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Mittwoch, 25. April 2012

Besprochen: SIGUR RÓS - "VALTARI"

4 Jahre nach ihrem letzten Studioalbum, liefert die isländische Band ihr neuestes Werk - ein Kunstwerk von zerbrechlicher Schönheit...das nur manchmal ein wenig verschlafen klingt.

Sigur Rós sind ein Faszinosum. Die isländische Band hat es als eine der wenigen Bands überhaupt geschafft, sich international eine breite Fanbase zu sichern, obwohl sie sich beinah immer konsequent der englischen Sprache verweigerten. Zumeist waren ihre Songs stets in isländischer Sprache - abgesehen von ihrem 3. Album "( )", dass sich der von Sänger Jónsi selbst erfundenen Fantasiesprache Vonlenska (Hoffnungsländisch) bediente. Es sollte auch ihr wohl experimentellstes und bestes Album sein. Doch auch was danach folgte, ließ einen aus dem Staunen kaum heraus kommen. Mit ihren folgenden Alben "Takk..." und "Með suð í eyrum við spilum endalaust" war sogar eine deutliche Entwicklung zu spüren, in der sie sich dem Hörer immer weiter öffneten, klarere Songstrukturen verwendeten, und noch zugänglichere Meisterwerke schufen. Auch das sorgte dafür, dass sie einer immer breiteren Hörerschicht bekannt wurden. Und es stellte eine gelungene und erfrischende Entwicklung dar. Doch mit dem neuen Album kommt in gewisser Weise eine Kehrtwende, die dennoch mit einer sanften Weiterentwicklung einher geht. Zwar hat die Band hier nach eigener Aussage mehr elektronische Mittel benutzt, was dem Sound der Band hier allerdings keine größeren Veränderungen diktiert. Vom Aufbau des Albums fühlt man sich hingegen in die Zeit ihres 3. Albums "( )" zurück versetzt: Fast alle der 8 Stücke haben ein Spiellänge zwischen 6 und 8 Minuten, und die Kompositionen symbolisieren eine gewisse Abkehr von der "Eingängigkeit" ihrer letzten Werke - was Frontmann Jónsi auf seiner 2010 erschienenen, erstmals fast komplett auf englisch gesungenen Soloplatte "Go" auf die Spitze trieb. Wer unter starkem Einfluss dieser Platte, oder den letzten beiden Alben von Sigur Rós steht, der wird sich vielleicht erst mal etwas verwundert die Ohren reiben, wenn er ihrem neuen und sechsten Studioalbum "Valtari" lauscht. Nicht das uns die Band hier mit experimentellen Ungeheuerlichkeiten befeuern würde - doch auch die Hits die ihre letzten Platten abwarfen, sucht man hier vergebens. Aber die gute Nachricht: Sigur Rós haben offenkundig gar nicht erst versucht Hits zu schreiben. "Valtari" ist ein Album das Zeit braucht - Zeit sich zu entwickeln, seine Wirkung gänzlich zu entfalten. Es ist eine Platte welche die volle Aufmerksamkeit des Hörers einfordert, und sich nicht mal ansatzweise nach dem erstmaligen hören erschließen lässt. Denn schon zu Beginn des Albums, wird man auf gewisse Weise auf die Probe gestellt. Der Opener "Ég Anda" lässt etwa die Hälfte seiner gut 6-minütigen Spieldauer verstreichen, ehe es langsam aus dem Quark kommt - sich dann aber fast unmerkbar zu einer ätherischen Pop-Kostbarkeit empor schwingt. Und auch das darauf folgende "Ekki Múkk" berieselt einen mit sanften Tönen - aber enthüllt dem offenen Ohr eine wahrhaft bezaubernde Perle.

 
Für besonderes Aufhorchen sorgt das ebenfalls ruhige und sphärische, aber von einer melancholischen und beinah hymnischen Anmut gesegnete "Varúð" - ein Song der einen wieder daran erinnert, was an Sigur Rós so unverzichtbar ist. Die größte Aufmerksamkeit erregt aber wohl "Rembihnútur", auch wenn hier mal wieder die Hälfte des Songs vergeht, ehe selbiger so richtig los geht - sich dann aber zur nahezu formvollendeten Hymne wandelt. "Dauðalogn" offenbart eine beinah sakral anmutende und zärtliche Ballade, die schwerelos und schwermütig zugleich an einem vorüber schwebt. Wenn doch nur die letzten 3 Songs der neuen Platte nicht fast komplett in instrumentalen Ambient-Stücken austrudeln würde, die einem dann doch eine Menge Geduld abfordern - auch wenn die Machart ohne Zweifel von hoher Qualität ist. "Valtari" ist mehr Kunst als Pop - doch wie es schon immer war in der Kunst, so wird auch nicht jeder dieses Werk verstehen. Sie machen es einem ja auch nicht gerade leicht. Auch wenn sie die Eingägigkeit der voran gegangenen Werke einbüßen, und "Valtari" wohl nicht die erste Wahl sein wird, wenn einem mal wieder nach der Musik von Sigur Rós ist, so haben sie hier  doch einiges geleistet. Quasi niveauvolle Kunst von fragiler Schönheit, gemischt mit cremig zarten Wohlklang...den man stellenweise dann aber auch ohne schlechtes Gewissen ein wenig langweilig finden darf.



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