♪♫♪ ...music makes the people come together... ♪♫♪

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Freitag, 5. August 2011

Diskografie-Special: AMY WINEHOUSE

Im Sommer 2011 sollte eine Ära zu Ende gehen - auch wenn sie nur sehr kurz war. Und wild. Am Nachmittag des 23.Juli diesen Jahres, starb Amy Winehouse im Alter von nur 27 Jahren. Es sollte der Tod eines großen, beliebten und hochbegabten Stars sein. Und ein Tod, der für viele nicht allzu unerwartet kam. Das sie sich mit ihrem exzessiven Alkohol- und Drogenkonsum eines Tages zugrunde richten würde, befürchteten die meisten, die ihre zahlreichen Skandale, Zusammenbrüche, Ausschweifungen oder Entzugsversuche mitverfolgten. Und doch ist es wie bei vielen großen Stars, die plötzlich aus dem Leben gingen - ob nun Jimi Hendrix, Janis Joplin, Michael Jackson oder Kurt Cobain...fast jeder konnte den Abgrund sehen, auf den sie zusteuerten, hoffte aber insgeheim, dass sie vorher doch noch die Notbremse finden würden. Doch sie fanden sie nicht - ebenso wie Amy Winehouse. Doch wollen wir an dieser Stelle nicht über die Umstände ihres Todes mutmaßen - zumindest solange die Todesursache noch unklar ist, wie zum aktuellen Zeitpunkt der Fall. Vielmehr geht es mir hier im speziellen auch nicht darum, ihre Skandale und ihre Ausschweifungen erneut durchzukauen. Die Boulevardpresse wird schon genügend Papier damit verschwenden, all diese einstigen Fehltritte für die nächsten Generationen zu konservieren. Doch hier soll es um etwas viel wichtigeres und vor allem GEwichtigeres gehen, dass sie der Nachwelt hinterlässt: ihre Musik! Denn sie wurde innerhalb nur weniger Jahre zu nicht weniger, als einer DER größten Soulstimmen unserer Zeit. Konkurrentinnen wie Adele mögen ihr durchaus (und zum Teil gar berechtigt) gefährlich geworden sein, aber war es doch Amy, die den klassischen Soul wieder in die Herzen der Menschen zauberte - und eine Schleuse öffnete für viele die es ihr erfolgreich nachmachten. Denn auch eine Adele hätte ohne Amy nicht den Erfolg den sie heute hat. Doch kommen wir nun zu ihrer Musik, welche der Nachwelt immer bleiben wird. Und dazu kann man nur sagen: zum Glück! Denn wer Soul nur im Ansatz zu schätzen weiß, der konnte die Musik von Amy Winehouse nicht ignorieren. Nur 2 Alben und einige weitere Songs sind zu ihren Lebzeiten erschienen. Doch um eben diese soll es nun hier gehen...bei dessen Bewertung ich nicht anders kann, als einen etwas persönlicheren Charakter als hier sonst üblich mit einfließen zu lassen. Doch eines sei klar gestellt: Ihr Tod hat hier keinerlei Einfluss auf meine Bewertung der Musik. Diese bewerte ich ebenso, wie ich es auch sonst getan hätte. Nun aber lasse ich ihre Musik für sich sprechen....



"FRANK" (2003)

Als ich im Januar 2005 zum ersten Mal (durch den Musikexpress) auf das Debütalbum "Frank" von Amy Winehouse aufmerksam wurde, geschah dies durch das Hören des daraus stammenden Songs "Fuck Me Pumps" (♪♫♪). Und diesem erfrischenden, catchy von HipHop-Beats unterlegten Soul-Ohrwurm, konnte ich auf Anhieb nicht widerstehen - dieser im heutigen Showbiz nahezu einzigartigen Stimme, die Erinnerungen an große Souldiven wie Ella Fitzgerald weckte, erst recht nicht. Und so kam es, dass ich tags darauf ihr Debütalbum meine Eigen nannte. Doch was mich auf "Frank", das sie im Alter von nur 19 (!) Jahren aufnahm, erwarten würde, dass war mir zu diesem Zeitpunkt sicherlich noch nicht klar. Doch schon nach dem ersten Hördurchlauf, hatte sie bei mir bereits alle Türen eingerannt. Denn was hier nach und nach aus den Boxen perlte, sollte in seiner Summe nichts geringeres ergeben, als eines der größten und famosesten Soulplatten der 2000er - so ist es etwa auch in meiner hier bereits vor 11/2 Jahren veröffentlichten Liste, der für mich persönlich besten Platten der vergangenen Dekade vertreten. Die Gründe dafür dürften für jeden auf der Hand liegen, der diesem Album aufmerksam lauscht. Es sind die fast ausnahmslos fabelhaften und authentischen Soulperlen und die frische, aber zugleich traditionell soulige Produktion, die dieses album von den meisten anderen seiner Dekade abhob. So etwa wie das jazzig-melodische und leidenschaftliche "Stronger Than Me" (♪♫♪), das gleich zu Beginn ein paar kräftige Sonnenstrahlen durch die Boxen jagt. Und auch das darauf folgende "You Sent Me Flying" (♪♫♪) steht dem mit schleppenden Beats, perlendem Piano und fantastisch eindringlich-mitreißendem Gesang, in nichts nach. Mit zärtlich verspieltem Piano, und sachte eingesetztem, jazzigen Saxofon, gibt sie mit "(There Is) No Greater Love" (♪♫♪) eine wunderbare Soul-Jazz-Ballade zum besten. Auf "In My Bed" (♪♫♪) erwartet uns großartiger und formvollendeter Soul-Pop, mit deutlich oldschooligem HipHop-Flair. Und daneben gibt es dann noch das verträumte und herrliche "Take The Box" (♪♫♪), dass melancholisch anmutende und ganz und gar grandiose "What Is It About Men" (♪♫♪), oder den ziemlich blumigen und lockerflockigen Ohrfänger "Help Yourself"(♪♫♪), der aus heutiger Sicht so wirkt, als hätte sie schon einst eine Botschaft für ihr zukünftiges Ich hinterlassen: "I can't help you if you won't help yourself."
Ein großartiges Retro-Soul-Meisterwerk, dass durch seine stete aber nicht zu aufdringliche HipHop-Ästhetik eine frische Note besitzt, die den klassischen Soul der 60er großartig in das neue Jahrtausend beamte. Ein süchtig machendes und berauschendes Soul-Vergnügen, dass man auch in 20 Jahren noch mit schmelzender Seele auflegen wird.








"BACK TO BLACK" (2006)

Das zweite - und letzte - Album der Amy Winehouse, sollte ihr den endgültigen Durchbruch zum weltweit gefeierten Superstar bringen, zur wohl größten Soulstimme unserer Zeit. Und es war mit einem gewissen Stilwandel verbunden. "Back To Black" sollte eine merkbar melancholischere Facette in ihrem Schaffen darstellen. Für Liebhaber des Debüts konnte allerdings der plötzliche Bläserbombast, den Produzent Mark Ronson seinem neuen Schützling angedeihen liess, aber doch ein wenig befremdlich wirken. So wie auch bei mir einst der Fall. Doch hat man sich erstmal damit abgefunden, kann man sich damit auch schnell mehr als nur anfreunden. Denn gibt man sich diesem Album und all seinem Gefühl voll und ganz hin, dann purzeln die Perlen nur so aus den Boxen. Und in einigen von ihnen, waren ihre Probleme bereits deutlich zu erkennen. Schon der Opener und erste Single "Rehab" (♪♫♪), ein ungemein catchy und mitreißender Soul-Pop-Kracher, kündete von dem Widerwillen der Künstlerin, an einer Entziehungskur teilzunehmen. Das wunderbare "You Know I'm No Good" (♪♫♪) zeigt dann den ersten melancholischeren Moment des Albums - und es soll nicht der letzte bleiben. Denn trotz solch lebensbejahenden Beiträgen, wie etwa dem tollen und schwungvollen Ohrfänger "Tears Dry On Their Own" (♪♫♪), oder der hübsch abgehangenen Soul-Perle "Me & Mr. Jones" (♪♫♪), hat "Back To Black" dennoch einen deutlich dunkleren Anstrich als sein eher optimistischer Vorgänger. Das macht sie vor allem im Titelsong "Back To Black" (♪♫♪) deutlich - einem düsteren und melancholischen Soul-Pop-Juwel, und einer ihrer vielleicht besten Songs. Und auch im nachdenklichen "Wake Up Alone" (♪♫♪), dem herzerweichenden "Love Is A Losing Game" (♪♫♪), oder dem sanft wehmütigen "Some Unholy War" (♪♫♪), setzt sich diese Stimmung fort. "Back To Black" sollte somit zum großen Durchbruch, und zugleich zum letzten künstlerischen Vermächtnis von Winehouse werden. Und eine große Soul-Platte wird sie wohl für immer bleiben. Zwar konnte sie nicht ganz an die große Klasse des Vorgängers "Frank" anknüpfen, kommt aber gefährlich nah heran. Und es wird dennoch das Album sein, auf das die Menschen als erstes zurückblicken werden. Denn "Back To Black" ist zwar nicht ihr bestes Album, aber eines das so sehr ihre Seele und ihren Geist atmet, wie es das kein anderes könnte.







Doch es gab noch mehr Musik von Amy Winehouse, die abseits ihrer 2 einzigen Studioalben veröffentlicht wurde. Am bekanntesten davon wohl der 2007er Hit "Valerie" (♪♫♪), ein zusammen mit Mark Ronson produziertes Cover der britischen Indieband The Zutons. Und im selben Jahr veredelte sie zudem die Solosingle "B Boy Baby" (♪♫♪) vom Ex-Sugababe Mutya Buena . Aber da war noch mehr. Etwa im letzten Jahr ihr Cover des Klassikers "It's My Party" (♪♫♪) von Leslie Gore, welches in Kollaboration mit Quincy Jones entstand. Doch gehen wir noch weiter zu ihren Anfängen zurück: Im Jahr 2004 steuerte sie die liebliche Ballade "Will You Still Love Me Tomorrow" (♪♫♪) zum Soundtrack der erfolgreichen britischen Komödie "Bridget Jones: Am Rande des Wahnsinns" bei. Im Jahr 2005 glänzte sie dann als Duettpartnerin des Newcomers Tylor James, auf der warmen Ballade "Best For Me" (und auf seinem Debütalbum wirkte sie zudem bei 2 weiteren Songs als Co-Autorin mit). Und im Jahr 2008 erschien dann das verträumte "Fool's Gold" (♪♫♪) auf dem Soundtrack zum Kinofilm von "Sex And The City". Aber auch in diesem Jahr wird es noch mindestens einen Song mit ihr zu hören geben: Im September erscheint das Album "Duets II" von Tony Bennett, auf dem sie gemeinsam den 30er-Jahre-Jazz-Klassiker "Body And Soul" interpretieren.
Aber mit Sicherheit wird dies lange noch nicht alles gewesen sein - noch kein großer Künstler blieb nach seinem Tod davon verschont, dass sein musikalischer Nachlass aus den Archiven gegraben und in manchmal wunderlichster Qualität an die hungrigen Massen verfüttert wurde. Eines der berühmtesten Beisspiele dafür ist etwa Jimi Hendrix, dessen Erbe bis heute kräftig ausgeschlachtet wird. Und so wird es mit Sicherheit auch bald Amy Winehouse ergehen, die ja nun neben ihm und weiteren großen Künstlern wie Kurt Cobain, Janis Joplin oder Jim Morrison, dem Club27 angehört - sie alle waren Vollblutmusiker, die ihr Leben unter das Motto "Live Fast, Love Hard, Die Young" stellten. Sie alle wurden nur 27 Jahre alt. Aber sie alle waren Genies.
Auch wenn - realistisch betrachtet - das tragische Ende der Amy Winhouse abzusehen war, so war und ist ihr Tod dennoch für viele ein Schock. Es ist der Tod einer Jahrhundertstimme, die den Kampf mit ihren inneren Dämonen endgültig verloren hat.
Ein gefallener Engel ist nach Hause zurückgekehrt.

Ruhe in Frieden, Amy.

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