♪♫♪ ...music makes the people come together... ♪♫♪

♪♫♪ ...music makes the people come together... ♪♫♪

Mittwoch, 15. August 2012

Besprochen: BLOC PARTY - "FOUR"

 Bloc Party are still Bloc Party: 
Auch auf ihrem vierten Album sind die Londoner wieder das, was sie seit eh und je waren - immer anders und doch ganz sie selbst. 
Ein Triumph!

Führen wir uns zu Beginn dieser Rezension (auch zum besseren Verständnis für jene, die mit Bloc Party noch nicht so vertraut sind) noch einmal das Jahr 2005 vor Augen. Das Jahr in dem England brannte - lichterloh. Und zwar musikalisch. Im gefühlten Wochentakt schien ein weiterer Newcomer aus dem Boden zu schießen und ein fabelhaftes Debüt auf den Markt zu werfen. Die Sperrspitze dieses England-Jahres bildete die Indierock-Band Bloc Party, die mit "Silent Alarm" gleich zu Beginn des Jahres ein Debüt vorlegte, dass alles noch kommende überstrahlen sollte. Fingen danach andere Weggefährten der "Class of 2005" an, sich nach und nach in die Belanglosigkeit zu verabschieden, blieben Bloc Party indessen eine der rar gesäten Band, die auch weit darüber hinaus begeistern konnten: 2007 folgte ihr durchweg gelungener und deutlich dunklerer Nachfolger "A Weekend In The City", mit dem die Band verstärkt auf Elektronik setzte. Und 2008, mit ihrem 3. und bislang letzten Album "Intimacy", suchten sie den Weg zwischen den beiden ersten Platten - das sorgte zwar für kein solch in sich geschlossenes Album-Gefühl wie bei seinen Vorgängern, sondern wirkt(e) eher wie eine Ansammlung unterschiedlicher Songs, ohne dabei aber je ihren ureigenen Stil zu vernachlässigen, der sie von Anfang an unverwechselbar machte. Danach war dann aber erst mal Ruhe im Karton - abgesehen vom  Soloalbum "The Boxer", dass Frontmann Kele Okereke im Jahr 2010 in die Welt setzte. Die Zwischenzeit war aber auch geprägt von Gerüchten: immer wieder um eine angebliche Auflösung der Band, und zuletzt soll gar Sänger Kele ausgestiegen, und die restlichen Mitglieder auf der Suche nach Ersatz gewesen sein. Natürlich nur ein Märchen.  Ein großer Scherz, von der Band selbst in die Welt gesetzt, aber von letzterer gänzlich missverstanden. Schadensbegrenzung für den fehlgeschlagenen Schabernack? Ein Bild der Band in Simpsons-Optik via Facebook, versehen mit dem knappen Satz: "Bloc Party are still Bloc Party." Verdammt - das hat Stil.  Doch spätestens mit der Ankündigung ihres neuen und vierten Studioalbums, sollte es auch der Rest der Welt endlich geglaubt haben.  Mit dem schlichten Titel "Four" ist nun dieses Album versehen, mit dem das Quartett nun ihr Comeback begeht. Und das dies wohl ein Spaziergang für sie werden könnte, deutete schon die Vorab-Single "Octopus" an - ein catchy Indierock-Ohrfänger, der die Band noch immer so dynamisch präsentiert, wie zu ihren Anfangstagen.


Und noch ein weiterer Song ist der Öffentlichkeit bereits im Vorwege an die Ohren gedrungen: das wunderbare "Day Four" (♪♫♪) - eine schwerelos schöne, und zugleich tieftraurige, von sanft gezupften Gitarrenakkorden, und gefühlvollen Streichern begleitete Ballade, die einmal mehr Erinnerungen an die frühen Zeiten der Gruppe herauf beschwört. Wer bei diesen Klängen allerdings eine Rückkehr zum Sound des Debüts erhofft, der hat sich zu früh gefreut. Denn diese Songs sind nicht exemplarisch für den Sound des restlichen Albums. Bloc Party sind zwar auch auf Album No.4 noch immer Bloc Party, lassen diesmal die elektronischen Elemente der letzten Jahre vollständig in der Kiste, und schlagen auf gewisse Weise tatsächlich eine Brücke zum Sound der frühen Tage - aber zum Glück noch weit darüber hinaus. Denn: die Welt braucht kein zweites "Silent Alarm" - nichts wäre als Comeback grauenhafter gewesen als der Versuch, erneut an die Genialität der Anfangstage anknüpfen zu können. Doch die Gefahr besteht hier keine Sekunde, denn Produzent Alex Newport, der in der Vergangenheit schon The Mars Volta oder At The Drive-In betreute, hat der Band den dreckigsten Sound ihrer bisherigen Karriere verordnet.  Auf "Four" klingt die Grundatmosphäre roher, widerborstiger und - trotz der gewohnt Haken schlagenden Dynamik - ungeschliffener als je zuvor.  Das machen sie mit einem fulminanten Start deutlich, der wie ein Paukenschlag alle Gerüchte um die Band wegfegt, und klar macht, dass sie wieder ganz da sind: der Opener "So He Begins To Lie" (♪♫♪) startet mit spröde rockenden Gitarrenriffs, wird von Kele's wie immer fabelhaftem Gesang durchzogen wie Lichtstrahlen, und baut sich zur treibenden Art-Rock-Hymne auf, die in ihrer Rohheit beinah sprachlos macht. Aber nur beinah, denn damit ist der Höhepunkt noch nicht erreicht.  So geht es etwa gleich auf "3x3" mit diabolisch geflüstertem und beinah schmerzlich klagendem Gesang, treibenden Gitarrenwänden und einem epischen Refrain weiter - welche in einer wahrhaft wahnwitzigen Post-Punk-Orgie münden. 



Und das enorm melodische, aber rotzig treibende "Kettling" (♪♫♪), spielt dann sogar mit zu meiner eigenen Überraschung enorm geglückten Nu-Metal-Elementen, während das explosive "Coliseum" (♪♫♪) in guter alter Manier einer eher nachdenklichen US-Singer/Songwriter-Nummer beginnt, und dann bei ziemlich genau 1 Minute Spielzeit urplötzlich zum Galle speienden und brachialen Hard-Rock-Monster mutiert.  Doch auf "Four" gibt es natürlich nicht nur auf die 12 - auch die Balladen beherrschen sie noch immer blind. Und auch hier verzeichnet sich ein leichter Wandel: so ist etwa "Real Talk" (♪♫♪) eine melancholische Indie-Perle von berückender Schönheit, die sich aber in Form von behutsam angeschrammelten Gitarrenakkorden ein paar winzige Ecken und Kanten vorbehält. Das im Midtempo angesiedelte "Truth" (♪♫♪), dass wieder mal eine Bloc-Party-typische Melodie zum dahin schmelzen mit sich bringt, oder die herzwringende Ballade "The Healing" (♪♫♪), hätten wiederum schon auf dem Debüt in der obersten Liga mitspielen können. Da diese beiden Songs den Ausstieg des Albums scheinbar ruhig und in sich gekehrt gestalten, darf der arglose Ersthörer jedoch gewarnt sein - denn zum Finale mit "We're Not Good People" (♪♫♪), fletschen Bloc Party erneut kräftig die Zähne und lassen nochmal ordentlich die Gitarren dröhnen und die Wände wackeln. Und trotz dieser in Worten umschrieben scheinbar deutlichen stilistischen Gegensätze, schaffen sie es mit "Four" wieder ein Album zu kreieren, dass auch tatsächlich wie solch eines klingt.
Dieses Album wird aber dennoch wieder manch einem kräftig vor den Kopf stoßen - und das ist auch verdammt nochmal gut so. Denn mit "Four" hat die Band wieder zu sich selbst gefunden, und klingt dabei so relevant und überzeugend, wie wahrscheinlich seit ihrem Debüt nicht mehr. Es ist ein Album das schmachtet, hypnotisiert und mitreißt, dass Gift spuckt, keift und vor Wut oft nur so rast - es am Ende aber immer nur gut mit uns meint. Ein Triumph auf ganzer Linie!


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen