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Sonntag, 28. November 2010

Besprochen: POLARKREIS 18 - "FREI"

Auf ihrem dritten Album will die Band aus Dresden ganz "Frei" sein - erstickt jedoch am Pomp und Pathos des eigenen Sound-Korsetts.

Am Anfang war noch alles gut: Als 2007 das Debütalbum "Polarkreis 18" erschien, hatte man eine deutsche Newcomer-Band auf dem Plan, die sich vor allem am Indie, Synth-Pop und Bombast-Rock bediente und daraus eine recht spannende Mischung zu drehen wusste. Ein Jahr später war mit dem 2. Album "The Color Of Snow" der Durchbruch perfekt - was vor allem dem massiven Hit "Allein Allein" geschuldet war, dessen eingestreute deutsche Textfetzen in dem sonst englischsprachigen Song, eine willkommene Abwechslung darstellte. Nun hat die Band ihr 3. Album nachgelegt - und mit dem wollen sie ganz "Frei" sein. Komisch nur, das man davon so gar nichts hören kann. Vielmehr droht die Band schon nach den ersten paar Songs, am Pomp und Pathos ihres eigenen Sound-Korsetts zu ersticken. War der eben besagte sprachliche Kontrast im Eingangs erwähnten Hit noch eine interessante Idee, wird selbige auf dem neuen Album zu Tode geritten. Im Titelsong "Frei" wird da mit Wörtern wie "sky", "cry", oder "try" umher geworfen - Hauptsache es reimt sich auf "Frei", das sie einem bei jeder Gelegenheit entgegen schleudern. Ob es einen tieferen Sinn ergibt, ist da einfach mal egal. Und in der Single "Unendliche Sinfonie" kommen sie uns dann mit lyrischen Banalitäten á la "Life is just a melody, unendliche Sinfonie. Soundtrack of eternity, unendliche Sinfonie." Hätte Dieter Bohlen auch nicht besser hingekriegt. Doch das eigentlich gruselige dabei: Dies sind die einzigen Songs, die noch halbwegs Hits werden könnten. Gott bewahre uns davor, das selbiges Schicksal dem fürchterlichen "Deine Liebe" blüht. Wer will schon im Radio dauernd von einem Schlager mit käsigen Synthezisern und Modern-Talking-artigem Eunuchengesang terrorisiert werden? Sicherlich niemand, der nicht Nerven aus Stahl und einen starken Magen besitzt. Tja und der Rest? Ist einfach der Rest. Hier versuchen sie immer wieder mit aller Kraft und mittels schichtweise Pomp, Pathos und Bombast, die Abwesenheit von Melodien zu kaschieren. Stattdessen gibt's anschwellende Streicher, epische Bläser, cheesy Syntheziser, wabernde Orgeln, Gitarrenwände, und vor allem immer mehr Eunuchengesang. Auch bei Kritikern zeichnet sich ähnlich negativer Trend ab: Der Rolling Stone gab dem Album 1,5 von 5 Sternen, ebenso wie der Musikexpress (1,5 von 6 Sternen). Bei letzteren konnte "Frei" von Polarkreis 18 gar einen historischen Tiefstand markieren: Mit durchschnittlich 1,2 von 6 Sternen, ist es das von der gesamten Redaktion am schlechtesten bewertete Album der letzten mindestens 10 Jahre. Klar, die Band hat es sicherlich nicht böse mit uns gemeint. Aber mit einem Musikverständnis, das weiter reicht als von der Wand bis zur Tapete, will man der Band diese Platte dennoch (ein wenig?) übel nehmen!

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