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Dienstag, 23. Februar 2010

Special: 1997 - Ein Jahr und seine Musik!

Schon der Titel des aktuellen Musikexpress verspricht es: "Die Rückkehr der 90er!" In diesem Blog habe ich mich bereits in einem ausführlichen Dossier den musikalischen 90er-Jahren gewidmet. Und so ist da doch ein spezielles Jahr in diesem Jahrzehnt, das musikalisch viel großes hervorbrachte. Sicherlich gäbe es in dieser Dekade nicht nur dieses eine Jahr das hervorsticht. Manch einer würde vielleicht zuerst auf 1991 kommen - das Jahr in dem Nirvana's "Nevermind" oder Massive Attack's "Blue Lines" die Musikgeschichte nachhaltig prägten. Oder 1995, als Blur und Oasis den Britpop auf seinen weltweiten Siegeszug schickten. Doch bei Licht betrachtet, hat das Jahr 1997 eine wahre Fülle an großartigen Platten hervorgebracht, wie es schon lange nicht mehr vorgekommen ist. Sicherlich spielt auch meine persönliche und äußerst positive Erinnerung an dieses Jahr dabei eine wichtige Rolle. Doch ganz nüchtern und objektiv betrachtet, war es nun mal ein Jahr voll von berauschend großartiger Musik, die noch heute Wellen von Gänsehaut über den Körper jagen! Beweise? Kein Problem!

Schon zu Beginn des Jahres machten sich die beiden französischen DJ's Thomas Bangalter
und Guy-Manuel de Homem Christo alias Daft Punk auf, um die elektronische Musik mal so richtig zu rocken! Mit ihrem unverschämt griffigen und mitreissenden Debüt "Homework" wirbelten sie quasi über Nacht das Genre "Elektro" kräftig durcheinander und schafften das, was viele vor ihnen nicht schafften: Sie holten die elektronische Musik raus aus den Clubs, hinein ins Wohnzimmer. Aber nicht das wir uns falsch verstehen: auch im Club funktionierten diese wahnwitzigen Hits vortrefflich! Unmöglich zu sagen, wie viele Tanzflächen in ganz Europa Hits wie "Around The World", "Da Funk" oder "Revolution 909" zum explodieren brachten. Auf dem Debüt, das sie in Rekordzeit zu den neuen Elektrogrößen machte und von Kritikern und Hörern mit Begeisterung aufgenommen wurde, destillierten sie das Beste aus House, Funk und Disco und rockten dabei so famos, das elektronische Tanzmusik auch erstmals "Rocker" begeistern konnte.
Das Vorhaben, die verhassten Lager "Rock" und "Techno" zu vereinen und die einst unüberwindbar scheinenden Genre-Grenzen niederzureißen, konnten im selben Jahr dann vor allem The Prodigy perfektionieren. Waren sie bereits 1993 mit dem Album "Music For The Jilted Generation" und veritablen Hits wie "No Good (Start The Dance)", "Voodoo People" oder "Poison" postitiv aufgefallen, setzten sie 1997 mit "The Fat Of The Land" dem ganzen die Krone auf - und schufen ihr Meisterwerk! Mit ihrer radikalen Stilmischung aus Elektro, TripHop, Breakbeat, Jungle, Rock, Acid und HipHop erschufen sie ein aggressiv tobendes und düster verstörendes, aber dennoch eingängiges Album, das es im deutschen Musikexpress gar zur Platte des Jahres brachte. Und nebenbei hauten sie uns noch krasse Hits wie "Firestarter", "Breathe" oder "Smack My Bitch Up" um die Ohren, das uns ganz schwindelig wurde. Für diese Musik prägte sich einst der Name "BigBeat" - und wer heute wissen will was es war, das dieses Genre einst zum heissesten Scheiß überhaupt machte, der findet alle nötigen Argumente auf dieser Platte.
Elektronische Musik konnte im Jahr 1997 allerdings auch ganz anders klingen - wie die exzentrische, isländische Elektro-Pop-Fee Björk mit ihrem Meisterwerk "Homogenic" eindrucksvoll demonstrierte! Zwar vermochten schon die Vorgänger "Debut" (1993) und "Post" (1995) zu begeistern, aber solch ein rundes, in sich schlüssiges, zukunftsweisendes, experimentierfreudiges und gleichzeitig eingängiges, geschmeidiges und strahlendes Album, hatte man von der Dame bislang noch nie gehört. Hier brachte sie ihre Kreativität zur Perfektion und traf mit famosen Hits wie "Hunter", "Jóga", "Bachelorette" oder "All Is Full Of Love" den Nerv der Zeit - und ließ nebenbei mit dem verstörenden Albumtrack "Pluto" die Songs von The Prodigy wie Gute-Nacht-Musik erscheinen!
In ähnlichen musikalischen Sphären bewegte sich auch die britische TripHop-Formation
Portishead. 3 Jahre zuvor gelang ihnen mit ihrem Debütalbum "Dummy" ihr kometenhafter Durchbruch. Nun im Jahr 1997 konnten sie mit dem schlicht "Portishead" betitelten Nachfolger noch einen drauf setzen. Von der ersten Sekunde an zieht einen ein riesiger Strudel hinab in die düsteren Abrgünde der menschlichen Seele. Man schwebt hier durch melancholische und verstörende Klanglandschaften, durchwoben von Beth Gibbons zerbrechlichem, resigniertem und hypnotischem Gesang und fernen Echos von Jazz, HipHop, Krautrock und Avantgarde. Alles hier scheint von Anfang bis Ende einen tieferen Sinn zu ergeben - jeder Song, jeder Vers und jeder Ton scheint um den anderen zu Kreisen und ergibt in seiner Gesamtheit einen Meilenstein im TripHop. Auch wenn die Band selber sich nie mit dieser Genrebezeichnung identifizieren konnte.
Aber auch im Pop tat sich 1997 eine Menge! So etwa bei Janet Jackson! Sicherlich darf man
der Schwester des King Of Pop gut und gerne vorwerfen, fast ausschließlich nette ("Discipline"), halbgare ("Janet") oder völlig nutzlose Platten ("Damita Jo") veröffentlicht zu haben. Doch gerade in dieser Gesellschaft wundert es einen noch mehr, was in diesem gloreichen Jahr der 90er in sie gefahren sein mag, als sie das famose Meisterstück "The Velvet Rope" veröffentlichte. Das Album strotzte nur so vor überschäumender Kreativität und ungebremstem Tatendrang. Die unterschiedlichsten Stile ließ sie hier auf die Hörerschaft los, die in all ihrer Wahnwitzigkeit allerdings ein bestechend rundes Ganzes ergaben. Schon der futuristisch getragene Titelsong "Velvet Rope", den Vanessa Mae zusätzlich mit einem grandios schrägen E-Violinen-Solo aufhübschte, sorgt für einen fulminanten Start in das Album. Und mit welch einer Selbstverständlichkeit und Lässigkeit sie hier ausschließlich Perlen wie "Got Til It's Gone", "My Need", "Free Xone", "Together Again", "What About", oder "Rope Burn" locker aus der Hüfte schießt, das macht auch 13 Jahre später schier sprachlos. Näher als auf diesem Album war Janet Jackson echter Musik noch nie!
1997 war auch das Jahr, in dem Mariah Carey ihren musikalischen Stilwandel vollendete - in
ihrem ersten Meisterwerk "Butterfly" (das 2. sollte 2005 mit "The Emancipation Of Mimi" folgen)! Schon der Vorgänger "Daydream" deutete den Weg fort vom klassischen Balladen-Pop und hin zum urbanen, schwarzen Sound unmissverständlich an - und sie ging ihn mit "Butterfly" konsequent und vorbildlich zuende. Noch immer konnte man klassische Balladen bestaunen, von denen die hier vorliegenden "Butterfly", "My All", "Close My Eyes", "4th Of July" oder "Whenever You Call" zu ihren besten zählen. Doch der Einfluss von modernem Soul, RnB und HipHop war hier allgegenwärtig: Im sonnig mitreissenden RnB-Ohrwurm "Honey" (mit Puff Daddy), der HipPop-Ballade "Breakdown", dem erotisch getragenen "The Roof", der Soulballade "The Beautiful Ones" oder dem beatigen Ohrwurm "Babydoll". Ein herausragendes Album in ihrem Backkatalog, das keinen einzigen überflüssigen Song enthält. Denn hier ist da große Ganze mehr als die Summe seiner Teile!
Im Independent war 1997 auch der Teufel los - hier entstanden ein paar wahre Meilensteine!
Das zeigt etwa eindrucksvoll die britische Band Spiritualized®, die schon mit dem Titel ihres dritten Albums verdeutlichte, auf welchen bewusstseinserweiternden Trip sie einen hier mitnehmen würde: "Ladies & Gentlemen, We Are Floating In Space"! Geprägt vom Herzschmerz über den Verlust seiner Ex-Freundin und -Bandkollegin Katie Radley, die 1995 den Frontmann Richard Ashcroft der "Konkurrenzband" The Verve ehelichte, entsprang dem Genie des Bandkopfes Jason Pierce dieses allgemein als Meisterwerk betrachtete Album aus Aggression und Melancholie. Mit Gospelchören, Bläser- und Streicherorchstern, dem hypnotischen Gesang von Jason Pierce und der speziellen Rhythmik, verliehen sie dem Album seinen charakteristischen Sound aus Spiritualität, Soul und Psychedelia - und wurde sogar 1997 vom NME als "bestes Album des Jahres" gekührt. Und sie stachen damit gar den großen Konkurrenten Richard Ashcroft aus.
Doch auch jener hatte im Jahr 1997 großes geleistet. Mit seiner Band The Verve gelang ihm
, nach Jahren der Respektserfolge, endlich der verdiente Durchbruch - und zwar mit DEM Abum, das ihn am allermeisten verdient hatte: dem grandiosen Meisterstück "Urban Hymns"! Und auch hier ist der Titel Programm - auf ihrem 3. Album vollführte die Band ein Wunderwerk an grandiosen, zeitlosen Hymnen! Angefangen mit der Jahrhundert-Hymne "Bittersweet Symphony", der herzwringenden Ballade "The Drugs Don't Work", der zum Himmel strebenden Offenbarung "Sonnet", dem Psychedelic-Rocker "The Rolling People" bis hin zum zeitlosen Hit "Lucky Man". Es war mehr als nur ein gelungenes Album: Es wurde ein Meilenstein voll altersloser Melodien, so prägnant und eindringlich, das sie sich gleich beim ersten Hören in die Synapsen schmiegten. Und war zudem das letzte kraftvolle Aufbäumen des im sterben liegenden Britpop der 90er Jahre.
Während Oasis mit ihrem '97er Album "Be Here Now" krampfhaft das drohende Ende des Britpop zu ignorieren versuchten und sich damit in die Belanglosigkeit flüchteten, versetzten ihre großen Konkurrenten Blur dem Genre mit ihrem Album "Blur" endgültig den Todesstoß - und konnten sich nun endlich künstlerisch nachhaltig gegen die Gallagher-Brüder behaupten. Ihr 5. Album bestach durch seine große Stilvielfalt und den Hang zum ausufernden Experiment, bildete aber dennoch ein stimmiges Ganzes. So findet man auf diesem oszilierenden Meisterstück etwa das stampfende, treibende und grungige Rock-Rumpelstilzchen "Song 2", das sich zur Hymne eine ganzen Generation aufschwang - wer diesen Song nicht kennt, kann schwer behaupten in den 90ern gelebt zu haben. Dann wären da noch die beatle-eske Hymne "Beetlebum", das zurükgelehnte und beinah freakfolkige "Country Sad Ballad Man", der famose, elektronisch bearbeitete Ohrwurm "On Your Own", die minimalistische Perle "You're So Great", das großartige "Death Of A Party", das in seiner düster schleppenden, atmosphärisch elektronifizierten Atmosphäre fast die Gorillaz vorwegnahm, das ungestüme, wild treibende und rock-rockende "Chinese Bombs", die wunderbare Hymne "Look Inside America" oder das melancholisch getragene und einnehmende "Strange News From Another Star". Spätestens mit diesem Album wurde klar, das ein Leben ohne das musikalische Genie von Mastermind Damon Albarn kaum denkbar wäre.
Der wohl grandioseste Big Bang des Jahrgangs 1997, kam wie gewohnt wieder einmal aus Großbritanien: "OK Computer", das dritte Album von Radiohead, schlug in die Musikgeschichte ein wie ein tonnenschwerer Brocken - es ragt aus selbiger heraus wie ein Monolith und schlägt bis heute hohe Wellen. Es ist ein Gesamtkunstwerk in dem jeder Ton und jede Silbe an der richtigen Stelle sitzt, ein auf allen Bestenlisten weit oben geführtes Opus Magnum, das allgemein als eines der besten Platten aller Zeiten angesehen wird. So wurde sie erst kürzlich etwa vom deutschen Musikexpress zum "besten Album der 90er" gekührt, und wurde in den Jahren schon mehrfach aus den verschiedensten Quellen zur besten Platte aller Zeiten erklärt. In einer Zeit, als die Menschen voller Zuversicht, Optimismus und großer Hoffnungen dem neuen Jahrtausend entgegen sahen, lieferten Radiohead mit diesem Meisterwerk dazu den melancholischen und düsteren Gegenentwurf, der einst nach Meinung mancher Kririker nicht in den damals aktuellen Zeitgeist zu passen schien. Vielmehr war die Platte nahezu visionär, nahm sie doch die Ängste und Befürchtungen der Menschen vorweg, als 9/11 und Irakkrieg das junge neue Jahrtausend erschütterten. "OK Computer" ist ein düsterer, getriebener, exeprimenteller, aber dennoch zugänglicher, epischer und dunkler Geniestreich, auf dem sich Art-Pop, Prog-Rock und elektronische Elemente zu atmosphärischen Klanggemälden vereinen. Man nehme allein die erste Single "Paranoid Android", ein überlanges Spiegelkabinett aus verschiedenen ineinander greifenden und einander dementierenden Songstrukturen, die zusammen ein fesselndes und magisches Ganzes bilden. Oder "Exit Music (For A Film)", diese todtraurige und gifttriefende Ballade, die Baz Luhrmann's visionäre Verfilmung von "William Shakespeares Romeo + Juliet" zierte, das verstörend aggressive "Electioneering", dessen messerscharfe Riffs und düstere Atmosphäre sich tief in die Hirnwindungen schneiden, die beinah verträumte und von Hoffnungsstrahlen erhellte Art-Pop-Perle "No Surprises" oder das grandiose "Lucky", das auf so noch nie gehörte Weise die Schönheit in der Verzweiflung auf den Punkt brachte. Dieses Album fiel aus der düstersten Schnittstelle von Kunst und Pop direkt hinein ein eine Welt, in der manche noch nicht verstehen konnten, welch visionäre Großtat hiermit erschaffen wurde...bis die dunklen Wolken heraufzogen und der große Regen begann - und all dem auf unerklärliche Weise eine tieferen Sinn abrang!

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