber hier hat sich ein Traumpaar gefunden - zum ersten Mal schafft es Norah Jones auf Albumlänge eine solche Magie zu entfalten, dass man es schon jetzt zum Klassiker erklären will. Sie und Danger Mouse sollten sich treu bleiben. Denn mit diesem brillianten Werk haben sie das mit Abstand beste geschaffen, was man bislang von Miss Jones gehört hat.


 

Donnerstag, 19. April 2012

Special: DIE BESTEN 2. ALBEN ALLER ZEITEN!

Vor allem dem Debütalbum kommt in der Musikwelt stets eine besondere Bedeutung zu. Doch auch das zweite Album ist nicht selten recht bedeutsam. Denn es hält wacker den Ruf als das "schwierige zweite Album". Schon viele die ein grandioses Debüt vorlegten, mussten am zweiten Album scheitern, weil sie den hohen Erwartungen nicht gerecht werden konnten, oder sie ganz einfach bereits ihr Pulver verschossen hatten. Andere wiederum konnten gerade beim 2. Anlauf erst so richtig überzeugen. Egal welche Variante, hier sollen nun die 10 meiner Meinung nach besten zweiten Alben zusammen gefasst werden.




10. BLOC PARTY - "A WEEKEND IN THE CITY" (2007)

 Ohne Frage: "Silent Alarm", dass 2005er Debüt der britischen Band Bloc Party, setzte Maßstäbe im Indierock der 00er. Ein Haken schlagendes, dynamisches und vor Energie strotzendes Album, dass Fans wie Kritiker begeisterte. Für ihr "schwieriges 2. Album" haben sich wohl nicht wenige eine Fortsetzung des Erstlings erhofft. Ein Wunsch, den die Band aber nicht gewillt war zu erfüllen. Und das ist auch gut so. Zwar besann sich die Band auch auf dem Nachfolger "A Weekend In The City" auf ihren ganz eigenen Klangcharakter, überführte diesen aber zunehmend in andere Soundsphären. Düsterer, beklemmender und vor allem elektronischer klang das was die Jungs hier ausheckten. Und sie nahmen sich auch inhaltlich ernstere Themen zur Brust. Und all dies führte zu einem Album, auf dem sie sich konsequent weiter entwickelten. "Hunting For Witches" (♪♫♪) präsentiert sich als düsterer und dennoch catchy Ohrwurm, der den Rassismus in England thematisiert. Das strahlende "Waiting For The 7.18" (♪♫♪) offenbart sich als vollendete Indiepop-Hymne, "Uniform" (♪♫♪) berauscht als nahezu progressiver und dunkler Epos; im beklemmenden "Where Is Home?" verarbeitet Sänger Kele den rassistisch motivierten Mord an einem engen Freund; "The Prayer" (♪♫♪) gibt sich als finsteres Elektro-Indierock-Meisterstück, inkl.  dunklen Männerchören; das kunstvolle "Kreuzberg" (♪♫♪) thematisiert das ausschweifende (homosexuelle) Sexualleben in Berlin; die zeitlos schöne Pop-Perle "I Still Remember" (♪♫♪) beschreibt Sänger Kele als eine Art "gay love story", und das geisterhafte und gifttriefende "SRXT" (♪♫♪) hört sich an wie der Abschiedsbrief eines Selbstmörders. Dunkel, episch, großartig.



9. THE LIBERTINES - 
"THE LIBERTINES" (2004)

Zu Zeiten der Libertines war oft unklar, welche der beiden Frontmänner die treibende kreative Kraft hinter der britischen Indierock-Band war. Nach ihrem Ende sollte eben jener, der quasi den Grund für den Split darstellte, eindrücklich unter Beweis stellen, dass er diese Kraft war: Pete Doherty, der einst wegen Drogeneskapaden die Band lahm legte, aber danach mit seinen Babyshambles und auch Solo auf ganzer Linie überzeugte. Oft wurde eine Reunion herbei gesehnt. Doch wenn man ehrlich ist, ist die überhaupt nicht nötig. Denn nach ihrem famosen Debüt "Up The Bracket", legten sie sogleich noch ein weiteres Meisterwerk nach: ihr 2. Album "The Libertines". Ein grandioses Werk zwischen rotzig ausgelassenem Britrock und fantastischen Pop-Melodien. Alles dargeboten mit einer offenkundigen Spielfreude, dass man ihm unmöglich widerstehen kann. "Can't Stand Me Now" (♪♫♪)? Ein Klassiker der noch in 20 Jahren so frisch klingen wird, wie er es heute tut. "Last Post On The Bugle" (♪♫♪)? Ein herrlich rumpelnder und begnadet melodischer Hit. "The Man Who Would Be King" (♪♫♪)? Ein unsterbliches Meisterstück, dass nach Evergreen klingt. "Music When The Lights Go Out" (♪♫♪)? Ein herausragendes Stück, für das einem wieder kein besseres Wort als "Klassiker" einfällt. "Arbeit macht frei" (♪♫♪)? Ein bissiges und punkiges kleines Rock-Rumpelstilzchen. "What Became Of The Likely Lads" (♪♫♪)? Nichts geringeres als ein waschechter Hit. Und wer sich mit solch einem herausragenden Album verabschiedet, der hat ein Comeback nicht wirklich nötig. Denn viel besser geht's eh nicht.





8. THE SHINS - 
"CHUTES TOO NARROW" (2003)

Wer sich ein wenig mit Musik beschäftigt, und zudem wunderbar melodischen Indie-Pop zu schätzen weiß, der wird mit Sicherheit auch mal über die US-Band The Shins gestolpert sein. Denn mit jedem Album schaffen sie es erneut, wunderbare Indie-Pop-Wundertüten zu kreieren, die die Welt für eine kurze Zeit zu einem schöneren Ort machen können. Und doch war wohl ihr zweites Album ihr bislang stärkstes: "Chutes Too Narrow" aus dem Jahr 2003. Diese Melodien, diese Ausstrahlung - ein wahrhaft herrliches Album, dass sich dem Hörer in Form von zartschmelzenden Ohrwürmern ergießt, die er so schnell nicht wieder aus den Gehörgängen kriegt. So etwa der euphorisierende Opener "Kissing The Lipless" (♪♫♪), die warme und geschmeidige, von famoser Melodie geschmückte Perle "Mine's Not a High Horse" (♪♫♪), der catchy mitreißende Indie-Hit "So Says I" (♪♫♪), das die Seele streichelnde Indie-Pop-Juwel "Young Pilgrims" (♪♫♪), oder die strahlende und getragene Hymne "Saint Simon" (♪♫♪). Und das war nur die erste Hälfte des Albums. Also: wo das her kommt, ist noch viel mehr. Ein vollendetes Indie-Pop-Meisterwerk, dass so viel zeitlose Melodien in sich birgt, wie sie manch anderen in einer ganzen Karriere nicht einfallen. Natalie Portman sagte in dem Film "Garden State", die Musik von The Shins kann dein Leben verändern. Und auf keinem ihrer Alben war dies so sehr spürbar, wie auf "Chutes Too Narrow".     



7. OASIS -
 "(WHAT'S THE STORY) MORNING GLORY" (1995)

 Die Britpop-Welle, die vom Vereinten Königreich aus in frühen 90ern los rollte, hatte Mitte des Jahrzehnts beinah die ganze Welt erfasst - und dann machten sich Oasis auf, dem Genre einen Klassiker zu schenken. Schon mit ihrem Debüt "Definitely Maybe" sorgten sie 1994 für Euphorie. Doch mit ihren Zweitwerk "(What's The Story) Morning Glory" sollten sie für kurze Zeit die größte Band der Welt werden.  So ist es nicht weniger als der Soundtrack der Britpop, ein Meisterwerk randvoll gefüllt mit Klassikern, die noch heute so quicklebendig aus den Boxen hüpfen, als seien sie gestern erst aufgenommen worden. So gönnen sie uns ein wahres Hit-Feuerwerk, dass es einem das Wasser in die Augen treibt: die herzwringende Hymne "Wonderwall" (♪♫♪) oder das nicht minder hervorragende "Don't Look Back In Anger" (♪♫♪) sind nichts geringeres als Popsongs für die Ewigkeit; "Some Might Say" (♪♫♪) empfielht sich als treibender und phänomenal melodischer Britpop-Hit; "She's Electric" ist ein unverschämt beatlesquer Pop-Ohrwurm; und Dank "Champagne Supernova" (♪♫♪) verabschieden sie sich mit einem überragenden, psychedelisch ausgefransten und hymnischen Britpop-Epos, der einem noch lange in den Knochen sitzt. Ein fabelhaftes Album - aber leider sollte ihnen nie wieder eines von solch hoher Qualität gelingen. Oasis hätten sich nach diesem Album auflösen sollen - sie wären womöglich als die größten Genies des Britpop nach den Beatles in die Musikgeschichte eingegangen.



6. THE MARS VOLTA - "FRANCES THE MUTE" (2005)

Das die Musik von The Mars Volta schon immer große Kunst war, ist keinem ein Geheimnis, der mit dem Schaffen der Band vertraut ist. Das zeigten sie auch deutlich auf ihrem zweiten Album "Frances The Mute" aus dem Jahr 2005. Ein vielfältiges, verschachteltes, experimentelles und abstraktes, oft psychedelisch vernebeltes und mit virtuosen Gitarrensoli nur so um die werfendes Progressive-Rock-Meisterstück, dass einem beim ersten hören ziemlich ungläubig und verdutzt aus der Wäsche schauen lässt. Ein Konzeptalbum zudem, dass auf dem Tagebuch eines unbekannten Verfassers basieren, welches die Band auf dem Rücksitz eines Autos gefunden haben will. Es umschreibt das Leben eines Mannes, der auf der Suche nach seinen unbekannten Eltern ist. Jeder Song des Albums beschäftigt sich mit einer anderen Person, die der Verfasser auf seiner Suche traf. Ähnlich bedrückend ist auch die Musik, die drum herum entstand. Eine weitere Besonderheit: Band-Mastermind Omar Rodriguez-Lopez soll der einzige der Band gewesen sein, der kompletten Überblick über die Arbeiten am Album hatte - die Bandmitglieder spielten einzelne Parts ein, die er später in einer Reihenfolge zusammen fügte, die dem Rest der Band unbekannt war. Heraus gekommen ist ein Kunstwerk, dass mit Worten kaum zu umschreiben ist. Denn manche der Song, die mal "nur" 13 Minuten dauern, aber (wie beim Closer "Cassandra Gemini") auch locker die 30-Minuten-Grenze knacken können, setzen sich aus diversen Bruchstücken zusammen, die aber am Ende einen höheren Sinn ergeben. Doch auch in diesem undurchschaubaren, aber hervorragenden Sound-Mosaik, hat die Band einen echten Hit versteckt: das düstere und intensive "The Widow" (♪♫♪). Worte sind hier fehl am Platz. Man muss es selbst erlebt haben - und wer sich solch ein billantes, unbekümmertes und zugleich größenwahnsinniges, fiebriges und in höchstem Maße abgedrehtes Stück jüngerer Musikgeschichte entgehen lassen will...tja, der ist selber Schuld! 



 5. SUEDE - 
"DOG MAN STAR" (1994)

Nach dem überschwänglichen Erfolg ihres nach sich selbst betitelten Debütalbums "Suede" im Jahr 1993, ließen Suede schon im Folgejahr ihr Zweitwerk auf die Welt los: "Dog Man Star". Begleitet von einem durchaus respektablen Charteinstieg und oft begeisterten Kritiken, hat es an den Erfolg des Vorgängers allerdings nicht anknüpfen können. Wieso jedoch, dass erscheint einem beim hören dieses Meisterwerks rätselhaft. Denn selbst wer erst heute dieses Album zum ersten Mal hört, der wird nahezu nur Kostbarkeiten ausmachen können. Ob nun die großartige Britpop-Provokation "We Are The Pigs" (♪♫♪), die zum ausgelassenen mitgehen einlädt. Oder die atmosphärische Art-Rock-Perle "Daddy's Speeding", der an David Bowie gemahnende und herausragende (Glam-)Pop "The Power", der mitreißende Klassiker "New Generation" (♪♫♪), der hübsch psychedelische und hymnisch schrammelige Britrocker "This Hollywood Life", das eingängige aber dennoch kunstvolle "Heroine", die melodramatische und feierlich berauschende Hymne "Black Or Blue", der einnehmende und psychedelische 10-Minuten-Epos "The Asphalt World", oder die erhabene und majestätische Ballade "Still Life". Auch wenn "Dog Man Star" die meiste Zeit im Schatten seines großen Bruder "Suede" verbrachte, so sind schon allein dies alles klare Belege für eine These, an der eigentlich kein Zweifel mehr bestehen sollte: "Dog Man Star" war, ist und bleibt ein Meisterwerk.Ganz großes Kino! 



4. MGMT - "CONGRATULATIONS" (2010)

Was war das doch für ein Hype, der ab 2008 um MGMT, dass Brooklyner Duo um Ben Goldwasser und Andrew VanWyngarden, gemacht wurde . Zur selben Zeit erschien ihr zurecht umfeiertes Debüt "Oracular Spectacular" - doch der Hype sollte sich viel mehr um die Singles der Platte drehen, allen voran den alles verschlingenden Über-Hit "Kids". Und diese Entwicklung schien auch dem Duo selbst gehörig auf die Nerven zu gehen. So zogen sie den Song anfänglich sogar selbst scherzhaft ins lächerliche, indem sie ihn halt auch mal erst am Ende des Konzerts als Zugabe in einer improvisierten Fassung zum besten gaben, während der Rest der Live-Band schon mal anfing die Bühne abzubauen. Doch noch deutlicher sollte die Message auf ihrem zweiten Album "Congratulations" sein, dass 2010 erschien. Denn schon im Vorwege ließ das Duo verkünden, dass kein Hit nach dem Kaliber von "Kids" auf dem Album sein werde - und zudem das KEINE Single aus dem Album veröffentlicht werde, um den Blick weg von den einzelnen "Tracks", und auf das Album als Gesamtkunstwerk zu lenken. Also ein hitbefreites Album voll sperriger Songs die nur im Albumkontext Sinn machen? Natürlich vollkommener Unsinn. Denn wer erst mal richtig hingehört hat, der wird bald festgestellt haben, dass das Album in Wirklichkeit nahezu aus Hits besteht. So etwa der grandiose Psychedelic-Pop von "It's Working" (♪♫♪), der hübsch bunte, bedrogte und hervorragende "Song for Dan Treacy" (♪♫♪), die psychedelische Ballade "Someone's Missing", der mitreißende und zügellose Psychedelic-Rock-Hit "Flash Delirium" (♪♫♪), die wunderbar melancholische, aber dennoch hell strahlende Perle "I Found a Whistle", oder der 12-minütige, bewusstseinserweiternde, progressive und stetig neue Haken schlagende Pop-Epos "Siberian Breaks" (♪♫♪). Ihr Debütalbum mag großartig und herausragend gewesen sein - doch ihr zweites Album "Congratulations" ist ein handfestes Meisterwerk.



3. RADIOHEAD - 
"THE BENDS" (1995)

Als mit "The Bends" das zweite Album von Radiohead erschien, war die Band schon relativ bekannt. Dank des Hits "Creep" von ihrem 1993er Debüt "Pablo Honey" - das aber sonst ein eher solides, aber nicht sehr spannendes Garagenrock-Album abgab. Die Wandlung die sie 2 Jahre später mit ihrem Zweitwerk "The Bends" vollzogen, hätte wohl zunächst niemand erwartet. Zwar noch immer stark dem Garagenrock zugeneigt, wurde ihre Musik hier aber weitaus tiefsinniger, verschachtelter, vielseitiger und experimentierfreudiger. Und vor allem: sie schrieben hier die mit Abstand besseren Songs! So etwa der großartig grungige, mitreißend rockende Titelsong "The Bends", der mit seiner Energie gar euphorisierende Wirkung entfaltet. Das wundervolle "High & Dry" (♪♫♪) ist Pop-Hit und Klassiker zugleich, und "Fake Plastic Tree" (♪♫♪) eine melancholisch-schöne Perle und perfekter Soundtrack für nachdenkliche Tagträume. "(Nice Dream)" erweist sich als bittersüße und atmosphärische Alternative-Rock-Ballade, "Just" (♪♫♪) hat die Rolle des popmelodischen und zeitlos genialen Garagen-Rock-Hits inne, "My Iron Lung" (♪♫♪) bietet mitreißenden und dynamischen, treibenden Garagenrock, "Bullet Proof...I Wish I Was" verzaubert als wunderschöne, tieftraurige Ballade mit maximalem Gänsehautpotential, und "Street Spirit (Fade Out)" (♪♫♪) beendet das Album als düstere und tief melancholische Hymne - die zudem andeute, wie es mit Radiohead weiter gehen sollte. Mit "The Bends" erlebte man die Band in einer spannenden Phase der Wandlung - aus der zuvor recht farblosen Truppe wurde eine mehr als ernst zu nehmende Band, die ihr erstes Meisterstück vorlegte....und sich bald dazu aufmachen würde, zu einer der wichtigsten (und besten) Bands unserer Zeit zu werden. Aber das ist eine andere Geschichte.





2. BRIGHT EYES - "LETTING OFF THE HAPPINESS" (1998)

 Noch im selben Jahr, in dem das Debütalbum von Bright Eyes, die Band des einstigen Indie-Wunderkindes Connor Oberst, erschien, schob er auch gleich sein Zweitwerk hinterher. Und es sollte sich lohnen. Denn was er nur wenige Monate später hier auf "Letting Off The Happiness" so trieb, sollte einen musikalisch noch gereifteren Künstler zeigen, als dies der Erstling eh schon tat. Die Kompositionen sind hier deutlich stärker ausgearbeitet, die Melodien noch einnehmender. Aber dennoch lässt er sich die Ecken und Kanten nicht nehmen, lässt auch recht abgespacte Elemente zu und experimentiert im Detail mit unterschiedlichen Einflüssen. So beginnt der Opener "If Winter Ends" (♪♫♪) recht düster, mit bedrohlichen Störgeräuschen und Stimmensamples - ehe es sich dann zur beseelt melodischen und soft psychedelisch veranlagten Folk-Pop-Perle mausert. Mit "Padraic My Prince" (♪♫♪) setzte er ein grandioses, leidenschaftliches und authentisches Indiepop-Juwel in die Welt, dass einem Schauer von Gänsehaut über den Körper jagt. "Contrast & Compare" (♪♫♪) zeigt sich als verträumte Folk-Ballade im Duett mit Neely Jankins, Sängerin von Tilly And The Wall. "Touch" (♪♫♪) ist nicht weniger als eine fantastische, von orgelnden Keyboards und einer großartigen Melodie beseelte Psychedelic-Pop-Perle, die zum Ende hin in elektronischen Sounds ausfranst. "The City Has Sex" (♪♫♪) kommt als stimmungsvoller und herzhafter Indie-Folk daher galoppiert, und "A Poetic Retelling Of Unfortunate Seduction" (♪♫♪) behauptet sich als eindringliche und ungezügelte Folk-Pop-Offenbarung. Ein berauschendes und großartiges Album das schon früh endgültig klar machte, welch ein Talent in dem einst gerade mal 18 Jahre jungen Conor Oberst steckte.





 1. NIRVANA - "NEVERMIND" (1991)

Seien wir mal ehrlich: Was hätte den ersten Platz unter den besten zweiten Alben aller Zeiten mehr verdient, als das großartige "Nevermind" von Nirvana? Denn das Zweitwerk der Band um Kurt Cobain, Krist Novoselic und Dave Grohl ist nicht nur schwindelerregend gut, es ist zudem auch noch enorm wichtig. Doch um die Größe dieses Albums ganz zu erfassen, spulen wir erst einmal zurück in das Jahr 1988, als Nirvana's Debüt "Bleach" erschien (damals als Quartett mit dem zusätzlichen Gitarristen Jason Everman, zudem noch mit Chad Channing an den Drums - Dave Grohl stieß erst 1990 zu der Band). Hier zeigte sich eine junge Underground-Band mit ihren ersten Gehversuchen - in Form eines scharfkantigen, schmutzigen und ungeschliffenen Grunge-Rohdiamanten. Mittlerweile zwar mit Kult-Status versehen, aber erst im Fahrwasser von "Nevermind" konnte es erstmals in die Charts einsteigen. Hier schon hatten Nirvana den Grundstein für das gelegt, was sich nur 3 Jahre später als gewaltige musikalische Revolution entladen würde. Und an dieser Stelle tritt "Nevermind" auf den Plan. Was dieses Album auslösen würde, dass war mit Sicherheit niemandem der beteiligten nur Ansatzweise klar. Das was sie hier vorlegten, sollte die letzten Überreste der 80er Jahre quasi über Nacht hinweg fegen und mit einem Knall die 90er Jahre einläuten. Es folgte eine Euphoriewelle die sich über die gesamte Welt ausbreitete. Und die Bedeutung führte weit über die Musik hinaus - es entstand viel mehr eine Jugendbewegung, die Generation X, deren Lifestyle und politische Orientierung die Band entscheidend beeinflusste. Und Kurt Cobain sollte zu ihrer Ikone werden. Und doch ist das ausschlaggebende am Ende immer die Musik. Und das diese eine derartige Wirkung entfachte, wundert einen auch mehr als 20 Jahre später nicht im geringsten. Gegenüber ihrem Debüt hat sich ihr Sound auf "Nevermind" einer deutlichen Wandlung unterzogen. Hier sind ihre Stärken noch deutlicher auf den Punkt gebracht, der Klang wirkt klarer, konzentrierter und greifbarer, und die zuvor garagenrockig schrammelige Atmosphäre weicht hier einer prägnanten Laut-Leise-Dynamik, die den Songs mit einfachsten Mitteln eine unverkennbare Note verleiht. Auf "Nevermind" verschmolzen sie gemeinsam mit Produzent Butch Vig (Garbage) die ungestüme Wut des Punk so vortrefflich mit der fragilen Sensibilität des Pop, wie es besser wohl kaum möglich ist. Denn beinah egal von welchem Song man kostet, so gut wie alles hier schmeckt nach Klassikern - was die meisten hier auch in der Tat sind. Allen voran die mitreißende, auf einem simplen, aber unsterblich genialen Gitarrenriff basierende, generationsübergreifende Hymne "Smells Like Teen Spirit" (♪♫♪). Und das ist erst der Anfang. Hier warten etwa noch der mitreißende Ohrwurm "In Bloom" (♪♫♪), der fantastische und nachdenklich-düstere, aber hoch melodische Evergreen "Come As You Are" (♪♫♪), oder das fabelhafte und eingängige "Lithium" (♪♫♪). Zudem noch das akustische "Polly" (♪♫♪), das von einem wahren Verbrechen inspiriert wurde und aus der Sicht der Täters geschrieben ist. Beiträge wie "On a Plain" (♪♫♪) oder "Stay Away" (♪♫♪) empfehlen sich als famose Grunge-Klassiker, und das großartige "Something In The Way" (♪♫♪) offenbart sich zum Ende als depressive und resignierende Ballade, die unter die Haut geht.  Mit "Nevermind" begann eine neue Zeitrechnung im Rock. 80er-Fönwellen-Rocker  wie Guns'N'Roses oder Bon Jovi konnten offiziell für kreativ Tod erklärt werden, und selbst Michael Jacksons "Dangerous" konnte es von der Spitze der US-Charts verdrängen. Bis heute setzte das Album mehr als 30 Millionen Exemplare ab, und gilt (vollkommen zurecht) als eines der wichtigsten Alben der Rockgeschichte. Ein Meilenstein und die letzte wirkliche Revolution in der bisherigen Musikgschichte. Das soll ihnen erst mal einer nachmachen.




Sonntag, 15. April 2012

Besprochen: DAWN RICHARD - "ARMOR ON"

Mit einer epischen Einführung in ihre noch kommende "GoldenHeart"-Trilogie, zeigt uns Dawn Richard eindrucksvoll einen Blick in die Zukunft des RnB. Ein Hochgenuss.

Die amerikanische Künstlerin Dawn Richard könnte einem aus mehreren Gründen bekannt sein. Zum einen als Teil des Projekts Diddy-Dirty Money, und als ehemaliges Mitglied der Girlgroup Danity Kane. Das sich das vielleicht auf den ersten Blick nicht wirklich spannend anhören mag, davon sollte man sich nicht täuschen lassen. 2005 veröffentlichte sie bereits ihr Solodebüt - allerdings noch unter dem Namen Dawn Angeliqué, und noch bevor sie zu den bereits genannten Projekten stieß. Einst lieferte sie noch braven und recht vorhersehbaren RnB-Pop, der nicht weiter auffiel. Nun, 7 Jahre und die zwei auch nicht unbedingt zu ausgelassener Prahlerei einladenden Projekte später, reanimiert sie ihre Solokarriere - und geht zum Glück einen vollkommen anderen Weg. "Armor On" heißt die neue EP der Sängerin - ja, es ist "nur" eine EP. Obwohl man bei einer Sammlung von 10 Songs über eine Länge von fast 40 Minuten durchaus von einem Album sprechen könnte. Doch das hier soll erst der Anfang sein. "Armor On" soll quasi die Vorgeschichte ihrer noch kommenden "GoldenHeart"-Trilogie darstellen - ein Konzeptwerk, das hiermit eingeführt werden soll. Doch halten wir uns gar nicht erst mit der Geschichte um das Alter Ego NEON auf, um die es in der Geschichte gehen soll. Gehen wir lieber auf das ein, was wir hier zu hören bekommen. Und man kann und will es nicht anders sagen: Dawn Richard zeigt uns die Zukunft des RnB! Ein Blick auf das was möglich ist, wenn man sich von den Zwängen des modernen US-RnB löst, von Hörgewohnheiten - und von der eigenen Vergangenheit. "Armor On" ist ein vielseitiges und kreatives, von sowohl HipHop als auch TripHop-Beats, flirrenden Synthesizern und allerlei Soundbeiwerk durchflutetes Königreich, über das Richard mit ihrer großartigen Stimme herrscht (die zudem an die von Brandy erinnert). Ihre Herrschaft mag auch zeitweilig an das Umfeld von The Weeknd erinnern - doch lassen wir die Vergleiche und konzentrieren uns auf das, was sie auf ihrer neuen EP liefert - die jetzt schon ein Fall für die Jahresbestenlisten zu sein scheint. Alles beginnt mit mit dem Intro "Call to Hearts" (♪♫♪), einer schwebenden Perle aus pochenden bis triphopigen Beats, atmosphärischem Piano und Dawn Richards fabelhafter Stimme, die hier sanft aber machtvoll über allem thront. Und nahtlos geht es auch gleich über in "Black Lipstick" (♪♫♪), auf dem sie aus ähnlichen Attributen einen hervorragenden Song strickt, der beinah hypnotische Wirkung entfaltet. Und danach heißt es anschnallen und fest halten - denn mit der neuen Single "Bombs" (♪♫♪) folgt dann ein veritabler Hit, der zeigt wie RnB von heute zu klingen hat, wenn er noch etwas zu sagen haben will. "Automatic" besticht als eine wunderbar melodischer und atmosphärischer Neo-RnB-Pop, der einmal mehr zeigt was in dem Genre möglich wäre. "Heaven" (♪♫♪) gibt sich als sphärisch getragene Perle, die seinem Namen alle Ehre macht, und auf fast unmerkliche Art und Weise zu fast epischer Größe anwächst. Auf sanft housigen Schwingen kommt "Faith" (♪♫♪) daher, dass zunehmend an Rhytmus und Beat gewinnt, um gen Ende zu einer sich weit in den Himmel schraubenden Dance-Pop-Hymne  zu mutieren. Und "Save Me From You" (♪♫♪) offenbart eine wundervolle und warme RnB-Pop-Perle, die nahtlos in das strahlende Outro "The Battle" übergeht. Es ist einem nahezu unbegreiflich, wie so etwas hochwertiges und beinah atemberaubendes nicht als offizielles Album veröffentlicht wird. Was soll einen erst auf der geplanten Trilogie erwarten, wenn sie so eine Kostbarkeit wie "Armor On" schon nur als Online erhältliche EP veröffentlicht? Wir werden es erleben - aber das hier ist schon mal phänomenal! 

    

Dienstag, 10. April 2012

Kotztüte: WARUM NICKELBACK DIE ANTI-CHRISTEN SIND!


Willkommen in der KOTZTÜTE! Hier soll nichts objektiv beurteilt werden, hier wird einzig und allein auf schlechte Musik gekotzt - ohne Rücksicht auf Verluste.^^ Erstes Opfer: die kanadischen Rock-Witzfiguren von Nickelback! 
 
Als Musikkenner könnte man sich, immer wenn jemand von der unsäglich schlechten Band NICKELBACK schwärmt, angewidert abwenden, und sein gegenüber mit der schadenfrohen Gewissheit seines Weges ziehen lassen, dass ihm der Zugang zu echter und wahrhaftig GUTER Musik - metaphorisch quasi dem heiligen Gral des Pop - wohl für immer versperrt bleiben wird.
Und doch gibt es immer wieder diese Situationen, in denen man sich einfach nicht zurück halten kann. Diesbezüglich erinnere ich mich sehr gut an einen Vorfall, der sich vor 3 oder 4 Jahren ereignete. Zwei ca. 18 - 19-jährige Mädels befanden sich mit mir in einer kleinen Musik-Diskussion, als diese (Pardon) Gören sich doch tatsächlich zu der Aussage zu erdreisteten: "Also Nickelback sind ja wohl viel besser als Nirvana!"
 
Diese Aussage muss man sich - auch als nur halbwegs musikalisch bewanderter Menschen - mal richtig auf der Zunge zergehen lassen. Diese Aussage, die von musikhistorischer (nochmals: Pardon) Dummheit nur so strotzt, konnte ich nur mit einer Aussage quittieren: "Ich hol gleich einen Exorzisten!" 
 Was dann folgte war ein kleiner Rundgang durch die jüngere Musikgeschichte. Aber das entmutigende an derartigen Unterfangen: Ist die Indoktrination schon zu weit fortgeschritten, sind die Gemüter schon zu sehr durch diesen Weichspül-Radiorock sozialisiert worden, gibt es für ihre Opfer (auch "Fans" genannt) häufig kein Entkommen aus ihrem elenden Schicksal.^^
Doch was genau ist nun so grauenhaft an dieser Band? Und da wird schon der erster Fehler bemerkbar - irgendwie will einem in Bezug auf Nickelback das Wort "Band" einfach nicht locker von der Zunge gehen. Denn diese 4 Schmierlappen sind die Karikatur von einer Band - quasi die Backstreet Boys, denen man den Rasierer weg genommen und ein paar Instrumente in die Hand gedrückt hat. Nur mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass die Backstreet Boys mindestens einen guten Song hatten. 

Das einzige was die "Faszination" für Nickelback auszumachen scheint, sind ausgemusterte und klischeehafte Rocker-Posen, unheimlich schlecht vorgegaukelte Härte, und Songs die entweder immer wie ein und derselbe klingen, oder mit echter Rockmusik in etwa genauso so viel zu tun haben, wie Céline Dion mit HipHop. Was sie dann in den Videos noch für optische "Großtaten" aushecken, lässt einem endgültig das Blut in den Adern gefrieren. Man muss sich nur dieses widerwärtige Musikvideo zu "Gotta Be Somebody" anschauen, wie extrem cool sie mal im Kolosseum, und dann mal auf einer Brücke rumlümmeln und um ihr Leben rocken, während selbige von tosenden Naturgewalten durch geschüttelt werden - aber die Frisur sitzt perfekt.
3-Wetter-Taft macht's halt möglich.

 


 Auch jedem Fan müsste bei so einem schmierigen Video, und erst recht bei so einem - wie für Nickelback typisch - vollkommen austauschbaren Song, normalerweise speiübel werden. So viel überflüssiger Pomp- Kitsch und Pathos (ob nun optisch oder musikalisch) können eigentlich nur Menschen ertragen, die bereits durch ähnlich grauenhafte "Bands" wie Creed oder Limp Bizkit desensibilisiert wurden. Ach und wer auf die Musik von Dieter Bohlen steht, der sollte nicht nur sofort von diesem Blog verschwinden, sondern der wird Nickelback sogar auch tatsächlich für Rockmusik halten. Drollig, oder!?  ;)
 
Doch kommen wir noch einmal auf den vorhin gezogenen Vergleich zwischen Nickelback und Nirvana zurück. Doch dieser Vergleich hinkt natürlich gewaltig. Der einzige Vergleich der denkbar wäre, wäre kombiniert mit einem Vorwurf: eben jenem, dass Nickelback das, womit Nirvana die letzte wirkliche Revolution in der bisherigen Musikgeschichte auslösten, auf respektlose und verdammt schlechte Art und Weise für das Format-Radio ausschlachten.
 Am Ende bleibt einem nur die Hoffnung, dass Nickelback irgendwann von ihrem teuflischen Plan, die Welt mit ihrer fürchterlichen Musik zur Hölle auf Erden zu machen, abrücken werden. Doch bis es vielleicht irgendwann soweit ist, bleibt einem in Bezug auf das gemeine Format-Radio nur das übrig, was Peter Lustig schon seit eh und je für den Fernseher empfiehlt:

ABSCHALTEN

Möge der Geschmack mit euch sein.^^

Euer MJ. ;)

 

Sonntag, 8. April 2012

Besprochen: HOORAY FOR EARTH - "TRUE LOVES"

Einmal quer durch die 80er und zurück: Hooray For Earth machen uns das nicht enden wollende 80s-Revival für eine weitere Saison schmackhaft.

Die meisten Retro-Hypes in der Musik halten nicht sehr lange vor. Doch ausgerechnet das Revival der 80er, wohl das umstrittenste Pop-Jahrzehnt überhaupt, schafft es immer wieder in aller Regelmäßigkeit Interpreten auszuspucken, die das Revival immer weiter am laufen halten. Waren zuletzt noch Hurts jene welche eine weitere Welle los traten, so kommen nun Hooray For Earth mit ihrem Debütalbum "True Loves", um den Hype auch in die nächste Saison hinüber zu retten. Aber hat man nicht langsam genug von den 80er Jahren? Im Grunde schon. Aber wenn selbige von der Band aus New York hier so vortrefflich in Klänge gegossen werden, lässt man sich gerne ein weiteres Mal verführen. Pflückt man die Musik hier gnadenlos auseinander, könnte man Einflüsse von Tears For Fears, über Talk Talk bis hin zu New Order oder den Pet Shop Boys finden. Doch die Band entwickelt sehr schnell einen ganz eigenen Sound, der sich von den Vergleichen emanzipiert. Mit tiefen männlichen Chören und herrlichem 80s-Beiwerk startet das Album schon in den Opener "Realize It's Not The Sun" (♪♫♪), einer kurzen aber wunderbaren und getragenen Perle, die gleich zum ersten potentiellen Hit überleitet: "Last Minute" (♪♫♪), einem verträumten Synthpop-Ohrwurm mit herzerfrischend schöner Melodie und hervorragender Produktion. "True Loves" (♪♫♪) hüpft als strahlend glitzernder New-Wave-Ohrfänger aus der Kiste, der durchaus das Zeug zum echten Hit hätte. "Same" (♪♫♪) entpuppt sich als zartschmelzender Synthie-Pop, der den Pet Shop Boys nicht unähnlich ist - und beinah schon das Prädikat "Hymne" verdient hat. "Hotel" (♪♫♪) ist ein atmosphärisches Synth-Wave-Pop-Meisterstück von solch einem Kaliber, das einem vor Freude ganz schwindelig werden kann. "No Love" (♪♫♪) gibt ebenfalls einen äußerst geglückten Pop-Song ab, der die 80er Jahre neidisch machen könnte, und "Bring Us Closer Together" (♪♫♪) könnte auch ein verschollener Klassiker dieser Dekade sein (man beachte den herrlich ausgelassenen Refrain, der allerdings sogar leicht an MGMT gemahnt). Alles in allem ist "True Loves" eine famose Pop-Platte, die aber wohl leider nicht viele Menschen erreichen wird - was allein schon dem Umstand geschuldet ist, dass es hier mit fast 1-jähriger Verspätung erschienen ist, und auch in ihrer amerikanischen Heimat scheinbar bisher keinen allzu großen Hype auslösen konnte. Doch das soll uns Musikliebhaber nicht stören. Den "True Loves" ist und bleibt ein herrliches Stück Pop, dass die 80er Jahre nochmal von seiner besten Seite präsentiert.