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Samstag, 14. Juli 2012

Besprochen: FRANK OCEAN - "CHANNEL ORANGE"

Frank Ocean macht mit seinem Debüt den RnB wieder interessant - und lässt weite Teile der Konkurrenz mit Leichtigkeit hinter sich.

Schon im vergangenen Jahr gab es einen Menge Aufregung um den jungen Newcomer Frank Ocean. Der amerikanische Sänger und Songwriter ist quasi der Bro von Tyler, The Creator, arbeitete bereits mit Größen wie Kanye West, und veröffentlichte 2011 mit "Nostalgia, Ultra" ein großartiges Mixtape zum Nulltarif, dass etwa das famose "Swim Good" enthielt und von Kritikern zurecht umjubelt wurde. Nun schickt er endlich sein lang erwartetes Debütalbum "Channel Orange" hinterher. Und damit zeigt er sich ähnlich vielseitig, wie dies schon sein letztjähriges Mixtape vormachte. Zwar ist Ocean deutlich im modernen RnB und Neo-Soul verwurzelt, was ja immer HipHop-Aspekte mit sich bringt - aber auch andere Elemente bringt der junge Mann hier spielend unter, wenn auch vielleicht nicht so offenkundig, wie dies bisher der Fall war. Als Endresultat klingt "Channel Orange" vielseitig und wie aus einem Guss zugleich. So  offenbart er uns gar jene entscheidenden Faktoren, die den zeitgenössischen RnB wieder so spannend machen, dass man sich von seinen Konkurrenten angewidert abwenden, und stattdessen nur noch dem lauschen will, was Ocean alles zu sagen hat. Und das ist eine ganze Menge, wenn man sich "Channel Orange" aufmerksam anhört. Schon die Vorboten sollten verdeutlichen, was einem auf seinem Erstlingswerk so alles blühen würde. Angefangen mit der ersten Single "Thinking About You", eine auf atmosphärischen Streichern, verchillten Soundschwaden und sanft puckernden Beats schwebende RnB-Ballade, die trotz ihrer Unaufgeregtheit beinah alles in den Schatten stellt, was dieses Genre in diesem Jahr sonst so hervorbrachte.
 

Doch die zweite Single "Pyramids" (♪♫♪) will noch viel mehr: ein 10-minütiges, Funken sprühendes Epos aus zart schmelzendem RnB, grandiosem Pop-Appeal, starken 90-Einschlägen, saftig elektronischen Elementen - die etwa in einer fabelhaften Synthie-Hookline ihren Höhepunkt erreichen - und Frank Oceans wunderbarer Stimme, die all dem erst richtiges Leben einhaucht. Ein Haken schlagendes, und doch in sich vollkommen schlüssiges Songjuwel, dass der NME bereits mit Prince' Klassiker "Purple Rain" in Verbindung brachte. Doch das waren erst jene Songs, die von dem kündeten, was bald noch alles folgen könnte. Und er enttäuscht auch auf Albumlänge in keinster Weise. Man beachte etwa das ganz und gar bezaubernde "Sierra Leone" (♪♫♪), gefolgt von der entspannten und zugleich leidenschaftlichen, sommerabendliche Vibes ausstrahlenden Soul-Pop-Perle "Sweet Life" (♪♫♪). Als weitere Highlights empfehlen sich das getragen melodische "Lost" (♪♫♪), der charmante und mit lässigem Flow gesegnete Ohrwurm "Super Rich Kids" (♪♫♪), die von bedächtigen Orgeln untermalte Ballade "Bad Religion" (♪♫♪), die wie in Zeitlupe daher gleitende, nachdenkliche RnB-HipHop-Perle "Pink Matter" (♪♫♪), die neben Raps von Andre 3000 auch wunderbar funky Gitarren zu bieten hat, das melodisch leichtfüßige und von Tyler, The Creator unterstützte "Golden Girl" (♪♫♪), welches nur auf dem physischen Album enthalten ist, oder eben das federleichte und warme "Forrest Gump" (♪♫♪).
So ist das Album zwar gerade erst frisch auf dem Markt, aber die Presse bedenkt es bereits mit frenetischem Jubel, und versieht es mit reihenweise Höchstwertungen. Ein Wunder ist das nicht, denn was Ocean hier abliefert, ist wahrhaft erstaunlich - gerade für einen so jungen Künstler, und erst recht im zeitgenössischen RnB. Aber damit es auch hier für die Höchstwertung gereicht hätte, hätte man sich bei "Channel Orange" ab und an dann doch ein paar größere Überraschungen gewünscht. So kann sein Debütalbum zwar nur knapp an die Vielseitigkeit seines letztjährigen Mixtapes anknüpfen, aber dafür das er hier auf weitaus weniger prägnante Samples zurück griff (so wie er zuletzt noch weite Teile von Songs von Coldplay oder den Eagles verwendete), kann sich das alles verdammt gut sehen lassen. Und vor allem mit der hohen Qualität mit er all das hier umsetzt, mit Songs die nach mehrmaligem Genuss immer weiter wachsen, kann er am Ende dennoch auf ganzer Linie  überzeugen. So macht Frank Ocean mit seinem Debüt den US-amerikanischen RnB endlich wieder spannend - und das soll ihm dieser Tage erst mal einer nachmachen.

Nachtrag vom 07.September 2012: Wie das Schicksal es so will, ist das Album in den vergangenen Wochen tatsächlich noch einmal so gewachsen, dass ich nun den restlichen halben Stern dazu legen, und somit nun doch die Höchstwertung geben muss. Und das hat dieses Album auch verdammt nochmal verdient.



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