♪♫♪ ...music makes the people come together... ♪♫♪

♪♫♪ ...music makes the people come together... ♪♫♪

Donnerstag, 27. März 2014

Besprochen: KAISER CHIEFS - "EDUCATION, EDUCATION, EDUCATION & WAR"

Die Zeiten der Freibierzelt-Hymnen  sind vorbei - und die Kaiser Chiefs scheinen nun auf ihrem 5. Album auch endlich tüchtig daran zu arbeiten, in Zukunft nicht vor allem für Gassenhauer wie "Ruby" berühmt zu sein. Mit reichlich Erfolg, wie man anmerken muss.

Ich kann mir einfach nicht helfen - wenn es um die Kaiser Chiefs geht, kann es bei mir sehr schnell kritisch werden. Versuchen wir das Dilemma kurz zu umreißen. Im Jahr 2005 ging es ja noch frisch und fröhlich los mit den Briten. Damals, im sogenannten "England-Jahr", als alle paar Wochen ein neues Debüt einer spannenden Newcomer-Band von der Insel herüber kullerte, konnten die Kaiser Chiefs mit ihrem gewitzten Erstling "Employment" und Ohrwürmern wie "I Predict a Riot" oder "Oh My God" gehörig punkten - und sich so gar unter die musikalischen Highlights seines Jahrgangs schmuggeln. Mit dem Zweitwerk "Yours Truly, Angry Mob" und vor allem dem dazugehörigen Hit "Ruby", schafften sie dann auch den ganz großen kommerziellen Durchbruch - waren musikalisch aber endgültig in den Freibierzelten angekommen. Spätestens hier war für mich dann irgendwie der Ofen aus, auch wenn so manch ein Kritiker ihr drittes Album "Off With Their Heads" überzeugen konnte - mich lockte es nicht hinterm Ofen hervor.
Ihr bislang letztes Album "The Future Is Medieval" war dann eine ganz eigenartige Nummer: denn ursprünglich standen online 23 Songs zum Angebot - und der Käufer konnte sich davon insgesamt 10 Stücke aussuchen und so zu einer eigenen Version des Albums zusammen stellen. An sich ja in Zeiten von Internet und mp3, in der sich viele nicht mehr für komplette Alben entscheiden, keine so unclevere Idee. Das dann aber kurz darauf doch noch eine offizielle physikalische Version erschien, welche 14 dieser 23 Songs enthielt, führte das ursprüngliche Konzept ad absurdum - und ließ bei manchem wohl den Verdacht der Geldschneiderei aufkommen. Ach - und während in der iTunes-Deluxe-Edition noch einmal das Paket mit allen 23 Songs erschien, machte die US-Veröffentlichung, die etwas später folgte, die Verwirrung komplett: unter dem veränderten Titel "Start The Revolution Without Me", mit zum Teil veränderter Tracklist und einem weiteren komplett neuen Song. Alle Klarheit beseitigt?
So hinterließen einen die Herren mit reichlicher Verwirrung und einen Wust von Songs, von denen man am Ende nicht mal so richtig wusste, was das alles eigentlich soll.

Viele Gedanken habe ich seitdem nicht an die Kasier Chiefs verschwendet - doch da kommt dieser Tage nun ihr neues und 5. Album "Education, Education, Education & War" herein geschneit. Und auch wenn ich mich anfangs selbst ein wenig zum Hören überreden musste, stimmten mich die ersten Klänge dann doch optimistischer als geahnt. Ihre Zeiten als Klassenclowns und Schunkel-Kombo scheinen endgültig vorbei zu sein - und zum ersten Mal (zumindest in meiner Wahrnehmung) scheinen sie auch emsig daran zu arbeiten, in Zukunft nicht mehr länger hauptsächlich für Hymnen aus dem Freibierzelt berühmt zu sein. Die erste Single "Coming Home" macht dies nun noch einmal als anfangs fast ungewohnt sanfte Midtempo-Perle deutlich, die sich zusehends zur hymnischen Rock-Nummer erhebt.  

Kaiser Chiefs - "Coming Home" from Arts & Crafts México on Vimeo.


Und auch auf weiten Teilen des gesamten Albums klingt die Band doch ziemlich motiviert und macht sich selbst eine Menge Feuer unterm Hintern. Mit "The Factory Gates" (♪♫♪) gelingt ihnen etwa ein mehr als solider Start ins neue Album, welches sich als melodisch mitreißender Rock-Ohrwurm erweist, von schweren Orgeln untermalt wird, mal kleine Abstcher in 80s-Sphären unternimmt und zwischenzeitlich gar ein wenig an Maximo Park erinnern kann. "Misery Company" (♪♫♪) zeigt sich als von 60s-typischen Orgeln geschwängerter, druckvoll nach vorn gehender Britrock-Ohrwurm, "Ruffians On Parade" (♪♫♪) äußert sich in Gestalt eines elektrisierend mitreißenden, evtl. zukünftigen Indie-Disco-Hits, mit "One More Last Song" (♪♫♪) stände auch gleich der nächste treibende Indierock-Ohrfänger mit hohem Mitgröl-Faktor bereit und mit "Meanwhile Up In Heaven" (♪♫♪) geben sie eine nachdenkliche und leidenschaftlich zu Werke gehnde Britpop-Hymne zum Besten, die mit zeitweilig soft barocken Ansätzen und majestätischem Refrian aufwartet. 
Es steht der Band jedoch auch durchaus gut zu Gesicht, wenn sie in wenigen Momenten mal das Tempo drosselt - so wie sie dies dann auch beim Closer "Roses" (♪♫♪) zeigt, einer doch eher nachdenklichen Ballade, die nun zum Ende  die Platte gelungen abrundet. 

So muss ich meine Vorurteile in den Wind schlagen und feststellen: "Education, Education, Education & War" ist eine echt prima Sache geworden. Sicherlich kann man das was sie hier veranstalten nicht innovativ, ausgesprochen neu oder einfallsreich nennen. Handfester und grundsolider Indierock ist das, was einen hier erwartet - gespickt mit mitreißenden Melodien, einigen Ohrwürmern und einer scheinbar unbändigen Spielfreude. Somit ist "Education..." das wohl mit Abstand überzeugendste Album seit ihrem Debüt. Und das habe ich nun wahrlich nicht erwartet.

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen