♪♫♪ ...music makes the people come together... ♪♫♪

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Montag, 29. November 2010

Besprochen: "KITSUNÉ MAISON COMPILATION 10 - THE FIREWORKS ISSUE"

Der Herbst ist da, die Tage werden immer kürzer - umso mehr Zeit die grauen Tage wegzufeiern. Etwa mit der neuen und gewohnt großartigen Label-Rundschau von Kitsuné!

Mit Compilations ist das ja so eine gewisse Hassliebe. Zum einen ist die Idee der Zusammenstellung verschiedenster Künstler/Songs/Stile auf einer Platte, eine nicht mehr wegzudenkende Institution im Musikbusiness der letzten Jahrzehnte. Leider funktionieren nicht viele Compilations, mit denen der Markt regelmäßig überflutet wird. Oft krankt es vor allem an beliebiger, liebloser oder höchst durchwachsener Zusammenstellung. Das die Werkschau-Reihe des französischen Elektro-Labels Kintsuné zu den wenigen Ausnahmen zählt, die stets auf höchstem Niveau operieren, sollte mittlerweile bekannt sein. Nun erscheint schon der 10 Teil der Reihe - und damit hat das Labels mal einen dermaßen vielseitigen Brocken rausgehauen, wie man es so schon länger nicht mehr aus ihrem Hause gehört hatte: Von Synth-Pop und Disco-Funk, über Indierock bis hin zu Elektronica, wird hier auf vielen Festen gefeiert. Und wieder mal gibt es hier einiges zu entdecken, wie es ja auf den Compilations des Labels bisher stets der Fall war. So wurden schon auf dem 8. Teil The Drums abgefeiert und auf No. 9 hatten sie - Monate ehe es den Mainstream erreichte - bereits "Wonderful Life" von Hurts auf dem Schirm. Stellt sich die berechtigte Frage: Wer wird hier nun den Hit der nächsten Saison landen? Wird es die quirlige Französin Yelle, mit ihrem charmant 80s-geflavourten Elektro-Pop-Ohrwurm "La Musique" (hier anhören!) sein? Oder The Aikiu mit ihrem an Hurts gemahnenden "The Red Kiss" (hier anhören!)? Oder geht der Pokal am Ende doch an die Newcomer The Heartbreaks, mit ihrem Indierock-Kracher "Liar, My Dear" (hier anhören!)? Sicher ist, das hier für praktisch jeden Geschmack etwas dabei ist. So gibt es hier viel gänzlich unbekanntes zu entdecken. Black Strobe's "Me And Madonna" (hier anhören!) kommt im The-Twelves-Remix mit einem schicken und funky Discogroove daher. Young Empires beten in der wunderbar psychedelisch schwebenden Ambient-Elektro-Perle "Glory Of The Night" (hier anhören!), auch musikalisch die Nacht an. "Disque Oh!" (hier anhören!) von BeatauCue zeigt eine enge Verwandtschaft zu Daft Punk. Und Housse De Racket lassen mit "Chataue" (hier anhören!) einen tollen, melancholisich-tanzbaren Synth-Pop-Hit da! Aber auch ein paar liebe bekannte Gesichter kann man hier finden. Digitalism kommen hier ganz exklusiv mit ihrer neuen Single, dem synthielastigen und extrem mitreißenden Elektro-Kracher "Blitz" (hier anhören!), des Weges. Justus Köhncke kommt gemeinsam mit Hot-Chip-Sänger Alexis Taylor - und dem gemeinsamen Elektro-Pop-Ohrfänger "Sorry" (hier anhören!). Und nachdem die Newcomer Two Door Cinema Club bereits auf "Kitsuné Maison 9" mit einem Remix ihrer Hits "Something Good Can Work" vertreten waren, findet hier ein weiterer ihrer Songs eine Überarbeitung. Und der spacige, um flirrende Synthesizer und dramatisch sakrale Orgeln bereicherte Mustang-Remix zu "What You Know" (hier anhören!), kann die Relevanz des Originals um einen erhebliches steigern. Eine gewohnt großartige Werkschau des zuverlässig tollen Labels!



Besprochen: ELLIE GOULDING - "BRIGHT LIGHTS"

Die britische Newcomerin legte Anfang des Jahres mit "Lights" ihr von Kritikern umfeiertes Debütalbum vor - nun gibt's die erweiterte Version, mit 7 zusätzlichen Songs.

Was war das für ein Hype um die junge Dame aus Großbritannien. Sie erhielt bereits Ende 2009 bei den Brit-Awards den "British Critics Choice Award" als größte musikalische Hoffnung für 2010. Und auch BBC handelten sie als Favoritin auf ihrer "Sound of 2010"-Liste. Und zu diesem Zeitpunkt war noch nicht mal ihr Debüt "Lights" veröffentlicht. Anfang 2010 kam sie dann mit selbigem Album souverän auf der Schnittlinie zwischen Kate Nash und Hot Chip daher balanciert und vermochte die Kritiker in Scharen zu begeistern - von den Hörern ganz zu schweigen. Man könnte es auch Folktronica nennen, was die junge Dame uns hier kredenzte. Und wohl kaum jemand von uns konnte sich dem Charme ihrer Songs widersetzen - noch immer geht einem bei "The Writer" (hier anhören!) das Herz auf, "Starry Eyed" (hier anhören!) bleibt stets eine wunderbar strahlende und glitzernde Pop-Perle, "Under The Sheets" (hier anhören!) geht einem auch bis heute nicht aus dem Ohr und "Wish I Stayed" (hier anhören!) ist nach wie vor einer der kleinen Pop-Juwelen in 2010. Nun erscheint dieser Tage (am 7. Dezember) der Re-Release "Bright Lights", welches 7 zusätzliche Songs enthält. Man kann an sowas ja schon eine deutliche Kritik äußern: Grade jetzt zum Weihnachtsgeschäft, ist solch ein Vorgehen seitens der Plattenfirmen ja ein äußerst beliebtes Mittel, noch ein wenig Kohle aus den Käufern heraus zu pressen. Und auch aus den Fans. Doch jenseits all dieser Kritik: Niemand zwingt einen schließlich so etwas kaufen zu müssen. Doch muss man deutlich sagen, das sich so etwas wie hier im Fall von Ellie Goulding, auch für Fans lohnt. Da wäre schonmal der Song "Lights" (hier anhören!), der bereits in etwas anderer Version auf der iTunes-Version des Originalalbums zu finden war. Ein toller, nachdenklicher Dance-Pop-Ohrwurm, der somit nun den verdienten Titelsong des Albums nachliefert. "Human" (hier anhören!) schwebt in den Versen durch folkloristisch geprägte Klanglandschaften, um im Refrain leidenschaftlich in der 80er-Jahre-Disco zu explodieren. Mit anderen Worten: Ein Ohrwurm höchster Güte! Auch "Little Dreams" (hier anhören!) steht dem in nichts nach, der auf einem Pet-Shop-Boys-Groove daherkommt und sich als toller Dance-Pop-Ohrwurm behaupten kann. "Home" startet als wunderbare, perlende Ballade, um im Refrain unter peitschenden Beats zur Dance-Hymne zu mutieren. "Animal" (hier anhören!) zitiert mit seinen mitreißenden Synthieflächen die frühen 90er Jahre und zeichnet sich als einer der offensivsten Dance-Songs des Albums aus. Und mit "Your Song" (hier anhören!) liefert sie zum Schluss eine gelungene Version des Klassikers von Elton John. Eine gelungene Ergänzung, die das Album vielleicht ein paar Plätze in meinen persönlichen Platten des Jahres noch oben rücken könnte!



Sonntag, 28. November 2010

Besprochen: CEE-LO GREEN - "THE LADY KILLER"

Das Schwergewicht liefert auf seinem neuen Solo-Album seine eigene Vision des Retro-Soul, bleibt dabei zwar ein wenig zu gezügelt, versöhnt aber mit einem schlagfertigen Argument: Hits!

Cee-Lo Green ist einer jener allgegenwärtigen Schwergewichte der US-amerikanischen Black-Music-Szene. Er verdingte sich in den letzten 15 Jahren als Sänger und Rapper der verschiedensten Formationen, wie der HipHop-Crew Goodie Mob, oder dem Rap/RnB/Soul-Kollektiv Dungeon Family, sowie Solo als auch in Form verschiedenster Kollaborationen mit P.Diddy, Common oder T.I.! Doch die meisten werden seine unverkennbare Soulröhre vor allem durch Gnarls Barkley kennen - sein seit 2006 gemeinsam mit Produzent Danger Mouse geführtes Projekt, das etwa 2006 den Überhit "Crazy" hervorbrachte. Nun beehrt uns der Sänger und Rapper mit seinem 3. Soloalbum - das erste seit nun mittlerweile 6 Jahren. Und hier schmeißt er sich nun voll und ganz in das derzeit so gern beackerte Feld des Retro-Soul, bei dessen musikalischer Umsetzung ihm vor allem Produzenten wie Salaam Remi (Amy Winehouse, Fugees), ELEMENT (Michael Jackson), The Smeezingtons (Brandy, Kid Cudi), Fraser T. Smith (Ellie Goulding, Adele) oder Paul Epworth (Bloc Party, Plan B, Kate Nash) hilfreich unter die Arme greifen. Herausgekommen ist dabei eine äußerst solide Platte, die das Gestern und Vorgestern des Soul aufarbeitet, dabei zwar nicht ganz so mitreißend und energiegeladen zu Werke geht wie es etwa Plan B in diesem Jahr vormachte, aber eine deutlich höhere Hitdichte zu bieten hat, als es z.B. Aloe Blacc mit seinem aktuellen Album gelungen ist. Auch ob der stilistischen Vielfalt, kommt hier nicht so schnell das Gefühl von Langeweile auf. So empfiehlt sich etwa das Duett "Please" mit der belgischen Newcomerin Selah Sue, als eine Art imaginärer James-Bond-Titelsong. "Bigger Lights Brighter City" (hier anhören!) lässt sich mit prägnantem Einsatz von Synthesizern, im Umfeld des vom Disco-Funk beeinflussten Prince nieder und zitiert nebenher den Groove von "Billie Jean". "Wildflowers" (hier anhören!) zeigt sich nahezu nachdenklich und eher den musikalischen Spielregeln von Plan B verpflichtet, "Bodies" (hier anhören!) reanimiert die Streicher-Sätze von Isaac-Hayes und "I Want You" (hier anhören!) klingt fast wie ein Mash-Up aus einem Gnarls-Barkley-Outtake und dem "Back To Black"-Album von Amy Winehouse. Das der herzhaft gute Laune versprühende Ohrwurm "Fuck You" (hier anhören!) auf dem Album in zensierter Version als "Forget You" (hier anhören!) vorliegt, soll weniger stören - die Original-Version gibt's als Bonus-Track oben drauf. Die einzigen Wermutstropfen der Platte: Zum Ende hin franst das Album etwas beliebiger aus und man kann sich zudem des Eindrucks nicht erwehren, das in diesem Soul-Koloss sonst etwas mehr Power steckt. Etwas zu gezähmt wirkt er hier auf seinem 3. Solowerk, kann aber am Ende dennoch mit solidem Handwerk, stimmiger Gesamtatmosphäre und einer kräftigen Hand voll potentieller Hits ein schlagfertiges Argument liefern, warum man diese Platte trotzdem immer wieder gerne aus dem CD-Regal kramt.

Besprochen: POLARKREIS 18 - "FREI"

Auf ihrem dritten Album will die Band aus Dresden ganz "Frei" sein - erstickt jedoch am Pomp und Pathos des eigenen Sound-Korsetts.

Am Anfang war noch alles gut: Als 2007 das Debütalbum "Polarkreis 18" erschien, hatte man eine deutsche Newcomer-Band auf dem Plan, die sich vor allem am Indie, Synth-Pop und Bombast-Rock bediente und daraus eine recht spannende Mischung zu drehen wusste. Ein Jahr später war mit dem 2. Album "The Color Of Snow" der Durchbruch perfekt - was vor allem dem massiven Hit "Allein Allein" geschuldet war, dessen eingestreute deutsche Textfetzen in dem sonst englischsprachigen Song, eine willkommene Abwechslung darstellte. Nun hat die Band ihr 3. Album nachgelegt - und mit dem wollen sie ganz "Frei" sein. Komisch nur, das man davon so gar nichts hören kann. Vielmehr droht die Band schon nach den ersten paar Songs, am Pomp und Pathos ihres eigenen Sound-Korsetts zu ersticken. War der eben besagte sprachliche Kontrast im Eingangs erwähnten Hit noch eine interessante Idee, wird selbige auf dem neuen Album zu Tode geritten. Im Titelsong "Frei" wird da mit Wörtern wie "sky", "cry", oder "try" umher geworfen - Hauptsache es reimt sich auf "Frei", das sie einem bei jeder Gelegenheit entgegen schleudern. Ob es einen tieferen Sinn ergibt, ist da einfach mal egal. Und in der Single "Unendliche Sinfonie" kommen sie uns dann mit lyrischen Banalitäten á la "Life is just a melody, unendliche Sinfonie. Soundtrack of eternity, unendliche Sinfonie." Hätte Dieter Bohlen auch nicht besser hingekriegt. Doch das eigentlich gruselige dabei: Dies sind die einzigen Songs, die noch halbwegs Hits werden könnten. Gott bewahre uns davor, das selbiges Schicksal dem fürchterlichen "Deine Liebe" blüht. Wer will schon im Radio dauernd von einem Schlager mit käsigen Synthezisern und Modern-Talking-artigem Eunuchengesang terrorisiert werden? Sicherlich niemand, der nicht Nerven aus Stahl und einen starken Magen besitzt. Tja und der Rest? Ist einfach der Rest. Hier versuchen sie immer wieder mit aller Kraft und mittels schichtweise Pomp, Pathos und Bombast, die Abwesenheit von Melodien zu kaschieren. Stattdessen gibt's anschwellende Streicher, epische Bläser, cheesy Syntheziser, wabernde Orgeln, Gitarrenwände, und vor allem immer mehr Eunuchengesang. Auch bei Kritikern zeichnet sich ähnlich negativer Trend ab: Der Rolling Stone gab dem Album 1,5 von 5 Sternen, ebenso wie der Musikexpress (1,5 von 6 Sternen). Bei letzteren konnte "Frei" von Polarkreis 18 gar einen historischen Tiefstand markieren: Mit durchschnittlich 1,2 von 6 Sternen, ist es das von der gesamten Redaktion am schlechtesten bewertete Album der letzten mindestens 10 Jahre. Klar, die Band hat es sicherlich nicht böse mit uns gemeint. Aber mit einem Musikverständnis, das weiter reicht als von der Wand bis zur Tapete, will man der Band diese Platte dennoch (ein wenig?) übel nehmen!

Dienstag, 23. November 2010

Besprochen: DIVERSE - "WE WERE SO TURNED ON - A TRIBUTE TO DAVID BOWIE"

The Man Who Ruled The World: David Bowie hat in seiner Karriere unzählige Musiker beeinflusst. Und die wollen ihm nun etwas zurückgeben - in Form eines hervorragenden Tribute-Albums, das mehr ist als die Summe seiner Teile!

David Bowie - der Mann der vom Himmel fiel, uns seit über 4 Jahrzehnten mit seinem Sternenstaub berieselt, der in so vielen Gestalten lebt und so tief in der DNA des Pop verwurzelt ist, das er bis heute unzählige Musiker beeinflusst. Ob als Ziggy Stardust, Alladin Sane oder The Thin White Duke - er lieferte die Blaupause für Devandra Banhart und Sufjan Stevens, inspirierte Janelle Monáe und The Cure, diente als Vorbild für Franz Ferdinand oder Joy Division, legte den Grundstein für Bands wie Interpol und The XX, beeinflusste Radiohead und Hurts, diente als maßgebliche Quelle für Arcade Fire wie Animal Collective und eine Lady Gaga wäre ohne ihn nicht möglich gewesen. Und nun wollen ihm einige Künstler etwas dafür zurückgeben - in Form des hervorragenden Tribute-Albums "We Were So Turned On".
Insgesamt gibt es hier 36 Songs auf 3 CD's - ein fettes Paket, das es mächtig in sich hat. Denn die hier zu Werke gehenden Künstler schaffen es, den Originalen ihre eigene persönliche Note hinzuzufügen. Hier wird praktisch nie das Original einfach nur nachgespielt, sie werden vielmehr neu interpretiert. Und in den meisten Fällen gelingt dies grandios. Und dabei hat diese Compilation noch nicht mal prominente Namen nötig, um voll und ganz zu überzeugen. Im Gegenteil schaffen Duran Duran es sogar, als einer der bekanntesten Künstler dieser Compilation, ihre Version von "Boys Keep Swimming", als einzige hier mit Vollgas gegen die Wand zu fahren. Als hätten sie aus ihrer desaströsen Coverversion von Lou Reed's "Perfect Day" im Jahr 1995 tatsächlich nichts gelernt. Die anderen von den bekanntesten Namen, machen es allerdings um Längen besser. Die hoch gehandelten Newcomer Warpaint fügen "Ashes To Ashes" nahtlos in ihren ganz eigenen Klangcharakter ein und machen eine melancholische Indie-Pop-Perle daraus. Keren Ann interpretiert sein episches "Life In Mars" als von Geigen getränkte Ballade par excellence. Politisch kann man über Frankreichs First Lady Carla Bruni mit Sicherheit streiten, musikalisch hier allerdings nicht, gibt sie doch eine herzerweichend schöne Piano-Version von "Absolute Beginners" zum Besten. Chairlift machen "Always Crashing In The Same Car" zur wunderbaren Synth-Pop-Perle mit Tiefgang. Und We Have Band befreien "Let's Dance" vortrefflich von seinen 80's-Daumenschrauben und übersetzen ihn in einen Stil, der sich nah an The XX anschmiegt. Doch auch die gänzlich unbekannten Namen wissen zu überzeugen. Lewis & Clarke führen "Changes" formvollendet ins Folk-Terrain, Exitmsuic zeigen formidabel was sich an "Space Oddity" noch alles an psychedelischer Atmosphäre rausholen lässt, das Halloween Swim Team macht "Look Back In Anger" zum verstrahlten New-Wave-Hit, A Place To Bury Strangers interpretieren "Suffragette City" als wütendes Elektro-Rock-Rumpelstilzchen, Jessica 6 machen sich "I'm Deranged" vortrefflich zu eigen und Polyamorous Affair machen aus "Cat People" ein Stück psychedelisch-wunderbaren Elektro-Pop. Mit allerfeinsten Beiträgen und einer Songauswahl, die nicht die üblichen Verdächtigen und vor allem so gut wie keine Doppelungen von Coverversionen enthält, gelingt dieses Tribute-Album als eine wahre Perle seines Fachs. Wer mir nicht glauben will: Wir sprechen uns mit "We Were So Turned On" unterm Arm bei meinen "Platten des Jahres" wieder!

Montag, 22. November 2010

Besprochen: BLACK EYED PEAS - "THE BEGINNING"

Ein gutes Jahr nach "The E.N.D.", folgt nun das Sequel "The Beginning" - und dies fährt den neuen Kurs konsequent weiter - und weiter und weiter...

Als im Sommer 2009 das Album "The E.N.D." (oder "The Energy Never Dies") erschien, erlebte man eine gehörige Überraschung. Auf ihrem 5. Album verpflichtete sich die Band, statt der bislang üblichen Mischung aus HipHop und RnB, plötzlich elektronischeren Sounds. Durch das gesamte Album zog sich eine derart ansteckende Dance-Atmosphäre, das man sich zeitweilig wie in die frühen 90er zurückgebeamt fühlte - nur eben auf den zeitgeistigen Stand der 00er gebracht. Und das funktionierte hervorragend, lieferte die Band damit doch wahrhaftig ihr Meisterwerk. Nun ein gutes Jahr später, erscheint das Sequel "The Beginning" - das passenderweise den Kurs des Vorgängers nicht nur konsequent beibehält, sondern ihn noch viel weiter geht. Es soll laut Band einen Neubeginn symbolisieren und den Beginn einer frischen und neuen künstlerischen Perspektive. Obwohl der erste Vorbote des Albums nichts gutes versprach: Wie sie das ganz arg furchtbare "The Time (Dirty Bit)" (hier anhören!), das quasi den totgedudelten Dirty-Dancing-Schlager "The Time Of My Life" neu interpretiert, als erste Single des neuen Werks veröffentlichen können, erscheint einem mehr als schleierhaft. Ist der Song doch nichts weiter als ganz absurder Quatsch mit billigster Euro-Trash-Produktion, die einem schwer im Magen liegt. Wenn man diesen ersten Schock des ebenfalls als Album-Opener dienenden Songs überstanden hat, darf man allerdings erleichtert aufatmen - denn von nun an wird es nur noch besser! Denn nun zeigen die Black Eyed Peas mal wieder vortrefflich was sie drauf haben - und hauen uns erneut fette Dancetracks und Elektro-Spielereien um die Ohren, die manchmal gar technoide Formen annehmen, ohne dabei aber ihren Ohrwurmcharakter zu missen. So feuern sie hier wieder mal die Ohrwürmer raus, als hätten sie zu viele davon - und zeigen hier einen noch deutlicheren Hang zum Dancefloor, als schon auf dem Vorgänger. Und auch dynamisch toben sie sich hier ordentlich aus - nicht selten hat man sich gerade einen Song warm gehört, wenn sie plötzlich einen Haken schlagen und in völlig andere Richtungen streben. "Light Up The Night" (hier anhören!) lässt sich von Synthiefeuerwerken begleiten und von stampfenden Dance-Beats antreiben, wozu Will.i.am und Fergie ihr bestes tun, ihn mit tollen Vocals zu versorgen. "XOXOXO" (hier anhören!) mutet anfangs als legitimer Nachfolger zu "Boom Boom Pow" an, überrascht dann aber mit einem Refrain so Pop as Pop can be. "Fashion Beat" (hier anhören!) kommt mit einem sexy Disco-Groove des Weges, gepaart mit bezaubernden 90er-Synthesizern und hohem Popverständnis. Zu Beats, soften Streichern und Handclaps, leifert Will.i.am mit "Someday" nahezu im Alleingang eine beherzte Pop-Perle. Mit "Do It Like This" (hier anhören!) machen sie es einem zu Anfang gar nicht so leicht - zuerst eine elektronische HipHop-Nummer, die im Mittleteil durch einen Wirbelsturm aus Hardcore-Beats zerfetzt wird, sich aber danach zu einem technoid pumpenden HipHop-Hit neu zusammensetzt. "Don't Stop The Party" (hier anhören!) empfiehlt sich als treibender und stampfender Dance-HipPop-Kracher mit Hitpotential, "The Best One Yet (The Boy)" kommt als zärtlich melodischer Dance-Pop-Ohrwurm und "Just Can't Get Enough" (hier anhören!) bildet als warme Dance-Perle eines der weiteren Highlights der Platte. Glücklicherweise geht die Prophezeiung der Vorabsingle nicht auf - die Black Eyed Peas haben es mal wieder geschafft. Und im feinen Retro-Nintendo-Style, haben sie eines der wohl süßesten Albumcover des Jahres abgeliefert.

Donnerstag, 18. November 2010

Besprochen: NICKI MINAJ - "PINK FRIDAY"

Die bereits weit herumgereichte HipHop-Newcomerin legt ein vielversprechendes Debüt vor, das sie an die derzeitige Spitze der weiblichen US-Rapper katapultiert.

Die US-HipHop-Newcomerin Onika Tanja Maraj, besser bekannt als Nicki Minaj, wurde - nach diversen Mixtapes, die sie seit 2004 veröffentlichte - in den vergangenen Monaten weit herum gereicht. So durfte sie als Feature-Gast auf Songs von Mariah Carey, Usher, Rihanna oder Kanye West mitwirken - wobei einem nur der gemeinsame Song "Woohoo" mit Christina Aguilera gehörig auf die Nerven ging. Durch ihre in letzter Zeit gehäuften Gastauftritte bei namhaften Musikern, war man doch ziemlich neugierig auf die junge Dame und ihre ganz eigene Kunst geworden. Das lange Warten wird nun endlich belohnt - denn dieser Tage erscheint ihr mit Spannung erwartetes Debütalbum "Pink Friday". Und man darf bekannt geben: Sie übertrifft die bisher an sie gestellten Erwartungen bei weitem. Konnte man bislang dem Eindruck erliegen, sie wäre nur des Sprechgesangs mächtig, darf man die junge Dame auf ihrem Album auch singen hören - was regelmäßig eine erfrischende Abwechslung in ihren Songs darstellt, die allesamt melodischer sind, als ihre Rap-Beiträge der letzten Monate hätten erahnen lassen. Den größten Teil der Songs bestreitet sie hier im Alleingang. Und das macht sie ganz hervorragend. Das stellte sie aber bereits mit der ersten Single "Your Love" (hier anhören!) unter Beweis, das wunderbar auf ein Sample aus Annie Lennox' "No More I LoveYou's" aufbaut. Der Openers "I'm The Best" (hier anhören!) gibt schonmal ein Versprechen, das auch das gesamte Album halten kann - und katapultiert sie mit einer Mischung aus ansteckenden Rap's, Synthieflächen und tollem Refrain, an die Spitze der derzeitigen weiblichen US-HipHop-Szene. Das wunderbare und melodische "Save Me" präsentiert sich als Pop mit Abstechern zum Downbeat, und auf "Dear Old Nicki" (hier anhören!) liefert sie die perfekte Verschmelzung von Rap und Pop. Doch auch ein paar namenhafte Gäste konnte sie für ihr Debüt gewinnen, was die ganze Sache noch ein wenig spannender macht. "Roman's Revenge" (hier anhören!) ist knallharter und astrein produzierter HipHop im Duett mit Eminem, mit Rihanna liefert sie den zauberhaften Ohrwurm "Fly" (hier anhören!), Drake hilft beim famosen "Moment 4 Life" (hier anhören!) aus, Kanye West macht als Kollaboratuer und Produzent das tolle "Blazin'" (hier anhören!) zum 80's-getouchten Ohrwurm, Will.i.am führt sie auf dem hervorragenden "Check It Out" (hier anhören!) in seine ureigenen Soundterritorien, und mit Natasha Bedingfield darf sie zum Finale auf "Last Chance" (hier anhören!) so richtig beherzt abgehen. Einen bunten Strauss voller Hits hat uns die 26-jährige Rapperin und Singer/Songwriterin hier gebunden, von dem man - vorausgesetzt man hat ein offenes Ohr für hervorragend geschmiedeten Electro-HipPop - so schnell nicht genug kriegen kann. Ein vielversprechendes Debüt, das kaum Zweifel an einer erfolgreichen Zukunft von Miss Minaj lässt. Daumen nach oben!

Sonntag, 14. November 2010

Besprochen: ANIKA - "ANIKA"

Warum sich Portishaead-Mastermind Goeff Barrow entschied, das Debüt der deutsch-britischen Newcocmerin zu produzieren, weiß man nicht. Aber diese Verbindung scheint Gold wert.

Kann man das schlicht selbstbetitelte Debütalbum der deutsch-britischen Sängerin Anika, auch als ein solches verstehen? Oder eher als erstes künstlerisches Statement? Betrachtet man erste Fakten, könnte man auf letzteres tippen: Auf dem Album finden sich 6 Coverversionen und nur 2 Eigenkompositionen. Klingt nach etwas dünnem Material. Aber man sollte sich von diesem äußeren Eindruck nicht täuschen lassen. Denn die Auswahl und vor alle die Interpretation der gecoverten Songs, ist hervorragend. Hier werden die Songs nicht nachgeträllert, sie werden in das eigene künstlerische Kosmos von Anika gebeamt. Und die Tatsache das niemand geringeres als Portishead-Mastermind Goeff Barrow als Produzent an den Reglern saß, tut dabei sein übriges. Diese Verbindung lässt vor allem Erinnerungen an eine experimentelle Dame im deutschen Pop wach werden: Nico! Die unterkühlte Nichtbetonung im Gesang von Anika lässt vermuten, das der Geist von Nico nah über ihrem Kopf zu schweben scheint auf diesem Album. Wie sie als Einführung schon Twinkle's 60er Jahre Sunshine-Pop-Liedchen "Terry" deutlich herunterkühlt und dabei nebst Nico, in Nuancen an The XX erinnert. Mit lässigem Funk/HipHop-Groove, Synthie-Sirenen und herrlich metallisch kühlem Gesang, begegnet sie dann dem hervorragenden "Yang Yang", das von Yoko Ono und aus dem Jahr 1972 stammt. War das Original von Skeeter Davis aus den 60ern ein niedlich-melancholischer Popsong, so klingt "End Of The World" nun bei Anika wie eine Verschmelzung aus Poritshead und Nico. Bob Dylan's "Masters Of War" wird mit minimalistischen Beats, Soundeffekten und teilnahmslosem Gesang hervorragend gesichtsskalpiert. Greta Ann's "Sadness Hides The Sun" klingt bei Anika plötzlich, als hätte Anne Clarke beschlossen zu singen und "I Go To Sleep" von den Kinks, haucht sie eine ordentliche Portion Dunkelheit ein. Dieses gut halbstündige Debüt kann sich durchaus sehen lassen. Ein kleines Bündel düsterer Perlen, die neugierig machen auf weiteres (mehr eigenes?) Material der jungen Dame. Diese Platte kann einen auf jeden Fall gehörig anfixen. Ihr könnte hier in das Album reinhören!




Samstag, 13. November 2010

Besprochen: DRUMS OF DEATH - "GENERATION HEXED"

Colin Bailey alias Drums Of Death hat nach Remixen für Tricky oder Franz Ferdinand, sein Debüt vorgelegt - und reicht damit das Halloween-Album des Jahres nach.

Wem der Name Drums Of Death nichts sagt, dem seien in Kürze die wichtigsten Eckpunkte erklärt. Colin Bailey, Elektromusiker aus London, arbeitete mit am letzten Album von Peaches, fertigte Mixtapes für sie und Remixe für Tricky, Franz Ferdinand und Hot Chip an. Der Herr, der sich auf Pressefotos gerne düster geschminkt zeigt, hat nun sein Debütalbums "Generation Hexed" vorgelegt - auf dessen Cover er diese Tradition ebenfalls pflegt. Das könnte einen jetzt ziemlich an Fever Ray alias The-Knife-Sängerin Karin Dreijer Andersson erinnern - und dieser Vergleich ist gar nicht mal so abwegig. Ein gewisser düsterer Vibe ist hier oft zu spüren - was Bailey aber nicht daran hindert, eine saftige Party zu feiern. Eine Halloween-Party würde perfekt dazu passen, wofür es aber ein paar Tage zu spät erscheint. Aber das macht einfach mal gar nichts - denn auch auf herkömmlichen Partys, sollte dieses Album den Dancefloor zum glühen bringen. Mit einer schwindelerregend herrlichen Stilmischung, die die Vergangenheit der elektronischen Musik, in hervorragenden Retro-Dance-Tracks abfeiert. Man darf sich von dem chilligen Opener "Karaoke" (hier anhören!), mit seinen Oooh-oooh-Chören, nur nicht lumpen lassen. Wenn der Song in der 2. Minute langsam mehr Struktur gewinnt, fährt Bailey erst langsam hoch - um danach dann sofort auf dem Dancefloor zu explodieren. "Won't Be Long" (hier anhören!) orientiert sich deutlich am House der 90er Jahre, becicrt mit famosen Vocals-Samples und stößt auch mal sachte in technoide Sphären vor - bleibt aber bei allem ein schweinscooler Ohrwurm! "Lonely Days" (hier anhören!) reitet auf einem hektischen Beat, schwebt zeitweilig auf dramatisch perlendem Piano dahin und mündet in relaxten und durchaus catchy Elektro-Pop. "Creak" (hier anhören!) setzt er als 80s-orintierte Dance-Perle in Szene, angereichert von nostalgischen Nintendo-Sounds. Auf "Everything All At Once" (hier anhören!) liefert er einen solch aufgekratzten, aber dennoch düster-coolen Elektro-Pop-Ohrwurm, das es klingt wie Depeche Mode auf Ectasy! Auf "All These Plans" (hier anhören!) macht der dann zeitweilig die trancigen Seiten der 80er klar, während er sich auf "Modern Age" (hier anhören!) voll und ganz in niedlich klimpernden Dance-Punk schmeißt, nur um dann in "London Teeth" (hier anhören!) herrlich spinnerten Synthie-Attacken zu erliegen - aus dem er schlussendlich trotzdem einen verdammten Hit formt. Ein äußerst erfrischendes, teilweise ganz schönes druchgeknalltes, aber jederzeit melodisches, mitreißendes und nostalgisches Dance-Vergnügen der etwas anderen Art! Ganz und gar hinreißend!

Freitag, 12. November 2010

Besprochen: NELLY FURTADO - "THE BEST OF"

Alle Jahre wieder: Mitten in der alljährlichen Veröffentlichungsflut von Best-Of-Alben für's lukrative Weihanchtsgeschäft, ist Nelly Furtado passend zum 10-jährigen Karrierejubiläum mit von der Partie.

Das Jahr neigt sich dem Ende, Weihnachten rückt zusehends näher. Das merken auch die Plattenfirmen. Eiligst schmeißen sie derzeit mit den neuen Alben von Rihanna, Take That, Kanye West und Robyn die letzten großen, mit Spannung erwarteten Alben in diesem Jahr auf den Markt. Denn die Weihnachtszeit ist traditionell bei Musiklabels die Zeit, in der sie den Markt mit haufenweise Box-Sets, Special-Editions oder bzw. vor allem Best-Of-Compilations überfluten. Natürlich in dem genauen Wissen, das der Kunde sowas immer besonders gerne unter den Weihnachtsbaum legt. So haben die Pet Shop Boys, Robbie Williams, Syd Barrett oder Pink kürzlich welche auf den Markt geworfen, um nur einige wenige zu nennen - und es werden in den nächsten Wochen noch weitere folgen. Und mit dabei ist nun auch Nelly Furtado, die allerdings eine Best-Of mit Sinn zu verantworten hat: Schließlich erscheint es fast genau 10 Jahre nach dem Release ihrer Debütsingle. Solch ein Jubiläum ist dann doch mal eine Best-Of wert. Erst recht, wenn man mit einem doch schon erstaunlichen Stapel Hits angeben kann. Das diese dann bei Nelly auch mal extrem unterschiedlich klingen können, macht das ganze Unterfangen umso spannender. Das reicht von der frühen Folk-Pop-Phase mit dem lieblich-niedlichen Singalong "I'm Like A Bird" (hier anhören!), dem gänzlich tollen und ohrwurmigen "Shit On The Radio (Remember The Days)" (hier anhören!), der praktisch zeitlos wundervollen Ballade "Try" (hier anhören!) oder der temperamentvollen EM- Hymne "Força" (hier anhören!). Aus der urbaneren und elektronischen Phase, die das enorm erfolgreiche "Loose"-Album umfasste, finden sich hier etwa der eingängige RnB-Pop-Ohrwurm "Promiscuous" (hier anhören!), der stampfende und selbstbewusste Gassenhauer "Maneater" (hier anhören!), der schwebende, melancholische, geniale beatige und uneingeschränkt großartige Dekaden-Hit "Say It Right" (hier anhören!) und die ebenfalls enorm erfolgreiche und wunderbare Ballade "All Good Things (Come To An End)" (hier anhören!). Mit dem spanischen und mehr dem frühen Folkstil nacheifernden "Manos Al Aire" (hier anhören!), gibt es hier die erste Single aus ihrem ersten spanischen Album "Mi Plan", aus dem vergangenen Jahr. Und ihr großartiges und zu Herzen gehendes Duett "Broken Strings" (hier anhören!) mit James Morrison, findet man hier ebenso wie eine wunderbare Uplugged-Coverversion des Gnarls-Barkley-Hits "Crazy" (hier anhören!) als Bonus Track. Doch das soll nicht der einzige Bonus sein: Zudem finden sich hier noch 3 komplett neue Songs. Zum einen wäre da die neue Single "Night Is Young" (hier anhören!) - ein melodischer und sehr schöner Dance-Pop-Ohrwurm, wie Kylie Minogue in gut. "Girlfriend In The City" ist eine tolle, atmosphärische und von Orchester untermalte Pop-Perle, deren Intensität sich vor allem nach mehrmaligem Hören erschließt. Und zu guter letzt, zeigt sich dann "Stars" als sparsame, intime und melancholische Ballade.
Eine wirklich gelungene Best-Of, die auch sogar für Fan's lohnenswert sein kann - und für den Rest da draußen der guten Pop zu schätzen weiß, lohnt sich diese Best-Of sogar noch mehr.

Donnerstag, 11. November 2010

Besprochen: PINK - "GREATEST HITS...SO FAR!!!

Pink liefert ihren ersten Karriererückblick - der zwar mit der Tracklist verwirrt, aber einige Hits zu bieten hat. Kann man schon machen.

Man mag zu ihr stehen wie man will, aber eines kann man nicht leugnen: Das Pink seit nun 10 Jahren aus dem Mainstream-Pop praktisch nicht mehr wegzudenken ist! In aller Regelmäßigkeit haut sie Hit an Hit raus, die weltweit ihren Weg in die oberen Ränge der Charts finden - und oft auch Kritiker begeistern können. Doch auf Albumlänge war es immer etwas schwierig mit der Dame, die sich über die Jahre eher als Single-Künstlerin etablieren konnte. Durchaus keine schlechte Vorraussetzung für ihre erste Best-Of - die somit ihre bislang bestes Album darstellen könnte. Die Betonung liegt dabei allerdings auf KÖNNTE. Die Tracklist vermag dann allerdings doch ein klein wenig zu verwirren. So spart sie ihr Debütalbum "Can't Take Me Home" komplett aus, ihr 3. Album "Try This" wird nur mit einem Song bedacht, aber ihr äußerst maues letztes Album "Funhouse", feiert sie hier mit 6 (!) Songs ab. Das zweite Album "Missundaztood" und das vierte Album "I'm Not Dead" werden dann jeweils mit 5 Songs bedacht. Ein leichtes Ungleichgewicht - aber betrachten wir die einzelnen Songs. Und auch da pendelt es öfters zwischen "hui" und "pfui". "Get The Party Started", "Just Like A Pill", "Stupid Girls" "Please Don't Leave Me" - alles Hits mit Berechtigung! Aber wer diese vom Formatradio absolut totgedudelten Instant-Pop-Ohrwürmer heute noch ertragen kann, der hat einige Nerven. "So What" war sicherlich sogar ein Über-Hit mit langer No.1-Präsenz - aber für den Autoren dieser Zeilen, schon immer ganz unerträglich ätzender Scheißdreck. Doch Pink ist durchaus für mehr zu haben. So sind es die praktisch nicht tot zu kriegenden Hits, die diese Zusammenstellung retten. "Family Portrait" sollte ihre bis dahin beste Single darstellen, "Who Knew?" ist eine Pop-Perle mit Langzeitwirkung, "U + UR Hand" kann man in gewissen Abständen auch gut vertragen, die Anti-Bush-Hymne "Dear Mr. President" bleibt wohl ihr bester Song überhaupt und "Sober" und die Ballade "I Don't Believe You", sollten sich als die einzigen Songs ihres letzten Albums erweisen, die einem zurecht länger im Fell hängen bleiben sollten. Bisher hält es sich sozusagen noch die Waage. Und so sind es nun die neuen Songs, die es rausreißen müssen. Da wäre dann etwa die neue Single "Raise Your Glass" (hier anhören!), die sich als waschechter Pink-Hit präsentiert, nur einfallsreicher als zuletzt. Mit "Whataya Want From Me" (hier anhören!) covert sie den letztjährigen Hit des American-Idol-Sängers Adam Lambert - zwar ist der Song noch sehr frisch im Ohr, ist aber in der Version von Pink nun zum ersten mal wahrhaft hörbar! Mit "Fuckin Perfect" (hier anhören!) gibt es einen wirklich tollen Pop-Rock-Ohrwurm mit mitreißend hymnischem Refrain. Und "Heartbreak Down" (hier anhören!), der vierte und letzte neue Song, outet sich als rockig-danciger Uptempo-Ohrwurm der vortrefflich zeigt, von wem Katy Perry oder Kelly Clarkson eine Menge gelernt haben. Hier finden sich wahrhaftig die größten Hits der erfolgreichen Dame - was Fans von Pink sicherlich in große Begeisterung versetzen wird. Aber man erwischt sich irgendwann doch dabei, immer öfter die Skip-Taste auf der Fernbedienung zu drücken. Die Dame hat zwar einige Hits zu verbuchen (und viele davon mit Sicherheit zurecht), aber vieles von ihr bleibt dann doch Musik für den Moment.

Mittwoch, 10. November 2010

Besprochen: KANYE WEST - "MY BEAUTIFUL DARK TWISTED FANTASY"

Der Mann mit dem riesigen Ego, hat wieder mal ein riesiges Album entworfen - und liefert einen modernen HipHop-Klassiker ab!

Kanye West war es, der schon in den frühen 00ern als Produzent und ab 2004 als Solokünstler loszog, um den US-amerikanischen HipHop zu retten - was ihm mit der grandiosen College-Trilogie "The College Dropout" (2004), "Late Registration" (2005) und "Graduation" (2007) auf großartige Weise gelang. Mit seinem 4. und bislang letzten Studioalbum "808s & Heartbreak" (2008) kam dann ein mehr als interessanter und vor allem grandioser Stilbruch. Er kehrte sich komplett vom HipHop ab und fing an zu singen - und so schuf er praktisch eine formidable, melancholische Elektro-Pop-Oper mit Vocodergesang. Von den unzähligen hochkarätigen Features und Produktionen für andere Künstler mal ganz abgesehen. So konnte sich der Mann mit dem riesigen Ego, den Status als kreative No.1 im zeitgenössischen HipHop erspielen. Doch wer so großartige Musik macht, der kann sich solch ein Ego auch leisten. Den Beweis dafür tritt Mr. West auch auf seinem neuen Album an, das dieser Tage in den Läden stehen wird. "My Beautiful Dark Twisted Fantasy" nennt sich sein 5. Werk - mit dem er nun mehr als grandios zum HipHop zurückkehrt. Den groben, sich mehr oder weniger über das ganze Album ziehenden Klangcharakter, könnte man als düster und melancholisch beschreiben. Aber keine Angst: Kanye setzt sich hier nicht beleidigt unter die Trauerweide. Er lässt wieder mal seine ganze Kreativität spielen, jongliert mit perfekt gesetzten Samples, großartigen Rap's und formidablen Gastvokalisten und dreht daraus einen kleinen Meilenstein im HipHop der Gegenwart. Nichts hier wirkt wie am Reißbrett entworfen, die Songs scheinen auf ganz natürliche Weise selbst zu ihrer Form zu finden, was Kanye und seine Gäste mit einigen musikalischen Raffinessen abrunden. Einen weiteren unkommerziellen Ansatz macht sich in der Spiellänge der Songs bemerkbar, die mehrheitlich die 5 Minuten-Grenze sprengen. Die tolle Single "Runaway" (hier anhören!) liegt hier etwa in einer 9-minütigen Version vor, die in einem hervorragenden instrumentalen Outro austrudelt, die Kanye mit flüchtigem Vocoder-Gesängen untermalt. Nur einer der wenigen kreativen und künstlerischen Attribute, die er auf "My Beautiful Dark Twisted Fantasy" zur Schau stellt. So legt der Opener und Quasi-Titelsong "Dark Fantasy" (hier anhören!) recht optimistisch los und kombiniert oldschoolige HipHop-Elemente, mit einem formidablen Chor (zum gegenwärtigen Zeitpunkt unbekannter Gastvokalisten), der den wunderbaren Refrain beisteuert. Auf der ersten Single "Power" (hier anhören!) stützt er sich auf eine perfektes Sample von Kring Crimson's "21st Century Schizoid Man" und baut daraus einen ziemlich fetten HipHop-Rock-Bastard par excellence. Mit epischen Bläsern führt er dann in "All Of The Lights" (hier anhören!) ein, das sich alsbald - auch durch den tatkräftigen Einsatz von Rihanna in den Refrains - zu einem der ultimativen Album-Höhepunkte mausert. Mit einer langen Gästeliste aus Jay-Z, Rick Ross, Nicki Minaj und dem Folkmusiker Bon Iver, legt Kanye dann die Single "Monster" (hier anhören!) vor, die sich als minimalistischer und vorbildlich in Szene gesetzter HipHop-Track empfiehlt - und zum Ende dann doch einen überraschend melodischen Höhepunkt findet. "Hell Of A Life" (hier anhören!) empfiehlt sich als kreativer HipHop-Song, das mit einer Vielzahl an musikalischen Einflüssen und Kanye's, von seinem letzten Album bekannten, Vocoder-Gesang glänzt. Mit "Blame Game" (hier anhören!) liefert er in Zusammenarbeit mit John Legend eine hochkarätige, von perlendem Piano unterlegte Soul-HipHop-Perle, die einem das Herz aufgehen lässt. Und gemeinsam mit Bon Iver bestreitet er "Lost In The World" (hier anhören!), das als temporeiche HipPop-Perle mehr als positiv auffällt. Alles in allem haben wir es bei "My Beautiful Dark Twisted Fantasy" mit wohl einem der besten Platten von Kanye West zu tun. HipHop at it's best - und trotzdem ebenso HipHop für Menschen, die keinen HipHop mögen. Ein Meister- und Gesamtkunstwerk!

Besprochen: TAKE THAT - "PROGRESS"

Das einst undenkbare ist eingetreten: Take That veröffentlichen nach 15 Jahren ihr erstes Album in kompletter Ur-Besetzung. Und das zudem wohl beste ihrer Karriere!

Ich erinnere mich noch als wäre es gestern gewesen: Als vor 15 Jahren, im Sommer 1995, plötzlich Robbie Williams ohne Vorwarnung bei Take That - dem einst absoluten Teeniephänomen weltweit, die auch grade ihren Durchbruch in den USA geschafft hatten - ausstieg, schlug dies große Wellen. Was dann im Frühjahr 1996 auch zur Trennung der Boygroup führte. In der Zeit danach machte vor allem aber der abtrünnig gewordene Robbie von sich reden. Er mutierte zum fast weltweiten Superstar - nur die Amerikaner wollten partout nichts von ihm wissen. Doch jenseits dessen, erlebte er einen enormen Erfolg als Entertainer. Im Jahr 2006, 10 Jahre nach ihrer Trennung, kehrten dann auf einmal Take That zurück - nur eben ohne Robbie. Doch der Zeitpunkt hätte kaum besser kommen können. Robbie erlebte grade seinen ultimativen kommerziellen wie auch künstlerischen Absturz - und nun waren es seine ehemaligen Bandkollegen, die einen UK-No.1-Hit nach dem anderen landeten, während er sich die Charts höchstens von unten ansah. Und dieser Trend sollte sich fortsetzen: Auch mit ihrem 2. Album seit dem Comeback, feierten Take That große Erfolge, während Robbie's letztes Album "Reality Killed The Video Star" ebenfalls floppte. Nachdem Robbie und vor allem Gary Barlow eine lange gegenseitige Abneigung einte, geschieht nun das lange Zeit undenkbare: Robbie Williams ist zu Take That zurückgekehrt, die nun ihr erstes Album seit 15 Jahren in kompletter Ur-Besetzung veröffentlichen. Und mit dieser Wiedervereinigung, stand der Band auch eine stilistische Weiterentwicklung im Sinn. Elektronsicher soll der Sound von "Progress", dem nun 6. Album von Take That, klingen. Für diesen Job holten sie dann niemand geringeren als Stuart Price als Produzent an Bord, der in der Vergangenheit ja bereits Madonna ("Confessions On A Dancefloor") oder die Scissor Sisters ("Night Work") wieder auf Kurs brachte. Und diese Verbindung soll sich auszahlen - denn mit "Progress" haben wir es mit dem wohl besten Album zu tun, das man bisher von Take That bestaunen durfte! Eines ist hier gleich geblieben: Seit ihrem Comeback ist nicht mehr nur Gary Barlow für die Leadvocals zuständig, jetzt herrschte mehr Gleichberechtigung unter den Bandmitgliedern - was den Sound der Band enorm bereicherte. Diesem Trend sind sie glücklicherweise auch hier treu geblieben. Ebenso ihrem Händchen für große Melodien - was hier aber sicherlich zu großen Teilen dem Talent von Gary Barlow geschuldet ist. Vom Sound wagen sie sich tatsächlich in sehr elektronische, dancige und teilsweise technoide Sphären vor, vereinen dies aber mit ihrem hervorragenden Popverständnis zu einem Bündel voller Hits. Das die erste Single "The Flood" (hier anhören!) eine Hymne und einer ihrer bislang besten Songs überhaupt ist, sollte bereits bekannt sein. Doch noch mehr potentielle Chartbreaker sind hier zu finden. Nehmen wir gleich etwa den mitreißend technoid-rockigen Kracher "SOS" - ein treibender Ohrwurm der auf direktem Wege in die Beine geht. "Wait" lockt einen dann im Intro mit Streichern und Piano auf eine falsche Fährte - denn bald schon soll es sich zur soft beatigen und geschmeidig getragenen Dance-Pop-Perle wandeln, die entfernt Artverwandt mit den Pet Shop Boys ist. Als nächste Single sollten sich die Verantwortlichen unbedingt "Kidz" (hier anhören!) vormerken - ein großartiger, stampfender und unwiderstehlich mitreißender Elektro-Pop-Kracher, der jetzt schon die No.1 der Charts verdient hat. "Happy Now" kommt dann in den Versen als toller Popsong daher, bis er sich im Refrain als Disco-Stampfer outet, der den Scissor Sisters Konkurrenz machen könnte. Und "Underground Machine" präsentiert sich düster, metallisch und kühl, aber dennoch als hochmelodischer Dance-Pop-Ohrwurm mit Rock-Allüren. Alles in allem ein tolles Album, auf dem sie konsequent einen neuen Stil einschlagen, ohne dabei ihren eigenen Klangcharakter zu verlieren. Das Warten hat sich gelohnt, denn sie beschenken uns dafür mit ihren wohl bislang besten Album!



Dienstag, 9. November 2010

Besprochen: RIHANNA - "LOUD"

Nur 1 Jahr nach dem melancholisch-schönen "Rated R", setzt Rihanna erneut zum Angriff an. Und schwört bei Album No.5 wieder auf ausgelassenere Töne!
Eine erfreuliche Wandlung hat Rihanna vor ein paar Jahren vollzogen. So war sie über ihre ersten beiden Alben hinweg ein nettes, aber nicht allzu zukunftsfähiges RnB-Kätzchen, das eher für ein paar nette Ohrwürmchen, als für waschechte HITS zu haben war. Mit ihrem 3. Album "Good Girl Gone Bad" (2007) und dem Welthit "Umbrella", krempelte sie Stil und Image kräftig um - und spielte plötzlich sogar Beyoncé musikalisch locker an die Wand. Mit ihrem 4. Album "Rated R" (2009) setzte sie sogar noch einen oben drauf. War der Vorgänger zwar ihr hitreichstes, so war "Rated R" jedoch ihr bis dahin bestes Album. Die einst schwere Zeit in ihrem Leben, verarbeitete sie in einem überwiegend melancholischen, ernsten und erwachsenen Album, auf dem so gut wie jeder Song zu fesseln vermag. Eine großartige Gesamtatmosphäre, die das Album so unverzichtbar in der Sammlung eines jeden Fans zeitgenössischer Pop-Musik macht. Nun geht es ihr wieder prächtig, wie sie sagt - und diese Stimmung wolle sie nun in Form eines neuen Albums mit ihren Fans teilen. Nicht weniger als die nächste Stufe in der Evolution von Rihanna, soll dieses Album darstellen. Und schon der Titel - so minimalistisch er sein mag - symbolisiert Kampfgeist: "LOUD"! Und sie macht ihre Arbeit gar nicht schlecht. Überblickt man erst einmal diese Fülle an Stilen und Bezügen, die einem hier um die Ohren wirbelt, ist man auch schon voll drin im Geschehen. Mit produktionstechnischem Geschick und einem Händchen für Melodien, machten sich die Verantwortlichen hier wieder mal daran, der jungen Dame einen würdigen Songgewand zu kreieren, der etwas länger im Ohr hängen bleiben sollte, als nur ein paar Wochen. Das Album beginnt mit der 3. Single "S&M" (hier anhören!) - und die startet gleich mit prägenden Synthesizern und auffordernden Slogans der Dame, ehe sie mit einen von pumpenden Beats getragenen Vers übergeht, der wiederum in einem stampfenden und energiegeladenen Refrain mündet. So ein Auftakt könnte schlechter sein. Noch besser gelingt ihr da die 2te Single "What's My Name" (hier anhören!), eine wunderbare Dance-Pop-Perle, die sogar die eh schon fabelhafte erste Single und mitreißende Dancefloor-Nummer "Only Girl (In The World)" (hier anhören!) übertrumpft. Doch auch jenseits der Singles gibt es manches zu entdecken. So etwa "Cheers (Drink To That)" (hier anhören!), der sich als herrlich melodisch zurückgelehnter Ohruwurm erster Wahl präsentiert - und mit dem prägnant und perfekt gesetzten Sample aus "I'm With You" von Avril Lavigne eindrucksvoll beweist, das auch die Rocker-Barbie für mehr gut sein sollte, als man gedacht hätte. Bei der Einführung zu "Fading" (hier anhören!) fühlt man sich tatsächlich erstmal an Enya erinnert, aber Rihanna kriegt natürlich die Kurve - und wir einen wunderbaren, soft beatigen und perlenden Pop-Ohrwurm. "California King Bed" (hier anhören!) überrascht dagegen dann ein wenig - aber in keinster Weise negativ. So kredenzt sie uns hier eine erdigere, rockigere Version ihrer selbst, verpackt in eine schmachtend melodische und fabelhafte Ballade. Und eine weitere, noch größere Überraschung, stellt sich dann bei "Man Down" (hier anhören!) ein. Denn plötzlich gibt sich Rihanna ganz dem Raggae hin. Nicht nur von der musikalischen Untermalung, die ausnahmsweise mal so gar nicht klingt, wie aus einem alten Casio-Keyboard, sondern selbst vom Gesang wagt sie sich weit in die Raggae-Schublade vor. Doch das steht ihr überraschend gut - und lässt den Song zu einem etwas anderen Highlight werden. Und später zeigt sich dann das tolle "Skin" (hier anhören!) mit melancholisch getragener Atmosphäre und perfekte gesetzten Beats, als letzter Geisterverwandter zum Vorgängeralbum "Rated R". Das würdige Finale besorgt sie dann mit einem der größten Highlight des Albums: "Love The Way You Lie (Part 2)" (hier anhören!) - die Fortsetzung des gleichnamigen Hits von Eminem, auf dem sie den Refrain beisteuerte. Hier hört man nun Rihanna als Hauptinterpretin einer großartigen, melancholisch gefärbten Hymne, die die Geschichte des ersten Teils aus der weiblichen Perspektive erzählt. Und Eminem darf hier dann auch mit einem Gastrap glänzen. Die klare Linie die "Rated R" hatte, fehlt "LOUD" zwar ein wenig, aber die ebenfalls mit hoher Qualität ausgearbeiteten Songs tun ihr übriges, um diesen Umstand nicht allzu sehr ins Gewicht fallen zu lassen. Man kann es vielleicht wirklich als einen weiteren Schritt in der Entwicklung von Rihanna betrachten. Und wenn man diese äußerst gelungene Sammlung von Songs hört, braucht man vor ihrer Zukunft keine Angst zu haben!



Besprochen: ROBYN - "BODY TALK"

Robyn erreicht endlich den Höhepunkt ihrer "Body Talk"-Trilogie. Und krönt sie mit wohl DEM Dance-Pop-Album 2010!

Robyn ist ja einer jener Künstler, die sich durch ihre künstlerische Emanzipation enorm weiterentwickelt hat. Begann sie in den 90ern noch mit gleichförmigem, ihr von der Plattenfirma hübsch zurecht geschneidertem Pop, der im Endeffekt ein und denselben Song immer wieder als neuen verkaufen wollte, so hatte sich nach 3 solcher Alben endgültig die Nase voll. Die Schwedin kaufte sich aus dem bestehenden Plattenvertrag mit Jive Records heraus, gründete kurzerhand ihr eigenes Label Konichiwa Records und fing an die Musik zu machen, die sie wirklich machen wollte. Ihr darauf folgendes Album "Robyn" - das 2005 in Schweden und 2007 im restlichen Europa veröffentlicht wurde - zeigte dann den enormen Wandel den sie vollzogen hatte. Und schuf ein solch herausragendes Dance-Pop-Meisterwerk, das nur noch Lady Gaga in der vergangenen Dekade mit "The Fame Monster" toppen konnte. Man war neugierig, was die junge Dame als nächstes aushecken würde. Und dann gab sie bekannt, das sie für 2010 statt eines neuen Albums, ganze 3 Mini-Alben veröffentlichen wolle - die "Body Talk"-Trilogie! Im Juni kam dann "Body Talk Pt.1", im September "Body Talk Pt.2" und im Dezember kommt nun endlich der 3. Teil - der in 2 Ausführungen zu haben sein wird. Zum einen als EP "Body Talk Pt.3", die 5 neue Songs enthält. Der Hauptaugenmerk allerdings liegt auf dem schlicht "Body Talk" betitelten Album, das jeweils 5 Songs der ersten beiden Teile, sowie die 5 neuen Songs enthalten wird. Und darum soll es hier nun auch gehen. Kein Wunder, das dieses Format die meiste Aufmerksamkeit auf sich ziehen wird. So vereint sie doch hier die besten Songs der eh schon großartigen erste beiden Teile, ergänzt um 5 weitere Perlen. Und das alles auf einer CD! Es scheint nach dem grandiosen letzten Album für sie wie ein Selbstverständnis, das ihr wieder mal die Ohrwürmer nur so aus dem Ärmel purzeln. Doch nicht einfach die üblichen Ohrwürmer, die im Format-Radio zur Dauerbeschallung der abgestumpften Hörerschaft missbraucht werden. Die Rede ist von großartigen, wandlungsfähigen und inspirierten Pop-Perlen, die sich der Skills postmoderner elektronischer Tanzmusik bedienen und dabei immer Kunst bleiben. Ebenso wie auch Pop. Als Aushängeschilder des Albums stehen allein schon mal die 3 Singles: "Dancing On My Own" , "Hang With Me" und das brandneue "Indestructible". Großartige Dance-Pop-Songs, die im Grunde alle einen Platz unter den Songs des Jahres verdient haben. Zudem hören wir hier futuristische Elektro-Pop-Bastarde wie "Don't Fucking Tell Me What To Do" oder "We Dance To The Beat" , die gute gelaunte Ace-Of-Base-Hommage "Dancehall Queen", unterkühlte Dance-Kracher wie "Love Kills" oder "None Of Dem" feat. Röyksopp, oder Dance-Pop-Ohrwürmer wie "U Should Know Me Better" feat. Snoop Dogg und "In My Eyes". Neben der neuen Single gibt es hier aber nun noch 4 weitere neue Songs - und auch die haben es in sich! "Time Machine" (offenbart sich als mitreißender, 90s-orientierter Dance-Ohrwurm, der massiv in Hirn und Beine geht. "Call Your Girlfriend" operiert als liebliche und ohrwurmige Dance-Pop-Perle mit 80-Flavour. "Get Myself Together" empfiehlt sich derweil als eingängiger und einprägsamer Floorfiller und "Stars-4-Ever" gibt sich als minimalistischer, aber äußerst effektiver Dance-Pop mit Hitcharakter. Doch Hits könnten hier praktisch alle Songs sein. Es erscheint fast unwirklich, was für einen enormen Output Robyn in den letzten Monaten hatte. Und wie sie nun die besten davon mit ausnahmslos großartigen neuen Songs auf einem Album vereint, hat das nicht weniger als die Höchstwertung verdient. DAS Dance-Pop-Album 2010!

Montag, 8. November 2010

Special: MICHAEL JACKSON - NEUER SONG "BREAKING NEWS" IM STREAM

Don't stop till you get enough: Die Ausschlachtung des musikalischen Nachlasses aus den Archiven von Michael Jackson hat begonnen.

Es scheint mittlerweile wie ein völlig normaler Vorgang im Musikbusiness: Schon etliche große Künstler mussten sich nach ihrem Tod von Erben, Plattenfirmen, Managern oder Produzenten erst so richtig schröpfen lassen. Der betroffene kann ja schlecht noch etwas dagegen unternehmen. So sind etwa seit seinem Tod wahrscheinlich mehr Platten von 2Pac erschienen, als zu seinen Lebzeiten. Elvis Presley war als Song-Quelle posthum äußerst beliebt, selbiges gilt auch für Jimmy Hendrix oder Kurt Cobain. Und von John Lennon gibt es praktisch kein unveröffentlichtes Material mehr in den Archiven, weil seine Witwe Yoko Ono selbige freigiebig zu Geld machte. Bis selbiges Schicksal auch Michael Jackson ereilen sollte, war sicherlich nur eine Frage der Zeit. Schon an seinem Todestag am 25. Juni 2009, konnte man vor dem inneren Auge bereits Manager, Produzenten und Plattenfirmen sich die Hände reiben sehen. Selbst sein Vater hatte wenige Tage nach seinem Tod nicht besseres zu tun, als in einem TV-Interview zu verkünden, er wolle eine Plattenfirma gründen und unveröffentlichte Songs seines Sohnes herausbringen. Vaterliebe geht anders. Aber man musste eben realistisch sein - man wusste das auch Michael Jackson von einer derartigen Leichenfledderei nicht verschont bleiben würde. Er befindet sich ja in äußerst illustrer Gesellschaft.
Seit heute, Montag den 8. Novemeber 2010, ist ein brandneuer Song von Michael Jackson im Stream seiner Homepage www.michaeljackson.com: "BREAKING NEWS" heißt der Track, der typische Jacko-Beats und orientalischen Flavour zu bieten hat. Im Grunde gar kein schlechter Song, der als Vorbote zum Album "MICHAEL" dient, das am 10. Dezember in den Handel kommen soll. Das Cover ist ganz oben zu sehen.
Viele Informationen gibt es über das Album noch nicht - alles wird strengstens geheim gehalten. Das einzige was man weiß: Das Album soll 10-12 unveröffentlichte Songs von Michael Jackson aus der Phase nach seinem letzten Album "Invincible" (2001) enthalten, die sich von 2001-2009 erstreckt. Das Archivmaterial wurde dann nach seinem Tod fertiggestellt. Und eben DAS ist das Problem bei derartigen Veröffentlichungen. Man kann praktisch ausschließen das Michael Jackson gewollt hätte, das diese Songs nun ohne seinen Segen veröffentlicht und vermarktet werden. So äußerte sich auch Black-Eyed-Peas-Mastermind Will.i.am, der bis kurz vor seinem Tod mit Michael Jackson gearbeitet hatte, sehr kritisch gegenüber dem Posthum-Release: "Ich denke nicht, dass das jemals herauskommen sollte. Das ist schlecht. Er war ein Perfektionist und würde es so nicht gewollt haben. Wie soll man Michael Jackson veröffentlichen, wenn Michael Jackson nicht hier ist, um seinen Segen zu geben? Weil er ein Freund von mir war, finde ich es respektlos. Man sollte nicht so respektlos gegenüber jemandem sein, der nicht mehr unter uns ist."
Zudem hieß es, solle von Seiten der Familie Jacksons geäußert worden sein, sie glaubten das Stimmen-Doubles verwendet wurden, um das unfertige Material fertig zu stellen. Derartige Vorwürfe weist die Plattenfirma allerdings zurück.
Wie das Album klingen wird, macht sicherlich viele Neugierig - mich eingeschlossen! Aber dennoch halte auch ich die Art und Weise, wie jetzt gegen seinen Willen und ohne seinen Segen der Nachlass von Jackson zu Geld gemacht wird, absolut respekt- und geschmacklos.
Weitere News zum Album, sowie eine ausführliche Besprechung werden folgen!
Den Stream zum Song "Breaking News" findet ihr noch bis zum Ende dieser Woche hier:
www.michaeljackson.com

Sonntag, 7. November 2010

Ausgegraben: ALPHAVILLE - "FORVER YOUNG" (1984)

Anlässlich ihres Comebacks, hier nun nochmal die Betrachtung ihres Debütalbums: Dem wohl wichtigsten deutschen Beitrag zum Synth-Pop der 80er!

Alphaville wollen es mal wieder wissen. Nach einer kommerziellen Achterbahnfahrt der letzten 2 1/2 Jahrzehnte, wagt die Band nun ihr Comeback. Die neue Single "I Die For You Today" ist bereits im Umlauf, das neue Album "Catching Rays On Giant" - ihr erstes offizielles Studioalbum seit 1997 - folgt in den nächsten Tagen. Anlässlich dessen gehen wir nochmal 26 Jahre in der Zeit zurück und widmen uns noch einmal dem Debütalbum "Forver Young" aus dem Jahr 1984. Mitten auf dem Höhepunkt der Synthpop-Welle der 80er Jahre, kamen plötzlich ausgerechnet ein paar Jungs aus Münster des Weges und schufen mit ihrem Debütalbum einen Synthie-Pop-Klassiker, der noch mehr als 2 Dekaden später zu begeistern vermag. Ihre Herkunft hörte man Marian Gold (Vocals), Bernhard Lloyd (Keyboard, Programming) und Frank Mertens (Keyboards) allerdings nie an. Von Anfang an waren ihre Songs mehr als international konkurrenzfähig - was auch zu durchschlagendem Erfolg in aller Welt sorgte und das Album mehr als 2 Millionen mal über die Ladentische gehen ließ. Natürlich war es nicht das Album allein, das einen enormen Erfolg über den ganzen Globus einheimsen konnte. Vor alles die Hits des Albums waren die Zugpferde. Wir alle erinnern uns noch an den perfekten Synthpop-Ohrwurm "Big In Japan" (hier anhören!), die mitreißende Synthie-Hymne "Sounds Like A Melody" (hier anhören!), die wunderbare und bis heute zum Klassiker gereichende Ballade und Titelsong "Forever Young" (hier anhören!), oder den gute Laune versprühenden Ohrfänger "Jet Set" (hier anhören!). Doch auch jenseits dieser allseits bekannten Aushängeschilder, stolpert man hier über so manche Perle! So zeigt schon der Opener "A Victory Of Love" (hier anhören!) was möglcih ist, wenn man die düstere Unterkühltheit der frühen 80er, mit Synthiestreichern und einem hymnischen Refrain verbindet. Oder warum etwa die nahezu perfekte Synthie-Pop-Perle "Summer In Berlin" (hier anhören!), mit seiner wunderbaren Melodie und seinem verträumt hypnotisierenden Refrain, nie als Single veröffentlicht wurde, ist bis heute absolut schleierhaft. Auch das hymnische und melodische "To Germany With Love" (hier anhören!) konnte deutliches Hitpotential mitbringen, wie auch der von Harmoniegesang und einst zeitgeistigen Synthie-Spielereien geprägte "Fallen Angel" (hier anhören!). Nur sehr selten sollte es einer deutschen Band gelingen, einen so überzeugenden und Jahrzehnte überdauernden Genre-Klassiker vorzulegen - vor allem in den 80ern! Und deswegen ist "Forever Young" auch heute noch der wohl wichtigste deutsche Beitrag zur Synthie-Pop-Welle der 80er!

Freitag, 5. November 2010

Besprochen: JAMES BLUNT - "SOME KIND OF TROUBLE"

Unsere Lieblings-Heulsuse legt sein 3. Album vor, für das man schonmal die Taschentücher bereit legen sollte - ob man sie nun vor Rührung oder vor Lachen braucht, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Hach ja....James Blunt - der britische Singer/Songwriter, der sich seit einigen Jahren mit seinen herzwringenden Balladen in die Herzen von Millionen schwärmender Fans heulte. Nach zwei äußerst lukrativen Alben, holt er nun zum nächsten Schlag aus. "Some Kind Of Trouble" heißt das neue und dritte Album, an dem er überwiegend wieder mit seinem Stammproduzenten Tom Rothrock und Linda Perry (Christina Aguilera, Pink) arbeitete. Optimistischer soll sein neues Album klingen, sagte der Künstler. Dieser Umstand lässt sich durchaus auf dem Album erkennen und zudem scheint er sich auch Mühe um mehr Vielseitigkeit zu geben. Der Ansatz ist oft auch gar nicht schlecht. So kann etwa "Dangerous" mit soften Beats, einer bestechenden Melodie und sanft gezupften Gitarren punkten. Aber man merkt hier dennoch schnell, das Blunt einfach nicht so ganz aus seiner Haut kann. Umso weiter man beim hören voran schreitet, umso mehr rauschen die Songs an einem vorüber. Konzentriert man sich, stößt man auf weichegespülte Schmachtfetzen wie "Calling Out Your Name", wenigstens gut gemeinte Balladen wie "Best Laid Plans", oder als Hintergrundbeschallung durchaus funktionierende Pop-Songs wie "So Far Gone". Vieles hier fällt nicht groß negativ auf, außer wenn er auf "I'll Be Your Man" auch noch kitschigste Handclaps aus der Kiste zaubert - dann wird's richtig gruselig. Er hat es sicherlich gut mit uns gemeint und das meiste hier tut auch gar nicht weh. Es ist nur mal wieder zu brav und zu gezügelt. Man wartet scheinbar umsonst darauf, das der Herr mal aus sich heraus kommt, anfängt sich charakteristische Ecken und Kanten zuzulegen. Es wird Zeit die Rolle des ewig leidenden abzulegen - die Opferrolle steht keinem auf Dauer gut. Da kann er gerne bei Coldplay nachfragen.