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Sonntag, 5. September 2010

Besprochen: MARTERIA - "ZUM GLÜCK IN DIE ZUKUNFT"

Der Titel ist hier Programm: Denn zum Glück kommt Marteria und führt den deutschen HipHop in die Zukunft!

Der deutsche HipHop erlebt nicht unbedingt seine größten Tage. Sicherlich gab und gibt es eine Menge Musiker, die sich um seine Entwicklung verdient gemacht haben. Doch zu diesen gehören keinesfalls solche erfolgsverwöhnten Gangsta-Rap-Bonzen á la Bushido, Sido & Co, die für die aktuelle Jugend fälschlicherweise das Kreativzentrum jenes Genres mimen. Doch glücklicherweise kommt nun der Rostocker Rapper Marteria alias Marten Laciny auf den Plan, um den deutschen HipHop in die Zukunft zu führen. Sein nun viertes Soloalbum "Zum Glück in die Zukunft" erscheint auf dem Label Four Music (Fanta 4, Clueso, Jan Delay), auf dem ihm allerlei illustre Namen helfen, den eng gesteckten Regeln des Genres zu entfliehen und ein mehrheitlich düsteres, aber kreatives Album zu entwerfen. Als Produzenten helfen ihm etwa The Krauts aus, die schon Peter Fox zur Erfolgsmarke machten, und selbiger greift Marteria hier auch neben Jan Delay oder Miss Platinum als Gaststimme unter die Arme. Und so liefert das ehemalige Diesel- und Boss-Model ein enorm spannendes und faszinierendes HipHop-Album ab, das die Genreregeln vorsätzlich missachtet - was sich wiederum als wahrhafter Glücksgriff herausstellt. So kombiniert er seine oft intelligenten und entspannten Raps, mit den verschiedensten Stilen, Referenzen, Sounds und Samples, und setzt in der heimischen Szene auch textlich neue Maßstäbe. Wer hier nun asoziales rumgedisse und Kraftmeierei mit Fäkalsprache erwartet, wie es im deutschen HipHop leider viel zu häufig vorkommt, der hat hat sich kräftig geschnitten. Denn hier setzen die Verantwortlichen lieber auf kreative musikalische Umsetzung, originelle Wortspiele und Texte mit Tiefgang, ohne dabei eine gewisse Coolness außer Acht zu lassen. So zeigen sich die hier vertretenen 12 Songs sowohl textlich als auch stilistisch sehr vielseitig. Die autobiographische erste Single "Endboss" (hier anhören!) kommt mit 80's Synthesizern, elektrischem Groove und oldschooligen Nintendo-Videospiel-Samples daher. Die zweite Single "Verstrahlt" (hier anhören!) spielt mit wabernden Synthiesounds und beschreibt einen besonderen Moment, den jeder für sich selber interpretieren soll. Es gibt mehrdeutige Wortspiele, die sich um Lusthäuser ("Amy's Weinhaus") und wohlhabende Russinen drehen ("Kate Moskau"), oder sich bei Madonna bedienen ("Marteria Girl"). Auf "Wie mach ich dir das klar?" verdeutlicht er mit Hilfe von Jan Delay, wie hart die Wahrheit manchmal sein kann. Im düsteren "Veronal (Ein Tablette nur)", widmet er sich zusammen mit Miss Platinum dem Thema Schlaflosigkeit. "Seit dem Tag als Michael Jackson starb" dreht sich weniger um den verstorbenen Sänger selbst, als vielmehr um Schocksituationen, deren Wirkung einem noch lange in den Knochen sitzt. Und zum Abschluss sinniert er zusammen mit Peter Fox auf "Sekundenschlaf" über das Älterwerden und das man das Leben geniessen sollte. Geniessen sollte man allerdings auch dieses Album, mit dem Marteria zeigt, das der deutsche HipHop in den richtigen Händen immer noch das Zeug haben kann, einen so richtig zu überraschen.

Eine kleine Album-Vorschau gibt es hier!

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