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Freitag, 4. November 2011

Besprochen: THE BEACH BOYS - "THE SMILE SESSIONS"

Nach 44 Jahren erblickt das am sehnlichsten erwartete Album der Pop-Geschichte endlich das Licht der Welt: Smile! So wird die Musikgeschichte nun nachträglich um ein essentielles Meisterwerk bereichert!

Ursprünglich sollte "Smile" im Jahr 1967 als das 12. Album der Beach Boys erscheinen. Doch dazu sollte es bekanntlich nicht kommen. Für die Gründe gibt es die verschiedensten Meinungen. Die einen geben den Differenzen innerhalb der Band die Schuld, andere führen es auf Vertragsschwierigkeiten mit ihrem Label zurück - und laut einer weiteren Legende soll Brian Wilson, kreativer Kopf der Band, die Flinte ins Korn geworfen haben, nachdem er zum ersten Mal die einst neue Beatles-Single "Strawberry Fields Forever" im Radio hörte. Was auch immer der Grund war, Fakt ist: Auch bedingt durch die Veröffentlichung des Jahrhundert-Meisterwerks "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" der Fab Four, wurden Wilsons Ambitionen scheinbar endgültig zunichte gemacht, sein Lebenswerk "Smile" zu Ende zu führen. Seine Kreativität war gebrochen, und auch durch verstärkte psychische Probleme zog er sich immer mehr aus der Öffentlichkeit zurück. Und von nun an wird es ein wenig kompliziert. Denn verschiedene Songs, die für "Smile" vorgesehen waren, landeten mit der Zeit in zum Teil veränderten Versionen auf anderen Alben der Band, und im Jahr 2004 veröffentlichte Brian Wilson eine von vielen zwiespältig betrachtete Solo-Neueinspielung des Albums als "Brian Wilson presents Smile" - und illegale Bootleg-Ausgaben der einstigen Aufnahmen geisterten über die Jahrzehnten auch immer wieder durch die Landschaften. So mauserte sich "Smile" zu dem wohl berühmtesten unveröffentlichten Album aller Zeiten. Doch nach 44 Jahren ist nun Schluss damit - man kann sagen, das eine Ära zu Ende geht. Denn dieses Jahr setzte sich Wilson endlich hin, um die einstigen Original-Aufnahmen zu vollenden. Das Ergebnis nennt sich "The Smile Sessions" und enthält 2 CDs. Die erste birgt das fertiggestellte Original-Album, inkl. einiger Bonus Tracks. Und "Smile" sollte sich ebenso wie ihr zuvor veröffentlichtes Jahrhundertmeisterwerk "Pet Sounds", vom einst typischen Surf-Pop der Band emanzipieren - und sogar noch einen Schritt weiter gehen. Noch versponnener, noch psychedelischer und noch kreativer sollte "Smile" werden. So wurde für seine Entstehung (ähnlich wie die Beatles es bei ihrem "Sgt. Pepper" taten) auch reichlich mit LSD experimentiert, auf der Suche nach neuen künstlerischen Quellen. Der wohl bekannteste Song des Albums ist bereits seit mehr als 4 Jahrzehnten ein Klassiker, und sollte die Brücke vom alten Sound, zu den neuen Soundsphären schlagen: Der famose Album-Closer "Good Vibrations" (♪♫♪), der fantastischen Psychedelic-Pop mit dem typischen Surf-Pop der Beach Boys verbindet. Doch was davor schon alles auf der Scheibe passiert, lässt einem kräftig die Kinnlade zu Boden krachen. Zu Anfang begrüßt uns mit "Our Prayer" (♪♫♪) die Band mit einem feierlichen Chor, und sorgt für den ersten von vielen magischen Momenten. Mit "Heroes & Villains" (♪♫♪) gehts dann so richtig los - und zwar mit einem herausragenden Stück Psychedelic-Pop, dass aus den verschiedensten und buntesten Fragmenten einen zeitlosen Klassiker schmiedet. Mit "Do You Like Worms (Roll Plymouth Rock)" drehen sie uns ein psychedelischen und bewusstseinserweiternden Trip in die Hirnwindungen, dass einem ganz schwindelig wird vor Freude. "Cabin Essence" (♪♫♪) vezaubert als bedrogter und facettenreicher Psychedelic-Baroque-Pop, dem dann die treffend betitelte Ballade "Wonderful" folgt, welche im gleichen Soundkosmos schwebt. "Surf's Up" (♪♫♪) ist nicht weniger als ein erhabenes und zeitlos großartiges Pop-Juwel, dass den Beatles Konkurrenz machen kann, und das Instrumental "The Elements: Fire" spukt als paranoider Psych-Rock mit Tiefenwirkung umher. Nach dem Album geben dann die Bonus-Tracks, aber vor allem die zweite Disc einen spannenden Einblick in die Entstehung des Albums, anhand von diversen Mixes, Demo-Versionen oder Original-Studio-Sessions. Und doch ist es vielmehr die komplette Atmosphäre des Gesamtkunstwerkes "Smile", die dieses Album so außergewöhnlich macht. Quasi jede Sekunde atmet den kreativen und umtriebigen Geist des "Summer of Love" - und in der Summe bilden all die vielen verschiedenen Klangkonzepte, Samples und Song-Fragmente ein essentielles Stück Pop-Geschichte, dass sogar ihren Vorgänger "Pet Sounds" weit hinter sich lässt. Wäre es wie geplant 1967 erschienen, es würde gewiss bis heute zu den besten Alben aller Zeiten zählen. Höchste Zeit dies nachzuholen, denn "Smile" ist nun auch offiziell das, was man sich über all die Jahrzehnte davon erhofft hat: Ein Meisterwerk par excellence.

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