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Sonntag, 26. September 2010

Besprochen: CARL BARÂT - "CARL BARÂT"

Totgesagte leben länger: Der andere Ex-Libertines-Frontmann legt völlig unerwartet ein gnadenlos gelungenes Solo-Debüt vor!

The Libertines, die britische Band in der Carl Barât neben Pete Doherty als Frontmann fungierte, waren ohne jeden Zweifel eine der wichtigsten Indie-Bands der vergangenen Dekade, die mit ihren beiden Ablen "Up The Bracket" (2002) und "The Libertines" (2004) zwei der besten Indierock-Alben selbiger schufen. Doch nach dem zerbrechen der Band sollte schnell klar werden, wer die treibende kreative Kraft der Band war: Pete Doherty legte mit seiner neuen Band Babyshambles in der 2. Hälfte der 00er wiederum mit den beiden Alben "Down In Albion" (2005) und "Shotter's Nation" (2007), sowie seinem Solo-Debüt "Grace/Wasteland" (2009) unbestrittene Meisterwerke ab - während Cart Barât's neue Band Dirty Pretty Things mit dem Debütalbum "Waterloo To Anywhere" (2006) eher eine positive Nebenerscheinung darstellten und sich mit dem 2. Album "Romance At Short Notice" (2008) vollkommen in den Sand setzten. So wie Barât seinem ehemaligen Kollegen immer ein Jahr hinterher hinkte, folgt nun im Jahr nach Doherty's Solodebüt, nun auch sein eigenes. Und es sorgt für eine derbe und vor allem gelungene Überraschung. Der Brit-Punk-Rock seiner aufgelösten Dity Pretty Things, weicht hier zartschmelzendem, melodieverliebtem und leidenschaftlichem Brit-Pop. Wem diese Genredefinierung vielleicht ob negativer Assoziationen etwas bitter aufstoßen mag, dem sei verdeutlicht: Wären Oasis in den letzten 13 Jahren noch zu so etwas wie auf seinem selbstbetitelten Debüt "Carl Barât" im Stande gewesen, hätten sie womöglich beinah zurecht so großkotzig und selbstverliebt sein dürfen, wie sie es auch noch waren, als die Welt schon längst kapiert hatte, das es sich bei ihnen um reine Schaumschläger handelt. Aber verstehen wir uns nicht falsch: Dieses Album hat nichts mit der nölenden Arroganz der Gallagher's gemein - und dennoch kann es die zerstrittenen Brüder auch nach der Trennung von Oasis noch das fürchten lehren. Denn Carl Barât führt hier vor, wie Britpop im Jahr 2010 zu klingen hat...und wie Un-Indie er dabei klingen darf! Wobei er sich hier dennoch mancher Elemente bedient, die man im Libertines-Kosmos mitunter auch heraushören konnte. So beginnt das Album gleich beim Opener "The Magus" mit einem Abstecher in den Vaudeville - und lässt dabei eine extrem gelungene Pop-Perle entstehen, die einem noch länger im Ohr hängen bleibt. Und so hat hier manches das Zeug, länger in der Gunst des Hörers stehen zu können. So nehme man etwa das gnadenlos lebensbejahende und ohrwurmige "Je Regrette, Je Regrette" (hier anhören!), die beherzte und wunderbare Sixties-Pop-Kostbarkeit "She' Something", die himmlisch melancholische Britpop-Ballade "Carve My Name", die schmissige und hitverdächtige Single "Run With The Boys" (hier anhören!), die gefühlvolle und warme Perle "So Long, My Lover" oder die verträumte und wundervolle Ballade "What Have I Done". Mit der detailverliebten, feinen, warmen Instrumentierung, weiblichen Backgroundchören, schwelenden Streichern, majestätischen Bläsern und perlenden Pianos, hebt sich das Album deutlich von dem ab, was man aus dem Libertines-Kosmos bisher gehört hat - und liefert damit eine gelungene Überraschung und eine spannende Abwechslung.

Besprochen: JOHN LEGEND & THE ROOTS - "WAKE UP!"

Alles nur geklaut: Soul-Barde John Legend und das HipHop-Schwergewicht The Roots, taten sich für ein knappes Dutzend Coverversionen zusammen - und überzeugen auf ganzer Linie!

Es gibt viele Platten - speziell auch im Soul und HipHop - die durch aktuelle politische Situationen inspiriert sind. Doch vergleichsweise wenige resultieren aus einer enorm optimistischen politischen Strömung, als vielmehr aus politischem Unmut und Verdruss. Doch ein eben solches ist nun diese Album-Kollaboration zwischen Soul-Barde John Legend und dem HipHop-Schwergewicht The Roots - die mit "Wake Up!" (dessen Titel vom gleichnamigen Song der kanadischen Band Arcade Fire inspiriert ist) beinah ihre beiden letzten Eigenproduktionen überstrahlen. Die Idee kam ihnen 2008, als sie mitten im Wahlkampf für den demokratischen US-Präsidentschaftskandidaten Barack Obama steckten. Sie wollten die ungemein optimistische und überschwängliche Atmosphäre in den USA in Musik umsetzten - sozusagen eine Art Soundtrack zur allgemeinen Sehnsucht nach Veränderung. Was ursprünglich als Single oder EP geplant war, wurde dann bald zu einem ganzen Album, auf dem sich John Legend und The Roots, gemeinsam mit allerlei Gästen, an einem knappen Dutzend Soul-Coverversionen ergehen. Und das mit einem solchen Respekt und Tatendrang, das es eine wahre Freude ist. So gehen sie hier schon beim Opener in die Vollen: Mit ihrer Interpretation von "Hard Times" (hier anhören!) von Baby Huey & The Babysitters, gelingt ihnen eine mitreißende Soul-Hymne mit Funk-Atmosphäre, energetischen Streichern und Oldschool-HipHop-Einflüssen. Wem hier nicht der Tanzschuh juckt, der hat kein Ohr für grandiosen Soul. Kernstück des gemeinsamen Projekts ist die erste Single "Wake Up Everybody" (hier anhören!) - ein schmachtender und eleganter Soul-Evergreen, für den sie zusätzlich Soulsängerin Melanie Fiona und Rapper Common gewinnen konnten. Auf dem schmissigen und leidenschaftlich beherzten Soul-Funk-Kracher "Our Generation (Hope Of The World)" (hier anhören!) mit HipHop- und Rock-Elementen, werfen sie sich uns mit voller optimistischer Hingabe in die Arme und Don Hatthaway's "Little Ghetto Boy" (hier anhören!) glückt ihnen als zurückgelehnte Rap-Soul-Offenbarung. Als einzige neue Komposition John Legend's, ist hier "Shine" als Albumfinale vertreten - und zeigt sich als famos inszenierter und beseelter Piano-Gospel-Soul, der allein schon das meiste seines letzten Albums "Elevator" (2008) überstrahlt. Das sollte man gehört haben!

Samstag, 25. September 2010

Besprochen: ACE OF BASE - "THE GOLDEN RATIO"

Eine traurige Entwicklung! Oder: Wie sich Schwedens größtes Pop-Quartett seit ABBA zur Mogelpackung abdegradiert!

Wer die frühen 90er noch bewusst erlebt hat, der konnte miterleben wie die schwedischen Newcomer Ace Of Base - um die Geschwister Jonas "Joker", Malin "Linn" und Jenny Berggren, sowie ihrem Freund Ulf "Buddha" Ekberg - über Nacht einen bis dato beispiellosen Durchbruch in der ganzen Welt hinlegten. Mit Hits wie "All That She Wants" (hier anhören!), "Happy Nation" (hier anhören!), "The Sign" (hier anhören!), "Don't Turn Around" (hier anhören!) oder "Living In Danger" (hier anhören!) pflasterten sie die weltweiten Charts und ihr Debütalbum "Happy Nation" wurde zum Millionen-Seller und erhielt zudem einen Eintrag im Guiness-Buch, als das bis dato bestverkaufte Debütalbum. Der Erfolg konnte sich noch über die nächsten beiden Alben "The Bridge" (1995) und "Flowers" (1998) halten, während ihr 4. und bislang letztes Album "Da Capo" (2002) an die alten Erfolge nicht anknüpfen konnte. Lange war es seitdem still geworden um Schwedens größtes Pop-Quartett seit ABBA. Doch nun erscheint dieser Tage ihr Comeback-Album - das allerdings eine Mogelpackung geworden ist! Wer sich erhofft hat, neue Songs von Joker, Linn, Jenny und Buddha zu hören, der hat sich geschnitten. Bereits 2007 war die anfängliche Leadsängerinn Linn, nachdem sie sich seit den späten 90ern kontinuierlich aus dem Rampenlicht zurückgezogen und seither die Rolle der Leadstimme ihrer Schwester Jenny überlassen hatte, aus der Band ausgestiegen. Jenny folgte ihrem Beispiel dann im vergangenen Jahr. Die 2 verbliebenen Mitglieder Ulf und Jonas ersetzten die 2 Schwestern dann kurzerhand mit den neuen Sängerinnen Clara Hagman und Julia Williamson. Aus Respekt vor der eigenen musikalischen Vergangenheit und in Anbetracht der Tatsache, das die Band seit Jahren keine Erfolge erzielen konnte, wäre es die bessere Lösung gewesen, Ace Of Base aufzulösen und mit einem neuen Projekt an den Start zu gehen. Aber dafür lässt sich aus dem prominenten Bandnamen wohl einfach noch zu viel Kohle herausholen. Und auch das Album soll sich offensichtlich verkaufen - denn hier wurde mit allem geklotzt, was herauszuholen war aus dem eigenen Backkatalog. So werden hier auch mit vollem Elan die käsigen Synthiehooklines der frühen 90er reanimiert, die ja derzeit ihren 2. Frühling erleben. Und das Album macht es einem wahrlich nicht einfach. Man möchte es verachtenswert finden - aber doch ertappt man sich wie man (vorrausgesetzt man ist den bisherigen musikalischen Ergüssen der Band aufgeschlossen begegnet) hin und wieder doch anfängt mit dem Fuß zu wippen. Vielleicht liegt es an den angestaubten Synthies, die man als Kind der 90er lange vermisst hatte. Vielleicht sind es auch die altbekannten typischen Ace-Of-Base-Elemente, die auch hier durch jede Ritze dringen. Doch hört man genauer hin, fällt doch schnell auf, das man hier zu sehr auf die eigenen Arbeiten zurückgreift - jedoch nicht an die Klasse alter Hits anknüpfen kann. Eine der wenigen halbwegs geglückten Momente erlebt man etwa im Dancefloor-Ohrwurm "Black Sea" (hier anhören!), was aber wohl eher an den Erinnerungen an die guten alten Zeiten liegt, als das Super-Nintendo noch das Videospiel-Maß der Dinge war und MTV noch Musikvideos spielte. Ähnliche Effekte können sich zeitweilig auch bei "Visions In Blue" (hier anhören!) oder dem Titelsong "The Golden Ratio" (hier anhören!) einstellen. Dem gesellen sich aber eher unliebsamere Zeitgenossen hinzu. Man nehme etwa das irgendwie klischeebeladene "Southern California" (hier anhören!), das vor allem im Refrain endgültig im Kitsch verreckt. Bei "Blah, Blah, Blah On The Radio" (hier anhören!) spricht schon der Titel Bände, "Told My Ma" (hier anhören!) klingt beinah nach Schlager und "Juliet" (hier anhören!) gefällt sich als minderwertige 90s-Ballade. Mit gewissen musikalischen Ansprüchen kann, nein muss, man das hier einfach ganz fürchterlich finden. Wurde man als Kind oder Teenager hingegen erfolgreich mit dem Dancefloor sozialisiert, kann das hier in den eigenen schwachen Momente stellenweise durchaus fruchten - für den kurzen Moment, in dem man sich gerne mal wieder wie 13 fühlen möchte. Für alles weitere ist dieses Album hingegen nicht zu gebrauchen. Denn kaum ein Song kann einen positiven Eindruck hinterlassen, der über seine Spieldauer hinausgeht. Ein traurige Entwicklung.

Freitag, 24. September 2010

Besprochen: MARK RONSON & BUSINESS INTL - "RECORD COLLECTION"

Ein Stilwechsel der gerade zur rechten Zeit kommt: Mark Ronson lässt die Bläser in der Kiste und kredenzt einen 80s-infizierten Stilmix aus Pop, Synth und HipHop - wieder mal mit illustren Gästen!

Anfangs schien es der britische Musiker, Songwriter und Produzent ja noch gut mit uns zu meinen. Zwar konnte das von ihm zu weiten Teilen produzierte Zweitwerk "Back To Black" (2006) von Amy Winehouse nicht mit ihren Debütalbum mithalten, aber schaffte er es dennoch eine durchaus hörbare und stilvolle Oldschool-Soulplatte zu kreieren. Sein 2. Soloalbum "Versions" (2007) - auf dem er illustre Gäste mehr oder minder bekannte Coverversionen interpretieren ließ - und das von ihm betreute Debütalbum "Love & War" (2009) von Daniel Merriweather (der auch auf "Versions" zu hören war), sorgten danach allerdings für eine massive Reizüberflutung. Zu eingefahren stellte Ronson seinen Hang zu Bläsern zur Schau, mit denen er gerne jede Ecke und jeden Winkel zukleisterte. Ähnliches war dann zu erwarten, als er sein 3. Soloalbum ankündigte. Doch schon die erste Single "Bang Bang Bang" feat. Q-Tip + MNDR (hier anhören!) ließ aufhorchen: Statt von Trompeten dominierten 60s-Soul, durfte man plötzlich einen strammen, melodischen und knackigen 80s-Synthpop-Ohrwurm mit HipHop-Einflüssen bestaunen. Und das nun erschienene Album "Record Collection" lässt dann endgültig erleichtert aufatmen: Er hat diesmal die Blasinstrumente in der Kiste gelassen und kredenzt uns stattdessen lieber einen gelungenen Stilmix aus Synthiepop, HipHop, Soul und vor allem POP. Das er hier wieder einmal eine Horde von illustren Gästen um sich scharrt, ist keine große Überraschung - wohingegen die Auswahl selbiger, für eine äußert positive Überraschung sorgt. Die Wahl fiel hier nicht unbedingt auf die übliche Verdächtigen, wobei sich trotzdem durchaus bekannte Namen auf dem Album tummeln. So wird etwa der hitverdächtige, melodische und catchy Oldschool-Ohrwurm "Lose It (In The End)" (hier anhören!) von Rapper Ghostface Killah und Phantom-Planet-Sänger Alex Greenwald unterstützt. Auf der sonnenscheinigen zweiten Single "The Bike Song" (hier anhören!) sind Rapper Spank Rock und The-View-Frontmann Kyle Falconer zu hören. Miike-Snow-Sänger Andrew Wyatt hören wir gemeinsam mit dem einstigen Culture-Club-Sänger Boy George im dubbigen und hochmelodischen "Somebody To Love Me" (hier anhören!) und D'Angelo ringt sich selbst im großartigen Synthie-Soul-Kracher "Glas Mountain Trust" (hier anhören!) Höchstleistungen ab. Tatsächlich hat das Album so manche hitverdächitge Ohrwürmer zu bieten, die auch einer gewissen Stilvielfalt nicht entbehren. Und am Ende ist Mark Ronson damit etwas geglückt, was viele nach seinen letzten Arbeiten nicht erwartet hätten: Ein spannender und gelungener Stilwandel, der auch noch so richtig Spaß macht.

Mittwoch, 22. September 2010

Besprochen: BEARS IN HEAVEN - "BEAST REST FORTH MOUTH"

Brooklyn's burning: Mit ihrem Zweitwerk liefern Bears In Heaven elektronifizierten Psychedelic-Prog-Rock von überirdischer Gravität und schwindelerregender Kreativität!

Brooklyn brennt ja schon ein wenig länger als nur ein paar Tage. Bereits vor 2 Jahren entfachten Bands wie MGMT das Feuer, The Drums legten in diesem Jahr nochmal ordentlich Kohle nach - und das eigentlich schon vor einem Jahr in den USA, aber jetzt erst in Europa veröffentlichte Album "Beast Rest Forth Mouth" (ein Wortspiel aus den Himmelsrichtungen "East West North South") von Bears In Heaven, gießt nun kräftig Öl in die Flammen. Das das Trio um Jon Philpot, Adam Wills und Joe Stickney sich jetzt endlich entschied, ihr Zweitwerk auch in Europa zu veröffentlichen, wurde aber auch allerhöchste Zeit. Beinahe hätte das hiesige Publikum auf ein wahres Meisterwerk aus elektronifiziertem Psychedelic-Prog-Rock verzichten müssen. Genauer gesagt, schnüren sie aus Bestandteilen von Prog, Krautrock, Psychedelia, Shoegaze, Ambient und Pop ein mächtiges Knäuel, der erstmal verstanden werden will. Aber ist man erst einmal zum Kern durchgedrungen, gibt es kein Zurück mehr - denn dies ist ein Album, das ungefragt und unerwartet etwas mit dem Hörer anstellt. Ein Album das einnimmt, das mitreißt und uns einhüllt. Ein bewusstseinserweiterndes Manifest von entrückter Schönheit. Hört sich das in der Theorie kompliziert an, so ist es in der Praxis viel leichter - man muss dieses Werk einfach auf sich wirken lassen, es mit dem Geist erfassen und nicht mit dem Verstand. Denn so erschließt sich einem auch die Erhabenheit des Psychedlic-Ambient-Progpop von "Dust Cloud" (hier anhören!), die düstere, psychedelische Anmut des vom Shoegaze beeinflussten "Deafening Love" (hier anhören!), die Faszination des bedrohlich und psychedelisch voran marschierenden "Fake Out" (hier anhören!), die tribalen Trommelgewitter im epischen Opener "Beast In Peace" (hier anhören!), das verstrahlte Hitpotential der hymnischen Art-Synthpop-Perle "You Do You" (hier anhören!) oder warum bei "Ultimate Satisfaction" (hier anhören!) der Titel Programm ist. Ein Album das man entdecken muss!

Dienstag, 21. September 2010

Besprochen: BON HOMME - "BON HOMME"

Der WhoMadeWho-Sänger wandelt auf Solopfaden - und kann damit durchweg überzeugen, ohne im Schatten seiner Band zu verblassen!

Nachdem sich das dänische Trio WhoMadeWho spätestens mit ihrem 3. Album "The Plot" (2009) als eines der größten Synthie-Dance-Pop-Acts Skandinaviens etabliert haben, legt ihr Sänger und Bassist Tomas Høffding alias Bon Homme, nun sein selbstbetiteltes Solo-Debüt vor. Und mit den 10 Stücken seines ersten Alleingangs, muss er sich keineswegs vor den famosen Arbeiten seiner Band verstecken - weil er nicht versucht eben jene zu kopieren, aber dabei dennoch Artverwandt bleibt. Mit seinem Sound der weniger kalkuliert ist, als das er eine logische Weiterentwicklung darstellt, fügt sich zudem perfekt in den aktuellen Zeitgeist ein. Auch der letzte dürfte mittlerweile bemerkt haben, das der Dance-Sound der späten 80er bis frühen 90er derzeit seinen zweiten Frühling erlebt. Diese natürliche Entwicklung hört man "Bon Homme" in jedem Song an. Anbiedern können sich andere - Tomas Høffding hingegen geht den Weg von WhoMadeWho konsequent weiter und vereint Midtempo-Pop mit elektronischen Dance-Klängen. Auffällig sind allerdings die pumpenden Beats, die die meisten Songs antreiben und Bon Homme deutlich vom Sound seiner Band abheben. So erfahren die Stücke hier eine gewisse technoide Grundierung, bleiben aber in jedem Moment Pop. Zudem jongliert er hier mit den unterschiedlichsten stilistischen Bezügen im Rahmen elektronischer Tanzmusik. Auf dem schwebend melancholischen Opener "Ray Ban" (hier anhören!) lässt er etwa Erinnerungen an Kraftwerk aufleben und kombiniert dies mit eingängig dunklen Gesangspassagen. Die Single "Mother" (hier anhören!) stellt mit Analog-Synthezisern, pumpenden Beats und eingängig-hymnischer Melodie einen vollwertigen Hit dar. Mit "Surround Surrender" (hier anhören!) beamt er eine astreine, sphärisch getragene Früh-80er-Synthpopballade in die Gegenwart, mit dem gefühlvoll warmen Elektro-Pop von "Heaviest Flower Of Europe" (hier anhören!) wagt er sich hervorragend an den Sound von Hot Chip heran und auf "Needle" (hier anhören!) liefert er wunderbar zeitgeistig interpretierten Italo-Disco-Pop mit Falsettgesang. Und so ist Bon Homme hier zwar keine Offenbarung, aber eine überaus überzeugende Dance-Pop-Platte gelungen, die eines der Höhepunkte des aktuellen Revivals darstellt.




Sonntag, 19. September 2010

Ausgegraben: GRAMMATICS - "GRAMMATICS" (2009)

Warum kennt man eigentlich Grammatics nicht? Der versäumte Hype eines der vielversprechendsten Newcomer 2009, beschert schändlicherweise der Band das Ende vor ihrer Zeit!

Im Indie gab es schon immer kommerzielle Komplikationen: Das sehr vielseitige, zu allen Seiten offene Genre, war schon immer in der Lage - neben versponnenen Klangexperimenten - auch wahrhaft massentaugliche Kunst hervorzubringen. Doch dem kommt dann fast immer ein Problem in die Quere: Mainstream-Musik ist überall, sie findet einen - ob man es will oder nicht. Indie-Musik hingegen will gefunden werden. Und so blieb schon einigen vielversprechenden und großartigen Bands und Künstlern, ihr verdienter Durchbruch versagt. Auch die Indie-Revolution der vergangenen Dekade, in dessen Verlauf sich der Indie immer mehr zum Massenliebling mauserte, ändert daran oft nichts. So wie im Fall der Grammatics. Das junge Quartett aus dem englischen Leeds, das maßgeblich von Blur, Radiohead, Pulp, Nirvana, Arcade Fire, Björk oder Kate Bush beeinflusst ist, lieferte mit dem selbstbetitelten Debüt "Grammatics" rückblickend eines der größten musikalischen Glanzlichter des letzten Jahres, wurde von Kritikern begeistert aufgenommen - und verkaufte dennoch weniger als 5000 Exemplare! Spürt man den enormen Rausch, den dieses Debütalbum schon beim ersten Hören erzeugt, die mitreißende Energie, den kunstvoll inszenierten Bombast und die komplex strukturierten, aber höchst eingängigen
Kompositionen, will und kann man nicht verstehen, warum Owen Brinley (Vocals/Guitar), Lindsay Wilson (Cello), Rory O'Hara (Bass) und James Field (Drums) nicht zum neuesten heißen Scheiss und zum umfeierten Indie-Phänomen des Jahres 2009 gehyped wurden. Ein Versäumnis mit Folgen: Nach einer letzten Tour und einer abschließenden EP, will sich die Band noch in 2010 offiziell auflösen. Und so ist auch eine später Hype sinnlos. Aber wenigstens bleiben einem Songs, wie der von feinen Arctic-Monkeys-Gitarren anbetriebene und von Cello-Bombast und leidenschaftlichem Gesang begleitete, Haken schlagende Opener "Shadow Committee" (hier anhören!), der unverschämte Ohrwurmqualitäten besitzt. Oder das zwischen atmosphärisch rockig und schwebend psychedelisch oszillierende und sich gegen Ende gar progig aufbäumende "D.I.L.E.M.M.A." (hier anhören!). Die psychedelisch verstrahlte, ganz und gar wundervolle Indie-NewWave-Pop-Perle "Murderer" (hier anhören!), das strahlende, stimmungsvoll ausufernde und hochmelodische, aber nichtsdestotrotz kunstvoll strukturierte "The Vague Archive" (hier anhören!), das Haken zwischen getragen, psychedelisch, popig, lieblich und reißenden rockig schlagende "Relentless Fours" (hier anhören!), oder der weit in den Horizont strahlende Indie-Pop-Epos "Polar Swelling" (hier anhören!). Und es bleibt uns mit "Grammatics" ein Album, das bei jedem Hören die quälende Frage aufwirft, was noch alles hätte möglich sein können.

Samstag, 18. September 2010

Besprochen: ANTONY & THE JOHNSONS - "SWANLIGHTS"

Ganz große Kunst: Auf ihrem neuen Album entfernen sich Antony & The Johnsons immer weiter vom Pop - und stoßen in neue künstlerische Sphären vor.

Was haben wir nicht erst im letzten Jahr zum 3. Album "The Crying Light" von Antony Hegarty und seinen Johnsons geschmachtet. Dieses Werk, das so schwerelos und doch so schwermütig, auf der Grenze zwischen Pop und großer orchestraler und emotionaler Geste balancierte. Ein strahlendes, androgynes und ergreifendes Manifest. Nun im Jahr danach, steht uns schon das 4. Studioalbum des Gespanns ins Haus. "Swanlights" nennt sich das neue Werk - und es ist ein Album geworden, das mit dem Verstand nicht zu erfassen ist. Denn hier entfernen sie sich zunehmend vom Pop - und finden ihre Bestimmung in neuen, tieferen Klangsphären. Doch um Missverständnisse zu vermeiden: "Swanlights" ist noch immer das, was wir uns im weitesten Sinne von Antony Hegarty versprechen. Nur den neuen Kompositionen ist nicht mehr der deutliche Popstempel aufgedrückt. Am ehesten spürt man diesen noch auf der formidablen ersten Single "Thank You For Your Love" (hier anhören!), jedoch wird der Pop hier zunehmend von Jazz-Einflüssen verdrängt. Die Songs der neuen Platte bilden einen wahrhaft einnehmenden emotionalen Rausch. Aber dennoch ist es schier unmöglich, dieses künstlerisch hochwertige Werk nach dem ersten hören ganz zu verinnerlichen - oder gar zu begreifen. Doch spätestens nach den ersten paar Durchläufen, drängt sich immer stärker der Verdacht auf, das hier etwas ganz großes geschieht. Denn irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem die Songs ihre ganze Seele, ihr Eigenleben und ihre Magie entfalten. Der Moment, in dem sich dieses versponnene Kunstwerk als kostbarer Schatz offenbart. Der Opener "Everything Is New" zeigt schon vortrefflich, wo sie der neue Weg hinführt. Zu spärlicher Instrumentierung, hangelt sich Hegarty hier an denselben, immer wiederkehrenden wenigen Textzeilen entlang ("I cried everything, everything is new"). Die Songs klingen sperriger und weniger eingängig als auf dem Vorgänger vom letzten Jahr. Vielmehr will man hier eine deutliches künstlerisches Statement abgeben, was ihnen auf den famosen 11 Songs von "Swanlights" vorbildlich und mit durchaus unterschiedlichen, aber höchst homogenen musikalischen Mitteln gelingt. So zeigt sich "Ghost" (hier anhören!) mit dramatisch perlendem Piano und schwelenden Streichern auf einem hohen emotionalen und qualitativen Level, das einem das Stück direkt unter die Haut fahren lässt. "The Great White Ocean" (hier anhören!) treibt höchst verletzlich und melancholisch auf akustischen Arrangements daher. "I'm In Love" (hier anhören!) erstreckt sich über erlösend stimmungsvolle Orgel-Klänge und etwas, das man in einer anderen Welt beinah Beats nennen würde. Der Titelsong "Swanlights" (hier anhören!) beginnt als spukige Metapher und steigert sich im Verlaufe seiner 6 Minuten bin hin zu sakraler Vollendung. Gemeinsam mit Björk gelingt "Flétta" (hier anhören!) als erhabenes, höchst emotional fesselndes, von dominantem Piano begleitetes Kunstwerk. Und mit verspielt zaghaftem Orchester und schwelgerisch hymnsichem Gesang entwickelt "Salt Silver Qxygen" (hier anhören!) eine beinah epische Wucht. Dieses Album will nicht verstanden und analysiert, sonder es will gefühlt, erahnt und verinnerlicht werden. Wer eingängige Songstrukturen und eine konventionelle Umgehensweise mit dem Begriff Pop will, der muss anderswo weitersuchen. Aber hier wird er damit nicht weit kommen. Was hier geschieht, spielt sich auf einer gänzlich anderen Bewusstseinsebene ab. Denn wer es schafft, sich diesem abstrakten Klanggemälde zu öffnen, der wird erkennen was wahre Schönheit bedeutet.

Montag, 13. September 2010

Besprochen: MANIC STREET PREACHERS - "POSTCARDS FROM A YOUNG MAN"

Ein Schritt zurück in die Eingängigkeit: Die Manic Street Preachers handeln auf Album No.10 nach dem Motto "Wenn du etwas zu sagen hast, dann sag es möglichst vielen"!

In den letzten Jahren lief es gut für die Manic Street Preachers: Ihr 2007er Album "Send Away The Tigers" wurde ein internationaler Erfolg und ihr letztes Album "Journal For Plague Lovers" (2009), das ausschließlich Texte ihres 1995 spurlos verschwundenen (und 2008 rechtlich für Tot erklärten) ehemaligen Gitarristen Richey Edwards beinhaltete, wurde von Kritikern weltweit als Meisterwerk gelobt. Vor allem mit dem letzten Werk, hatte die Band sich vom Radio verabschiedet - was zum einen an den oft rockigen und rotzigen, aber auch melodischen Songs lag, die hier Produzent Steve Albini (Nirvana) ins Rechte Licht rückte, aber auch daran, das aus dem Album keine Singles veröffentlicht wurden. Mit ihrem nun dieser Tage erscheinenden 10. Album "Postcards From A Young Man", plante die Band nun eine ganz andere herangehensweise. Sie wollten nach eigener Aussage ihre Songs wieder im Radio hören, frei nach dem Motto: "Wenn du etwas zu sagen hast, dann sage es möglichst vielen!" Und der Eindruck bestätigt sich schon beim ersten hören. Die Arrangements sind ausgefeilter und polierter und es kommen äußerst poppige Melodien, sowie Streicher und Soul-Elemente zum Einsatz. So zeigt schon der eingängig poprockende Opener und erster Single-Release "(It's Not War) Just The End Of Love" (hier anhören!) wo der Weg hier hinführt. Auch der Titelsong "Postcards From A Young Man" weist eine hohes Pop-Verständnis auf, "Hazleton Avenue" kommt mit schwelenden Streichern und eingängiger Meoldie des Weges, "Auto-Intoxication" bietet ein gelungenes Wechselspiel aus zurückgelehnt poprockigen Versen, schwebend atmosphärischen Bridges und rock-rockendem Refrain, mit Streichern und weiblichen Backgroundchören schmachtet "Golden Platitudes" (hier anhören!) vor sich hin und "The Future Has Been Here 4 Ever" zeigt sich mit beherzten Bläsern und Chören. Ihr Vorhaben, möglichst radiotaugliche Songs zu schreiben, geht vollkommen auf - was nur leider, trotz eingängiger Melodien und ein paar echter Höhen, auf Albumlänge einen sehr harmlosen Eindruck vermittelt. Hier ist zwar nicht völlig daneben gegangen und das Album ist im Grunde durchweg gut hörbar - aber mit dem eckigeren und tiefgründigeren Charakter des Vorgängers "Journal Plague For Lovers", hätten sie sich einen größeren Gefallen getan. Und so liefern die Manic Street Preachers mit "Postcards From A Young Man" eben ein Standardwerk ab - es hätte schlimmer kommen können.

Besprochen: SKUNK ANANSIE - "WONDERLUSTRE"

Skunk Anansie legen auf ihrem lang erwarteten Comeback-Album los, als wären die 90er nie zu Ende gewesen - und das ist auch gut so!

Skunk Anansie, die britische Alternative-Rock-Band um die charismatische Sängerin Deborah "Skin" Dyer, waren in den 90ern kaum wegzudenken. Nicht nur das sie dabei halfen, meinen persönlichen Musikgeschmack als Teenager reifen zu lassen, so sorgte schon ihr erstes Album "Paranoid And Sunburnt" (1995) für eine Menge Wirbel in der Alternative-Szene. Ihr 2. Album "Stoosh" (1996) erhielt noch größere Nachfrage, was vor allem der Single "Hedonism" (hier anhören!) geschuldet war, die im Jahr 1997 ein europaweiter Hit wurde - und heute noch in aller Ohren ist. Der Erfolg konnte sich auch auf das 3. Album "Post Orgasmic Chill" (1999) ausweiten, das mit "Secretly" (hier anhören!) einen ähnlich massiven Hit im Gepäck hatte. Im Jahr 2001 folgte dann die Trennung - man habe mit der Band genug erreicht, hieß es von den Mitgliedern, und man wolle sich nun Soloprojekten widmen. 2009 folgte dann die überraschende Nachricht: Skunk Anansie gaben offiziell ihr Comeback bekannt. Der Anfang fiel dann doch recht bescheiden aus und beschränkte sich auf's erste auf eine Europa-Tour, mit der frisch gebackenen Greatest-Hits-Compilation "Smashes & Trashes" (2009), die aber immerhin 3 neue Songs beinhaltete. Und nun legt die Band endlich ihr lang erwartetes 4. Studioalbum nach. Und schon bei den ersten Durchläufen von "Wonderlustre" hat man das Gefühl, als würde man einen alten und Freund wiedertreffen. Skunk Anansie knüpfen an ihr altes Schaffen beinah nahtlos an und tun so, als seien die 90er nie zu Ende gegangen. Und das ist auch gut so. Denn was sich auf diesen 12 Songs abspielt, klingt keineswegs rückschrittlich oder veraltet. Sängerin Skin singt, schreit, säuselt und sehnsüchtelt sich durch das neuen Album, als schrieben wir nach wie vor das Jahr 1997 und ihre Band begleitet sie dabei mal mit ruhigen und mal mit rockenden Arrangements - aber stets auf einem hohen musikalischen Standard, den sie nahezu über die gesamte Albumstrecke aufrecht erhalten können. So geht es schon mit dem hymnischen Opener "God Loves Only You" (hier anhören!) los, der den nachdenklichen Versen einen treibenden Refrain gegenüberstellt. Zu weiteren Highlights der Platte zählen etwa das mitreißende, auf eingängiger Melodie und elektrisierenden Gitarrenriffs gestützte "Over The Love", das einnehmende, melancholische und von Streichern und Gitarrenriffs gleichermaßen geprägte "Talk Too Much", das melodische und nachdenklich rockende "My Love Will Fall", die nahezu hitverdächtige Midtempo-Ballade "You Saved Me", der selbstbewusst treibende Alternative-Rock-Ohrwurm "Feeling The Itch", oder das nachdenkliche Finale "I Will Stay But You Should Leave". Und nicht mal solch breitbeinig rock-rockenden Ergüsse wie "It Doesn't Matter", können den grundsoliden und positiven Eindruck der Platte großartig schmälern. Ein gelungenes Comeback!

Samstag, 11. September 2010

Diskografie: RADIOHEAD

Als im Jahr 1986 die Schüler Thom Yorke (Vocals, Piano, Guitar), Ed O'Brien (Guitar), Phil Selway (Drums) sowie den Brüdern Johnny (Guitar, Keyboards) und Colin Greenwood (Bass) die Band On A Friday gründeten, konnte sicherlich noch niemand ahnen, was einst aus diesen 5 Jungs werden würde. Im Jahr 1989 fand man den endgültigen Bandnamen: Radiohead! Und wem auch dieser Name nicht allzu viel sagen sollte, der sei hiermit aufgeklärt: Sie sollten die bis heute wohl wichtigste Band der mindestens letzten 15 Jahre werden. Nachdem die Band ein hervorragendes und musikgeschichtsträchtiges Album nach dem anderen vorlegte, und (laut Gitarrist O'Brien) nun in 2010 kurz vor der Veröffentlichung ihres nunmehr 8. Studioalbums stehen, will ich ihren Backkatalog nochmal genau unter die Lupe nehmen - in Form dieser Diskografie. Wappnet euch - selten hat eine Band so viel wichtige und atemberaubende Musik hervorgebracht, wie diese Band aus Oxford. doch auch sie haben mal (vergleichsweise) klein angefangen...

ALBUMS:


"PABLO HONEY" (1993)

Auch eine Band wie Radiohead, die sich im Verlaufe ihrer Karriere als eine der genialisitischsten Zusammenschlüsse von Musikern unserer Zeit herausstellen sollte, lebt nicht in einem luftleeren Raum. Auch sie sind und waren schon immer den Einflüssen um sich herum ausgesetzt - auch wenn heute so viele andere Musiker sie als maßgeblichen Einfluss und Inspiration nennen. Vor allem auf dem 1993 erschienenen Debütalbum "Pablo Hony", bildeten sie so etwas wie die britische Antwort auf den US-amerikanischen Grunge- und Garage-Rock, der vor allem durch den kometenhaften Durchbruch von Nirvana im Jahr 1991 in aller Munde war. Hier gelang ihnen zwar noch kein Meisterwerk, aber so etwas wie ein Rohdiamant - eine Art dunkles musikalisches Juwel, das bereits den melancholischen Grundton der Band prägte, der bis heute exemplarisch für ihr künstlerisches Schaffen steht. Die Band versuchte sich hier nicht an bestehende Größen anzubiedern, zeigten dabei aber deutlich ihre Verehrung für die Leistungen großer Kollegen. Nicht zuletzt für Nirvana. Hier kann man eine Band beobachten, die versucht sich selbst zu finden. Noch taten sie dies in recht kleinen, aber wohl überlegten Schritten. Auf "Pablo Honey" setzten sie noch auf klare Gitarrenakkorde und melancholisch-eingängige Melodien. Doch ihr Songwritingtalent sollte sich schon hier an vielen Ecken und Enden deutlich machen. Nicht zuletzt mit dem Grunge-Kult-Hit "Creep" (hier anhören!), der die Band zwar schon damals bekannt machte, den sie später allerdings regelrecht als Fluch betrachteten und seit geraumer Zeit nicht mehr live spielen. Und auch mit dem tollen, eingängigen, aber direkten Opener "You" (hier anhören!), dem emotionalen "Thinking About You" (hier anhören!) oder dem hymnischen Finale "Blow Out" (hier anhören!), sind schnell weitere positive Beispiele gefunden. Doch das sollte alles erst der mehr als bescheidene Anfang sein.






"THE BENDS" (1995)

Zwei Jahre nach dem Achtungserfolg mit dem Debüt "Pablo Honey", sowie insbesondere der Single "Creep", legten Radiohead ihr "The Bends" betiteltes Zweitwerk vor. Und sofort war klar, das Radiohead sich zwar noch stets auf ähnliche Referenzen wie auf ihrem Vorgänger bezogen, sich aber deutlich weiterentwickelt hatten. Die Songs klangen zwar noch eingängiger, erdiger und strukturierter als alles was danach kommen sollte, aber die Kompositionen muteten düsterer, wütender, exeprimenteller und intensiver an als zuvor. Das Album zeigt sich einerseits von seiner ausartenden und rockigen Seite, die vor allem in Songs wie dem Titelstück "The Bends" (hier anhören!), der grandiosen Single "Just" (hier anhören!) oder "My Iron Lung" (hier anhören!) manifestierten. Doch auch die ruhigen, melacholischen und hymnischen Momente zeigt die Band in kreativer Höchstform, was vor allem das nachdenkliche "High & Dry" (hier anhören!), das hochgradig melancholische "Fake Plastic Trees" (hier anhören!), oder das dunkelgraue, depressive "Street Spririt" (hier anhören!) vortrefflich unter Beweis stellten. Es stand außer Zweifel: Mit diesem Album hatte die Band das nächste Stadium in ihrem künstlerischen Schaffen erreicht. Kritiker lobten "The Bends" in höchsten Tönen und die Hörerschaft bescherte ihnen auch den kommerziellen Durchbruch. Doch von nun an sollte sich alles für immer verändern.






"OK COMPUTER" (1997)

Im Jahr 1997 schlug "OK Computer", das 3. Album von Radiohead, auf die Welt ein - und bis heute große Wellen. Was hier kam, sollte kaum fassbar sein. Es wurde ein eingängiges, aber dennoch verschachteltes und experimentelles Meisterwerk, ein Jahrhundertalbum und
Gesamtkunstwerk aus Progressive- und Art-Rock, mit Einflüssen aus Avantgarde und Electronica. "OK Computer" sollte für die 90er-Jahre das sein, was "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" (The Beatles) für die 60er und "Dark Side Of The Moon" (Pink Floyd) für die 70er war: Ein auf allen Bestenlisten weit oben geführtes Opus Magnum, das wie ein Monotlith aus den Pfaden der Musikgeschichte emporragt. Zu ihm muss stehen, zu ihm muss sich verhalten, wer heute noch Rockmusik von wahrhafter Relevanz erschaffen will. Was hier im Detail geschah, hätte niemand vorhersehen können. Was hier für unterschiedlichste Einflüsse zusammenkamen, um sich zu einem homogenen Ganzen zusammenzufügen, dem man noch nach zig Hördurchläufen neue und ungeahnte Facetten abgewinnen konnte, das hinterlässt einen noch heute atemlos vor Staunen. Das Album gleicht einem Trip durch die tiefen und dunklen Abgründe der menschliche Seele, eine Reise, zerrissen von Zukunftsängsten, Depressionen, Schmerz, Wut und dem Kampf mit den inneren Dämonen. Und dennoch strahlt eine fast unwirkliche Schönheit durch dieses paranoide Chaos, wie es sonst bislang nur sehr selten zu hören war. Das Album beginnt mit dem oberflächlich selbstbewusst rockenden "Airbag" (hier anhören!), das jedoch - umso tiefer man sich hinein wagt - immer sphärischere und psychedelischere Formen annimmt. Danach wartet dann bereits die erste Single "Paranoid Android" (hier anhören!) - ein überlanges, verschachteltes Spiegelkabinett aus drei ineinander greifenden und einander dementierenden Songstrukturen, das dem Begriff des modernen Prog-Rock eine völlig neue Bedeutung verlieh. Und die Reihe großartiger Meisterstücke setzt sich weiter nahtlos fort: Ob nun das sphärisch schwebende "Subterranean Homesick Alien" (hier anhören!), das tieftraurige und gifttriefende "Exit Music (For A Film)" (hier anhören!), die sich weit in den Himmel hinauf schraubende Art-Pop-Kathedrale "Let Down" (hier anhören!), das in zeitloser Melanacholie durch die Musikgeschichte treibende "Karma Police" (hier anhören!), der rotzige, tobende und verstörende Bastard "Electioneering" (hier anhören!), das zutiefst melancholische und resignierende "Lucky" (hier anhören!), oder das epsiche, beinah versöhnlich anmutende Finale mit "The Tourist" (hier anhören!). In diesem wunderschönen Abgrund schaffen sie es sogar, Lebenstips einer monotonen Computerstimme, zutiefst düstere Facetten abzugewinnen ("Fitter Happier", hier anhören!). Trotzdem das Album schon seinerzeit von Kririkern mit Euphorie aufgenommen wurde, gab es dennoch ein paar Meckerer. 1997 war von der allgemeinen Stimmung ein sehr optimistisches Jahr, in dem die Menschen voller Hoffnungen und Erwartungen dem neue Jahrtausend entgegen sahen. Für viele passte dieser schwermütige, dunkle und epische Brocken, nicht in den Geist der damaligen Zeit. Doch als im weiteren Verlauf der späten 90er, die Zukunftsängste der Menschen immer mehr an Kontur gewannen und gar in verschwörungstheoretischen Paranoia gipfelten, wurde die nahezu prophetische Rolle Radiohead's auf "OK Computer" zur Gewissheit. Und so manifestierten sich rückblickend in diesem Jahrhundertwerk, die Ängste und Befürchtungen der Menschen an der Schwelle zum neuen Jashrtausend, als der Himmel sich verdunkelte und der große Regen begann - und Radiohead all dem auf wundersame Weise einen tieferen Sinn abrangen. Viele Stadionhelden von heute, von Coldplay bis Muse, wären ohne dieses Album nicht möglich gewesen. Radiohead waren es auch nicht mehr. Aber das ist eine andere Geschichte.






"KID A" (2000)

Nach dem grandiosen Jahrhundert-Album "OK Computer" war eines klar: Radiohead waren, so wie wir sie kannten, nicht länger denkbar. Es gab nur 2 Optionen für den weiteren Verlauf ihres Schaffens. Entweder würden sie am hohen Erwartungsdruck scheitern, oder sich künstlerisch neu erfinden. Doch Radiohead zeigten, das sie für noch viel mehr geschaffen waren - und entschieden sich für den einzigen Weg, der es ihnen erlaubte, sich selbst treu zu bleiben. Nach "OK Computer" hätte eigentlich nur noch Stille kommen können - oder eben Abstraktion und Dekonstruktion. Zusammen mit Produzent Nigel Godrich, der auch schon das Vorgängeralbum betreute, suchte die Band einen neuen Zugang zur Musik. Sie schraubten die Gitarren und Rock-Einflüsse herunter und dominierten mit elektronischen Klängen, die sie mit Elementen aus Avantgarde, Krautrock, Free Jazz, moderner klassischer Musik und aufgebrochenen Songstrukturen paarten. Tatsächlich hatten die Stücke mit klassichen Songs und der gängigen Vers-Refrain-Vers-Struktur nicht mehr viel gemeinsam. Und so wurde "Kid A" ein irrwitziges Kaledioskop aus hieroglyphischen Textfetzen, Melodiesprengseln, verstörend intensiver Atmosphäre, und spooky Rhythmen - ein Klanglabyrinth das alle konventionellen Strukturen hinwegfegte. Sie sprengten radikal sämtliche ihnen angelegten Ketten der Erwartung und setzten dieses neue künstlerische Konzept, mit einer bis dato fast gänzlich ungeahnten Konsequenz um. Das Album entwickelt eine dunkle, sogartige Energie von verstörender Abstraktion und zugleich berückend schöner Faszination, die mit jedem Song dieses Gesamtkunstwerks, neue Klangdimensionen erschloß. So beginnt dieser wunderschöne Albtraum mit dem Opener "Everything In It's Right Place" (hier anhören!), einem von hypnotischen Synthesizern untermalten Kunstwerk, das jedoch in seiner einnehmenden Wirkung beinah eingängige Züge offenbart. "The National Anthem" (hier anhören!) präsentiert sich mit stoischem Rhythmus, metallsichem Gesang und Free-Jazz-Klanggewittern, "How To Dissapear Completely" (hier anhören!) empfiehlt sich als düstere und melancholisch gefärbte Ballade und "Optimistic" (hier anhören!) erhebt sich als düster-verklärte und hypnotisierende Hymne. Viele der Stücke wirken skizzenartig und fast schemenhaft, beginnen nach und nach mehr an Kontur zu gewinnen, bis das die Songs hinter all den Klangschichten immer greifbarer scheinen - nur um uns dann doch wieder zu entwischen, einen Haken zu schlagen und gänzlich neuen Ufern entgegenzustreben. Kritiker überschlugen sich weltweit vor Lob, hievten das Album bis heute in die wichtigsten Bestenlisten und kührten es gar mehrfach zur besten Platte der vergangenen Dekade. Auch wenn manche Fans der der ersten Stunde mit den neuen Klangexperimenten nichts anfangen konnten und sich von der Band abwendeten, gilt "Kid A" bis heute als richtungsweisend in der Fusion aus Rock und Elektronik, sowie als Paradebeispiel für die radikale künstlerische Neuerfindung innerhalb einer Band. Es wurde sogar ein weltweiter Charfterfolg, mit Platz 1 in den USA und UK, sowie Platz 3 in Deutschland. Und das, trotzdem sich die Band bewusst entschied, keine Interviews oder Promotion für das Album zu veranstalten und keine Singles und Videos daraus zu veröffentlichen. Ein Wunder, nicht weniger.






"AMNESIAC" (2001)

Nur wenige Monate nach "Kid A", erschien bereits ihr 5. Studioalbum "Amensiac". Beide werden gerne von Fans und Kritikern als Geschwisteralben wahrgenommen, was seine berechtigte Begründung in der Tatsache findet, das beide Alben in denselben Sessions entstanden sind. Und dennoch bilden sie - trotz der ähnlichen musikalischen und strukturellen Herangehensweise - zwei komplett eigenständige Werke. "Kid A" war der musikalische Revoluzzer, der in vollkommen neue und unbekannte Klangsphären vorstieß. Während "Amnesiac" dann begann, die Grenzen innerhalb des neuen künstlerischen Terrains, in alle Richtungen auszuloten. Dies offenbarten sie etwa in dem wagemutigen und verstörenden Klangexperiment "Pulk/Pull Revolvong Doors" (hier anhören!), der düster schimmernden Klangperle "You And Whose Army?" (hier anhören!), der melancholisch verhangenen Hymne "Kives Out" (hier anhören!), dem zeitlos intensiven und tieftraurigen Epos "Pyramid Song" (hier anhören!), oder der gepsenstisch-schönen und intensiven Perle "Morning Bell / Amnesiac" (hier anhören!). Sie nutzten auf diesem Album noch stärkere Bezüge zum modernen, experimentellen Jazz, beschritten streckenweise zugänglichere Wege, nur um dem noch dunklere Klangabgründe entgegenzusetzen. Sänger Thom Yorke verglich in einem Interview den Vorgänger "Kid A" mit dem Betrachten eines Feuers aus weiter Entfernung - wohingegen man sich bei "Amnesiac" mitten im Inneren des Feuers befände. Und auch internationale Kritiker zeigten sich erneut entzückt. Kein Wunder, ist "Amnesiac" doch - wie auch sein großer Bruder "Kid A" - ein Meilenstein der jüngeren Musikgeschichte.






"HAIL TO THE THIEF" (2003)

Nachdem Radiohead sich auf den beiden vorangegangenen "Geschwisteralben" vor allem in exeprimentellem Elektro und Jazz austobten, gingen sie auf ihrem 6. Studioalbum "Hail To The Thief" weiter zurück, zu eingängigeren Kompositionen. Wo zuletzt Gitarren eher seltener zum Einsatz kamen, traten sie hier wieder deutlicher zutage. Sie setzten nun verstärkt auf Pianos und erdigere Produktionen, ohne aber der experimentellen Elektronik oder den aufgebrochenen Songstrukturen abzuschwören. Vielmehr bildete "Hail To The Thief" eine Schnittmenge aller bisherigen Alben Radiohead's. So wirbelten sie hier die unterschiedlichsten Einflüsse durcheinander, von Art-Rock über Electronica bis Exeprimental-Rock, die sich auf wundersame zu grandiosen Verbindungen verknüpften, oder als verstörende Kontraste gegenüberstellten. So weckt etwa der von feinen elektronischen Beiwerken gestützte Alternative-Rock-Opener "2+2=5" (hier anhören!), oder die erdige, aber atmopshärische Art-Rock-Single "There There." (hier anhören!), Erinnerungen an die "OK Computer"-Phase. "Sit Down. Stand Up." (hier anhören!), das zuerst getragen
und düster beginnt, und sich dann zu einem wirbelnden Strudel aus Electronica und TripHop verdichtet, die atmosphärische, melancholische und erhabene Ballade "Sail To The Moon." (hier anhören!), oder der bedrohlich getragene und tiefschwarz funkelnde Epos "Where I End And You Begin." (hier anhören!), hätte man sich dagegen ohne weiteres auch auf "Amnesiac" vorstellen können. Zudem wollte die Band diesem Album mehr Live-Charakter einhauchen. Nicht in dem Vorhaben, den Sound ihrer Livekonzerte nachzueifern, sondern um mehr Dynamik, Energie und Spontaneität zu erreichen. So wurden etwa die elektronischen Beiwerke dem Album nicht nachträglich hinzugefügt, sondern zeitgleich und im selben Raum wie die Vocals und Instrumental-Parts aufgenommen. Dies trägt maßgeblich mit dazu bei, das dem Album - trotz seiner teils ausufernden elektronischen Referenzen - eine spürbare Erdigkeit innewohnt. "Hail To The Thief" wurde somit nichts geringeres, als ihr 5. Meisterwerk in Folge.






"IN RAINBOWS" (2007)

Seit dem letzten Album "Hail To The Thief" im Jahr 2003, war eine Menge passiert. Radiohead hatten mit diesem Album die Vertragsbedingungen ihres Lebels Parlophone/EMI erfüllt und trennten sich damit von ihnen, weil laut der Band dort kein kreatives Arbeiten mehr möglich war. Noch immer auf der Suche nach einem geeigneten neuen Label, begannen 2005 die ersten Aufnahmen für das Nachfolgealbum, im bandeigenen Studio. Die ersten Ansätze waren für die Band frustrierend und nur wenig fruchtbar, weshalb man erstmal weiter auf Tour ging, und Sänger Thom Yorke im Jahr 2006 sein Solodebüt "The Eraser" veröffentlichte. Schliesslich nahm man die Arbeiten an "In Rainbows" wieder auf und stellte das Album bereits fertig, ehe ein neuer Platten-Deal unter Dach und Fach war. Auch dies trug zu dem Umstand der Albumveröffentlichung bei, die 2007 großes Aufsehen erregte und für kontroverse Debatten in den Medien, sowie unter anderen Musikern sorgte. Um während der Aushandlungen mit dem neuen Label, das bereits fertige neue Album nicht zu lange ungenutzt herumliegen zu lassen, veröffentlichte die Band "In Rainbows" bereits 3 Monate vor dem CD-Release, zum Download auf ihrer Homepage. Dem lag das Konzept zugrunde, das der Downloader den Preis für das Album selber frei bestimmen, und so das Album auch kostenlos erhalten konnte. Eine Taktik, mit der sie die Plattenveröffentlichungspolitik der Musiklabels über Nacht revolutionierten. Stilistisch knüpfte das neue Album hörbar an den Vorgänger "Hail To The Thief" an, und stellte ebenfalls eine Art Querschnitt aller bisher erschienen Alben der Band dar, ohne sich allerdings auch nur für einen Moment in Selbstzitaten zu verlieren. Alles hier war unweigerlich Radiohead, aber nichts davon klang wie etwas bisher bereits dagewesenes. Im Gegensatz zum Vorgänger war der Sound des neuen und 7. Studioalbums allerdings sphärischer, psychedelischer und balladenorientierter. Die eingängigeren Songstrukturen kamen hier zwar noch deutlicher zum Vorschein als noch zuvor, die künstlerische Tiefe und die atmosphärisch-epische Wucht der Kompositionen, blieben dabei aber nicht auf der Strecke. So startet das Album bereits mit einem großatigen Auftakt: Mit dem düsteren Opener "15 Step" (hier anhören!), das von Kindergeschrei, Drumloops und Thom Yorke's Falsettgesang zusammengehalten wird. Dem setzt "Bodysnatchers" (hier anhören!) mit seinen verzerrten Gitarrenriffs und einer wüst-genialen Mischung aus Hard-, Psychedelic- und Krautrock, den härtesten und rotzigsten Radiohead-Song seit "Electioneering" (aus "OK Computer") entgegen. Als weiteres Kontrastprogramm, schicken sie dann sogleich das erhabene, melancholisch-sparsam arrangierte, aber durch Streicher und Halleffekte bedrohlich wirkende "Nude" (hier anhören!) hinterher - das in seiner ursprünglichen Fassung (noch unter dem Titel "Big Ideas") eigentlich für "OK Computer" gedacht war, aber bislang nie auf CD erschien. Aber auch das melancholisch verklärte "All I Need" (hier anhören!), der dunkle Art-Pop-Juwel "Reckoner" (hier anhören!) oder das nicht minder großartige "Jigsaw Falling Into Place" (hier anhören!), haben das Zeug, zu wahrhaften Klassikern der Band zu avancieren. Auch wenn uns Radiohead auf diesem bisher letzten Studioalbum zwar nichts vollkommen neues erzählen, so bleibt hier doch keine einzige verschwendete Sekunde und keine einziger schwacher Song. Und somit stellt "In Rainbows" ihr 6. Meisterwerk in Folge dar!





EP's, COMPILATIONS & SOLO-RELEASES:



"MY IRON LUNG" - EP (1994)

Diese EP erschien im Oktober 1994 als erster Vorab-Release zum 1995 folgenden zweiten Album "The Bends". Sie beinhaltet neben dem Titelsong - der auch auf dem Album vertreten war - 7 weitere Songs, die Outtakes aus den Albumsessions darstellten und auf verschiedenen Singles weltweit als B-Seiten veröffentlicht wurden. Diese hier vorliegende 8-Track-EP war anfangs nur für den australischen Markt gedacht, wurde später aber weltweit vermarktet. Hier wurde zum ersten mal klar, das auch die Ausschußware der britischen Band viele Perlen bereithalten kann. Stilistisch decken sich die hier vertretenen Songs mit dem wenige Monate später erschienen Album. so findet man hier neben dem vom Grunge beeiflussten Titelsong "My Iron Lung" (hier anhören!) etwa Kostbarkeiten wie den rockenden Klassiker "The Trickster" (hier anhören!), das melancholisch atmosphärische "Punchdrunk Lovesick Singalong" (hier anhören!), das intime und traurige "You Never Wash Up After Yourself" (hier anhören!), oder als Zugabe eine wunderbare Acoustic-Version des Hits "Creep" (hier anhören!) des Debütalbums "Pablo Honey".





"AIRBAG / HOW AM I DRIVING?" - EP (1998)

Diese 1998 ursprünglich für den nordamerikanischen Markt veröffentlichte EP, funktionierte nach einem ähnliche Prinzip, wie die eben erwähnte "My Iron Lung"-EP. Nur mit dem Unterschied, das erstere das dazugehörige Album ("The Bends") vorankündigte und "Airbag / How Am I Driving?" dagegen das dazugehörige "OK Computer" abschloß. Neben dem Psychedelic-Kraut-Rock-Titelsong "Airbag", das das Album "OK Computer" eröffnete, finden sich hier 6 weitere Songs, die mehrheitlich als B-Seiten auf Singles des Albums veröffentlicht wurden. Das großartig atmosphärische und kostbare "Pearly" (hier anhören!), das psychedelische "A Reminder" (hier anhören!) und das schwebende, wunderbare "Melatonin" (hier anhören!), erschienen als B-Seiten zu "Paranoid Android"; das sphärisch getragene Instrumental "Meeting In The Aisle" (hier anhören!), schlug eine stilistische Brücke zum Nachfolgealbum "Kid A" und wurde auf der Single von "Karma Police" veröffentlicht; und das eckige, kantige und rotzig progressive "Palo Alto" (hier anhören!) kam als Zugabe zur Single "No Suprises". Einzig der zwischen getragen melancholisch und mitreißend rockig oszilierende Prog-Epos "Polyethylene (Parts 1 & 2)" (hier anhören!), blieb bis dahin unveröffentlicht. Eine wahre Fundgrube, die seit eingigen Jahren auch offiziell in Europa erhätlich ist.






"I MIGHT BE WRONG: LIVE RECORDINGS" (2001)

Die frühen '00er waren eine veröffentlichungsreiche Phase im Backkatalog von Radiohead. Nachdem sie binnen weniger Monate die Alben "Kid A" (Oktober 2000) und "Amnesiac" (Juni 2001) veröffentlichten, schossen sie fast zeitgleich im November 2001 mit "I Might Be Wrong: Live Recordings" ihr erstes und bislang einziges offizielles Live-Album hinterher. 7 der 8 Songs bestehen aus Material der beiden zuvor erschienen Alben, die in ihrer Live-Darbietung nah an den Originalen angesiedelt sind, aber auch mehr oder weinger starke Abweichungen zeigen. "The National Anthem" (hier anhören!) beginnt in der Live-Version mit einem Radio-Intro und entbehrt sein Free-Jazz-Outro; "I Might Be Wrong" (hier anhören!) hebt den Rhythmus stärker hervor und erhält einen rockigeren Anstrich; "Like Spinning Plates" (hier anhören!) legt seine elektronisch pulsierende Kulisse ab und wandelt sich live zu einer tief bewegenden Pianoballade; "Dollars & Cents" (hier anhören!) tauscht seine Streicher gegen Synthesizer und "Everything In It's Right Place" (hier anhören!) ist in einer mehr als 3 Minuten längeren Version zu hören, die ihm einen stärkeren Jam-Charakter verleiht. Als 8. Songs ist dann noch der Fan-Favorit "True Love Waits" (hier anhören!) enthalten, eine emotionale, nur von Thom Yorke auf der Akustikgitarre belgeitet vorgetragene Ballade, die hier zum ersten mal auf CD erschien. Kein allzu dickes Paket an Live-Songs, die aber großartig umgesetzt sind.






"COM LAG (2plus2is5)" (2004)

Auch diese EP, die ursprünglich für den japanischen Markt gedacht war, und erst 2007 in EU und USA offiziell veröffentlicht wurde, funktionierte nach dem bewährten Prinzip der anderen beiden erwähnten EP's. Die hier vertretenen 10 Songs orientieren sich an der Schaffensphase des im Jahr zuvor erschienen Albums "Hail To The Thief", und setzen sich - abgesehen von der einführenden Liveversion von "2+2=5" - aus B-Seiten der daraus veröffentlichten Singles zusammen. Dazu zählt etwa "Remyxomatosis" (hier anhören!), der radikal elektronifizierte Christian-Vogel-Remix des Albumstracks "Myxomatosis". Mit "I Will (Los Angeles Version)" (hier anhören!) gibt es eine alternative Version des gleichnamigen Albumstracks, der hier jedoch in komplett veränderter Produktion und Instrumentierung daher kommt. Desweiteren kann man Perlen wie "I Am A Wicked Child" (hier anhören!) finden, das starke Ähnlichkeiten zu den Gorillaz besitzt. So aber auch "Skttrbrain" (hier anhören!), den beatgetriebenen Four-Tet-Remix von "Scatterbrain", oder das akustische und herzerweichende "Gagging Order" (hier anhören!).






"THE ERASER" - Solo-Album by Thom Yorke (2006)

Schon seine früheren Arbeiten abseits von Radiohead stellten unter Beweis, das das grundlegende musikalische Zentrum der Band bei Frontmann Thom Yorke liegt. Man nehme ewa seine Kolaborationen mit Sparklehorse ("Wish You Were Here"), UNKLE ("Rabbit In Your Headlights") oder Björk ("I've Seen It All"). Bis zum Jahr 2006 hat es dann gedauert, bis er die Welt endlich mit einem Soloalbum beglückte. Böse Zungen mögen es nun vielleicht als einen Lückenfüller, bis zum erscheinen des nächsten regulären Radiohead-Albums ein Jahr später, bezeichnen. Doch das war "The Eraser" keineswegs. Gemeinsam mit Produzent Nigel Godrich (der seit "The Bends" jedes Radiohead-Album produzierte und mit den Jahren zum "sechsten Bandmitglied" anvancierte) arbeitete Yorke die 9 Songs seines Solodebüts aus, die den Vergleich mit seiner Band nicht scheuen müssen. "The Eraser" stammt aus dem gleichen Klangkosmos, aus der auch Radiohead's Kunstwerke zu uns herüberstrahlen - und dennoch sind die Unterschiede klar erkennbar. So sind die Songs hier stärker von Beats und synthetisch-elektronischen Klängen, aber auch von Pianopassagen geprägt. Und solch großartiges Songmaterial wie das melancholische, von Elektrobeats und Piano getragene "The Eraser" (hier anhören!), das famos atmosphärische "Analyse" (hier anhören!), das experimentelle und dunkle Epos "And It Rained All Night" (hier anhören!), oder das Meisterstück "Harrowdown Hill" (hier anhören!) zeigen, zu welchen Großtaten er auch auf Solopfaden im Stande ist.






"IN RAINBOWS" - BONUS DISC (2007)

Wer sich einst das Box-Set von "In Rainbows" gesichert hat, das zusammen mit dem CD-Release per Bandwebsite bestellbar war, der konnte sich - neben dem regulären Album auf CD, 2 Heavy-Weight-Vinyl's, Booklet und aufwendigem Package - vor allem über eine Bonus-Disc mit 8 zusätzlichen, bis heute anderweitig unveröffentlichten Songs von Radiohead freuen. Und diese hatten es zum Teil wahrhaft in sich. So hat etwa das von Piano und Elektrobeiwerk ausgeschmückte "Down Is The New Up" (hier anhören!) das Zeug, sich als Band-Klassiker zu etablieren. Wundervoll allerdings auch das sphärische, erhabene und tieftraurige "Go Slowly" (hier anhören!), das herzerreinßend und intensiv emotionale "Last Flowers" (hier anhören!) oder das atmospärische, düster schwebende und elektronsich frickelnde "Up On The Ladder" (hier anhören!). Eine perfekte Ergänzung zum eh schon hervorragenden Album.






"RADIOHEAD: THE BEST OF" (2008)

Im Grunde sollte man dem Musikriesen EMI für die Veröffentlichung dieser Best-Of, den gesamten Backkatalog von Radiohead links und rechts un die Ohren hauen. Mit ihrem 2003 erschienen Album "Hail To The Thief", hatten Radiohead ihre Vertragsbedingungen mit EMI erfüllt und verweigerten eine weitere Zuammenarbeit - und zwar aufgrund der sich sehr zum negativen entwickelnden Geschäftspolitik, die unter anderem auch Mando Diao und Paul McCartney vergraulte. Nachdem EMI bereits 2007 ein Box-Set veröffentlichte, das sämtliche Studioalben der Band umfasste, nutzten sie den Hype um das neue (und erstmals nicht auf EMI erschienene) Album "In Rainbows", um nun diese Best-Of auf den Markt zu werfen - quasi um die flüchtende Kuh nochmal trocken zu melken. Ein ziemlich unfeiner Schachzug, hatte die Band doch selber in der Vergangenheit verlauten lassen, das sie keine Best-Of-Compilation veröffentlichen wollen. Demnach geschah der Relase von "Radiohead: The Best Of" gegen den Willen der Band, die zudem auch keinen Einfluss auf die Tracklist hatte. Aber im Endeffekt hilft keine Jammern und kein Meckern - denn hier geht es um den Backkatalog von Radiohead. Und der ist fast ausnahmslos großartig. Das kann einem auch die hinterlistigste Plattenfirmenpolitik nicht vermiesen. Zudem muss man den Verantwortlichen dann doch ein Kompliment machen: Die Tracklist die sie dieser Best-Of angedeihen ließen, ist schier perfekt. Insgesamt 29 Songs tummeln sich hier auf 2 CDs. Die erste Disc (die auch als Single-Disc verkauft wurde) beschäftigt sich vorwiegend mit den größten und bekanntesten Singles und Songs der Band. Das umfasst dann sowohl den Garagenrock-Klassiker "Just" (hier anhören!), den fast 7-minütigen Psychedelic-Progrock-Epos "Paranoid Android" (hier anhören!), den ersten und Kulthit "Creep" (hier anhören!), den mit Herzblut vorgetragenen "Pyramid Song" (hier anhören!), das spukig-geniale "There There." (hier anhören!), die großartige und düster-traurige Hymne "Lucky" (hier anhören!), oder das rotzige "2+2=5" (hier anhören!) - und sogar "Everything In It's Right Place" (hier anhören!) und "Idioteque" (hier anhören!) aus "Kid A" wurden bedacht, wobei es das einzige Album der Band war, aus dem keine Singles veröffentlicht wurden. Die zweite Disc widmet sich dann den weniger erfolgreichen Singles, sowie Album- und Schlüsseltracks, was noch einmal mehr die musikalische Bandbreite und Genialität der Band unterstreicht. Da hätten wir etwa das dunkel strukturierte "I Might Be Wrong" (hier anhören!), die erhabene und weit in den Himmel strahlende Hymne "Let Down" (hier anhören!), die tieftraurige und giftige Ballade "Exit Music (For A Film)" (hier anhören!), das meisterliche und bislang nur als B-Seite und auf dem Soundtrack von "Romeo + Juliet" veröffentlichte "Talk Show Host" (hier anhören!) oder der folkloristisch inszenierte Art-Pop "Go To Sleep" (hier anhören!). Am Ende geht es doch einzig und allein um die Musik - und die ist bei Radiohead nun mal großartig!







PHIL SELWAY - "FAMILIAL" (2010)

Nun legte kürzlich Radiohead's Drummer Phil Selway sein Solodebüt vor. Im Grunde eine der undankbareren Rollen, die in der Band-Hierarchie meist nach Sänger, Gitarrist und Bassist, ganz unten angesiedelt ist. Doch diesem Umstand beugt er sich keineswegs. So reiht sich sein Debüt "Familial" qualitativ nahtlos ins Schaffen seiner Band ein und bildet stilistisch einen erfrischenden Kontrast. Denn hier geht er nicht den experimentellen Weg seiner Stammband mit, sondern setzt eher auf Minimalismus, mit dessen Hilfe er die 10 Songs des Albums zu kleinen, strahlenden, melancholischen und folkloristisch gefärbten Singer/Songwriter-Perlen reduziert. Nicht erst seit The XX weiß man, das wenig eben manchmal vollkommen ausreicht, um viel zu bewegen. So bleibt wohl kaum ein Auge bei "Broken Promises" (hier anhören!) trocken, das allein mit Akustikgitarre, zarten Orgeln und Phil's zerbrechlichem Gesang, eine Aura von berückend trauriger Schönheit entwickelt. Der wunderbare Opener "By Some Miracle" (hier anhören!) suhlt sich in bescheidener Gesellschaft von akustischer Instrumentierung und weiblichen Backgroundchören in warmer Melancholie. "Beyond Reason" (hier anhören!) entwickelt eine Intensität, wie sie unter Einsatz von Akustikgitarre, sanften Beats, Handclaps und summenden Backgroundstimmen, nur selten zu hören ist. Und "A Simple Life" (hier anhören!) streichelt tröstend die Seele und "Patron Saint" (hier anhören!) entführt uns währenddessen in ihre traurigsten Winkel. Und so gelingt es Selway, eine vollkommen eigenständige künstlerische Identität zu entwickeln.







NON-ALBUM SONGS & COLABORATIONS:

RADIOHEAD - "YES I AM" (1993)

Mit "Yes I Am" (hier anhören!), der B-Seite zur ersten Single "Creep", hielten sie ein wahrhaftes kleines Highlight vesteckt. Zwar ist es auch deutlich vom Grunge-/Garage-Rock des Debütalbums "Pablo Honey" geprägt, lässt aber so manch einen Albumtrack weit hinter sich. Ein kleines Alternative-Juwel, das sich auch heute noch lohnt wiederentdeckt zu werden. Super Song!!!






RADOIOHEAD - "POP IS DEAD" (1993)

Mit ihrer 3. Single "Pop Is Dead" (hier anhören!) - einem schön manisch treibenden und melodischen Garagenrock-Kracher mit Hit-Qualitäten - veröffentlichten Radiohead 1993 ihre erste Single, die auf keinem Album erschienen ist. Das sollte sie erst im Jahr 2009 wiederholen - aber dazu hier später mehr.





RADIOHEAD - "KILLER CARS"/"INDIA RUBBER" (1995)

Diese großartigen Songs versteckten Radiohead als B-Seiten auf der 1995 erschienen Doppel-A-Seiten-Single "High & Dry/Planet Telex". "Killer Cars" (hier anhören!) ist im Original ein mitreißender Garagenrock-Ohrwurm, wurde live aber auch gerne zur hinreißend herzerweichenden Akustikballade (hier anhören!) umfunktioniert, den sie bereits 1994 auf der nur in Japan erhältlichen EP "Itch" veröffentlichten - sein eigentliches Entstehungsjahr lag bei 1992/93. Und auf der US-Version der Single gab es als B-Seite noch den nachdenklichen und zurückglehten Art-Rocker "India Rubber" (hier anhören!).
Ein Ohrenschmaus.






RADIOHEAD - "HOW CAN YOU BE SURE" (1995)

Das wunderbare, warme und akustisch aus den Boxen perlende "How Can You Be Sure" (hier anhören!) erschein 1995 als B-Seite zur Single "Fake Plastic Trees", aus ihrem 2. Album "The Bends". Ein Song, der wieder einmal die ruhige, balladeske Seite der frühen Radiohesd vortrefflich dokumentiert. Ein Song, geschaffen für warme Sommerabende am Lagerfeuer - ohne sich dabei in Klischee's zu verstricken. Ein toller Song.






RADIOHEAD - "BISHOP'S ROBES"/"BANANA CO." (1996)

Schon bei dieser 1996 als B-Seite zu "Street Spirit (Fade Out)" - der letzten Single aus "The Bends" - veröffentlichten Perle merkte man deutlich, das Radiohead auf dem Weg zu ihrer künstlerischen Vollendung waren. "Bishop's Robes" (hier anhören!) offenbarte sich als tief melancholisicher und perfekter Art-Pop, der in jede Fan-Sammlung gehört. Und auch die weitere B-Seite "Banan Co." (hier anhören!) zeugt deutlich von dem neuen musiklaischen Verständnis, das die Band in dieser Phase gewann. Ein Muss!






RADIOHEAD - "TALK SHOW HOST" (1996)

Mit dieser großartigen, allesumschlingenden, melancholischen und schwül-verhangenen Art-Pop-Hymne, fanden Radiohead zum ersten mal zu ihrer vollkommenen künstlerischen Bestimmung. "Talk Show Host" (hier anhören!), das durch den Soundtrack des großartigen Films "Romeo + Juliet" von Baz Luhrmann größere Bekanntheit erlangen konnte, schufen sie einen Song für die Ewigkeit. Im Oiginal erschien der Song im selben Jahr als B-Seite zu "Street Spirit (Fade Out)", konnte aber in der von Nelle Hooper dezent nachbearbeiteten Soundtrack-Fassung noch mehr überzeugen.






RADIOHEAD - "HOW I MADE MY MILLIONS" (1998)

Auch diesem Song hört man sofort an, das er in der "OK Computer"-Schaffensphase entstand. "How I Made My Millions" (hier anhören!) ist eine traurige, emotionale und intime Pianoballade, die als B-Seite zur letzten "OK Computer"-Single "No Surprises" erschien. Eine wahre Perle.






DRUGSTORE ft. THOM YORKE - "EL PRESIDENT" (1998)

Zusammen mit der britischen Band Drugstore entstand im Jahr 1998 das Duett "El President" (hier anhören!) mit Radiohead-Sänger Thom Yorke. Ein fabelhafter, aber leider in Vergessenheit geratener Song, den es sich lohnt neu- oder wiederzuentdecken.







THE VENUS IN FURS - "VELVET GOLDMINE OST" (1998)

Für den Film "Velvet Goldmine", mit Jonathan Rhys Meyers und Ewan McGregor, schlossen sich mehrere bekannte Musiker zu einer Art kurzfristiger Supergroup zusammen. The Venus In Furs (die sich nach dem gleichnamigen Song von The Velvet Underground aus dem Jahr 1967 benannten) bestanden aus Thom Yorke und Johnny Greenwood von Radiohead, Bernard Sumner von Suede, Andy Mackay von Roxy Music, sowie David Gray. 5 Songs haben sie zu dem Soundtrack beigesteuert und bei 3 der Titel übernimmt Thom Yorke die Leadvocals: Bei den von Bryan Ferry (Roxy Music) geschriebenen und von Michael Stipe (R.E.M.) produzierten "2HB" (hier anhören!), "Ladytron" (hier anhören!) und "Bitter-Sweet" (hier anhören!). Wunderbarer und genialer Glam-Rock in der Tradiotion von David Bowie.






UNKLE feat. THOM YORKE - "RABBIT IN YOUR HEADLIGHTS" (1998)

Zusammen mit dem britischen Elektro-Pop-Duo UNKLE, schuf Thom Yorke den großartigen, dunklen Elektro-Art-Pop-Epos "Rabbit In Your Headlights" (hier anhören!), der als erste Single aus UNKLE's Erfolgsalbum "Psyence Fiction" im Jahr 1998 veröffentlicht wurde. Und gab damit auch eine ungefähre Ahnung von dem, wie es musikalisch bei Radiohead mit "Kid A" weitergehen sollte.






PJ HARVEY & THOM YORKE - "THIS MESS WE'RE IN" (2000)

Auf dem 2000er Album "Stories From The City, Stories From The Sea" von PJ Harvey, hatte Thom Yorke eine starke Präsenz. Auf dem wunderbaren, melancholischen und gar zeitlosen "This Mess We're In" (hier anhören!) duettiert er mit der britischen Sängerin, und auf "One Line" (hier anhören!) und "Beautiful Feeling" (hier anhören!), steuerte er die Background-Vocals bei.






BJÖRK & THOM YORKE - "I'VE SEEN IT ALL" (2000)

Musikalisch betrachtet, konnte es im Grunde nur eine Frage der Zeit sein, bis Thom Yorke resp. Radiohead gemeinsame Sache mit der isländischen Elektro-Pop-Märchenfee Björk machen würde. Im Jahr 2000 war es dann soweit. Auf ihrem Album "Selmasongs", das zugleich den Soundtrack zu Lars von Trier's Independent-Film "Dancer In The Dark" darstellte, in welchem Björk die Hauptrolle spielte, sang er gemeinsam mit ihr das düstere Art-Musical-Pop-Duett "I've Seen It All" (hier anhören!). Und so schufen sie gemeinsam einen Song für's Leben. Grandios.






RADIOHEAD - "I WANT NONE OF THIS" (2005)

Im Jahr 2005 erschien durch die Organisation War Child ein Sampler mit exklusiven, nur für diese Compilation angefertigten Songs, deren Erlöse den kriegsgeschädigten Kindern im Irak zugute kam. Und man stellte einen Rekord auf: Binnen derselben 24 Stunden, wurden die Songs auf der ganzen Welt verstreut aufgenommen, via Internet an die Organisation gesendet und online veröffentlicht. Bald darauf im selben Jahr folgte auch der offizielle CD-Release. Die Beiträge stammten dabei von Indie-Größen wie Coldplay, Bloc Party, Maximo Park, Babyshambles, Gorillaz - oder eben Radiohead. Sie verewigten hier die düster-atmosphärische und tieftraurige Pianoballade "I Want None Of This" (hier anhören!), die in der groben Tradiotion vom "Pyramid Song" steht und bis dato nicht anderweitig veröffentlicht wurde.






THOM YORKE - "SPITTING FEATHERS" (2006)

Hierbei handelt es sich um eine im November 2006 in Japan veröffentlichten EP, die die B-Seiten der Singles zu Thom Yorke's Soloalbum "The Eraser" zusammenfasst. Hatte Thom Yorke auf dem Album seinem Hang zur Elektronik schon freien Lauf gelassen, lebte er seine exeperimentelle Seite auf den dazugehörigen B-Seiten noch expliziter aus. So lebt "The Drunk Machine" (hier anhören!) von wirblenden Elektrobeats und abgestoppten Gitarrenakkorden, die sich mit Yorke's gesang zu einem undurchdringlichen, aber intensiven Art-Elektro-Knäuel verdichten. "A Rat's Nest" (hier anhören!) orientiert sich an gefühlt björk'scher Elektronik (ca. "Vespertine"), "Jetstream" (hier anhören!) lebt von uinterschwellig getragen,bedrohlicher Atmosphöre, Effekten, Störgeräuschen und Yorke's entrücktem Gesang, und "Iluvya" (hier anhören!) setzt sich aus puckernd-treibenden Elektrobeats und wirren Stimmfetzen zusammen. Ein Erlebnis der anderen Art. Aber ein Erlebnis!






MODESELEKTOR feat. THOM YORKE - "THE WHITE FLASH" (2007)

Das Berliner Elektro-Duo Modeselektor sind hierzulande vor allem durch ihre Zusammenarbeit mit Fettes Brot auf ihrem Hit "Bettina, zieh dir bitte etwas an" bekannter geworden. Diesen großartigen Song mit dem Radiohead-Sänger Thom Yorke, kennen leider nicht annähernd so viele. Ein Grund mehr für jeden, diese nahezu perfekte, melancholische und sphärisch schwebende Elektro-Pop-Großtat "The White Flash" (hier anhören!) endlich zu entdecken.






BJÖRK feat. THOM YORKE - "NÁTTÚRA" (2008)

Die zweite Zusammenarbeit von Björk und Thom Yorke, in der sein Part allerdings deutlich kleiner ausfällt. Auf "Náttúra" (hier anhören!), dieser im Jahr 2008 in digitaler und 2009 in physischer Form veröffentlichten Non-Album-Single von Björk, besorgt Thom Yorke die Backgroundvocals. Er ist in dem atmosphärischen Soundschleier deutlich zu hören, der Björk's Gesang, die prägnanten tribalen Beats und die elektrischen Soundspielereien umhüllt und dem grandiosen Song einen düsteren Charakter verleiht.






THOM YORKE - "ALL FOR THE BEST" (2009)

Im Jahr 2009 erschien die Compilation "Ciao My Shinig Star: The Songs Of Mark Mulcahay". Der amerikanische Sänger, Songwriter und Begründer der Bands Polaris und Miracle Legion, wird auf diesem Album von 21 Künstlern unterstützt. Hintergrund war ein harter Schicksalsschlag für den jungen Musiker: Ein Jahr zuvor starb seine Frau Melissa - daraufhin nahmen unterschiedliche Musiker wie Michael Stipe (R.E.M.), Tjhe National, Dinosaur Jr., Ben Kweller, Mercury Rev oder Vic Chestnutt dieses Tribute-Album auf, um den Witwer unter die Arme zu greifen, der nun allein für die Erziehung seiner Zwilligstöchter sorgen musste. Eingeleitet wurde diese Compilation von Thom Yorke's Beitrag: Mit seiner Interpretation des Miracle-Legion-Songs "All For The Best" (hier anhören!), lieferte er eine großartige Leitung ab, mit der er sich den Songs vollkommen einverleibte und ihn sich zu eigen machte. Sensationell.






RADIOHEAD - "HARRY PATCH (IN MEMORY OF)" (2009)

Nach dem eben besprochenen Tribute-Song von Thom Yorke, veröffentlichte er mit seiner Band im selben Jahr ebenfalls ein Tribute. "Harry Patch (In Memory Of)" (hier anhören!) ist dem kurz zuvor verstorbenen Harry Patch gewidmet, einem der ältesten Menschen der Welt und dem letzten bis dain noch lebenden Soldaten die im ersten Weltkrieg gekämpft haben. Er wurde 111 Jahre alt. Ihm zu Ehren nahmen Radiohead diese von Streichern begleitete Ballade auf, die zudem ihre erste Non-Album-Single seit "Pop Is Dead" von 1993 darstellte.





THOM YORKE - "HEARING DAMAGE" (2009)

Man kann von den Twilight-Filmem halten was man will, zumindest die Soundtracks sind mehrheitlich sehr gelungen, gibt sich doch teilweise die Creme de la Creme des Indie mit teils komplett neuem Songmaterial die Klinke in die Hand. Auf das die Teenager-Mädchen - die diese Filme zweifelsohne hauptsächlich ansprechen - mal mitbekommen, was wahrhaft gtue und echte Musik ist. Auf dem Soundtrack des 2. Films "New Moon" war auch Thom Yorke mit einem anderweitig unveröffentlichten, brandneuen Song zu hören: Dem elektronisch verspielten, düsteren und sphärischen "Hearing Damage" (hier anhören!), das mit zu sienen besten Soloarbeiten zählt. Großartig.






THOM YORKE - "FEELING PULLED APART BY HORSES / THE HOLLOW EARTH" (2009)

Das Thom Yorle auf seinen Soloarbeiten schon immer einen starken Hang zu elektronischen und tgeils verstörenden Klängen hat, ist mittlerweile belegt. Auf dieser im Jahr 2009 erschienen Doppel-A-Seiten-Single reizte er dies besonders aus. Aber eben auch besonders genial. Das überlange, von Soundspielereien, schwurbelnder Elektronik, und Gesangfetzten durchzogene "Feeling Pulled Apart By Horses" (hier anhören!) wurde bereits 2001 komponiert, was man deutlich hören kann. Das dann während seiner Arbeiten am Solodebüt "The Ersaser" entstandene "The Hollow Earth"
(hier anhören!) ist für Yorke's Verhältnisse beinah eingängig, dürfte aber den gemeinen Radiohörer mit seiner dunklen Ästhetik dennoch verstören. Fantastisch.






RADIOHEAD - "THESE ARE MY TWISTED WORDS" (2009)

Diese Non-Album-Single sorgte für reichlich Spekulationen. Als diese Psychedelic-Art-Rock-Perle am 12. August 2009 via BitTorrent geleaked ist, war dem begleitenden Text ein Release-Datum am 17. August 2009 beigefügt und der Titel "Wall Of Ice" wurde darin zusätzlich erwähnt. Dies sorgte für Diskussionen bei Fans, ob an diesem Datum vielleicht ein EP mit diesem Titel erscheinen würde. Am 17. August 2009 postete Radiohead-Gitarrist Johnny Greenwood, das "These Are My Twisted Words" (hier anhören!) ein für sich allein stehender Track ist, der ab diesem Datum zum kostenloen Download auf der Band-Website angeboten wird. Nichtsdestotrotz ein toller Song.






FLYING LOTUS feat. THOM YORKE - "...AND THE WORLD LAUGHS WITH YOU" (2010)

Diesen Song dürften nicht allzu viele dort druaßen kennen. Auf dem kürzlich erschienen Album "Cosmogramma" des britischen Elektro-Künstlers Flying Lotus, war "...And The World Laughs With You" (hier anhören!) enthalten, auf dem Thom Yorke den Gesang beisteuerte. Ein toller, schwebender und frickelnd atmosphärischer Elektro-Art-Pop-Song, der ohne weiteres auch aus dem Soloschaffen Yorke's stammen könnte.