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Montag, 23. August 2010

Besprochen: INTERPOL - "INTERPOL"

Mit einer sanften Weiterentwicklung behaupten sich Interpol auf Album No.4 als eine der wenigen verdienten überlebenden der 00er-Indierock-Welle.

Die Band aus New York fischte ja schon immer in ganz eigenen Gewässern. Mit jedem neuen Albun, hockten sich Interpol erneut unter die Trauerweide und liessen voller Inbrunst ihre innere Verzweiflung auf die Menschheit niedergehen. Und so retteten sie die dunkle Grandezza von Joy Division so vortrefflich in das neue Jahrtausend, das mit beispielsweise den Editors, auch bald Nachahmer gefunden waren. Das solch düstere und monolithische Musik immer auch Kritiker auf den Plan ruft, liegt ganz in der Natur der Sache. So wurde auch unlängst prophezeit, das die Band am eigenen Pathos zu ersticken drohe - und dem sie mit ihrem nun vierten und selbstbetitelten Album "Interpol" entschieden entgegenwirken. Zwar erkennt man in jedem Song den ureigenen Stil der (kurz nach den Aufnahmen des Albums vom Quartett zum Trio zusammengeschrumpften) Band, aber die Veränderungen manifestieren sich vor allem in den Details. Die epischen Bläser, die auf dem Vorgänger "Our Love To Admire" voran marschierten, werden hier nur sehr sparsam eingesetzt. Paul Banks ergreifende Klagegesänge, werden hier erneut von seiner Band in dunkle Nacht gehüllt, die sie aber dieses mal in vielen neuen schillernden Farben malen. Paul Banks, Daniel Kessler, Sam Fogarino und der kurz nach Fertigstellung ausgestiegene Carlos Dengler, fahren auf ihrem neusten Werk quasi zweigleisig - was man an den stilistisch unterschiedlichen Albumhälften deutlich ablesen kann. Auf der ersten Hälfte widmen sich die Herren der eigenen Vergangenheitsbewältigung - und schmieden, aus dem eigenen Backkatalog inspirierte, unfassbar einnehmende, düstere Kleinode, ohne dabei auch nur Gefahr zu laufen, sich in einen Haufen prätentiöser Heulsusen zu verwandeln. Die eisige Melancholie ist in den Kompositionen der Band seit jeher ein Naturgesetz. Und wie sie es schaffen, die ersten 5 Songs dieses Werks ganz im Sinne der eigenen Wurzeln zu entwerfen, ohne sich dabei in Gefälligkeit oder Selbstzitaten zu verlieren, nötigt ein hohes Maß an Respekt ab. So führt schon "Success" (hier anhören!) exemplarisch in das neue Album ein und fördert ein zutiefst emotionales Epos zu Tage. "Lights" (hier anhören!) fängt ruhig und sachte an, um sich langsam und bedächtig immer weiter zu steigern und am Ende auf hymnischen Soundschichten zu thronen. Und die erste Single "Barricade" (hier anhören!) besteht als mächtige und formvollendete Post-Punk-Kostbarkeit, die einen weiteren Höhepunkt in ihrem Singles-Katalog darstellt. Was sich jenseits dessen auf der zweiten Albumhälfte abspielt, ist immer noch unverkennbar Interpol und fügt sich auch nahtlos ins restliche Geschehen ein. Aber man spürt deutlich die Motivation der Band, sich von den gängigen Klangstrukturen fortzubewegen, um nicht fortwährend die eigene Geschichte durchzukauen - auch wenn dies auf der ersten Hälfte des Albums formidabel gelang. Es sind hier eher die Mittel, die den feinen Unterschied machen. So kommt "Always Malaise (The Man I Am)" (hier anhören!) vom Piano dominiert daher geschwebt, "Try It On" (hier anhören!) webt melancholisch verklärte Klangteppiche, gefüttert von soften Elektronikspielereien, die zum Ende mehr in den Vordergrund rücken und nahtlos in die tiefen, dunklen Abgründe von "All Of The Ways" (hier anhören!) eintauchen. Mit "Interpol" ist ihnen somit ihr wohl bislang überzeugendstes Album gelungen.

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