♪♫♪ ...music makes the people come together... ♪♫♪

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Samstag, 30. Juni 2012

Inselplatten: RADIOHEAD - "HAIL TO THE THIEF" (2003)

Auf dem 6. Album von Radiohead hörte man eine Band, die stetig weiter voran in Richtung Zukunft schritt - und doch immer wieder über die Schulter auf den Weg zurück blickte, der bereits hinter ihnen lag. Mit anderen Worten: ein Kunstwerk.


2003 war die Situation für Radiohead im Grunde genommen gar nicht so leicht. Um das zu verstehen, betrachten wir einmal ihren musikalischen Werdegang, der diesem Jahr voraus ging. 1997 schufen sie mit ihrem 3. Album "OK Computer" ein Jahrhundert-Album, pflanzten ein Meilenstein an den Wegesrand der Rockgeschichte und schrieben mit ihm auch selbige. Das die Band in dieser Form nicht mehr möglich war, ohne kreativ dem Ausverkauf zum Opfer zu fallen, war glücklicherweise ihen selbst allzu klar. Und so geschah das nahezu unfassbare: mit dem 2000er Nachfolger "Kid A" häutete sich die Band und gab ein völlig neues Antlitz frei - es wurde ein verschachteltes, experimentelles Elektro-Art-Pop-Meisterstück, dass es dem Hörer nicht leicht machen sollte. Und so schufen sie das wohl beste Album des gesamten noch kommenden Jahrzehnts. Aber doch gelang ihnen noch erstaunliches. So etwa mit dem darauf folgenden Album , das oft als Fortsetzung von "Kid A" angesehen wird: denn "Amnesiac" erschien nur wenige Monate später im Jahr 2001, und bestand aus Stücken, die in derselben Session wie sein Vogänger entstanden. Und doch wurde ein eigenständiges und grandioses Werk daraus, dass die exzentrische Eigensinnigkeit seines Vorgängers erbte und auf gleiche fabelhafte, aber dennoch ganz  eigene Weise in Form goss. Und das ist eine Leistung, die wohl in der jüngeren Musikgeschichte keinem anderen gelang. Ein schweres Erbe, dass sie sich selbst auferlegten - die Erwartungshaltungen schienen gewaltig. Doch Radiohead wären nicht Radiohead, würden sie auf selbige nicht pfeifen, und stattdessen ihre eigene künstlerische Vision in Klänge bannen. Und das vollbrachten sie auch mit dem nächsten Album: "Hail To The Thief" - aus dem Jahr 2003. Und schon der politische Charakter des Albumtitels erregte Aufsehen, welcher den Protest-Slogan darstellt, der von Anti-Bush-Aktivisten  im Jahr 2000 genutzt wurde, in Anspielung auf die dubiosen Umstände, die zur Wahl George W. Bush's zum Präsidenten der USA führten....was eines der düstersten Kapitel der jüngeren US-Geschichte einläuten sollte. So ist "Hail To The Thief" zum Teil unter den Eindrücken des Afghanistankrieges entstanden, und wurde in den jungen Irak-Krieg hinein geboren. Und ebenso düster sollte auch klingen, was Thom Yorke & Co. hier zusammen trugen.  Wie auf seinen Vorgängern zeigten die Briten auch auf ihrem 6. Album einen Hang zur experimentierfreudigen und verstörenden Elektronik. Und doch sollte "Hail To The Thief" ihr bis dato vielseitigstes Album werden, dessen zum Teil enorm gegensätzliche Bausteine am Ende eine einzige mächtige Klangkathedrale ergeben, die sich hoch hinauf in den schwarzen Nachthimmel bohrt. Soundtechnisch finden sie hier eine Art Mittelweg zwischen spröderen und rockigeren  Klängen der 90er,  und den synthetischen Klangexpiditionen der 00er-Jahre....und hauchen dem wiedermal so viel Eigenleben ein, dass Vergleiche schließlich völlig sinnlos erscheinen. Schon der erste Vorbote des Albums, das grandiose "There There", verquickte auf vortrefflich Art und Weise Melodik mit Abstraktion, zu einer eindringlichen Art-Rock-Perle.


Radiohead - There There von samithemenace 

Eine wesentlich rockigere Einstimmung, als man die Jahre zuvor von ihnen gewöhnt war. Und mit einer ähnlichen, ja noch widerborstig rockenderen Nummer, startet man auch sogleich in das Album: der Opener "2+2=5" (♪♫♪) pirscht sich langsam aber beständig heran, ehe plötzlich ein nahezu Zähne fletschendes Art-Rock-Ungeheuer aus der Kiste springt. Großartig und zugleich ein wenig paranoid geht es dann weiter, wenn "Sit Down. Stand Up." (♪♫♪) auf schwebenden Klangteppichen daher gleitet, und sich plötzlich in einen Strudel aus wild kreiselnden TripHop-Beats stürzt.  "Go To Sleep" (♪♫♪) entflieht in folklige, erdigere und ein klein wenig freundlichere Gefilde, ehe sich über dem von hypnotisch ungeraden Beats untermalten "Where I End And You Begin" (♪♫♪), erneut dichte graue Wolken zusammen brauen. "We Suck Young Blood" eröffnet sich dem Hörer als berückende und atmosphärische Schauerballade, "The Gloaming" (♪♫♪) bringt eine geisterhafte Art-Pop-Perle zum Vorschein, und mit "Myxomatosis" (♪♫♪) tauchen sie in nahezu verstörende Abgründe hinab. Die überirdische, melancholische Ballade "Sail To The Moon" erstrahlt dann in dunklen, aber prachtvollen Farben, und lässt eine nahe Verwandtschaft zum "Pyramid Song" erkennen.


Radiohead - Sail to the Moon von industrialbirds

Mit "Scatterbrain" (♪♫♪) entlocken sie sich eine schwüle und schwermütige Ballade die an Zeiten von "OK Computer" erinnert, und das Finale bestreitet "A Wolf At The Door" (♪♫♪) als soft orgelnde Indie-Perle, die einen beinah mit einer versöhnlicheren Stimmung aus dem Album entlässt. "Hail To The Thief" gehört aber wohl auch zu den am meisten unterschätzten Werken der Band, trotzdem es schon seinerzeit von Kritikern zum Teil umfeiert wurde. Doch wem sollte man das übel nehmen? An dem Punkt, an dem Radiohead sich hier befanden, machen die meisten Musik spätestens schlapp - wenn nicht bereits schon früher. Und wer seinen Backkatalog bereits mit solchen musikalischen Kostbarkeiten füllte wie Radiohead, der hat es besonders schwer, an die alten Leistungen anzuknüpfen. Aber auch nach 9 Jahren ist "Hail To The Thief" noch immer eine unverändert herausragende Platte, die perfekt den Geist seiner Zeit einfing - und ihm gleichzeitig weit voraus war. Hier hören wir quasi eine Band, die stetig weiter voran in Richtung Zukunft schreitet, und doch immer wieder über die Schulter auf den Weg zurück blickt, der bereits hinter ihnen liegt. 


Dienstag, 26. Juni 2012

Besprochen: JENNIFER LOPEZ - "DANCE AGAIN...THE HITS"

Jennifer "The Butt" Lopez kommt mit ihrer ersten Best-Of daher. Hätte was werden können - ist es aber nicht.

Na sowas - Jennifer Lopez beglückt uns in wenigen Wochen mit der ersten Best-Of ihrer mittlerweile 13 jährigen Musikkarriere. Eine recht lange Zeit im heutigen Musikbusiness, wo doch jeder zweite massentaugliche Künstler nach spätestens 3 Alben eine musikalische Bestandsaufnahme an den Mann bringt.Warum also so spät? Wollte man gehässig sein, könnte man sagen: sie musste erst mal genügend Hits zusammen bekommen, um eine ganze CD zu füllen. Eine weitere Begründung könnte auch die sein, dass Jennifer Lopez in den 00ern irgendwie ziemlich egal wurde. Wahrscheinlich war beides ausschlaggebend. Seit etwa einem Jahr scheint sich dies aber geändert zu haben, und die Dame ist seitdem wieder öfter in den Charts und Medien präsent. Und da trifft es sich doch gut, nun endlich ihre erste Best-of raus zu hauen. Was aber durchaus nicht die schlechteste Idee ist - denn J.Lo krankt quasi an dem "Kylie-Minogue-Syndrom": sie hat immer mal wieder ein paar halbwegs bespaßende Ohrwürmer hin bekommen, aber noch nie ein wirklich gescheites Album. Tja und damit fing sie Ende der 90er/Anfang der 00er gar nicht so schlecht an: mit dem in Ordnung gehenden "If You Had My Love" (♪♫♪), oder dem wunderbaren Dance-Pop-Ohrwurm "Waiting For Tonight" (♪♫♪) baute sie sich eine gute Fanbase auf - das in dieser Reihe allerdings der Hit "Let's Get Loud" fehlt, wird wohl an der Tatsache liegen, dass es in den USA nicht als Single erschien. Das es dafür auf beinah dem gesamten restlichen Globus ein Hit war, war den verantwortlichen wohl ziemlich egal. Dafür mussten sie uns aber scheinbar unbedingt öde Remixe von Hits wie "Ain't It Funny" (♪♫♪), "I'm Real" (♪♫♪) oder "Feeling Good" (♪♫♪) rein drücken, welche die ursprünglich recht ordentlichen Songs zu ödem RnB-HipHop-Gedöns entstellen. Und für viele Hits war danach nicht mehr Platz.
 
Jennifer Lopez - Dance Again ft. Pitbull von AceVideos


Nun gut, "Get Right" (♪♫♪) besorgte ihr 2005 nochmal hohe Chartplatzierungen - ging einem aber auch enorm schnell auf den Sack, mit seiner nervig trötenden Hookline. Und "Do It Well" (♪♫♪) war 2 Jahre später dann auch höchstens ein halbherziger Versuch, wieder in der weltweiten Hitlisten Fuß zu fassen. Aber das änderte sich im letzten Jahr mit "On The Floor" (♪♫♪) - genau: dieser fiese "Lambada"-Ripoff, mit dem sie weltweit die Charts anführte und über Monate die Formatradios verpestete. Doch das schlimmste: irgendwann erwischte man sich selbst beim heimlichen mitträllern. Dem folgten dann das recht öde "I'm Into You" (♪♫♪), oder in diesem Jahr der halbwegs gelungene Dance-Ohrwurm "Dance Again". Und als neuester Beitrag findet man hier die neue Single "Goin' In" (♪♫♪), aus dem "Step Up Revolution"-Soundtrack - extrem dumpfbackig produziertes Dance-Geballer, dass aber wenigstens in manch wenigen Momenten versucht, so etwas wie eine Melodie zu simulieren. Schade: ihre erste Best-Of hätte J.Lo's beste (wenn auch trotzdem nicht wirklich "gute")   Platte werden können - doch mit der hier vorliegenden Zusammenstellung, verreckt diese auf demselben unterdurchschnittlichen Niveau wie alle ihre bisherigen Veröffentlichungen.  



Freitag, 22. Juni 2012

Besprochen: FRIENDS - "MANIFEST!"

Wenn die Augen größer sind als der Hunger: das Debüt von Friends bleibt leider ein wenig hinter seinen großen Singles zurück.

Schon im vergangenen Jahr konnte man sich mit der Brooklyner Band Friends - ein Quintett aus Samantha Urbani (vocals), Lesley Hann (bass, percussion, backing vocals), Nikki Shapiro (guitar, keyboards, percussion), Matthew Molnar (keyboards, percussion, bass) und Oliver Duncan (drums) - anfreunden. Und das tat man auch allzu gerne. Denn spätestens nachdem BBC sie auf ihre "Sound of 2012"-Liste setzte, bekam man langsam Wind von dem, was die Band musikalisch so treibt. Und die ersten Vorboten waren mehr als nur vielversprechend. So etwa der famose Ohrwurm "Friend Crush" (♪♫♪), der sofort zum beschwingten mitsingen und -wippen einlädt - der aber von dem großartigen und oldschoolig veranlagten "I'm His Girl" noch überholt wird....ein Song, dem man am liebsten heute schon Kultstatus verleihen möchte.



Doch auch die dritte Single im Bunde kann überzeugen: der herrlich psychedelische, und zugleich groovige und funky Ohrfänger "Mind Control" (♪♫♪). Nun legte in diesem Monat die Band ihr Debütalbum "Manifest!" nach - doch mit dem tollen Material das man zuvor zu hören bekam, kann ihr Debüt auf Albumlänge leider nicht mithalten. Was nicht bedeutet, dass es ein schlechtes Album wäre. Mitnichten! "Sorry" (♪♫♪) ist etwa sommerlich beschwingter, soft vor sich hin orgelnder, federleichter Pop, der ein wenig an die Drums erinnert. Angeführt von hübsch flötenartigen Tönen, gleitet dann "A Thing Like This" (♪♫♪) mit herrlich unscheinbarem Groove und einer feingeistigen Melodie, fast schwerelos an uns vorüber. "Ideas On Ghosts" (♪♫♪) erschafft eine sehr tolle, schwebende und nachdenkliche Atmosphäre, und lässt sich als ganzes durchaus gut hören - sie versäumten aber leider ihm einen gewissen einprägsameren Charakter zu verleihen. Und vielleicht ist es das, was man an dem Album irgendwie vermisst. Denn nichts hier stört oder fällt negativ auf. Eher fällt hier einiges gar nicht weiter auf - genannte Beispiele ausgenommen. Man mag es vielleicht auch auf die hohe Erwartungshaltung schieben, dass einen immer wieder das Gefühl beschleicht, dass all das auf "Manifest!" nicht immer so astrein funktioniert. Zwar kommen sie auch mal mit etwas "spröderen" Klängen daher, wie sie etwa in "Ruins" relativ deutlich zutage treten. Nur konnten sie diesen Eindruck nicht auf das ganze Albums ausweiten. So könnte man "Manifest!" beinah als "gut" titulieren - würde einen nicht immer wieder die Ahnung beschleichen, dass die Freude daran wohl nur von recht kurzer Dauer sein wird. Und doch sollte man nicht die Hoffnung aufgeben, dass aus dem Quintett nochmal was größeres werden könnte. Denn für ihr Erstlingswerk schlagen sich Friends hier vergleichsweise gar nicht so schlecht. Und am Ende waren wohl eben nur die Augen größer als der Hunger.



Donnerstag, 21. Juni 2012

Besprochen: LINKIN PARK - "LIVING THINGS"

Und täglich grüßt das Murmeltier: Wie Bill Murray im Film  stets von Sonny & Cher geweckt wird, so treten auch Linkin Park immer weiter beständig auf der Stelle. Für ein paar Ohrwürmer hat's dennoch gereicht.

Die Geschichte von Linkin Park ist ja gemeinhin bekannt: Anfang der 2000er verhalfen sie dem ziemlich nervigen Nu-Metal zum Erfolg, entwickelten sich zur Mitte der Dekade merklich zum popig-hymnischen Radio-Rock, und verzettelten sich zuletzt mit ihrem 4. Album in mehrheitlich kreativer Leichenstarre. Nachdem der Rap-Anteil, der Anfangs noch fester Bestandteil ihres Sounds war, immer weiter herunter gefahren wurde, will die Band sich nun auf ihrem 5. Studioalbum "Living Things" wieder mehr auf eben diese Wurzeln zurück besinnen - zusätzlich vermengt mit mehr elektronischen Elementen. Aber das bedeutet nicht die Rückkehr der harten Gitarren - auch wenn sie selbige dann und wann auch mal kurzzeitig auspacken, wie etwa im (zum Glück) sehr kurzen "Victimized" (♪♫♪). Es bleibt aber mehrheitlich so poppig, wie man es nun schon eine Weile von der Band gewöhnt ist.  Das kann man nun gut oder schlecht finden - je nach Geschmack. Ganz am Anfang stand die erste Single "Burn It Down", die schon deutlich machte, dass der (irgendwie sehr 90s-typische) Rap wieder Einzug hält bei Linkin Park - so mag der Song, der mit eher in den Hintergrund gedrängten Gitarren und mit sehr präsenter Synthie-Hookline aufwartet, vielleicht nicht sonderlich einfallsreich wirken, aber ein Ohrwurm ist er dennoch.


Aber auf "Living Things" gibt es sonst durchaus ein paar Momente, die einen kriegen können - und ein paar (Teilzeit-) Ohrwürmer kriegen sie tatsächlich auch wieder unter. Auch wenn die nach meist immer demselben Rezept funktionieren - für den Moment klappt das manchmal gut. Tatsächlich kann "Living Things" in manchen Punkten seinen recht schwachen Vorgänger deutlich überholen - hier sitzen die Melodien wieder besser, blieb von "A Thousand Suns" doch so gut wie gar nichts hängen. Das zeigt schon der Opener, der für einen Linkin-Park-typischen Ohrwurm sorgt - würde nur Sänger Mike Shinoda nicht mal wieder zum keifenden Rumpelstielzchen mutieren. Geht trotzdem durch. Und gleich danach können sie mit "In My Remains" (♪♫♪) einen hymnischen Poprock-Ohrwurm vorweisen, der sich gut als nächste Single machen würde. Durchaus nett kommt dann auch "Castle of Glass" (♪♫♪) daher, welches übrigens im Spiel "Medal of Honor: Warfighter" enthalten sein soll, dass im Herbst erscheint. "Skin To Bone" (♪♫♪) ist auch gar nicht mal so übel, und vermischt eine schwebende Atmosphäre mit Elektronik die ein wenig an The Prodigy erinnert - was zwar gewöhnungsbedürftig, aber auch durchaus hörbar ist. Und "Powerless" (♪♫♪), welches das Album abschließt, ist immerhin auch nochmal eine nette Poprock-Ballade nach typischer Linkin-Park-Manier.  Für ein wirklich gutes Album reicht das ganze dann aber dennoch nicht - dafür gehen einem allein schon so Songs wie das ziemlich öde dahin schrammelnde und keifende "Lies Greed Misery" (♪♫♪) zu massiv auf den Sack. "I'll Be Gone" (♪♫♪) ist dann zwar gar nicht so übel, im Grunde genommen aber auch in keiner Sekunde eine Überraschung. Und das sehr hiphopig anmutende "Until It Breaks" (♪♫♪) folgt einem guten Ansatz, verliert sich aber zu schnell in relativ belangslosem Geplätscher. Mit "Living Things" haben Linkin Park zwar nicht ihr schlechtestes Album gemacht, doch auch hier tritt die Band künstlerisch immer weiter auf der Stelle. Ein paar Hits wird es aber mit Sicherheit abwerfen - und eben dieser Umstand rettet dem Album den Kragen.





Besprochen: KYLIE MINOGUE - "THE BEST OF KYLIE MINOGUE"

 Ihr 25jähriges Bühnenjubiläum feiert Miss Minogue mit einem weiteren Karriererückblick - mit seinen gewohnten Höhen und Tiefen.

Die Karriere von Kylie Minogue war ja schon immer ein wenig....sage wir: suspekt! Trotzdem die Australierin bis dato noch kein durchweg gelungenes Album zustande bekam, konnte sie die späten 80er und frühen 90er regelmäßig mit Hits versorgen - welche leider zum größten Teil aus Kitsch-Kompositionen aus der Schmiede Stock/Aitken/Waterman stammten. In den 90ern wurde es ruhiger um sie, während sie passend zum neuen Jahrtausend wieder chart-relevant wurde und erneut anfing Hits in die Welt zu pumpen. In diesem Jahr feiert die mittlerweile 44jährige ihr 25-jähriges Bühnenjubiläum - und zelebriert dies mit ihrer nun mindestens 4. Best-of-Compilation (diverse andere Compilations, die als Re-Release oder ausschließlich in Asien oder Australien veröffentlicht wurden, nicht mitgezählt). Ob das nun unbedingt nötig ist, dass muss wohl am Ende jeder für sich entscheiden. Aber lassen wir ihr die Freude, und kümmern uns um die Musik - die hier konsequent ihre gesamte Karriere von 1987 bis 2012 hätte umspannen können, hätte sie sich doch ebenso konsequent dafür entscheiden, die anlässlich ihres Jubiläums veröffentlichte neue Single "Timebomb" (♪♫♪) mit auf das Album zu nehmen - was durchaus auch zu erwarten gewesen wäre, aber warum auch immer hier NICHT der Fall ist. So führt der Weg ihrer Karriere hier nur bis 2010. So versammeln sich hier 21 Hits der Dame, die bunt zusammen gewürfelt auf den Hörer einprasseln. Angeführt wird das ganze von - natürlich! - ihrem wohl größten Erfolg: der house-popige Ohrwurm und weltweiter No.1-Hit "Can't Get You Out Of My Head" aus dem Jahr 2001....wohl nur sehr selten hat ein Song so viel Begeisterung ausgelöst, obwohl seine prägnantesten Zeilen lediglich aus "Lalala-lalalalala" bestehen. 



Aber auch einige weitere Beispiele machen deutlich, wie viel durchaus gelungene Hits die Dame doch so in ihrem Backkatalog vorweisen kann. So etwa der discoide Pop-Hit "Love At First Sight" (♪♫♪), der housige Klassiker "In Your Eyes" (♪♫♪), das hübsch den Dancefloor rockende "Kids" (♪♫♪) im Duett mit Robbie Williams, der fabelhaft minimalistische Elektro-Pop von "Slow" (♪♫♪), der ungemein schicke Dancefloor-Hit "On a Night Like This" (♪♫♪), der wunderbare 90er-Klassiker "Confide In Me" (♪♫♪), das mitreißende und einfache, aber enorm wirkungsvolle "Get Out Of My Way" (♪♫♪), das funky und eingängige "Wow" (♪♫♪), oder der catchy Dance-Smash-Hit "In My Arms".


Wenn einen nur nicht immer wieder diese grässlichen 80er-Jahre-Schlager auf die Ketten gehen würden....ja, eben jene die von Stock/Aitken/Waterman verzapft wurden - so etwas wie das unsäglich gruselige "I Should Be So Lucky" (♪♫♪), dass noch eine ordentliche Schippe geschmacklosen Kitsches drauf legende "The Loco-Motion" (♪♫♪), oder das an schmalziger Unerträglichkeit kaum zu überbietende "Tears On My Pillow" (♪♫♪).  Bemängeln könnte man ebenfalls das Fehlen von anderen Hits, die man hier gern gehört hätte - so etwa der Disco-Kracher "Your Disco Needs You", den sie uns schon auf ihrer letzten und sehr ausführlichen Best-of "Ultimate Kylie" schuldig blieb. Oder das großartige "Where The Wild Roses Grow", ihr Duett mit Nick Cave aus dem Jahr 1995. Insgesamt könnte diese Compilation zwar deutlich schlechter sein, aber das gelbe vom Ei ist sie definitiv auch nicht - was sich allein damit erklärt, dass Miss Minogue wahrlich nicht für die außerodentlichsten musikalischen Leistungen bekannt ist. Aber dennoch macht "The Best of Kylie Minogue" mal wieder deutlich, dass Best-of-Compilations ihre mit Abstand besten Platten darstellen.


Besprochen: SAN CISCO - "AWKWARD (EP)"

Ein sehr vielversprechender Vorgeschmack: mit ihrer 2. EP macht  die australische Band verdammt hungrig auf ihr Debütalbum!

Viel wird man um die junge australische Band San Cisco, die sich aus Jordi Davieson (Gitarre/Gesang/Keyboard), Josh Biondillo (Gitarre/ Gesang/ Keyboard/ Synthesizer), Nick Gardner (Bass) und Scarlet Stevens (Schlagzeug, Gesang) zusammen setzt - und vor allem wunderbaren Indie-Pop fabriziert - noch nicht gehört haben. Das sollte man dringend ändern! Ein Debtüalbum ist uns die junge Band zwar noch schuldig, aber nun gibt es immerhin ihre neue und 2. EP "Awkward". Schon wer die extrem gut gelaunte, mit einer fabelhaften Melodie gesegnete Single "Rocket Ship" hört, der wird sich diesem Indiepop-Ohrwurm, mit seinem ansteckenden "Uh-la-la-la, Uh la-la-la-la"-Refrains, nicht widersetzen können.



Und auch die restlichen 4 Songs dieser EP müssen sich vor der nahezu übermächtigen Single nicht verstecken. So liefert der Titelsong "Awkward" (♪♫♪) sonnenscheinig wonnigen Indie-Pop mit sanften Elektrospielereien, "Lover" (♪♫♪) gibt einen quicklebendig des Weges hüpfenden Pop-Hit zum besten, "Reckless" (♪♫♪) empfielht sich als nachdenklich und romantisch schöne Ballade, während sie mit "505" (♪♫♪) noch ein durchaus gelungenes Cover des Songs der Arctic Monkeys im Gepäck haben. Eine äußerst vielversprechende Songsammlung, die gespannt und beinah schon gierig nach dem Debütalbum des Quartetts macht. 


Dienstag, 19. Juni 2012

15th Anniversary: RADIOHEAD - "OK COMPUTER" (1997)

Das 3. Album von Radiohead sollte so viel mehr sein, als nur ein Album! Es wurde ein Jahrhundert-Meisterwerk, dass wie ein Monolith aus der Geschichte des Rock heraus ragt, ein episches und beinah prophetisches Stück Pop-Kunst, ja vielleicht sogar eine düstere Antwort auf "Sgt. Pepper" -  aber vor allem: eine Liebe für's Leben!


Wohl kaum jemand hätte erwartet, was Radiohead da im Frühsommer 1997 als ihr 3. Album auf die Welt los lassen würden. Nachdem sie 1993 mit ihrem garagenrockigen, aber nicht weiter spannenden Debüt "Pablo Honey" (das immerhin den famosen Hit "Creep" hervor brachte) los legten, aber 1995 mit "The Bends" dann ein wahrlich grandioses Zweitwerk aus kreativem, tiefsinnigem und oft nahezu meisterlich komponiertem Garage- und Alternative-Rock hinterher schoben, lag die Messlatte für das dritte Album im Bunde schon recht hoch. Doch nichts ließ vermuten, dass hier etwas kommen würde, was so nachhaltig begeistern, und so hohe Wellen schlagen würde, das sie noch 15 Jahre später mit voller Kraft voran rollen. Jede Note, jeder Takt, jedes Wort scheint hier am richtigen Fleck zu sitzen, ein Wunderwerk von einem Album, ein dunkles und erhabenes Stück moderner Kunst, das einen immer wieder auf's neue in seinen Bann zieht - egal ob man es nun 10, 100 oder 1000 Mal gehört haben mag. Denn in diesem zugleich zugänglichen, als ebenso  dynamischen und komplexen Klangkosmos lassen sich mit jedem Hördurchlauf neue Facetten und Nuancen erkennen, und mit jedem Mal erschließt sich einem das große Ganze mehr und mehr. Doch wird man je ganz schlau aus all dem? Nein, wird man nicht. Und das ist auch gut so. Es ist ein Album das nicht an potentiellen Hits zu messen ist - wobei man davon streng genommen auch so einige finden kann. Man muss sich seiner Magie, seinem dunklen Zauber öffnen, und sich voll und ganz einlassen auf das, was einem hier offenbart wird. Wer allein schon in den Genuss der Vorab-Single "Paranoid Android" kam, dem dürfte dieser Epos von einem Song schon bereits die Schädeldecke weggeblasen haben - ein verwinkeltes und surreales Progrock-Labyrinth, dass über eine Spieldauer von beinahe 7 Minuten mehrere verschiedene Phasen durchläuft: von melancholisch schwebendem Indie-Pop, über treibend progressiven Alternative-Rock, bis hin zur tief düsteren, atmosphärischen Ballade - nur um danach gleich wieder mit kreischenden Gitarren in einem atemlosen Finale zu gipfeln. Wenn man mich fragt, ohne Zweifel einer der besten Songs aller Zeiten:


Aber das Album sollte noch viel mehr bereit halten, was einen in Staunen versetzte - sowohl einst als auch heute. So etwa der Opener: das rockige, aber dennoch melodische und von einem ungeraden Rhythmus beherrschte "Airbag" (♪♫♪). Oder etwa das psychedelisch schwebende "Subterranean Homesick Alien" (♪♫♪) , auf dem Gitarrist Jonny Greenwood die wunderbarsten Gitarren-Momente zaubert, und der Hörer von einer nahezu himmlischen Melodie verführt wird. "Exit Music (For a Film)" (♪♫♪) offenbart sich als gifttriefende und todtraurige Ballade, die schlussendlich auf beinah verstörende und wundervolle Art und Weise ausfranst - und zudem speziell für den Soundtrack zu Baz Luhrman's 1996er Verfilmung von "Romeo + Juliet" komponiert wurde. Mit sanften Gitarrenakkorden und himmlischer Melodie entspringt dann "Let Down" (♪♫♪) einer der optimistischsten Momente des Albums, und das unsterbliche "Karma Police" war, ist und bleibt ein unbezahlbarer Klassiker für die Ewigkeit:



Den vielleicht "aggressivsten" und wildesten  Moment des Album liefert wohl "Electionieering" (♪♫♪), dass auf sägenden und treibenden Gitarrenriffs reitet - ein famoses und wütendes Alternative-Rock-Rumpelstilzchen, dass einem wie ein Stromschlag in die Glieder fährt. "Climbing Up The Walls" (♪♫♪) kommt als dämonisch-düsterer Art-Rock des Weges, der eine verstörend schöne Wirkung entfaltet; "The Tourist" (♪♫♪) präsentiert sich als atmosphärische und emotionale Hymne, bei der kein Auge trocken, und kein Herz unberührt bleibt; "No Surprises" (♪♫♪) erhebt sich zur sanft glöckelnden Indiepop-Offenbarung, dass Sänger Thom Yorke leiblichen, und doch gleichzeitig wehmütig schönen Vocals verziert; und mit "Lucky" kredenzten sie der Welt ein weiteres erhabenes Meisterwerk, vor dem man vor Ehrfurcht in die Knie gehen will - eine dunkel strahlende und erhabene Hymne, die sich schon auf Anhieb tief und unumkehrbar in die Epidermis schraubt:


Doch die Zeit schien wohl einst noch nicht endgültig reif zu sein, für das was Radiohead hier leisteten. Zwar wurde "OK Computer" schon bei erscheinen hoch gelobt. Aber der allgemeine Zeitgeist im Jahr 1997 war spürbar optimistischer - vielen war es zu düster und melancholisch, was dieses Album ausstrahlte. So hatte es etwa auch in der Jahresbestenliste des Musikexpress im Jahr 1997 gegenüber dem Album "The Fat Of The Land" der Big-Beat-Rabauken  The Prodigy das Nachsehen, und musste sich mit der Silbermedaille zufrieden geben. Aus heutiger Sicht betrachtet ein popmusikalischer Fauxpas höchster Güte, kräht doch heute fast kein Hahn mehr nach The Prodigy. Doch schon bald sollte "OK Computer" die Aufmerksamkeit und die Bedeutung erlangen, das es seit eh und je verdient hatte. (Dabei wäre es müßig wieder einmal zu betonen, dass "OK Computer" bereits 1998 zum ersten Mal in einer Bestenliste zum besten Album aller Zeiten gekürt wurde - und seitdem und bis heute in ähnlichen Listen immer ganz oben mit dabei ist.) Denn als das Millennium sich näherte, wuchsen auch die Ängste und Sorgen der Menschen - oder wie es so ähnlich einmal schön und treffend ausgedrückt wurde: Als der Himmel sich verdunkelte und der große Regen begann, und "OK Computer" all dem einen höheren Sinn abzuringen schien.

So entsprang ihren Köpfen ein grandioses, nahezu prophetisches Meisterwerk. Ein Jahrhundert-Album, ohne das heutige Größen wie Coldplay oder Muse so nicht möglich gewesen wären. Und dennoch steht Radiohead's 3. Album ganz für sich, man hat noch kein Album gehört, dass sich unmittelbar auf "OK Computer" beziehen, oder gar an seine Klasse heran reichen würde - auch wenn das Beben noch immer spürbar ist, dass diese Platte vor nun 15 Jahren ausgelöst hat. So formulierte der Musikexpress es einst vielleicht sogar sehr treffend, als er schrieb, es sei nicht das erste Album seiner Art gewesen - sondern das letzte. Nach diesem Album hätte nichts mehr kommen können, was dem hier gesagten noch etwas essentielles hätte hinzuzufügen können. Aber irgendwie waren auch Radiohead selbst, als das was sie hier verkörperten, in Zukunft nicht mehr möglich - zumindest nicht ohne zu einer kreativ klinisch toten Band zu verkümmern, die wie im Wachkoma dahin siecht, und stets vergeblich versucht an ihre alten Großtaten anzuknüpfen. U2 geben dafür auch ein gutes Beispiel ab. Aber das wussten wohl auch Radiohead selbst, und erfanden sich mit dem Nachfolger "Kid A" prompt vollkommen neu. So markiert "OK Computer" das Ende und den Höhepunkt einer Schaffensphase, und hat bis heute nichts von seinem dunklen Glanz verloren. 







Dienstag, 12. Juni 2012

Besprochen: CITIZENS! - "HERE WE ARE"

Von Franz Ferdinand empfohlen: Citizens! und ihr catchy Indie-Pop, mit fabelhaftem Gespür für tolle Melodien.

Die junge Londoner Band namens Citizens!  die gerade mit ihrem passend betitelten Debütalbum "Here We Are" in den Startlöchern steht, wurde von niemand geringerem als Alex Kapranos, Frontmann von Franz Ferdinand, empfohlen. Und auch wenn Franz Ferdinand unter der Masse von Nachzüglern im britischen Indierock ein wenig an Einfluss verloren haben, so lässt dies dennoch aufhorchen - und hoffen. Und die 5 jungen Männer lassen auch nicht lange auf sich warten, sondern machen schon vom ersten Song - dem fabelhaft eingängigen "True Romance" (♪♫♪) - deutlich, dass hier höchst motiviert und mit einem Gespür für Melodien gearbeitet wurde. Dafür steht dann noch mal ganz exemplarisch die Single "Reptile", ein Hit der mit funky Groove und einer catchy Hookline protzen kann.




Man könnte es elektronisch veranlagten Indiepop nennen, was hier so getrieben wird. Ach und diese unwiderstehlichen Ohrfänger, die immer wieder dazwischen funken. "Love You More" (♪♫♪) wäre so einer, der mit psychedelischen Effekten und wunderbaren Harmonien glänzt. Nahezu ins Auge sticht dann "Let's Go All The Way", dass in den Versen bedächtig und zurückgenommen erscheint, doch im Refrain zu voller Strahlkraft anwächst - mit einer Melodie zum niederknien. Ein Hit, der einem vom ersten hören an im Ohr hängen bleibt. 

   

Mit dem in bunten 80s-Farben gemalten und herrlich groovigen "(I'm In Love With Your) Girlfriend" (♪♫♪), greift die Band wieder tief in die Hit-Kiste. Durch den fesselnd relaxten Groove und die famose Gitarrenhookline von "Nobody's Fool" (♪♫♪), hat man sich schon vor Verstreichen der ersten Minute in den Song verleibt. Mal lassen sie ganz einfach ihr blumig melodisches und enorm funky "Monster" (♪♫♪) von der Leine, stoßen mit dem Synthpop-Kracher "She Said" (♪♫♪) in eine futuristische Vision der 80er Jahre vor, oder lassen mit "I Wouldn't Want To" (♪♫♪) eine psychedelische und hymnische Indiepop-Perle erklingen, die den Beatles nicht immer vollkommen unähnlich ist. Kurzum: ein beinah tadelloses Stück Pop, dass die Band hier als ihr Debüt vorlegt. Von diesen Jungs werden wir in Zukunft mit Sicherheit noch eine Menge hören. 


Besprochen: ALEX CLARE - "THE LATENESS OF THE HOUR"

Ein verdienter Hype: Mit ein wenig Verspätung, schickt sich Alex Clare hierzulande an, dem Musikgeschmack der gemeinen Masse das Gehen beizubringen. 

Bisher hatte ich es ja ganz gut geschafft, um den jungen britischen Singer/ Songwriter Alex Clare herum zu kommen. War er bei mir eher als Randerscheinung auf meinem Radar - was verwunderlich erscheint, führte er mit seiner sehr famosen Single "Too Close" (♪♫♪) kürzlich die deutschen Singlecharts an (die mir aber sonst eher egal sind), und sein Debütalbum "The Lateness of the Hour" ist auch schon beinah ein Jahr alt - als es in Großbritannien erschien. Nun folgte auch vor einigen Wochen endlich hier der Release. Und siehe resp. höre da: das ist alles andere als übel, was einem auf seinem Erstling an die Ohren dringt. Mit einer Mischung aus Soul, Rock, Pop und starkem Dubstep-Einschlag, gefüttert mit sich stetig einschleichenden futuristischen Effekten, kann der junge Mann hier ordentlich Eindruck schinden. Doch werden wir deutlicher. Ein wieterer Song, der sich gerader reger Beliebtheit erfreut, ist "Up All Night", die erste Single des Albums (der aktuelle Hit "Too Close" ist die zweite Single), die selbiges als hübsch nach vorn rockender Ohrwurm eröffnet - und nur in seinens dunkelsten Momenten entfernt an eine recht sonderbare Mischung aus, sagen wir, Linkin Park und Sean Paul gemahnt. Natürlich mit einem Zwinkern, versteht sich. 



Clare wurde hier ja auch von den mittlerweile fast unvermeidlichen, aber durchaus geschmackssicheren Diplo & Switch (alias Major Lazer) betreut. Auch andere ihrer Schützlinge haben bereits schwer mit der Masse geflirtet: Santigold und M.I.A.! Und so reiht er sich nun in diese Reihe ein - und dafür liefert er noch einige gute Argumente. So etwa das futuristisch durchwirkte, soulig leidenschaftliche "Relaxed My Beloved" (♪♫♪), in dem melodramatische Streicher auf schräge bis verstörende Klangkulissen und Clare's kraftvolles Organ treffen. Seine Coverversion des Prince-Songs "When Doves Cry" (♪♫♪) fällt enorm positiv auf, indem er ein kleines Kunststück vollbringt: er dehnt den Song so weit, dass er ihn sich ganz zu eigen macht, ihn aber nicht so weit entstellt, dass man ihn nicht mehr erkennt. Eine mehr als gelungene Neuinterpretation. Ebenfalls dick auf der Haben-Seite tummelt sich die brandneue, dritte Single "Treading Water" , eine atmosphärische und eindringliche Dubstep-Perle, die einem tief ins Fell kriecht.


Weitere Argumente gefällig? Dann dürften das fast lockerflockige und herrlich melodisch begabte "Humming Bird" (♪♫♪),  dass hittaugliche und fast mit Klassiker-Qualitäten aufwartende "Tight Rope" (♪♫♪) - welches ein wenig an die Arbeiten von Danger Mouse erinnert-, das beinah zu epischen Ausmaßen anschwellende, aber in keinem Moment auch nur ansatzweise überladene, höchste vorzügliche "Whispering" (♪♫♪), oder das nahezu feierliche und höchst emotionale, von unsterblich schöner Melodie angeführte (und natürlich zum Glück mit futuristischen Elementen gewürzte) "Sanctuary" (♪♫♪), als solche durchaus ziehen. Man kann es nicht anders sagen, dem jungen Mann ist hier ein sehr hörenswertes Debüt gelungen, dass deutlich zeigt das hier jemand mit gehörig Talent am Werk ist. Und wenn so etwas dann noch hilft, dem Musikgeschmack der Massen das Gehen beizubringen, dann kann man nur sagen: bitte mehr davon! 

  

Samstag, 9. Juni 2012

Besprochen: MAXÏMO PARK - "THE NATIONAL HEALTH"

Maxïmo Park können mit Album No.4 wieder Boden gut machen - ohne aber dabei  ganz an alte Großtaten  anknüpfen zu können.

Es fing ja äußerst vielversprechend an mit der jungen britischen Band, als sie 2005 ihr Debüt "A Certain Trigger" vorlegten - und mit diesem fiebrigen und melodieverliebten Indierock-Album einer der Größen der einstigen England-Welle darstellten. 2 Jahre später konnten sie dies dann zu dem nicht mehr großartigen, aber immer durchweg tollen Zweitwerk "Our Earthly Pleasures" hinüber retten. Doch als dann vor 3 Jahren ihr drittes und bislang letztes Album "Quicken The Heart" kam - irgendwie fehlte da was. Das ganze fiel dann gar irgendwie so unspannend aus, dass man die Band mit einer Träne im Auge in der Schublade mit der Aufschrift "irgendwie egal" verschwinden sah. Und irgendwann war einem das dann auch...irgendwie egal. Nicht das man Maxïmo Park nun ablehnend gegenüber gestanden hätte - aber man erwartete dann dennoch nicht mehr viel von ihnen...irgendwie. Bis man vor wenigen Wochen die ersten Vorboten zu ihrem neuen und 4. Album hörte! Denn die machten wider erwarten Lust auf mehr. Zum einen war dies der Titelsong der neuen Platte: "The National Health" (♪♫♪), ein mal wieder hübsch treibender Indierocker mit gehörig Feuer unterm Arsch - und einer knackigen Melodie im Gepäck. Und dann war da natürlich die erste Single "Hips & Lips", dass nicht nur mit einem extrem lustigen Video gesegnet ist, sondern auch einen waschechten Hit abgibt, der die Band wieder so dynamisch zeigt, wie seit Jahren nicht mehr. 




Und da sich beide Songs auch noch am Anfang des Albums tummeln, macht dies den Einstieg schon mal ordentlich bombastisch. Mit "The Undercurrents" (♪♫♪) fahren sie dann das Tempo spürbar herunter - aber nur um eine wunderbare Britpop-Perle mit zeitloser Melodie aufblitzen zu lassen, die nicht unbeachtet bleiben darf. Doch dann wird das Tempo wieder angezogen, hübsch käsige 80s-Synthesizer ausgepackt, und mit "Write This Down" (♪♫♪) ein eingängiger, aber äußerst wirkungsvoller Indierock-Ohrwurm  raus gehauen. Und auch wenn "Reluctant Love" (♪♫♪) nett aber ein wenig indifferent daher schleicht, können sie sofort darauf mit "Until The Earth Would Open" (♪♫♪) einen gnadenlos hervorragenden, herrlich melodischen Hit unterbringen. Auch wenn das Album dann zum Ende hin ein wenig austrudelt, macht das gar nicht so viel kaputt, wie man ungehört vermuten möchte. Denn von Anfang an wird klar, dass Maxïmo Park hier nicht darauf aus sind, ein weiteres Meisterwerk á la "A Certain Trigger" vorzulegen.  Man könnte sagen, dass "The National Health" qualitativ irgendwo zwischen Album 2 + 3 liegt - Maxïmo Park können mit ihrem neuen Album wieder Boden gut machen, ohne dabei aber zu ihren frühen Großtaten zurück zu finden. Aber immerhin gar kein schlechter Anfang.



Donnerstag, 7. Juni 2012

Besprochen: HOT CHIP - "IN OUR HEADS"

Hot Chip wachsen immer weiter über sich hinaus, und haben aus ihrem neuen Album eines ihrer besten überhaupt gemacht - mal wieder!

Bei dem Haufen britischer Elektro-Pop-Nerds namens Hot Chip, scheint es auch nicht so ganz mit rechten Dingen zuzugehen. Schon ihr erstes, wenn auch noch recht unbekanntes Album "Coming On Strong" (2004), lieferte bereits eine deutliche Ahnung davon, was dort noch großes möglich sein könnte. Und diese Ahnung bestätigten sie 2 Jahre später mit "The Warning" (2006) - einem fulminanten Meisterstück, dass zurecht für den begehrten Mercury-Music-Prize nominiert wurde. Mit ihrem 3. Album "Made In The Dark" (2008) setzten sie diesen Trend fort - aber auch zum Teil härtere Elektronik entgegen, was eine deutliche Weiterentwicklung markierte. Und mit ihrem bislang letzten Album "One Life Stand" (2010) wurden sie sogar endgültig für den Mainstream interessant - ohne dabei aber etwas von ihrer musikalischen Genialität einzubüßen. Und eben das ist das eigentliche Wunder: Hot Chip haben seit eh und je hohe Qualität abgeliefert, haben sich stets entwickelt, und dabei nichts von ihrer Relevanz verloren. Dieser Tage steht nun ihr bereits 5. Studioalbum in den Läden - unter dem Titel "In Our Heads". Und auch wird zum wiederholten Male deutlich, was für eine unschlagbare Truppe dort am Werk ist. Den ersten Vorgeschmack gab ja bereits die erste Single "Night & Day" - ein Elektropopper, der es bei manchen da draußen ja etwas schwerer hatte. Doch nach ein paar Hörgenüssen wurde schnell deutlich, dass auch dies wieder ein extrem catchy Ohrwurm ist, in dem es bei genauen hinhören eine ganze Menge zu entdecken gibt....aber dennoch einen der vergleichsweise schwächeren Momente des Albums darstellt. Und das muss man erst mal fertig bringen: ein Track der im Albumkontext zwar weitaus nicht der wichtigste ist, der aber für sich allein genommen so hervorragend ausfällt, dass er ohne weiteres zur ersten Single taugt. Mit anderen Worten: ein Song für den manch ein Mitstreiter einen Mord begehen würde. 

Und wie schon deutlich gemacht, liefert das ganze Album noch so viel mehr! Nachdem die letzten beiden Alben zwar durchweg famos ausfielen, aber stilistisch  vielleicht ein wenig in sich "zerrissen" wirkten, so erscheint "In Our Heads" als erstes Album nach ihrem Zweitwerk "The Warning", wieder nahezu wie aus einem Guss. Hier wenden sie sich soundtechnisch deutlich dem Synthpop der 80er Jahre hin, und brachten dabei ein in sich schlüssiges und von vorn bis hinten großartiges Album zustande, dass keinen schwachen Moment bietet. So legen sie zu Beginn schon mal eine herausragende Leistung vor: mit dem Opener "Motion Sickness" (♪♫♪) lassen sie eine maximal großartige, von wunderbar sich durch den Song schlängelnden Synthies unterwanderte Synthpop-Perle vom Stapel, dass einem ganz kribbelig wird. Mit "How Do You Do" (♪♫♪) schicken sie dann auch sogleich einen verdammten Hit mit unwiderstehlich catchy Groove hinterher, dem nur noch die famos in die Gehörgänge gleitende Melodie, oder die geniale 90s-infizierte Produktion das Wasser reichen kann. Und wenn sie an dritter Stelle noch mit "Don't Deny Your Heart" (♪♫♪) einen enorm catchy und funky 80s-Disco-Kracher nach reichen, starrt man entweder mit weit offen stehendem Mund gen Boxen - oder tanzt quer durch's Wohnzimmer.  Und die Reihe von Highlights reißt nicht ab: so präsentiert sich etwa "Flutes" als epische 7 Minuten andauernde, und schwindelerregend großartige Synth-Pop-Hymne, die keine Sekunde zu lang ausfällt.


"These Chains" (♪♫♪) gibt sich als schwebender und melancholisch-verträumter Elektropop-Hit mit deutlichen 80s-Wurzeln zu erkennen. "Now There Is Nothing" (♪♫♪) kann man nur als ultimativ zauberhafte Synthpop-Perle anpreisen, die jedem Romantiker dort draußen die Schuhe ausziehen wird. "Let Me Be Him" (♪♫♪) outet sich als wunderbare Pop-Perle, die in verträumter Schwelgerei über den Dancefloor schwebt, und "Always Been Your Love" (♪♫♪) beendet das Album mit einer prachtvollen und samtigen Pop-Ballade, die mit zeitweilig Prince-artigen Gitarren und höchst aparten 80s-Einflüssen spielt. In einer Phase, in der schon manch anderem Musiker die Luft ausging, hauen Hot Chip als 5. Album ein extrem großartiges Werk raus, dass ohne Übertreibung zum besten zählt, was man bisher von den Londonern bestaunen durfte. Und ein sicherer Fall für die Jahresbestenlisten 2012, ist "In Our Heads" sowieso. 







Mittwoch, 6. Juni 2012

Bad Taste: BRITNEY SPEARS - "BLACKOUT" (2007)

Leider geil: Auf ihrem (bislang) größten persönlichen Tiefpunkt, entglitt Britney doch tatsächlich ihr bestes Album!

Tja, Britney Spears' Karriere ist schon so eine Sache für sich. Ihre Kindheits-Momente im Mickey-Mouse-Club mal ausgeklammert, begann ihre Karriere 1998 noch ganz brav. Noch 2 Jahre später ließ sie verlauten, sie würde eine Pressekonferenz einberufen, sollte sie ihre Unschuld verlieren. Heißt soviel wie: ein braver, immer leicht sexy in Szene gesetzter Lolita-Klon, der durch Plattenfirma und Management fremdgesteuert, der Öffentlichkeit die Hucke voll lügt, weil diese nach eben dem Image lechzte, zu dem die junge Dame versklavt wurde . Und der Trick funktionierte eine ganze Weile. Doch schon mit Beginn des neuen Jahrtausends schien sie sich vom braven Image lösen zu wollen, was erste deutliche Spuren in der 2001er Single "I'm a Slave 4 U" hinterließ. Doch irgendwann verlor sie die Kontrolle - über ihr Image und über sich. Es folgte zur Mitte der 00er eine Skandal nach dem anderen. Vor allem: Britney auf Alk, auf Drogen, oder auf was auch immer. Das fand seinen Höhepunkt darin, als sie sich vor laufenden Paparazzi-Kameras eine Glatze schor. Es folgten diverse Drogenentzüge und zu alledem verlor sie das Sorgerecht für ihre Kinder. Wahrlich keine Phase, in der an ein neues Album zu denken wäre. Doch genau das kam mitten zum Höhepunkt ihres persönlichen Verfalls. Und wer auch immer den Titel "Blackout" wählte, muss entweder einen irrsinnig großen Sinn für Sarkasmus haben, oder muss völlig zufällig einen Titel gewählt haben, der Britney's einstige Verfassung am besten umschrieb. Was war da zu erwarten, betrachtete man zudem das unsäglich scheußliche Cover-Artwork, dass billiger und trashiger kaum sein könnte. Nun, war man schon einst in Kenntnis der ersten Vorab-Single, dann hätte man eine ganze Menge erwarten müssen! Denn "Gimme More", so der Titel des guten Stücks, ist bis heute ein enorm sexy und catchy Elektropop-Kracher, und ohne Zweifel einer ihres besten Songs ever. 


Denn was ihr ihre Produzenten - zu denen vor allem die hervorragend erprobten Hit-Garanten Bloodshy & Avant, und Timabland's rechte Hand Nate "Danja" Hills gehörten - rührten ihr ein extrem feines Elektro-/Dance-Pop-Süppchen zusammen, dass vor potentieller Hits zeitweilig überkocht.Es ist gar ein pures Dance-Album geworden, denn auch auf die obligatorische Ballade wurde hier verzichtet. Was dem Album verdammt gut tut. Doch die Masse wollte das nicht so recht mitkriegen - und so stellte "Blackout" ihr bis dahin am schlechtesten verkauftes Album dar. Schade, denn hier gibt's verdammt viel zu entdecken. Ob nun das ordentlich einheizende Elektro-Pop-Duo "Piece of Me" (♪♫♪) und "Radar" (♪♫♪), zwei Hits die gleich zu Beginn nach der Vorabsingle ordentlich das Tempo voran treiben. Die nächste Single im Bunde kann sich dann ebenfalls ein Highlight schimpfen: der atmosphärisch von schicker Synthie-Hookline getragene, und famos catchy Dance-Pop-Ohrwurm "Break The Ice"!!!



"Get Naked (I Got a Plan)" (♪♫♪) hätte ebenfalls einen sicheren Hit abgeben können, der mit erotisch schwebender Atmosphäre, und grandioser Produktion aus pumpenden Beats, schillernden Synthies und fabelhaften männlichen  Gastvocals besticht. Gleiches Spiel auch mit "Freak Show" (♪♫♪) - ein Kracher, der mit minimalistisch-futuristischer Produktion daher kommt. Das auf Marschbeats und allerlei zirpendem und fiepsendem Beiwerk daher ziehende "Toy Soldier" (♪♫♪) erinnert nicht nur an M.I.A., sondern ist vor allem mal wieder eines: ein Hit!  "Hot As Ice" (♪♫♪) und "Ooh Ooh Baby" (♪♫♪) sind waschechte Ohrwürmer die wie ein effektiveres Update ihres bisherigen Stils anmuten. Und "Perfect Lover" (♪♫♪) gibt sich getragen, atmosphärisch und verdammt sexy. Und: auch bei Kritikern kam das Album seinerzeit sehr gut weg. Der Musikexpress gab 4 von 6 Sternen, es landete in vielen Jahres- oder Dekaden-Bestenlisten, wie etwa bei Billboard und Rolling Stone, und die Times erklärte es zum fünftbesten Popalbum der Dekade. Und im Grunde gibt es hier auch nichts was einem peinlich sein müsste. Nur halten es verdammt viele dafür. Ein Trugschluss - es lohnt sich definitiv diesem Album eine echte Chance zu geben. Etwas besseres werden wir von Britney wohl niemals hören. 



Bad Taste: BACKSTREET BOYS - "BACKSTREET'S BACK" (1997)

Vorhang auf für meine "Horror-Show": die erste Ausgabe meiner peinlichsten Lieblingsplatten gebührt den Backstreet Boys!

Hiermit eröffne ich nun eine neue Kategorie meines Blogs. Unter dem Titel "Bad Taste" widme ich mich meinen peinlichsten Lieblingsplatten. Ergo: Platten die einem eigentlich peinlich sein müssen, aber die man dennoch sehr mag. Darunter fällt aus Sicht der Erwachsenen häufig auch so manche Musik seiner  Jugend. In diesem Fall aus meiner Jugend, aus den 90er Jahren! Im Grunde weiß ich das es  verdammt peinlich ist, aber es ist wie es ist: das zweite Album "Backstreet's Back" von den Backstreet Boys, hat mir einst im Alter von 17 Jahren enorm viel bedeutet, und tut es irgendwie auch heute noch. Denn die Erinnerungen die ich mit dieser Musik verbinde, all die Eindrücke und Gefühle die mit ihnen einhergehen, ließ mir dieses Album bis heute auf unerklärliche Weise ans Herz wachsen - und auch seine Songs! Um dem Leser vielleicht auch nur annähernd begreiflich zu machen, warum mir dieses Album so viel bedeutet, muss ich hier Ausnahmewiese sehr persönlich werden. So erinnere ich mich als wenn es gestern gewesen wäre, als mir meine beste Freundin das Album zu meinem 17. Geburtstag schenkte - oder genau genommen 5 Tage vorher auf einem gemeinsamen Shopping-Trip in Lübeck. Eben weil es an dem Tag auf den Markt kam, und sie genau wusste, dass ich nicht bis zu meinem Geburtstag warten könnte. Doch auch die Songs bergen kostbare Erinnerungen. Nehmen wir etwa den Opener und erste Single "Everybody (Backstreet's Back)", einen tanzbaren Uptempo-Popsong, der für mich einst 16-jährigen einen wunderschönen Sommer einläutete....einen der schönsten meines Lebens.




Backstreet Boys - Everybody (1997) von Limgam



Fortgeführt wurde dieser grandiose Sommer mit der zweiten Single "As Long As You Love Me" - einer Midtempo-Ballade, die zwar einfachsten Pop darstellt, bei mir allerdings auch 15 Jahre danach noch mit einem kribbeln im Bauch reingeht, wie das bereits mit 17 jungen Jahren der Fall war. Nostalgie? Meinetwegen. Solange es funktioniert, lässt sich nicht meckern. Und auch die 3. und finale Single "All I Have To Give" (♪♫♪) kann sich auch heute noch sehen lassen - klingt diese soft vom RnB beeinflusste Ballade doch mit etwas Abstand betrachtet gar beinah erstaunlich erwachsen.



 
Backstreet Boys - As Long As You Love von hushhush112


 Und auch das meiste restliche Material versetzte mich einst in unbändige Schwärmerei - Gefühle, welche die Songs noch heute bei jedem hören wach rufen. Ob nun der schmissige und tanzbare Uptempo-Ohrwurm "That's The Way I Like It" (♪♫♪), der melancholische und kitschig-schöne Schmachtfetzen "10.000 Promises" (♪♫♪), zu dem ich einst unzählige Male vor mich hin träumte, die etwas hymnischere aber nicht minder schmachtende Ballade "Like A Child" (♪♫♪), ihre durchweg gelungene Coverversion des P.M. Dawn-Hits "Set Adrift On Memory Bliss", oder die erstaunlich reife Pop-Perle "That's What She Said" (♪♫♪), die allein von Bandmitglied Brian Littrell komponiert wurde. Sicher, so etwas wie "If You Want It To Be Good Girl (Get Yourself a Bad Boy)" war mir schon mit 17 zu albern. Aber geschenkt. Zudem lassen sich zum Erfolg des Albums noch lobende Worte finden. Von "Backstreet's Back" setzten sich satte 22 Millionen Exemplare um - die USA nicht eingeschlossen! Denn dort erschien dieses Album streng genommen nicht. Denn bekanntlich legte die Band mit ihrem 1996er Debüt "Backstreet Boys" zuerst und vor allem in Deutschland und dem Rest der Welt los, ausgenommen den USA. Dort erschien erst 1997 ihr dortiges Debüt, dass zeitgleich mit dem Release ihres 2. Albums "Backstreet's Back" für den Rest der Welt erschien. Das US-Debüt zeigte dasselbe Cover ihres offiziellen 2. Albums, trug aber nur den Titel "Backstreet Boys", und beinhaltete eine Mischung aus Song der beiden weltweit erschienenen Alben. So kommt "Backstreet's Back" gefährlich nah an den 30-Millionen-Seller "Millenium" heran, dass 3. und erfolgreichste Album der Backstreet Boys, und ihr erstes Album das zeitgleich auf der gesamten Welt einschließlich den USA erschien. Und das ist doch mal wahrlich kein übler Schnitt, will man meinen. Abschließend sei zu erwähnen, dass ich "Backstreet's Back" keineswegs für ein Meisterwerk im Pop halte - aber wohl für eines der besten Boyband-Alben, das bei mir immer wieder auf's neue die schönsten Erinnerungen weckt.