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Sonntag, 31. Oktober 2010

Ausgegraben: DJ SHADOW - "ENDTRODUCING....." (1996)

Mit seinem Debütalbum schlug DJ Shadow 1996 mit voller Wucht die Tür zur Zukunft auf - und unterzog dem Pop einer eklektischen Rekombination auf Molekularebene!

Die musikalische Spielart des Samplings, die einst vor allem von den Beatles geprägt wurde, konnte sich über die Jahre immer stärker behaupten und fand Einzug in beinah jede Nische der populären Musik. Einige kreative Glanzleistungen sind dabei zustande gekommen, die diesem Handwerk immer neue Kunststücke abverlangte. Bis Josh Davis alias DJ Shadow im Jahr 1996 sein Debütalbum "Endtroducing....." von der Leine liess. Mit einem Schlag setzte er alle bis dahin gesetzten Standards, errungenen Leistungen und gängigen Konventionen außer Kraft. Denn hier unterzog er dem Pop einer eklektsichen Rekombination auf Molekularebene, so das es sogar seinen Weg ins "Guiness Buch der Rekorde" schaffte. Der Clou: Das gesamte Album setzt sich ausschließlich aus Samples anderer Stücke zusammen. Er sammelte angeblich über 500 Platten aus verschiedensten Genres wie Soul, Jazz, Rock, Funk, Rap und Psychedelia und setzte aus ihnen mit unzähligen Samples die Kompositionen seiner Platte zusammen. Wie ein Mosaik mutet dieses Werk an, das aus der Nähe wie ein wahrloses Sammelsurium verschiedenster Songschnipsel, Textfragmente und Soundbruchstücke wirkt. Doch aus der Distanz betrachtet, offenbart sich seine wahre Größe, wenn all die kleinen Bestandteile sich zu einem großen Ganzen zusammenfügen. Das Album hat zwar maßgeblich den TripHop mit geprägt, aber dennoch gibt es hier keinen dominierenden Sound. Die verschiedensten Texturen und Stile ergänzen sich zu einem genreübergreifenden, innovativen und revolutionären Gesamtwerk, das aus unzähligen Zitaten eine eigene Botschaft formuliert. Ein düsteres, komplexes, aber gleichzeitig schwere- und zeitloses, wie auch zukunftsweisendes Kunstwerk ist ihm hier gelungen, das etwa auch hörbar Radiohead's im Jahr darauf erschienenes Album "OK Computer" mit inspiriert hat. Schon am Opener wird die Komplexität dieser Sampling-Orgie klar. In dem minimalistischen, nur 48 Sekunden kurzen und als Albumeinführung dienenden "Best Foot Foward", beruft er sich auf mindestens 10 verschiedene Quellen. Eine Liebe zum Detail, die er über das gesamte Album hinweg ungeniert auslebt. Fragen zu stellen ist hier überflüssig - man muss es einfach nur geschehen lassen und prompt kriegt einen diese Platte. Hier einzelne Songs näher zu umschreiben macht bei einem solchen großen Gesamtkunstwerk meist wenig Sinn. Aber schon die 3 Singles sind ein vortreffliches Dokument dafür, was auf der Platte künstlerisch so los ist. Das Herzstück der Platte bildet die Single "Stem/Long Stem" (hier anhören!): Sie beginnt als schaurig-schöne und butterweich gezupfte Perle, bis sich eine Wirbelstrum von TripHop-Beats über sie ergießt, nur um nach einem Break wieder in seine alte Form zu springen. Wir hören Vocalsamples von The Mystic Number National Band, Orgeln von Gorgio Moroder und Glockenspiel der britischen 60s-Progrock-Band Nirvana (nicht die Grunge-Helden der 90er). "What Does Your Soul Look Like (Pt.4)" (hier anhören!) empfiehlt sich als smooth schwebende Downbeat-Perle, mit eingestreuten Jazz-Elementen, das unter anderem "Nummern" von Kraftwerk samplet. Und "Midnight In A Perfect World" (hier anhören!) offenbart sich als großartige, hypnotische und downbeatige TripHop-Perle mit Soul-, Jazz- und Rap-Einflüssen und Samples von Rotary Conection, Organized Konfusion oder Merlena Shaw. So viele Einflüsse, so viele Bestandteile - und doch klingt das alles wie aus einem Guss, wie ein langer Rausch, der einen vollständig in seinen Bann zieht. Diesen Trip, der alte Bausteine neu zusammensetzt und daraus die Zukunft baut, muss man einfach miterlebt haben.



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