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Sonntag, 3. April 2011

Besprochen: BOSSE - "WARTESAAL"

Der Deutsch-Pop sitzt in der kreativen Krise - doch Bosse setzt sich in den "Wartesaal", um das Genre ein klein wenig schöner klingen zu lassen.

Wenn man sich in diesen Tagen mal so anschaut, was chartstechnisch in Deutschland bei heimischen Künstlern so geht, wird eines ganz klar deutlich: Deutscher Pop war selten so erfolgreich, aber auch selten so furchtbar. Gruseliger Mittelalterrock von In Extremo, grottenschlechter Oma-Schlager von Andrea Berg oder Helene Fischer, oder Lolita-Gesäusel von Annet Louisan, verpesten die Albumcharts. Aber zum Glück gibt es auch ein paar wenige die es richtig machen. Zum Beispiel Bosse, der neben Clueso die aktuelle deutsche Popszene etwas erträglicher macht. Nur haben die Deutschen das schändlicherweise noch immer nicht so richtig erkannt. Man nehme nur die grandiose erste Single seines neuen Albums: "Weit weg" (♪♫♪) ist nicht weniger als eine der besten Pop-Hymnen in deutscher Sprache seit Jahren. Aber dennoch muss sich der Song aktuell mit einer undankbaren Chartsplatzierung in den Top 80 zufrieden geben. Eigentlich ein Skandal, wäre man nicht schon längst an den eigenartigen Musikgeschmack des gemeinen Bürgers gewöhnt. Doch es bleibt ja noch die Hoffnung, das sein neues und mittlerweile viertes Album "Wartesaal" das ändern könnte. Das Zeug dazu hat es allemal. Im Grunde positioniert er sich wie gewohnt zwischen Singer/Songwriter-Pop und massentauglichem, aber unaufgeregtem Radiopop. Nur mit dem Unterschied, das dies nicht kalkuliert wirkt, sondern wie ehrliches und grundsolides Handwerk. Es sind die Geschichten und Melodien die überzeugen, keine soundästhetischen Klangexperimente. Das hört man zu Beginn auch gleich im Opener und Titelsong "Wartesaal" (♪♫♪), der einen unmittelbar zum schwärmen einlädt. Etwas temporeicher geht es im Ohrwurm "Metropole" zu, das von flotteren Beats, soften Gitarrenpassagen und Streichern lebt. Das sehnsüchtig hymnische und herrlich melodische "Die Nacht" hat einen kleinen Coldplay-Moment zu bieten. Und im leichtfüßigen und optimistischen "Die Federst", das gute Chancen auf einen Hit haben könnte, kommen sanfte Synthies zum Einsatz. Ein besonderes Highlight des Album markiert "Yipi" (♪♫♪), das nicht - wie der Titel suggeriert - als Gute-Laune-Pop daherkommt. Es überrascht eher als Ballade, die den Moment nach der großen Krise beschreibt: Wenn man vor Glück jubeln will, es heil überstanden zu haben, während man sich aber noch immer die Wunden leckt. Und so kündet er hier von den kleinen und großen Momenten im Leben, der Schönheit, dem Schmerz, den Hoffnungen und Sehnsüchten. Das ist sicherlich nichts neues. Und erst recht nichts mutiges. Aber im Fall von "Wartesaal" allerdings etwas wunderschönes. Und das findet man im Deutsch-Pop dieser Tage ja nur sehr selten.



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