♪♫♪ ...music makes the people come together... ♪♫♪

♪♫♪ ...music makes the people come together... ♪♫♪

Montag, 18. Oktober 2010

Besprochen: SUFJAN STEVENS - "THE AGE OF ADZ"

Der amerikanische Folk-Barde unterzieht sich einer nahezu radikalen Neuerfindung - und feiert ein Fest der elektronischen Abstraktion!

5 Jahre sind seit Sufjan Stevens letzten regulären Geniestreich "Illinois" (oder "Sufjan Stevens Invites You To: Come On Feel The Illinois") ins Land gezogen - einem strahlenden Folk-Manifest, das das Terrain des modernen US-Folk-Pop neu absteckte. Wer dem Folk-Barden aus Detroit, Michigan auf diesem Weg leichtfüßig zu folgen bereit war, wird sich bei seinem nun neuesten Werk "The Age Of Adz" fühlen, als habe er sich verlaufen. Denn hier werden alle Grenzen gesprengt, alle Kompromisse über Bord geworfen und mit allen Erwartungen gebrochen. Man darf sogar beinah radikal nennen, was der gewiefte Herr hier ausgeheckt hat. Zwar zeigt er sich mit dem Opener "Futile Devices" (hier anhören!) noch versöhnlich und von seiner bewährten Folk-Manier - doch über den fast sämtlichen Rest des Albums präsentiert er uns elektronsiche Beats und Beiwerke, experimentelle Klanggebilde, Störgeräusche und Synthesizer, die die Songs untermalen. Dabei will er uns gar nicht erschrecken - die Songs die sich unter diesem neuen Soundmantel verbergen, sind so wunderbar wie eh und je, fabelhafte, kunstvoll gesponnene Perlen. Diese These stützt etwa der zweite Beitrag "Too Much" (hier anhören!): Zu einem wunderbaren Pop-Kunstwerk, serviert er futuristisch geprägte Klangbeilagen, die mit Streichern, Bläsern und Orchester eine homogene Verbindung eingehen. Und so zeigt er hier verschiedenste künstlerische Facetten. Der Titelsong "Age Of Adz" (hier anhören!) türmt sich zum schrägen Freak-Folk-Epos auf, um zum Ende in warmer Harmonie versinken. "Now That I'm Older" (hier anhören!) präsentiert sich maximal traumverloren, mit beinah schon Ambient-artiger Unterntermalung und verzückten Frauenchören. "Get Real Get Right" (hier anhören!) überzeugt als Pop-Perle, dessen mächtige Bläser-Sätze der elektronischen Verzierung auf Augenhöhe begegnen. Als Offenbarung erweist sich das formidable "Vesuvius" (hier anhören!), dessen berückend schöne, melancholisch verklärte Vocals von klassischen Folk- und zeitgeistig ins Licht gerückten Elektro-Elementen garniert werden. Und zum krönenden Finale hinterlässt er uns hier mit "Impossible Soul" (hier anhören: Part 1 / Parts 2) einen epischen Brocken von 25 Minuten Spieldauer, das weder vor wundervoll perlenden Melodien, zerhackstückten E-Gitarrensolos, pochenden Elektrobeats, frickelnd experimenteller Soundästhetik oder eigentlich für den RnB archetypischen Vocodergesang halt macht. Dies ist ein Album, das einen vor eine echte Aufgabe stellt. All die Bezüge, Elemente und Sounds wollen erstmal entwirrt und verstanden werden. Doch auch wenn "The Age Of Adz" es einem schwer macht, es auf Anhieb zu verstehen, so fällt es einem dennoch durchaus leicht, es zu lieben - denn wie so oft, will dieses Kunstwerk mit dem Geist wahrgenommen werden, nicht mit dem Verstand. Denn so erkennt man, das Sufjan Stevens hier ein wahres Meisterwerk geschaffen hat.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen