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Sonntag, 29. Mai 2011

Besprochen: PATRICK WOLF - "LUPERCALIA"

Düster und Experimentell war gestern. Heute tupft uns Patrick Wolf ein in Pastellfarben gemaltes Album über die Liebe. Noch nie wurde bei ihm so viel geknutscht wie hier.

Patrick Wolf war schon immer ein Ausnahmetalent. 2003, im zarten Alter von 20 Jahren, legte der Multiinstrumentalist sein fast im Alleingang geschaffenes Debüt "Lycantrophy" vor, das in seiner Mischung aus irischer Folklore und Elektronik von Björk'scher Futuristik, seiner Zeit um Jahre voraus war. Der Nachfolger "Wind In The Wires" (2005) führte dieses Klangkonzept kongenial weiter - ehe er dann mit seinem dritten und ungewohnt poppigen Werk "The Magic Position" (2007) den kommerziellen Durchbruch schaffte, aber künstlerisch nicht mehr ganz so zu überzeugen vermochte. Doch nach diesem Zugeständnis an seine Plattenfirma, trennte er sich von selbiger und ging auf seinem 4. Album "The Bachelor" (2009) wieder zu seinen düsteren Wurzeln zurück. Letzteres war wiederum ursprünglich als Doppelalbum mit dem Titel "Battle" geplant, sollte dann aber doch getrennt voneinander erscheinen. Doch den Titel des geplanten 2. Teils "The Conquerer" verwarf Wolf bald wieder. Aber in wenigen Tagen steht nun das von einigen mit Spannung und Hoffnung erwartete 5. Album mit dem neuen Titel "Lupercalia" des exzentrischen Briten in den Läden. Und hier hat er zu unserer Überraschung den Pop für sich wiederentdeckt. Wie in Pastellfarben gemalte Liebeslieder werden hier offenbart, die für Verehrer seiner frühen Werke sicherlich ordentlich gewöhnungsbedürftig sein werden. Kannte man aus früheren Tagen noch verstörende Elektro-Elemente und Wolf's Stimme, die sich bisweilen auch in schmerzverzerrten Schreien oder düsterem Raunen ausdrückte, kommen diese hier auch in wesentlich optimistischeren und fluffigeren Tönen daher. Auch die Lyrics sind nicht mehr so kryptisch wie bislang, alles hier ist laut Sänger direkt aus dem Leben gegriffen. Davon zeugten in den vergangenen Wochen und Monaten bereits die Vorab-Singles: "Time Of My Life" (♪♫♪), der erste Vorgeschmack auf "Lupercalia", präsentierte sich als beherzte, von Streichern fulminant begleitete kleine Hymne auf die Liebe, "The City" (♪♫♪) kam mit Saxofon als waschechter Ohrwurm und mit reichlich guter Laune des Weges, und die neue Single "House" (♪♫♪) reiht sich hier als romantische und sehnsüchtige Pop-Perle ein. Und damit wäre der grundlegende Klangcharakter seines neuen Werkes auch perfekt umrissen. Verehrer seiner frühen Tage werden hier auf exeprimentelle Soundsperenzchen und düstere Klänge vergeblich warten - werden aber mit so manch herrlichen und schwelgenden Pop-Spielereien entlohnt, die durchaus Laune und Lust auf mehr machen können. "The Future" (♪♫♪) gibt sich ganz euphorisch, "Armistice" (♪♫♪) fällt mit Piano und Chor etwas melancholischer und balladesker aus, "Slow Motion" hält zarte Anspielungen auf Kraftwerk bereit, und "Together" bringt einen willkommen soften Dance-Groove und eine wunderbare Melodie mit ins Spiel.
Neben all diesen durchaus positiv zu wertenden Attributen, wird eines doch zur Gewissheit: Das all dies hier herzlich wenig mit dem zu tun hat, was einem Patrick Wolf einst so an genialen Skurrilitäten um die Ohren schleuderte. Keine Experimente - aber die wollte Wolf hier auch gar nicht haben. Er wollte weg vom Industrial-Sound des Vorgängers und stattdessen ein weniger provokatives und klareres Album schaffen. Bei "Lupercalia" werden sich jedoch die Geister mit Sicherheit scheiden: Für die einen mag das ganze oft brav, seltener auch mal kitschig und mehrheitlich sehr massenkompatibel anmuten. Und die anderen werden sehnsüchtig zu seinen in butterweichen Melodien getupften neuen Songs kuscheln und knutschen, und sie mit schmelzender Seele in ihr Pop-Herz schließen. Und am Ende haben dann doch beide Recht.



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