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Montag, 17. Dezember 2018

Special: BEST OF 2018 - MEINE 30 PLATTEN DES JAHRES


Auch wenn ich vor allem aus Zeitmangel diesen Blog ein klein wenig habe schleifen lassen, will ich mir doch auch dieses Jahr nicht nehmen lassen, wenigstens wieder einmal ausführlich auf meine persönlichen Platten des Jahres einzugehen. Als kleiner Hinweis vorweg: der Platz 1 dieser Liste fällt in diesem Jahr bei mir etwas unkonventioneller aus - was aber keineswegs etwas mit der Wahl der Platte oder seines Interpreten selbst zu tun hat! Nein, die No.1 dieser Liste ist für mich in diesem Jahr über jeglichen Zweifel erhaben. Auch wenn es mal bei früheren Listen bei mir einem inneren Kampf gleichkam, mich für einen 1. Platz zu entscheiden: in diesem Jahr fiel mir die Wahl leicht. Es ist eher eine andere Tatsache, die den 1. Platz etwas unkonventioneller macht. Doch da ich nicht spoilern will, schaut ihr am besten einfach selbst nach.^^




30. SHAWN MENDES - "SHAWN MENDES"

Man konnte den heute gerade einmal 20 Jahre jungen kanadischen Musiker Shawn Mendes ja bereits seit ein paar Jahren ohne größere Probleme irgendwie echt gut finden. Ein sympathischer, natürlicher und scheinbar bodenständiger Typ mit samtiger Stimme und einem Hang zu mitunter sehr feinem Gitarrenpop. Doch auf Albumlänge konnte er bislang eher weniger überzeugen - da halfen auch Hits wie "Stitches", "Treat You Better", "Mercy" oder "There's Nothing Holding Me Back" leider nur wenig dabei weiter, seine bisherigen beiden Studioalben "Handwritten" (2015) und "Illuminate" (2016) auch über diese Hits hinaus interessant zu gestalten. Auf seinen bisherigen Alben wirkte er eher wie eine Ein-Mann-Boyband der Generarion One Direction, der ein paar Hits mit einer Menge nettem und überwiegend romantischem, aber eben auch sehr harmlosem und ein wenig langweiligem Füllmaterial auf Albumlänge streckte. Anders lief das in diesem Jahr mit seinem nun dritten, ganz klassisch nach sich selbst "Shawn Mendes" benannten Album, das endlich mit dieser Tradition brach. Zwar sollte der junge Mann auch hier weitestgehend seinem bekannten Pop-Rock-Stil mit kleinen Folk-Anleihen treu bleiben - aber selbigen auch um deutliche Funk- oder R&B-Elemente bereichern. Und auch das Songwriting und die Hooks sind hier so ausgereift, wie noch auf keinem seiner bisherigen Alben. Das es hier deutlich vielseitiger und spannender zugeht, machen allein schon die Singles deutlich: die leidenschaftlich mitreißende und irgendwie zeitlos anmutende Rock-Ballade "In My Blood" (♪♫♪), der relaxt melodische und sich sommerlich leicht anfühlende Ohrwurm "Nervous" (♪♫♪), das mit deutlichen Funk-Anleihen in die Richtung von Justin Timberlake tanzende "Lost In Japan", das gefühlvolle und atmosphärische, von teils bluesigen und souligen Gitarren angereicherte "Where Were You In The Morning?" oder das hervorragend vom R&B geküsste Duett "Youth" mit Khalid. Doch auch daneben hat das Album noch einige feine Nummern zu bieten, zu denen u.a. der schick produzierte und hitverdächtige Gitarrenpop-Ohrwurm "Mutual", die herzergreifende, von Piano und Streichern begleitete Ballade "Perfectly Wrong", oder das von Ryan Tedder co-komponierte und -produzierte "Particular Taste" zählen. Einzig "Fallin' All In You" erschien mir stets ein wenig zu "kitschig" - ehe ich entdeckte, dass Ed Sheeran diesen Song mit komponiert hat, und sich somit alles von selbst erklärte. Wie man merkt: diesen Beitrag hätte dieses feine und sich unwiderstehlich in die Gehörgänge schmeichelnde Pop-Album wahrlich nicht nötig gehabt. Denn angesichts seiner Qualitäten, sollte "Shawn Mendes" einem Ed Sheeran eigentlich so richtig das Fürchten lehren. 




29. MITSKI - "BE THE COWBOY"

Ein durchaus bewegtes Leben hat die gerade mal 27 Jahre junge japanisch-amerikanische Musikerin Mitski Miyawaki bereits hinter sich: geboren in Japan, wuchs sie durch den Job ihres Varers, der zahlreiche Umzüge zur Folge hatte, in insgesamt 13 unterschiedlichen Ländern auf, ehe sie sich in New York ansiedelte. Zuerst wollte sie dort Film studieren, ehe sie sich dann aber doch für die Laufbahn als Musikerin entschied. Nun, keine Ahnung was aus ersterem geworden wäre, hätte sie sich stattdessen doch dafür entschieden. Aber sicher ist: der Welt wäre eine hervorragende Musikerin entgangen. Am besten bewies sie das vermutlich mit ihrem diesjährigen Album "Be The Cowboy".  Von ihren einstigen Loi-Fi-Wurzeln hat sich Mitski mit diesem vierten Album zwar schon längst gelöst, aber minimalistisch und auf das nötigste reduziert sollte die Musik auch hier bleiben. Oder drücken wir es so aus: mit vergleichsweise wenigen Mitteln und über nur ziemliche kurze Songs (nur 3 der insgesamt 14 Stücke des Album überschreiten gerade so die 3-Minuten-Marke), schafft sie es hier, durchaus fesselnde und einnehmende Atmosphären zu erschaffen. Und die sie überwiegend aus melodischem Indie-Pop, schillernden Retro-Synthesizern und hübsch treibenden Post-Pixies-Gitarren zusammen baute - mal mit einem Schuss Country hier und einer Prise Bläsern dort! Und das Endresultat klingt oft sehr vielfältig. So schwebt der Opener "Geyser" (♪♫♪) anfangs auf beinahe sakralen Orgeln, bis es sich in reißend rockige Gefilde stürzt - während auch noch Einflüsse hinzu kommen, die an irische Folklore erinnern. Auf "Why Don't You Stop Me" (♪♫♪) paart sie einen flotten 80s-Groove mit Synthpop, Indierock und berherzten Bläsern, in "Lonesome Love" gibt sie Country-Einflüsse zum Besten, das melancholisch getragene "Come Into The Water" würde auch einer Lana Del Rey hervorragend stehen, im stimmungsvollen "Nobody" schimmert ein leichtfüssiger Disco-Groove durch, und "Washing Machine Heart" entwickelt gar zeitweilige 60s-Referenzen. So gelang ihr mit "Be The Cowboy" ein wunderbares Album voller kleiner, aber feiner Indie-Pop-Köstlichkeiten, die einem auch zum Jahresende noch das Wasser im Mund zusammen laufen lassen. 




28. LILY ALLEN - "NO SHAME"

Vor gut 10 Jahren war Lily Allen kurzzeitig die Pop-Sängerin der Stunde. Ihre frechen und catchy Songs machten sie quasi zu einer DER britischen Pop-Sensationen seiner Zeit. Das funktionierte über die ersten beiden Alben "Alright, Still" (2006) und "It's Not Me, It's You" (2009) ganz hervorragend - bis sie dann kurz darauf ihre musikalsiche Karriere für beendet erklärte, um sich fortan srtärker der Schauspielerei zu widmen. Nun, Schauspielrin wurde sie jedenfalls nicht. Stattdessen kam vor 4 Jahren das musikalische Comeback mit "Sheezus", auf dem sie erneut mit ihm Stammproduzenten Greg Kurstin arbeitete - das allerdings bei Kritikern nur sehr lauwarme Reaktionen erzeugte. Als dem Album dann auch noch eine Identitätskrise folgte, in dessen Verlauf Allen ihre eigene Musik nicht mehr ausstehen konnte, und zu der Erkenntnis gelangte, dass diverse Menschen in der Musikindustrie zu viel Kontrolle auf ihre künstlerische Identität ausübten, sollte sich für ihr diesjährigens und insgesamt viertes Album "No "Shame" doch einiges ändern. Das Album wurde vielfach wegen seiner guten und deutlich persönlicheren Lyrics gelobt, und auch die Produktion der Songs ist meist zurückhaltender und minimalistischer veranlagt, als man das bei Allen bislang gewohnt war. Doch die Melodien und die stilistische Vielfältigkeit, die sie ja auch in der Vergangenheit schon dann und wann unter Beweis stellte, saßen auch hier wie angegossen. So startet das Album mit dem Opener "Come On Then" (♪♫♪) in einen federleichten und sanften schillernden Elektro-Pop-Song, wechselt in der darauffolgenden Single "Trigger Bang" in einen relaxt melodischen und von Piano angetriebenen HipPop-Ohrfünger, lenkt dann seinen Kurs in den unaufgeregt ohrwurmigen Nummern "What You Waiting For?" und "Your Choice" in Raggae-Gefilde, und bringt mit "Lost My Mind" (♪♫♪) eine wunderbar minimalistische und zeitlos schöne Pop-Perle hervor. Und damit hätten wir gerade mal die ersten fünf Songs des Albums angefrühstückt. Auch danach folgt noch so einiges tolles, wie etwa ein paar emotionale Balladen die mal etwas leidenschaftlicher und ausgeschmückter ("Family Man"), oder meist intim und minimalistish ("Apples", "Three") daher kommen, oder auch noch ein paar höchst wirksame Pop-Hits ("My One", "Pushing Up Daisies"). Leider blieb auch mit diesem Album der erneute große Erfolg aus, und konnte sich gegen seine Vorgänger kommerziell nicht behaupten. Was leider ein meiner Ansicht nach großes Versäumnis und Ärgernis darstellt. Denn diesem Umstand zum Trotz, gehört "No Shame" meiner Ansicht nach zu den bislang besten Platten von Lily Allen. 




27. SANTIGOLD - "I DON'T WANT: THE GOLD FIRE SESSIONS"

Genau genommen ist das, was Santigold uns da in diesem Jahr beschert hat, kein reguläres Studioalbum, sondern ein Mixtape - zumindest laut der Künstlerin selbst. Wikipedia hingegen führt es als Studioalbum im Stil eines Mixtapes auf - aber da die Grenzen zwischen diesen beiden Formaten eh fließend sind, und die Qualität von ihrem neuesten künstlerischen Erguss "I Don't Want: The Gold Fire Sessions" für sich selbst spricht, darf es in dieser Liste unmöglich fehlen. Denn es sollte seinem Vorgänger, ihrem überaus fähigen dritten Album "99¢" (2017), mindestens auf Augenhöhe begegnen - und es streckenweise sogar kräftig überstrahlen. Spontan und ohne Vorankündigung haute sie hier ein so famoses, von Dancehall, Raggae und afrikanischer Popmusik geprägtes Album raus, dass man nur noch staunen konnte. Wer es immer noch nicht kennt, den sollte schon die erste Single irrsinnig hungrig auf den Rest dieses Mixtapes machen: der unwiderstehliche Ohrwurm "Run The Road" (♪♫♪), der eigentlich zum Welthit bestimmt ist...nur das die Welt das leider noch nicht so richtig mitbekommen hat. Und auch sonst hagelt es hier Hits und Ohrwürmer. Wie etwa den sonnenscheinigen Opener "Coo Coo Coo", das beatige und groovige "Wha' You Feel Like" (♪♫♪)den blumig melodischen Titelsong "I Don't Want", den relaxt schunkelnden Ohrwurm "Valley of Dolls", das entschleunigte und gut gelaunte "Crashing Your Party", oder auch den zweiten Titelsong und Closer "Gold Fire", der mit Afrobeat-Einflüssen spielt.  Ein fabelhaftes Album bze. Mixtape, das schnell zu einem wichtigen Teil meines Soundtracks des Sommers 2018 wurde.




26. KIDS SEE GHOSTS - "KIDS SEE GHOSTS"

Nachdem mich Kanye Wests's diesjähriges Soloalbum "Ye" irgendwie kaum erreichte, und mich stattdessen eher etwas ratlos zurückließ, bestand aber dennoch kein großer Grund sich zu beklagen - denn nur eine Woche später sollte er dies mit seinem neuesten Nebenprojekt Kids See Ghosts wieder gut machen. Gemeinsam mit seinem Projektpartner Kid Cudi hat er mit dem gemeinsamen Debüt "Kids See Ghosts" eines der für mich hwerausragendsten HipHop-Platten des Jahres vorgelegt, dass sich auf knackige 7 Songs bei gut 20 Minuten Spieldauer beschränkt, aber in dieser kurzen Zeit von Ideen und Kreativität nur so zu platzen droht.  Das macht gleich der Einstieg in das Album mit dem düster dynamischen, und verschiedene Stimmungen und Phasen durchlaufenden Opener "Feel The Love" deutlich. Und das setzt sich danach konitunierlich fort. Wie etwa im famosen "Fire" (♪♫♪), das sich an Samples eines psychedelischen Hits der 60er bedient ("They're Coming To Take Me Away Ha-Haaa!" von Napoleon XIV), im nicht minder hervorragenden und auf einem Sample eines Swing-Weihnachtsklassikers ("What Will Santa Clause Say (When He Finds Everybody Swinging)" von Louis Prima) aus den 30er Jahren basierenden "4th Dimension", im großartigen und deutlich emotionaleren und nachdenklicheren "Reborn", oder dem tollen Closer "Cudi Montage" (♪♫♪), der mit seinem prominent eingesetzten Sample aus Kurt Cobain's "Burn The Rain" beweist, dass das mehr als 20 Jahre nach seinem Tod frech als "Soloalbum" vermarktete "Monatage of Heck" wohl wenigstens eine gute Quelle für Samples hergibt.  Kanye West und Kid Cudi zeigen sich auf "Kids See Ghosts" als enorm starkes Team, dass in meinen Augen für einen der fraglos besseren HipHop-Momente des Jahres 2018 gesorgt hat.



25. GORILLAZ - "THE NOW NOW"

Neben manchen anderen Musikern, waren auch die Gorillaz in diesem Jahr für eine kleine Überraschung gut. Das Damon Albarn nach dem letztjährigen "Humanz" schon in diesem Jahr zum sechsten mal auf Albumlänge seine virtuellen Puppen tanzen lassen würde, ist damit aber weniger gemeint - hatte Albarn doch schon kurz nach der letzten Platte verlauten lassen, dass ein neues Album seiner Primatenband eher früher als später kommen würde. Viel eher ist es der Sound und die Gesamtwirkung des Albums, welche sich von den meisten Platten der Band hörbar abgrenzen. Vermutlich der Tatsache geschuldet, dass die Songs von "The Now Now" während der vergangenen Tour entstanden, zeichnete sich das Album durch eine wesentlich ausgeprägtere Schlichtheit aus, als man es sonst von den Gorillaz gewöhnt war. Und zudem kam das neue Album fast vollständig ohne Features aus, waren hier doch nur insgesamt drei Gastmusiker an zwei Songs beteiligt. Auf "Humanz" hingegen waren es noch 16 (!) Features, die auf nahezu allen Songs der Platte zu hören waren. Da ist es eine wahrlich sehr positive Überraschung, dass "The Now Now" da schon fast radikal andere Wege einschlägt - hatte man doch zuletzt den charismatischen Gesang von Damon Albarn beinahe schon schmerzlich vermisst, der zwar seit jeher den Sound der Gorillaz entscheidend geprägt hatte, aber auf "Humanz" teils stark in den Hintergrund rückte. Diese musikalische Schlankheitskur sollte dem Album verdammt gut tun, das nun im Backkatalog der Band am deutlichsten in der Tradition des 2011er "The Fall" steht. Nur das "The Now Now" ein deutlich stärkeres und geschlosseneres Albumgefühl erzeugt. Nicht zuletzt, weil das Album wirklich tolle Songs zu bieten hat: etwa den sommerlichen Funk-Pop-Hit "Humility" (feat. George Benson) (♪♫♪), den psychedelisch veranlagten Indie-Synthpop-Ohrwurm "Tranz", das getragene und atmosphärische, aber gleichzeitig tanzbar groovige "Hollywood" (feat. Snoop Dogg & Jamie Principle), das melancholische "Kansas", oder das wunderbare und im Refrain auf sanft schillernden Synthesizern entschwebende "Idaho" (♪♫♪). Zwar kann es dieses Album nicht mit der schwindelerregenden Stilvielfalt und dem überschäumenden Ideenreichtum einiger anderer Gorillaz-Platten aufnehmen, aber das macht überhaupt nichts. Denn nach alldem hat man sich irgendwie endlich auch mal ein etwas abgespeckteres, aufs Wesentliche konzentriertes Album der Band gewünscht, das mehr das Songwriting und die Band-Ästhetik in den Vordergrund rückt. Und genau dieses Album hat uns Damon Albarn mit "The Now Now" auch endlich geschenkt. 



24. FATHER JOHN MISTY - "GOD'S FAVORITE CUSTOMER"

Spätestens seit 2015, als Josh Tillman (der ehemals zu den Fleet Foxes gehörte) das zweite Album "I Love You, Honeybear" unter dem Namen Father John Misty veröffentlichte, bin ich verknallt in seine musikalischen Künste. Umso schöner, dass er sich in letzter Zeit recht schaffensfreudig zeigte. Nachdem erst im vergangenen Jahr mit "Pure Comedy" das dritte Album unter seinem Pseudonym erschien, ließ er in diesem Jahr auch gleich das vierte Werk folgen: "God's Favorite Customer". Gegenüber seinen Vorgängern folgt dieses allerdings keinem übergeordnetem Konzept, während es zugleich das bislang kürzeste und man könnte sagen "knackigste" Album von Father John Misty darstellt. Gegenüber seinen oft sehr epischen (und fraglos fantastischen) Vorgängern, hinterlässt "God's Favorite Customer"  einen irgendwie leichteren und nahezu "luftigen" Eindruck. Was durchaus zum Konzept bzw. eben dem fehlenden Konzept des Albums passt, dessen Songs keine direkten Bezüge zueinander haben. Das hindert Tillman allerdings nicht daran, wunderbare Text zu verfassen, die auf diesem Album von viele Kritikern als besonders ehrlich und zerbrechlich gelobt wurden. Dabei arbeitet er sich etwa durch Perlen wie den glamigen Opener "Hangout at the Gallows" (♪♫♪), das barock -popige und herrlich melodische "Mr. Tillman",  das folkig dramatische und leidenschaftliche "Please Don't Die", die sanfte und traurig schöne Ballade "The Palace", den verträumten und wunderbaren Titelsong "God's Favorite Customer" (♪♫♪), oder gar stimmungsvoll tänzelnde Ohrwürmer wie "Date Night" oder "Dissapointing Diamonds Are the Rarest of Them All". Dabei bleibt es (wenn man denn mit der Musik dieses unglaublich talentierten Herren vertraut ist) kein großes Wunder, dass "God's Favorite Customer" seinen Vorgängern eigentlich in fast nicht nachsteht. 




23. HOOKWORMS - "MICROSHIFT"

Die britische Band Hookworms (die sich nach einem Parasiten, dem Hakenwurm, benannten) begeisterte Hörer und Kritiker ja bereits seit 2013 mit den beiden Alben "Pearl Mystic" und "The Hum", und mit einer Mischung aus Psychedelic- und Noise-Rock, ehe sie in diesem Jahr mit "Microshift" ihr drittes Werk folgen ließen. Und dieses brachte einen stilistischen Kurswechsel mit, der im Titel bereits angedeutet, aber gleichzeitig ziemlich untertrieben wurde. Denn hier gibt es keine winzigen, sondern eher ziemlich deutliche Veränderungen. Das liegt vor allem an den elektronischen Elementen, den meist flotten Beats, den kraftvoll hymnischen Vocals und den dominanten Synthesizern, um welche die Band hier ihren Sound drastisch erweiterte - und womit sie die bisher ihnen gegenüber eh schon sehr wohlwollend gestimmten Kritiker in nahezu kollektive Verzückung versetzten. Nun, eigentlich auch kein Wunder, wenn man solch ein Album verzapft hat, wie es den Hookworms hier gelungen ist. Ein anspruchsvoll tanzbares, mit wunderbaren Pop-Melodien bereichertes Album, das einem beinahe die Freudentränen in die Augen treiben kann. Ob nun mit dem mitreißenden Opener "Negative Space" (♪♫♪), dem eher psychedelic-rockig veranlagten "Static Resistance", dem deutlich 80's-infizierten "Ullswater", der wunderbar schillernden Synth-Perle "Each Time We Pass" (♪♫♪), oder dem atmosphärisch tanzbaren Closer "Shortcomings". Und durch den "Nonstop-Mix" des Albums, in dem die Songs nahtlos ineinander übergehen, wächst es letztendlich zu einem großen und bunte Funken sprühenden Psychedelic-Synth-Rock-Epos an, dem man nur sehr, sehr schwer widerstehen kann.




22. BEACH HOUSE - "7"

Das Jahr 2018 war auch das Jahr des siebten Studioalbums "7" der amerikansichen Dreampop-Band Beach House. Und dies sollte auch eben das Album sein, welches ihrer erstes seit der Trennung von ihrem Langzeit-Produzenten Chris Coady (Yeah Yeah Yeah's, TV on the Radio, Grizzly Bear) darstellt. Statddessen sollten sie auf "7" Peter Kember alias Sonic Boom verpflichteten, der bereits für MGMT oder Panda Bear gearbeitet hatte. Damit hat sich die Band und ihr Sound auch hörbar weiterentwickelt, indem ihr diesjähriges Album eine etwas stärker düster gefärbte Atmosphäre ausstrahlt. Inhaltlich hingegen dreht es sich hier laut Band sehr oft um "die Schönheit die entsteht, wenn man sich mit der Dunkelheit auseinandersetzt", oder "die Liebe und Empathie die aus einem kollektiven Trauma erwächst". Was dann am Ende in Klänge übersetzt ebenso wunderbar klingt, wie auch auf dem Papier. Denn mit "7" gelang dem Duo ein wunderbares Album, dessen Songs sich zwischen Dreampop umd Psychedelic-Pop bewegen. Aber auf der Reise durch die Klangwelten dieses Albums, kann man aber noch viele andere Stimmungen und Elemente finden. Das geht los beim düster angehauchten Opener "Dark Spring" und dem verträumt melodisch durch den Raum gleitenden "Pay No Mind", führt vorbei an dem auf hypnotischen Synthies gebetteten "Lemon Glow", dem atmosphärischen und melancholischen "Drunk In L.A." (♪♫♪), sowie dem schwermütig getragenen "Black Car", und mündet in Stücken wie dem schwerelos melodischen und himmlichen "Lose Your Smile" (♪♫♪), das wunderbare und auf flächig strahlenden Synthieklängen schwebende "Girl of the Year", oder das 7 epische Minuten lange, und irgendwie verträumt-hymnische "Last Ride". Keine Wunder das "7" in diesem Jahr von vielen Kritikern als ihr bislang bestes Album gelobt wurde. 




21. THE CORAL - "MOVE THROUGH THE DAWN"

Seit nunmehr 16 Jahren - seit dem Release ihres selbstbetitelten Debüts im Jahr 2002 - weigert sich die britische Band The Coral beständig, auch nur ansatzweise schlechte oder uninteressante Musik machen zu wollen. Das haben sie auch in diesem Jahr mit ihrem nunmehr 9. Studioalbum "Move Through The Dawn" erneut unter Beweis gestellt. Noch immer klingt die Band wie aus der Zeit gefallen - als habe man eine Band der späten 60er bis frühen 70er Jahre in unsere Gegenwart gebeamt. Dabei blieben sie ihrem eigenen und urtypischen Sound stets treu, ohne dabei aber nicht auch kleine Veränderungen und Kurskorrekturen zuzulassen. Und diese lassen sich auch auf ihrem diesjährigen Album ausmachen. Denn vor allem gegenüber dem noch stark von Psychedelic-Rock geprägten Vorgänger "Distance Inbetween" (2016), schlugen sie 2018 auf "Move Through The Dawn" deutlich harmonischere, wärmere und popigere Töne an. Das wird an manchen Stücken besonders deutlich, wie etwa dem leidenschaftlichen und optimistisch melodischen Popsong "Eyes Like Pearls", dem flotten und ohrwurmigen Poprock-Singalong "Reaching Out For a Friend", dem fast schon ein wenig nach Glam schmeckenden "Sweet Reelase", dem geradezu ausgelassen fröhlichen "Love or Solution", oder der warmen und akustischen Ballade "After The Fair" (♪♫♪). Was aber nicht bedeuten soll, dass die Band bei all dem nicht noch immer vor allem nach sich selbst klingt. Die wunderbaren Melodien, die ihre Musik bisher stets besonders ausmachte, sitzen auch hier wieder wie angegossen, und warten nur darauf, sich unwiderruflich im Gehörgang des Hörers einzunisten. Und in vielen Momenten hört man stets auch den typischen Stil früherer Tage heraus, was u.a. so großartige und wieder stärker in den Psychedelic-Rock strahlende Hymnen wie "Outside My Window" (♪♫♪) und "Stormbreaker" betrifft, sowie auch solche wunderbaren und wieder stärker nach 60s schmeckenden Perlen wie "She's a Runaway", "Strangers in the Hollow", "Undercover of the Night" und "Eyes of the Moon". Nur das ungewohnt popige Cover-Artwork, mit seiner cheesy 80's-Ästhetik, will zu all dem irgendwie überhaupt nicht passen. aber das macht einfach mal gar nichts. Denn von dem Cover einmal abgesehen, hat die Band auch hier wieder einmal ein ganz und gar wunderbares Album verzapft!




20. YEARS & YEARS - "PALO SANTO"

Für mich persönlich war es ja beinahe schon ein kleines Beben im zeitgenössischen Dance-Pop, als vor 3 Jahren mit "Communion" das hervorragende Debütalbum des britischen Trios Years & Years erschien. Mit dieser Sammlung von catchy melodischen Dance-Pop-Hits wie "King", "Shine", "Desire" oder "Take Shelter" wünschte wohl nicht nur ich mir, dass sich die jungen Newcomer hoffentlich nicht als Eintagsfliege erweisen würden. Möglich wäre es durchaus gewesen, denke ich da an ähnliche Bands, die äußerst vielversprchende Debüts vorlegten, aber danach nicht mehr viel liefern konnten - wie es in der jüngeren Pop-Historie etwa bei Hurts der Fall war. Doch schon die 2016 veröffentlichte Non-Album-Single "Meteorite" zum "Bridget Jones Baby"-Soundtrack war dann auch wieder so ein unwiderstehlicher Ohrwurm, dass es weiter die Hoffnung nährte, die nun durch ihr brandneues zweites Album "Palo Santo" zu einer freudigen Gewissheit wurde: das Years & Years ihr Pulver offenbar lange noch nicht Verschossen haben. Denn dieses berühmte "schwierige zweite Album" meisterte die Band mit Leichtigkeit. Musikalisch warten zwar keine allzu großen Überraschungen, indem Years & Years auch hier wieder eben den typischen Dance- und Elektropop zum Besten geben, der sie berühmt gemacht hat. Aber auch hier hauen sie einem quasi nur so die unwiderstehlichen Hits um die Ohren. Angefangen mit den Singles "Sanctify" (♪♫♪) und "If You're Over Me", führt das dann auf der restlichen Platte über zahlreiche weitere Highlights, wie etwa die verdammt catchy Ohrwürmer "Hallelujah" oder "All For You" (♪♫♪), wunderbare Midtempo-Nummern wie das rhythmische "Rendezvous", übedr das warme und blumig melodische "Lucky Escape" oder den zeitlos guten Titelsong "Palo Santo", sowie auch ruhige und emotionale Klänge wie auf "Hypnotized". Letztendlich ist Years & Years ein würdiges zweites Album gelungen, das seinem Vorgänger in kaum etwas nachsteht.





19. BLOOD ORANGE - "NEGRO SWAN"

Es ist mittlerweile ja durchaus normal, bei einem neuen Album von Blood Orange aufgeregt zu sein - so war ich das auch, als im Sommer diesen Jahres das vierte Album "Negro Swan" erschien.  Denn dieses nach Lightspeed Champion zweite Soloprojekt von Dev Hynes - der in der Vergangenheit auch schon zahlreich als Prodouzent für u.a. Solange Knowles, FKA twigs, Jessie Ware, Mariah Carey oder HAIM auftrat - hat sich bereits eine Menge Respekt erspielt. Nicht zuletzt mit seinem letzten Album "Freetown Sound" (2016), auf dem er diverse Stile und Genres zu einem wunderbaren und schlüssigen Album formte, welches einen hohen Suchtcharakter entfesselte (und damals auch in den Top 10 meiner Jahresbestenliste 2016 vertreten war). In diesem Jahr hat er mit "Negro Swan" dessen Nachfolger abgeliefert, der seinem Vorgänger in nichts nachsteht.   Laut dem Künstler selbst ist "Negro Swan" eine Erforschung vieler verschiedener Arten der Unterdrückung von Schwarzen, und ein ehrlicher Blick in alle Winkel der schwarzen Existenz, einschließlich der fortdauernden Ängste schwarzer Menschen der LGBT-Community. Musikalisch brachte Dev Hynes auch hier wieder die verschiedensten Stile und Bezüge unter einen Hut. Im warmen Opener "Orlando" etwa kommen Soul und Funk zusammen, das wunderbare "Saint" (♪♫♪) garnierte er mit einem schicken 80s-Groove und kleinen Jazz-Momenten, und das mit Tei Shi und Puff Daddy entstandene "Hope" erweist sich als minimalistische, aber vielseitig produzierte und interpretierte R&B-Perle. "Jewelry" kommt erst beinahe schwerelos daher, bis sich ein paar schicke Beats und Jazz-Elemente dazugesellen und es unter Begleitung von sanften Gitarren ausklingt, in der Single "Charcoal Baby" (♪♫♪) vereint er akkustische Gitarren, getragenen 80s-Synthpop und Saxofon zu einem wahren Ohrwurm, das getragene und wunderbare "Chewing Gum" erscheint in Belgeitung von unaufgeregt oldschooligen HipHop-Beats und soften 80s-Referenzen, und "Nappy Wonders" vermag in bestimmten Augenblicken abwechselnd an Michael Jackson und Prince zu erinnern. Der Gesamtsound war auf seinem diesjährigen Werk aber noch homogener als zuletzt - dabei aber nicht weniger fesselnd oder einfallsreich. Für mich persönlich konnte er mit "Negro Swan" zwar vielleicht nicht ganz die Begeisterung reanimieren, die er mit seinem letzten Werk zu entfachen vermochte, aber immer noch mehr als genug, um sich bei mir definitiv als eines der besten Platten seines Jahrgangs behaupten.




18. TOCOTRONIC - "DIE UNENDLICHKEIT"

Wenn man nach wirklichen, auch über die Jahre immer wieder stets kreativen, aber ebenso auch stil- und geschmacksicheren Instanzen in der deutschen Musikszene sucht, wird man wohl nur ein kleine Gruppe von Musikern zu fassen kriegen - zu denen dann aber in jedem Fall Tocotronic zählen. Wie die Band über all die Jahre ihren Stil und Sound immer wieder weiterentwickelte und veränderte, und dabei stets Alben von meist schwindelerregend hoher Qualität ablieferte, sollte einem schon eine ganze Menge Respekt abnötigen. So hatten sie doch erst zuletzt vor 3 Jahren mit "Tocotronic" (von manchen aufgrund seines Covers auch gern "Rotes Album" genannt) eines der besten Alben ihrer bisherigen Karriere verzapft. In diesem Jahr ließen sie dem dann mit "Die Unendlichkeit" wohl eines ihrer vielseitigsten Platten folgen. Denn irgendwie doch durchaus passend zum Konzept des Albums, welches sich inhaltlich um sehr persönliche Themen und Erinnerungen aus dem Leben ihres Sängers Dirk von Lowtzow dreht, bietet es eine Vielzahl an Stilen und Stimmungen. Zum einen kann man natürlich wieder die ernsteren, nachdenklicheren Stücke finden, so wie den atmosphärischen und fast schon psychedelisch-rockigen Titelsong "Die Unendlichkeit" (♪♫♪) (der mich in manchen Momenten ein klein wenig an The Verve oder Radiohead erinnert), das nachdenklich nostalgische und wunderbar melodische "Electric Guitar", das großartige und melancholische "Bis uns das Licht vertreibt" (♪♫♪), die berührende Pop-Rock-Ballade "Ausgerechnet Du hast mich gerettet" oder das geradewegs hymnische "Mein Morgen".  In anderen Momenten sind die Arrangements mal so süßlich und blumig wie in "Unwiederbringlich", mal akustisch und minimalistisch wie in "Ich würd's Dir sagen", oder dann auch wieder so rotzig bis dynamisch rockig, wie sie es in "Hey Du" oder "1993" zum Besten geben. Dank seiner Vielseitigkeit und seiner musikalisch wieder einmal schwindelerregend hohen Qualität, ist Tocotronic mit "Die Unendlichkeit" nicht nur erneut eines der besten und spannendsten deutschen Platten seines Jahrgangs gelungen, sondern auch wieder ein perfekter Beleg dafür, dass sie eine der größten und besten Bands sind, die die Republik derzeit zu bieten hat.




17. MGMT - "LITTLE DARK AGE"

In diesem Jahr erlebte das amerikanische Duo MGMT eine beinahe schon spektakuläre Rückkehr zur alter Größe. Denn nachdem mich ihre ersten beiden Platten "Oracular Spectacular" (2007) und "Congratulations" (2010) nachhaltig zu begeistern vermochten, ließ mich ihr drittes und bislang letztes Album "MGMT" aus dem Jahr 2013 auf kurz oder lang erschreckend kalt. Ich WOLLTE es fraglos gut finden - aber über eine gewisse Ernüchterung und Verwirrung kam ich dennoch nie hinaus. Klar hatte auch dieses Album seine Momente, die allerdings in den Wochen und Monaten nach seinem Release immer mehr verblassten. Das amerikanische Musikmagazin Spin nannte es seinerzeit vollkommen zurecht ein Album, das den Hörer ebenso verwirrt zurücklässt, wie es die Band auf der Platte auch selbst zu sein scheint. Doch Anfang diesen Jahres kehrte das Duo mit "Little Dark Age" mit einem Album zurück, welches sie auf einen Schlag wieder mit ihren Fans versöhnen sollte. Denn hier bezirzten sie uns mit einer so unwiderstehlichen und in perfektem Maße eigenwilligen Mischung aus Synth-, Psychedelic- und Elektro-Pop, dass man als Liebhaber ihrer ersten Werke gar nicht anders konnte, als spontan weiche Knie zu kriegen.  So schmeißt das Duo hier mit zahlreichen Ohrwürmern und anderweitigen musikalischen Perlen nur so um sich: wie nebst anderen etwa mit dem leicht düster und dennoch enorm catchy veranlagten Titelsong "Little Dark Age" (♪♫♪), dem kunterbunten, fröhlichen und 80s-infizierten "She Works Too Much", dem unwiderstehlich ohrwurmigen "When You Die" (♪♫♪), dem herrlich cheesy Synth-Pop-Schunkler "Me & Michael", der psychedelisch angehauchten Ballade "When You're Small" oder dem großartigen und hitverdächtigen "One Thing Left To Try", das stellenweise gar sehr an ihren 2007er Hit "Time To Pretend" erinnert. Mit "Little Dark Age" gelang ihnen ein herausragendes und vollkommen ausfallfreies Album, auf dem sie wieder so unwiderstehlich popig und gleichzeitig wunderbar eigenwillig klingen, wie zuletzt auf ihrem Debüt. 



16. ONEOHTRIX POINT NEVER - "AGE OF"



Allzu vielen ist der amerikanische Musiker Daniel Lopatin alias Oneohtrix Point Never wohl nicht bekannt - wenngleich der Musiker und Produzent, der grob in den Gefilden von Electronica, Experimental und Ambient zuhause ist, in den letzten Jahren mit Musikern wie David Byrne, FKA twigs oder Anohni gearbeitet hat. Bei Kritikern hingegen ist er durchaus beliebt - was man auch von seinem diesjährigen und 8. Album "Age Of" sagen kann. So wurde das Album nicht nur quer durch die Bank gefeiert, sonder auch vielfach als sein erstes gelobt, das Lopatin's eigenen Gesang prominent einsetzt, und das sich an so vielen unterschiedlichen Stilen und Einflüssen bedient. Kein Wunder, denn trotz seiner eher atmosphärisch anmutenden Gesamtwirkung und seiner teils ambient-haften Ästhetik, arbeitete er sich auf "Age Of" mit ungebremster Experimentierfreude durch ein stramm geschnürtes Bündel von Stilen und Element aus u.a. Soft-Rock, R&B, Electronica, futuristischem Soul, Barock- und Kammer-Pop, Nu-Metal, Pop oder Neo-Soul. Und das Ganze wurde dann auch noch von James Blake co-produziert und um Gastvocals von Anohni (ehemals Antony Hegarty von Antony & The Johnsons) bereichert.   Dabei strahlt in einigen Moment wie in "Black Snow" (♪♫♪) ein wenig von James Blake's Handwerk durch, während im wunderbaren "Babylon"  Erinnerungen an Bon Iver aufblitzen. In experimenteller und instrumentaler angelegten Nummern wie "Warning" oder "We'll Take It" (♪♫♪) kommt er zeitweise dicht an den Kosmos eines Flying Lotus heran, das nahezu hymnische "Toys 2" soll Lopatin's persönliche Vision von Musik zu einem Pixar-Film darstellen, und ein paar ausgesprochen exquisit geratene barocke ("Age Of", "myriad.industries") oder fernöstliche ("RayCats") Klänge kann man ebenso erhaschen. Somit ist "Age Of" ein Album, das in vielerlei Hinsicht meinen Geschmack trifft, und sich mit spielender Leichtigkeit einen Platz in meiner Jahresbestenliste 2018 verdient hat. 




15. KALI UCHIS - "ISOLATION"

Erstmals aufmerksam wurde ich auf die kolumbianisch-amerikanische Sängerin Kali Uchis im vergangen Jahr, als sie Gastvocals für das letztjährige Gorillaz-Album "Humanz" beisteuerte. Als sie dann in diesem Jahr ihr Debütalbum "Isolation" vorlegte, war ich doch schon ein wenig neugierig - wenngleich ich bis auf besagten Gastbeitrag noch nicht in den Genuss von anderer Musik der 25jährigen gekommen war (die aber etwa schon vor 3 Jahren ihre Debüt-EP "Por Vida" veröffentlicht hatte). Wusste ich zwar vorher noch nicht so recht, was mich erwarten würde, so war ich letztendlich aber auf's positivste überrascht. Denn wie sie auf ihrem Erstling "Isolation" die verschiedensten Stile und Genres zusammen bringt, und dabei sowohl retro, zeitgemäß wie auch futuristisch klingen kann, ist schon außerordentlich. Und sie hat schon mit ihrem Debüt ein Kunststück geschafft, zu dem andere junge weibliche Weggefährtinnen im Pop auch nach mehreren Anläufen nicht fähig waren: trotzdem sie verschiedenste Elemente wie aus R&B, Neo-Soul, Bossa Nova, Raggae, HipHop, Funk oder Pop zusammenbringt, entwickelte die junge Dame hier einen ganz eigenen und unverkennbaren Klangcharakter. Doch wenngleich "Isolation" von Kritikern in den höchsten Tönen gelobt wurde, war sein kommerzieller Erfolg leider nur recht bescheiden. Ein Schande, brachte das Album doch sogar ein paar illustre Hits mit...oder eben Songs, die eigentlich Hits hätten werden müssen. So wie nebst anderen etwa die schwül-atmosphärische, von Dave Sitek (TV on the Radio) produzierte R&B/Raggae/Rap-Perle "Miami", das stimmungsvolle  und catchy melodische "Just a Stranger" mit Steve Lacy von The Internet, das mit einer unwiderstehlichen Melodie und Synthie-Hookline, sowie einem mitreißend tanzbaren Beat ausgestattete "Dead To Me" (♪♫♪), das von den Gorillaz bzw. Damon Albarn begleitete und auch produzierte "In My Dreams", das getragene, leicht 80s-inspirierte und von Kevin Parker von Tame Impala produzierte "Tomorrow", oder der relaxt sommerliche R&B-Ohrwurm "After The Storm" (♪♫♪) mit Tyler The Creator und Bootsy Collins. Und auch wenn kein tatsächlicher Hit daraus hervorging, so zeigte Kali Uchis mit diesem fabelhaften Album einige der schönsten und besten R&B- und Soul-Momente des Jahres 2018. 




14. TEYANA TAYLOR - "K.T.S.E."

Einen wirklich großen und massenkompatiblen Durchbruch hat die 27jährige Amerikanerin Teyana Taylor bisher leider noch nicht vorweisen können - wenngleich die Voraussetzungen dafür fraglos vorhanden wären. Zuerst einmal steht sie bei Kanye West's Label GOOD Music unter Vertrag, welcher auf ihrem diesjährigen Zweitwerk "K.T.S.E." den Großteil der Produktion in die eigenen Hände nahm. Und zusammen mit ihm hat sie hier ein so wunderbares R&B-Album geschaffen, dass einem ganz warm ums Herzen werden kann. Quasi kann man durch die wieder einmal famose Arbeit von Kanye West hier sogar von einem imaginären Zusammentreffen der Generationen von Soul- und R&B-Musikern sprechen. Dank einiger perfekt eingesetzter und durchaus auffälliger (aber nicht zu dominanter) Samples quer durch die Geschichte der schwarzen Musik, mit der sie ihren eigenen, wunderbaren und meist sehr geschmeidigen R&B würzt. So wird der wunderbare Opener "No Manners" durch Ausschnitte eines Songs der 60er Jahre Motown-Band The Elgins geschmückt, die smoothe und melodische Single "Gonna Love Me" (♪♫♪) basiert auf Samples des 1970er "I Gave To You" der R&B/Vocal-Band The Delfonics und Michael Jackson 1972er Interpretation von "Ain't No Sunshine", das erotisch tänzelnde "Hurry" reitet auf einem relaxten und funky Sample aus "Can't Strain My Brain" (1974) von Sly & The Family Stone,  das hervorragende "Rose In Harlem" kreist um Samples von 2Pac, Ben E. King und eines 70er Hits der Soul-Band The Stylistics, und die zarte und emotionale Ballade "3Way" wirkt durch die prägnanten Gesangs-Samples aus dem 1999er "How Can I Love U 2nite" von Sisqo nahezu wie ein Duett mit dem Dru Hill-Sänger. Sogar in dem einzigen Song, der hier hörbar aus dem restlichen Album heraus sticht, verfuhren Teyana und Kanye nach ähnlichem Konzept: das von stampfenden Beats und housigen Elementen geprägte "WTP" (♪♫♪), das wiederum Samples aus dem James Brown-Klassiker "Get Up Offa That Thing" (1976) verwendet.  Dabei fällt Teyana's zweites Album allerdings denkbar kurz aus: nach 8 Songs und nur ca. 22 Minuten Musik ist der ganze Spaß schon wieder vorbei. Selbst die Songs bleiben fast alle unter 3 Minuten - bis auf 3 Songs, von denen aber keiner die 4-Minuten-Marke knackt. Laut der Sängerin sollen es allerdings auch einige Songs nicht auf das Album geschafft haben, weil die rechtliche Lage um die verwendeten Samples noch nicht geklärt war. Eine spätere Extended Edition wurde zwar geplant, aber die Sängerin selbst will diesbezüglich keine Versprechen abgeben. So süchtig die Songs auf dem nun offiziell zweiten Album der Dame auch sind, und so hungrig sie auch auf noch mehr Material machen mögen...aber vielleicht war es ja auch besser so!? Gerade das R&B-Genre ist allzu bekannt dafür, mit überlangen Alben voller unnötigem Füllmaterial um sich zu werfen, als wären sie Konfetti. Hier hatten wir im Jahr 2018 auch mal ein ungemein spannendes, einnehmendes und kreatives R&B-Album, das sie sich zwar deutlich kürzer fasste, dafür aber musikalisch im Grunde nur Perlen zu bieten hatte.  




13. NAKHANE - "YOU WILL NOT DIE"

Vergleichsweise vielen wird der Künstler Nakhane Touré wohl leider noch nicht bekannt sein - noch nicht einmal Wikipedia kennt ihn, wenngleich der junge Mann bereits 2 Alben und einen Roman veröffentlicht, und in einem Kinofilm ("Die Wunde", 2017) die Hauptrolle gespielt hat, wofür er zumeist mit viel Lob und internationalen Preisen bedacht wurde. Das sollte sich ganz dringend ändern - denn was er uns allein schon in diesem Jahr auf seinem zweiten Album "You Will Not Die" gezaubert hat, ist so berührend, einnehmend, mitreißend und im Grunde einfach so wunderschön, dass es einem schmerzhaften, ja beinahe schon unverzeihlichen Versäumnis gleich käme, ihn auch weiterhin unbeachtet zu lassen. Schon inhaltlich hat Narkhane hier viel zu erzählen. So kündet der offen schwule 30jährige hier etwa auch von seinem Leben in seiner Heimat am Ostkap in Südafrika, sowie auch dem Volk der Xhosa, denen er angehört. So umschreibt er die Xhosa-Männer als sexuell zwar sehr flexibel und fluide, aber als gleichzeitig stark hypermaskulin. Mit all den Fragen, Problemen und Konflikten, die aus seinem Aufwachsen in einer strenggläubigen Christengemeinde, sowie unter dem ausgeprägten Männlichkeitsbild der Xhosa resultierten, verarbeitete und thematisierte er auf "You Will Not Die". Und die musikalische Umsetzung ist dabei auch so herausragend, dass sie einen im Zweifelsfall auch ganze ohne dieses Hintergrundwissen zu fesseln vermag. Denn trotz der oft ernsten, nicht selten gar auch traurigen Thematik, scheuen die meisten Songs dennoch nicht davor zurück, das Tanzbein zu schwingen. Denn auch wenn Soul und Gospel hier durch all Ritzen dringen, sachte Elemente der afrikanischen Musik durch viele Kompositionen schimmern, und er stimmlich von dramatisch kraftvollem Tenor, bis hin zu zerbrechlichem Falsett fast alle Facetten abdeckt, so sind es doch vor allem Einflüsse aus Dance, Electronica und Synthpop, die sein Zweitwerk dominieren. Und doch deckt er noch so viele andere Einflüsse und Stile ab. So zeigt er sich etwa auf dem Opener "Violent Measures" (♪♫♪) von seiner nachdenklichen und atmosphärischen Seite, auf "Clairvoyant" vereint er flotte Beats, minimalistische Synthies und eingestreute Rock-Elemente zu einem anspruchsvollen Ohrwurm, der wunderbare, emotionale und dramatische Titelsong "You Will Not Die" (♪♫♪) vermag gar deutliche Erinnerungen an den späten David Bowie zu wecken, in "Star Red" oder "By The Gullet" schlägt er nahezu optimistisch-popige Klänge an, und in "Teenage Prayer" gibt er eine feierliche Gospel-Hymne zum Besten. Und aus all dem schuf er mit "You Will Not Die" ein überaus spannendes und ergreifendes Album, das man im Jahr 2018 nicht versäumt haben sollte.




12. LIL PEEP - "COME OVER WHEN YOU'RE SOBER, PT.2"

Schon im Sommer des letzten Jahres konnte mich der amerikanische Musiker Gustav Åhr alias Lil Peep mit seinem Debütalbum "Come Over When You're Sober, Pt.1" vollends begeistern, was auch in einer hohen Platzierung meiner letztjährigen Jahresbestenliste resultierte. Kein Wunder, legte er mit seinem Erstlingswerk doch ein hervorragendes, von eher düster-rockigen Einflüssen wie Indie, Alternative und Grunge beeinflusstes Emo-Rap-Album vor, dass gerade bei mir, als einstigen Teenager der 90er Jahre, offene Türen einrannte. Zum Ende diesen Jahres sollte dann Lil Peep's Zweitwerk und erstes posthumes Album "Come Over When You're Sober, Pt.2" folgen, das fast auf den Tag genau 1 Jahr nach seinem viel zu frühen Tod im Alter von gerade einmal 21 Jahren erschien. Er war ein getriebener, in Teilen gebrochener, aber eben gleichzeitig auch sehr talentierter Künstler, der schlussendlich den Kampf gegen seine zahlreichen inneren Dämonen wie Depressionen und Drogenabhängigkeit verloren hat - womit auch die zeitgenössische Musik ein großes Talent verloren hat. Das sollte "Come Over When You're Sober, Pt.2" dann auch nach seinem Tod erneut unter Beweis stellen, welches aus unveröffentlichten Tracks des Künstlers besteht, die er für ein mögliches Sequel seines Debüts aufgenommen hatte. Mit Sicherheit an mehr oder weniger Stellen auch nach seinem Tod nachbearbeitet - aber selbst wenn, dann macht das rein gar nichts. Denn qualitativ steht es seinem Vorgänger im Grunde in nichts nach. Dafür können hier zahlreiche Sztücke Als Beweise herhalten - so etwa das fantastische, zu Beginn nahezu tieftraurige "Broken Smile (My All)", das sich aber bald zu einem in dunklen Farben gemalten Ohrwurm mausert, das düster getragene, doch auch zugleich melodische und von genialen Beats angetriebene "Runaway" (♪♫♪), oder das auf hübsch relaxten Indierock-Gitarren fußende "Cry Alone". Ferner aber u.a. auch  das melancholische und atmosphärische "Leanin", das nachdenkliche "Life Is Beautiful", das sogar eine leicht optimistischere Atmosphäre ausstrahlende "Fingers", oder (zumindest in der Deluxe Edition) auch die großartigen beiden Stücke "Falling Down" (♪♫♪) und "Sunlight On Your Skin", die zwar einerseits zwei vollkommen eigenständige Nummern darstellen, dabei auf demselben Originaltrack von Lil Peep basieren. Posthume Platten sind leider sehr häufig ein wahrhaftes Ärgernis und verkommen viel zu oft zu einer wahllosen  Resteverwertung, wo auf völlig lieblose und respektlose Weise das noch unveröffentlichte Vermächtnis des verstorbenen Künstlers für den schnöden Manon in die Welt hinaus geschmissen wird. "Come Over When You're Sober, Pt. 2" erscheint einem hingegen als so rundes, und überzeugendes Album, dass es qualitativ auch locker mit seiner zu Lebzeiten veröffentlichten Musik mithalten kann, und offenbart sich schlussendlich als eine Art musikalischer Nachruf auf all das, was Lil Peep als Künstler war und auch in Zukunft noch hätte sein können - wäre ihm doch nur etwas mehr Zeit auf diesem Planeten vergönnt gewesen. 




11. DRANGSAL - "ZORES"

Es kommt leider nur relativ selten vor, dass die deutschsprachige Musik etwas für mich wirklich interessantes hervorbringt, besteht sie gefühlt doch zum Großteil aus gleichförmigem Deutsch-Pop á la Tim Bendzko, Mark Forster & Co.! Wenn es sich denn nicht gerade um fürchterlichen Schlager wie Helene Fischer o.ä. handelt. Auch in diesem Jahr gab es nicht allzu viel, was mich hinter dem Ofen hätte hervorlocken können. Einer der wenigen in meinen Augen wirklich guten ist auf jeden Fall Drangsal! Der 25jährige Sänger, Songwriter und Multiinstrumentalist aus Kandel in der Pfalz hatte ja schon vor 2 Jahren mit seinem Debüt "Harieschaim" auf sich aufmerksam gemacht, das deutlich am New Wave und Dark Wave der 80er orientiert, und noch überwiegend in englisch besungen war - ehe er dann im letzten Jahr durch das Duett "Keine Angst" mit Casper noch größere Aufmerksamkeit erlangte. Und in diesem Jahr legte er dann sein Zweitwerk "Zores" nach, das sich gegenüber dem Vorgänger doch merkbar weiterentwickelte. Erstmals singt der junge Musiker hier fast ausschließlich in seiner deutschen Muttersprache (nur noch drei Songs kommen auf englisch daher), während er auch eine stilistische Kurskorrektur vornahm: ist all das hier auf "Zores" doch so sehr Pop, wie man es noch noch nie von Drangsal gehört hat, während auch vermehrt Elemente aus Post-Punk und Indie-Pop/-Rock in seine Musik einfließt. Der perfekte Vorbote dieses neuen Sounds war freilich die erste Single "Turmbau zu Babel" (♪♫♪): ein eigentlich zum Hit bestimmter Song, der sich irgendwo zwischen dem jungen Farin Urlaub und The Smiths bewegt. Und auch die beiden weiteren Singles hatten bzw. haben es in sich. So etwa das herrlich melodische "Magst Du mich (Oder magst Du bloß noch Dein altes Bild von mir)", oder der auf englisch gesungene  New Wave/Synthpop-Ohrwurm "Arche Gruber" (♪♫♪), bei dem ich spätestens  nicht mehr still sitzen bleiben kann, wenn Drangsal zum mitreißenden Refrain ansetzt: "Share with me your disease, so I can pass at ease, oh Loverboy / My fantasies tear me to shread, make them real and me drop dead." Daneben bietet das Album aber noch eine ganze Menge spannendes und wunderbares: so nehme man unter anderem etwa das dynamische und zugleich sowohl  popige als auch post-punkige "Jedem das Meine", das etwas sanfter, aber dennoch auf seine Weise catchy geratene "Und Du? Vol.II", das deutlich rockigere, aber ebenso eingängige "Sirenen", das nachdenklicher geratene "Gerd Riss", oder die hübsch rockende und atmosphärische Hymne "ACME". Ein fabelhaftes und spannendes Zweitwerk, mit dem sich Drangsal innerhalb der deutschen Musikszene zu meinem persönlichen musikalischen "Loverboy" gemacht hat. 





10. TROYE SIVAN - "BLOOM"

Der Wahl-Australier und ursprüngliche Südafrikaner Troye Sivan war in seinem noch sehr jungen Leben ja schon so manches. Er betätigte sich schon früh als Schauspieler ("X-Man Origins: Wolverine") und YouTuber, und erlangte in den letzten Jahren vor allem als Singer/Songwriter immer mehr Beachtung. Schon als vor 3 Jahren sein Debütalbum "Blue Neighbourhood" erschien, war ich schlicht hin und weg, von diesem perfekten Pop-Album, das für mich schon jetzt ganz klar zu einem der besten Pop-Alben der 2010er gehört. Die Frage war nur hier - wie auch immer bei Musikern, die bereits mit ihrem Erstlingswerk viel Lob und Erfolg einheimsten - ob der Nachfolger daran wird anknüpfen können. Und diese Frage hat der 23jährige in diesem Jahr auf seinem Zweitwerk "Bloom" mit einem dicken, fetten "JA" beantwortet. Wie schon auf seinem Vorgänger, bekam man hier auch wieder einen Eindruck davon, was Troye Sivan von vielen seiner anderen jungen Wegbegleiter unterscheidet. Da sie hier auch als Duettpartnerin im tollen und von R&B und 80s-Dance-Elementen geprägten "Dance To This" zu hören ist, dient Ariana Grande als gutes Beispiel. Denn während sie sich auf ihrem diesjährigen und vierten Album "Sweetener" immer noch als ein Spielball ihrer Produzenten und Songwriter zeigte, hatte Troye bereits auf seinem Debüt längst seinen eigenen Stil gefunden, den man auch in diesem Jahr auf "Bloom" wieder deutlich heraus hörte. Eben diese wunderbaren und warmen Pop-Melodien, häufig gepaart mit einer bittersüßen Melancholie, manchmal auch ein paar kleinen Experimenten, und natürlich seiner warmen, samtigen und manchmal zerbrechlichen Stimme, die all dem das gewisse Etwas verleiht.  Und zudem hatte Troye uns auch hier wieder viel persönliches zu erzählen. Der wunderbare Opener "Seventeen" kündet von einem Erlebnis des Sängers, sich beim Online-Dating als jünger auszugeben, der herrlich tanzbare Elektro-Pop-Ohrwurm "My My My" (♪♫♪) ist eine losgelöste Ode an die Freiheit und die Liebe, und in der melancholisch-schönen und großartig produzierten Ballade "The Good Side" (♪♫♪) verarbeitete er die Trennung von seinem Exfreund. Die melodische und unwiderstehlich eingängige Pop-Perle "Bloom"  ist hingegen eine zugleich tanzbare und sinnliche Gay-Hymne, in der er über das erste Mal singt,   im musikalsich mitreißend melodischen Dance-Pop-Ohrwurm "Plum" widmet er sich der Tatsache, dass selbst die schönsten Dinge schnell vergehen und sich in ihr Gegenteil verkehren können, und die genial produzierte, gen Ende mit großartigen Synthesizern ausgeschmückte Ballade "Animal" (♪♫♪) beschrieb der Sänger selbst als ein "episches Liebesbekenntnis". Troye Sivan hat auf "Bloom" alles richtig gemacht. Er hat die schönsten und besten Seiten seines Debüt genommen, hat sie um neue Nuancen und Klangfarben erweitert, und dabei einer liebsten Pop-Alben des Jahres 2018 geschaffen.  




9. NENEH CHERRY - "BROKEN POLITICS"

Lange Zeit konnte, ja gar MUSSTE man sich fragen, wo eigentlich Neneh Cherry abgeblieben war. Nachdem die schwedische Musikerin ab den späten 80ern mit 3 Soloalben und Hits wie "Buffalo Stance", "Manchild", "7 Seconds" oder "Woman" große Erfolge feierte und jede Menge Lob einheimste, sowie maßgeblich an der Entstehung von Massive Attack's 1991er Debüt "Blue Lines" beteiligt war,  war sie nach ihrem 1996er Album "Man" weitestgehend von der musikalischen Bildfläche verschwunden. In den 2000ern konnte man sie vielleicht mal als Feature-Gast bei anderen Musikern wie den Gorillaz oder Kleerup erwischen, oder wer sich wirklich gut auskannte auch ein wenig von ihr in dem Nebenprojekt CirKus erhaschen - aber große Aufmerksamkeit bekam sie damit nicht. Doch vermutlich wollte sie die zu der Zeit auch gar nicht. Denn ihre kreativen Quellen konnten wohl kaum versiegt sein, kehrte sie doch erstmals im Jahr 2012 wieder etwas prominenter ins Rampenlicht zurück: als sie zusammen mit dem Jazz-Trio The Thing die großartige und kreative Free-Jazz-Platte "The Cherry Thing" veröffentlichte, und erstmals auch unter eigenem Namen wieder größere Beachtung bekam - und von Kritikern frenetisch gefeiert wurde. Dies schien für sie eine Art Startschuss für die Fortführung ihrer Solokarriere zu sein, die sie in den 90ern so abrupt beendet hatte. Denn nur 2 Jahre später folgte mit "Blank Project" ihr erstes Soloalbum seit fast 20 Jahren, auf dem sie kreativ mal wieder sämtliche Register ziehen sollte. Und in diesem Jahr sollte sie dann mit dem von Four Tet produzierten "Broken Politics" ihr nunmehr fünftes Soloalbum folgen lassen, das sowohl von ihrem kürzlichen Aufenthalt in Sierra Leone (wo sie die Beerdigung ihres leiblichen Vaters organisierte), als auch von der aktuellen politischen Situation auf der Welt inspiriert wurde. Musikalisch verpackte sie das wieder einmal in ein großartiges Album, das zahlreiche Perlen zu bieten hat, die auch durchaus unterschiedliche Stile und Stimmung durchleben. Da gibt es so wunderbar sanfte und nachdenkliche Klänge, wie etwa auf "Fallen Leaves", "Synchronized Devotion" (♪♫♪) oder "Black Monday", rhythmisch-atmosphärische und triphopige Momente wie in der grandiosen Single "Kong" (♪♫♪) oder dem fabelhaften "Fast Then The Truth", sowie aber auch nahezu hittaugliche, dabei aber dennoch hochgradig kreative, und sogar mit einer jazzigen Einlage aufwartende Stücke wie "Natural Skin Deep" (♪♫♪). 
Und so hat Neneh Cherry mit "Broken Politics" wieder einmal eine Glanzleistung vorgelegte, mit der sie einem als Hörer erneut ins Gedächtnis ruft, wie sehr man sie doch als Musikerin vermisst hatte.    





8. ROBYN - "HONEY"

Robyn gehört fraglos zu den ganz Großen im (Dance-) Pop der letzten 20 Jahre. Angefangen mit ihren ersten Hits in den 90er Jahren, die aber noch eher zu vernachlässigen waren, emanzipierte sie sich über die 2000er zu einer wahren Instanz in der Popmusik, und erfuhr vor allem mit ihren letzten Alben "Robyn" (2005) und "Body Talk" (2010) immer größeren internationalen Erfolg. Kein Wunder, hatte sie doch vor allem mit letzterem ein wahres Dance-Pop-Meisterwerk abgeliefert, dessen Vielseitigkeit nur noch von seiner Masse an Hits und Ohrwürmern getoppt wurde. Ausgerechnet dem sollte die Schwedin dann allerdings mit 8 Jahren die bisher längste Plattenpause in ihrer bisherigen Karriere folgen lassen. Wenngleich sie nicht gänzlich untätig blieb, und zusammen mit Röyksopp und La Bagatelle Magique in 2014/15 zwei EPs veröffentlichte, sollte ihr erstes Studioalbum seit beinahe einer Dekade erst gegen Ende diesen Jahres mit "Honey" folgen. Und dieses Album schlägt einerseits eine gute Brücke von ihrem letzten Album "Body Talk", geht dabei aber auch ein wenig andere Wege. Wo der Sound ihres letzten Werks sehr vielseitig, tanzbar und von zahlreichen Ohrwürmern und potenziellen Hits geprägt war, verströmt "Honey" noch eine leicht homogenere und wärmere Atmosphäre, die eher von getragenen Klängen lebt. Eine sanfte, aber merkbare Entwicklung, die sich in ebenso famosen Songs äußert, wie man sie auch zuletzt von Robyn stets gewöhnt war. Ob gleich zu Beginn mit der wunderbaren Elektro-Pop-Perle und Leadsingle "Missing U" (♪♫♪), die ein wenig an frühere Hits wie "Dancing On My Own" oder "Call Your Girlfriend" erinnert, dem melodischen und atmosphärisch-rhythmischen "Human Being", dem schillernden Dance-Pop-Ohrfänger "Because It's In The Music", der wunderbaren und hypnotisch tanzbaren zweiten Single und Titelnummer "Honey" (♪♫♪), mit dem etwas mehr Tempo aufnehmenden und stark an die Mitt-90er gemahnenden House-Pop-Song "Between The Lines", oder dem unwiderstehlichen Pop-Ohrwurm "Ever Again" (♪♫♪). Und auch wenn nach nur 9 Songs der Spaß schon wieder vorbei ist, wirkt sich das auf das Album in keinster Weise negativ aus. Nein, stattdessen hat Robyn auch diesmal wieder nichts verkehrt gemacht, sondern ein unwiderstehliches und schillerndes Comeback hingelegt. 



7. SHAME - "SONGS OF PRAISE"

Was fühlte ich mich Anfang diesen Jahres, als das Debütalbum "Songs of Praise" der britischen Indierock/Post-Punk-Band Shame erschien, doch an das Jahr 2005 erinnert. Eben jenes Jahr, als eine unverschämt mitreißende Indierock-Welle über England entlang rollte, und im gefühlten Wochentakt spannende und elektrisierende Debüts junger Indierock-Bands hervor spülte. Ähnlich wie mich dieses Album schon zu Beginn diesen Jahres begeisterte, begeisterte mich Anfang 2005 das einstige Debüt von Bloc Party - und in beiden Fällen hat diese Begeisterung auch angedauert. Doch das sollte angesichts dieses schwindelerregend guten und zeitlosen Debüts kein großes Wunder sein. Wie die Band hier scheinbar vollkommen zügellos und voller jugendlichem Sturm und Drang Elemente aus Indierock, Post-Punk oder Punk mit hervorragenden Melodien verbindet, immer mal wieder Hinweise auf alte Helden wie The Fall, Joy Division oder die Sex Pistols durchschimmern lässt, und dabei stets spannend, frisch, authentisch und zugleich zeitlos klingt, kann einen auch zum Ende des Jahres noch mächtig staunen lassen. Noch immer reißen mich diese rumpelnden, treibenden und melodischen Stücke von "Song of Praise" mit, wie am allerersten Tag: wie der düster treibende Opener "Dust on Trial" (♪♫♪), der fabelhafte Post-Punk-Ohrwurm "Concrete" (♪♫♪), das zeitlose und melancholische, aber dennoch melodisch mitreißende "One Rizla" (♪♫♪), das nahezu gemächliche und relaxte, aber in seinen Refrains geradezu hymnische "The Lick", der leicht dunkel einfärbte und dynamische Indierock-Song "Tasteless", oder das deutlich atmosphärischere und getragenere, sich über 7 Minuten erstreckende "Angle". "Songs of Praise" ist ein solch schwindelerregend gutes, authentisches, mitreißendes und leidenschaftliches Album, das man es sich problemlos als einen künftigen Klassiker des Indierock und Post-Punk unserer Zeit vorstellen kann. Und zudem ist ein enorm starkes Debüt, das einen mehr als neugierig auf die weitere Zukunft der jungen Band macht.




6. JORJA SMITH - "LOST & FOUND"

Eines der spannendsten und zugleich unaufgeregtesten Debüts des Jahres 2018 kam von der gerade einmal 21 Jahre jungen Britin Jorja Smith (die dem einen oder anderen vielleicht auch durch ihren diesjährigen Beitrag "I Am" zum Soundtrack von "Black Panther" bekannt sein könnte) mit ihrem famosen Erstlingswerk "Lost & Found". Denn hier lieferte sie eine fantastische Mischung aus Stilen wie R&B, Soul, HipHop und TripHop, die aber nicht vor allem im Stil typischer amerikanischer Vorbilder funktioniert. Hier gibt es keine Gast-Raps, keine ausschweifende Verwendung von Samples, und auch keine beat-lastigen Club-Hymnen und offenkundigen Charthits. Jorja Smith folgt auf "Lost & Found" einem anderen Grundkonzept, das sich vor allem an Vorbildern wie Amy Winehouse, Adele oder der frühen Alicia Keys orientiert. Diese Bezüge ziehen sich durch das gesamte Album, die Jorja aber wunderbar zu ihrem ganz eigenen Stil zu kombinieren versteht: siehe u.a. den verträumt souligen und auf relaxt oldschooligen HipHop-Beats fußenden Opener und Titelsong "Lost & Found", das minimalistisch sonnenscheinige und entspannt tänzelnde "Where Did I Go?", das wunderbare und eher nachdenklich bis atmosphärisch veranlagte "Teenage Fantasy" (♪♫♪), das nahezu hymnische und zeitlos schöne "On Your Own" (♪♫♪), oder das sanft 80s-infizierte und wunderbare "Blue Lights" (♪♫♪). Und darüber hinaus etwa noch das wie eine luftig lockere Kombination aus Amy Winehouse und The Streets anmutende "Lifeboats (Freestyle)", das zauberhaft auf Piano, Streichern und soften, aber schicken Beats schwebende "The One", oder solche emotionalen Stücke wie das streckenweise beinahe epische "Tomorrow" oder die tränenziehende Pianoballade "Don't Watch Me Cry", die einen Hauch von Adele mit sich bringt. Und so wurde zu guter Letzt aus "Lost & Found" ein wunderbares, authentisches, sinnliches und zeitloses Album, das ein massives Fundament für eine hoffentlich noch lange und fruchtbare Karriere der jungen Dame darstellt wird. Und selbstverständlich eines meiner persönlichen musikalischen Highlights des Jahres.




5. SOPHIE - "OIL OF EVERY PEARL'S UN-INSIDES"

Die 31jährige Schottin Sophie Xeon alias Sophie ist musikalisch auch schon seit fast 10 Jahren aktiv, obwohl sie erst in diesem Jahr mit "Oil of Every Pearl's Un-Insides" ihr Debütalbum vorlegte. Die Dame ist allerdings auch nicht vordergründig Sängerin - sondern viel eher Produzentin, Songwriterin und DJane, die über die Jahre diverse Singles, Remixes und eine Compilation veröffentlichte, und sich auch als Produzentin für Madonna ("Bitch, I'm Madonna"), Charlie XCX oder Cashmere Cat verdingte.  Als Sängerin trat sie auch erstmals auf diesem Album in Erscheinung - obwohl sie auch hier überwiegend auf die kanadische Gastsängerin Caila Thompson-Hannant alias Cecile Believe zurück greift. Doch der Gesang ist hier auch bei weitem nicht das interessanteste - auch wenn dieser mit seinen verschiedenen Klangfarben und Stimmungen, sowie seinen diversen Bearbeitungen mit Filtern und Effekten auch durchweg spannend bleibt. Was auf den 9 Songs von "Oil of Every Pearl's Un-Insides" soundtechnisch so alles passiert, haut einem noch bedeutend eher den Schalter raus. Denn wie Sophie hier mit einer unermüdlichen Experimentierfreude und unerschöpflichem Einfallsreichtum unterschiedlichste Stile zusammen rührt, ist nahezu atemberaubend. So vermengt sie auf abenteuerliche, mal geradezu harmonische und dann wieder radikale und verstörende Weise Elektro-, Dance-, Experimental- und Avant-Pop, entwickelt dabei aber eine oft so popige Eingängigkeit, wie man es in dieser Kombination kaum für möglich gehalten hätte. So startet Album gleich mit der wunderbaren und hervorragend produzierten Ballade "It's Okay To Cry" (♪♫♪), die sich gen Ende in ein unerwartet hymnisches Finale steigert (und ihren ersten Song überhaupt darstellte, der ihren eigenen Gesang enthielt). So harmonisch bleibt es allerdings nicht, folgt doch mit "Ponyboy" (♪♫♪) gleich darauf eine von schranzig stampenfenden Beats und acid-artigen Elementen angetriebene Elektro-Pop-Nummer, in die Sophie wie selbstverständlich eingängige Synthesizer und mitreißend popige Vocals einstreut. Und so spannend und unvorhersehbar gestaltet sich auch der Rest des Albums. So kommt "Faceshopping" zuerst ziemlich hart und auf metallisch asymmetrischen Beats und Effekten daher, um im letzten Drittel kurzzeitig zu einer von schwebenden und glitzernden Synthesizern  untermalten Pop-Perle zusammenzubrechen. "Is It Cold In The Water"?" schwebt mit wunderbaren Vocals auf wirbelnden Synthesizern daher,  "Not Okay" setzt sich aus Störgeräuschen, zerhackstückten Früh-90er-Techno-Anleihen und hoch gepitchten Gesangsfetzen zusammen, und "Immaterial" (♪♫♪) erweist sich sogar als ungemein catchy Dance-Pop-Ohrwurm mit kreativem Anspruch. Und das sind nur ein paar Auszüge aus diesem fantastischen Album, das seiner Zeit vermutlich um Jahre voraus. ist Denn mit ein wenig Glück, könnte dies der Pop der Zukunft sein.




4. ARCTIC MONKEYS - "TRANQUILITY BASE HOTEL + CASINO"   

Mit ihrem diesjährigen und insgesamt 6. Studioalbum haben die Arctic Monkeys doch für eine ziemliche Überraschung gesorgt, betrachtet man die musikalische Weiterentwicklung ihres jüngsten Werks. Die Band hatte sich seit ihrem 2006er Debüt "Whatever People Say I Am, That's What I'm Not", allerdings natürlich immer merkbar weiterentwickelt. Von Indierock, über 60s-Referenzen und bis hin zu Psych-, Surf- und Hard-Rock, war eine Menge bei den Arctic Monkeys drin. Aber fast egal in welcher genauen stilistischen Ausprägung: die Band war über all die Jahre mehrheitlich vor allem für ihren treibend gitarrenlastigen Gesamtsound bekannt. Auf "Tranquility Base Hotel + Casino" gingen die vier Briten hingegen ganz andere Wege  - die sich als zuerst durchaus steinig, aber letztendlich als äußerst fruchtbar erweisen sollten. Nach dem großen internationalen Erfolg des Vorgängers "AM" (2013), der sie mit mehr als 5 Mio. verkauften Exemplaren auf ein ganz neues Level ihres internationalen Erfolgs katapultierte, das als ihr Durchbruchs-Album in Amerika gilt, und auch von Kritikern in höchsten Tönen gelobt wurde, verfiel ihr Sänger und kreativer Kopf Alex Turner einer Schreibblockade, und sah sich nicht fähig, eine Richtung für das kommende Album zu finden. Doch nachdem er den italienischen Film "8 1/2" (1963) von Frederico Fellini gesehen hatte, fühlte er sich durch die dortige Darstellung von Schreibblockaden, Kindheitserinnerungen und Science-Fiction derart inspiriert, das er sich ans heimische Piano setzte und anfing Songs zu komponieren. Und  aus all dem entstand mit "Tranquility Base Hotel + Casino" eine Art Science-Fiction-Konzeptalbum, das sich um ein Luxushotel auf der Tranquility Base dreht, dem Landeplatz der Mondlandung im Jahr 1969. Aber vor allem entstand daraus ein musikalisches Meisterwerk, das sich an Stilen und Einflüssen wie Glam, Psychedelia, oder Space-, Lounge- und Barock-Pop bedient, und dem schon häufig deutliche Einflüsse von Vorbildern wie David Bowie oder Serge Gainsbourg nachgesagt wurden. Diese und andere Referenzen wie u.a. an Leonard Cohen, Nick Cave, Jarvis Cocker oder Father John Misty ziehen sich durch das ganze Album. Angefangen beim wunderbar "loungigen" Pop des Openers "Star Treatment", oder dem wunderbar 60s-infizierten "One Point Perspective", führt das Album des weiteren über das leicht dramatisch gefärbte (und durchaus an Alex Turner's zweite Band The Last Shadow Puppets gemahnende) "American Sports", den schlicht und ergreifend fantastischen Titelsong "Tranquility Base Hotel & Casino" (♪♫♪), oder die ein wenig an David Bowie erinnernde Glam-Perle "Four Out of Five" (♪♫♪). Und all das mündet schlussendlich in der zweiten Albumhälfte in so wunderbaren Stücken wie dem 60s-orientieren und psychedelischen "The World's First Monster Truck Front Flip", dem leicht creepy veranlagten "Science Fiction" (♪♫♪), oder dem zwischen relaxten und psych-rockigen Passagen schwankenden "She Looks Like Fun". Und aller Veränderung und Weiterentwicklung zum Trotz, klingt das alles am Ende dennoch irgendwie typisch nach den Arctic Monkeys - was zu einem nicht unerheblichen Teil dem Umstand des unverkennbar wunderbaren Gesangs von Alex Turner geschuldet ist.  Wenngleich selbiger auf vielen Songs auch die Arbeit an u.a. Piano, Gitarre, Orgel, Baritongitarre, Dolceola oder Drums übernahm, lieferte auch der Rest der Band hier eine hervorragende Leistung ab, die letzten Endes in einem wahrhaften Meisterwerk mündet, das zumindest meiner bescheidenen Meinung nach selbst seinen renommierten Vorgänger weit in den Schatten stellt.   





3. MARIAH CAREY - "CAUTION"

Mariah Carey ist eine lebende Legende. Sie ist eine der größten Stimmen unserer Zeit, war einst die erfolgreichste Musikerin der 90er Jahre, und hat nach den Beatles die meisten No.1-Hits in der Geschichte der US-Charts vorzuweisen. Die 48-jährige Sängerin hat in ihrer nun schon fast 30 Jahre währenden Karriere so einige Erfolge erlebt. Doch selbst wenn sie harte Zeiten und derbe Rückschläge erlebte, rappelte sie sich immer wieder auf und konnte schlussendlich oft dennoch triumphieren. Und auch die Zeit sollte ihr immer wieder recht geben. Nicht nur das gegen Ende diesen Jahres ihr vor 17 Jahren geflopptes Album "Glitter" den 1. Platz der US-iTunes-Charts erreichen konnte. Ihr neues Album "Caution" sollte zudem als erstes seit dem 1999er "Rainbow" wieder auf ihrem alten Label Sony erscheinen, von dem sie sich einst im Streit getrennte hatte. Und das dies dann auch noch ihr bestes Album seit über 10 Jahren werden sollte, macht diese Gleichung im Grunde perfekt. Zwar konnte sie auch in den vergangenen Jahren immer wieder ordentliche kreative Leistungen abrufen, aber dennoch: ihre letzten Platten mögen keineswegs schlecht gewesen sein, und hatten alle ihre eigenen strahlenden Momente. Doch der gewisse Funke, der sie zu wirklich einprägsamen Werken gemacht hätte, wollte trotz aller Qualitäten nicht so recht überspringen. Doch mit "Caution" hat Mariah Carey dieses Jahr ein im Vergleich gar Funken sprühendes kleines Meisterwerk abgeliefert. Dabei beinhaltet "Caution" keine auf Anhieb herausstechenden Welthits, keine energiegeladenen Uptempo-Nummern und auch keine großen und schmachtenden Power-Balladen. Und zudem fällt es mit nur 10 Songs auf einer Spieldauer von etwa 38 Minuten so kurz aus, wie noch kein Album der Dame zuvor. Doch gerade das kommt dem Album ganz besonders zugute! So ist "Caution" von einer durchgehend smoothen, warmen und homogenen Atmosphäre geprägt, wodurch es ein sehr starkes Album-Gefühl vermittelt, sich dabei aber in seinem Umfang auf das Wesentliche konzentriert. Das Album bietet lieber 10 starke Nummern, die sich zu einem fast perfekten R&B/Pop-Album zusammen fügen, als am Ende dann noch mit ein paar zusätzlichen Füllern den Gesamteindruck zu schmälern - und auch die Aufmerksamkeitsspanne des Hörers auszureizen. Zudem schaffte sie hier das Kunststück, in puncto Stil, Tempo und Stimmung ein sehr in sich geschlossen wirkendes Album zu kreieren, das in seinen Details aber dennoch spannender, vielseitiger und facettenreicher anmutet, als es manche ihrer letzten Platten taten. Entgegen ihrer häufigen Angewohnheit, mit einem oder nur vergleichsweise wenigen Produzenten an einem Album zu arbeiten, ist auf "Caution" jeder Song mit einem anderen Produzenten entstanden. Doch wo bei vielen anderen Platten zu viele Köche am Ende den Brei verderben, war es im Fall von "Caution" eine goldrichtige Taktik. Denn trotz allem klingt ihr neues Album wie aus einem Guss, ohne dabei aber dem Gleichklang zu verfallen. 



Gleich zu Beginn kreierte sie mit Nineteen85 (Drake, Travis Scott)  auf dem Opener "GTFO" (♪♫♪) geschmeidig verträumte R&B-Klänge mit einem soften, aber nahezu hypnotischen Rhythmus, auf der wunderbaren und warmen Midtempo-Ballade und Leadsingle "With You" arbeitete sie mit DJ Mustard (Tinashe, Rihanna) zusammen, und beim sinnlich melodischen und rhythmischen Titeltrack "Caution" saß No I.D. (Jay-Z, Kanye West) hinter den Reglern. An der sanften, aber dennoch einnehmenden R&B-Pop-Hymne "The Distance" (♪♫♪) war in der Tat Skrillex als Co-Produzent beteiligt (auch wenn man es nicht heraus hört), mit "Giving Me Life" (♪♫♪) schuf sie gemeinsam mit dem großartigen Dev Hynes alias Blood Orange ein gar atemberaubendes und zeitlos schönes R&B-Soul-Pop-Meisterstück, beim zugleich verträumten und leidenschaftlichen "8th Grade" stand ihr wiederum Timbaland zur Seite, und die emotionale Pianoballade "Portrait" - die auch den Abschluss den Albums bildet - entstand mit dem weitestgehend unbekannten Produzenten Daniel Moore II. Der einzige Wermutstropfen des Albums ist hingegen die Tatsache, dass das wunderbare "Runway", welches mit den Produzenten Skrillex und Lido entstand, nur der japanischen Version und der iTunes-Store-Version des Albums als Bonus-Track vorbehalten bleibt - hätte sie dieses weitere Highlight doch gut und gerne auch der Standard-Version als regulären Albumtrack angedeihen lassen können. Aber sich bei einem dennoch überaus starken Album über so etwas zu beschweren, wäre nur jammern auf verdammt hohem Niveau.
Denn es ist selbst für mich, der Mariah  Carey auch durch alle Tiefs hinweg stets die Treue gehalten hat, ein wenig erstaunlich, was sie hier mit ihrem mittlerweile 15. Studioalbum geschaffen hat. So fokussiert, so stimmig und relevant, und dabei gleichzeitig so unverkrampft und völlig losgelöst wie auf "Caution", hat man Mariah Carey auf Albumlänge schon seit "Butterfly" (1997) oder "The Emancipation of Mimi" (2005) nicht mehr erleben dürfen. Und ein so strahlendes Comeback hat einen hohen Platz in meiner Jahresbestenliste 2018 auch mehr als verdient. 





2. JANELLE MONÁE - "DIRTY COMPUTER"

Es passiert einem in der Regel (leider) viel zu selten, dass einem eine Platte begegnet, die einen mental schon beim ersten Hörgenuss geradewegs so unter die Decke klatscht, dass gar man nicht mehr weiß, ob man nun am liebsten vor Freude jubeln, schmachtend durchs Wohnzimmer tanzen oder einfach nur von Ehrfurcht erfüllt vor den Boxen hocken will. Und noch seltener passiert es, dass dieser tiefe Einruck auch andauert. Doch der 32jährigen amerikanischen Musikerin (sowie Songwriterin, Produzentin, Schauspielerin und Model) Janelle Monáe ist mit ihrem diesjährigen und insgesamt dritten Studioalbum "Dirty Computer" eben solch ein Album gelungen. Nicht das dies eine allzu große Überraschung gewesen wäre. Nachdem die Dame Anfang des Jahrzehnts im Zuge der Alternative-R&B-Welle mit anderen illustren Kollegen wie Frank Ocean, FKA twigs oder The Weeknd bekannt wurde, konnte sie schon mit ihren ersten beiden Alben "The ArchAndroid" (2010) und "The Electric Lady" (2013) (die zusammen mit ihrer 2007er Debüt-EP "Metropolis: Suite I (The Chase)" ein großes Konzeptwerk bildete) eine außerordentlich gute Figur machen. Nachdem seit ihrer letzten Platte nun immerhin auch schon etwa ein halbes Jahrzehnt ins Land gezogen ist (eine Zeit, in der sich Monáe u.a. ihrer Schauspielkarriere widmete), meldet sie sich mit "Dirty Computer" im Frühling diesen Jahres mit einem wahrhaft herausragenden neuen Album zurück, das sowohl von seinem Sound, als auch von seinem Inhalt überzeugte. Oder gar eher begeisterte! Als Erklärung für die Bedeutung von "Dirty Computer", verglich die Sängerin uns mit Computerprozessoren, da unsere Gehirne stetig Informationen hoch- und runterladen, und hin und her übermitteln. Und wie bei jedem Computer, hat man es auch bei uns immer wieder mit Bugs und Viren zu tun - aber müssen diese deshalb immer gleich negativ sein? Weiter führte die Sängerin aus: "I think it's conversation I want to have with us as a society, as human beings, about what it means to tell somebody that their existence, either they're queer, minorities, women, poor, makes you have bugs and viruses. It's about embracing those things, even if it makes others uncomfortable." 
Und diese  Beschreibung spiegelt sich auch gleich im einführenden Titeltrack "Dirty Computer" wider: "Dirty computer, walk in line / If you look closer you'll recognize / I'm not that special, I'm broke inside / Crashing slowly, the bugs are in me", singt sie gleich zum Einstieg, während sie von niemand geringerem als Beach Boys-Kopf Brian Wilson höchstpersönlich mit herrlich schwerelosen Harmoniegesängen begleitet wird. Ein wunderbar relaxter Prolog, der in ein Album einführt, das dann vor Hits und Ohrwürmern nur so explodiert. Da kann man auch gleich wunderbar bei der Leadsingle "Make Me Feel" einhaken - diesem fantastischen Funk-Pop-Hit, dessen grundlegenden Sound sie gemeinsam mit Prince ausarbeitete, was man diesem Killer von einem Song aber auch  deutlich anhören kann. 



Und auch das komplette Album konnte mit Leichtigkeit das Versprechen einlösen, das Janelle mit der ersten Single abgegeben hatte. Kein Song und keine Note auf "Dirty Computer" sollte sich als zu viel oder überflüssig herausstellen - stattdessen erwischt man nur musikalische Perlen, wohin man auf diesem Album auch greift. So wie das großartig produzierte, zugleich relaxte und catchy "Crazy, Classic, Life", auf dem sie zu einer unwiderstehlichen Melodie, schillernden Synthesizern und einer verdammt coolen Rap-Einlage eine Hymne auf das Leben singt. Oder auch das funky mitreißende und feministisch geprägte "Take a Byte", das melodisch synth-popige und sich leicht rockiger Elemente bedienende "Pynk" (♪♫♪),  die warme und sinnliche R&B-Pop-Perle "I Like That", mit der sie auch die Gerüchte um ihre sexuelle Orientierung aufgriff (die sie aber selbst beendete, nachdem sie sich im Frühjahr diesen Jahres als pansexuell outete), oder das deutlich emotionalere "I'm Afraid" (♪♫♪), das sehr minimalistisch beginnt und sich zu einem fulminanten Höhepunkt steigert, wenn Janelle mit ihrer Stimme über sich selbst hinaus wächst. Und eine musikalisch wie auch lyrisch ganz besonders gelungene Hymne, hatte sich Miss Monáe ganz bis zum Ende des Albums aufgehoben: das grandiose "Americans" (♪♫♪), welches mit einer Art epischen Chor beginnt, dann zu einer Spoken-Word-Passgae überleitet (die mich persönlich sehr an die Madonna der frühen 90er erinnert) , um sich dann endgültig zu einem ungemein catchy Ohrwurm mit flottem 80's-Groove einzuspielen. Inhaltlich stellt es dabei so etwas wie eine sarkastische Ode an die rassistischen, diskriminierenden und patriotischen Traditionen der USA dar: "I like my woman in the kitchen / I teach my children superstition / I keep my two guns on my blue nightstand / A pretty young thing, she can wash my clothes / But she'll never wear my pants", heißt es da etwa, während sie im Refrain noch eine Schippe drauflegt: "I pledge allegiance to the flag / Learned the words from my mom and dad / Cross my heart and I hope to die / With a big old piece of American Pie / Love me baby, love me for who I am / Fallen angels singing 'Clap your hands' / Don't try to take my country, I will defend my land / I'm not crazy, baby, naw, I'm American." 
All das macht "Dirty Computer" zu einem wahrhaft herausragenden Album, das für mich nicht nur eines der besten Platten seines Jahrgangs darstellt, sondern auch das bisher stärkste Album der Künstlerin.




1. BTS - "LOVE YOURSELF: 轉 TEAR" & 
LOVE YOURSELF: 結 ANSWER"
(Cover-Artworks der physischen Versionen)

Nun wird es - wie ja bereits angekündigt - an der Spitze meiner diesjährigen Jahresbestenliste ein wenig unkonventioneller. Denn in diesem Jahr gibt es hier eine Doppelspitze! Denn da mich die beiden diesjährigen Platten der südkoreanischen Band BTS gleichermaßen zu begeistern vermochten, und sie zudem auch innerhalb eines großen Gesamtkonzeptwerks in direkter Verbindung zueinander stehen, habe ich sie eben gemeinsam auf den 1. Platz dieser Liste gesetzt. Und das hat es in den fast 10 Jahren, in denen ich diesen Blog führe, in der Tat noch nie gegeben! 

So manch einer könnte sich nun vermutlich fragen, wie es mit BTS ausgerechnet eine Boygroup und K-Pop-Band geschafft hat, auf dem 1. Platz einer meiner Jahrbestenlisten zu landen - und dann auch noch für eine solche Premiere zu sorgen. Denn man hört durchaus gerne von Menschen, die BTS nicht oder kaum kennen, immer wieder das Vorurteil, dass die sieben jungen Männer doch bestimmt eh nur von Label und Produzenten fremdgesteuerte Marionetten seien. Drum will ich, bevor ich zu ihren beiden diesjährigen Alben komme, ein wenig zur Band selbst sagen - für all jene, die noch nichts oder nur wenig über sie wissen.

Wenngleich man sie streng genommen zwar als solche betrachten kann, sollte man im Kontext von BTS solche negativ behafteten Labels wie "Boygroup" oder "K-Pop-Band" dennoch lieber aus seinem Vokabular streichen. Denn bevor man die Band, die sich aus den Sängern Jin (26), Jimin (23), V (22) und Jungkook (21), sowie den Rappern RM (24), Suga (25) und J-Hope (24) zusammen setzt, einfach als "koreanische Backstreet Boys" abtut, sollte man doch etwas genauer hinschauen - drum in aller möglicher Kürze hier ein paar Details zu der Band, die vielleicht auch bei der Einordnung ihrer Musik hilfreich sein könnten. So stammen BTS entgegen der meisten großen Boy- und K-Pop-Bands von keiner großen Plattenfirma, sondern von einem kleinen Label, das in den Anfangstagen der Band selbst noch unbekannt war. Da somit einst noch kaum Budget existierte, hat die Band u.a. einst ihre eigenen Konzerte auf der Straße promotet, und sich zeitweilig gar zu siebt ein Zimmer geteilt. Als weiterer deutlicher Unterschied zu den meisten anderen Bands ihrer Art, waren die Mitglieder von BTS seit ihren allerersten Veröffentlichungen mit am kreativen Prozess ihrer Musik beteiligt, und sind bei fast allen ihrer Songs als Songwriter/Produzenten involviert. Zudem ballt sich innerhalb der Band ein derartiges Talent, dass alle anderen Boybands die ich jemals erlebte, dagegen wie blutige Amateure wirken. So können die jungen Männer von BTS mindestens ebenso gut singen, wie sie auch rappen und tanzen können, sind musikalisch extrem vielseitig und wandlungsfreudig, und widmen sich in ihren Songs auch Inhalten mit Sinn und Verstand. Nicht nur das sie in vielen ihrer Stücke auch ernste Dinge wie Mobbing, Depressionen, oder sozial- und politkritische Themen ansprechen - sie neigen zudem auch zu Konzeptwerken! Wie etwa ihre zweite Platte "Wings" / "You Never Walk Alone", welches ein Konzeptalbum, darstellt, das stark von dem deutschen Literaturklassiker "Demian" von Hermann Hesse inspiriert ist. Von ihrer mehrteiligen "Love Yourself"-Serie, zu der ich gleich kommen werde, mal ganz zu schweigen...

In Asien erspielte sich die Band schon vor einigen Jahren einen wahren Superstar-Status: so haben sie bereits Millionen Platten verkauft, besitzen mit ihrer "ARMY" die (wie immer wieder in den Medien betont wird) weltweit größte und am meisten vernetzte Fangemeinde, sind kürzlich das dritte Jahr in Folge bei den wichtigen asiatischen "Mnet Asian Music Awards (MAMA)" als "Artist of the Year" ausgezeichnet worden (was es vorher noch nie gegeben hat), und zudem vor einigen Wochen auch mit dem südkoreanischen Orden für herausragende künstlerische und kulturelle Verdienste, der vom Präsidenten Südkoreas vergeben wird, und mit BTS erst zum zweiten mal an Pop-Musiker verliehen wurde. Spätestens in diesem Jahr folgte dann auch ihr endgültiger Durchbruch in unserem westlichen Kulturkreis. So waren meine beiden hier nun folgenden Platten des Jahres weltweit enorm erfolgreich, und belegten beide in den USA den 1. Platz der Albumcharts, während die Band es ferner u.a. auch auf das begehrte Cover des Time-Magazine schaffte (welches BTS als "Next Generation Leaders" betitelte), und sogar eine lange Rede vor der UN in New York hielt! Drum denke ich, sollten sich BTS mittlerweile wohl längst von solchen Kategorien wie "Boyband", oder auch von diversen Vorurteilen, nur eine Gruppe von fremdgesteuerten Marionetten zu sein, emanzipiert haben. 
Doch nach dieser kleinen Einleitung komme ich nun auch endlich näher zu ihren beiden diesjährigen Platten, und somit folglich auch zu meinen persönlichen Platten des Jahres...


"LOVE YOURSELF :轉 TEAR"
(Cover-Artwork der digitalen Version)

Und auch rein musikalisch betrachtet bewegten sich BTS im Jahr 2018 auf einem so verdammt hohen Pop-Niveau, dass sie für mich damit sämtliche ihrer westlichen Konkurrenten locker in die Tasche stecken konnten. Denn wo bei Pop-Musikern schon einzelne Konzept-Alben nur sehr rar gesät sind (von Boybands ganz zu schweigen), haben BTS mit ihrer "Love Yourself"-Serie binnen einen Jahres gar ein mehrteiliges Konzeptwerk auf die Beine gestellt,  das zusammen eine sogenannte "起承轉結/Kishōtenketsu"-Erzählung bildet: eine erzählerische Struktur aus der chinesischen, japanischen und koreanischen Kultur, die sich aus vier gedanklichen Abschnitten zusammen setzt: der Einleitung, der Weiterentwicklung, der überraschenden Wende, und dem Abschluss, der alle Elemente zusammenführt. In diesem Fall befassen sie sich dabei mit den verschiedensten Formen und Stadien der Liebe - wozu auch die Liebe zu sich selbst zählt, wie der Titel schon vorweg nimmt! Doch erst einmal von Anfang an. Denn selbigen machten bereits der Kurzfilm "Love Yourself: 起Wonder", in dem es um den Beginn einer jungen Liebe geht, sowie die EP "Love Yourself:承Her", die von den unterschiedlichen Erfahrungen in der Liebe kündet, und die innerhalb der Kishōtenketsu-Erzählung die Einführung und Weiterentwicklung des Konzept darstellen (wenngleich sie in umgekehrter Reihenfolge veröffentlicht wurden, und die gesamte "LY"-Serie zudem noch einmal durch die "Highlight Reel"-Kurzfilme eingeleitet wurde). Ihr in diesem Frühjahr erschienenes und insgesamt drittes Studioalbum "Love Yourself:轉Tear" verkörperte als dritter Teil hingegen die Wende oder das überraschende Element in der Erzählung - und beleuchtet gegenüber seinen Vorgängern vor allem die dunklen und traurigen Seiten der Liebe. 



Musikalisch setzten sie das enorm vielfältig um, und bedienten sich in äußerst kreativer und mitreißender Weise verschiedenster emotionaler Stimmungen, sowie internationaler musikalischer Einflüsse. So beginnt das Album durch den Opener "Intro: Singularity" mit emotionalem und samtigem Neo-Soul, in dem Bandmitglied V eine Winterlandschaft mit einem zugefrorenen See als Umschreibung für ein angespanntes Verhältnis in einer Beziehung nutzt. Gleich darauf geht es dann mit dem großartigen und eher düster gefärbten, von R&B-, Pop-, Emo-Rap-, und Rock-Elementen geprägten Hit "Fake Love" weiter, der von einer falschen oder trügerischen Liebe handelt, in der man sein eigenes Ich verleugnet. Dem folgt dann mit "전하지 못한 진심" ("The Truth Untold") (♪♫♪) sogleich eine wunderschöne und traurige Ballade, die von den Ängsten, der Einsamkeit und den inneren Kämpfen kündet, wenn man sein wahres Selbst hinter einer Maske verbirgt. (Und an die ich schon mehr als nur eine Träne verloren habe.^^) 
Das von relaxt melodischen und analogen R&B-Klängen geprägte "134340" (♪♫♪) nutzt dann nicht nur die offizielle Kleinplanetennummer als Titel, die der Pluto seit seiner Degradierung zum Zwergplaneten trägt - die Band nutzt den ehemals 9. Planeten unseres Sonnensystems auch symbolisch: so spricht der Song aus der Perspektive des Pluto, nachdem dieser vor einigen Jahren (durch eine offiziell neue Definition von Planeten) aus unserem Sonnensystem "geworfen" wurde - was sie als Metapher für die Rolle des Verlassenen in einer zerbrochenen Beziehung nutzen. Und der Titelsong "Outro: Tear" (♪♫♪) erweist sich als fantastische und melancholisch-düstere HipHop-Hymne, die sich inhaltlich mit einer gescheiterten Beziehung, und insbesondere mit der Feststellung befasst, dass wir in der Liebe zwar gerne von einem "für immer" sprechen, aber das letztendlich alles was einen Anfang hat, auch ein Ende besitzt. 
Aber die Band findet mitunter durchaus auch noch optimistischere Worte und Töne. So wie im melodisch warmen Dance-Pop-Ohrwurm "Magic Shop" (♪♫♪), dessen tröstliche Lyrics von einem sicheren Zufluchtsort erzählen, den man im eigenen Herzen finden kann. Oder im hervorragenden und stimmungsvollen "Airplane Pt.2" (♪♫♪), welches wahrscheinlich der erste Latin-Pop-Song der letzten Jahre ist, der mich überzeugen konnte. Und natürlich auch im energiegeladenen und unverschämt catchy (Euro-) Dance-Kracher "So What" (♪♫♪), der im Kern aussagt, dass man auch in schweren Zeiten und Momenten durchhalten soll und nicht aufgeben darf.



Durch seine hohe musikalische Qualität und auch durch die wunderbare Fortführung des großen Gesamtkonzepts, ist "Love Yourself:轉Tear" nicht nur eine geradezu unwiderstehliche Pop-Platte, sowie das bisher stärkste reguläre Studioalbum von BTS. Es stellt meiner Ansicht nach auch einen der besten Pop-Momente des Jahrgangs 2018 dar, der dazu auch in kommerzieller Hinsicht ein sehr großer Erfolg war. So hatte sich das Album schon bis zum Sommer deutlich mehr als 2 Mio. mal verkauft, und konnte sogar den 1. Platz der US-Charts erreichen, was zuvor noch keiner koreanischen Band gelang (sowie auch keinem anderen nicht englischsprachigen Album der letzten 12 Jahre), und ihnen sogar einen Glückwunsch des südkoreanischen Präsidenten Moon Jae-in einbrachte. Ferner wurde "Love Yourself:轉Tear" etwa bei den wichtigen koreanischen bzw. südostasiatiaschen "Melon Music Awards" (MMA) und "Mnet Asian Music Awards" (MAMA) als "Album des Jahres" ausgezeichnet, und zudem wegen seines physischen Designs gerade erst für einen Grammy nominiert. Doch das sollte noch längst nicht alles gewesen sein, denn mit ihrem vierten Teil sollte nur wenige Monate später noch der krönende Abschluss der "Love Yourself"-Serie folgen...:


"LOVE YOURSELF :結 ANSWER"
(Cover-Artwork der digitalen Version)


Mit "Love Yourself: 結Answer" sollten BTS im Spätsommer diesen Jahres den vierten und letzten Teil ihrer "Love Yourself" - Serie vorlegen, welche (musikalisch betrachtet) ziemlich genau ein Jahr zuvor ihren Anfang genommen hatte. Innerhalb der sich in der Serie verbergenden "起承轉結 / Kishōtenketsu"-Erzählung (welche ich zuvor bei "Love Yourself:轉Tear" ja bereits näher erläutert habe), stellt es dessen finalen Teil dar, der ihren Abschluss verkörpert und all ihre bisherigen Elemente zusammen führt. Und vor diesem Hintergrund macht auch der Aufbau dieser Compilation absolut Sinn, den man sonst aus unserer westlichen Sicht leicht als einen rein kommerziellen Schachzug missverstehen könnte. Denn treu dem Aufbau dieser Erzählweise, laufen hier über insgesamt 25 Songs hinweg alle Fäden ihres Konzeptwerks zusammen. Vor allem die erste der beiden CDs bildet dabei das Kernstück der Compilation, welche die gesamte Reihe auf 16 Stücke verdichtet: mittels einer Mischung aus den besten und wichtigsten Stücken der bisherigen Serie, sowie einer Reihe neuer Songs, welche die Erzählung ergänzen und abschließen. Und auch wenn die älteren und neuen Stücke in der Tracklist auf den ersten Blick wie wild durcheinander gewürfelt erscheinen: hört man erstmal genauer hin, dann bemerkt man, dass die Tracklist inhaltlich demselben chronologischen Aufbau wie die Serie selbst folgt. Angefangen mit dem Beginn einer jungen Liebe, wie gleich zum Start mit neuen Songs, wie dem melodischen Future-Bass-Ohrwurm "Euphoria" (♪♫♪) (Solo von Jungkook und Thema von "Love Yourself:起Wonder"), welcher die euphorischen Gefühle eines frisch Verliebten umschreibt, oder die auf einem tanzbaren Groove reitende HipPop-Nummer "Trivia 起: Just Dance" (♪♫♪) (Solo von J-Hope), die den Beginn einer Liebe mit einem Tanz vergleicht. Das Konzept führt dann zu den verschiedenartigen und gemischten Gefühlen und Erfahrungen, die mit der Liebe einhergehen: so wie in dem mitreißend dance-popigen Hit "DNA" (♪♫♪) (aus der EP "Love Yourself:承Her"), welcher ein tanzbares Liebeslied mit wissenschaftlichen Referenzen darstellt, das von der fast schon naiven Sorglosigkeit einer frischen Liebe erzählt, oder auch im neuen Song "Trivia : Love" (♪♫♪) (Solo von RM), der zu einer relaxt jazzigen Atmosphäre über die Schlichtheit der Liebe erzählt.



Wie in der Chronologie der Serie, folgen dem dann die eher traurigen Aspekte und die Schattenseiten der Liebe, die vor allem von Songs ihres diesjährigen Studioalbums "Love Yourself:轉Tear" verkörpert werden. So wie von der grandiosen Neo-Soul-Perle "Singularity", dem großartigen und düster veranlagten Hit "Fake Love", dem emotionalen und traurig-schönen "전하지 못한 진심 (The Truth Untold)", oder der großartigen HipHop-Ballade "Tear".  In diese Reihe fügt sich aber auch der fabelhafte neue Song "Trivia : Seesaw" (♪♫♪) (Solo von Suga) als funky Rap-Pop-Ohrwurm ein, der von den Höhen und Tiefen, sowie dem unausweichlichen Ende einer Beziehung erzählt.
Und all das führt schlussendlich zur finalen Phase der "Love Yourself"-Serie und dem eigentlichen Kernthema dieser Compilation, in der sie in einer Reihe neuer Songs inhaltlich zu der Erkenntnis gelangen, dass man erst dann wirklich Liebe geben kann, wenn man gelernt hat sich selbst zu lieben. So repräsentiert die dramatisch-sentimentale und wunderbare Softrock-Ballade "Epiphany" (♪♫♪) (Solo von Jin) sowohl das Thema des Albums, als auch der gesamten Serie, indem es sich inhaltlich mit der persönlichen Offenbarung befasst, zu bedingungsloser Selbstliebe fähig zu sein. Sehr optimistisch geht es dann auf dem EDM-Ohrwurm "I'm Fine" (♪♫♪) zu, der ihren eigenen 2016er Hit "Save Me" sampelt, aber in seinem Titel und in seinen Lyrics dessen Gegenpol darstellt, indem es eine sehr lebensbejahende und selbstbewusste Message vertritt. Ähnlich auch die zum Welthit geschaffene Single "Idol" (♪♫♪), die einen derart catchy K-Pop-Kracher abgibt, dass man einfach nicht anders kann, als voller Überzeugung einzustimmen, wenn es im Refrain heißt: "You can't stop me loving myself.". Und als finaler Song der ersten CD, sowie auch der "Love Yourself"-Serie selbst, dient dann die wunderbare Pop-Hymne "Answer: Love Myself" (♪♫♪), die quasi den Titel des Albums umkehrt, und das in früheren Stücken beschriebene innere Ringen auflöst, indem es die Bedeutsamkeit dessen zum Ausdruck bringt, sich von ganzem Herzen selbst zu lieben - auch wenn es einem meist schwerer fällt, als jemand anderen zu lieben. 



Auch die zweite Disc der Compilation ist alles andere als zu verachten, wenngleich sich selbige hier offenbar außerhalb des Konzepts der ersten Disc abspielt, und somit als eine Art "Bonus" zu betrachten ist. Trotzdem bietet sie noch zahlreiche zusätzliche Highlights der "Love Yourself"-Serie (sowie auch einige Remixe), welche die Compilation noch einmal zusätzlich aufwerten: wie u.a. etwa der Elektro-HipPop-Ohrwurm "MIC Drop (sowohl im Original aus der EP "Her", als auch im populären Steve Aoki Remix, der hier erstmals auf einem Album der Band veröffentlicht wurde) (♪♫♪), die von den The Chainsmokers produzierte Future-Bass-Nummer "Best of Me" (♪♫♪), der wunderbare Dance-Pop-Song "Magic Shop", oder der herrlich melodische Ohrwurm "Anpanman" (♪♫♪). Und mit dieser hervorragenden Mischung gelang der Band eine ungemein spannende und in meinen Augen nahezu süchtig machende Compilation, die mit Material aus einer Zeitspanne von gerade mal einem Jahr mehr Hits und Ohrwürmer zu bieten hat, als es gar manch eine Best-of-Compilation vermag, die eine ganze Karriere umspannt. Mit "Love Yourself: 結Answer" - welches mit knapp 2 Mio. verkauften Exemplaren nach nur einer Woche auch seinen kommerziellen Erfolg nicht verfehlte - haben sie ein fabelhaftes Album geschaffen, das durch die wunderbare Beendigung und Zusammenfassung des großen Gesamtkonzepts soviel mehr ist, als nur eine einfache Compilation.