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Dienstag, 6. November 2012

Besprochen: MANDO DIAO - "INFRUSET"

 Aus vertonten Gedichten des Lyrikers Gustaf Fröding, haben 
Mando Diao ein Album voller schwedischer Balladen geschaffen -  und ihre größte künstlerische Leistung seit Jahren. 

Es ist schon eine Weile her, dass man zuletzt etwas neues von Mando Diao hörte. Ihr letztes Album "Give Me Fire" ist nun auch schon fast 4 Jahre her - eine enorm lange Pause für die Band, die ausgerechnet mit dem dazugehörigen Hit "Dance With Somebody" ihren endgültigen Durchbruch schaffte. Man hätte ihnen diese lange Zeit der Abstinenz fast als bewussten Bruch mit der drohenden Kommerzialisierung anrechnen können - wäre da nicht das relativ verunglückte Projekt mit dem Namen Caligola gewesen, in dem die beiden Frontmänner Björn Dixgård und Gustaf Norén zusammen mit 2 schwedischen HipHop-Produzenten eine Art Funk-Pop spielten, der zwar nicht gänzlich missglückt war, aber irgendwie doch ein wenig banal wirkte. Doch nun gibt es endlich neues Material der Schweden - wenn man sich auch vorerst mit einem rein schwedischen Album zufrieden geben muss. Doch was sollte schon groß anders sein auf ihrem neuen Album "Infruset", nur weil sie es in ihrer Muttersprache aufgenommen haben? Oh, man kann sagen: eine ganze Menge. Denn es ist ihr mit Abstand ruhigstes Album geworden, das sich aus vertonten Gedichten des schwedischen Lyrikers Gustaf Fröding zusammen setzt. Zwar waren auch schon weite Strecken ihres (famosen) 2007er Albums "Never Seen The Light Of Day" sehr ruhig, doch auf dem neuen Album gibt es kaum eine Nummer, die über den Kuschelwalzer hinaus geht. Was in diesem Fall aber keineswegs negativ ist. Dabei kommt in der Tat solch großartiges heraus, dass es selbst die Tatsache wett machen kann, das man hier kein Wort versteht. Aber: Sigur Rós versteht ja auch kein Schwein, und lieben muss man ihre Musik dennoch. Und dieses Phänomen begegnet uns auch hier. Und gleich zu Anfang bezaubern sie mit dem wunderschönen und traurigen Opener "Den Självslagne", ehe sie das fabelhafte "En Sångersaga" nachlegen - das sich auf über 6 Minuten erstreckt, als liebevolle Ballade beginnt, und sich zu einer Art Funk wandelt, der die Arbeit mit Caligola weit überstrahlt. Der Titelsong "Infruset" gerät zu wunderbar veträumtem und nachdenklichem Folk-Pop, und "Strövtåg I Hembygden" erhebt  sich als strahlende und melodisch-romantische Ballade, mit einer kleinen Träne im Augenwinkel.



"En Ung Mar" markiert eine weitere zeitlose Perle im Backkatalog der Band, und auf "Titania" bezirzen sie erfolgreich mit Gastvocals von Björn's Schwester Linnéa. Anfangs war man ja zurecht skeptisch - das letzte Album war nicht unbedingt die beste Glanzleistung der Band, und über das letzte Projekt muss ich wohl nicht mehr viele Worte verlieren. Und jetzt ein komplett schwedisches Album, voll von schwermütigen, melancholischen Balladen, mit denen sie alte Gedichte eines Dichters mit Alkohol- und Frauenproblemen vertonen? Doch hat man sich erst einmal die 10 neuen Stücke angehört, kann man nur sagen: Ja, bitte! Auch wenn man es nicht für möglich hielt, so entfachen sie mit ihrem neuen Album einen Zauber, den man schon seit Jahren bei der Band nicht mehr zu spüren bekam. "Infruset", das die Band nach "Never Seen The Light Of Day" erneut mit Produzent Björn Olsson aufgenommen hat, ist wahrlich keine leichte Kost, und wohl das unkommerziellste was man sich von Mando Diao derzeit vorstellen könnte - doch genau dieser Umstand zeichnet das Album besonders aus, und macht es zu einem wahren Erlebnis.


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