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Mittwoch, 31. Dezember 2014

Special: DIE 20 BESTEN PLATTEN DES JAHRES 2014!


Dieses Jahr war es echt schwer mit meinen Platten des Jahres. Zum einen lag dies am Zeitmangel. Aber zum anderen auch mit daran, dass das Jahr 2014 in meinen Ohren ein vergleichsweise schwaches Musikjahr war. Noch Mitte des Jahres war ich mir unsicher, ob ich überhaupt in meiner Bestenliate 10 Platten zusammen bekommen würde - doch die zweite Jahreshälfte sah dann zum Glück wesentlich besser aus. Trotzdem bin ich hier nur auf 20 Platten gekommen, da ich durch den besagten Zeitmangel alle Hände voll zu tun hatte, allein schon zu diesen 20 Platzierungen die entsprechenden Texte zu verfassen. So fällt diese Liste nun etwas magerer aus, als in den Jahren zuvor - aber ich hoffe, dass dies nächstes Jahr anders aussehen wird.
Aber hier sind sie also nun also: die meiner Ansicht nach 20 besten Platten des Jahres 2014!




20. KIESZA - "SOUND OF A WOMAN"

Als erstes war da Anfang des Jahres dieser eine Hit, der als Indie-Release überraschend in den weltweiten Charts einschlug: der melodische und am Stil des 90er-House angesiedelte Ohrwurm "Hideaway" von der kanadischen Newcomerin Kiesza. Im Grunde ein perfektes Szenario für zwei völlig gegensätzliche Entwicklungen: entweder der Auftakt für eine große weitere Karriere, oder auch ein potentielles Paradebeispiel für ein One-Hit-Wonder. Doch spätestens mit ihrem diesjährigen Debütalbum "Sound of a Woman" machte sie klar, dass sie letzteres auf gar keinen Fall ist. Denn mögliche Hits gibt es hier in Serie. So etwa der fabelhafte und tatsächliche zweite Hit "Giant In My Heart", der mitreißende Dance-House-Kracher (und offizieller dritter Single-Release) "No Enemiesz" (♪♫♪), das hörbar vom 90er-Dance beeinflusste "The Love", ihre wunderbares, als herzerweichende Ballade neu interpretiertes Cover von Haddaway's Eurodance-Klassiker "What Is Love", die leidenschaftlich in die Synapsen krachende House-Pop-Bombe "Over Myself", oder die schwebende und leicht 80s-orientierte Perle "So Deep". Vermutlich kein Album für die Ewigkeit. Aber im Moment eines meiner Pop-Alben des Jahres.


19. KELE - "TRICK"

Auch wenn er mit seiner Band Bloc Party ursprünglich aus den Sphären des Indierock stammt, so hat Frontmann Kele Okereke noch nie einen Hehl daraus gemacht, dass sein Herz vor allem für elektronische Musik schlägt - was man auch immer wieder deutlich im späteren Sound seiner Band bemerkte. Dieser Leidenschaft ließ er in diesem Jahr auch auf seinem zweiten Soloalbum "Trick" freien Lauf - und das offenbarte eine unerwartet tolle Weiterentwicklung. Hier bündelte Kele seine Stärken noch effizienter als auf seinem Solo-Debüt "The Boxer" und schuf ein - wie für ihn ja zum Glück üblich - stark pop-orientiertes Album, das mit einem Sound irgendwo zwischen House, Ambient und Minimal aufwartet, der getragen, oft melancholisch und manchmal auch fast düster ist, dabei aber fast immer gleichzeitig auch tanzbar bleibt. Dabei konzentriert er sich inhaltlich fast schon einem Konzeptwerk gleich mit der Liebe - mit all ihren Stadien und Facetten. Ob nun der erste Eindruck beim Kennenlernen ("First Impressions"), die Euphorie der jungen Liebe ("Coasting"), die Zweifel ("Doubt", ♪♫♪), das leidenschaftliche sexuelle Verlangen ("Stay The Night") oder die schweren Zeiten einer schwindenden Liebe ("Like We Used To"). All das verpackt er in ein in sich geschlossen wirkendes Gesamtwerk, das noch einen ganze Ecke mehr zu begeistern weiß, als es das Debüt gekonnt hat.




18. TAYLOR SWIFT - "1989"

Spätestens in diesem Jahr hat mich Taylor Swift endgültig gekriegt. Zwar war auch dem Country-Pop der Vergangenheit immer mal wieder durchaus etwas abzugewinnen - doch vor allem wie sie sich auf ihrem diesjährigen Album "1989" hemmungslos dem Pop in die Arme warf, hatte mein besonderes Interesse geweckt. Denn auch wenn es nicht gerade in weite künstlerische Tiefen vorstößt (aber wann tat das ihre Musik schon jemals?), ist ihr doch eine ganz fabelhafte Pop-Platte gelungen, die mit zu den süßesten Versuchungen ihrer Art in diesem Jahr zählte. Vor allem gemeinsam mit dem schwedischen Produzenten Max Martin (welcher seit 20 Jahren schon Ace of Base, die Backstreet Boys, Britney Spears, Pink oder Katy Perry zu diversen Welthits verhilft), sowie einigen anderen Produzenten und Songwritern, hatte sie hier ein strammes Bündel voller Hits geschnürt - bei denen sich Swift von der Musik ihres Geburtsjahres 1989 hat inspirieren lassen. Und ob nun der Welterfolg "Shake it Off", der unwiderstehlich süße Ohrwurm "Blank Space" (♪♫♪), das mitreißend eingängige "All You Had To Do Was Stay", das herrlich 80s-infizierte "Style", das getragene und die Sphären einer Lana Del Rey streifende "Wildest Dreams",  oder der sommerlich unbeschwerte Ohrwurm "How You Get The Girl": die potentiellen Hits schienen ihr und ihren Helfern auf "1989" nur so aus dem Ärmeln zu purzeln. So ist es zwar kein Album, dass ein großes künstlerisches Statement abgibt. Und doch hält sie all das ein, was man sich von einer Pop-Platte wünscht: das sie die Welt für einen kleinen Moment ein wenig schöner macht! 




17. TINASHE - "AQUARIUS"

Das der RnB gerade eine gute Phase hat, machte in 2014 auch die amerikanische Newcomerin Tinashe deutlich, die mit ihrem Debütalbum "Aquarius" von vielen unbemerkt eines der schönsten Versuchungen des zeitgenössischen RnB abgeliefert hat - der sich hervorragend in die derzeitige PBR&B-Tradition á la Frak Ocean, FKA twgis, Janelle Monaé oder The Weeknd einreiht. Der jungen Dame gelang hier ein Album, dass Anspruch und Qualität mit Hits verbindet. Das kann dann auch mal atmosphärischer klingen, wie etwa im grandiosen "Bet", das gen Ende in einem epischen Gitarrensolo mündet. Doch die Hits begegnen einem hier in unterschiedlichen Gestalten: mal als die geschmeidige erste Single "2 On", aber auch mal in Form der großartigen und melancholisch-melodischen RnB-Pop-Perle "Pretend" (♪♫♪), des famosen und minimalistisch dancig veranlagten Ohrwurms "All Hands On Deck", des wunderbaren und melodisch getragenen "Far Side Of The Moon" oder des elektronisch gewürzten RnB-Pop-Hits "Wildfire". Vielleicht kein Genre-Meisterwerk, aber dennoch ein wahrhaft gelungenes Album - und für mich einer der süßesten RnB-Pop-Momente des Jahres!




16. CARIBOU - "OUR LOVE"

Anfangs haderte ich ein klein wenig mit "Our Love", der neuesten Kopfgeburt des kanadischen Elektro-Musikers Dan Snaith. Diesmal - wie schon so oft - unter dem Namen Caribou. Schon seine letzte Platte unter dem Namen Daphni hinterließ mich etwas ratlos, wohingegen das letzte Caribou-Album bei mir ganz besonders kräftige Wurzeln schlug. Nicht, dass mir nun "Our Love" in diesem Jahr missfallen hätte. Nur irgendwie schien bei mir nicht ganz so der Funke über zu springen, wie er dies 2010 mit "Swim" geschafft hatte. Die nervösen Grooves, die experimentellen Ecken und Kanten, waren auf "Our Love" einem warmen und harmonischeren Sound gewichen, den man auch fast fluffig nennen könnte. Und doch konnte ich nicht allzu lange die wahre Schönheit hinter dem Album übersehen. So mag "Our Love" etwas glatter klingen als alles, was Snaith in den Jahren zuvor so gemacht hat - und doch steckt nicht weniger Herz und Seele darin. So hat er hier eine Reihe wunderbarer kleiner Elektro-Pop-Perlen geschmiedet, die in ihrer Darbietung durchaus variieren können - und in denen digitale und analoge Klänge zu kleinen, überwiegend warmen und optimistisch geflavourten Hymnen verschmelzen. Die sich langsam, aber letztendlich zu gewaltigen Höhen hinauf schraubende Elektro-Pop-Hymne "Can't Do Without You" (♪♫♪), führt das zum Einstieg schon perfekt vor. Und auch weitere Kostbarkeiten, wie das schillernde und melodisch schwebende "Second Chance",  das tanzbar beatige "All I Ever Need", das rhythmische und hypnotisch daher flötende "Mars" oder das atmosphärische und eindringliche "Back Home" kann man hier finden - nebst einigen anderen, versteht sich. Denn Dan Snaith beherrscht auch hier sein Handwerk nahezu perfekt und präsentiert sich mal wieder mehr als gelungen in einem etwas anderen Klangkostüm.




15. APHEX TWIN - "SYRO"

Für guten Elektro war ich ja irgendwie schon immer gern zu haben - und damit versorgte der Ire Richard D James unter dem Namen Aphex Twin überwiegend die 90er Jahre. Nachdem er in den 2000ern an diversen anderen Projekten und Veröffentlichungen tüftelte, sollte in diesem Jahr das große Comeback anstehen, als er mit "Syro" das erste Aphex-Twin-Album seit 13 Jahren veröffentlichte. Denn mit kreativen, verspielten, teils minimalistischen, aber zugleich auch komplexen elektronischen Klängen, kann er den Tracks des Albums ein solches Leben einhauchen, welche ihre kühl und digital klingenden Titel nicht vermuten ließen. So etwa die filigran melodische Single "minipops 64 [120.2]" (♪♫♪) oder der 10-minütige, verschachtelte und getragene Epos "XMAS_EVET10 [120]". Das wunderbar oldschoolige und leicht düster angehauchte "produk 29 [101]" entfaltet eine enorm hypnotische Wirkkraft, "4 bit 9d api+e+6 [126.26]" fasziniert als vielschichtiges und atmosphärisches Elektro-Meisterstück, und "CIRCLTON6A [141.98]" kommt ein wenig forscher, nicht minder famos und zudem mit wundervoll angestaubten Nintendo-Sounds daher. Es ist aber vor allem die Essenz all dessen, was Richard D James hier an Ideen und Sounds zusammen getragen hat, was so fasziniert. Ein großes Gesamtkunstwerk, das man einfach selbst erlebt haben muss - denn so eine  Soundwundertüte sollte man sich nicht entgehen lassen.




14. JAMIE T - "CARRY ON THE GRUDGE"

Was man bislang von dem britischen Talent Jamie T zu hören bekam, war ja schon außergewöhnlich - und auch außergewöhnlich gut! Tief verwurzelt im weißen britischen HipHop, wie er vor ihm vor allem von The Streets berühmt wurde, doch immer noch eine ganze Ecke stärker durch diverse andere Stile angereichert, die von Indierock bis Psychedelia reichten. Auf seinen ersten beiden schwindelerregenden Platten "Panic Prevention" (2007) und "Kings & Queens" (2009) verfuhr er so - und dann war erstmal Ruhe im Karton. Ganze geschlagene 5 Jahre sollte es von da an dauern, ehe ein neues Album das Licht der Welt erblickte. Und "Carry on The Grudge" unterscheidet sich auch stilistisch relativ deutlich von seinen Vorgängern. Und ist dennoch nicht minder großartig. Die HipHop-Bezüge sind hier nahezu verschwunden, während er aber weiterhin seine Kunst mit gewohnt facettenreichen Klängen und wunderbaren Melodien zelebriert. Der Opener "Limits Lie" etwa startet als herrlich leidenschaftliche Indiepop-Perle mit leichter 60s-Schlagseite in das Album, gibt den Stab weiter an die famose und atmosphärische erste Single "Don't You Find", ehe das melancholisch schöne und soft folkig veranlagte "Turn On The Light" (♪♫♪) seinen großen Auftritt hat. Und danach hat er dann u.a. auch noch den tanzbaren und gut gelaunten Indierock-Ohrwurm "Zombie", das warme, blumige und britpopige "Mary Lee", den zackig mitreißenden Indierock-Ohrfänger "Rabbit Hole", oder die romantische und zärtliche Folk-Pop-Ballade "Love Is Only a Heartbeat Away" zu bieten.Und so ist dem Briten nach etwas längerer kreativer Pause und einer musikalischen Kurskorrektur, wieder einmal ein herausragendes Album gelungen, dass einem mit Sicherheit lange im Fell hängen bleiben wird.




13. TODD TERJE - "IT'S ALBUM TIME"

Man kann es nur als herrlich bezeichnen, was der norwegische DJ, Songwriter und Produzent Terje Olsen alias Todd Terje in diesem Jahr auf seinem Debütalbum so angestellt hat - welches er nach einer bereits fast 10-jährigen Karriere aus mehreren EP's, Compilations, Remixen, Singles oder Kooperationen mit anderen Musikern (er co-komponierte Robbie Williams' 2012er Hit "Candy" und co-produzierte einige Sücke des letztjährigen Albums von Franz Ferdinand) nun folgerichtig als eine Art große Ankündigung betitelte: "It's Album Time"! Und das ließ man sich hier nicht zweimal sagen - denn es ist ein ganz und gar famoses Album geworden. Das Grundgerüst bilden hier ganz offenkundig die beiden ältesten Songs: die epische, melodische und großartige 2012er Elektro-Space-Disco-Bombe "Inspector Norse", sowie das sommerlich tanzbare, einnehmend discoide und mit einem unwiderstehlich funky Groove  angereicherte "Strandbar", das im letzten Jahr als Single erschien. Und um eben diese beiden Nummern hat der Norweger hier mit "It's Album Time" ein fast perfektes elektronisches Album herum gebaut, das seiner kühlen Heimat kaum gerecht wird. In einer von Grund auf optimistischen Atmosphäre, vereint er hier Electronica-, (Space-)Disco-, Synthpop- und ein paar eingestreute Bossa Nova-Elemente zu einer warmen, atmosphärischen und homogenen Klangcollage, die aber dennoch mit Funken sprühender Kreativität aufwartet. So kann man hier schillernden und mit Streichern angereicherten Klängen wie auf "Preben Goes To Acapulco" lauschen, "Svensk Sås" kann wunderbare Urlaubsstimmung entfachen, beim großartig spacigen Synth-Elektropop-Spektakel "Delorean Dynamite" (♪♫♪) ruft nicht nur der Songtitel gewisse retrofuturistische 80er-Erinnerungen wach, mit Brian Ferry am Mikro hat er zudem ein fabelhaftes Cover des 80s-Klassikers "John And Mary" von Robert Palmer im Gepäck und "Oh Joy" erweist sich als großartig melodischer und hymnischer Retro-Elektro-Pop. Eine Platte, in die man sich verlieben kann.  




12. RYAN ADAMS - "RYAN ADAMS"

Man muss es einfach so sagen: Ryan Adams ist ein großartiger Musiker. In regelmäßigen Abständen setzt er hervorragende Platten in die Welt, von denen mir persönlich immer ganz besonders "Love is Hell" und "Cold Roses" am Herz lagen - kein Wunder also, dass sein diesjähriges 14. Studioalbum wieder einmal bei mir besonders Gefallen fand, welches er ganz schlicht nach sich selbst "Ryan Adams" benannte. Denn es steht stilistisch ganz im Geist eben solcher Platten. Hier sind sie wieder, diese großen Gefühle und Melodien, eingebettet in diese atmosphärischen und zumeist eher melancholisch gefärbten, zeitlos anmutenden Rock-Klänge, wie sie so viele bei Adams lieben. Exemplarisch dafür steht schon die erste Single: das herrlich melodische, nachdenklich veranlagte und von schillernden Orgeln untermalte "Gimme Something Good" (♪♫♪). Und in jede Ecke und in jeden Winkel man auf seinem neuen Album auch schaut, man wähnt sich sofort in einem weiteren Klassiker des rastlosen Musikers. Das gelingt ihm etwa mit der beherzten Perle "Kim" oder dem wunderbaren "Am I Safe", die man sich auch gut auf "Love Is Hell" hätte vorstellen können. Oder mit der wunderschönen und traurigen Ballade "My Wrecking Ball", die fast ausschließlich von einer zärtlichen Akustikgitarre untermalt wird - und recht lebhafte Erinnerungen an "Cold Roses" wecken kann. Großartig macht sich auch das noch etwas leidenschaftlicher agierende "Stay With Me", ebenso wie auch das leicht psychedelisch umwehte und melancholische "Shadows", denen man ohne weiteres schon jetzt den "Klassiker"-Stempel aufpappen kann. Aber das gilt eben auch für das gesamte Album, das einen emotional wahrhaft zu fesseln vermag.




11. AZEALIA BANKS - "BROKE WITH EXPENSIVE TASTE"

Ganze 3 Jahre musste man auf das Debüt der amerikanischen Musikerin Azealia Banks warten - eine Zeit, in der sie uns mit einigen Singles, EPs und einem Mixtape fütterte, die einen aber auch nur noch hungriger machten. Doch Ende diesen Jahres hat Miss Banks es endlich geschafft - und veröffentlichte "Broke With Expensive Taste" sogleich ohne jegliche Vorankündigung! Im Grunde ist ihr Debüt genau das geworden, was man sich von der jungen Frau auch erhofft hatte - und was das ist, lässt sich gar nicht so leicht in Worte packen. Wollte man versuchen zu umschreiben, welche Art von Musik Miss Banks macht, wäre es vermutlich leichter zu sagen, welche Art von Musik sie NICHT macht. Schon immer tanzte sie auf diversen Hochzeiten, experimentierte in die verschiedensten und gegensätzlichsten Richtungen. Und das manifestiert sich auch ganz deutlich auf ihrem Debüt: kein Song klingt wie der andere, aber jeder einzelne Song klingt zu 100% nach Azealia. Sie schleudert uns hier Hits der unterschiedlichsten musikalischen Couleur um die Ohren, als würde es dabei um ihr Leben gehen. Ob nun die famose und melodisch-beatige Debütsingle "212", das elektronisch unterkühlte "Heavy Metal and Reflective", das sich zur waschechten und leidenschaftlichen Latino-Nummer mausernde "Gimme a Chance", die düster-melodische HipPop-Perle "Ice Princess", das nahezu radikale und elektronisch stampfende "Yung Rapunxel", der famose und eingängige Dance-House-Pop-Kracher "Chasing Time" (♪♫♪), der von Ariel Pink co-komponierte und gut gelaunte Surf-Pop-Ohrfänger "Nude Beach A-Go-Go", oder so herrlich von House, Electronica und Pop geküsste Nummern wie "Miss Amor" und "Miss Camaraderie". Man sagt ja so schön, dass zu viele Köche den Brei verderben - und allzu oft kommt das am Ende auch hin. Doch bei Miss Banks ist es durchaus keine Überraschung, dass sie auch hier die Ausnahme der Regel darstellt. Denn fast jeder Song des neuen Albums entstand mit einem anderen Produzenten, während sie zudem auch mit Samples nur so um sich wirbelt. Das klingt auf dem Papier womöglich wie ein großes buntes Kuddelmuddel. Und irgendwie ist es das auch. Aber dafür das spannendste und kreativste Kuddelmuddel, das der Pop in 2014 zu bieten hatte.




10. WANDA - "AMORE"

Zugegeben: anfangs hab ich mich nicht so recht an die gerade heiß umfeierte österreichische Band Wanda und ihr Debütalbum "Amore" heran gewagt - viel zu sehr schreckten mich die ewigen Falco-Vergleiche ab, die in Bezug auf die Band derzeit gerne gebetsmühlenartig wiederholt werden. Ganz so, als würde es keine anderen musikalischen Referenzen in Österreich geben, als Falco - der mich zudem noch nie so wirklich hinter dem Ofen hervor locken konnte. Aber nachdem ich mich dann doch einmal der Platte der Jungs aus Wien gewidmet hatte, merkte ich schnell, dass meine Ohren hier (zum Glück!) keine Ähnlichkeiten zu Falco ausmachen können. Stattdessen präsentierte sich mir eine selbstbewusste, lockere und verdammt talentierte Band - die hier mit maximaler Spielfreude, einer ordentlichen Portion Leidenschaft und ein paar augenzwinkernden kleinen Provokationen, ein Dutzend mitreißender Ohrwürmer zusammen geschmissen hat, die sich gemeinsam zu einem fast schwindelerregend guten Debüt zusammen fügen. Angefangen mit dem Opener und geradezu hymnischen und eindringlichen Hit "Bologna" (♪♫♪), der sich schon auf Anhieb mit so einer perfekten Passform in die Synapsen schmiegt, dass man ihn fraglos zu einem der Songs des Jahres ausrufen will. Und danach führt uns hier der Weg über das in herrlich bunten Farben schillernde "Jelinka", die melodisch schunkelnde Single "Auseinandergehen ist schwer", den fast schon funky tanzbaren Indierock-Ohrfänger "Kairo Downtown", das mit einem leicht melancholischen Beigeschmack spielende "Stehengelassene Weinflaschen", oder den verdammt fabelhaften Ohrwurm "Schick mir die Post", der mich irgendwie immer wieder unterschwellig an die Beatles erinnert - und führt bis hin zu weiteren Highlights, wie das ein wenig in Richtung Britpop schielende "Bleib wo du warst" oder der beherzte Pop-Rock-Schunkler "Das es uns überhaupt gegeben hat". Aber hier könnte sowieso jeder Song für sich ein Hit sein - und gerade das ist es, was "Amore" noch einmal ganz besonders auszeichnet. Für diese Band kann man sich nur eine große und lange Zukunft wünschen.





9. ARIEL PINK - "POM POM"

Der amerikanische Musiker und Multi-Instrumentalist Ariel Pink, war schon immer wunderbar anders, unangepasst und eigenwillig - aber dabei in künstlerischer Hinsicht hochgradig liebenswert. Denn was der Herr uns zusammen mit seiner Stammband als Ariel Pink's Haunted Grafitti immer wieder musikalisch kredenzte, konnte einen des öfteren gewaltig staunen lassen. Zuletzt etwa 2012 mit ihrem bisher letzten Album "Mature Themes". Und in diesem Jahr hat Ariel Pink so etwas wie sein erstes tatsächliches Soloalbum nachgelegt: das grandiose "Pom Pom". Denn so schlicht das Album optisch auch anmuten mag, so facettenreich, schillernd, ekstatisch, leidenschaftlich und eindringlich ist es musikalisch. Wie eine prall gefüllte, psychedelisch glitzernde Wundertüte, der so unablässig Songs der unterschiedlichsten stilistischen Ausprägungen entschlüpfen, dass einem vor Freude ganz schwindelig werden kann. Mal begegnet man so einem dynamischen und facettenreichen Psychedelic-Rock-Feuerwerk wie "White Freckles" (♪♫♪), dann wieder atmosphärisch düsteren Meisterstreichen wie "Four Shadows", melancholisch veranlagten New-Wave-Köstlichkeiten wie "Lipstick", 60s-infiziert daher dengelndem Pop á la "Nude Beach A-Go-Go" (das er zusammen mit Azealia Banks komponierte, weshalb auf ihrem diesjährigen Debütalbum auch eine eigene Version des Songs enthalten ist), oder herrlich bunten und experimentelle Haken schlagenden Klängen wie in "Dinosaur Carebears". Wer sich einmal durch diesen Brocken von einem Album aus 17 Songs innerhalb von mehr als einer Stunde Spieldauer gearbeitet hat, der möchte "Pom Pom" mit Sicherheit trotzdem gleich noch einmal von vorne hören. Denn Ariel Pink's erstes Soloalbum entwickelt einen unwiderstehlichen Suchtcharakter, dem man sich nur allzu gerne hemmungslos hingibt. 




8. MAC DeMARCO - "SALAD DAYS"

Oft sind es die experimentellen, die verschrobenen und die innovativen Klänge, welche besonders heraus stechen und am prägnantesten haften bleiben. Aber manchmal sind es auch die auf den ersten Blick womöglich etwas unscheinbaren Platten, die sich aber verdammt lange hängen bleiben. Die eben gekommen sind, um zu bleiben. Zu dieser Sorte zählte in diesem Jahr "Salad Days", das zweite Album des kanadischen Singer/Songwriters Mac DeMarco. Und irgendwie ist es mehr, als nur ein Album - alles riecht und schmeckt hier nach einem Klassiker...einem zukünftigen Klassiker, wenn man so will. Hier gießt er uns eine Reihe atmosphärischer, warmer und melodieverliebter kleiner Songjuwelen in die Ohren, das einem ganz wohlig werden kann. Mit leichten, oft luftigen, nicht selten leidenschaftlichen, ein wenig psychedelisch hallenden, wunderbar denglenden und stets melodischen Gitarrenklängen, sowie seinem unaufgeregten Gesang, hat er hier so manch famosen Song erschaffen. Das geht mit dem verträumten Titelsong und Opener "Salad Days" los, führt über atmosphärische Kostbarkeiten wie "Brother", oder zeitlos schöne Singer/Songwriter-Perlen á la "Let Her Go", und geht bis hin zum psychedelisch schillernden "Passing Out Pieces" oder dem grandiosen, von einer großartigen Synthie-Melodie begleiteten "Chamber of Reflection" (♪♫♪). Ein warmes, verführerisch melodisches, manchmal auch ein wenig melancholisches, aber stets zeitloses Album, das voll und ganz von einem Gefühl der Freiheit und Leichtigkeit durchdrungen ist. Besser kann ich es einfach nicht in Worte fassen - am besten ist sowieso, man hört (und verliebt sich) selbst.




7. ALT-J - "THIS IS ALL YOURS"

Wie doch die Musikwelt aus dem Häuschen war, als vor zwei Jahren das Debütalbum "An Awesom Wave" der britischen Band Alt-J erschien - und das vollkommen zurecht, schuf die Band damit doch ein Meisterwerk, das strahlend, experimentierfreudig, eigen und eingängig zugleich war. Ein Album voll von Hits, auch wenn sie nicht immer von der konventionellsten Art waren. Diesen ganz eigenen Weg ging die Band dann dieses Jahr mit ihrem Zweitwerk "This Is All Yours" konsequent weiter - und machte erneut deutlich, wieso sie so einzigartig in der zeitgenössischen Pop-Landschaft sind. Denn sie trauen sich noch immer eine Menge. Etwa wieder einmal eine facettenreiche und eindringliche Indiepop-Hymne mit dem unscheinbaren Titel "Intro" zu versehen, in einem wunderbaren Stück wie "Nara" Textzeilen wie "I'm gonna marry a man like no other man" zu verwenden, oder in der famosen Lead-Single "Hunger of the Pine" ein sich stetig wiederholendes Sample von Miley Cyrus einzubauen, ohne das sie sich auch nur ansatzweise dafür schämen müssten. Im Gegenteil, will man sogar sagen. Ein andern mal lassen sie mit "Warm Foothills" eine ganz wundervolle Folk-Pop-Perle vom Stapel, in der Conor Oberst (Bright Eyes), Lianne La Havas, Marika Hackmann und Sivu beim Gesang aushelfen - und sich dabei beinah Wort für Wort abwechseln. "Every Other Freckle" (♪♫♪) ist wieder einer dieser unwiderstehlichen und dennoch auch irgendwie unkonventionellen Hits der Band und "Left Hand Free" zeigt sich deutlich vom Southern Rock beeinflusst. Zwar sind auf Album No.2 die Songs nicht mehr ganz so sehr auf Anhieb greifbar, wie noch auf dem Debüt - doch dadurch fällt das Endresultat keineswegs weniger fesselnd aus. Vielmehr hat die Band mit "This Is All Yours" wohl das denkbar beste Album geschaffen, dass ihnen nach einem Killer-Debüt wie "An Awesome Wave" überhaupt möglich war.

   


6. BECK - "MORNING PHASE"

Ich war einst ca. 14 Jahre jung, als mir Beck vor gut 20 Jahren mit seinem ersten Hit "Loser" als eine Art schloddriger Antiheld ins Bewusstsein rückte - und seitdem auch stets präsent blieb, so wie er auch zuletzt nicht nur mich mit seinem bislang letzten Album "Modern Guilt" zu begeistern vermochte. Aber dann verlor man ihn doch ein wenig aus den Augen. Künstlerisch blieb Beck zwar nicht untätig, aber dennoch sollte es geschlagene 6 Jahre dauern, ehe er in diesem Jahr mit "Morning Phase" endlich wieder ein Album einspielte. Aber das ist wieder einmal so wundervoll geworden, dass es die lange Wartezeit definitiv wert war. Dem vergleichsweise sehr facettenreich und experimentierfreudiger produzierten Vorgänger, stellt er dabei aber im Kontrast wieder eine ruhige, sehr akustisch anmutende, warme und zurückgenommene Folk-Pop-Platte entgegen - welche in einer Tradition mit seinem famosen 2002er Werk "Sea Change" verstanden werden will. Doch das neue Album konnte auch ohne derartige Vergleiche auf ganzer Linie überzeugen. Hier stehen nicht die soundästhetischen Raffinessen und Experimente im Vordergrund, sondern die Melodien und Harmonien. Und was für zeitlos wunderbare Stücke sind ihm hier doch aus dem Ärmel gepurzelt, die einem immer wieder tief unter die Epidermis krabbeln. So kann die Single "Blue Moon" schon heute als Folk-Pop-Klassiker durchgehen, das fabelhafte "Morning" ist dann so etwas wie die musikalische Entsprechung der ersten Sonnenstrahlen die am Morgenhimmel glitzern, "Wave" zeigt sich ebenfalls als zeitlose Perle, in der Beck's nahezu bedächtige Vocals auf schwebenden Streicherarrangements daher gleiten,"Turn Away" (♪♫♪) nimmt einen mit seiner wunderschönen, tief in die Seele des Hörers tauchenden Melodie und seiner schlichten akustischen Eleganz gefangen, und "Country Down" begeistert als warmes Country-Folk-Pop-Meisterstück, das mit einer außerordnetlich schönen Melodie glänzt. Ein ganz wunderbares Album, das man auch ohne weiteres ein Meisterwerk nennen darf.




5. LANA DEL REY - "ULTRAVIOLENCE"

Kein Wunder, das Lana Del Ray ein kleines Pop-Phänomen unserer Zeit darstellt. Gut umgesetzt, hat es sich im Pop schon immer bewährt, auf ein spezielles Konzept zu setzen. Das tat auch die junge Amerikanerin vor 2 Jahren mit ihrem Major-Debüt "Born To Die" und der bald darauf nachgelegten EP "Paradise" - und füllte damit auf Anhieb eine musikalische Nische aus, die vor ihr lange Zeit gänzlich unbesetzt war: in verführerischen und immer etwas düsteren Klängen, verherrlicht sie eine nostalgische und dunkle Romantik, in der sie mit den Merkmalen eines eigentlich längst vergangenen Amerikas kokettiert. Doch künstlerisch hat sie das - trotz ihrer bisher durchaus beachtlichen Leistungen - nie so nahezu perfekt auf den Punkt gebracht, wie auf ihrem diesjährigen Album "Ultraviolence". Noch konzentrierter, kunstvoller und schlüssiger, noch verführerischer, dunkler und zeitloser klingt das, was sie uns hier gezaubert hat. Gemeinsam mit Produzent Dan Auerbach (The Black Keys) ist ihr hier ein fast schon atemberaubend schönes Meisterstück gelungen, dass man so von ihr wohl kaum erwartet hatte. Da betrachte man nur mal so Eckpunkte wie das atmosphärische und hypnotische "West Coast" (♪♫♪), den schattigen und psychedelisch wundervollen Epos "Cruel World", das düster-melancholische und verführerisch schöne "Pretty When You Cry", das stellenweise majestätische und feierliche "Money Power Glory", die blumige und zugleich schwermütige Perle "Shades of Cool", das verträumte und schwelgerische "Brooklyn Baby", oder die zeitlos schöne und erhabene Ballade "Old Money". Und dennoch sei dem Leser die wirklich lohnenswerte Deluxe-Edition des Albums empfohlen, die zudem mit weiteren Perlen wie "Black Beauty" oder auch "Florida Kilos" aufwarten kann. Mit "Ultraviolence" hat es Lana Del Rey völlig zurecht so hoch in diese Liste geschafft - denn Dank dieses Albums, wird man die Amerikanerin künstlerisch wohl künftig noch viel ernster nehmen müssen, als man dies zuvor getan hat. Ganz großes Kino.




4. NENEH CHERRY - "BLANK PROJECT"

Heutzutage kann man ja manchmal schon froh sein, wenn sich jemand noch an Neneh Cherry erinnert. Nachdem die Schwedin in den späten 80ern mit Songs wie "Buffalo Stance" oder "Manchild" weltweite Hits landete, in den frühen 90ern Massive Attack finanzielle Starthilfe leistete und kurz darauf noch große Erfolge mit "7 Seconds" (im Duett mit Youssou N'Dur) oder "Woman" feierte, verloren sich die Spuren für die meisten. Nachdem sie daraufhin bei ihrem TripHop-Nebenprojekt CirKus unter geschlüpft war und zwischendurch für Gesangseinlagen bei den Gorillaz ("Kids With Guns") oder Kleerup ("Forever") vorbei schaute, war das erste richtige Lebenszeichen vor wenigen Jahren das Free-Jazz-Cover-Album "The Cherry Thing", in Kooperation mit dem schwedisch-norwegischen Jazz-Trio The Thing. Doch in diesem Jahr geschah das fast unglaubliche und Neneh Cherry veröffentlichte ihr offizielles viertes Studioalbum "Blank Project". Und das kam mit einer derartigen Qualität daher, dass sich das Warten von 18 Jahren (!) auf ein neues Album der Dame voll und ganz gelohnt hat. Aber auch in einem stilistisch ganz ungewohnten Gewand. War sie bei ihrem letzten Soloalbum schon nahezu im Mainstream-Pop angekommen, steht "Blank Projekt" in einer ganz anderen Tradition. Zusammen mit dem Elektro-Musiker Four Tet als Produzent, lässt sie sich hier von minimalistischer bis experimenteller Elektronik unterstützen. Mal funktioniert das wie im Opener "Across The Water" nur auf spartanische Beats gestützt, dann wieder mit minimalistischer Elektronik und polterndem Rhythmus, wie im Titelsong "Blank Project" (♪♫♪), bei "Naked" verbinden sich atmosphärisch minimalistische Produktion und Neneh's famoser Gesang zu einer fast zeitlosen Hymne, "422" offenbart uns eine getragene und hypnotische, von sanften Steeldrums begleitete Perle, und mit "Out of the Black" gibt's einen zum Teil analog klingenden Elektropop-Ohrwurm im Duett mit Robyn. Eigentlich hat man ja vorher gewusst - oder wenigstens gehofft - das ein neues Album von Neneh Cherry mit Sicherheit gut werden würde. Aber das sie nach 18-jähriger Solo-Pause mit ihrem persönlichen Meisterwerk zurück kehren würde, hätte man dann wohl doch nicht geahnt.




3. FKA TWIGS - "LP1"

Wer meinen Blog ein wenig verfolgt, dem wird wohl aufgefallen sein, dass ich nicht müde werde zu betonen, wie verdammt mies es weiten Teilen des R&B vor allem seit den 00er Jahren ging. Doch die Zeiten haben sich geändert - und damit auch die Spielregeln des R&B, der heute so kreativ klingen kann, wie nur selten zuvor. Eines der jüngsten Beispiele dafür, ist das diesjährige Debütalbum "LP1" der britischen Musikerin FKA twigs. Und es ist eine wahrhaft wundervolle und nicht selten gar atemberaubende Platte, die zeigt, dass es dem RnB wieder ganz hervorragend geht. Oft wird es aber auch in den PBR&B oder Alternative-R&B eingeordnet, was die Dame allgemein so treibt - und womit sie sich in eine ähnliche Tradition anderer junger Musiker wie Frank Ocean, The Weeknd oder Janelle Monaé einreiht: klassischer bis zeitgenössischer R&B, der aber kreativ mit allerlei bunten Zutaten, unterschiedlichen Stilen und auch unkonventionellen Strukturen experimentiert, und so zu einer ganz neuen Bedeutungsebene findet. Mit einem faszinierenden Gespür balanciert die Dame auf "LP1" geschickt auf den Schnittlinie zwischen Kunst und Pop, gießt dem Hörer zartschmelzende Melodien in die Ohren, während sie mit elektronisch geprägter Produktion und allerlei kleinen Effekten kunstvolle Akzente setzt. Dabei finden sich dann so musikalische Kostbarkeiten wie das atmosphärische und getragene "Lights On", die fantastische, von softer Elektronik unterfütterte Hymne "Two Weeks" (♪♫♪), das sinnliche und minimalistische, aber dennoch eindringliche "Hours", das eine Spur eingängiger ausgefallene und zum waschechten Hit gereichende "Video Girl", das atmosphärisch einnehmende "Closer", oder das auf seine sanfte, getragene Art und Weise facettenreiche und epische "Kicks". Und trotzdem ist es auch hier wieder die Gesatmwirkung des Albums, was einem als Hörer endgültig den Rest gibt: wie doch so oft, ist auch hier das Ganze mehr, als die Summe seiner Teile. Und selbst der noch so größte Meckerer und R&B-Feind wird bei "LP1" bedingungslos kapitulieren müssen, angesichts seiner künstlerischen Größe und Qualität, die - in meinen Augen - über jeden Zweifel erhaben sind.




2. D'ANGELO & THE VANGUARD - "BLACK MESSIAH"

Am 15. Dezember 2014 passierte etwas, womit die meisten Menschen wohl kaum gerechnet hatten: nachdem es wiederholt und über Jahre hinweg immer wieder verschoben wurde, erschien nach 14 Jahren (!) quasi urplötzlich das dritte Album des amerikanischen Soul- und Funk-Musikers D'Angelo. Mit seinen ersten beiden, von Hörern als auch Kritikern umfeierten Alben "Brown Sugar" (1995) und "Voodoo" (2000), wurde er zu einem der einflussreichsten Künstler des Neo-Soul - was ihm etwa Spitznamen wie "R&B-Jesus" einbrachte. Für Kenner und Fans des heute 40jährigen sollte es kaum eine Überraschung sein, dass er seiner künstlerischen Genialität auch auf seinem neuen Album treu bleibt - und auch seinen musikalischen  Referenzen: denn mit "Black Messiah" hat er ein R&B/Soul/Funk-Meisterstück aufgenommen, wie man es sich eigentlich schon lange von Prince gewünscht hatte. Doch stattdessen schenkt uns nun eben D'Angelo (hier offiziell als "D'Angelo & The Vanguard") diese Perle und (wenn ich mir diese abgedroschene Matapher hier mal erlauben darf) steigt wieder empor wie ein Phoenix aus der Asche. Und trotzdem "Black Messiah" die Gesamtwirkung einer sinnlich würzig duftenden und leidenschaftlich dampfenden Soul-R&B-Funk-Brühe erzeugt, so ist es dennoch facettenreich. Mal geht er wie auf "Ain't That Easy" unaufgeregte und funky-melodische Wege, während sich das fabelhafte "1000 Deaths" deutlich grooviger und komplexer arrangiert zeigt, zeitweilig fast skizzenhafte Züge aufweist, aber im Refrain dann als famoser Epos erstrahlt. "The Charade" (♪♫♪) erweist sich als verführerisches und unwiderstehlich süßes R&B-Meisterstück (bei dem unweigerlich wieder Erinnerungen an die großen Momente des bereits genannten Funk-Zwerges aufflammen), in "Sugar Daddy" trippelt er im Stepptanz über stimmungsvoll leichtfüßige Pianos und Bläser, und "Really Love" vereint sanfte Gitarren, Streicher und  leidenschaftlichen Gesang zu einem weiteren jungen Klassiker - was als Prädikat aber auch absolut zum großartigen "Another Life" passt, welches das Album abschließt. 
Das in den letzten Tagen eines Musikjahres völlig unerwartet eine bereits fast vergessene Größe zurück kehrt, und selbiges einmal kräftig von hinten aufrollt, erlebt man nun wirklich nicht alle Tage. So ein großes Album wie "Black Messiah" allerdings garantiert auch nicht.




1. PERFUME GENIUS - "TOO BRIGHT"
Kunst kann mindestens aus zwei völlig gegensätzlichen Quellen sprudeln, die aber durchaus beide ihre Vorzüge und Reize haben können: entweder ist sie ganz der Fantasie und dem Einfallsreichtum des Künstlers entsprungen, oder sie kommt eben direkt aus seinem Leben und seinen Erfahrungen. Der junge amerikanische Musiker Mike Hadreas alias Perfume Genius verfuhr schon seit jeher nach der zweiten Variante, denn er hatte nicht immer gerade ein sehr glückliches Leben - aber eine Menge Geschichten zu erzählen. Der offen schwule Musiker durchlebte eine Zeit als Drogenabhängiger, zog durch die Straßen und Gay-Clubs von New York, sah und erlebte Liebe, Schmerz, Trauer und Tod - und verarbeitete diese Erfahrungen von Anbeginn in seiner Musik, der somit schon immer ein meist tieftrauriger Klangcharakter innewohnte. Ob nun gleich auf dem bis auf die Knochen herunter geschälten Lo-Fi-Debüt "Learning" oder wenig später ebenso auf dem wundervollen, eine Spur cineastischer und hymnischer veranlagten Zweitwerk "Put Your Back N 2 It". Diese leichte, aber spürbare stilistische Weiterentwicklung trieb er auf seinem diesjährigen dritten Album "Too Bright" nun auf die bisherige künstlerische Spitze. So experimentell wie hier, hatte man den Herren bislang noch nicht erlebt. Daher ist es auch nicht so homogen wie seine Vorgänger: "Too Bright" ist zweifellos sein zerrissendstes und kontrastreichstes Werk - womit Perfume Genius aber die emotionale Tiefe und Bandbreite seiner Erfahrungen und somit auch Kompositionen noch deutlich erweitert. Das geht natürlich bei dem los, was man von ihm bisher kennt: diese ruhigen, wunderschönen und doch gleichzeitig bewegenden und traurigen Stücke, die einem nicht selten die eine oder andere Träne in die Augen treiben. So etwa der wunderbare Einstieg mit " I Decline" oder später die andächtig-wehmütige und in Teilen fast hymnische Ballade "No Good". Ebenso aber auch das gnadenlos fantastische und tränenziehende "Don't Let Them In", oder der tief melancholische und emotionale Titelsong "Too Bright". 



Doch auch deutlich pop-orientiertere und noch komplexer arrangierte Stücke hat er hier zu bieten, die in seinem Klang-Universum bisher gänzlich unbekannt waren - und die er dennoch grandios beherrscht. Deutlich zu hören etwa in der ersten Single "Queen", die ganz hervorragend als fast schon optimistisch anmutende, leicht barock angehauchte Indie-Pop-Nummer durchgeht. Im großartigen "Fool" offenbart sich uns zuerst eine melodisch schunkelnde Synthie-Perle, die sich nach einem sakral-schwebenden Mittelteil in einen fingerschnippenden Pop-Song verwandelt. Die zweite Single "Grid" zeigte sich auch mehr in Richtung Pop schielend, um diese Eingängigkeit aber sogleich durch einige eigenwillige und schrille Akzente wunderbar zu sabotieren. Und "Longpig" erweist sich als facettenreiches Synthie-Elektropop-Meisterstück, das soundästhetisch ein wenig an Musiker á la Kavinsky zu erinnern vermag. .



Und dann ist da noch eine andere, extrem dunkle Seite von Perfume Genius, die er in dieser Radikalität zuvor auch nie zum Ausdruck brachte. So etwa im großartigen und düster hymnischen "My Body", welches stellenweise ein wenig gen Industrial schielt, oder im getragenen und auf nahezu verstörende Art und Weise todtraurigen "I'm a Mother" - in das aber immer wieder ein paar sanfte Sonnenstrahlen hinein zu fallen scheinen. Das alles macht aus "Too Bright" ein dunkles und melancholisches, aber zugleich auch enorm schillerndes und experimentierfreudiges Werk, dass in meinem Musikjahr 2014 so prägnant hervor stach und so tiefe Wurzeln schlug, wie es kein anderes vermochte. In meinen Ohren ein wahres Meisterwerk und ein Album für die Seele. 




Mittwoch, 19. November 2014

Besprochen: TAYLOR SWIFT - "1989"

Ob man es nun glauben will oder nicht: auf ihrem neuen und 5. Album klingt Taylor Swift so popig, so catchy und so mitreißend wie nie zuvor - und lässt damit eines der süßesten Pop-Platten des Jahres vom Stapel.

Man könnte sich an dieser Stelle ausführlich darüber streiten, ob man die jüngere musikalische Entwicklung von Taylor Swift nun als positiv ansehen soll oder nicht. Denn auch wenn sich zumindest auf einer handvoll Songs ihres letzten Albums "Red" der neue Weg schon andeutete, war sie vor allem stets im Country-Pop beheimatet. Doch ihr neues Album "1989" klingt auf Albumlänge anders als alles, was man bislang von der 25jährigen gehört hat. Sie selbst kündigte es als ihr "first documented, official pop album" an, bei dem sie sich von der Musik ihres Geburtsjahres 1989 inspirieren ließ - und nach eigener Aussage von Musikern wie Madonna oder Annie Lennox.  Und dafür hat sie sich den erfahrenen und erfolgreich erprobten Hit-Macher Max Martin an Bord geholt, mit dem sie schon auf dem besagten Vorgänger die größten Hits erarbeitete ("We Are Never Ever Getting Back Together", "I Knew You Were Trouble", "22") - und der nun auch fast alle Songs der neuen Platte betreute. Wem sein Name nichts sagen sollte, der werde nun kurz aufgeklärt: seit nunmehr 20 Jahren ist der Schwede als Songwriter und/oder Produzent für zahlreiche Top- und Welt-Hits von Ace of Base ("Beautiful Life"), Britney Spears ("Baby One More Time", "Oops I Did It Again", "Lucky" u.v.m.), den Backstreet Boys (u.a. "Quit Playing Games", Everybody", "As Long As You Love Me", "I Want It That Way"), 'N Sync ("I Want You Back", "Tearin'Up My Heart"), Pink ("So What", "Who Knew", "Please Don't Leave Me"), Celine Dion ("That's The Way It Is") oder Katy Perry ( z.B. "I Kissed a Girl", "Teenage Dream", "California Gurls", "E.T.", "Roar", u.v.m.) verantwortlich - neben vielen anderen. Und das sein Gespür für große und mitreißende Pop-Hymnen auch in 2014 noch immer auf voller Höhe ist, hat er zusammen mit Taylor Swift gerade auf der ersten Single ihres neuen Albums bewiesen: dem mitreißenden Kracher "Shake it Off", der zur Zeit vollkommen zurecht weltweit hohe bis höchste Chartpositionen besetzt!

Taylor Swift Shake It Off from karly Schmidt on Vimeo.

Und der Dame ist unter kräftiger Mithilfe des Schweden, sowie einer Hand voll anderer Songwriter und Produzenten, eine erstaunlich tolle Platte gelungen, auf der sie mit catchy Ohrwürmern derart um sich wirft, dass einem echten Pop-Fan dabei ganz warm ums Herz wird. Auch wenn das nicht unbedingt mit dem stärksten Song los geht - denn der Einstieg in das Album, mit dem ausnahmsweise von Ryan Tedder komponierten "Welcome To New York" (♪♫♪), bleibt ein wenig hinter den Erwartungen zurück, welche die erste Single geschürt hatte. Schicke Synthie-Hookline, in Ordnung gehende Melodie, aber sonst nicht allzu beeindruckend. Aber das ist geschenkt - denn danach purzeln ihr und ihren Helfern die potentiellen Hits nur so aus den Ärmeln. Schon gleich der nächste Song, die offizielle zweite Single "Blank Space" (♪♫♪), erweist sich als äußerst schmackhaftes und unwiderstehlich melodisches Pop-Konfekt, welches für die Dame mit Sicherheit den nächsten weltweiten Hit bedeuten wird. Und danach geht das eigentlich fast nahtlos so weiter: "Style" (♪♫♪) etwa gibt sich herrlich melodisch und deutlich 80s-inspiriert - während es mit Textzauszügen wie "You got that James Dean daydream look in your eyes / And I got that red lip classic thing that you like" eine dafür gar nicht allzu unübliche 50er-Jahre-Romantik herauf beschwört. "All You Had To Do Was Stay" (♪♫♪) begeistert als ein außerordentlich catchy Synthpop-Ohrwurm, der den Hörer auch aus der größten Lethargie heraus zu reißen vermag, "Out Of The Woods" (♪♫♪) erweist sich als ein schlicht wunderbarer Pop-Song mit Synthie-Einschlag, und "Bad Blood" (♪♫♪) verspricht einen möglichen weiteren Hit, während es zeitweise Erinnerungen an die guten Phasen von Natasha Beddingfield weckt. "Wildest Dreams" (♪♫♪) zeigt sich als getragene, wunderbar melodieverliebte und ein wenig an Lana Del Rey angelehnte Pop-Perle, "How You Get The Girl" (♪♫♪) kommt als sommerlich luftiger und catchy Ohrfänger des Weges, und das leider nur auf der Deluxe-Edition enthaltene "New Romantics" (♪♫♪) ist ein famoser Dance-Pop-Ohrwurm, der schon alleine durch seine Refrain-Textzeile "Baby we're the new romantics, come on, come along with me / Heartbreak is the national anthem, we sing it proudly" zu bezirzen weiß.

Das Erfolg und Qualität nicht immer miteinander einhergehen, kennt man ja - doch das sich in diesem Fall die neue Platte von Taylor Swift wie geschnitten Brot verkauft (allein in den USA ca. 1,3 Millionen verkaufte Exemplare binnen einer Woche!), kann man eigentlich nur zu gut verstehen. "1989" mag keine sonderlich anspruchsvolle Platte mit inhaltlichem Tiefgang sein - doch das war nie die Hauptaufgabe von Pop-Musik. Sie soll ganz einfach Spaß machen und dem Hörer bestenfalls für eine Weile ein klein wenig die Welt versüßen. Und dazu ist ihr neues Album allemal in der Lage. 



Freitag, 14. November 2014

Besprochen: PINK FLOYD - "THE ENDLESS RIVER"

Rock-Legende hin oder her: einem neuen Album, das (fast) nur aus alten ambient-lastigen Instrumentals besteht, hätte die Band auch gleich entsprechend bewusstseinserweiternde Substanzen beilegen können, mit deren Hilfe man all dem vielleicht ein wenig hätte abgewinnen können.

Nun ist also etwas eingetreten, worauf wohl kaum noch ein Mensch ernsthaft gewartet haben mag: nach 20 Jahren gibt es in der Tat ein neues Album von den Rock-Urgesteinen Pink Floyd. Wobei die Bezeichnung "neu" hier mit relativer Vorsicht verwendet werden sollte, da sie eher der offiziellen Rolle des Albums im Backkatalog der Band gerecht wird, als seiner tatsächlichen Bedeutung: denn "The Endless River" enthält keine wirklich neuen Songs der Band. Die 18 hier enthaltenen Stücke sind größtenteils während der Arbeiten an ihrem letzten Album "The Division Bell" (1994) entstanden, wurden aber auf selbigem nicht verwendet. Und was auch immer den verbliebenen Rest der Band nun dazu bewogen haben mag: aus eben diesem Material, sowie Fragmenten die bis ins Jahr 1968 zurück reichen, haben Pink Floyd nun dieses neue Album destilliert. Ein Album, welches fast ausschließlich aus instrumentalen Stücken besteht, die allesamt dicht am Ambient angesiedelt sind und zumeist unmerklich ineinander fließen. Die Schwierigkeiten, welche sich daraus für den Hörer ergeben, sollten damit schon ausreichend zum Ausdruck kommen. Denn so endlos wie der Fluss im Albumtitel, erscheint einem auch dieses Album selbst. Und ähnlich fluffig wie die Wolken auf dem Cover, erscheint einem allzu häufig die Musik. Wobei das (schreckliche!) Artwork im allgemeinen gut zu den Klängen passt, welche wie eine große und teils recht kitschige Jam-Session im Chill-Modus wirken. 



Die Qualität der bis auf einen Song komplett ohne Gesang auskommenden Stücke, schwankt dabei zumindest in den Details. Mal geht es etwas schlaftrunkener und chillig daher plätschernd zu ("Things Left Unsaid"), in anderen und eher gelungenen Momenten hingegen ein Spur spaciger und atmosphärischer ("Sum"), es mal gibt stärker rhythmusorientierte Stücke ("Skins"), manches taugt dann wieder eher als Beschallung von käsigen TV-Schmonzetten ("Anisina"), die Titelmelodie für einen potentiellen zweitklassigen Horrostreifen lässt sich auch ausmachen ("Calling"), es kann nebenbei auch mal ganz sakral und bedächtig zugehen ("Autumn '68") und beim einzigen besungenen Stück ("Louder Than Words") fliegen auch nicht gerade die Löcher aus dem Käse.

Irgendwie ist das alles eine recht zähe, nicht unbedingt immer gleich ranzige, aber bisweilen klumpige und fade Ambient-Sauce, die da gemächlich aus den Boxen sickert. Und wieder einmal bedauert man das Betäubungsmittelgesetz - sonst hätten Pink Floyd zumindest der physischen Ausgabe von "The Endless River" die entsprechenden bewusstseinserweiternden Substanzen beilegen könne, mit deren Hilfe man diesem verchillten Instrumental-Gedöns vielleicht tatsächlich irgendetwas abgewinnen könnte. 

Sonntag, 2. November 2014

Besprochen: TINASHE - "AQUARIUS"

Der zeitgenössische R&B erlebt schon länger wieder einen kreativen Aufwind -  und auch Tinashe trägt mit ihrem hervorragenden Debüt tatkräftig dazu bei, den RnB anno 2014 noch ein wenig mehr aufzuwerten.

Wenn man sich nur etwa 10 Jahre zurück erinnert, dann erinnert man sich auch an eine Zeit, in der der R&B in einer handfesten Krise steckte. Auch heute ist zwar in diesem Genre beileibe nicht alles Gold was glänzt (aber in welchem ist das schon so?), aber es hat sich längst aus den Untiefen seines kreativen Wachkomas von einst befreit und hatte in den letzten Jahren massives kreatives Wachstum zu verzeichnen. Und das lag nur zum Teil am Mitwirken bereits etablierter Größen - denn vor allem anderen lag dies an einer illustren Riege junger und frischer Talente, die sich nicht auf den "klassischen" RnB beziehen, sondern ganz frische, neue und für das traditionell eher konservative Genre fast schon radikale Ideen einbringen. Künstler wie Frank Ocean, Janelle Monáe, The Weeknd oder FKA twigs zählen etwa dazu. Und eben hier, im Umfeld der musikalischen Spielart des RnB, die man gemeinhin PBR&B oder auch Alternative-R&B nennt, kommt eine Newcomerin ins Spiel, die so richtig eigentlich gar keine mehr ist. So hat die Amerikanerin Tinashe schon in den letzten 2 Jahren mit 3 Mixtapes für einiges Aufsehen gesorgt, ehe sie nun endlich ihr offizielles Debütalbum "Aquarius" nachlegte. Das bewarb sie schon Anfang des Jahres mit ihrer offiziellen Debüt-Single "2 On" (♪♫♪), die sich schon verdammt gut sehen lassen konnte und die auf unaufdringliche aber bestimmte Art und Weise die Hüften vollautomatisch zum kreisen brachte - doch noch eine Spur besser geriet dagegen die zweite Single "Pretend", auf der sie von Rapper A$AP Rocky begleitet wird: eine ganz und gar wunderbare, soft beatige und melancholisch-romantische R&B-Perle die hängen bleibt.

Tinashe ft. A$AP ROCKY - Pretend (Official Music Video) from WorldWideMusicVideos on Vimeo.

Doch das Debüt der Dame hat noch so viel mehr zu bieten. Tinashe durchstreift auf ihrem Erstlingswerk die verschiedensten Genres, Stile und Elemente, geht mal etwas experimentierfreudig und auch  öfter mal eingängiger zu Werke, bleibt aber künstlerisch stets auf hohem Niveau. Es geht schon famos los, mit dem getragenen und einnehmend groovigen Titelsong "Aquarius" (♪♫♪), woraufhin einem dann spätestens "Bet" (♪♫♪) die Schädeldecke weg bläst - aber auf behutsame und sanfte Weise: denn hier gibt es nicht kräftig was auf die Mütze, sondern im Gegenteil ein atmosphärisch grooviges, kunstvolles und großartiges R&B-Meisterstück,  das gen Ende  in leidenschaftlichen Gitarrensolos mündet. Das Album hat aber auch sehr radiotaugliche, aber sich dennoch nie dem plumpen Massengeschmack anbiedernde Nummern zu bieten. Nebst den genannten Singles sind der mitreißende R&B-Pop-Ohrfänger "All Hands On Deck" (♪♫♪), das melodische "Feels Like Vegas" (♪♫♪) oder der unwiderstehliche, elektronisch veranlagte Kracher "Wildfire" (♪♫♪) ebenso potentielle Hits, wie auch das ein wenig nach hochwertiger Rihanna klingende "Far Side of the Moon" (♪♫♪).
 
Irgendwo wurde Tinashe kürzlich mal als eine Art Hybrid aus Aaliyah und The Weeknd bezeichnet - und das liegt gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt. Eingängiger R&B trifft hier immer wieder auf kreativere Spielereien und eine Menge Pop-Verständnis. Daraus hat Tinashe ein fabelhaftes Debütalbum gezaubert, dass den RnB in 2014 noch ein wenig mehr aufwertet. 



Donnerstag, 23. Oktober 2014

Besprochen: KIESZA - "SOUND OF A WOMAN"

Die Newcomerin Kiesza lässt ihren hochkarätigen Hits ein fabelhaftes Debüt folgen, mit dem sie sich dazu aufmacht, so manch einer Größe im (Dance-) Pop gefährlich zu werden.

Mit der Mode ist das ja immer so eine Sache: denn sie ist nun mal immer dem jeweiligen Zeitgeschmack unterworfen - und wird somit leicht auch schnell wieder verworfen. Nur um zumeist regelmäßig nach einiger Zeit wieder aus der Kiste hervor geholt und neu aufbereitet zu werden. Seit einer gefühlten Ewigkeit merkt man das in der Musik ja etwa mit den 80ern. Mal mehr und mal minder intensiv rollt das 80s-Revival seit zig Jahren munter vor sich hin - und hat noch heute nicht ganz ausgedient. Umso erfrischender ist es, dass in diesem Jahr eine äußerst vielversprechende Newcomerin aus Kanada daher kam, die soundästhetisch ein ganz anderes Jahrzehnt im Sinn zu haben scheint: bei Kiesza weht nämlich fast stets ein unüberhörbarer 90er-Jahre-Wind. Das war auch schon bei ihrer ersten Single "Hideaway" (♪♫♪) so, die ihr in diesem Frühjahr einen enormen Erfolg bescherte. Und das auch vollkommen zurecht, bei diesem unwiderstehlichen House-Pop-Ohrwurm. Und kurz darauf machte sie dies noch einmal durch eine Coverversion eines Eurodance-Klassikers deutlich: ihrer Version von Haddaway's 1993er Hit "What is Love" (♪♫♪) - der bei ihr allerdings zu einer wunderbaren und minimalistischen Ballade wurde. Nun spätestens war der Hunger auf mehr definitiv geweckt - es schien sich zunehmend heraus zu kristallisieren, dass man es bei Kiesza mit einem eigenständigen Talent zu tun hat, nicht mit dem Produkt einer Plattenfirma. Dann schob sie bald auch die aktuelle und zweite Single nach, welche diesen Eindruck noch zusätzlich erhärtete und sich wieder hörbar an bereits besagter Dekade orientierte - und die sich in meinen Ohren gar noch zu einem massiveren Hit entwickeln sollte: der housig veranlagte Dance-Pop-Ohrwurm "Giant in my Heart", der zusätzlich mit souligen Gesangseinlagen eines anonymen Gastsängers verziert wurde, der einen problemlos an Haddaway erinnern kann.



Das waren ja schon ein paar ordentliche musikalische Appetizer, die verdammt neugierig auf das kommende Debütalbum machen konnten. Und all jene, welche große Hoffnungen in "Sound of a Woman" gesetzt haben, sollten von dem Endresultat wohl alles andere als enttäuscht sein. Denn es hat über die genannten Stücke hinaus noch einiges zu bieten, dass einem mitunter auch mal ein wenig die Sprache verschlagen kann. Von dem bisher eher Dance-orientierten Sound kann man natürlich auch auf ihrem Debüt ein paar weitere Exemplare genießen, die hohes Sucht- und Hit-Potential zu bieten haben. Die kommende dritte Single "No Enemiesz" begeistert diesbezüglich als mitreißender und ohrwurmiger Dance-House-Pop-Kracher, der mit kräftiger 90s-Schlagseite gesegnet ist. "Vietnam" (♪♫♪) verführt den Hörer als melodisch-warme Dance-Pop-Perle, die sich ausnahmsweise mal stärker an den 80ern bedient,  "The Love" (♪♫♪) erweist sich als weiterer handfester Dance-Pop-Ohrwurm, der auch mit leichten Eurodance-Elementen flirtet und "Over Myself" (♪♫♪) explodiert nach einem gefühlvollen Einstieg als eine famose House-Disco-Bombe.


   
Doch nicht immer widmet sie sich auf ihrem Album den Dance- und House-Klängen. Auch andere Facetten kehrt die talentierte Dame hervor.  "Losing My Mind" (♪♫♪) etwa zeigt sich ziemlich soulig, während es von minimalistischen und oldschooligen HipHop-Klängen begleitet wird - und einigen Momenten, die sehr an Ini Kamoze's 1994er Hit "Here Comes The Hotstepper" erinnern. "So Deep" (♪♫♪) gibt sich samtig, soulig und soft elektronisch und hätte so auch Jessie Ware oder FKA Twigs recht gut zu Gesicht gestanden. "Bad Thing" (♪♫♪) lässt dann spartanisch arrangierte und herrlich angestaubt anmutende RnB- und HipHop-Einflüsse hören, und "Cut Me Loose" (♪♫♪) braucht nur ein melancholisch perlendes Piano, Kiesza's Stimme und eine wunderbare Melodie, um spontane Gänsehaut zu provozieren. 

All das verbindet Kiesza auf "Sound of a Woman" spielerisch zu einem schlüssigen Pop-Album, mit dem sie uns ein strammes und pralles Bündel voller Pop-Hits geschnürt hat. Einer der guten Momente im zeitgenössischen (Mainstream-) Pop.





  

Mittwoch, 15. Oktober 2014

Besprochen: ALT-J - "THIS IS ALL YOURS"

 Wie hätte es auch anders sein können: Alt-J bleiben auch weiterhin etwas ganz besonderes und können ihrem großen Debüt ein eigenständiges, inspiriertes und würdiges Zweitwerk entgegen setzen.

Der große und fast schon erschlagende Hype, welcher in den Musikmedien dieser Welt um das 2012 erschienene Debütalbum "An Awesome Wave" der britischen Band alt-J herauf beschworen wurde, war einer der vergleichsweise seltenen seiner Art, die fraglos mehr als gerecht waren. Nach wie vor ist es doch schlicht atemberaubend, wie die Band auf ihrem Erstlingswerk grandiose Melodien mit Kreativität, Vielseitigkeit, Leidenschaft und künstlerischem Verstand zusammen brachte - und somit kurzerhand eines der in meinen Ohren besten Debütalben der mindestens letzten 10 Jahre schuf. Zwei Jahre sind seitdem vergangen und noch immer kann man sich an dem guten Stück nicht satt hören, da haben alt-J nun ihr bei nicht wenigen mit einiger Spannung erwartetes zweites Album "This Is All Yours" nachgelegt. 2 Jahre sind eigentlich unter vielen Musikern heutzutage eine übliche Zeitspanne für ein neues Album. Und auf der einen Seite war man nach dem famosen Erstling so hungrig darauf, dass man endlich neues Material der Briten zu Ohren bekommen möge, dass diese Zeitspanne fast schon quälend lang erscheinen konnte. Doch andererseits kann man noch heute derart von der Klasse ihres Debüts zehren, dass sie mit solch einem Material locker noch eine längere Pause hätten überbrücken können. Doch die Zeitspanne ist bei einem künstlerischen Prozess ja prinzipiell vollkommen gleichgültig: denn einzig auf die Inspiration und natürlich auch die Qualität ihrer Umsetzung kommt es an. Und schon die erste Single der neuen Platte weckte fraglos die Hoffnung, dass sie dies auch erneut auf einem ähnlich beachtlichen Niveau meistern könnten: "Hunger of the Pine", ein erwartungsgemäß genialer und einnehmender Indie-Artpop-Hit, in dem sogar unerwartet gelungen ein Sample von Miley Cyrus (die Gesangszeile "I'm a female rebel" aus ihrem Song "4x4") zum Einsatz kommt. 

ALT-J [hunger of the pine] from nabil elderkin on Vimeo.

Und diese Hoffnung wird auf "This Is All Yours" keineswegs enttäuscht: mit dem eigentlich "schwierigen zweiten Album", können alt-J erneut auf ganzer Linie punkten. Selbst die Tatsache, dass die Band gegenüber dem Vorgänger von einem Quartett auf ein Trio zusammen geschrumpft ist (nachdem ihr Bassist Gwil Sainsbury im Januar diesen Jahres das Handtuch warf), lassen sie sich nicht anmerken - stattdessen gibt es einfach ein hervor- und herausragendes Zweitwerk, das auf seine Weise kaum besser hätte werden können. Der Einstieg in die neue Platte besorgt auch sogleich ein Déja-Vu-Erlebnis: denn wie schon auf dem Debüt lässt der Opener, der ganz unscheinbar als "Intro" (♪♫♪) betitelt in das Album einführt, bei genauerer Betrachtung die Kinnlade des Hörers gewaltig zu Boden krachen. Hier zeigen sie erneut in wenigen Minuten gebündelt, was sie als Band ausmacht - wie sie mit im Grunde konventionellen Mitteln einen ganz eigenen und unnachahmlich unkonventionellen Sound kreieren. Ein Sound, der einfach anders ist. Ein komplexes Stück, welches u.a. aus hypnotisch rotierenden Lalala-Chören, schillernden Synthesizern, verzerrten  Gesängen und fernöstlich (?) veranlagten Klängen besteht. Direkt danach beginnt dann ein dreiteiliger Song-Syklus, der sich durch das gesamte Album zieht und ihm einen Hauch eines Konzeptwerks verleiht.  Angefangen mit "Arival in Nara" (♪♫♪), einer melancholischen Nummer, die verträumt und melancholisch auf Piano, sanften Gitarren und filigranen Streichern daher schwebt. Direkt danach folgt auch schon der zweite Part "Nara" (♪♫♪) - ein bisweilen zärtliches, aber gen Ende gar majestätisches Meisterstück, das zudem mit interessanten Lyrics ausgestattet ist. So singt Sänger Joe Newman schon zum Einstieg etwa die Zeilen: "Soon I'm gonna marry a man like no other / Light the fuse, hallelujah, hallelujah." Und eine ganze Weile später, dient der Abschluss dieses Zyklus auch als Abschluss des ganzen Albums: das hypnotische und kunstvolle, mit elektronischen Effekten angereicherte "Leaving Nara" (♪♫♪), stellt den Closer der Platte dar. 

alt-J - Left Hand Free (Director's Cut) from Pomp&Clout on Vimeo.

Doch dazwischen tummelt sich noch so viel mehr aufregendes und hochgradig verliebenswertes, dass auch hiervon manches nicht unerwähnt bleiben darf. So erweist sich etwa die aktuelle Single "Every Other Freckle" (♪♫♪) als famos bunter Indie-Pop-Hit auf höchstem Niveau,  in "Left Hands Free" geht es eine Ecke rockiger und spröder, wenngleich auch nicht minder mitreißend zu, "Choice Kingdom" (♪♫♪) brennt sich auf fast unmerkbare und behutsame Weise als eine sanfte und stille Indie-Kostbarkeit ins Unterbewusstsein, in der wunderbaren und warmen Folk-Perle "Warm Foothills" (♪♫♪) werden sie stetig abwechselnd von den Stimmen von Conor Oberst (Bright Eyes), Lianne La Havas, Marika Hackman und Sivu begleitet, und in "Blood Flood Pt.2" (♪♫♪) - dem Sequel des auf dem Debüt veröffentlichten "Blood Flood" - geben sie ein bedächtiges Stück Indiepop zum Besten, dass u.a. von majestätischen Bläsern untermalt wird. 

Nach dem kunstvollen und doch gleichzeitig auch erstaunlich massentauglichen Debüt, auf dem nahezu fast jeder Song als ein auf seine eigene Weise potentieller Hit heraus stach, gehen alt-J auf "This Is All Yours" teils neue, aber teils auch vertraute Wege - nur das hier manchmal der eine oder andere weitere Hördurchlauf nötig sein kann, ehe sich manche Höhepunkte in ganzer Pracht heraus schälen. Doch tut dies dem Hörgenuss keinen Abbruch, sondern erweitert stattdessen sachte die Klangdimensionen der Band. So ist "This Is All Yours" wohl die beste Platte geworden, die alt-J zu diesem Zeitpunkt hätten machen können. Und mit dem sie dem großen Erstling einen eigenständigen, inspirierten und würdigen Nachfolger gegenüber stellen, der diesem fast auf Augenhöhe begegnen kann.