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Montag, 13. August 2012

Ausgegraben: FRANK OCEAN - "NOSTALGIA, ULTRA." (2011)

Wer kostenlose Mixtapes für unwichtig hält, der hat Frank Ocean's letztjähriges Debüt-Mixtape "nostalgia, ULTRA." noch nicht gehört. Ein wahrer Meisterstreich, der den Grundstein für sein fantastisches Debütalbum "channel ORANGE" in diesem Jahr legte - und nun auch endlich hier Erwähnung finden soll!

Der junge US-amerikanische Soul- und RnB-Künstler Frank Ocean ist ja nun wahrlich kein unbeschriebenes Blatt mehr. Kürzlich veröffentlichte er sein Debütalbum "channel ORANGE", dass nicht nur unter amerikanischen Kritikern mit begeistertem Jubel aufgenommen wurde - auch der deutsche Musikexpress machte es zu seiner Platte des Monats, und stellte folgerichtig fest: "Mit dem ersten großen Auftritt des Sängers aus L.A., ändert sich der RnB." Die Betonung liegt hier allerdings auf "groß", denn sein erster Auftritt war dieses Debütalbum nicht. Im vergangenen Jahr veröffentlichte der junge Mann sein erstes Mixtape - eine mittlerweile sehr anerkannte Kunstform, die viele Künstler zu verschiedenen Zwecken nutzen, häufig aber um sich auszuprobieren, zu experimentieren und neue Ideen zu erkunden, ohne dies zwangsläufig auf einem Album tun zu müssen. Oder eben als die ersten musikalischen Gehversuche, und um sich einer breiteren Masse bekannter zu machen. Daher werden sie auch heutzutage häufig kostenlos zum Download angeboten. So auch bei "nostalgia, ULTRA." (man beachte auch die identische offizielle klein-große Schreibweise der Titel seines Mixtapes und seines Debütalbums), mit dem sich Frank Ocean der Öffentlichkeit vorstellte. Doch dieses Mixtape ist nicht wie jedes andere Mixtape. Denn immer wieder hat man das Gefühl, es hier mit einem regulären, vollwertigen Album zu tun zu haben. Das einzige was darauf hindeutet, ist die häufigere Verwendung von Samples, die auch mal ganze Songs umspannen können. Genau dies ist ja der Vorteil bei Mixtapes - da sie (wie auch in diesem Fall) vollkommen unkommerziell sind, dienen Samples als weiteres Instrument, sich kreativ auszutoben. Hier wird man auch gleich zum Einstieg mit so einem begrüßt...obwohl: kann man das noch sampeln nennen, was Ocean da auf "Strawberry Swing" (♪♫♪) so treibt? So nimmt er sich als Grundlage den gleichnamigen Song von Coldplay, inkl. kurzer Gesangssamples von Chris Martin, und macht seine ganz eigene Interpretation daraus. Das könnte man unter Umständen einfallslos schimpfen, würde das Endergebnis in diesem Fall nicht so deutlich besser ausfallen, als das Original auf dem es basiert. Ähnliches begegnet einem dann auch bei "American Wedding" (♪♫♪), dass auf "Hotel California" der Eagels basiert, und dem Original ohne weiteres auf Augenhöhe begegnen kann. So behält er zwar die komplette originale Melodie bei, macht sich den Song aber dennoch vollständig zu Eigen.


Auf "Nature Feels" (♪♫♪) schnappt er sich dann gar fast vollständig MGMT's "Electric Feel", und macht einen weiteren, aber dennoch anderen großartigen Pop-Song daraus, der gleichfalls seine eigene als auch MGMT's musikalische Genialität zur Schau stellt. Und in "There Will Be Tears" (♪♫♪) bedient er sich in ähnlich hervorragender Manier am famosen gleichnamigen Song von Mr.Hudosn - und vermag dem in seiner Fassung durchaus noch etwas hinzuzufügen. Und das im leider nur 22-sekündigen "Bitches Talkin'" (♪♫♪) Radiohead's "Optimistic" aufgegriffen wird, ist dennoch die Erwähnung wert. Denn durch solche Genregrenzen sprengenden Experimente, erweitert er das Jagdrevier des zeitgenössischen Soul und RnB. Zumindest und vor allem für sich selbst. Doch auch was er hier allein - ohne berühmte Samples ausgestattet - auf die Reihe kriegt, ist außerordentlich bemerkenswert. So nehme man etwa die tolle erste Single, das getragene und eher nachdenkliche "Novocane" (♪♫♪), oder die mindestens ebenso gute zweite Single "Swim Good" - ein einnehmender RnB-Pop-Hit der hängen bleibt...und auch mich auf den jungen Mann aufmerksam machte. Des weiteren hervorzuheben sei die von einem zurückhaltenden Flow begleitete und warme Soul-RnB-Perle "We All Try" (♪♫♪), das geniale, von sanftem Piano untermalte und nachdenkliche "LoveCrimes" (♪♫♪), welches Dialoge aus dem Film "Eyes Wide Shut" verwendet, oder dass minimalistische und mit ziemlich geilen, ungeraden Beats und sachte zwitschernden Synthesizern ausgestatte "Dust" (♪♫♪). Ein gänzlich hervorragendes Mixtape, dass sozusagen den Grundstein für das legte, womit er dieser Tage auf seinem Debütalbum "channel ORANGE" den RnB auf den neuesten Stand brachte - und den Besten seit Jahren. Wer "nostalgia, ULTRA." noch nicht für sich entdeckt hat, der sollte dies also dringend nachholen!


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