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Sonntag, 2. März 2014

Besprochen: PHARRELL WILLIAMS - "G I R L"

Auch wen "Happy" nicht vom Hocker haut, der kann am neuen Album von Pharrell Williams durchaus Freude haben - denn immerhin hat er auf seinem zweiten Soloalbum aus den Fehlern seines Debüts gelernt.

Es ist eine gewisse Hassliebe, die mich mit Pharrell Williams verbindet. Ohne Frage hat der Amerikaner einige Talente, die er ja auch schon oft genug unter Beweis stellte - ob allein oder zusammen mit Chad Hugo als The Neptunes. Dazu zählten ja bereits Arbeiten mit großen Namen wie Madonna, Mariah Carey, Britney Spears, Beyoncé, Justin Timberlake, Frank Ocean, Gwen Stefani oder Jay-Z. Es gibt aber auch die andere Seite. Etwa die Arbeiten seiner Band N*E*R*D, die bis auf wenige Ausnahmen eher mau ausfielen (eine der großen Ausnahmen: "Hypnotize U", produziert von Daft Punk). Selbiges galt dann auch für das 2006er Solo-Debüt von Pharrell: nachdem "In My Mind" erst im November 2005 erscheinen sollte, zog Pharrell das Album zurück, um es noch einmal zu überarbeiten. Ganze 8 Monate später erschien das Album dann tatsächlich - und enttäuschte. Irgendwie. So recht wollte einen da kaum etwas aus den Socken hauen - und wenn ich mir nochmal so die Tracklist betrachte: es ist bis heute irgendwie nichts hängen geblieben. Und zu allem Überfluss ist Pharrell dann auch noch für meinen Hass-Song des vergangenen Jahres verantwortlich: "Blurred Lines" von Robin Thicke. Auf der anderen Seite tat er sich aber wiederum auch sehr positiv bei Daft Punks letztjährigem Welthit "Get Lucky" als Gastsänger hervor. 

Momentan geht ja seine aktuelle Single "Happy" durch die Decke, die sich auf der Pole Position der Charts festgesetzt hat und scheinbar riesige Bevölkerungsgruppen zum massenhaften Nachahmen ihres Musikvideos animiert. Sogar eine Bekannte von mir, die sonst doch überwiegend Klassik zu hören pflegt, konnte sich hier eines der seltenen Male für Pop-Musik begeistern. Während quasi der lange Zug der Jubilierenden an mir vorüber zieht, kann ich mich nur ratlos am Kopf kratzen. Denn so recht dahinter gekommen bin ich noch nicht, was genau diesen Hype nährt. Gut, auch bei mir ist der Song etwas gewachsen - aber nachdem ich ihn anfangs gar ziemlich langweilig bis nervig fand, kann ich auch nun nicht mehr als ein "ganz netter Ohrwurm" vergeben. 

Dieser Song war nun erster Vorbote seines zweiten Solowerks, das den Namen "GIRL" trägt. Und ich war vor dem ersten Hören nach all den Erfahrungen mit Pharrell gespannt und verängstigt zugleich. Hat er aus den Fehlern seines Debüts gelernt, oder fährt er die zweite Platte wieder gegen die Wand? Besinnt er sich auf seine wahren Talente, oder muss man nun eine Art "Blurred Lines"-Terror auf Albumlänge befürchten? Die Versprechungen im Vorfeld waren ja schon mal nicht klein: nachdem Williams bei dem Label Columbia Records unterzeichnete, ließen selbige Ende letzten Jahres verlauten, dass es, nachdem Pharrell mit "Blurred Lines" und "Get Lucky" den Pop des Jahres 2013 definiert habe, an der Zeit sei, ihn zum globalen Superstar zu machen - "Happy" sei nur der Anfang! Doch kann das neue Album dieses Versprechen auch einlösen? Naja - vielleicht teilweise. 
Das neue Album fühlt sich nicht mehr nach einem Flickenteppich an, wie dies ja noch sein Vorgänger tat. Und Pharrell mutet hier dem Hörer auch nicht mehr wie zuletzt eine so erschlagende Masse von 16 Songs zu - sondern beschränkt sich auf 10 Stücke. Er startet dabei auch gleich durchweg solide mit dem Opener "Marylin Monroe" (♪♫♪) in die neue Platte: zuerst geht es überraschend mit einem leidenschaftlichen Streicherarrangement los, ehe es sich Pharrell in einem groovy das Tanzbein schwingenden Funk-Pop-Ohrwurm gemütlich macht, der deutliche Erinnerungen an Michael Jackson wach ruft. Auch das minimalistisch produzierte, irgendwie echt hübsch oldschoolig anmutende "Hunter" (♪♫♪) oder die schick funky RnB-Perle "Gush" (♪♫♪) gehen gut durch. 
Ein paar feine Kollaborationen mit anderen Musikern gibt es hier auch zu bestaunen. Die Zusammenarbeit mit Justin Timberlake in "Brand New" (♪♫♪) ist diesbezüglich sehr hörenswert, auch wenn dieser Ohrwurm hinter den beiden großen Perlen der Platte zurück stehen muss: die tatkräftige Unterstützung die ihm Daft Punk auf "Gust of Wind" (♪♫♪) zukommen lassen, mündet in einem catchy tanzbaren, mit Roboter-Gesang angereicherten Disco-Funk-Pop-Schmuckstück, während das von einer Art Raggae-Groove untermalte "Know Who You Are" (♪♫♪) mit Alicia Keys ebenfalls zu einem Highlight der Platte anwächst. Die eher mauen Momente des Albums (zu denen etwa das Duett "Come Get It Bae" mit Miley Cyrus zählen) fallen dabei gar nicht so negativ auf, wie vermutet.

So ergibt das Endprodukt eine erstaunlich runde Platte, die nach mehrmaligem Hören auch noch ein paar potentielle Hits bereit hält. Pharrell Williams hat hier zu meiner Freude die wirklichen Totalausfälle in der Kiste gelassen und ein äußerst geschmackvolles und feines Album zusammen gestellt, das nicht dieselben Fehler wie zuletzt begeht. Was alles aber nichts daran ändert, dass "Happy" für mich auch weiterhin Mittelmaß bleibt.



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