♪♫♪ ...music makes the people come together... ♪♫♪

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Dienstag, 19. Mai 2015

Besprochen: BRANDON FLOWERS - "THE DESIRED EFFECT"

Brandon Flowers' zweites Soloalbum "The Desired Effect" hat nahezu alles, was ein gutes Pop-Album haben muss. Und damit überzeugt er mehr, als er es je zuvor solo oder auch mit seinen Killers vermochte.

Man kann eine Band wie The Killers ja prinzipiell richtig gut finden, wenn man denn möchte - oder eben auch erschreckend mittelmäßig und enorm überbewertet. Denn trotz so mancher Hits und Ohrwürmer, hat es bei der Band zu einem wirklich essentiellen und vollends gelungenen Album bisher noch nicht gereicht. Und auch das 2010er Solodebüt "Flamingo" ihres Frontmannes Brandon Flowers konnte dem irgendwie so gar nichts hinzufügen. Von den 2 - 3 obligatorischen guten Nummern mal abgesehen, die bisher auch immer wenigstens auf den Alben seiner Band zu finden waren. Nachdem deren letztes gemeinsames Album nun auch schon 3 Jahre zurück liegt, wird nun aber nicht selbige reanimiert - es zieht Flowers erst einmal zurück zu seiner Solokarriere. Und auf seinem neuen Album "The Desired Effect" hat er dafür einen doch recht merkbaren Soundwandel vorgenommen - sowohl hinsichtlich der letzten Arbeit mit den Killers, als auch seines ersten Soloalbums. Denn statt dem von beiden zuletzt gewohnten Sound zwischen Indie- und Heartland-Rock, arbeitet sich Flowers hier überwiegend in den Gefilden von New Wave und Synthpop ab. Derartige Einflüsse waren vor allem durch das Mitwirken des Produzenten Stuart Price zwar auch auf den letzten beiden Platten seiner Killers zu spüren, auf seinem neuen Werk klingt er aber dennoch anders. So werden nun zum Glück nicht die kitschigen und süßlich-klebrigen Schmonzetten der "Day & Age"-Phase erneut herauf beschworen. Nein, hier hat Flowers tatsächlich ein so rundes und überzeugendes Album vorgelegt, wie ihm dies wohl bislang weder solo noch mit Band gelungen ist. Und diesen Eindruck vermittelte auch bereits die erste Single "Can't Deny My Love": als in New Wave und Synthpop verwurzelter Ohrwurm mit hohem Hitpotential.

   
Und auch auf Albumlänge hat er sich ausnahmsweise mal wirklich etwas einfallen lassen. Ob das nun eventuell an dem sehr fähigen Produzenten Ariel Rechtshaid (Madonna, Beyoncé & Solange Knowles, Vampire Weekend) liegen könnte, sei dahingestellt. Jedenfalls kann sich das Endprodukt verdammt nochmal sehen lassen - hat Flowers auf "The Desired Effect" doch noch ein paar mehr potentielle Hits versteckt. So kann man die zweite Single "Still Want You" (♪♫♪) anfangs vielleicht noch etwas nervtötend finden - aber hat einen der Song erst einmal gekickt, dann kann man sich bei seinem shiny-happy Refrain kaum noch auf dem Sofa halten: man will am liebsten die Beine hoch in die Luft werfen und zu diesem herrlichen Ohrfänger das heimische Wohnzimmer zum Dancefloor erklären. Ziemlich grandios ist auch "I Can Change", welches die bisher jüngste Single der Platte darstellt: beginnt der Song zuerst als leidenschaftliche Ballade, mutiert er alsbald zum famosen Synthpop-Kracher, der sich auf ein Sample des 80s-Klassikers "Smalltown Boy" von Bronski Beat stützt. Und Neil Tennant von den Pet Shop Boys gibt's in den Background Vocals noch oben drauf. "Lonely Town" (♪♫♪) - dritte Single des Albums - kann als famose und mitreißende New-Wave- und Synthpop-Hymne glänzen, in "Between Me And You" (♪♫♪) kann man sich unterdessen ganz ungeniert an einer wunderschönen Pop-Ballade ergötzen,  "Never Get You Right" (♪♫♪) demonstriert wie wunderbar warme und melodieverliebte 80s-Pop-Perlen auch heute noch klingen können und beim tollen  "Untangled Love" (♪♫♪) würde einen theoretisch auch ein Mitwirken von Jim Steinman nicht allzu sehr überraschen.



Eine winzige Schattenseite findet sich aber auch hier: und zwar bei dem 80s-Synth-Poprocker "Diggin' Up The Heart" (♪♫♪)! Denn so einen käsigen Schunkler mit fiesesten Synthie-Fanfaren, hätte selbst ein David Bowie mit Vollgas gegen die Wand gefahren. Aber das macht der Gesamtatmosphäre des Albums nur sehr wenig aus, ist dies doch der einzige wirklich schwache bis schwierige Moment, der sich auf der Platte weit und breit finden lässt. Mit seinem zweiten Soloalbum beweist Brandon Flowers viel eher, für welch schöne Überraschungen der Pop doch immer wieder gut sein kann. In diesem Fall für die vielleicht beste Platte an der Flowers bisher mitgewirkt hat. Zwar mag die hier eingeschlagene 80s-Schiene (sowohl allgemein, als auch speziell für ihn) weder neu noch originell sein - aber das ist nun einmal nicht nötig, damit Pop funktionieren kann. "The Desired Effect" hat dagegen nahezu alles, was ein gutes Pop-Album haben muss: Melodien, Seele und Hits! 




Freitag, 15. Mai 2015

Besprochen: BLUR - "THE MAGIC WHIP"

Blur sind nach mehr als einem Jahrzehnt wieder ganz zurück und ergänzen ihren Backkatalog um einen weiteren Meisterstreich. Und das Musikjahr 2015 um einen seiner definitiven Höhepunkte. 

Eigentlich müsste man Blur offiziell zu einer der wichtigsten und besten Bands der letzten 25 Jahre erklären, könnte man über die Bedeutung und die Vielfalt ihres musikalischen Wirkens doch gar Bücher schreiben. So waren die Jungs schon seit den frühen 90er Jahren musikalisch aktiv, während sie spätestens ab Mitte selbigen Jahrzehnts zu großer Berühmtheit fanden - als sie recht medienwirksam mit Oasis das Britpop-Battle ausfochten. Kurzfristig mögen sie diese Schlacht zwar gegen ihre einstigen Konkurrenten verloren haben - aber den künstlerischen Krieg sollten Blur gewinnen. Denn wo sich Oasis nach ihren ersten 2 Alben vorrangig darin gefielen, immer wieder den nächsten Aufguss vom Aufguss zu liefern, war Blur die weit talentiertere, facettenreichere und experimentierfreudigere Band. Es schien gar nicht genügend Stile, Sounds und Bezüge zu geben, an denen sie sich bedienen konnten. Das reichte von Shoegaze und Britpop, über Indierock, Psychedlia oder Lo-Fi, und bis hin zu Art-Rock, elektronischen Einflüssen und Experimental. Doch irgendwann schien es tatsächlich zu Ende gewesen zu sein. Nachdem 2003 das letzte (und sehr gute) Album "Think Tank" bereits ohne ihren Stammgitarristen Graham Coxon entstand, war es fortan still um die Band - und Frontmann Damon Albarn war unterdessen eh schon längst mit anderen Dingen beschäftigt. Zum Beispiel mit seinen Gorillaz, wo er einen Haufen virtueller Primaten so famose Hits wie "Clint Eastwood", "Feel Good Inc.", "Kids With Guns" oder "Stylo" in die Welt setzten ließ. Aber auch diverse andere Projekte verfolgte er, zu denen u.a. The Good The Bad & The Queen oder Rocket Juice & The Moon zählten, während er erst im letzten Jahr dann auch sein erstes offizielles Soloalbum nachlegte. Nachdem auch die anderen Bandmitglieder musikalisch eigene Wege gegangen waren, folgte die Reunion der Band in ihrer Urbesetzung zwar schon 2009, aber Pläne für ein weiteres gemeinsames Album schienen noch in den Sternen zu stehen. Aber nun ist es endgültige Gewissheit geworden: 12 Jahre nach dem letzten Blur-Album, sowie 16 Jahre nach ihrer letzten Platte in Urbesetzung ("13"), haben sie also nun ihr neues und 8. Studioalbum "The Magic Whip" veröffentlicht.  Dem hatten sie Anfang des Jahres mit "Go Out" bereits einen handfesten Ohrwurm als erste Single voraus geschickt, der mit seiner herrlich popigen Melodie und seinen schick widerborstig rockenden Ecken und Kanten, an Zeiten des Albums "Blur" (1997) zu erinnern vermag.


 
Das muss auch nicht groß verwundern, ist das neue Album doch wieder mit ihrem einstigen Stammproduzenten Stephen Street entstanden, der bis zu besagtem Album alle Werke von Blur (co-) produzierte. Doch Blur ist es bei ihrem Comeback-Album nicht daran gelegen, an den Sound ihrer großen Tage in den 90er Jahren anzuknüpfen. Stattdessen zeigen sie sich wieder einmal ganz in ihrem Element: sie bündeln all die Stärken die sie als Band  ausmachen und vermengen sie mit den musikalischen Erfahrungen, die sie in all den Jahren abseits der Band gemacht haben. Der Opener (und dritter Single-Release) "Lonesome Street" haut dabei schon gleich in eine ähnliche Kerbe wie schon die erste Single, scheint mit seinem noch stärker ausgeprägten Pop-Appeal, als auch seinen soft elektronischen Bezügen eher in einer ähnlichen Tradition wie ihr '94er "Parklife" zu stehen. Aber auch ruhige und wehmütigere Momente kostet die Band aus, was etwa die grüblerische zweite Single "There Are Too Many of Us" (♪♫♪) auf den Plan ruft, die sich in einen Sound mit unterschwelligen Marsch-Beats und asiatischen Klängen  bettet, durch die zunehmend sanfte elektronische Effekte hindurch funkeln. Die wunderschöne und melancholische Indie-Perle "My Terracotta Heart" (♪♫♪) muss in dem Kontext dann ebenso erwähnt werden, wie auch das fantastische "Pyongyang" (♪♫♪), welches in seinen Versen fast düster anmutet, sich aber spätestens im Refrain zu einer strahlenden Hymne erhebt. Manchen Stücken meint man auch Einflüsse von Albarn's Gorillaz anzuhören, so wie im indirekten Titelsong "Ice Cream Man" (♪♫♪), welches sich schnell als eines der Highlights des Album heraus stellt. Und auch das fantastische "Thought I Was a Spaceman" (♪♫♪) passt in diese Reihe, das sich durch eine nachdenkliche, ambientartige und fast hypnotische Atmosphäre auszeichnet, dabei asiatische Einflüsse verarbeitet und sich zum Ende hin in schillernde Synthesizer hüllt.

Blur - Lonesome Street from drew bienemann on Vimeo.

Auch wenn "The Magic Whip" weder inhaltlich noch musikalisch einem klaren Konzept zu folgen scheint, so muss man es dennoch als ein in sich geschlossenes Konzeptwerk betrachten. So ist etwa der Umstand, dass das Album maßgeblich in Hong Kong entstand, ein wichtiger und auf vielen verschiedenen Ebenen spürbarer Einfluss auf das gesamte Werk. Zum einen ist es in vielen musikalischen Aspekten zu spüren, in den Musikvideos ganz genauso - und auch der Titel symbolisiert dies, hinter dem nämlich noch viel mehr steckt. So gab Damon Albarn selbst zu Protokoll, dass "The Magic Whip" viele grundverschiedene Bedeutungen hat, die zum Teil auch durch das Cover-Artwork symbolisiert werden: so kennt man in China unter dem Namen etwa Feuerwerkskörper und in Großbritannien eine Eiscreme - während man bei letzteren unter "whip" im politischen Sinne auch einen Fraktionschef versteht. Und so sollen diese  Extreme auch die verschiedenen Facetten ihres neuen Albums widerspiegeln - was man durchweg als geglückt bezeichnen kann. Denn aus all seinen unterschiedlichen Zutaten hat die Band mit "The Magic Whip" schließlich ein hervorragendes Album destilliert, das ihren Backkatalog um ein weiteres essentielles Werk bereichert. Und das Musikjahr 2015 um einen seiner Höhepunkte.







Besprochen: MARIAH CAREY - "#1 TO INFINITY"

 Zur Feier ihrer wohl recht überraschenden Rückkehr zu Sony, sowie ihrem 25jährigen Karriere-Jubiläum, lässt Mariah Carey mit ihrem neuen alten Label eine Compilation mit all ihren bisherigen 18 US-No.1-Hits springen. Kann man machen.

Damals im Jahr 1998, als die amerikanische Pop-Diva Mariah Carey noch zweifellos ganz oben auf ihrer Erfolgswelle schwamm, erschien ihre erste No.1-Hit-Compilation "#1's". Nur 8 Jahre nach der ersten Single, mag dies bei den meisten anderen Musikern eine ziemlich kurze Zeitspanne für eine derartige Zusammenstellung sein. Zumal wenn man wie Carey bis dahin noch nicht einmal eine gewöhnliche Best-of-Compilation veröffentlicht hat, zu der ja gewöhnlich viel eher gegriffen wird. Doch wer die 90er Jahre bewusst miterlebt hat, den wunderte dies einst überhaupt nicht: als insgesamt erfolgreichste Musikerin der gesamten Dekade, konnte sie bis 1998 bereits auf 13 No.1-Hits in den USA zurück blicken. Ergänzt mit einer knappen handvoll neuer Nummern, blieb an Qualität und Relevanz dieser Compilation einst kaum ein Zweifel. Doch wie sieht das nun bei der neuen Compilation dieser Art aus? "#1 To Infinity" steht auf jeden Fall deutlich in der Tradition seines 17 Jahre alten Vorgängers, was auch das Cover-Artwork betrifft. Derselbe Stil, dieselbe Pose - und auch dieselbe gertenschlanke Figur. Zwar sieht Mariah Carey auch heute immer noch wirklich super aus, aber Hand auf's Herz: für eine derart schlanke Linie, hat sich Mariah offensichtlich einer strikten Photoshop-Diät unterzogen. Der Titel bezieht sich logischerweise auch auf die vorangegangene Compilation - nimmt aber ebenso auch Bezug auf den einzigen neuen Song, den sie auch vorab als Single veröffentlichte: das wirklich wunderbare "Infinity", dass musikalisch mit ihrer "The Emancipation of Mimi"-Phase verwandt scheint.


Ansonsten bietet die Tracklist wie zu erwarten natürlich keine großen Überraschungen. Wie auch? So sind hier logischerweise all ihre US-No.1-Hits versammelt, die zum größten Teil ja bereits auf "#1's" zu hören waren. Das geht los mit frühen Perlen, wie etwa gleich ihrer 1990er Debütsingle: das warme und sanft schunkelnde Liebeslied "Vision of Love" (♪♫♪). Das setzt sich dann mit schmachtenden Pop-Balladen wie "Love Takes Time" oder "I Don't Wanna Cry" (♪♫♪) fort, aber auch mit so flotten, tanzbaren und stimmungsvollen Ohrwürmern wie "Someday"  und "Emotions" (♪♫♪). Später begegnen wir dann unter anderem noch ihrem wunderbaren Jackson5-Cover "I'll Be There", dass aus ihrer MTV-Unplugged-Session im Jahr 1992 stammt, sowie auch der unsterblichen und heute noch Gänsehaut provozierenden  Power-Ballade "Hero". Der unfassbar erfolgreiche Klassiker "One Sweet Day" (♪♫♪), den sie im Duett mit Boyz II Men einspielte, ist natürlich auch mit dabei - denn insgesamt 16 Wochen konnte sich diese wunderbare Ballade auf Platz 1 der US-Charts halten, was sonst noch niemals jemandem gelungen ist. Und mit dem großartigen RnB-Ohrfänger "Honey" (♪♫♪), sowie dem leidenschaftlich-emotionalen Tearjerker "My All", endete zu Zeiten von "#1's" die bis dahin schon lange Liste von No.1-Hits.



Danach konnte sie jedoch bei weitem nicht mehr den konstanten Erfolg der 90er Jahre aufrecht erhalten, weshalb seit 1998 auch nur noch fünf weitere No.1-Hits dazu kamen, die nun die Tracklist ergänzen. So konnte sie mit der gut gelaunten RnB-Pop-Nummer "Heartbreaker" (♪♫♪) die 90er noch mit einem großen Erfolg beenden und mit "Thank God I Found You" (♪♫♪) auch pünktlich zum ultimativen Beginn des neuen Jahrtausends einen weiteren No.1-Hit nachlegen. Doch dann folgte die längste Abwesenheit von der Pole Position der US-Charts, die es in Carey's Karriere bis dahin je gegeben hatte - war ihre Karriere seit Beginn der 2000er doch kräftig ins straucheln geraten. Diese Phase wurde begleitet von einem Nervenzusammenbruch, dem kommerziellen Flop ihres Albums und gleichnamigen Films "Glitter" und dem Verlust ihres Plattenvertrags mit Sony. Doch um die Mitte des neuen Jahrzehnts herum, lief sie völlig überraschend wieder zur alten Höchstform auf - weshalb die restlichen Songs auch ausschließlich aus dieser Phase stammen: die beiden artverwandten und schlicht und ergreifend großartigen RnB-Pop-Balladen "We Belong Together" (welches direkt nach ihrem eigenen Hit "One Sweet Day" den zweitlängsten No.1-Hit der US-Chartgeschichte darstellt) und "Don't Forget About Us" (♪♫♪) aus dem Jahr 2005, sowie der catchy Midtempo-RnB-Pop "Touch My Body" (♪♫♪), der im Jahr 2008 erschien. 

mariah carey "we belong together" from LOUIS MARINO on Vimeo.

Gegenüber dem Vorgänger, bietet "#1 To Infinity" allerdings etwas weniger Kaufanreiz. Zwar wird hier das Konzept strikt durchgezogen und bis auf den einen neuen Song all ihre mittlerweile 18 US-No.1-Hits dargeboten. Und diese dürfen sich auch zum größten Teil zurecht solche nennen. Das der 1995er Hit "Fantasy" als einer der besten davon hier leider in dem wesentlich schlechteren Bad-Boy-Remix enthalten ist, mag durchaus ärgerlich sein - war dies aber schon auf der letzten Compilation der Fall. Selbige hatte aber immerhin noch ein paar andere neue Stücke im Gepäck, was auch für Fans und Kenner die Sache etwas interessanter machte. Und als Bonus-Track wurde einst auch noch ein Song beigefügt, auf den der Hörer nun auf der neuen Zusammenstellung verzichten muss: ihr 1994er Hit "Without You". In den USA schaffte es der Song zwar "nur" auf Platz 3 der Charts, weshalb sein Fehlen in dieser Tracklist nicht verwunderlich ist. Doch in zig anderen Ländern der Welt sollte der Song die Spitzen der Charts stürmen und mancherorts gar zu ihrem größten Hit überhaupt avancieren. So etwa in Deutschland, wo es der Song 1994 sowohl an die Spitze der regulären Singlecharts, als auch der gesamten Jahrescharts schaffte! Doch auch wenn dieses Stück wohl vielen Kennern der Dame auf "#1 To Infinity" fehlen wird, so ist es musikalisch betrachtet dennoch eine sehr schöne Compilation. 

Was das Produkt an sich angeht, könnte man nun allerdings streiten. So scheint auf den ersten Blick auch der Zeitpunkt etwas willkürlich, liegt ihr letzter No.1-Hit mittlerweile auch schon 7 Jahre zurück. In Wirklichkeit ist der Anlass aber doch gar nicht so abwegig: neben der Tatsache, dass diese Compilation auf den Tag genau 25 Jahre nach ihrer Debütsingle erscheint, soll hiermit vor allem auch Carey's Rückkehr zu ihrem alten Label Sony gefeiert werden. Nachdem selbiges die Sängerin nach ihrem "Glitter"-Flop im Jahr 2001 mit einer hohen Abfindung aus ihrem laufenden Plattenvertrag bugsierte, konnte sich wohl kaum jemand vorstellen, dass sie jemals wieder zueinander finden würden. Und da kann man wohl als symbolische Geste auch ruhig so eine Compilation springen lassen. Ob man diese dann auch selbst haben muss, kann ja jeder für sich entscheiden. An der musikalischen Qualität der Songs ändert dies allerdings nichts. Wenngleich eine gut sortierte Best-of an dieser Stelle wohl dennoch ein wenig besser funktioniert hätte.





Mittwoch, 6. Mai 2015

Besprochen: MUMFORD & SONS - "WILDER MIND"

Mumford & Sons sind mit ihrem dritten Album zurück - auf dem sie sich ganz dem pompösen Stadionrock in die Arme werfen. Denn die Zeiten des rastlosen Folk-Rock sind für die Band auf "Wilder Mind" vorbei. Die Zeiten der guten Musik aber leider auch.

Die grobe Thematik der künstlerischen Weiterentwicklung, ist wahrlich und bekanntlich keine allzu leichte. Der eine Konsument und Kritiker fordert sie immerfort und unermüdlich - und freut sich, wann immer er ihr begegnet. Der andere hingegen wünscht sich eher Beständigkeit und will das der Künstler sich selbst treu bleibt. Doch eine noch viel größere Problematik ist die, eine Weiterentwicklung richtig einzuordnen. Denn: manch einer wünscht sich einfach nur eine WIRKLICHE Weiterentwicklung. Doch gerade da wird es heikel: in der Einordnung dessen, was man in diesem Kontext unter "wirklich" zu verstehen hat. Um einen pophistorischen Vergleich anzustrengen, der mir persönlich immer recht locker von der Zunge geht: als sich Radiohead von Garage-, über Prog- und bis hin zu elektronisch-jazzig unterfütterten Art-Rock bewegten, konnte man dies zweifellos eine Weiterentwicklung nennen. Weil die Band sich zunehmend von gängigen Songstrukturen löste und mit weniger massentauglichen, aber dennoch künstlerisch durchdachten Klängen experimentierte. Oder eben das umgekehrte Beispiel: als ein David Bowie von Post-Punk, Glam- und Art-Rock plötzlich in den 80ern zu uninspiriertem Radio-Pop überging, konnte man dies alles mögliche nennen - nur mit Sicherheit nicht Weiterentwicklung. Und doch wird von vielen Menschen einem Musiker selbiges zugesprochen, wann immer er sich von einem angestammten musikalischen Stil löst. Manchmal mag das auch zutreffen - oft genug aber auch wiederum nicht. Und so werden es nun wohl vor allem auch einige eingefleischte Fans der britischen Band Mumford & Sons sein, die von einer Weiterentwicklung schwadronieren werden. Denn kannte man diese bisher immer als wahrlich talentierte Folk-Band, hat sich auf ihrem 3. Album "Wilder Mind" der Wind kräftig gedreht. Hatte man ihnen auf ihren vorangegangenen Alben noch überschwänglich dafür danken wollen, dass sie dem Radiohörer hervorragende zeitgenössische Folk-Musik näher brachten, ist davon nun gar nichts mehr übrig. So scheint die Band in eben dieselbe Falle getappt zu sein, in die schon so viele vor ihnen traten: sie haben sich dem Mainstream angebiedert...so hart das nun auch klingen mag. Denn wo vorher so wunderbare Folk-Perlen wie "Little Lion Man", "Babel" & Co. waren, da findet man nun plötzlich pathetischen Stadionrock. Davon bekam man schon vor einigen Wochen mit der ersten Single "Believe" einen Vorgeschmack. 



Dabei ist der Song genau genommen gar nicht mal unbedingt schlecht oder misslungen. Im Grunde liefern sie keine üble Komposition ab und auch die Melodie hat seine Reize - was im übrigen auch für die zweite Vorab-Single "The Wolf" (♪♫♪) gilt. Doch hört man richtig hin, dann wird einem schnell klar, wo hier der Haken ist: mit dem deutlichen Soundwechsel scheint die Band all das verloren zu haben, was sie und ihre künstlerische Identität bisher ausgemacht hat. Sie mögen zwar beileibe nicht die einzige Folkband gewesen sein, aber doch konnte sich die Band von den vielen, vielen Stadion-Rockern unserer Zeit abheben, die unermüdlich die Radios mit ihren immergleichen musikalischen Ergüssen verstopfen. Eine Band wie die Mumford & Sons gehörten bislang zu eben jenen, die dort einen frischen, inspirierten und fast unverwechselbaren Kontrast hinein brachten. Doch nun gehen sie mit "Wilder Mind" in einer Atmosphäre des Gleichklangs unter, der sie stilistisch in keiner Weise mehr von den ganzen Coldplay-Klonen zu unterscheiden vermag. Dieser Trend setzt sich nämlich auch auf den restlichen Stücken der neuen Platte fort. Der Titelsong "Wilder Mind" (♪♫♪) könnte dabei vielleicht noch als gemächliches Liedchen mit einer recht hübschen Melodie durchgehen - doch spätestens die kitschigen U2-Gitarren lassen den Song endgültig verrecken. "Broad-Shouldered Beasts" (♪♫♪) ist wohl der einzige auffindbare Moment, der immerhin ein wenig von der Atmosphäre der letzten beiden Alben reanimieren kann - aber deren songschreiberisches Niveau dennoch nicht erreicht. Und die jüngste Single "Tompkin Square Park" (♪♫♪) kann sich im Albumkontext auch noch ein wenig hervor heben - kann es doch mit einer recht feinen Melodie glänzen....wenngleich das Endresultat so oder so ähnlich auch von Coldplay & Co. stammen könnte. Und der ziemlich gesamte Rest des Albums ergeht sich unterdessen in ähnlich gepflegter Langeweile.

Zwar mögen Mumford & Sons streng genommen noch weit davon entfernt sein, wahrhaft miese Musik zu fabrizieren. Aber dem leidenschaftlichen Jubel über ihre letzten beiden Alben, folgt nun auf "Wilder Mind" die bittere Ernüchterung. Der rastlose Geist und die inspirierende Energie ihrer vorangegangenen Werke scheinen hier vollkommen verschwunden zu sein. Zu hören gibt es stattdessen eine eigentlich talentierte Band, die es sich nun aber in ziemlich gesichtslosem und uninspiriertem Stadionrock gemütlich macht - und damit ihr drittes Album leider komplett gegen die Wand fährt.