♪♫♪ ...music makes the people come together... ♪♫♪

♪♫♪ ...music makes the people come together... ♪♫♪

Sonntag, 20. Mai 2012

Diskografie: OASIS



1991 gegründet, ab 1994 zu erheblichem Weltruhm gelangt und am Ende über die eigenen Ego's gestolpert: Oasis, die britische Band, die für kurze Zeit mal die größte Band der Welt war, ist seit nun über 2 Jahren Geschichte. Doch es war abzusehen, dass die stark ausgeprägten Ego's der Frontmänner und Prügelbrüder Liam und Noel Gallagher nur auf befristete Zeit eng nebeneinander existieren könnten. Es krachte ja immer mal wieder kräftig zwischen den beiden - außer wenn sie sich nicht gerade öffentlichkeitswirksam über diverse Musikerkollegen die Mäuler zerrissen. Dabei war bereits in den 2000ern von der einstigen Größe der Band nicht mehr viel übrig, und ihre lautstarken Lästerattacken und Geschwisterrivalitäten sorgten lange Zeit für mehr Aufmerksamkeit als ihre Musik. Doch gerade als sie wieder dazu ansetzten, sich qualitativ zu rehabilitieren, war es vorbei mit der Band. Noel Gallagher, ihr musikalisches Mastermind, trennte sich im August 2009 nach einem Streit mit seinem Bruder Liam von der Band. Die verbliebenen Bandmitglieder gaben sich den neuen (und herzlich dämlichen) Namen Beady Eye - und legten in diesem Jahr ein unerwartet solides Album vor. Und Noel brachte bald darauf seine Solokarriere als Noel Gallagher's High Flying Birds an den Start - dem ein ebenfalls gelungenes Debüt folgte. Nachdem die Auflösung der Band wenig Staub aufwirbelte, die großen Nachrufe auf die Band ausblieben und heute kaum einer noch eine Reunion herauf beschwört, stellt sich die Frage: Was ist noch übrig von der einst größten Band der Welt? Begeben wir uns auf eine Spurensuche....




ALBUMS:


"DEFINITELY MAYBE" (1994)

Mit ihrem Debütalbum, dass im Sommer 1994 erschien, ging die Geschichte um Oasis so richtig los. Und sie gaben zu Anfang schon mal so richtig Gas. Man kann "Definitely Maybe" wohl als ihr ungestümstes und ungeschliffenstes Album betrachten. Jugendlicher Sturm und Drang, gepaart mit einer erfrischenden Arroganz, zeichnete diesen Britrock-Rohdiamanten aus, der zeigte, dass die jungen Männer eine Menge zu sagen hatten. Sicherlich schielen hier die Beatles-Querverweise um jede Ecke, aber schaffte die junge Band es hier dennoch hervorragend, diese ganz in ihren eigenen rotzlöffeligen Kosmos zu beamen. So kann das Debütalbum noch heute mit einigen perfekten Klassikern dienen, die noch immer zeitlos aus den Boxen stürmen. Man nehmen nur den genialen Opener "Rock'n'Roll Star" (♪♫♪) - ein rotizg nach vorn preschender Brit-Rock-Bastard, der sie im Handumdrehen zu selbigen machen sollte. "Live Forever" (♪♫♪) offenbart sich dann als herausragende und eindringliche Britpop-Hymne, die sich ohne Umwege sofort in die Epidermis schraubt. "Columbia" bezirzt als hübsch ausladender und mitreißend energetischer Britrock, der einen geradewegs unter die Decke katapultiert. "Supersonic" (♪♫♪) empfiehlt sich in Form eines selbstbewusst zurückgelehnten Britpop-Ohrwurms, als weiterer essentieller Bandklassiker, der auch Made in 2011 einen veritablen Hit abgegeben hätte. "Bring It Down" (♪♫♪) zeigt sich als selbstbewusst nölender und roh gniedelnder Rocker, der ein schwindelerregendes Tempo vorlegt. "Cigarettes & Alcohol" (♪♫♪) präsentiert hübsch dreckigen, bluesig angefixten Britrock, der nach (richtig!) Bier und Zigaretten riecht. Und "Slide Away" (♪♫♪) ist salopp ausgedrückt eine auf ewig derart GEILE Britpop-Hymne, das jede Sekunde dieser fast 7 Minuten ein wahrer Genuss ist. Für die einen war es gerade die Rotzigkeit, die die Magie dieses Albums ausmachte, für die anderen hingegen waren sie noch ein ungeschliffener Rohdiamant - und irgendwie sollten beide Recht haben. Denn schon bald sollten Oasis zeigen, zu welch bahnbrechenden Großtaten sie noch in der Lage waren - und damit ihr eigenes Scheitern einläuten. Aber das ist eine andere Geschichte.









"(WHAT'S THE STORY) MORNING GLORY" (1995)

The story continues - und das gerade mal ein gutes Jahr nach dem hoch gelobten, und vor allem in den UK enorm erfolgreichen Debüt. Ihr Zweitwerk "(What's The Story) Morning Glory" stand im Oktober 1995 in den Läden - und die Welt stand Kopf. Denn es sollte weltweit einschlagen wie eine Bombe, 6 grandiose Singles hervorbringen, zu vermutlich DEM Britpop-Klassiker der 90er Jahre avancieren und sie für kurze Zeit zur größten Band der Welt machen. Hiermit hatten die Gallagher-Brüder es geschafft, zu eben jenen Musikgiganten heran zu wachsen, als die sie sich schon immer lautstark brüsteten. Denn wer dieses Album auch nur einmal hört, den erschlagen hier förmlich die famosen Songperlen, die sich nach und nach im Hirn festsetzen. So gut wie jeder Song ein kleine (oder auch große) Hymne. Ob nun der hinreißend mitreißende Opener "Hello", der herzhaft medodische Britrock-Ohrfänger "Roll With It" (♪♫♪), die auf ewig wundervolle und zeitlos perfekte Britpop-Ballade "Wonderwall" (♪♫♪), der beatle-esque All-Time-Evergreen "Don't Look Back In Anger" (♪♫♪), der mitreißend britrockige und in höchst zwingendem Maße popmelodische Kracher "Some Might Say" (♪♫♪), das warme und harmonisch in die Synapsen gleitende "Cast No Shadow" (♪♫♪), der hübsch 60s-imformierte und unwiderstehlich dengelnde Ohrfänger "She's Electric" (♪♫♪), oder der unsterbliche, bewusstseinserweiternde und schier phänomenale Psychedelic-Britpop-Epos "Champaign Supernova" (♪♫♪), dass einem dann zum Ende nochmal kräftig den Schalter raus haut. Was Oasis hier ablieferten, konnte selbst in Anbetracht des sehr guten Erstlingswerks nicht mit rechten Dingen zugehen. Und auch die Band selbst hätte ahnen müssen, dass nach diesem Genre-Meilenstein eigentlich nichts mehr kommen konnte, dass dem noch etwas hätte hinzufügen können. Und so zeigten sie auf "(What's The Story) Morning Glory" eine Klasse und Inspiration, wie man sie von der Band so nie wieder hören sollte.








"BE HERE NOW" (1997)

Der Kritiker-Konsens im Falle des 3. Albums von Oasis ist hart: Die meisten Musikexperten sehen in "Be Here Now" das abrupte Versiegen der Gallagher'schen Kreativitätsquelle, ein künstlerisches Desaster das ihr musikalische Weltherrschaft mit eine Schlag kollabieren ließ. Doch das ist so nicht ganz richtig und auch ein wenig unfair. Doch es steckt auch ein Funken Wahrheit darin. Natürlich waren zum einen nach dem Großwerk "(What's The Story) Morning Glory" die Erwartungen der Öffentlichkeit enorm. Doch woran das Album definitiv krankte (und zum Teil scheiterte) war vor allem die Tatsache, das Oasis zu viel Zeit und zu viel Geld hatten, um das Album aus der Taufe zu heben. Sicherlich gab und gibt es hier einige tolle Perlen zu bestaunen, die noch immer von den ausklingenden großen Tagen der Gebrüder Gallagher zeugten. Da war etwa der Opener und erste Single "D'You Know What I Mean" (♪♫♪) - ein fein mitreißender und atmosphärischer Britrock-Hit. "Don't Go Away" (♪♫♪) outete sich als sehr gezähmtes, aber melodisch unschlagbar schönes Britpop-Juwel. "All Around The World" (♪♫♪) hatte mit seiner zeitlos anmutenden Ausstrahlung das Zeug zum kleinen Bandklassiker. Und vor allem das großartige "Stand By Me" (♪♫♪) geriet zur famosen und eindringlichen Britpop-Ballade mit Langzeitwirkung. Doch dazwischen, davor und danch, gibt es hier nicht viel was länger hängen bleibt. "My Big Mouth" ist nach vorn drängender Britrock mit großem Maul - aber nur wenig dahinter. Und "Magic Pie" ist durchaus gut funktionierender und vielversprechender Britrock, der sich aber im Verlaufe seiner völlig überdehnten Spieldauer von über 7 Minuten, selbst den Wind aus den Segeln nimmt.
Auch wenn es hier im Grunde keinen echten Totalausfall zu beklagen gibt, so wirkt "Be Here Now" dennoch wie ein lose Ansammlung von Songs, die es zufällig auf eine gemeinsame Platte geschafft haben. Der jugendliche Sturm und Drang des Debüts, der sich in die Funken sprühende Kreativität des Zweitwerks wandelte, schien hier plötzlich einer gewissen Orientierungslosigkeit und Überambitioniertheit zu weichen, mit dem sie sich langfristig selbst ein Bein stellten. Aber trotzdem "Be Here Now" kaum noch die Magie seines Vorgängers ausstrahlte, haben sie hier dennoch einige Perlen zu bieten, die das Album zu einem durchweg soliden Werk machen.









"STANDING ON THE SHOULDERS OF GIANTS" (2000)

Angeblich sind es die ersten Momente eines Albums, die die Wahrnehmung des Hörers entscheidend beeinlfussen. Wer im Fall von "Standing On The Shoulders Of Giants", dem 4. Album von Oasis aus dem Frühjahr 2000, derartige Maßstäbe anlegt, der dürfte eine derbe Ernüchterung erfahren. Den der Opener "Fuckin' In The Bushes", den Noel Gallagher als "real piece of music" bezeichnete, ist nichts als ignorierenswerte und eintönig vor sich hin gniedelnde Langeweile. Doch leider kommen sie auch im Verlaufe des restlichen Albums nicht nicht viel mehr aus dem Quark. "Go Let It Out", die erste Single die Noel mit selbigen eben zitierten Worten adelte, bleibt uninterssanter und melodiearmer Britpop, "Who Feels Love" (♪♫♪) verkommt zur gelangweilt daher suppenden Angelegenheit, "Put Yer Money Where Yer Mouth Is" (♪♫♪) versagt auf ganzer Linie durch seine eigene Eintönigkeit, das doch ziemlich naive "Little James" (♪♫♪) offenbart deutlich die songschreiberischen Schwächen von Liam Galagher, "Where Did It All Go Wrong" (♪♫♪) mutet solide an, bleibt aber kaum mehr als ein verblassender Schatten früherer Großtaten, und "Sunday Morning Call" (♪♫♪) bleibt ein rigendwie nichtssagender Pop-Schleicher, der nicht stört aber auch sonst nicht weiter auffällt. Auch nicht positiv. Als einer der wenigen Kichtblicke ragt etwa sachte "Gas Panic!" (♪♫♪) aus dem heraus, das noch einmal vorführte, dass ein letzter kleiner Hauch musikalischen Könnens noch immer da war. Was Oasis hier ablieferten, war ein ödes und am Hörer eindruckslos vorbei rauschendes Irgendwas, dass trotz kleiner Lichtblicke schnell vom Radar der Öffentlichkeit verschand - und keinen einzigen auch nur halbwegs einprägsamen Hit hevor brachte. Oasis verabschiedeten sich in die Belanglosigkeit.








"HEATHEN CHEMISTRY" (2002)

2 Jahre nach ihrem letzten und bis dahin enttäuschendsten Werk "Standing On The Shoulder Of Giants", meldeten sich Oasis im Sommer 2002 mit ihrem 5. Album "Heathen Chemistry" zurück. Doch von einem wirklichen Comeback kann auch hier wahrlich nicht die Rede sein. Zumindest kriegten es Oasis hier hin, wieder mal etwas zu schrieben was man Songs nennen konnte. Siechte das letzte Album nahezu komplett höhepunktslos vor sich hin, kann man hier immerhin wieder ein paar Fixpunkte ausmachen. Ob es nun wirklich von Vorteil war, diese komplett in der Albummitte zu ballen, sei dahingestellt. So bilden hier die herzerweichende und wunderbar melodische Ballade "Stop Crying Your Heart Out" (♪♫♪), das hinreißnde und warme "Songbird" (♪♫♪) (das zeigte das auch dem minder begabten Songwriter Liam Gallagher eine kleine Perle aus dem Ärmel purzeln kann), und die herrliche Britpop-Perle "Little by Little" (♪♫♪) quasi die "heilige Dreifaltigkeit" dieses Albums, die annähernd kilometerweit aus selbigem heraus ragen. Zugegeben: auch bei Beiträgen wie dem soliden Standard-Werk "She Is Love" (♪♫♪), möchte man sich nicht angewidert abwenden. Aber dennoch präsentieren sie uns hier sonst überwiegend uninteressantes bis mageres Songmaterial, von dem - bis auf genannte Ausnahmen - nichts hängen bleibt. Aber immerhin konnten sie mit "Heathe Chemistry" ihren Ruf ein wenig aufpolieren, und stiegen von der Belanglosigkeit ins Mittelmaß auf.








"DON'T BELIEVE THE TRUTH" (2005) 

Mit dem plaktiven Titel ihres 2005er Albums rieten Oasis dem Käufer, nicht die Wahrheit zu glauben. Nur konsequent, wollte die Band doch auch eben jener nicht ins Gesicht sehen: Der Wahrheit, dass sie nie die beste Band der Welt sein würden. Und dieser scheinbar krampfhafte Drang war es, der "Don't Believe The Truth" die Luft zum atmen nahm. Gepaart mit dem augenscheinlichen Unwillen (oder Unvermögen), ein paar mehr musikalische Einflüsse zuzulassen, als jene sich ewig wiederholenden Querverweise an die Beatles - nur eben ohne deren Inspiration, Kreativität oder Vielseitigkeit. Aber mit einem schlechten Album hat man es hier durchaus auch wieder nicht zu tun. Manch ein Kritiker pries ihr 6. Album als eine Art Wiedergeburt der Band, was aber sehr hoch gegriffen erscheint. Doch auch hier können sie wieder mal mit ein paar dezenten Glanzleistungen auftrumpfen. Nach dem soliden und durchaus netten "Love Like a Bomb", zeigt sich vor allem "The Importance of Beig Idle" als erster echter Höhepunkt der Platte, der sich als herrlicher 60s-Pop ins Zeug legt. "Part Of The Queue" (♪♫♪) verdingt sich als wunderbarer und soft psychedelisch ausufernder Britpop, und das abschließende "Let There Be Love" (♪♫♪) sorgt immerhin für einen bodenständig balladesken Abgang. Dazwischen gibt es dann auch erduldbares wie das okaye "Guess God Thinks I'm Able", oder die recht eintönige, aber erträgliche Single "Lyla" (♪♫♪). Aber sonst wird dem Hörer auch hier wieder vor allem eines präsentiert: eine Menge Selbstzitate! Auch wenn Oasis sich noch immer für die geilsten hielten und den Tod des Britpop einfach nicht wahr haben wollte, konnten sie sich hier gegenüber dem Vorgänger um einen Hauch verbessern. Oder anders ausgedrückt, klangen sie nicht mehr ganz so langweilig wie zuletzt.








"DIG OUT YOUR SOUL" (2008)

Als 2008 Oasis' 7. Album "Dig Out Your Soul" erschien. erwartete man durchaus nicht mehr viel von der einst so großen Band. Und auch sie selbst schienen endlich verstanden zu haben, dass sie nie die beste Band der Welt sein würden. Wäre die Band nur mal etwas früher darauf gekommen - denn wie sich im Jahr darauf ziegen sollte, würde es ihr letztes Album sein. Denn den Umstand, dass sie hier so unverkrampft wie schon eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr zu Werke gingen, machte "Dig Out Your Soul" tatsächlich zu ihrem besten Album seit "(What's The Story) Morning Glory". So kommt schon der Opener "Bag It Up" (♪♫♪) mit einer erfrischenden Rotzigkeit aus den Boxen geschossen, die wieder stark an die Zeiten ihres Debüts erinnerte - und gleich davon kündete, dass sich eine Menge getan hat bei Oasis. Zwar noch immer dem Stil verpflichtet, den man schon die letzten fast 15 Jahre von ihnen gewöhnt war, aber mit einer Energie und Unbekümmertheit, die man lange vermisst hatte. Auch "The Turning" (♪♫♪) zeigt sich danach als durchweg gelungener, roh-melodischer Britpop, mit psychedelischen Tupfern. Das famose "Waiting For The Rapture" (♪♫♪) nähert sich mit seinem ruppigen, aber dennoch melodischen Charakter ebenfalls wieder ihrem Erstlingswerk, was aber auch die energiegeladene und feist in die Glieder fahrende erste Single "The Shock Of The Lightning" (♪♫♪) zur Schau stellt. Mit "I'm Outta Time" (♪♫♪) ist dann Liam Gallagher auch mal wieder eine hübsche Ballade eingefallen, die durchaus zu Herzen geht. Und mit der atmosphärischen Britpop-Hymne "Falling Down" (♪♫♪) gelang ihnen nicht nur das unbestrittene Albumhighlight, sonder viel mehr ihr grandiosester Song seit "Champaign Supernova". Ein wieder beinah auf ganzer Länge tolles Album, mit dem eine recht ironische Tatsache offenbart wird: das Oasis nur zu Beginn und zum Ende ihrer Karriere wirklich begeistern konnten.







COMPILATIONS:



"THE MASTERPLAN" (1998)

Nach ihrem doch recht überambitionierten 3. Album "Be Here Now", veröffentlichten sie die Compilation "The Masterplan". Auf ihr versammelten sie 14 B-Seiten, die es auf kein Album der Briten geschafft hatten. Was auf den ersten Blick wie ein Lückenfüller anmutet, erweist sich schnell als viel, viel mehr als das. Denn fast alle Songs dieser Platte entstanden in der kreativsten Phase ihrer gesamten Karriere - in eben jener ihrer ersten beiden Meisterwerke "Definitely Maybe" und "(What's The Story) Morning Glory". Und das hört man den hier vertretenen Raritäten auch sofort an. Wären sie nicht bereits als Zugabe zu diversen Singles erschienen, sie hätten ein reguläres Studioalbum daraus drehen können - und wohl ein 3. Meisterwerk geschaffen...das in so schwindelerregender Qualität leider nie wieder kommen würde. Aber dennoch kann man sich hier an einer nahezu tadellosen Compilation ergötzen, die mal wieder eindrucksvoll unter Beweis stellte, wie inspiriert die Band doch in jungen Jahren zu Werke ging. So drängt sich schon der Opener "Acquiesce" (♪♫♪) als ein fetter Britpop-Hit auf, in dem Liam die hübsch nölenden Verse besorgt, um dann für seinen Bruder Noel und einen fast schon hymnisch mitreißenden Refrain das Feld zu räumen. Das wunderbare und auf Anhieb im Gehörgang Wurzeln schlagende "Underneath The Sky" (♪♫♪), steht dann vielem Albummaterial der beiden Erstlingswerke in kaum etwas nach. "Talk Tonight" (♪♫♪) zeigt sich als wunderbare und bis dahin persönlichste Akkustikballade der Band; "Fade Away" (♪♫♪) verdingt sich als rotziges und geiles kleines Britrock-Rupelstilzchen; "Listen Up" (♪♫♪) präsentiert sich als potentieller Überhit in guter, alter Oasis-Manier; "Rockin' Chair" (♪♫♪) ist wunderbarer und warmer Britpop der feinsten Sorte, der das Zeug zum Band-Klassiker gehabt hätte; und das fabelhaft beatle-eske "The Masterplan" (♪♫♪) bezeichnete Noel Gallagher nicht von ungefähr als eines der besten Songs, die er je geschrieben hat - später sollte er auch die Entscheidung bereuen, den Song nur als B-Seite (zu "Wonderwall") veröffentlicht zu haben.
Eine beinah radikal grandiose Compilation, die einem wieder einmal verdeutlicht, das Oasis um 1994/95 auf der Höhe ihrer Zeit waren. Ein wahrer Ohrschmaus.








"STOP THE CLOCKS" (2006)

Im Jahr 2006 sollte dann die erste Best-Of der Band erscheinen. Und es sollte eine jener nur sehr rar gesäten Exemplare werden, die durchaus eine Daseinsberechtigung haben. Oft kriegt man ja von Plattenfirmen langweilig kompilierte Fliessbandware vorgesetzt, die nur einen Sinn haben soll: sich verkaufen! Doch hier stimmen die Verhältnisse: "Stop The Clocks" bietet 18 Songs auf 2 CDs, die von Mastermind Noel Gallagher persönlich ausgewählt wurden. Zudem enthält es neben Singles, auch Albumtracks, sowie mehrere B-Seiten. So versuchte die Band hier nicht nur eine lieblose Aneinandereihung von Hits zu schaffen, sondern einen umfassenden und vor allem spannenden Überblick über ihr geamtes künstlerisches Schaffen. Welche Schlüsse man nun allerdings daruas ziehen will, dass einzig ihr drittes Album "Be Here Now" hier komplett ignoriert wurde, sei jedem selbst überlassen. Aber eigentlich schon verwunderlich, wo man dort durchaus vorzufindende Kracher wie "D'You Know What I Mean" oder "Stand By Me" hier durchaus gern gehört hätte. Doch so verwöhnen sie uns dennoch mit einer hervorragenden Playlist, in dem sogar die schwächeren Momente (die es ja durchaus bei Oasis gibt) so gekonnt eingesetzt werden, dass selbst diese einen gewissen Charme im großen Ganzen entwickeln. Vom grandiosen Gassenahuer "Rock'n'Roll Star" oder der herzerweichenden B-Seite "Talk Tonight", über das 60s-infizierte "The Importance of Being Idle", den ultimativen Überhit und All-Time-Classic "Wonderwall", das vielseits übersehene Großwerk "The Masterplan", oder die fantastische Hymne "Live Forver", bis hin zur herrlich melodisch geratenen B-Seite "Half The World Away" (♪♫♪), dem Klassiker "Don't Look Back In Agner", oder dem Jahrhundert-Britpop-Epos "Chapmpaign Supernova", sitz hier nahezu alles! Eine perfekte Best-Of-Compilation, auf der Oasis zeigten, dass sie noch immer wussten, wie sie ihre Stärken am besten einsetzen. Und sie offenbaren, dass manche, auf ihren zugehörigen Alben eher schwachen bis mittelmäßigen Songs, in einem anderne Kontext besser funktionieren können, als man zu vermuten gewagt hätte. Eine hervorragende Zusammenstellung, die selbst Kritiker mühelos überzeugt.








"TIMES FLIES... 1994-2009" (2010)

Das Oasis nur 4 Jahre nach "Stop The Clocks" ihre zweite Best-of auf den Markt brachten, wäre unter normalen Umständen reine Geldschneiderei. Doch im Fall von Oasis war es beinah nur konsequent, oder man hätte sich gewundert, wäre es nicht so gekommen. Im Jahr zuvor hatten Oasis sich durch einen Streit zwischen den beiden Zankbrüdern Liam und Noel Gallagher getrennt. Und so erschien 2010 "Time Flies... 1994-2009", die genau genommen keine Best-of darstellt, sondern eine Singles Collection. Das sie nicht ganz vollständig ist, weil man etwa das grandiose "Champagne Supernova" vermisst, vergessen wir einfach mal. Denn trotzdem gibt es hier 26 Songs (27 wenn man denn Hidden-Track "Sunday Morning Call" mit zählt) der Briten, welche sich von "Live Forever", über "Wonderwall" bis zum späten Klassiker "Falling Down", durch beinah sämtliche Klassiker und Hits der Band ziehen. Schön das man hier dann auch in den Genuss des hymnischen Britrockers "D'You Know What I Mean", oder der grandiosen Britpop-Perle "Stand By Me" kommt. Und mit dem wunderbaren 1994er Britpop-Classic "Whatever" (♪♫♪) und dem spröden Britrocker "Lord Don't Slow Me Down" (♪♫♪) von 2007, haben sie hier auch zwei Non-Album-Singles im Gepäck, die bislang noch auf keinem Album der Band zu hören waren. Das es dann aber auch immer mal wieder zu vernachlässigende Beiträge wie "The Hindu Times", "Go Let It Out" oder "Who Feels Love" gibt (keine große Überraschung, dass sie alle aus ihren schwächsten Alben "Standing On The Shoulder Of Giants" und "Heathen Chemistry" stammen), vermag die Freude nur geringfügig zu schmälern. Ein stramm geschnürtes Bündel mit einer Menge Hits - auch wenn es nicht ganz an die Klasse von "Stop The Clocks" heran reichen kann. Aber alles in allem eine wahrhaft gelungene Singles-Collection.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen