♪♫♪ ...music makes the people come together... ♪♫♪

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Montag, 29. Juni 2015

Besprochen: CARLY RAE JEPSEN - "E·MO·TION"

 
Nach der kommerziell erfolgreichen, aber musikalisch recht mageren letzten Platte, präsentiert uns Carly Rae Jepsen auf ihrem dritten Album nun so unwiderstehlich süßen Dance-Pop mit schicker 80's-Föhnwelle, dass sie damit sogar dem Megaseller "1989" von Taylor Swift auf Augenhöhe begegnen kann.

Man darf es ja niemandem übel nehmen, wenn er erst einmal instinktiv die Nase rümpft, wenn ein Name wie Carly Rae Jepson fällt. Zwar gelang ihr vor 3 Jahren mit ihrem Hit "Call Me Maybe" nicht nur ihr großer Durchbruch, sondern auch ein unwiderstehlicher Pop-Ohrwurm, gegen den sich wohl kaum jemand wirklich effektiv wehren konnte (oder wollte). Doch kurz darauf sollte sie dann sogleich mit dem unheimlich käsigen Elektropop-Projekt Owl City und dem süßlichen Kitsch-Pop-Schunkler "Good Time" derart weltweite Charts und Radios verkleben, dass manch einer quasi kurz vorm Zuckerschock zu stehen drohte (mich eingeschlossen). Und auch das dazugehörige zweite Studioalbum "Kiss" konnte dem kaum etwas nennenswertes hinzufügen. Und so drohte die Dame bei so manchem wieder allmählich in die Bedeutungslosigkeit abzudriften. Doch in diesem Jahr sollte sich Carly Rae Jepsen wieder zurück melden und den ersten Vorboten zu ihrem kommenden dritten Studioalbum "E·MO·TION" nachlegen. Denn schon im Frühjahr konnte man sich bereits an der ersten Single "I Really Like You" erfreuen. Zwar mag dies sicherlich kein anspruchsvoller Song sein, sondern viel mehr ein melodischer, eingängiger und einfach gestrickter Dance-Pop-Ohrwurm. Aber eben einer von der Sorte, der einfach gnadenlos glücklich machen kann. Und das der Song von Peter Svensson - dem Hauptsongwriter und Gitarristen der fantastischen schwedischen Band The Cardigans -  co-komponiert/-produziert wurde und dann auch noch der großartige Tom Hanks in dem dazugehörigen Musikvideo kurzerhand die Hauptrolle spielte, sollte den Song auf seine ganz eigene Weise adeln. 


Und ob man es glauben will oder nicht: es kann sich durchaus lohnen, ihrem neuen Album mit einem offenen Ohr zu begegnen. Denn was Jepsen auf ihrem dritten Album so ausheckt, kann sich in der Tat sehen lassen! So füttert uns die Dame hier mit unwiderstehlich süßem Dance- und Synth-Pop-Konfekt, dass mit deutlichen 80s-Aromen den musikalischen Gaumen kitzelt. Die herrlich tanzbare und von Shellback (der rechten Hand von Max Martin, mit dem er auch schon für u.a. Taylor Swift, Britney Spears oder Pink arbeitete) produzierte zweite Single "Run Away With Me" (♪♫♪) macht dies als gelungener Dance-Pop-Ohrwurm gleich zum Einstieg ins Album deutlich - ehe dies dann umgehend vom ganz wunderbaren und einnehmend leidenschaftlichen Titelsong "E·MO·TION" (♪♫♪) noch locker getoppt wird. Und spätestens wenn man bei der schillernden und sehnsüchtigen, vom fabelhaften Ariel Rechtshaid (Madonna, Beyoncé, Solange, Vampire Weekend) co-komponierten und -produzierten  80s-Pop-Ballade "All That" angekommen ist, sollte Carly Rae Japsen endgültig das Herz eines jeden Pop-Liebhabers im Sturm erobert haben. Doch potentielle Hits sind hier noch weit mehr zu finden. Nennenswert ist etwa auch das ausgelassen tanzbare "Boy Problems" (♪♫♪), dass von Sia Furler mitkomponiert wurde - wie auch das gleich darauf folgende "Making The Most Of The Night" (♪♫♪), das zwischen nachdenklicheren Versen und förmlich nur so strahlenden Refrains pendelt. Aber das melodisch-warme und von Saxofon verzierte "Let's Get Lost" (♪♫♪), das atmosphärische und im Albumkontext noch etwas kreativer und "unkonventioneller" agierende "Warm Blood" (♪♫♪) oder der in den buntesten Farben strahlende Synthpop-Ohrfänger "When I Needed You" (♪♫♪), an dem wieder mal Ariel Rechtshaid beteiligt war, darf man hier ebenfalls nicht unerwähnt lassen. Nur nahezu schade, dass das tolle "I Didn't Just Come Here To Dance" (♪♫♪) nur auf der Deluxe Edition des Albums zu finden ist, welches mit schicken 90s-House- und Dance-Elementen verziert ist.


Besondere inhaltliche Tiefe, gehobenen künstlerischen Anspruch und kreative Ecken und Kanten kann man hier natürlich weder erwarten noch unbedingt finden - denn "E·MO·TIONS" ist nun mal Pop as Pop can be. Und das ist verdammt nochmal auch gut so! Denn in ihrer Liga hat die Kanadierin hier mit ihrem dritten Album so hervorragende Arbeit geleistet, das einem wahren Pop-Fan nur so das Herz aufgeht. Denn das hier ist unwiderstehlich süßer und schillernder Dance-/Synth-Pop mit schicker 80's-Föhnwelle, der qualitativ dem aktuellen Megaseller "1989" von Taylor Swift problemlos auf Augenhöhe begegnen kann. Aber wir müssen uns trotzdem noch ein wenig gedulden: zwar ist das Album gerade in Japan erschienen, der Release für den Rest der Welt folgt allerdings im August - und in Deutschland sogar erst Ende September! Bezüglich dieser Veröffentlichungspolitik kann man der beteiligten Plattenfirma zwar nur absolute Schwachsinnigkeit attestieren, aber der Pop-Liebhaber darf sich dennoch auf eine schmachtende Dance-Pop-Platte freuen, die man irgendwie einfach lieb haben muss.





Sonntag, 21. Juni 2015

Bestenlisten-Special: FLASHBACK - DIE BESTEN PLATTEN DES JAHRES 2005!

Ich gebe es ja zu: ich mag Bestenlisten! Manchmal mag ich es sogar, diese auch mal im Rückblick zu erstellen. So wie ich es hier nun in diesem Bestenlisten-Special tun werde. Die Idee kam mir dadurch, dass das Jahr 2005 ein privat wie auch musikalisch äußerst aufregendes, prägendes und erinnerungswürdiges Jahr für mich war. Und da einst dieser Blog noch nicht existierte, habe ich damals auch noch keine Jahresbestenliste für dieses Jahr erstellt. Und genau das will ich hier quasi zum 10jährigen nun nachholen. Aber: es werden nicht die besten Platten 2005 aus meiner heutigen Sicht sein - sondern wie ich dies damals empfand, was mir gerade in Bezug auf dieses bestimmte Jahr noch immer so bildlich vor Augen ist, wie bei kaum einem anderen. Aber warum nun aus damaliger Sicht? Weil es auch für mich ein interessantes und abwechslungsreiches Projekt ist, mal so an eine Bestenliste heran zu gehen: einfach sich mal wieder vor Augen rufen, wie man dieses Musikjahr damals wahrgenommen hat. Wobei sich diese Liste aber auch inhaltlich kaum zu meiner heutigen Meinung unterscheidet - ein paar Platzierungen wären heute wohl anders und es wären vor allem noch einige weitere Platten mit dabei, die ich aber damals schlichtweg noch nicht kannte. Doch die wichtigsten dieser fehlenden Platten (würde ich eine richtige Liste aus heutiger Sicht erstellen, wären noch weit mehr dabei) werde ich im Anschluss an diese Liste ohne feste Platzierungen erwähnen. Nun aber zum eigentlichen: meine Jahresbestenliste 2005, wie sie (so oder so ähnlich) vor 10 Jahren ausgesehen hätte.

 

20. M.I.A. - "ARULAR"

Nachdem ich einst durch eine äußerst frenetisch lobende Plattenkritik auf das Debüt "Arular" der einst noch weitestgehend unbekannten Wahl-Engländerin M.I.A. aus Sri Lanka  aufmerksam wurde, legte ich es mir auch umgehend zu - und war beim ersten Hördurchlauf begeistert, verwirrt und verwundert zugleich. Auf seine Weise wirkte es zwar fast schon eingängig, aber dennoch immer innovativ, unkonventionell und oft bewusst sperrig. An der Dame war schon von Anfang an einfach alles anders - auf ihrem Debüt  kommen Alternative HipHop, Electronica, Worldbeat und eine Menge anderer Stile und Elemente zusammen, die einmal harmonisch ineinander fließen und sich im nächsten Moment wieder in deutlichen Kontrasten gegenüber stehen. So wirken viele Einzelbestandteile  - gerade die Einflüsse anderer musikalischer Kulturen - für sich genommen ziemlich ursprünglich, um in seiner Kombination wiederum eine sehr futuristische Atmosphäre zu entwickeln. Und dabei kann man sogar Hits finden - oder zumindest Hits in M.I.A.'s Klangkosmos. So etwa das recht catchy elektronisch unterfütterte und leicht schräge "Pull Up The People" (♪♫♪), das stark von Jungle, Dancehall und Electroclash geprägte "Galang" oder das wahrlich fantastische, von Diplo (Major Lazer, Madonna, Santigold) produzierte "Bucky Done Gun" (♪♫♪), welches geschickt gesetzte Samples aus dem "Rocky"-Titelsong "Gonna Fly Now" verwendet. Zwar ist M.I.A. mit den Jahren auch durchaus noch melodischer und mitunter gar charttauglicher geworden (ihr Duett mit Madonna auf deren 2012er Single "Give Me All You Luvin" ist trotzdem immer noch fast unglaublich), aber im Grunde hat sich an ihrer Herangehensweise an die Musik bis heute nicht viel geändert. M.I.A. gehört bis heute sozusagen zu den Rebellen im Pop - und mit "Arular" hat sie diesbezüglich einen massiven Grundstein gelegt.



19. RUFUS WAINWRIGHT - "WANT TWO"

Rufus Wainwright, Sohn des bekannten amerikanischen Folk-Musikers Loudon Wainwright III., ist ja seit dem Jahr 2000 selbst musikalisch aktiv - aber erst sein Doppelalbum "Want" sollte mich endgültig kriegen. Während 2003 der fabelhafte erste Teil "Want One" voraus ging, folgte 2005 (zumindest in Deutschland - in den USA erschien es Ende 2004) das abschließende "Want Two", welches laut Sänger ein dunkleres Gegenstück zu seinem Vorgänger darstellt. War "Want One" (dessen Cover ihn als einen Ritter zeigt) noch stärker in Pop verwurzelt, wurden die Klänge auf "Want Two" (wo er das Cover in Gestalt einer Art Burgfräulein ziert) zusehends balladiger und barocker. Aber auch: schwuler! Das Rufus Wainwright schwul ist, war ja einst schon bekannt. Aber hier machte er es so merkbar zum Thema, wie wohl selten zuvor. Deutlich wird dies etwa in der wunderbaren Ballade "The Art Teacher" (♪♫♪), in der er sich in der Rolle als Schüler in seinen Kunstlehrer verliebt ("He was not that much older than I was / He had taken our class to the Metropolitan Museum / He asked us what our favorite work of art was / But never could I tell him it was him"). Oder ganz besonders auch in der großartigen Singer/Songwriter-Perle "Gay Messiah" (♪♫♪), dessen Text schlichtweg unschlagbar ist ("He will then be reborn from 1970's porn / Wearing tubesocks with style and such an innocent smile / Better pray for your sins / 'cuz gay messiah's coming"). Aber auch abseits dieser Thmeatik ist "Want Two" nach wie vor ein großartiges Album, welches das Doppelalbum "Want" zu einem ebenso hervorragenden Gesamtwerk krönte.




18. MANDO DIAO - "HURRICANE BAR"

Was 10 Jahre doch manchmal für einen gewaltigen Unterschied machen können! Die schwedische Band Mando Diao hat sich js aktuell komplett selbst demontiert. Nachdem sie mit ihrem bislang letzten und unfassbar schlechten Album "Aelita" zur einer ziemlich käsigen und kitschigen Synthie-Schlager-Pop-Kombo verkommen waren, hat nun kürzlich Gustaf Norén - einer der beiden Frontmänner der Band - wegen künstlerischer Differenzen den Hut genommen und das Weite gesucht. Vor 10 Jahren hingegen war auf ihrem zweiten Album "Hurricane Bar" noch alles gut. Sehr gut sogar. Nun, ihr Zweitwerk mag allerdings auch wiederum nicht ihr bestes Album gewesen sein. Es hatte nicht mehr ganz so sehr die wilde und rotzige Attitüde seines Vorgängers "Bring 'Em In", war aber auch nicht das vielseitige Meisterwerk wie sein Nachfolger "Ode To Ochrasy". Doch all dem zum Trotz war und ist "Hurricane Bar" ein äußerst hübsches, mitreißendes und melodisches Britpop-Album. Oder vielleicht sogar: ihr persönliches Hit-Album! Zwar waren sie suf "Hurricane Bar" zum Glück noch nicht so gnadenlos im Mainstream angekommen, wie wenige Jahre später mit "Dance With Somebody", aber schon 2005 waren so unverschämt geile kleine Britpop-Hits wie "Down In The Past" (♪♫♪) oder "God Knows" (♪♫♪) bereits in aller Ohren. Und das auch zurecht. Aber auch andere Perlen hatte das Album zu bieten, wie etwa das melodische und leidenschaftliche "You Can't Steal My Love", das eher nachdenklich veranlagte "All My Senses" oder die hymnische Britpop-Ballade "Next To Be Lowered".   Das alles macht "Hurricane Bar" bis dato zu einem überzeugenden Album - auch wenn die Band dahinter mittlerweile nur noch ein Schatten ihrer selbst ist.




17. COCO ROSIE - "NOAH'S ARK"

Das was vor allem die frühen CocoRosie im allgemeinen ausmachte, genau das war es auch, was an ihrem zweiten Album "Noah's Ark" so verzauberte. So war das, was die beiden Schwestern Sierra und Bianca Cassidy hier musikalisch anstellten, wunderschön und surreal zugleich. Aus dem künstlerischen Umfeld des Freak-Folk um Devendra Banhart & Co. entsprungen, hatten die beiden Schwestern von Anbeginn einen Hang zu wundervollen Melodien - aber ebenso für höchst unkonventionelle musikalische Mittel und Experimente. Gegenüber ihrem Debüt verwendeten sie hier zwar vermehrt konventionelle Instrumente - aber die kleinen schrägen und ungewöhnlichen Raffinessen in den Arrangements, ließen sie sich dennoch nicht nehmen. So kamen hier nun häufiger etwa Harfen oder Gitarren zum Einsatz, aber all das gepaart mit dem eigenwilligen, häufig an Björk erinnernden Gesang der einen, und dem dagegen beinah zerbrechlich anmutenden Organ der anderen Schwester - und eben anderen Sperenzchen. So zu hören im getragenen "K-Hole", welches von allerlei lärmenden Spielzeugen verziert wird. Das tolle "Bear Hides And Buffalo" (♪♫♪) basiert auf den Klängen eines Spielzeug-Pianos und wird auf fast gespenstische Weise von wiehernden Pferden und miauenden Katzen begleitet, die wunderschöne und gleichzeitig traurige Folk-Ballade "South 2nd" lässt u.a. Spielzeugtelefone erklingen und in "Brazilian Sun" sang Freak-Folk-Großmeister Devendra Banhart seine Guestvocals übers Telefon ein. Aber auch die konventioneller aufgebauten Stücke bergen wahre Schätze - was vor allem das grandiose "Beautiful Boyz" (♪♫♪) auf den Plan ruft, in dem niemand geringeres als der großartige Antony Hegarty (Antony & The Johnsons) den Refrain besorgt. Ein bis heute nahezu hypnotisierendes Album.




16. THE CARDIGANS - "SUPER EXTRA GRAVITY"

Lange Zeit führten die Cardigans bei mir ja eher ein Schattendasein als Single-Band - nahm ich nach ihrem Durchbruch mit "Lovefool" durch den Soundtrack von "Romeo + Juliet" doch eigentlich nur eben diese wahr. Wobei ab ihrem Album "Grand Turismo" Ende der 90er langsam mein Interesse an der Band in Albumlänge aufkeimte. Als sie dann nach einer längeren Pause 2003 mit dem Album "Long Gone Before Daylight" zurück kamen, hatten sie mich dann endgültig gekriegt - ging dies doch mit einer Art Neuanfang einher, wie man durchaus am Sound und Stil der Band hören konnte. 2005 knüpften sie an ähnlicher Stelle an - und legten ihr bis dato letztes Studioalbum "Super Extra Gravity" nach, welches sich vor seinem fantastischen Vorgänger in keinster Weise schämen musste. Nur das ihr bewährt wunderbar melodischer Indiepop hier eine ganze Ecke roher, eckiger und kantiger daher kam: die hübsch widerborstig-eingängige erste Single "I Need Some Fine Wine And You, You Need To Be Nicer" (♪♫♪) machte dies schon wunderbar vor. Aber auch das mitreißend hymnische "Godspell" (♪♫♪), das eher düster angehauchte "Little Black Cloud" oder das folkloristisch und zeitweilig barock anmutende "Holy Love" machen den leichten Stilwandel recht gut deutlich. Doch nach wie vor ist es unglaublich schade, dass es seitdem kein neues Album der Band mehr gegeben hat. Doch selbst wenn dies endgültig ihr letztes Album bleiben sollte, dann ist dies wenigstens ein großartiges. Sowohl aus damaliger, wie auch aus heutiger Sicht.




15. RYAN ADAMS & THE CARDINALS - "COLD ROSES"

Klassische Doppelalben können ja eine riskante Angelegenheit sein. Durch das Plus an Songs muss die Qualität auch stimmen - sonst überkommt einen stets der Eindruck, dass es ohne seine schwachen Nummern und als ein klassisches Album besser funktioniert hätte. "Cold Roses", das 6. Studioalbum von Ryan Adams und gleichzeitig das erste mit seiner Backingband The Cardinals, zählt zu den Ausnahmen, wo ein Doppelalbum tatsächlich Sinn macht. Denn wenn man so viele wunderbare, mitreißende und zum Teil gar grandiose und fast immer zeitlose Songs zusammen bekommt, wie der Amerikaner das hier vormachte, kann auch nichts schief gehen. So ist ihm hier  ein ganz ausgezeichnetes Alternative-Country-Album gelungen, dass mit Klassikern förmlich nur so um sich wirft. Und es ist ein sehr melancholisches Album geworden, was schon der wunderbare Opener "Magnolia Mountain" (♪♫♪) oder auch gleich darauf  das sehnsüchtige "Sweet Illusions zeigen. Doch auch das emotionale und zeitweilig gar tieftraurige "Meadowlake Street", der wunderbare Tearjerker "Now That You're Gone" (♪♫♪) oder das nachdenkliche "How Do You Keep Love Alive" zeigen dies ganz deutlich. Aber es gibt auch etwas ausgelassenere Klänge - was etwa das stimmungsvolle "Cherry Lane", das atmosphärische und leidenschaftliche, aber dennoch flottere Meisterstück "Let It Ride" oder die zurückgelehnte Country-Rock-Titelnummer "Cold Roses" belegen. Am Ende ist es aber einfach eine ganz wundervolle Platte, die vor allem in nachdenklicher und melancholischer Stimmung ein ganz fabelhafter Wegbegleiter sein kann.




14. KAISER CHIEFS - "EMPLOYMENT"

Es gibt sie immer wieder, diese Bands und Musiker, die mit dem was sie so treiben, gerade zufällig genau den Zeitgeist treffen - und in seinem Verlauf fast schon zu dessen neuen Helden erklärt werden. Natürlich allerdings nur, um wenig später gemeinsam mit eben diesem Zeitgeist wieder in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Ein sehr gutes Beispiel stellen da im Rückblick die Kaiser Chiefs dar. Der Hype um die britische Band und ihr Debütalbum "Employment" war vor 10 Jahren enorm. Wobei dieser auch von heute aus gesehen gar nicht so überraschend war. Denn auch mit 10 Jahren Abstand ist es immer noch ein catchy und ausgelassen tanzbares Indierock-Album. Ich möchte gerne den sehen, der bei einem Indierock-Kracher wie "I Predict a Riot" (♪♫♪), einem Synthie-Rock-Ohrwurm wie "Everyday I Love You Less And Less" oder einem mitreißenden Indie-Disco-Hit wie "Oh My God" (♪♫♪) still sitzen bleiben kann. Zwischendurch schlugen sie etwa mit "Modern Way" oder "You Can Have It All" etwas zurückgenommenere Töne an, aber mehrheitlich wurde hier ausgelassene Stimmung verbreitet. Wovon u.a. noch das quietschfidele "Na Na Na Na Naa" oder das etwas rotziger veranlagte "Saturday Night" zeugen. Durchaus ein fähiges Debüt, dass die Band damals vorlegte. Aber danach war der Witz erzählt - und die Kaiser Chiefs wurden zu einer Art Freibierzelt-Band. Aber das ist eine andere Geschichte. Einst stand "Emplyoment" bei mir recht hoch im Kurs - und auch jetzt ist es noch ein fraglos gelungenes Album. Aber heute würde es bei mir wohl dennoch eher knapp hinter den Top 20 landen.




13. FRANZ FERDINAND - "YOU COULD HAVE IT SO MUCH BETTER"

Die einst junge britische Band Franz Ferdinand ging ja der großen England-Welle von 2005 knapp voraus. Im Jahr 2004 veröffentlichten sie ihr fantastisches Debüt "Franz Ferdinand", da schoben sie dann aber im Folgejahr auch schon gleich das Zweitwerk "You Could Have It So Much Better" hinterher. Keine ungewöhnliche Sache: gerade nach so einem gefeierten und allgemein umjubelten Debüt, liegt die Erwartungshaltung bekanntlich besonders hoch - ebenso wie auch der Druck auf die Band. Franz Ferdinand antworteten darauf ganz einfach mit einem Album, das fast ebenso locker aus der Hüfte geschossen wirkte, wie sein großer Vorgänger. Schon die erste Single "Do You Want To" (♪♫♪) machte als popmelodischer Indierock-Schunkler klar, dass sich nichts gravierendes am Sound der Band geändert hatte. Aber auch anderen hübsch nach vorn gehenden Indierocker kann man dies anhören - wie dem schwungvollen Opener "The Fallen", dem treibenden und widerspenstigen "Evil And a Heathen" oder dem ohrwurmigen und gar kleine Haken schlagenden "Well That Was Easy". Aber hier wird auch etwas verstärkter die ruhigere Seite der Band gezeigt - was sie mit dem nachdenklichen und in seinem Gitarrenriff den Kraftwerk-Klassiker "Das Model" zitierenden "Walk Away" (♪♫♪), der warmen und gar psychedelischen Pop-Perle "Eleanor Put Your Boots On" oder der wunderbaren und verträumten Indie-Ballade "Fade Together" ganz famos umsetzten. So war schon einst von Anfang an klar, dass sie die stürmische Energie des Debüts nicht ganz reanimieren konnten - aber dabei dennoch ein würdiges Zweitwerk nachlegten, dass sich nicht krampfhaft darin versuchte, unbedingt einen neuen musikalischen Kurs finden zu müssen, sich dabei aber in Nuancen auch in andere Richtungen entwickelte.




12. PANIC! AT THE DISCO - "A FEVER YOU CAN'T SWEAT OUT"

Ich kann mich noch allzu gut erinnern, wie mir damals vor 10 Jahren zum ersten Mal das DEbütalbum "A Fever You Can't Sweat Out" von den Newcomern Panic! At The Disco hörte - und wie es mich einst nahezu restlos begeisterte. Nun, der Stil der Band aus Las Vegas, den sie auf diesem Erstling eingeschlagen haben, mag heute mit Sicherheit von manchen etwas zwiespältig betrachtet - wurden sie mit diesem Album, dass sie irgendwo zwischen knackigem Indierock, melodischem Punk-Pop und elektronischen Synthie-Spielereien einpendelt, allzu gerne in die einst grassierende Emo-Bewegung gestopft - was die Band selber nervte...was vielleicht auch mit dazu beitrug, dass der Nachfolger "Pretty. Odd." plötzlich einen radikalen Kurswechsel in Richtung 60s-Pop vornahm. Auch wenn dies durchaus eine gute Idee war, muss sich das Debüt aber auch 10 Jahre später nicht verstecken. Denn noch immer ist es randvoll mit HITS! Allein schon das mitreißende und dynamische "The Only Difference Between Martyrdom And Suicide is Press Coverage" (♪♫♪) empfielht sich gleich zu Beginn als Indie-Hit. Und dann gibt es für die Band kien Halten mehr, haut sie doch auch danach die Ohrwürmer wie am Fließband raus: so folgen u.a. das treibend melodische "London Beckoned Songs About Mone Written By Machines", unwiderstehlich in die Beine gehende Kracher wie "Lying Is The Most Fun A Girl Can Have Without Taking Her Clothes Off" oder "I Write Sins Not Tragedies" (♪♫♪), der mitreißende und absolut passend betitelte Synthie-Rocker wie "Time To Dance" oder das eher zurückgenommene, akustischere,  aber dennoch facettenreiche "Constantly Thank God For Esteban". Rückblickend stände "A Fever You Can't Sweat Out" wohl zwar nicht ganz so hoch in dieser Liste, wie aus meiner einstigen Perspektive. Aber ein Teil der (nach hinten erweiterten) Bestenlist 2005 wäre es allemal. 




11. THE RAKES - "CAPTURE/RELEASE"

Man muss es ja mal so sagen: irgendwann konnten einen seinerzeit die Indierock-Welle der mittleren 00er und all ihre zahlreichen "The"-Bands doch ein wenig nerven. Zumal sie auch nicht innovativer klangen, umso weiter sie sich vermehrten. So hat das musikalische Unterbewusstsein mittlerweile schon wieder viele von ihnen verdrängt - zumal es einige von ihnen mittlerweile schon gar nicht mehr gibt. Doch man darf hoffen, dass die Menschen dennoch The Rakes noch nicht vergessen haben. Denn die Indierock-Band aus London, die sich 2009 wieder auflöste, hatte auf jeden Fall mit ihrem 2005er Debüt "Capture/Release" einen der Höhepunkte der einstigen Indierock-Welle vorgelegt. Ihr von Paul Epworth (Bloc Party, Maxïmo Park, The Futureheads) produzierter Erstling bietet eine Mischung aus rotzigem Post-Punk und Haken schlagendem Indierock - der dabei im Grunde ein Bündel voller kleiner Hits ist, was bei hüsch rotzig treibenden Nummern wie "Strasbourg" (♪♫♪) oder "The Guilt" los geht, über so melodisch tänzelnde  Ohrwürmer wie "Retreat" oder das ungemein catchy  "Open Book" (♪♫♪) führt und bis hin zu nachdenklicheren Post-Punk-Momenten wie "Binary Love" oder Indie-Meistestreichen wie "We Are All Animals"  reicht. Doch auf diesem Album gibt es eh kaum einen Song, der nicht zum potentiellen Hit taugt. Und so ist es auch 10 Jahre später kein Wunder, dass das Debüt der einstigen Newcomer von Kritikern begeistert umjubelt wurde. Denn "Capture/Release" ist eine knackige und zeitlos mitreißende Platte, die auch nach 10 Jahren immer noch fleißig Funken schlägt.
 



10. THE DEAD 60s - "THE DEAD 60s"

Wie ich ja hier bereits an anderer Stelle feststellte: in 10 Jahren kann viel passieren - neben der Selbstdemontage einer Band, von der in dem Bezug die Rede war, sind aber auch andere Szenarien möglich: z.B. das es die entsprechende Band schon gar nicht mehr gibt. So etwa im Falle der britischen Band The Dead 60s. Denn das einstige Quartett löste sich bereits im Jahr 2008 nach nur zwei Alben wieder auf. Welch eine Tragödie, hatte es doch schon ihr selbstbetiteltes Debüt "The Dead 60s" gewaltig in sich. Mit einer großartigen Mixtur aus Ska, Indierock, Dub, Psychedelia und Raggae, können sie heute noch ebenso begeistern wie einst. Das Album bietet zudem auch waschechte Hits - oder als was könnte man so einen mitreißenden Ohrfänger wie "Riot Radio" (♪♫♪) sonst noch bezeichnen? Aber auch das groovige "A Different Age", das in bewusstseinserweiternde  Pop-Gefielde á la The Coral schielende "Train To Nowhere" (♪♫♪), das grandiose, herrlich psychedelisch orgelnde und schillernde "Ghostface Killer" (♪♫♪), das mit einem funky tanzbaren Gitarrenriff ausgestattete "Loaded Gun" oder das zwischen LSD-Jahrmarkt und bekifftem Raggae-Traum pendelnde "You're Not The Law" stehen dem in nichts nach. Aber die Musikgeschichte wird die Band und dieses (in meinen Ohren noch immer) famose Debüt wohl mit Sicherheit irgendwann gänzlich vergessen haben. Schade...





9. BRIGHT EYES - "I'M WIDE AWAKE, IT'S MORNING"

Zu schade, dass die junge Folk-Bewegung ihre Wellen vor 10 Jahren noch nicht so weit zu uns nach Europa ausgesandt hatte. Fraglos gab es auch seinerzeit schon Folk-Liebhaber, aber erst einige Jahre später fanden etwa durch Fleet Foxes & Co. noch mehr Leute zu jungen Folkbands, ehe das ganze dann in den letzten Jahren auch durch Vertreter wie Of Monsters & Men oder Mumford & Sons im Mainstream ankam. Wirklich schade, denn das 2005er Album "I'm Wide Awake, It's Morning" hätte auch bei uns weit mehr Beachtung finden können. In den USA tat es das: so schaffte es das Album in die amerikanischen Top 10 und seine erste Single, das spärlich arrangierte und scheu liebliche "Lua", schaffte es gar auf Platz 1 der Hot 100 Singles Sales Charts. Wobei: selbst in Deutschland konnte das Album immerhin einen 21. Rang in den Albumcharts erreichen - eine größere Popularität in der Masse konnte es der Band aber nicht unbedingt bescheren. Aber das ist zweitrangig - denn großartige Musik bleibt! Und "I'm Wide Awake, It's Morning" ist auch im Rückblick von 10 Jahren noch immer schlicht und ergreifend großartig. Es offenbart dem Hörer eine wunderbares, authentisches und Gänsehaut erzeugendes Folk-Meisterwerk, das bis zum heutigen Tage nichts von seiner Magie eingebüßt hat. Dafür muss man allein nur ein paar Eckpunkte betrachten: so etwa das ausgelassen lebensbejahende "At The Bottom Of Everything" (♪♫♪), das nachdenklich-verträumte "We Are Nowhere And It's Now" (♪♫♪), den wunderschönen, warmen und leidenschaftlichen  "Old Soul Song (For The New World Order)", das zärtliche und zum heulen schöne Folk-Liebeslied "First Day Of My Life" (♪♫♪) oder den lieblich schunkelnden und zugleich majestätischen "Land Locked Blues". Immer noch einer meiner Favoriten des Jahresgangs 2005.





8. THE CORAL  - "THE INVISIBLE INVASION"

Im Jahr 2003 sollte ich die einst junge britische Band The Coral mit ihrem zweiten Album "Magic & Medicine" kennen und verdammt nochmal LIEBEN lernen. Es war und ist dieser ureigene Stil der Band, der so hervorragend, authentisch und eindringlich den Psychedelic-Rock der späten 60er Jahre reanimiert und immer wieder in einer etwas anderen Ausprägung zelebriert. So war "Magic & Medicine" noch stärker in folkigen Terrains beheimatet, während ihr darauf folgendes Mini-Album "Nightfreak & The Sons of Becker" irgendwie unkonventioneller und ein wenig mehr "funky" wurde. Auf ihrem dann richtigen 3. Studioalbum "The Invisible Invasion", welches von den Portishead-Männern Geoff Barrow und Adrian Utley produziert wurde, zeigte sich der Gesamtsound wieder etwas "erdiger" und abgespeckter - aber dennoch so vielseitig und kunterbunt wie eh und je. So findet man hier etwa den unwiderstehlich optimistischen und catchy melodischen 60's-Pop-Hit "In The Morning" (♪♫♪), den herrlich bewusstseinserweiternd blubbernden Psychedelic-Pop-Ohrwurm "A Warning To The Curious" (♪♫♪), das atmosphärische und in sich gekehrte "Far From The Crowd", den ein wenig in Richtung der Doors schielenden Psychedelic-Rocker "Arabian Sand" oder das episch anmutende und dramatisch orgelnde "The Operator" (♪♫♪). Zwar hatte die Band es in der Vergangenheit schon mal ein wenig besser hingekriegt ("Magic & Medicine" ist nach wie vor ihr Meisterwerk), aber auch wenn sie bis heute eine gewohnt großartige Band geblieben sind, konnten sie es danach bislang nie besser machen, als auf diesem Album.




7. MAXÏMO PARK - "A CERTAIN TRIGGER"

Das Jahr 2005 war - wie man ebenfalls an manch anderer Stelle dieser Auflistung erkennen kann - auch das Jahr junger britischer Indirerock-Newcomer. Und zu einem der bemerkenswertesten Exemplare zählten zweifellos Maxïmo Park mit ihrem von Paul Epworth (Bloc Party, Adele, Florence & The Machine) produzierten Debütalbum "A Certain Trigger". Denn der neue Indierock bekam seinerzeit ganz neue Möglichkeiten sich auszutoben - und davon zeugte auch diese Platte, die mit den unterschiedlichsten Bezügen nur so um sich wirft. So kommen im mitreißednen Opener "Signal & Sign" ausgelassene Synthesizer zum Einsatz, der treibende Ohrwurm "Grafitti" (♪♫♪) lässt sich unterschwellig von nahezu funky Orgeln untermalen, "The Coast is Always Changing" oder "Apply Some Pressure" (♪♫♪) erweisen sich auch nach 10 Jahren als noch unkaputtbare Indie-Hits und das stark 80s-affine "Acrobat" (♪♫♪) sticht als getragenes und amtosphärisches Meisterstück mit Spoken-Word-Passagen in den Versen und einem sich fast schon feierlich erhebenden Refrain hervor.Auch heute noch ist "A Certain Trigger" ein äußerst beachtliches Deübt, welches heute in dieser Liste vermutlich noch höher platziert wäre. Dennoch äußerst schade, dass die Band nie wieder an die Qualitäten ihres Erstlings heran reichen konnte.




6. EDITORS - "THE BACK ROOM"

Im Jahr 2005 erschien auch das Debütalbum "The Back Room" der britischen Band Editors - und für mich ist es bis heute das mit Abstand beste Album der Band. Gegenüber den vielen anderen jungen Indierock-Bands die im Jahr 2005 aus dem Boden schossen, gingen die Editors nicht den Weg von funky tanzbaren und catchy Indie-Hits. Sie lieferten eher einen ernsteren und dunkleren Gegenentwurf dazu, verschrieben sie sich doch auf "The Back Room" einem Sound aus atmosphärischem und hymnischem Idierock und stark an Größen wie Joy Division angelehntem Post-Punk.  Mal in Form so astreiner Hits wie dem großartigen "Munich" (♪♫♪), dem atmosphärischen "All Sparks", oder dem düsteren Ohrwurm "Blood" (♪♫♪), dann aber auch wieder in Gestalt getragener und melancholischer Hymnen wie "Fall" und "Camera" oder treibender und melodischer Indierock-Ohrfänger wie "Bullets" (♪♫♪).  Hier saß für mich schon damals irgendwie alles am richtigen Platz - stundenlang habe ich das Album einst in heavy rotation hören können und konnte trotzdem nicht genug davon kriegen. Und an dieser Meinung hat sich auch bis heute wenig geändert. Denn es war einfach diese Atmosphäre und Grundstimmung, welche "The Back Room" ausstrahlte, die es für mich schon damals zu einem herausragenden Album machte. Und das ist es es auch heute noch.




5. GORILLAZ - "DEMON DAYS"

Bereits 2001 hatte Blur-Kopf Damon Albarn schon einen ersten Ausflug mit seiner virtuellen Primaten-Band Gorillaz unternommen. Was er da in Zusammenarbeit mit Comic-Zeichner Jamie Hewlett, sowie einer stetig wechselnden Riege von diversen Gastmusikern ausheckte (die  virtuellen Bandmitglieder 2-D, Russel, Murdoch und Noddles zählen wir jetzt natürlich mal nicht mit^^), konnte einem ja schon gehörig dem Atem verschlagen. So kamen schon das damalige Debütalbum "Gorillaz" und allem voran der große Hit "Clint Eastwood" einer kleinen Sensation gleich. Nach ähnlichem Grundrezept, aber noch raffinierter, noch ausgefeilter und schlichtweg noch besser funktionierte 4 Jahre später das Zweitwerk "Demon Days". Irgendwie wurde es eine Art kunterbuntes Pop-Knallbonbon, das mit Elementen und Bezügen aus TripHop, Soul, Electronica, HipHop, Rock oder Spoken-Word spielte - und dabei auch einen Haufen virtuoser HITS abwarf. Allen voran die erste Single, die man wohl ohne Frage als einen DER Sommerhits des Jahres 2005 bezeichnen muss: der sommerlich melodische und ungemein catchy Ohrwurm "Feel Good Inc." (♪♫♪). Aber ebenso stechen diesbezüglich auch das mit HipHop-Elementen und Kinderchor spielende "Dirty Harry", das minimalistische und schlichtweg tödlich coole "Kids With Guns" (♪♫♪, in dem große Neneh Cherry mit Gastvocals aushilft), das melancholisch getragene "El Mañana" (♪♫♪) oder der funky Disco-Kracher "DARE" hervor. Ich habe mich hier bewusst auf die Singles beschränkt - denn man könnte stellvertretend dafür auch nahezu alle anderen beliebigen Songs des Albums nehmen. Denn "Demon Days" ist nach wie vor das wohl bislang beste Album der Gorillaz - und hat sich den Titel Meisterwerk vollends verdient. 



4. MARIAH CAREY - "THE EMANCIPATION OF MIMI"

Ich war ja schon in den 90er Jahren ein Liebhaber der Musik von Mariah Carey. Und darauf hatte auch ihr Karriereeinbruch um die Jahrtausendwende wenig Einfluss - wenngleich mir die ersten paar Releases der Dame im neuen Jahrtausend auch nicht immer mundeten. Als sie nun nach ihrem beispiellosen Erfolg der 90er eine gewaltige Flaute erlebte, wähnten sie die meisten bereits im künstlerischen Wachkoma. Doch was dann im Jahr 2005 mit dem Album "The Emancipation of Mimi" plötzlich wieder in sie gefahren war, konnte Fans wie Kritiker beiderseits mächtig erstaunen. Nach mehreren Flops passte auf ihrem 10. Studioalbum plötzlich wieder alles wie angegossen. So wurde es ein zeitgemäßes und gleichzeitig nahezu zeitloses R&B-Pop-Album, dass ein beständig hohes musikalisches Niveau hält und so manche (tatsächliche wie auch potentielle) Hits zu bieten hat. So etwa tanzbare Ohrfänger wie "It's Like That" (♪♫♪), "Get Your Number" oder "To The Floor", sowie auch relaxte R&B-Nummern wie "Shake It Off". Besonders zu betonen wäre vor allem die wundervolle R&B-Pop-Ballade "We Belong Together" (♪♫♪) - welche mit insgesamt 14 Wochen den in der Geschichte zweitlängsten Aufenthalt auf dem 1. Platz der US-Charts genoss (nur ihr eigener 1995er Hit "One Sweet Day" verweilte dort noch zwei Wochen länger). Aber auch das wundervolle und mit ihm eng verwandte "Don't Forget About Us" (♪♫♪, welches dem Album wenige Monate später in einer neuen Edition beigefügt und als Single ein weiter US-No.1-Hit wurde), die leidenschaftliche Soul-Perle "Mine Again", das fantastische und von Kanye West genial streetstylish produzierte "Stay The Night"  oder die erhabene und mitreißende Gospel-Soul-Pop-Hymne "Fly Like a Bird" darf man auf keinen Fall versäumen. Man könnte eigentlich jeden Song dieser Platte auf seine Weise besonders hervor heben - denn einen Ausfall leistete sie sich hier nirgends. Stattdessen ein bis heute wunderbares Album, dass sich mit ca. 15 Millionen abgesetzten Exemplaren wie geschnitten Brot verkaufte - dabei aber bis heute eher so unwiderstehlich wie mundwarmer Karamellpudding schmeckt.




3. BABYSHAMBLES - "DOWN IN ALBION" 

Gerade erst war Pete Doherty von seinen Bandkollegen der Libertines als ihr Co-Frontmann wegen seiner zahlreichen Drogeneskapaden auf Eis gelegt worden, da haderte selbiger nicht lange - und gründete einfach kurzerhand seine neue Band namens Babyshambles. Und auf ihrem fantastischen Debütalbum "Down in Albion" wurde auch sogleich eindeutig klar, das vor allem er selbst die treibende kreative Kraft der Libertines war - bzw. heute ja wieder ist. Wobei "Down In Albion" so oder so definitiv anders als alles war, was Doherty mit seiner ursprünglichen Band so getrieben hat. Es ist so etwas wie ein musikalischer Rohdiamant: die Songs sind nur so gespickt mit zahlreichen Ecken und Kanten, manches wirkt gar beinah unfertig und skizzenhaft oder wie einer spontanen Jam-Session entnommen. Doch gerade das ist es ja, was den Reiz und die Magie bei diesem Album bis heute ausmacht. Und schon damals war mir klar, dass so ein Song wie "Fuck Forever" (♪♫♪) - die erste Single des Albums - ein Hymne für's Leben ist.Wobei das Album noch mehr Hits im Gepäck hat...wenn auch oft eben in ihren Rohfassungen. Doch gibt man ihnen erst einmal eine Chance, werden sie im Kopf ganz schnell zu richtigen Hits. So etwa das herrliche Duett "La Belle Et La Bête" mit seiner einstigen Flamme Kate Moss, oder das nahezu popmelodische und lockerflockig daher tänzelnde "A'rebours". In "Pipedown" (♪♫♪) stimmt die Band zu einer wahren Indierock-Hymne an, der indirekte Titelsong "Albion" gibt eine warme, aber leidenschaftliche Singer/Songwriter-Nummer zum besten und wenn man beim nachdenklichen "Back From The Dead" (♪♫♪) genauer hinhört, wird man auch hier eine wunderbare kleine Indiepop-Kostbarkeit finden. Und selbst das minimalistische und bis auf die nackten Knochen herunter geschälte Raggae-Stück "Pentonville" übt einen erstaunlichen Reiz aus. Doch wie es so oft gilt: man sollte hier unbedingt das ganze Album hören, nicht nur einzelne Ausszüge daraus - auch wenn dies manchem vielleicht etwas Geduld abtrotzen wird. Denn wie bereits erwähnt: an "Down In Albion" ist genauso wie an Pete Doherty selbst so gut wie nichts perfekt - doch wie eben genau dieses Attribut den Künstler als solchen ausmacht, so macht es auch seine Kunst erst zur selbigen.




2. MADONNA - "CONFESSIONS ON A DANCEFLOOR"

Madonna wechselte ja schon immer gerne und häufig ihre Rollen. Um es verkürzt zusammen zu fassen: auf das 80s-Trash-Girl folgte die Monroe-Kopie, darauf die vor brennenden Kruzifixen tanzende Ketzerin, die Sexbombe und der gefeierte Musical-Star, danach wurde sie mit "Ray of Light" in besten denkbaren Sinne spirituell und tiefgründig, zelebrierte im Anschluss den Cowgirl-Schick und nachdem sie zwischendurch nochmal schnell 007 das fechten lehrte, zog sie sich für "American Life" und ihren Feldzug gegen Bush und das konservative Amerika die Soldatenuniform an. Mit der letzten Metamorphose machte sie sich allerdings nicht nur Freunde - Madonna hatte politisch so stark Stellung bezogen, wie selten zuvor, was wohl einigen missfiel und (trotz eines starken Albums) ihren kommerziellen Erfolg doch empfindlich schmälerte. Doch davon sollte sie sich mit ihrer nächsten Verwandlung weitestgehend wieder erholen: im Jahr 2005 wurde Madonna zur Disco-Queen! Ihr 10. Studioalbum "Confessions on a Dancefloor" machte sie wieder zweifellos zum Massenphänomen - so etwa gleich mit der Vorab-Single: dem massiven Welthit und Disco-Kracher "Hung Up" (♪♫♪), auf dem sie sich gekonnt die Hookline von ABBA's "Gimme Gimme Gimme" einverleibte und damit in so vielen Ländern den 1. Platz der Charts eroberte, dass es sogar einen Eintrag ins "Guinness-Buch der Rekorde" zur Folge hatte. Doch das Album zog mit - und das nicht nur wegen diesem einen Hit. Denn Hits hatte "Confessions on a Dancefloor" schon immer pfundweise zu bieten. Im Nonstop-Mix präsentierte sie uns hier ein Bündel schillernder Disco- und Dance-Ohrwürmer, dass einem noch eine Dekade später ganz schwindelig werden kann. So z.B. das sich mit einer Träne im Auge über den Dancefloor wiegende "Get Together" (♪♫♪), die ausgelassen melodisch nach vorn preschenden Dance-Kracher "Sorry" und "Jump" (♪♫♪)  oder die famose Hommage an Donna Summer in "Future Lovers", welches den Groove von Summer's Disco-Klassiker "I Feel Love" nachempfindet. Ferner bietet die Platte etwa noch das nachdenkliche und dennoch entschleunigt tanzbare "Forbidden Love", das kühl-discoide "I Love New York" oder den unwiderstehlich catchy Ohrwurm "Push". Am Ende schuf Madonna mit "Confessions on a Dancefloor" ihr wohl in sich schlüssigstes und soundästhetisch rundestes Album seit "Ray of Light" - und eine bis heute glitzernde und Funken sprühende Disco-Bombe. 





1. BLOC PARTY - "SILENT ALARM"


Das Jahr 2005 war ja - falls das jemand nicht mitgekriegt oder wieder vergessen haben sollte - so etwas wie ein "England-Jahr". Außerordentlich viele spannende und hervorragende Debütalben junger britischer Indierock-Bands schwappten in diesem Jahr über den Globus. So viele gar, dass der deutsche "Musikexpress" im Sommer 2005 eben darauf angespielt titelte: "England brennt!" Und damit hatten sie alles andere als unrecht - auch in dieser Liste finden sich einige dieser Debütalben wieder: Maxïmo Park, The Rakes, The Dead 60's, Kaiser Chiefs, Editors - aber auch Babyshambles zählen hier mit hinein. Aber das in meinen Ohren damals wie auch heute beste davon, steht nun auf Platz 1 dieser Liste: "Silent Alarm" von Bloc Party. Im Februar 2005 veröffentlicht, stellten sie somit eine Art Speerspitze der England-Welle dar - und in meinen Ohren auch dessen definitiven Höhepunkt. Denn bei Bloc Party war irgendwie so viel anders, als bei den vielen anderen Indierock-Bands ihrer Generation. Schon mit der Optik angefangen...denn eine Indie-Rock-Band mit einer Mischung aus einem schwarzen Sänger, einem asiatischen Drummer, einem stets hinter seinem asymmetrischen Pony verborgenen Gitarristen und einem recht nerdig-düsteren Bassiten, findet man nun auch nicht alle Tage. Aber es war vor allem ihr Sound, der sie abhob. So ist dies auf "Silent Alarm" keine Form des oft so üblichen Indierock, wo der Sänger die absolute Hauptrolle einnimmt und von seiner Band entsprechend begleitet wird. Auf "Silent Alarm" hatte man von Anfang an den Eindruck, als wenn hier jeder seine eigene unverzichtbare Hauptrolle spielt. Hier ist jedes Bandmitglied so präsent, wie dies sonst eher selten zu hören ist. Da haben wir Kele Okereke's unnachahmlichen, manchmal sehnsüchtigen und manchmal gar keifenden Gesang, Russell Lissack's dynamisches, mitreißendes und diverse Haken schlagendes Gitarrenspiel, Matt Tong's präsente, wirbelnde und ausdrucksstarke Drums und Gordon Moakes' atmosphärischen bis treibenden Bass - sowie auch seine dunklen Backgroundvocals und anderen kleinen Klangspielereien. Dabei entwickelte die Band einen Sound, der sich von Legenden wie Gang Of Four inspirieren ließ - aber kochte dabei dennoch immer ihr eigenes Süppchen. So wurde aus "Silent Alarm" ein Meisterwerk voller dynamischer und mitreißender Indierock-Hits, welches vom bereits erwähnten Musikexpress einst (ohne Übertreibung!) als musikalische Urgewalt umschrieben wurde - und diese äußerte sich Songs wie dem Indie-Club-Kracher "Banquet" (♪♫♪), so mitreißenden Hymnen wie "Helicopter" (♪♫♪), "Positive Tension" (♪♫♪) und "Price of Gasoline", oder auch so atmosphärischen Indierock-Meisterstücken wie "Like Eating Glass" oder "The Pioneers" (♪♫♪). Doch auch die ruhigeren, aber nicht minder hymnischen Klänge, standen der Band hier bereits großartig - wie etwa "Blue Light", "So Here We Are" oder das fantastische "This Modern Love" (♪♫♪) beweisen. Ein großartiges Album - und vermutlich auch heute noch meine erste Wahl bezüglich des Musikjahres 2005. 



Wie bereits eingangs erwähnt, werde ich nun ein paar in dieser Liste fehlende Platten aus dem Jahr 2005 erwähnen, die ich aber erst später kennengelernt habe - und die auch garanteirt in dieser Liste aufgetaucht wären, hätte ich sie seinerzeit bereits gekannt - weil sie allgemein betrachtet essentiell für das Musikjahr 2005 waren. Konkrete Platzierungen wird deshalb hier natürlich nicht geben.



KATE BUSH - "AERIAL"

Wie schade, dass ich "Aerial", dass Comeback-Album der britischen Pop-Legende Kate Bush, im Jahr 2005 nur in Auszügen kannte - es wäre sehr, sehr hoch in dieser Liste vertreten gewesen, hätte ich mich damals schon mit dem gesamten Werk befasst. Denn "Aerial" sollte ihr erstes Album seit 12 Jahren, aber vor allem ihr bestes Album seit 20 Jahren sein - seit "Hounds of Love", mit dem es auch mehr gemein hat, als man auf den ersten Blick glaubt. Beide sind nach demselben Schema aufgebaut. So ist auch "Aerial" in zwei separate Hälften aufgeteilt - nur das sie bei "Hounds of Love" hintereinander auf einer CD zu hören sind (nur bei der ganz ursprünglichen Vinyl-Veröffentlichung waren sie durch die beiden Seiten der Platte voneinander getrennt), aber bei "Aerial" auf zwei CD's verteilt wurden. Diese beiden Song-Kollektionen grenzen sich musikalisch und konzeptuell voneinander ab, besitzen noch einmal eigene Untertitel, bilden aber gemeinsam das komplette Album. Die erste CD trägt den Untertitel "A Sea Of Honey" und beinhaltet (wie auch bei "Hounds of Love") lyrisch wie stilistisch unterschiedliche Songs ohne direkten Bezug zueinander - wenngleich hier zumindest recht häufig bestimmte Personen thmeatisiert werden. So wird in der atmosphärisch artpopigen Single "King Of The Mountain" (♪♫♪) etwa Elvis Presley thematisiert, in einem herrlichen und blumig-melodischen Renaissance-Stil singt sie eine wundervolle Ode an ihren Sohn "Bertie" (♪♫♪), das getragene und dennoch rhythmische "Joanni" widmet sich der französischen Nationalheldin Jeanne d'Arc und in der traurigen und zugleich wunderschönen Ballade "A Coral Room" gedenkt sie ihrer verstorbenen Mutter. Die zweite CD trägt hingegen den Titel "A Sky Of Honey" und ist ein großer, zusammenhängender und auf verschiedenen Eben ineinander übergehender und fließender Songzyklus, der ein geschlossenes Konzeptwerk bildet. Und das Konzept ist hier quasi so etwas wie "Vogelflug", wenn man es so nennen will. So beginnt die zweite Hälfte im "Prelude" mit Samples von Amselgesängen - die sich übrigens auch im Cover-Artwork des Albums widerspiegeln: glaubt man eigentlich eine hügelige Landschaft zu sehen, die sich in einem See spiegelt, ist es doch tatsächlich nichts anderes, als die grafische Darstellung (also die Waveform) von Amselgesängen. Und danach belgeitet der Hörer sozusagen einen Schwarm von Vögeln auf ihrer Reise in den Süden - inklusive allem, was die Vögel auf dieser Reise sehen und erleben. Und das kann ganz großartige Formen annehmen und in ihren lyrischen und musikalischen Überscheidungen fast komplex anmuten. In "An Architect's Dream" (♪♫♪) etwa beobachten die Vögel in Rom einen Maler beim malen eines Bildes, während es im Anschluss in "The Painters Link" (♪♫♪) anfängt zu regnen. Infolgedessen verlaufen die Farben des Bildes zu einem wunderschönen Sonnenuntergang, welcher daraufhin  in "Sunset" (♪♫♪) besungen wird. Am Ende ergibt "Aerial" so nicht nur ein einst durchweg fantastisches Comeback, dass zu ihren von Kritikern am meisten umfeierten Alben gehört.  Es ist auch ein wundervolles Gesamtmeisterwerk, das von heute betrachtet unter die ersten Plätze der Jahresbestenliste 2005 gehört.




SUFJAN STEVENS - "ILLINOIS"

Es ist manchmal naehzu unfassbar, was für ein großartiger Musiker der Amerikaner Sufjan Stevens doch ist - ohne das aber ein beträchtlicher Teil der Menschen (gerade auf unserer Seite des Atlantiks) je Notiz davon genommen hätten. So gehöre ich selbst immerhin seit ein paar Jahren zu den Liebhabern seiner Kunst, was spätestens mit seinem letzten Album "The Age Of Adz" (2011) los ging - und sich auch bei seinem diesjährigen Album "Carrie & Lowell" nahtlos fortsetzte. Und das wäre ich unter Garantie auch schon vor 10 Jahren gewesen, als das Indie-Folk/Baroque-Pop-Meisterwerk "Illionoise" erschien - das auf dem Cover so schön ausladend als "Sufjan Stevens Invites You To: Come On Feel The Illinnoise" beworben wird. Und das ist nicht das einzig ausladende auf diesem Werk. Auch auf die wunderbaren, oft blumigen und feierlichen Arrangements, sowie selbst auf einige Songtitel trifft dieses Attribut perfekt zu. Genauso wie auch auf das dahinter stehende Projekt: so hatte sich Stevens einst für das Songwriting von "Illinos" eingehend mit diesem Bundestaat befasst - sowohl mit Literatur als auch mit Geografie, Gesellschaft und Geschichte, wodurch sich hier im Grunde alles rund um Geschehnisse, Personen und Orte aus Illinois dreht. Der verträumte  Opener "Concerning The UFO Sighting Near Highland, Illinois" (♪♫♪) beschäftigt sich mit einer in Illinos berühmten angeblichen UFO-Sichtung in der Nähe der Stadt Highland, das herrlich blumige "Come On! Feel The Illinoise" (♪♫♪) - welches in manchen Momenten ein wenig an die Peanuts-Titelmelodie erinnern kann - erzählt von der Weltausstelltung in Chicago im Jahr 1893, die emotionale Singer-Songwriter-Ballade "John Wayne Gacy, Jr." (♪♫♪) thematisiert den berüchtigten, aus Chicago stammenden Serienkiller selbigen Namens und das ganz wunderbare "Chicago" dreht sich dann um eben diese größte Stadt von Illinois. Die zärtlich-warme Folk-Perle "Casimir Pulaski Day" ist nach dem gleichnamigen Feiertag in Illinoise benannt, aber inhaltlich werden auch religiöse Aspekte thematisiert, im deutlich rockiger gesinnten Folk-Ohrwurm "The Man Of Metropolis Steals Our Hearts" spielt er hingegen gar auf Superman an (dessen fiktive Heimatstadt Metropolis durch Chicago inspiriert wurde) und das von wunderbaren Streichern verzierte "They Are Night Zombies!! They Are Neighbors!! They Have Come Back From The Dead!! Ahhhh!" befasst sich laut Sänger mit den verlassenen Geisterstädten des Bundesstaates.  Doch dieses 22 Stücke umspannende und mehr als 70 Minuten andauernde Werk in noch nähere Worte zu fassen, ist eigentlich kaum möglich. Sagen wir nur noch so viel: "Illinois" ist ein nach wie vor hochgradig bezauberndes Konzeptwerk, dass vollkommen zurecht mit Lob überschüttet wurde - und mit voller Berechtigung als moderner Klassiker und als eines der besten Alben des vergangenen Jahrzehnts zu betrachten ist.  




ARCADE FIRE - "FUNERAL"

Zwar erschien das Debütalbum der kanadischen Indie-Band Arcade Fire in Nordamerika bereits im Herbst 2004, der Release für Europa folgte aber erst Anfang 2005 - und trotzdem bekam ich das Album als solches erst etwas später zu Ohren. Und dann sollte mir klar werden, welch einen Schatz ich einst übersehen hatte. Denn "Funeral" war und ist nichts geringeres als ein Meisterwerk und ein moderner Klassiker. Seinen Titel erhielt das Album dadurch, dass mehrere Bandmitglieder im Vorwege des Debütalbums Familienangehörige verloren hatten - und passend zu diesem Titel, zeigen auch die Songs des Albums des häufigeren düstere Anspielungen und Metaphern, die dabei aber manchmal durchaus im Kontrast zu einer catchy Melodie stehen können. Auf "Funeral" stimmten nicht nur die einzelnen Songs, sie ergaben auch zusammen ein fantastisches Gesamtwerk, dass sich keinem Trend und Mainstream anbiederte, immer seiner eigenen Vision folgte und dabei trotzdem Hits abwarf. Wenn auch tiefgründige und künstlerisch anspruchsvolle Hits. So braucht man sich schon fast nur den grandiosen 4-teiligen "Neigborhood"-Songzyklus anzuschauen: das epische und dramatisch-melodische "Neighborhood #1 (Tunnels)" (♪♫♪), das atmosphärische und nachdenklliche, aber dennoch ansteckend melodiöse "Neighborhood #2 (Laïka)" (♪♫♪), der nahezu Funken sprühende und mitreißende Indie-Hit "Neighborhood #3 (Power Out)" (♪♫♪), der aber gleichzeitig mit enorm düsteren Lyrics daher koomt ("I went out into the night / I went out to find some light / Kids are dyin' out in the snow / Look at them go, look at them go!"), sowie das eher zärtliche und melancholisch-warme "Neighborhood #4 (Kettles)". Doch die Höhepunkte des Albums sind hier nur allzu zahlreich vertreten - was u.a. etwa auch das warme und herrlich melodisch dengelnde "Haiti", sowie die fantastische und mitreißende Indierock-Hymne "Rebellion (Lies)" betrifft. Heute für mich eines der mit Abstand essentiellsten Platten des Jahres 2005. Und auch der gesamten 2000er.




ANTONY & THE JOHNSONS - "I AM A BIRD NOW"

Im Jahr 2005 erschien das zweite Album "I am Bird Now" von Antony & The Johnsons - der amerikansichen Band rund um die amerikanische Künstlerin Antony Hegarty und ihre Mitstreiter. Und auch hier gilt: hätte ich es vor 10 Jahren bereits gekannt, es hätte mit sehr großer Sicherheit einen Platz unter den vorderen Rängen dieser Jahresbestenliste inne gehabt - denn verdient hat es dies allemal. Ein wunderschönes, höchst emotionales und eine barocke Atmosphäre ausstrahlendes Singer/Songwriter-Meisterwerk, das auch eine Dekade später Gänsehaut erzeugt. Und offenbar auch ein sehr persönliches Werk, was man aber wohl über jede ihrer Platten sagen kann. Doch hier scheint Antony auch ihre Situation als Transgender bewusst zu thematisieren, was man schon recht deutlich aus Stücken wie dem schlichtweg grandiosen und zeitlos tollen "For Today I Am a Boy" (♪♫♪) heraus lesen kann ("One day I'll grow up, I'll be a beautiful woman / One day I'll grow up, I'll be a beautiful girl / But for today I am child, for today I am a boy"), sowie aber etwa auch aus dem wundebaren "My Lady Story". Und auch das Cover-Artwork scheint dies zu symbolisieren, stellt das verwendete Bild mit dem originalen Titel "Candy On Her Deathbed" doch eine Fotografie des berühmten transsexuellen Warhol-Superstars Candy Darling dar. Aber das wichtigste ist ja nach wie vor die musikalische Umsetzung - und die gelang der Band hier (wie die erwähnten Stücke ja schon suggerierten) nahezu atemberaubend. Die erste Single "Hope There's Someone" (♪♫♪), eine emotionale, zeitweilig fast schon tieftraurige, aber zum Schluss episch anwachsende Baroque-Pop-Perle, ist dafür ein weiteres perfektes Beispiel - wo sich aber nahezu jedes beliebige andere Stück der Platte hinzugesellen kann. Aber auch die Kollaborationen, die das Album zu bieten hat, kann man geradeheraus grandios nennen: ob nun das zeitlos schöne Duett "You Are My Sister" (♪♫♪) mit Boy George, das melancholische und wunderschöne "What Can I Do?" mit Rufus Wainwright, das famose, von stimmungsvollen Bläsern und Lou Reed an Gitarre und Guestvocals begleitete "Fistful of Love", oder das blumig-verträumte "Spiralling" mit Freak-Folk-Großmeister Devendra Banhart. Was kann man noch groß sagen? Man muss es einfach selbst erlebt haben. Ein Album, dass die Seele steichelt.




THE MARS VOLTA - "FRANCES THE MUTE"

Zu einem Album von The Mars Voltsa die rechten Worte zu finden, stellt sich nicht immer als leicht heraus - machen es einem viele Platten der amerikanischen Progeressive-Rocker doch auch nicht immer sehr leicht. Ihr zweites Album "Frances The Mute", das Anfang 2005 erschien, gehört zu eben diesen - was aber wahrlich nicht an seiner Qualität liegt. Doch stellt dieses Album ein recht komplexes Konzeptwerk dar, von dem die Band selbst sagte, dass der zufällige Fund eines Tagesbuchs sie zu dem Album inspiriert habe, in dem der (anonyme) Autor die Suche nach seinen ihm unbekannten Eltern umschrieb. Zudem sollten sie hier ihren Hang zu gewaltigen und episch ausladenden Stücken, den sie schon 2 Jahre zuvor auf ihrem Debüt "De-Loused In The Comatorium" angedeutet hatten, noch verstärkter ausleben - befindet sich doch genau genommen nur ein einziges Stück der Platte unterhalb der 10-Minuten-Grenze: die fantastische Single "The Widow" (♪♫♪), eine mitreißende und düstere Prog-Rock-Hymne, die mich auch als erstes auf The Mars Volta aufmerksam machte. Die restlichen 4 Stücke sind gewaltige, unzählige verschiedene Phasen und Metamorphosen durchlebende Progressive-Rock-Kathedralen, die dem Hörer ein hohes Maß an Aufmerksamkeit abverlangen - aber die sollte hier wirklich gut investiert sein. Mit "Frances The Mute" haben sie einen zugleich atmosphärischen, schwebenden, fiebrigen, manisch treibenden und dynamischen Koloss in die Welt gesetzt, den man unmöglich anhand seiner einzelnen Stücke beurteilen kann. Denn bei dem Versuch, solche in sich verschachtelten Epen wie das mit einer ausgeprägten Laut/Leise-Dynamik spielende, 13-minütige "Cygnus....Vismund Cygnus" (♪♫♪) oder gar das mehr als 30-minütige und mit den verschiedensten Stilen nur so jonglierende "Cassandra Gemini" (♪♫♪) in seine Einzelbestandteile aufzudröseln, stoße ich definitiv an meine Grenzen. "Frances The Mute" ist kein Album, das man einlegt weil man mal einen ganz bestimmten Song davon hören möchte - musikalisch kann höchstens die besagte erste Single durchaus auch für sich allein stehen. Doch ansonsten ergibt dieses Album nur in seiner Gesamtheit einen höheren Sinn. So wird ein ausschließlich auf Radio-Hörgewohnheiten zurecht gestutzter Konsument hier mit Sicherheit vor eine gewaltige Herausforderung gestellt. Doch wer ein wenig Mut und Ausdauer hat und zudem dynamisch ausufernden Prog-Rock zu schätzen weiß, der wird in "Frances The Mute" ein wahrhaft berauschendes Meisterwerk finden können.




KANYE WEST - "LATE REGISTRATION"
Es war im Jahr 2004, als Kanye West - der zuvor ja bereits ziemlich prominent als Produzent und Gast für diverse Musiker aktiv war - sein gefeirtes Debüt "The College Dropout" veröffentlichte. In einer Zeit, als der US-R&B und -HipHop in einer schweren kreativen Krise steckte, kam einem West plötzlich wie der große Erlöser vor, der dem Genre wieder ganz neuen Schwung brachte. Denn hier konnten sich plötzlich auch die Leute auf HipHop einigen, die sonst mit HipHop gar nichts anfangen konnten. Und zwar auch deshalb, weil Kanye West schon immer seine Nase in alle möglichen Stile und Elemente steckte, mit den verschiedensten Genres experimentierte und mit den gegensätzlichsten Musikern kollaborierte. Dadurch war seine Musik schon immer ebenso viel Pop wie HipHop. Diesen Weg, den er auf dem Debüt einschlug, ging er dann auch mit dem 2005er Nachfolger "Late Registration" erhobenen Hauptes weiter - welches seinem Vorgänger in kaum etwas nachstand. Denn zum einen zelebrierte er auch hier wieder großartig seinen Hang zu diversen Samples. "Drive Slow" etwa thront auf einem Sample von Hank Crawford's "Wildfowers", was dem Song eine nachdenkliche Atmosphäre verleiht, der Kracher "Touch The Sky" (♪♫♪) leiht sich sein funky-mitreißendes Grundgerüst aus Curtis Mayfield's "Move On Up", das sehr gelungene "Addicition" erhält durch Sample-Fetzen aus Etta James' "My Funny Valentine" sein gewisses Etwas und das ohne Übertreibung fantastische "Diamonds From Sierra Leon" (♪♫♪) stützt sich auf die 007-Hymne "Diamonds Are Forver" von Shirley Bassey. Und ein paar tolle Kollaborationen hatte er auch im Gepäck - von denen man vor allem das von Pianohookline und Maroon5-Sänger Adam Levine begleitete "Heard 'Em Say", den mit Jamie Fox interpretierten Hit "Gold Digger", sowie Brandy's famosen Auftritt im ebenso famosen "Bring Me Down" (♪♫♪) hervorheben muss. Kanye West sollte in den kommenden Jahren mit Alben wie "My Beautiful Dark Twisted Fantasy" in noch gewaltigere künslterische Höhen entschweben - aber dennoch zählt "Late Registration" zu einem seiner essentiellsten Platten.





SIGUR RÓS - "TAKK..."

Über die Band Sigur Rós detaillierterte Worte zu verlieren, ist nicht immer leicht. Denn diese Band und ihr Werk zu umschreiben, ist in der Tat mehr als schwer. So hat die Band seit jeher die Kunst zu ihrem höchsten musikalischen Kriterium erkoren - was mitunter zum Teil abstrakte Formen annehmen kann. Ihr 2002er Album trug etwa erst gar keinen Titel sondern wird  - aufgrund des ähnlichen aussehnden Symbols in seinem Coverartwork - einfach nur "( )" genannt. Und auch keiner seiner Songs besitzt einen Titel...ja, sie waren nicht einmal in einer richtigen Sprache gesungen, sondern in "vonlenska" ("hoffnungsländisch") - einer von der Band selbst erfundenen Fantasiesprache, die im Grunde keinerlei genaue Bedeutung hat, sondern sein Hauptaugenmerk nur auf den Klang der Aussprache legt. Doch das ist tatsächlich ein seit dem Debüt der Band immer wiederkehrendews Element, dem man zum Teil auch auf dessen Nachfolger begegnete: dem 2005 veröffentlichten "Takk...", dem 5. Studioalbum der isländischen Band. Hier gingen sie musikalisch einen ähnliuchen Weg wie zuvor - wenngleich die Songs wieder hauptsächlich in ihrer isländischen Muttersprache besungen werden. Auch der Sound fokussiert wie gewohnt vor allem Indierock, Artpop und Ambient, wirkt von seinem Gesamtcharakter aber optimistischer als zuletzt und mitunter auch rockiger.  Das zeigt die erste Single "Glósóli" (♪♫♪) recht gut,  die noch sehr zaghaft beginnt, ein starkes Ambient-Feeling entwickelt, innerhalb seiner gut 6 Minuten Spieldauer zu einer immer mächtigeren Indie-Hymne heranwächst und letztendlich in einem brachialen Wall-of-Sound aus Gitarrengewittern mündet. Daneben zeigt sich das Album aber auch durchaus verspielt und vielseitig. "Hoppipola" (♪♫♪) etwa erweist sich als sehr schöne Art-Pop-Nummer, die von einer in nur bester denkbarer Weise an Coldplay erinnernden Piano-Hookline untermalt wird. Und "Sæglópur" (♪♫♪) zeigt sich als knapp 8-minütiger Post-Rock-Epos, der zum Anfang und zum Ende mit Piano, Glockspiel und Streichern bezuabert, sich aber im Mittelteil zu einer majestätischen Hymne empor schwingt. Doch mehr Worte zu verlieren, würde den Rahmen sprengen. Denn mit 11 Songs über eine Gesamtdauer von fast 70 Minuten, ist "Takk..." wahrlich ein Brocken von einem Album. Aber eben auch ein wunderschöner, atmosphärischer und emotional einnehmder Brocken, der die Geduld fraglos wert ist. Vielleicht ist es zwar nicht das beste Album von Sigur Rós, aber dennoch eines ihrer  besten.