Ein verdienter Hype: Mit ein wenig Verspätung, schickt sich Alex Clare hierzulande an, dem Musikgeschmack der gemeinen Masse das Gehen beizubringen.
Bisher hatte ich es ja ganz gut geschafft, um den jungen britischen Singer/ Songwriter Alex Clare herum zu kommen. War er bei mir eher als Randerscheinung auf meinem Radar - was verwunderlich erscheint, führte er mit seiner sehr famosen Single "Too Close" (♪♫♪) kürzlich die deutschen Singlecharts an (die mir aber sonst eher egal sind), und sein Debütalbum "The Lateness of the Hour" ist auch schon beinah ein Jahr alt - als es in Großbritannien erschien. Nun folgte auch vor einigen Wochen endlich hier der Release. Und siehe resp. höre da: das ist alles andere als übel, was einem auf seinem Erstling an die Ohren dringt. Mit einer Mischung aus Soul, Rock, Pop und starkem Dubstep-Einschlag, gefüttert mit sich stetig einschleichenden futuristischen Effekten, kann der junge Mann hier ordentlich Eindruck schinden. Doch werden wir deutlicher. Ein wieterer Song, der sich gerader reger Beliebtheit erfreut, ist "Up All Night", die erste Single des Albums (der aktuelle Hit "Too Close" ist die zweite Single), die selbiges als hübsch nach vorn rockender Ohrwurm eröffnet - und nur in seinens dunkelsten Momenten entfernt an eine recht sonderbare Mischung aus, sagen wir, Linkin Park und Sean Paul gemahnt. Natürlich mit einem Zwinkern, versteht sich.
Clare
wurde hier ja auch von den mittlerweile fast unvermeidlichen, aber
durchaus geschmackssicheren Diplo & Switch (alias Major Lazer)
betreut. Auch andere ihrer Schützlinge haben bereits schwer mit der
Masse geflirtet: Santigold und M.I.A.! Und so reiht er sich nun in diese Reihe ein - und dafür liefert er noch einige gute Argumente. So etwa das futuristisch durchwirkte, soulig leidenschaftliche "Relaxed My Beloved" (♪♫♪), in dem melodramatische Streicher auf schräge bis verstörende Klangkulissen und Clare's kraftvolles Organ treffen. Seine Coverversion des Prince-Songs "When Doves Cry" (♪♫♪) fällt enorm positiv auf, indem er ein kleines Kunststück vollbringt: er dehnt den Song so weit, dass er ihn sich ganz zu eigen macht, ihn aber nicht so weit entstellt, dass man ihn nicht mehr erkennt. Eine mehr als gelungene Neuinterpretation. Ebenfalls dick auf der Haben-Seite tummelt sich die brandneue, dritte Single "Treading Water" , eine atmosphärische und eindringliche Dubstep-Perle, die einem tief ins Fell kriecht.
Weitere Argumente gefällig? Dann dürften das fast lockerflockige und
herrlich melodisch begabte "Humming Bird" (♪♫♪), dass hittaugliche und
fast mit Klassiker-Qualitäten aufwartende "Tight Rope" (♪♫♪) - welches
ein wenig an die Arbeiten von Danger Mouse erinnert-, das beinah zu
epischen Ausmaßen anschwellende, aber in keinem Moment auch nur
ansatzweise überladene, höchste vorzügliche "Whispering" (♪♫♪), oder das nahezu feierliche und höchst emotionale, von unsterblich schöner Melodie angeführte (und natürlich zum Glück mit futuristischen Elementen gewürzte) "Sanctuary" (♪♫♪), als
solche durchaus ziehen. Man kann es nicht anders sagen, dem jungen Mann ist hier ein sehr hörenswertes Debüt gelungen, dass deutlich zeigt das hier jemand mit gehörig Talent am Werk ist. Und wenn so etwas dann noch hilft, dem Musikgeschmack der Massen das Gehen beizubringen, dann kann man nur sagen: bitte mehr davon!
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