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Montag, 5. Juli 2010

10th Anniversary: RADIOHEAD - "KID A" (2000)



Vor knapp 10 Jahren erfanden sich Radiohead mit diesem experimentellen und visionären Meisterwerk komplett neu - und schufen das wohl beste Album der 00er-Jahre!
Noch heute ist es ein Erlebnis, die musikalische Entwicklung von Radiohead - der wohl wichtigsten britischen Band seit den Beatles - nachzuzeichnen. Im Jahr 1993 starteten sie mit ihrem Debütalbum "Pablo Honey" im noch sehr dem Mainstream nahen Garage-Rock. Der 1995er Nachfolger "The Bends" blieb ebenfalls stark diesem Genre verschrieben, konnte sich aber durch eine wesentlich gereiftere Musikalität und stärker hervorgehobene Melancholie behaupten. Das sie dann mit ihrem dritten Album "OK Computer" (1997) ein Jahrhundertmeisterwerk aus Progressive-Rock erschaffen würden, war sowohl ein Segen als auch ein Fluch. Mit diesem schier perfekten, eindringlichen und fantastischen Werk, schafften sie einen massiven Durchbruch und es wird seit jeher zu einem der besten Alben aller Zeiten gezählt. Spätere Stadionhelden wie Coldplay oder Muse, wären ohne dieses Album nicht möglich gewesen - und Radiohead waren es auch nicht mehr. Nach diesem Album hätte eigentlich nur noch Stille kommen können - oder eben Dekonstruktion und Abstraktion. Der einzige Weg der es der Band erlaubte, weiterhin relevant zu bleiben.

Mit dem nachfolgenden 4. Album "Kid A" sollten Radiohead endgültig klar machen, das es ihnen nicht um die Erwartungen der Massen geht, sondern um die Kunstform Musik, als individueller Ausdruck ihrer künstlerischen Identität. "Kid A" wurde ein diabolischer, verschachtelter, experimenteller und tief schürfender Klangkosmos, auf dem Radiohead mit allen Erwartungen und Konventionen brachen und sich in ungeahnte künstlerische Dimensionen erhoben. Bandleader Thom Yorke, der Rockmusik langsam überdrüssig, entschied sich mit diesem Album einen radikalen Neuanfang zu wagen, indem man vermehrt elektronische Mittel, Orchester-, Jazz- und Krautrock-Einflüsse und oft tief im Mix schwebende Vocalpassagen verwendete - ihm gefiel der Gedanke, seine Stimme wie ein Instrument zu nutzen, das sich in die gesamte Klangatmosphäre einfügt, anstatt sie zu dominieren. Sie versammelten hier 10 Songs, die den Hörer in einen tiefen, dunklen Sog hineinziehen. Trotz musikalischer Juwelen wie dem elektrisch-hypnotisch wabernden "Everything In It's Right Place", dem melancholischen und schwebenden "Motion Picture Soundtrack", der ursprünglich als B-Seite zum letzten Album gedachten "The National Anthem" oder dem tiefmelancholischen "How To Disappear Completely", sollte man hier weniger die einzelnen Songs sehen - man muss das Album als Gesamtkunstwerk betrachten. Ein Eindruck, den die Band noch zusätzlich dadurch verstärkte, das sie aus dem Album keine Singles veröffentlichten und keine offiziellen Musikvideos produzierten. Doch all das unkonventionelle, der radikale Stilbruch und die anspruchsvolle Umsetzung, konnten dem Album seinen verdienten Erfolg, auf sowohl künstlerischer als auch kommerzieller Ebene, nicht nehmen: In England, den USA, Frankreich, Irland, Neuseeland und Kanada stieg das Album direkt auf Platz 1 der Albumcharts, bei uns in Deutschland enterte es auf Anhieb Platz 3. "Kid A" wurde mit einem Grammy als Best Alternative Album ausgezeichnet und war gleichzeitig auch als Best Album nominiert. Und auch Kritiker waren und sind noch immer begeistert - es erhielt seinerzeit hauptsächlich sehr positive Bewertungen. Das Spin-Magazine nannte Radiohead "band of the year", USA Today nannte die Platte "the most eccentric album ever to debut on No.1", der deutsche Musikexpress (die wie ich hier, ein 6-Sterne-Bewertungssystem benutzen) nannten es ein "7-Sterne-Album" und Pitchfork, Rolling Stone und The Times kührten das Album als das beste der 00er-Jahre.

"Kid A" ist ein irrwitziges Kaleidoskop aus Textfetzen, Melodiensprengseln und spooky Rhythmen, das mit einem Schlag alle konventionellen Strukturen hinwegfegte und bis heute als eine der wegweisendsten Fusionen aus Rock und Electronica, sowie als Paradebeispiel für die radikale Neuerfindung einer Band angesehen wird. Ein wahnwitziges, fiebriges und zugleich unheilvoll und wundervoll schwebendes Meisterwerk, das noch viele kommende Generationen von Musikern und Hörern in seinen wunderschönen Abgrund ziehen wird.
Ein Wunder - nicht weniger!


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