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Dienstag, 19. Oktober 2010

Besprochen: DETACHMENTS - "DETACHMENTS"

Das neueste Phänomen aus den UK - auf dessen Release der restliche Globus wohl noch wird warten müssen. Leider - denn dieser Geiz vergeudet Schätze.

Die Tradition der Plattenfirmen, Alben von Bands erst lange nach dem Hype in ihrem Heimatland, auch außerhalb dessen zu veröffentlichen und den internationalen Hörer so oftmals famose Kunst vorzuenthalten, ist wahrlich lang. So hat in jüngerer Vergangenheit etwa das Debüt von Mando Diao auf sich warten lassen, ebenso wie viele andere Beispiele. Selbiges Schicksal könnte nun auch das Debütalbum der Londoner Newcomer Detachments ereilen. Denn bislang ist das selbstbetitelte Debüt des Trios um Sebastien Marshal (Vocals/Guitar/Keyboards), Max Moreaou (Bass/Guitar) und Pete Dawson (Drums) hierzulande nur als UK-Import zu haben. Hoffen wir, das sich dies bald ändern wird, denn schon nach dem ersten Hördurchlauf wird klar: Diese Geiz vergeudet Schätze! Denn wie die 3 Jungs hier den frühen New-Wave und Synthiepop auf eine ungeheuer unterkühlte Art und Weise abfeiern, das treibt das derzeit kräftig rollende 80s-Revival auf seinen vorläufigen Höhepunkt. Dunkel, kühl und wahnwitzig treibt dieses Album vor sich hin und reiht Referenzen an Großmeister wie Joy Division, New Order oder Human League dicht aneinander - und das frisch gebackene Trio muss sich mit diesem knappen Dutzend Song ihres Debüt, vor ihnen Ahnen nicht einmal verstecken. Denn unter Mithilfe von den Soundarchitekten James Ford (Simian Mobile Disco) und Tim Goldsworthy (DFA), machen uns die 3 Grünschnäbel glauben, wir schrieben noch immer das Jahr 1980. Und derart authentisch und vor allem grandios (!) muss man das erstmal hinbekommen. Metallisch, treibend und verstörend wirkt hier so manches auf einen - und doch strahlen immer wieder diese großartigen Melodien und eingängigen Sythiehooklines hindurch...und das Wissen, wäre diese Platte vor 30 Jahren erschienen, sie hätte heute ihren Platz als Genre-Klassiker in der Musikgeschichte inne. Heute müssen sie sich hingegen mit dem Titel als großartiger Wiedeverwerter altgedienter Formeln begnügen. Doch das dieses Feld zwar kräftig beackert wird, aber nur in den seltensten Fällen auch schmackhafte Früchte trägt, spricht deutlich für die Band und ihre Kunst. Schon der Opener "Audio Video" (hier anhören!) beamt uns mit seinem monoton stampfenden Beats und flirrenden Snythies in die frühen 80s zurück und steigert sich in einen derart tollen Höhepunkt, das selbst die frühen Depeche Mode (derer sie sich hier in Nuancen deutlich bedienen) dagegen ziemlich alt aussehen. Nach diesem Song, ist man wieder voll drin in den 80ern, lebst jene, die sie am eigenen Leib nicht mehr erfahren haben. Und nun sind alle Tore weit geöffnet und alle Sinne geschärft für das, was hier noch alles kommen wird. So empfiehlt sich "Holiday Romance" (hier anhören!) als formvollendetes 80s-Highlight mit herrlich dunklem Gesang und tollen Synthesizern, das wie ein verschollener Schatz dieser Dekade anmutet. "You Never Knew Me" zeigt sich mit düster brodelnder Atmosphäre etwas wiederborstiger, setzt dem aber perfekt eingestreute Synthieflächen entgegen und verdeutlicht, zu welchen Ergüssen Marylin Manson fähig wäre, würde er sich entscheiden, endlich Musik zu machen. Die deutlichsten aktuellen musikalischen Bezüge offenbaren sich dagegen in "H.A.L." (hier anhören!) in Form von Acid-Elementen, dem aber dennoch genügend 80s-Spirit innewohnt, um keine Abkehr zum Soundkonzept darzustellen, sondern selbigem eine vorzügliche Nuance hinzuzufügt. Im formidablen kleinen Epos "Circles" (hier anhören!) führen die Jungs vortrefflich vor, wie man aus cool groovendem New-Wave-Pop, im Handumdrehen eine vollwertig bewusstseinserweiternde Synthie-Pop-Hymne machen kann. Und in "Tread Along" begleiten wir sie auf einem wahrhaft dunkelgrauen, düsteren und kalten Trip, der sich gen Ende in einen wahnwitzig verstörenden Wall-Of-Sound ergießt. Wer all dem standhalten kann, der wird eine wahrhaft meisterliche Platte entdecken, die die 80er in ungeahnten Dimensionen wieder auferstehen lässt - beinah authentischer als seinerzeit!

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