♪♫♪ ...music makes the people come together... ♪♫♪

♪♫♪ ...music makes the people come together... ♪♫♪

Sonntag, 30. Mai 2010

Besprochen-Special: LADY GAGA - "THE FAME MONS†ER"

Bereits seit letztem Jahr steht die Elektroschock-Barbie Lady Gaga in den weltweiten Charts ganz oben - und seit einigen Monaten gibt es nun ihr (überarbeitetes) Album "The Fame Monser". Hier nun dazu die Geschichte an meine allmähliche Annäherung an den vielleicht perfekten Popstar!

Alles nahm seinen Anfang ca. Sommer 2008. Seinerzeit spielte mir mein bester Freund einen Song von einer noch unbekannten US-Sängerin mit dem Titel "Just Dance" vor. Sofort befanden wir: Das ist ein Hit! Doch es sollte sich erstmal nur wenig tun. Als der Song dann irgendwann endlich offiziell das Tageslicht entdeckte, stieß er hierzulande Anfangs auf nicht allzu viel Interessen. Erst im Sog ihrer 2. Single, dem allseits bekannten Über-Hit "Poker Face" rauschte auch er in höhere Chart-Höhen. Bis dahin war auch alles gut - doch beim ersten Genuss ihres Debütalbums "The Fame", stellte sich bei mir eine gewisse Ernüchterung ein. Sollte das der neue Star am Musikhimmel sein? Nach kurzer Beschäftigung mit der Platte, landete sie sogleich hinter Bergen von CD Stapeln und ward seitdem nicht mehr gesehen. Das Thema um Lady Gaga schien für mich abgehakt - ja es wandelte sich zeitweilig gar zu einer gewissen Abneigung! Doch diese Fassade begann schon mit der Single "Paparazzi" langsam zu bröckeln - bis dann vor wenigen Monaten eine brandneue Single mit dem Titel "Bad Romance" kam. Und damit den Startschuss legte, um sie ganz zum Einsturz zu bringen. Es folgte eine Neubearbeitung ihres Debüts, mit dem Titel "The Fame Monser" - dem Debüt wurden ein paar ältere Bonustracks, sowie vor allem eine 2. CD mit zusätzlichen 8 neuen Songs beigefügt. Und die Zeit sorgte bei mir für einen kompletten Sinneswandel - umso mehr ich mich zudem mit den Anfängen und dem Weg zum Erfolg der Stefani Germanotta alias Lady Gaga auseinandersetzte, desto mehr Verständnis und Zugang fand ich auch zu ihrer Musik. Und all das offenbarte sich mir nun nach und nach - und letztlich dennoch beinah schlagartig! Endlich ist er sichtbar, der hier vollzogene, perfekte Spagat zwischen Kunst und Kommerz - mit dem sie wohl eines der besten Mainstream-Dance-Pop-Alben der letzten Jahre schuf! Doch es gelingt bekanntlich nur selten diese Gradwanderung zu schaffen - Lady Gaga hat es geschafft, schaut man sich allein ihren Erfolg in Zahlen an: 11/2 Alben, 8 Singles, 5 No.1-Hits, 75 Awards und über 1 Milliarde (!) Video-Streams, allein bei Youtube (und somit die meistgesehene Künstlerin des weltweit führenden Videoportals). Mit der Kunstfigur Lady Gaga, bei der sie sich vor allem durch Queen, David Bowie, Madonna und Michael Jackson inspirieren ließ und praktisch eine weibliche Version von Ziggy Stardust abgibt, schuf sie eine perfekte Projektionsfläche der grandiosen Absonderlichkeiten. Selten schaffte es ein Künstler, sich dermaßen erfolgreich selbst zu inszenieren - und das gesamte Schema so konsequent und geschickt ein- und umzusetzen. Auch wenn der Vergleich langsam nerven und auch vielleicht etwas vorschnell gezogen sein mag, so fiele einem da außer ihr dann doch nur eine große Dame ein: Madonna! Zudem stellt Lady Gaga wohl die Speerspitze des aktuellen Dance-Revivals dar, indem sie eingängige Melodien mit durchdachten Arrangements und Produktionen verbindet, die sich der Kunstfertigkeit und Geschicklichkeit der postmodernen elektronischen Musik bedienen - und daraus reihenweise Hits schmiedet, wie man es in dieser Konzentration und Qualität nur selten beobachten kann. Hört man unter diesen Gesichtspunkten nun das Album "The Fame Monser" (das ich seit kurzem auch endlich als "physischen" Tonträger mein Eigen nenne), fällt es einem wie Schuppen von den Augen: Die junge Dame mit dem Artschool-Hintergrund, die sich von "Abbey Road" der Beatles inspirieren ließ, sich nach Queens Hit "Radio Gaga" benannte und früher vornehmlich zu The Cure kokste, hat hier eine fantastisches Hit-Album vorgelegt, das zwar einerseits effektiv den Massengeschmack bedient, dabei aber (fast) immer seine Würde behält und künstlerisch zu überzeugen vermag. Dem ist es zu verdanken, das man "Poker Face" trotz seines massiven Airplays in sämtlichen Radiostationen, bewundernswerter Weise noch immer hören kann - und das mit nicht zu knapper Begeisterung! Die Ohrwürmer fliegen einem hier kreuz und quer um die Ohren. So bei den neuen Aufnahmen auf CD1 massive Eurodance-Meisterstücke wie "Bad Romance" (das in Nuancen an La Bouche erinnert) oder "Dance In The Dark", die neue Single "Alejandro" (quasi das "La Isla Bonita" der 10er), der famose Floorfiller "Telephone" im Duett mit Beyoncé (und mit einem cineastischen Meisterstück von einem Musikvideo), das mitreißende "Monster" oder die getragen schwebende Dance-Pop-Perle "So Happy I Could Die". Auf CD2 folgt dann das ursprüngliche, bereits 2008 veröffentlichte, Album "The Fame". Und nun erstrahlen auch endlich die meisten dieser Songs in vollem Glanz: "Just Dance", "Poker Face" und "Paparazzi" bleiben die Hits die sie immer waren, "Lovegame" hat sich endlich als lasziv groovender Dance-Ohrwurm etabliert, "I Like It Rough" weckt willkommene Erinnerungen an die frühen 90er Jahre, "Beautiful, Dirty, Rich" entwickelt zunehmend mitreißende Hit-Qualitäten, "Money Honey" zeigt sich vortrefflich von Salt'N'Pepa inspiriert und "The Fame" überzeugt als mit Funk angereicherter Dance-Pop-Kracher. Zudem wurde das ursprüngliche Album mit frühem Bonusmaterial versehen. So hört man hier den funky Disco-Stampfer "Retro, Dance, Freak", das ohrwurmige "Starstruck" (feat. Space Cowboy & Flo Rida) oder das deutlich überzeugende "Paper Gangster". Die auch ursprünglichen Albumstracks "Boys, Boys, Boys" und "Eh, Eh (Nothig Else I Can Say)" erinnern zwar noch immer unangenehm an ABBA respektive Fun Factory - aber das soll nun den Hörgenuss nicht mehr allzu stark schmälern. Die Metamorphose der Stefani Germanotta zur Ikonenfigur Lady Gaga, hat seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht und zeigt sich als geschicktes Gesamtkunstwerk, das alle Erfordernisse der zeitgenössischen Popkultur in sich vereint und hinter seiner offenkundigen Massenkompatibilität, den künstlerisch hochwertigen Hintergrund geschickt versteckt. Andy Warhol wäre verdammt stolz auf sie gewesen.

* * * * *1/2

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen