♪♫♪ ...music makes the people come together... ♪♫♪

♪♫♪ ...music makes the people come together... ♪♫♪

Mittwoch, 7. Juli 2010

Besprochen: M.I.A. - "/\/\ /\ Y /\"

M.I.A. bleibt sich selber treu und feiert auch auf Longplayer No.3 ein wahres Fest der Abstraktionen und Eigenwilligkeiten.

Das die aus Sri Lanka stammende und derzeit in den USA beheimatete Wahlengländerin M.I.A. noch nie den Weg des leichtesten Wiederstandes gegangen ist, sollte jenen allzu gut bekannt sein, die ihren ersten beiden Alben "Arular" und "Kala" lauschen durften. War auf ihrem Zweitwerk zwar ein leichter Trend in eine melodischere, gar popigere (aber immer noch mit zahlreichen Widerhaken versehene) Richtung zu bemerken, geht sie auf "/\/\/\Y/\" ("Maya") stellenweise in solch verstörender Weise vor, wie man es selbst von ihr noch nicht zu hören bekam. Zu ihren bekannten Zutaten aus Electronica, Alternative-HipHop und Experimental, mischt sie zum ersten mal etwa starke Industrial-Einflüsse und rotzt uns ein brodelndes, giftiges und wiederborstiges Album vor die Füsse - aber auch ein nicht minder spannendes und erlebnisreiches, als ihre bisherigen musikalischen Ergüsse es bereits vormachten. Denn sie schafft es wieder einmal auf's neue, all dem verstörenden Elementen eine kunstvolle Note zu verleihen - eine Art Ordnung im Chaos. So zeigt sie schon zum Auftakt ordentlich die Zähne: Mit kreischenden und heulenden Sägengeräuschen führt sie in den Opener "Steppin Up" ein, der sich zu einer beinah funky anmutenden musikalischen Apokalypse aufschwingt, der neben Elektro- auch Rock-Einflüsse nicht auslässt. Dieser Trend zur Bedingungslosig- und Gnadenlosigkeit, setzt sich hier an vielen Stellen fort. "Teqkilla" kommt zwar beinah funky hip-popmelodisch daher, wird aber stets aus dem Hinterhalt genial von überdrehten Acid-Synthesizern sabotiert. Mit dem verstörenden Elektro-Rock-Brecher "Born Free" - und seinem skandalösen Video - streift sie alle Hemmungen ab und kotzt auf die Welt. Und mit dem fiesen Bastard "Meds & Feds", lässt sie ein tobendes Monster
aus Hardcore-Beats, Acid-Synthezisern, Industrial-Gewittern und schmerzhaft verzerrten Punk-Riffs von der Leine, das aber einen beinah catchy Flow entwickeln kann. Zudem setzt sie all dem auch immer noch eine zeitweilig popige Note entgegen, die einem immer wieder willkommene Atempausen beschehrt. So kommt die erste offizielle Single "XXXO" als der wohl bislang "kommerziellste" Beitrag der Künstlerin daher, der in seiner Funktion allerdings ein charmant verzerrtes Bild von dem abgibt, was das Album wirklich zu bieten hat - und dabei noch hohe Hitchancen aufweisen kann. "Lovalot" kommt sehr minimalistisch, aber mit einem genialen Flow des Weges. Im Spectral Display-Cover "It Takes A Muscle" wagt sie sich sehr gekonnt in entspannt verzerrte Raggae-Gefielde. Mit "It Iz What It Iz" kredenzt sie wunderbar schwebenden, experimentellen Elektro-Pop mit Tiefgang und "Tell Me Why" gereicht zum grandiosen, von Marschbeats unterfüttertern, einnehmend melodischen Pop-Ohrwurm. Das sie dabei hervorragend die Balance hält und alles in einem erstaunlich schlüssigem Gesamtkontext zu konzentrieren vermag, war von der rastlosen Kreativität der Dame fast nicht anders zu erwarten. Und so hat M.I.A. - man höre und staune - ihr kompromisslosestes und zugleich ihr womöglich zugänglichstes Werk geschaffen. Und so darf einem bei dieser Naturgewalt auch gerne mal die Kinnlade in die Knie krachen.

* * * * *

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen