Der erste wichtige Newcomer des Jahres paart gute alte britische Songwriterkunst, mit avantgardistisch-futuristischer Elektronik. Und trifft genau ins Schwarze!
Den Namen James Blake sollte man sich in diesem Jahr dick hinter die Ohren schreiben. Der 22-jährige Londoner studierte an der Goldsmiths Universität Populäre Musik und veröffentlichte 2009 seine erste 12", welcher im Jahr 2010 drei weitere EP's folgten - und jedes mal konnte das Herz von Musikfreunden der elektronischer zugewandten Machart vor Freude hüpfen. Nun steht uns das Debütalbum des jungen Mannes ins Haus, mit dem er sich auf Anhieb zum ersten wichtigen Newcomer des Jahrgangs 2011 qualifiziert. Beste britische Songwriterkunst verbindet er auf seinem selbstbetitelten Werk mit minimalistischen, vorwärtsgewandten Elementen aus Electronica und Dubstep, gecuttetem Gesang und Vocoderspielereien. Sicherlich mag derlei Verquickung für manchen nicht neu wirken - doch was James Blake von vielen seiner Mitstreiter unterscheidet, ist Seele. Und eine künstlerische Vision. Wunderbare Oden gibt der junge Mann hier zum Besten, die sich mal im folkloristischen abspielen, dann wieder den Pop glorifizieren, oder ganz und gar im Singer/Songwriter-Fach ansiedeln...aber am Ende immer ganz große Kunst sind. Und wie er die Songskizzen hier in elektronischen Farben ausmalt, ist an Homogenität kaum zu überbieten. The XX nennt der Künstler als entscheidenden Einfluss für sein Album - was vor allem in dem Minimalismus und der Eindringlichkeit der Kompositionen seine Berechtigung findet.
Die Kontraste seines Schaffens zeigt er besonders deutlich in "I Never Learned To Share", das als fragile Acapella-Ballade beginnt, stetig an Intensität zunimmt und zum Ende hin in einem beinah verstörend-elektronischen Rausch gipfelt. Mit dem Opener "Unluck" gibt er eine künstlerisch hochwertige und ganz und gar wunderbare Ballade zum Besten, die er mit soften Elektrobeats und spärlichen Synthieflächen untermalt. "Wilhems Scream" offenbart sich als melancholisch schwebender, berauschend intensiver Electro-Psych-Pop, für den das Wort Meisterwerk grade gut genug ist. Der 2-Teiler "Lindisfarne" kommt in Part I als Acapella vorgetragene, herzerweichende Ballade mit Vocodergesang daher - um sich dann in Part II in eine nur soft elektronisch gewürzte Neo-Folk-Pop-Perle zu wandeln. "Why Don't You Call Me" mutet wie eine abstrakte Vision von Antony Hegarty an. Und was er aus Feist's "Limit To Your Love" (♪♫♪) gemacht hat, ist einfach zum verlieben.
Mit seinem Debüt hat James Blake gleich zum Einstand ein tadelloses, beseeltes und großartiges Kunstwerk vor-, und die Latte für sein weiteres Schaffen enorm hoch gelegt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen