♪♫♪ ...music makes the people come together... ♪♫♪

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Freitag, 3. Juni 2011

Diskografie: COLDPLAY



Coldplay - für die einen die größte Band der Welt, für die anderen bequemer Radiopop und U2-Klon. Im Herbst soll nun das neue und fünfte Studioalbum der äußerst erfolgreichen britischen Band um Sänger Chris Martin in den Läden stehen. Unterdessen gehen wir noch einmal der Frage nach: Was ist bislang geblieben von der Musik der Band? Ein Rückblick.



"PARACHUTES" (2000)

Oft sind es die frühen Alben mancher Musiker, entstanden im Saft der Jugend, die eine besondere Magie entfalten. So auch bei Coldplay. Denn was sie im Jahr 2000 auf ihrem Debütalbum "Parachutes" so trieben, war direkt, inspiriert und auf den Punkt gebracht. Kein überflüssiger Ballast verklebte die Songs - hier entstand der Bombast ganz aus den Kompositionen heraus, ohne durch die Produktion künstlich aufgebläht werden zu müssen. 10 nahezu perfekte Indie-Pop-Rock-Songs reihten sich hier aneinander, die ein äußerst gelungenes Erstlingswerk bildeten. Man höre nur das Gefühl in Chris Martin's Gesang und die manchmal scheuen, aber gnadenlos herzwringenden Melodien. Exemplarisch dafür steht etwa der Opener "Don't Panic" (♪♫♪) - ein grandios zeitloses und meisterhaftes Stück Pop, das nicht viel Zeit braucht um seine Wirkung voll zu entfalten: Nach 2 Minuten und 17 Sekunden ist gesagt, was gesagt werden muss. Doch das Album hat noch mehr Klassiker im Angebot. Man nehme etwa das herrlich melancholisch-euphorische "Yellow" (♪♫♪), das etwas rockiger veranlagte "Shiver" (♪♫♪), das beinah zu Tränen rührende "Spies" (♪♫♪), das hymnische und nachdenkliche "Trouble" (♪♫♪), oder das getragene und gefühlvolle "High Speed" (♪♫♪). Auch nach 11 Jahren noch immer ein fabelhaftes Album, dem es aber auch an Ironie nicht mangelt: Denn das Coldplay ihr Debüt heute selbst als "terrible music" empfinden, dürfte erklären, warum man von der Band nie wieder ein so überzeugendes Album hören konnte.






"A RUSH OF BLOOD TO THE HEAD" (2002)

Viele Lobeschöre gingen auf "A Rush Of Blood To The Head", das Zweitwerk von Coldplay, zur Zeiten seines Erscheinen nieder. Nicht wenige jubelten sogar, dass es besser sei als ihr Debüt. Doch der Autor dieser Zeilen möchte da um ein wenig Differenzierung bitten. Anfangs möchte man tatsächlich meinen, es mit etwas ganz großem zu tun zu haben. Der Opener "Politik" (♪♫♪) präsentiert sich gleich zu Beginn schonmal als fabelhafte, zwischen mitreißend rockigen und melancholisch getragenen Passagen oszillierende Indie-Perle. Doch das ist erst der Anfang. "In My Place" (♪♫♪) manifestiert sich schon beim ersten hören als zeitloser Klassiker mit herrlicher Gitarren-Hookline. "God Put A Smile Upon Your Face" (♪♫♪) besticht als grundsolider Indie-Pop mit zeitweilig mitreißenden Eigenschaften. "The Scientist" (♪♫♪) wartet mit einer weiteren zeitlosen Melodie auf, die den Song auf ganz natürliche Weise zum Evergreen macht. Und was "Clocks" (♪♫♪) betrifft, hätten sie schon allein für die simple, aber ganz und gar perfekte Piano-Hookline einen Orden verdient. Bis hierher alles bestens - wäre da nicht ein dickes, fettes "aber": Etwa ab der Hälfte des Albums beschleicht einen dann doch das Gefühl, das die Band ihr Pulver bereits in der ersten Hälfte verschossen hat - um sich über die restliche Strecke hinweg im Wohlklang zu verlieren. Sie können hier auch durchaus ihre Momente haben, wie das durchweg gelungene und persönliche "Green Eyes" (♪♫♪) vortrefflich dokumentiert. Aber von dem Rest will dann doch erstaunlich wenig in den Gehörgängen kleben bleiben. Das und die Tatsache das sich der Mörderanteil der Songs jenseits der 5-Minuten-Marke bewegt, lassen zum Ende hin die Aufmerksamkeit leider empfindlich schrumpfen. Sie haben hier im Grunde nichts falsch gemacht - konnten aber den fabelhaften Gesamtewindruck des Vorgängers dennoch nicht ganz erreichen. Aber ein Album zu machen, das zu knapp 50% aus Klassikern besteht, kriegt nun auch nicht jeder hin.






"X & Y" (2005)

Was für manch gefeierten Newcomer das berühmte "schwierige 2. Album" ist, das war für Coldplay - nach dem kometenhaften Erfolg des Vorgängers - das schwierige 3. Album. Und schwierig sollte "X & Y" in der Tat werden. Noch nach fast 6 Jahren begleiten gemischte Gefühle den Hörgenuss der hier versammelten 13 Songs. Was sie mit dem Vorgänger noch stilvoll und gelungen andeuteten, setzten sie hier in vollem Umfang in die Tat um - und klatschten uns ein Album voller Stadion-Breitwand-Hymnen um die Ohren, mit dem sie kräftig an ihrer U2-isierung arbeiteten. In einzelnen Dosen genossen, gibt es auch tatsächlich so manches her. Und doch bleibt auch bei den besseren Momenten ein "aber" oft nicht aus. Beweise? Die erste Single "Speed Of Sound" (♪♫♪) kommt als hymnischer und mitreißender Ohrwurm daher, der sich auf Anhieb in die Synapsen schmiegt - sich bei genauerem hinhören dann aber doch als auf Stadionmaße aufgeblasenes Remake von "Clocks" outet. Der Hit "Talk" (♪♫♪) besticht durch eine grandiose und zeitlos perfekte Hookline - die sie sich allerdings aus Kraftwerk's Klassiker "Computerliebe" ausborgten. "White Shadows" (♪♫♪) kann wahrhaft große Momente haben - aber nur wenn sie gegen Ende die gewaltigen Soundschichten abtragen und der wahre Song zum Vorschein kommt. Und "The "Hardest Part" (♪♫♪) gibt einen warmen und fein melodischen Pop-Songs her, der beinah zeitlose Züge hat - unterm Strich dann aber nur ein Versuch bleibt, so wie R.E.M. zu klingen. "X & Y" hat im Grunde viel mit "Be Here Now" von Oasis gemeinsam, das nach ihrem atemberaubenden Erfolg von "(What's The Story) Morning Glory" erschien: Beide Bands hatten eindeutig zu viel Zeit und zu viel Geld. Und das führte bei "X & Y", ebenso wie einst bie ihren Kollegen von Oasis, zu einem überambitionierten und überladenen Album, das zu allem Überfluss die Schwächen im Songwriting mit viel Produktionsbombast zu kaschieren versucht.






"VIVA LA VIDA or DEATH AND ALL HIS FRIENDS" (2008)

Auch wenn die qualitative Bauchlandung ihres dritten Albums "X & Y" sich nicht im kommerziellen Erfolg negativ zu Buche schlug, schien die Band 3 Jahre später bei ihrem vierten Album "Viva La Vida or Death And All His Friends" dazu gelernt zu haben. Die Songs gewannen wieder an Struktur, gepaart mit dem Willen, dem selbst angelegten Soundkorsett zu entfliehen. Das gelingt hier zwar nicht immer, aber die Ansätze sind deutlich zu erkennen - wie man schon in der ungewohnt ruppig-düsteren, und dabei absolut überzeugenden ersten Single "Violet Hill" (♪♫♪) hören konnte. "42" (♪♫♪) schwankt vortrefflich zwischen trauriger Ballade, reissendem Indierock und sonnenscheinigen Ohrwurm, das man es fast schon Prog-Pop nennen darf. Und auch das fabelhafte "Cemeteries Of London" (♪♫♪) setzte ein paar gelungen ungewohnte Akzente. Aber auch wo keine offenkundigen Neurungen am Werke sind, gibt es einiges zu entdecken. "Lost!" (♪♫♪) kann sich mit toller Orgelbegleitung, stampfenden Beats und tadellosen Gitarrenparts, als neuer kleiner Coldplay-Klassiker etablieren. Und mit dem (ersten) Titelsong "Viva La Vida" (♪♫♪) schufen sie nicht weniger als eine nahzu perfekte Pop-Hymne, die im Backkatalog der Band ihren Platz direkt hinter Songs wie "Clocks" oder "The Scientist" einnimmt. Warum sich allerdings das schicke "Lovers In Japan" (♪♫♪) einen Track mit dem unsäglich langweiligen Schlaflied "Reign Of Love" teilen muss, bleibt einem wohl auf ewig schleierhaft. Ihnen ist hier zwar kein durchweg großartiges Album gelungen, aber sie konnten sich vorbildlich aus ihrem kreativen Tief befreien und ein gutes bis sehr gutes Album vorlegen.






"PROSPEKT'S MARCH" - EP (2008)

Wenige Monate nach ihrem 4. Studioalbum, legten sie sogleich eine 8 Tracks starke EP mit dem Titel "Prospekt's March" nach, die man als eine Art Ergänzung des Album betrachten kann. Und die ist für ein paar angenehme Überraschungen gut. Wie man etwa in "Life In Technicolor II" (♪♫♪) hören kann - denn hier wurde der einst instrumentale Opener des Albums zu einem richtigen und vollwertigen Song umgebaut. Und das auch noch gut. Wo er der Song auf dem Album noch "Lost!" hieß, kann man ihn hier als "Lost+" (♪♫♪) finden - ergänzt um hervorragende Raps von Jay-Z. "Glass Of Water" (♪♫♪) offenbart sich als ordentlich euphorisierende kleine Hymne für den Hausgebrauch. Im (kaum hörbar veränderten) Osaka-Sun-Remix kann man hier das tolle "Lovers In Japan" (♪♫♪) endlich ohne das unfassbar öde "Reign Of Love" genießen. Und "Prospekt's March/Poppyfields" (♪♫♪) bildet das absolut wunderbare Herzstück dieser Songsammlung. Nicht alles hier überzeugt auf ganzer Länge, bildet aber dennoch eine gelungene Ergänzung.





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