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Dienstag, 9. Juni 2015

Besprochen: SARAH CONNOR - "MUTTERSPRACHE"

 Mit "Muttersprache" hat Sarah Connor in der Tat das erste Album ihrer Karriere geschaffen, bei dem man sich nicht wünschte, dass der Terminator sie doch endlich erwischen möge.

Ein Album von der deutschen Sängerin Sarah Connor zu rezensieren, kann einen Musikliebhaber zweifellos vor einige Herausforderungen stellen. Zum Teil liegt dies ganz prinzipiell an der Interpretin höchstpersönlich. Zwar wurde sie anfangs noch mit ein paar Vorschusslorbeeren versehen, die sich vor allem auf ihr durchaus fähiges Organ bezogen, als auch auf die Tatsache, dass sie entgegen der Gewohnheiten (und zumeist vor allem auch Möglichkeiten) anderer deutscher Mainstream-Musiker, bereits früh mit internationalen Musikern, Songwritern und Produzenten arbeitete - zu denen u.a. TQ und Wyclef Jean zählten. Und doch ging es nicht lange gut. Denn neben Namen muss man eben auch eine ansprechende Qualität liefern - und daran haperte es zumeist ganz gewaltig. Solche mehr als peinlichen Reality-Soap-Geschichten wie "Sarah & Marc in Love" oder "Sarah & Marc Crazy in Love" machten dies beileibe nicht besser, schuf sie sich damit doch eher einen zweifelhaften Ruf als gefühlt ewig "Fuck you!"-keifende Xanthippe. Und das besagte Spin-Off war dann eh nur ein ungelenker Versuch, die einst jeweils anstehenden Platten des Musiker-Ehepaares zu promoten. Irgendwie schien Sarah Connor danach langsam in ihrer eigenen kleinen Nische zu verschwinden - und da ist sie nun plötzlich wieder in aller Munde. Denn nachdem sie in der TV-Show "Sing meinen Song" für ihre Interpretation deutschsprachiger Songs großes Lob bekam, wurde sie nun zu ihrem ersten Album in komplett deutscher Sprache inspiriert. Das ganze dann "Muttersprache" zu nennen, ist ebenso schlüssig und nachvollziehbar, wie es auch einfallslos ist - aber daran muss man sich nun wahrlich nicht aufhängen. Aus Erfahrung findet man bei Sarah Connor's Musik selbst ja immer noch genügend Gelegenheit zum Lästern. Und so erwartet man auch in deutscher Sprache nichts anderes - aber gestaltet sich dies dann doch schwieriger als vermutet. Denn so eklig man auch bereits die erste Single "Wie schön du bist" finden wollte - aus ganzem Herzen hassen kann man diesen Song dann irgendwie doch nicht...



Und wenn man prinzipiell einer Rosenstolz-artigen Musik nicht allzu ablehnend gegenüber steht, dann wird es einem die neue Platte der Connor gar nicht so schwer machen - hat sie den Mörderanteil der Stücke doch mit Rosenstolz-Kopf Peter Plate und seinem bewährten Songwriter-/Produzenten-Team realisiert. Und dabei kommt ab und an tatsächlich mal was ganz anständiges rum. So kann etwa der Opener "Mit vollen Händen" (♪♫♪) sehr gut gefallen, der mit einer feinen Melodie, auf's wesentliche beschränkter Produktion und durchaus aufbauenden Lyrics überzeugt. Ganz außerordentlich empfehlenswert ist die sich zum Ende hin immer mehr aufbauende Ballade "Augen auf" (♪♫♪), auf der sie ungewohnt politisch wird und sogar auf die Situation von Flüchtlingen hinweist ("Wenn Menschen alles verlieren / Und wenn Mütter auf der Flucht das Leben ihrer Kinder riskieren / Wer ist dieser Gott von dem sich alle erzählen? / Für den Menschen sterben und andere quälen / Der zulässt das Frauen hinter Männern gehen / Warum können wir nach den Bildern schlafen gehen und weiter träumen als sei nichts geschehen? / Krieg den Arsch endlich hoch, Zeit aufzustehen"). Das auch so eine Botschaft hier massentauglich unter's Volk gebracht wird, kann man nur befürworten. "Deutsches Liebeslied" (♪♫♪) kommt indes mit stimmungsvollen Soul- und Funk-Anleihen daher, das soulig liebliche "Versprochen" kann man ebenfalls ohne große Bedenken durchwinken und "Anorak" (♪♫♪) weiß als durchweg solider Popsong mit leichten Gospel-Andeutungen zu überzeugen. Es gibt aber eben auch einige schwierigere Momente. "Bedingungslos" (♪♫♪) gehört da noch zu den harmloseren Nummern, kann das Stück doch ohne weiteres gefallen - wäre da nur nicht dieser kitschige Beigeschmack. Auch "Meine Insel" gerät dann eine ganze Ecke zu süßlich, während andere Stücke wie "Wenn du da bist" oder "Das Leben ist schön", eher gepflegtes Deutsch-Pop-Mittelmaß zelebrieren.  Und noch ein wenig übler wird es dann auf "Kommst du mit ihr" (♪♫♪), dessen Titel ohne weiteres sexuell zu verstehen ist - viel weiter ins Detail will man hier aber nicht gehen...ehe noch das böse Kopfkino zuschlägt.

Aber man muss es ihr ja lassen: mit "Muttersprache" ist Sarah Connor wohl dennoch das erste Album ihrer Karriere gelungen, bei dem man sich nicht wünschte, der Terminator würde sie endlich über den Haufen ballern. Nein, hier müssen sogar ein paar  lobende Worte her.  Auch wenn ihre neue Platte weit davon entfernt ist, in meine persönliche Playlist Einzug zu finden, so hat sie ihre Sache doch in der Tat besser gemacht, als vorab zu vermuten war. Ein paar kleine Glanzlichter kann das Album vorweisen - nur eben mit einigen mittelmäßigen Stücken drumherum, von denen aber erstaunlich wenige weh tun. Wenn jetzt Sarah Connor wenigstens noch dem elenden Helene-Fischer-Hype ein wenig Einhalt gebietet, dann kann man schon zufrieden sein. 




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