♪♫♪ ...music makes the people come together... ♪♫♪

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Mittwoch, 17. Februar 2010

Diskografie: BLOC PARTY

Eine Diskografie die, wie hier bei der britischen Band Bloc Party, bisher nur über 3 reguläre Studioalben verfügt, scheint nicht zwingend notwendig zu sein. Doch wir haben ja bereits aus der Musikgeschichte gelernt, das viele Alben oft nicht nötig waren, um in selbige einzugehen. Man nehme Joy Division, Nirvana, Sex Pistols, The Stone Roses, The Libertines...und die Liste liesse sich endlos weiter führen. Bloc Party's Diskografie wird mit Sicherheit noch weiter wachsen, aber aufgrund ihrer erklärten kreativen Pause, um ohne Druck ein gutes Album abzuliefern, widme ich mich nun ihren bisherigen 3 Alben - die großartiger nicht sein könnten!

"SILENT ALARM" (2005)
Das überragende Debütalbum als Speerspitze der 2005 über Europa hereinbrechenden "England-Welle"!

Was hier Anfang 2005 kam, war nicht irgendein Debüt einer britischen Indierock-Band, sondern DIE Speerspitze der "England-Welle", die über das Jahr hinweg durch Europa tobte. Diese musikalische Urgewalt bracht sie zum rollen! Elektrisierender, mitreissender, dynamischer und energiegeladener New-Wave-Indierock, der mal eben so nebenbei ein wirkliche Message in die Köpfe der Party-Community pflanzte: In ihren knackigen, Funken sprühenden, mitreissend tanzbaren Hits spricht die Band in den Lyrics sozial- und politkritische Themen an und sind voll mit Blair- und Bush-Kritik. Noch ein Grund mehr eine große Sympathie für diese Musik zu hegen. Aber das wichtigste ist ja nun mal die Musik - und die spricht hier deutlich für sich! Sänger Kele Okereke singt, jault, schmachtet, keift, bellt und sehnsüchtelt was seine Stimme hergibt, Gitarrist Russel Lissack schüttelt die dynamischsten und Haken schlagendsten Riffs und Soli aus dem Ärmel, Drummer Matt Tong drischt in die Felle wie ein besessener und ziert die Songs mit präsenten Beats und Bassit und Keyboarder Gordon Moakes besorgte nebenbei noch den Backgroundgesang. Was sie einem hier bieten, lässt einem schonmal die Kinnlade in die Kniekehlen krachen: Der großartige Opener "Like Eating Glass", das minimalistisch treibende, mit wohl DEM Gitarrensolo des Jahres aufwartende "Positive Tension", den ultimativen und catchy Indie-Club-Hit "Banquet", das dynamisch treibende "She's Hearing Voices", das wunderbare und schier zeitlose "This Modern Love", der melacholisch-paranoide Hit "The Pioneers", der mit psychedelischen Elementen spielende Ohrwurm "Price Of Gas", die existenzialistische Ballade "So Here We Are", das treibend-hektische und mitreissende, fast schon hymnische "Luno", und in der (sehr zu empfehlenden) Special Editon noch ihre erste, rare und vergriffene Single "Little Thoughts" oder ihrer damals brandneuen Non-Album-Single "Two More Years". Aber auch ohne diesen Bonus ist dies eine Platte, die einen wichtigen Eindruck in der jüngeren Musikgeschichte hinterlassen hat. Hier gibt es immer wieder einen Haken der geschlagen, eine Überraschung die plötzlich aus der Kiste gezaubert wird. Ihren ureigenen und unvergleichlichen Klangcharakter prägten sie hier, den sie bis heute besitzen. Wenn man grad glaubt alles gehört zu haben, was der Song einem zu sagen hat, macht die Band plötzlich eine Kehrtwende und offenbart ungeahnte Hooklines, Gitarrensoli oder Melodie- und Tempowechsel. Nichts hier ist so wie es zu sein scheint - außer der Tatsache das dies ein mehr als beachtliches Debüt ist.
Der deutsche "Musikexpress" machte sie einst zur Platte des Monats mit Höchstwertung von 6 Sternen und listete sie auf Platz 6 der besten Platten des Jahres 2005. Die 2 größten britischen Musikmagazine "Q" und "NME" adelten sie einstimmig zur besten Platte des Jahres. Der "NME" listet sie zudem in den "100 Greatest British Albums Of All Time" auf Rang 55, "VISIONS" setzte sie in ihre Liste der "150 Platten für die Ewigkeit" auf die 88 und sind bei diversen Bestenlisten der vergangenen Dekade vertreten - so wie "NME" oder "Pitchfork".
Ein famoses Album das immer wieder aufs neue zu begeistern vermag! Ein Meisterwerk!!!

* * * * * *


"A WEEKEND IN THE CITY" (2007)
Das zweite Album der britischen Kritiker-Lieblinge ist kein "Silent Alarm 2.0" geworden - und das ist auch gut so!

Das massiv eingeschlagene Debüt "Silent Alarm" war ein funky tanzbares, stramm geschnürtes Bündel voller Hits - und Bloc Party wurden damit zum polit- und gesellschaftskritischen Gewissen der Party-Crowd! Doch das unter Musikern gefürchtete "schwierige" zweite Album, sollte laut Sänger Kele Okereke auf keinen Fall eine Art "Silent Alarm 2.0" werden. Was sie auf diesem großartigen Album meisterlich umsetzten. Sie entwickelten sich auf "A Weekend In The City" enorm weiter - alles klingt düsterer, experimeteller, elektronischer, epischer und ernster! Erst hier kommt der Hang zum Experiment der Band stark zur Geltung - kein Wunder, nennt die Band doch
die Klangrevolutionäre von Radiohead und den Verwandlungskünstler David Bowie, als maßgebliche Inspiration für den Sound des Albums. Die Lyrics sind noch polit- und gesellschaftskritischer, tiefsinniger und vielschichtiger als auf dem Debüt, was zudem hier auch mit musikalischer Wandelbarkeit einher geht. Im gesamten bringt diese Platte die Ängste, Probleme und das Chaos, aber auch die schönen kleinen Momente der Hoffnung unserer gebeutelten Generation treffsicher auf den Punkt und bannt sie in epische, dunkle Hymnen. Im düster treibenden "Hunting For Witches" verurteilen sie die medial angeheizte Volks-Paranoia nach 9/11, "Waiting For The 7.18" offenbart sich als hoffnungsspendende Hymne die unter die Haut geht, die Vorab-Single "The Prayer" ist ein experimenteller, dunkel-tanzbarer, von düsteren Chorälen, verzerrten Gitarren und flirrenden Synthies untermalter Elektro-Art -Pop-Ohrwurm, im eindringlichen, düsteren Prog-Indierock-Epos "Uniform" beklagen sie die Uniformiertheit der heutigen Jugend, im tiefschwarzen, experimentellen, verstörend grandiosen "Where Is Home?" arbeitet der Sänger Kele den rassistisch motivierten Mord an seinem Cousin auf und prangert die Fremdenfeindlichkeit in England an. Auf dem himmlischen, getragenen "Kreuzberg" thematisieren sie das homosexuelle (Sex-)Leben in Ost-Berlin, die weit in den Himmel strahlende, melodische Perle "I Still Remember" erzählt romantisch und einfühlsam die Geschichte von einer schwulen Schuljungenverliebtheit, "Flux" begeistert als mitreissende, melodische und geniale rockige Aufarbeitung von 90er-Jahre-Eurodance, oder das tief melancholische und atmosphärische "SRXT" (steht für das Antidepressivum Seroxat), dessen Lyrics sich lesen wie der Abschiedsbrief eines Selbstmörders. Eine dunkle und eindringliche Reise die einen ultimativ mitreisst. Ein fantastisches Album!!!

* * * * *1/2


"INTIMACY" (2008)
Spätestens mit ihrem 3. Album outete sich die Band endgültig als eine der größten Neulinge der Dekade und legte ihr 3. Meisterwerk in Folge ab!

In der Musik ist es häufig so: nach einem geglückten Debüt liegt der enorme Druck auf dem "schwierigen" 2. Album, die Erwartungen der Hörerschaft zu erfüllen. Kann auch der Nachfolger überzeugen, liegt eine umso schwerere Last auf dem nun noch schwierigeren 3. Album, das oft darüber entscheidet, ob die kreativen Quellen weiter sprudeln oder in Gefälligkeit versickern. Bloc Party's drittes Album "Intimacy" schäumt wieder einmal über vor Kreativität. Sie vereinen hier sozusagen die Essenzen der ersten beiden Alben und erweitern sie um eine plus an Experimentierfreude. Das zeigt der Start des Albums schon ganz deutlich, mit dem verstörend treibenden, aggressiv eindringlichen Art-Elektro-Rock-Bastard "Ares". Ebenso wie das darauf folgende "Mercury" - ein treibendes, elektronisches, von Beats und Bläsern from hell untermaltes Elektro-Pop-Monster, das viele Fans Anfangs irritierte. Doch sie sollten bald kapieren das "Mercury" ein Hit ist....und sie sollten tanzen. Das dieser Song als Vorab-Single veröffentlicht wurde, sollte deutlich machen, das es Bloc Party nicht auf die Charts abgesehen haben, sondern immer die Kunst im Auge behalten. Ironischerweise konnte dieser sehr experimentelle und schwerer zugängliche Song, ihre bis dato höchste Chartsplatzierung in Deutschland verzeichnen. Die Bandbreite der unterschiedlichsten Einflüsse ist hier so groß wie noch nie bei Bloc Party. Das reicht vom eingängig treibenden Indie-Rock-Ohrwurm "Halo", der getragenen, atmosphärischen Art-Pop-Perle "Biko", dem mit sägend eindringlichen Gitarrenriffs begeisternden, catchy mitreissenden "Trojan Horse", der glöckelnden und hypnotisch wunderbaren Art-Pop-Ballade "Signs", über den dynamischen Indie-Rock-Kracher "One Month Off", die kunstvolle, beatige, experimetierfreudige und düster lauernde Offenbarung "Zephyrus", den düster-melodischen Indie-Rock-Hit "Talons", der melancholisch dunklen, einnehmend atmosphärischen Großtat "Better Than Heaven", bis hin zur großartigen und fulminanten Hymne "Ion Square" oder der im Dancefloor der frühen 90er schwelgende Überhit und massive Ohrwurm "One More Chance", der
von melodischer Synthie-Piano-Hookline angetriebenen wird! Besser hätten es die Jungs von Bloc Party kaum machen können. Ihre Musik bleibt weiterhin relevant und macht verdammt hungrig auf mehr! Bis zum nächsten Meisterwerk!

* * * * *1/2



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